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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2020 | www.diepta.de

H

angeln statt Han- teln? Wer Fitness und Kraft auf- bauen will und sich zum Besuch eines Fitness- studios nicht motivieren kann, der ist beim Klettern oder Boul- dern gut aufgehoben. Anders als beim Bodybuilding möchten Kletterer kein Gewicht auf- bauen, denn sie tragen ihre Kör-

permasse mit in die Höhe. Ein Ungleichgewicht in der Musku- latur, wie etwa überentwickelte Oberarme durch Krafttraining, kommt bei Kletter-Sportlern so gut wie nicht vor.

Man unterscheidet verschie- dene Varianten des Kletterns wie etwa das Alpinklettern, bei dem das Erreichen des Berggip- fels ein primäres Ziel darstellt,

das Freiklettern, bei dem zur Fortbewegung an Felsen oder Kunstwänden lediglich Hände und Füße eingesetzt werden dürfen, oder das Speedklettern, bei dem es darum geht, eine Route in kürzester Zeit zurück- zulegen. Als sehr gefährlich wird das Free Solo eingestuft, denn dabei wird auf alle For- men von Hilfs- und Sicherungs-

mittel verzichtet, während die Sportler bei sogenannten Deep Water Soloing im Falle eines Sturzes zumindest vom tiefen Wasser aufgefangen werden.

Besondere Herausforderungen stellen auch das Eis-, Höhlen- oder Rettungsklettern dar.

Draußen ist es anders Wer mit dem Klettern anfängt, sollte sich überlegen, ob er Bouldern (Indoor-Klettern) oder Out- door-Sport betreiben möchte.

Zum Bouldern benötigt man spezielles Schuhwerk sowie einen Magnesiabeutel, der eine kreidige Substanz enthält, mit der man die Hände einreibt, damit die verschwitzten Finger nicht abrutschen. Die meisten Sportler starten mit dem Klet- tern an einer künstlichen Klet- terwand und versuchen sich erst später am Felsen. Das Out-

BEWEGUNG STATT BETTRUHE

Ein vielseitiges Ganzkörpertraining stellt Klettern dar – egal ob in der freien Natur, am Berg oder in der Halle. Die Sportart kräftigt nahezu alle Muskeln und trainiert die Kondition und Beweglichkeit.

Hoch hinaus

© oneblink-cj / iStock / Getty Images

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2020 | www.diepta.de

door-Klettern ist facettenrei- cher, die Sicherungssituationen sind anspruchsvoller, zudem sollte man ökologische Aspekte wie Tier- und Pflanzenarten in der Umgebung beachten und sich rücksichtsvoll verhalten.

Jede Route erfordert einen Risi- kocheck, schließlich gibt es in der Natur keine regelmäßig ge- warteten Sportgeräte. Out- door-Klettern ist im Gebirge, in Kletterparks oder in Hochseil- gärten möglich.

Beim Klettern handelt es sich um eine sehr komplexe Sport- art, von der auch Menschen mit verschiedenen Krankheitsbil- dern profitieren. Bei depressi- ven Verstimmungen tut die Ak- tivität in der Regel gut, weil sie positive Emotionen weckt, das Selbstwertgefühl stärkt und die soziale Isolation vermindert.

Einen Berg oder eine Wand aus eigener Kraft zu besteigen, macht glücklich und stolz.

Höhenangst lässt sich langsam in speziellen Boulder-Kursen verbessern. Für Betroffene stellt es eine Art Konfrontationsthe- rapie dar, denn sie stellen sich ihren Ängsten und erfahren, dass trotz der Höhe nichts pas- siert und die negativen Gefühle nachlassen. Die Konfrontation erfolgt auf verschiedenen Stu- fen, das Angstniveau wird dabei allmählich gesteigert.

Sich fallen lassen und aufgefan- gen werden ist auch eine wich- tige Erfahrung für Angstpatien- ten. Sie lernen, anderen zu vertrauen, denn sie hängen im Seil, das durch eine andere Per- son gesichert wird. Auch ältere Menschen sind an der Wand gut aufgehoben, denn sie trai- nieren ihren Gleichgewichts- sinn, die Kraft in den Extre- mitäten sowie die Orientierung im Raum. Um positive Effekte zu erzielen, ist es nicht unbe- dingt notwendig, hoch hinaus zu klettern: Zwei Meter über dem Boden sind für Anfänger

oder Senioren schon eine un- gewohnte Höhe.

