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Es genügt dann, den einzeluen „el Gliassäuy", „es Solaymäny&#34

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617

Tiebor die Beiiianieu hei den Arabern des Magltrib.

Von

Heinrich Frcihcnn von IHiiltziiu.

Die arabischen Städter uud Dorfbcwoliuer fühlten von Alters

her das Bedürfniss, ausser den Vornamen uud den durch „hcn"

verbundenen Listen der Vorväternamen, noch {indcrc mehr speciuli-

sireude Bezeichnungen sowohl für die einzelnen Personen, als auch

für die Familien zu besitzen. Bei don Beduinen machte sich dieses

Bedürfniss nicht in demselben Grade fühlbar, da hier der Staninies-

uamc, sowohl der des Hauptstammes, wie der der Unterabtlieilung

allen umwohnenden Slämmen bekannt war und nio in Vergessenheit

gerieth. Verliess ein Beduine seinen Stamm, so blieb ihm der

Stammesnanie in der Nisbonform als Beiname, er liiess „el Ghassany"

oder „es Solaymäny" u. s. w. Dasselbe fand und findet noch statt

bei denjenigen Beduinen , welche dureh Handels- oder andere Ver¬

bindungen vielfach in Berührung mit andern Stämmen treten. Es

genügt dann, den einzeluen „el Gliassäuy", „es Solaymäny" zu

nennen. 'JVcten Mehrere von einem Stamme iu Verbindung mit

Fremden, so genügt die Unterscheidung durch die Vornamen, wie

„Ilasan cs Solaymäny" u. s. w. Im Stamme selbst bediente man

sich wohl vielfach andrer untersclicideuder Benennungen, häufiger

der „Laqabs", seltener der „K ony a's" oder „Kinva's", aber so allgemein, dass ein jeder Beduine seinen „Laqab" oder seine „Kouya"

besass, war dies nicht. Ganz anders ist dieses bei den modernen

Städtern, und namentlich bei den Städtern des Magbrib, mit denen

wir CS hier zu thun haben.

Bei der ansä.ssigen Bevölkerung des Magbrib hat jetzt eiu Jeder

seinen Familiennamen, oft amli noch einen persönlichen Beinamen

(was wir Spitznamen nennen wiiiden, denn die Urs.ache der Bei¬

legung desselben ist meist eine scherzhafte). Unter P'amiliennamen

verstehe ich hier uicht den Stammesnamen (im Sinne der alteu

Araber uud der heutigen Beduinen). Nein, die Stammestraditioneu

sind bei den Städtern meist verloren gegangen. Viele, ja die Mehr¬

zahl mögen auch nie dergleichen gekannt haben, da schon ihre

Vorväter, vor dem Eindringen der Araber in Nordwestafrika, Städter

waren. Die Kaniilieiinamen der moderneu Maghrebiner entsprechen

(2)

618 V. Maltzan, illier die Beinamen bei rien Arabern des Maghrib.

fast in allen Stücken unsern europäischen, nur in einem nicht, in¬

dem sie nämlich durchaus keine officielle Anerkennung haben. In

bürgerlichen Contracten kommen sie wohl zuweilen vor, aber sie

werden doch stets wie ein unwürdiges , heterogenes Anhängsel be¬

trachtet und gewissermassen verabscheut. Der Qädhy und die

Schühud 'Odul setzen sie in solchen Fällen , wo die Contrabenten

gleiche Namen und gleiche Vaternamen führen, wohl in die Acten,

weil sie sich nicbt anders zu helfen wissen, um Unterscheidungen

zwischen den unzähligen 'Alyy ben Mohammed und Hasan ben 'Alyy

u. s. w. aufzustellen, aber sie thun es ungern und nur nothgedrun¬

gen, als ein Zugeständniss an die Verderbtbeit des Dialects. Im

gewöhnlichen Leben aber bat die Konya eine solche Bedeutung

erlangt, dass sie gauz uusern Familiennameu gleich kommt.

Die Kouya bei den alten Arabern scheint mehr persönlich ge¬

wesen zu sein. Auch der Prophet hatte eiue solche Konya, aber

er liebte es nicht, wenu man ihn damit nannte. Bei den modernen

Maghrebinern ist die Konya wohl auch persönlichen Ursprungs,

aber jetzt ist sie in den meisten Fällen erblich geworden. Per¬

sönliche Kenya's entstehen allerdings noch nach wie vor, aber auch

sie haben eine grosse Tendenz, erblich zu werden. Die persön¬

lichen Kenya's sind freilich oft blose Spitznamen , zuweilen selbst

haben sie einen beschimpfenden Sinn, aber auch diese Schimpf-

konya's erweisen sich in den meisten Fällen als fest und un¬

verdrängbar und erben sich fort. Es ist mir allerdings manchmal

vorgekommen, dass ein Algierer, den ich nach seiner Konya fragte,

behauptete, keine solche zu haben. Aber in allen solchen Fällen

entdeckte ich später, dass der Befragte doch eine Konya besass,

die der ganzen Stadt wohlbekannt war, die nur er selbst nicht ein¬

gestehen wollte, weil seiue Konya einen beschimpfenden Sinn hatte.

Ein Theil derjenigen Kenya's, welche einen ehrenvollen Siun haben,

mag aus deu alten Laqab's entstanden sein. Aber der Begriff

„Laqab" ist heut zu Tage bei den Maghrebinern, wenigstens den

Städtern, ganz durch die „Konya" verdrängt worden. Bei deu Be¬

duinen der Sahara sollen noch „Laqab's" vorkommen, wenigstens

scheinen mir Beinamen wie „Schlange der Wüste" oder „reissender Löwe" oder „verheerender Panther", welche grosso Stammeshäupter der Sahara füliren (die sich aber jetzt auch forterben) , eine solche

Entstellung zu haben. Bei den Städtern uud selbst den von ihren

Stämmen getrennt und zerstreut wohnenden Landarabern genügt die

„Konya" allein und der „Laqab" ist unbekannt. Das einzelne In¬

dividuum wird von Allen, ausser von seiuen eignen Familienmit¬

gliedern, ausschliesslich mit der Konya benannt. Von vielen meiner

algierischen Bekannten habe ich nie eine andere Benennung, als

ihre Konya, erfahren. Den eigentlichen Namen erfuhr ich nur dann,

wenn mehrere Glieder einer Familie, deren Konya dieselbe war,

mit mir in Berührung traten. Bei deuen, welche beschimpfende

Kenya's haben, pflegt man freilich deu Vornameu vorzugsweise zu

(3)

V. Maltzan, über die Beinamen bei den Arabem des Maghrib, ß] 9

gebrauchen, aber nur in ihrer Gegenwart; in ihrer Abwesenheit

gebraucht man jedoch, weun man von ihnen spricht, nur ihre

Schimpfkonya.

Die Kenya's der modernen Maghrebiner sind sehr verschiedenen

Ursprungs. Ich will es versuchen, die am häufigsten vorkommenden

nach ihrem Entstehungsgrunde übersichtlich zu classificiren.

1) Die erste und häufigste Bildungsart derselben ist die aus

dem Vornamen eiues der Vorväter, sei es in der Nisbcnform ad¬

jectivisch, sei es substantivisch mit verbindendem „Ulyd" (infans O^j). Erstere Art ist die gewöhnlichste. Man sagt „el-Mahmudy",

„el Ahmed y ", „el Hos say ny" u. s. w. Sie deutet fast immer

auf eine beduinische Abstammung. Die andere Art d. b. die Be¬

zeichnung als „Sohu des N. N." gehört nur dann der Classe der

Kenya's an, wenn der Name des Vorvaters in einer andern Form,

als der gewöhnlichen, dem „Ulyd" nachgesetzt wird, denn Bezeich¬

nungen wie „ Ulyd Mohammed " sind keine Konya's , sondern nur

Ausführungen des Vornamens. Die Verbindung mit „Ben" (Ibn)

uud dem Vaternamen hat im Magbrib fast immer etwas actenmässig

Feierliches uud bildet keine Konya's, wohl aber die Verbindung

von „Ben" mit Titeln oder Spitznamen eines Vorvaters, wovon

weiter unten die Rede sein soll. Wenu jedoch dem „Ulyd" der

Vatername in einer andern Form, als der gewöhnlichen, nachgesetzt

wird, so müssen wir dies als Konya auffassen, besonders da in

lien meisten Fällen diese andre Form des Vaternamens selbst schon

eine „Konya" war. Diese andere Form ist meistens das Diminutiv,

oft auch das Diminutiv des Diminutivs des Vaternamens. So sagt

man in Algier Mohammed „ulyd 'Allai", iu Tuuis „ulyd 'Alläla".

In beiden Fälleu führte schon der Vater als Konya das Verklei¬

nerungswort des Namens 'Alyy, ohne dass desshalb nothwendiger

Weise sein Vorname'Alyy gewesen sein musste. Sein Vater mochte

'Alyy geheissen und ihm dessen Vorname in der Diminutivform als

Kou)'a gegeben worden seiu. Einer meiner Bekannteu in Algier

führte als Konya das „Ulyd", verbunden mit dem doppelten Verklei¬

nerungswort seines Vorvaternameus. Dieser Voi-vater hiess Brähym

(magbrebinische Aussprache von Ibrähym). Die Verkleinerung war

Boray-yim , im Magbrib , ausgesprochen Bry-ym , da der Diphthong

„ay" hier immer als langes i gesprochen wird (für |»j;Jji). Davon eine zweite Verkleinerung gebildet, ergab Boray-ymat, ausgesprochen

' IM. )

Bry-imat, in der Stadt Algier Br)'-imats (fürX.»jjj)j denn in diesem

Falle wurde das sonst verstummende » finale deutlich als t (al¬

gierisch ts) gesprochen, wahrscheinlich weil sonst zwischen dem

einfachen Diminutiv „Bry-ym" uud dem doppelten „Bry-ima" nicht

(4)

620 "• Maltzan, über dir. lieinamen bei tien Arabern des MMjhrib.

scbarf genug untersebieden werden konnte. Mein Bekannter biess

„Ulyd Bry-imat" wortlicli übersetzt „der Sohu des kleinen Abra-

liamchens" und seine sämmtlicheu Brüder führten dieselbe Konya.

Ein anderer hiess „Ulyd Oby-id Allah". „'Oby-id" ist die maghre-

w- > o . , ^

binische Aussprache für Jcwx, Diminutiv von xX*^ (welches Obyd

, >

gesprochen wird) und «Ax** 'st bekanntlich das Diminutiv von

0 '

Jw:. Dieser Maun hatte also die Konya „Sohn des kleinen Ab-

dallahchens".

2) Eine zweite Gattung von Konya's schliesst sich an die

ebeugeschilderte an, iudem auch hier das Wort „Ulyd" uud daneben

ebenso häufig „Beu" vorkommt, jedoch uicht in Verbinduug mit

dem Namen, sondern mit dem Titel oder der Gcwerbsbezcichnuug

des Vorvaters. Am liebsten leitet mau diese Konya vom Titel des¬

jenigen Vorvaters ab, der von alleu Ahnen die höchste llaugstufc

erreicht hatte. Eine der angesehensten Familien Algiers führt die

ehrende Konya „Bei Merabet" (für Ben el Moräbit). Kein Ursprung

eines Beinamens kaun ehrwürdiger sciu. Andere heissen „Ulyd

Chaznädschy (d. h. Sohn des Schatzmeisters) , „Bei Amyn" (für Ben c

el Amyn) ; der Amyn, ^^^1, ist in Algier der Vorsteher einer Zunft

oder einer Handelscorporation. Vou Ilandwerksbezeicliunngcn der

Vorväter abgeleitete Kenya's sind sehr häufig. Z. B. Ulyd el Fekähy

(der Sohn des Obsthändlers), Ulyd el Maiifuldscliy (Sohn des Schuh¬

machers), Ulyd cl Kessadry (Sohu des Klemi)ncrs), Ulyd el Babudscliy (Sohu des Pantoffelmachcrs), Ulyd el 'Attar (Sobn des Gewürzkrämers),

Ulyd es Sgagry (Sohu des Spc/.ereihändlers , in Algier allein ge¬

bräuchlich). Auch von fremden Titeln, die ins Vulgärnrabische

übergegangen sind, werden nicht selten Konya's mit vorgesetztem

„Ben" oder „Ulyd" gebildet. Z. B. „Bei Qobtän" (für Beu el Qob- t.an, Sohn des Capitän's), „Ulyd Labret" (letzteres eine sehr ent¬

stellte Verstümmelung des iranzösischen „Interprete") „Ulyd Schan- bet" (Schanbct ist aus dem französischen „Garde champetre" ent¬

standen).

3) Zuweilen, aber selten sind Konya's aus dem Namen oder der

Ilcrkunftsbezeicbnung der Mutter mit vorgesetztem „Ulyd" oder „Ben"

entstanden, z. B. „Ulyd Fatma" (Sohu der ^'atma), „Bei Turkiya"

(für Hcn el Turkiy.a, Sohn der Türkin), „Ulyd cl tjabäyliya" (Sohn

der Kabylin) u. s. w.

4) Konya's von etwas längerer Fonn sind die, welche zugleich

Titel und Namen des Vorvaters anfübren. Z. B „lien Scliycli ' Alyy"

(Sohu des Scbaych'Alyy) , „Ulyd Mustala Häscba", „U. Hasan Ba¬

scha", „U. Alimed Boy". Diese Kenya's sind nicht etwa blos Bei¬

namen des Sohues des jedesmal genannten Würdenträgers, sondern

(5)

11. Maltzan, ul>er die Beiimmen bei clen Arabem det Maghrib. 621

der ganzen Familie, bei Töchtern wird dann dem „Ulyd" immer

noch Hint vorgesetzt.

5) Kenya's sind sehr häufig einfache Herkunftsbezeichnungen

des Vorvaters. Genealogische llerkunftsbezeichuungen wurden, meist

auf beduiinschen Ursprung deutend, schon oben behandelt. Geo¬

graphische Herkunftsbezeichnungen finden sich besonders in Kauf¬

mannsfamilien häufig, z. B. el Madany (der Medynenser), el Gadyry

(der aus Agadyr in Marokko stjimniende) , el Mekkäwy (der Mekka¬

ner). Bei vielen solcher Beinamen fällt der Artikel weg, z. B.

„Bunadally" (der aus Bunadal, Stadt in Anadoli, stammende), „Ger-

genny" (der von der Insel Gergenna Hiäjb stammende) u. s. w.

6) Die Wörter „Ulyd" und ebenso „Bu" (statt Abu, Vater)

werden auch im Maglirib wie im Orient oft bildlich, als „Besitzer",

„Freund" u. s. w. gebraucht, und Konya's damit zusammengesetzt,

z. B. „Ulyd Korbyla" (der Besitzer der Karabine), „Bu Mäza (der

Ziegenfreund) , „Bu Homra" (der Eselinsfreund), „Bu Barhla" (der

Mauleselinsfreund). Die im Orient so häufigen Zusammensetzungen

von Bu oder Abu mit Vornamen, wie Abu Ibrähym, Abu Mohammed,

welche dort gleichsam als persönliche Konya's im Gebrauch sind,

kennt man im Magbrib gar nicht. Hu ist im Maghrib in der Zu¬

sammensetzung vou Beinamen immer bildlich, selbst alleinstehend

wird CS im gewöhnlichen Leben iu Algier vielfach durch das für

„Vater" gebräuchlichere Wort „Bäbä" verdrängt.

7) Scherzhafte oder tändelnde Konya's kommen gleichfalls im

Maghrib als Familiennameu vor uud erben sich als solche fort, z. B.

„Bu 'l'elys" (jwgJlis ^j), wörtlich übersetzt „Vater der Nachtmahr".

d. h. „ein vou Alpdrücken Geplagter"; „Bu Dschedry" ^j),

wörtlich „Vater der Blattern" d. h. ein „Blatternnarbiger". Eineu

andern Charakter tragen die Konya's, welche aus Diminutiven, nament¬

lich aus deu im M.aghrib so sehr beliebten Diminutiven von Dimi-

i - . t

nutivcn entstandeu, z. B. Uchiyi (^^^^t, Diminutiv vou ,_^!,

welches wieder Dim. vou _^i>.! , Bruder) , d. h. das „kleine Brüder¬

chen". Derartige Konj'a's werden nu?ist unmittelbar au den Stamm

.angehängt; man sagt „Ilädsch Abmed Hu Tclys", „Sydy Mu(;tafa

Uchiyi" u. s. w.

S) Heschimpfcnde Konya's sind selten erblich, dennoch kameu

mir mehrere Beispiele vor, ■/,. B. Er Ixafydhy (^^as^jT) d. h. „der

Ketzer", El Moslymany (J.L1aLL*JI) ^ so nennt man in Nordafrika

diu Ueuegaten, deneu stets in der Volksmeinuug eiu Makel anklebt.

Beschimpfende oder lächerlich machende persönliche Konya's

(6)

622 Maltzan, üher die Beinamen bei den Arabem des Maghrib.

dagegen sind sehr häufig. Die gewöhnlichsten sind die, welche sich

auf irgend einen körperlichen Mangel oder Hässlichkeit des so Be¬

nannten heziehen. Ein alter Araber in Algier hiess Udsch el Kebsch

o uC b - ' ü ' oC

((ji>.JüI d. h. „Schafsgesicht", ein anderer „ElFartäs" (^J~Lb^i) - - >

d. h. der „Grindköpfige", ein dritter „El Hodebby" {^^iO^^^) d. h.

der „Bucklige". Dergleichen Konya's zeigen nicht selten die Tendenz,

mit vorgesetztem „Ulyd" erblich zu werden. So führte bereits der

Sohn des zuerst Genannten die Konya „Ulyd Udsch el Kebsch".

Eine höchst seltsame Art persönlicher Konya's siud die, welche

sich auf eine Excentricität eines Individuums beziehen. Ein

komisches Beispiel dieser Art wurde mir in Algier bekannt. Ein

^ol r. . ^ ,

Araber hiess „Charäyy fi Qodra" ^ t^'j=*) ^^n ^jj>

.. o >

(deposuit merdam) und «jX'i , so nennt man in Algier den Koch¬

kessel. Auch in diesem Falle war die Konya gewissermassen erb¬

lich, doch nicht in der Familie, sondern im Gewerbe. Ein andrer,

der dasselbe, eben uicht sehr reputirliclie Gewerbe früher ausgeübt,

hatte sie schon geführt und nun war die Konya auf seinen Nach¬

folger übergegangen. Es versteht sich wohl von selbst, dass sol¬

cherlei Konya's nur von Feinden den Trägern ins Gesicht gesagt

werden. Aber die ganze Stadt kennt sie und bedient sich ihrer.

Leute, welche solche persönliche Konya's führen, sind selten aus

der Stadt; als Städter würden sie gewiss erbliche Konya's besitzen.

Aber man liebt es. Fremde mit beschimpfenden Konya's zu benennen.

Zuweilen, aber selten kommt es vor, dass der Träger einer erb¬

lichen Konya daneben uoch eine persönliche besitzt. Z. B. kannte

ich einen Manu , der „ Ulyd el Hadschäm " (der Barbiersobn) , mit erblicher und mit persönlicher „El A^fer" d. h. „der Gelbe" hiess.

9) Eine andere Art von Konya's scheint mir berberischen Ur¬

sprungs zu sein. Es sind meist kabyliseb klingende Wörter, welche

unmittelbar an den Namen angehängt werden ; sie mögen wohl eine

Herkunftsbezeichnung einschliessen, sind aber weder durch die Re-

lativeudung noch durch .xndere adjectivische Schlussformen syntactisch

mit dem Namen verbunden. Z. B. hiess ein Regierungsbeamter

„Sy Ahmed Berruyla". Dieses „Berruyla" wurde RI^j^j geschrieben

und war wohl schwerlich arabischeu Ursprungs, auch verstand kein

Araber dessen Bedeutung. Ein Mann in Tunis hiess „Sy Mugtafa

o -

Sedschuydsch". Letzteres Wort soll der Name einer

Ortschaft auf der von Berbern bewohnten Insel Dscherba sein.

Die Konya's als Familiennamen sind also hauptsächlich den

Städtern eigen, oder denjeuigeu Landarabern, welche isolirt von

(7)

V. Maltzan, über die Beinamen bei den Arabern des Maghrib. 623

Stämmen leben. Eine Sitte, welche an die Clientel bei den alten

Römern erinnert, findet sich in Tunis und Algier bei den freige¬

lassenen Negern. Diese nehmen nämlich mit Vorliebe die Konya's

ihrer früheren Herren an. In Tripolis ist dieses nicht der Fall.

Die dortigen Neger sind meist Neubekehrte und vermeiden Alles,

was ihnen den auch nur oberflächlichen Anschein von schlechten

Moslem's geben kann. Nun steht es aber unzweifelhaft fest, dass

die Konya von den Orthodoxen gemissbilligt wird. Religiöse Persön¬

lichkeiten bedienen sich ihrer nur selten, nur in den äussersten

Fällen oder in der grössten Intimität. Die Gelehrten versuchten An¬

fangs mir gegenüber die Thatsache in Abrede zu stellen, dass eigent¬

lich jeder Städter seine erbliche Konya besitze. Auch muss man

schon sehr intim mit einem Araber sein, um ibn ohne Beleidigung

nach seiner Konya zu fragen. Auf die Frage „wie heisst du?"

wird niemals eiu Araber seine Konya nennen. Darauf bekommt

man nur Antworten wie „Hasan" oder „Mohammed" und, wenn

der Antwortende sehr ausführlich sein will, solche wie „Hasan ben

Mohammed" u. s. w. , wodurcb man nicht klüger wird, da es un¬

zählige Gleichnamige giebt. Die Konya kann mau nicht auders er¬

fahren, als durch die directe Frage „welche Konya führst du?"

Aber wie gesagt, mau muss deu Mann gut kennen, um ihn durch

eine solche Frage nicht zu kränken. Nicht selten bekam ich die

Antwort „Ich hahe keine Konya" oder wohl auch „dem Moslem

genügt sein Name, die Konya ist ungläubigen Ursprungs". Solcherlei

Antworten konnten manchen Reisenden irreführen, ihn die Bedeutung

der Konya verkennen lassen und glaubbar machen, die Leute unter¬

schiedeu sich wirklich eiuzig und allein durch die Namen. Dass

dem aber nicbt so ist, wenigstens nicht bei deu Städtern Nord¬

afrikas, glaube ich, wird aus dem oben Gesagten hervorgehen.

(8)

624

Ueber die äthiopisch-himjarischen Kriege.

Von Dr. F. Fraetorins.

Ueber die ätbiopiscb-himjariscben Kriege bat Hr. Dr. Blau

im 23 ten Bande dieser Ztschr. S. ö60 f. eine neue im Gauzeu

wie mir scbeint verfehlte Ansicht ausgesprochen. Nur was die

Identilicirung des Elesboas der Byzantiner mit dem Ela-Atzbäh

bei Dillmanu No. 13 und des Andas oder Adad^), welchen die

Byzantiner bald nachher erwähnen, mit dem Ela-Adhanä betriift,

welcher letztere auch in der äth. Königsliste als Nachfolger des

Ela-Atzbäh genannt ist, so scheint mir dieselbe ansprechend zu

sein, obgleich sie nicht im Entferntesten so sicher ist, wie Blau glaubt,

dass dies aus seiner Berechnung (a. a. 0. Anm. 5) hervorgehe.

Neben vielem andern, was mau gegen diese einwenden kann, mache

ich hier nur auf das aufmerksam, was Dillmann (Ztschr. VII S. 352

unten) mit Recht über die Liste A sagt, auf welche Blau seine

Berechnung stützt. Unerklärlich ist es aber, wie Blau aus der a.

a. 0. Anm. 3 angezogenen Stelle sehliessen kann, „dass die äthiop.

Chroniken schon gegen Ende des 5. Jahrhunderts der Kriege der

Habessinier unter dem Könige Kaleb gegen Arabien erwähnen ".

In der äth. Legeude (Chroniken giebt es für jene frühen Zei¬

ten nicht, auch die Vita Aragävi ist nur eine Heiligenlegende) spielt

allerdings ein König Kaleb eine grosse Rolle, unter anderem auch

als Rächer der Märtyrer von Nedschran. Die äthiopische Sage hält

also diesen Kaleb irrthümlich für den König, welchen Theophanes

(Chronographia ed. Classen 1 p. 200) bei dieser Gelegenheit erwähnt

uud 'EXtaßad (üenit.) nennt. Dieses Ereigniss fällt nach Theo¬

phanes in das Jahr 6016 A. M., 515 A. C. = 523 — 524 unserer

1) Die Identificirung der Namen Klosltuas und Ela-Atzltiih oder Kla-At7.bcli:\

an sich ist schon alt, vergl. LudiilC Iiist. Aeth. II cap. IV.

Ü) Bei Blau Adan, jedenfalls irrthümlich. Friiher h.itte man diese Na¬

mensformeu mit dem äth. Amedä zusammengestellt. Vergl. Sapcto , viaggio o missione catolica etc. p. 64. Desgl. Uüppell (liei.sen in Abessinien II p. 344), welcher in seinem unbegreiflich confusen Raisonnement über diesen Gegenstnnd den Namen Amodä auf der Logende einer Geldmünze zu erkeimen glaubt. Statt 'AftSas ßnaiiivs, wie R. liest, ist aber zu lesen 'AoiSae (= /iCOi^*') ß""-

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"Ich möchte Dich nicht verwunde(r)n mit einer Behauptung und doch kann ich sie nicht vermeiden: Ich glaube es Euch nimmermehr, selbst wenn ihr es glaubt, daß die Kindermärchen

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