Da beim Klettern die im Alltag häufig vernachlässigten Rücken- muskeln gefordert werden, ist die Sportart auch bei Rücken- schmerzen ideal. Darüber hin- aus hilft Bouldern übergewichti- gen Personen beim Abnehmen, schließlich verbraucht man etwa 700 Kalorien stündlich. Vorteil- haft ist, dass Klettern risikoarm und gelenkschonend ist. Wenn Anfänger beispielsweise einen Zug probieren, der zu Überbe- lastungen führen könnte, stür- zen sie in der Regel ab, was nicht schlimm endet, weil sie gesi- chert sind – eine Überbeanspru- chung tritt entsprechend selten auf. Die Bewegungen sind nie ruckartig, sondern fließend und

harmonisch. Überbelastungen kommen höchstens im Hoch- leistungssport vor, häufig sind die Ellbogen von Schäden be- troffen.

Manche Leute fürchten, dass beim Bouldern die Finger oder die Oberarme übermäßig stra- paziert werden, allerdings wird die Bewegung in die Höhe durch die Beinmuskulatur un- terstützt. Natürlich trainiert Klettern auch die gesamte Ober- körpermuskulatur inklusive der Unterarme, sodass Aktive vor allem zu Beginn der neuen Sportart die Unterarme spüren könnten. Während die Beine motorisch die gleichen Bewe- gungen wie im Alltag (beispiels- weise beim Treppensteigen)

durchführen, ist das Belastungs- profil des Oberkörpers mitsamt der Überkopf-Zugbewegungen ungewohnter. Verletzungen und Überbelastungen kommen häu- figer bei Bewegungen vor, die der Körper seltener absolviert.

Es gilt daher, den Mangel an Kraft und Beweglichkeit durch ein gut durchdachtes Training zu schließen, um den Sport ge- sund betreiben zu können.

Häufige Begleiterschei- nungen Die Hitliste der Klet- tersportverletzungen führen Ringbandverletzungen, Fin- gergelenksschwellungen sowie Sehnenscheidentzündungen der Fingerbeuger an. Zu den typischen Boulder-Verletzun- gen zählen neben den Ring-

band-Einrissen in den Fin- gern auch Entzündungen in der Schulter oder in den Ellbogen sowie Probleme im Rückenbe- reich durch harte Landungen oder unzureichendes Abfedern.

Beim Bouldern entstehen die meisten Verletzungen beim Ab- sprung beziehungsweise beim Landen auf der Matte. Dabei können das Umknicken des Sprunggelenks oder das Abfan- gen des Aufpralls durch Abstüt- zen mit der Hand gravierende Folgen haben. Im Vergleich zur Anzahl der Boulderhallennut- zung ist die Zahl der gemelde- ten Verletzungen jedoch gering, sodass Bouldern insgesamt als sehr sichere Sportart gilt. Ein gezieltes Ausgleichstraining der

Muskulatur, ein intensives Auf- wärmen zum Beginn des Trai- nings, eine ausreichende Rege- neration zwischen den Einhei- ten, spezielle Sturz- und Ab- sprungübungen sowie ein Ab- rolltraining für eine gesunde Landung dienen der Verlet- zungsprophylaxe. Bei leichte- ren (Finger-)Verletzungen und Wunden lässt sich eine Kletter- pause durch das Tapen der be- troffenen Stellen vermeiden, das richtige Anlegen der Verbände soll allerdings gelernt sein.

Safety first Klettern wird oft als besonders gefährliche Sport- art wahrgenommen, da in den Medien hin und wieder von Todesfällen berichtet wird. Im Vergleich zur Anzahl der Klet-

terer sind die Zahlen für schwere Unfälle jedoch relativ gering. Hauptunfallursache stellt menschliches Versagen dar, hingegen kommt es so gut wie nie zu Seilrissen. Viele schwere Verletzungen passieren nicht während des Kletterns am Fels, sondern beim Zustieg et wa durch einen Steinschlag.

Alpinklettern ist zwar eine Sportart, die gewisse Unfallrisi- ken birgt, durch die Anwen- dung von anerkannten Sicher- heitsregeln und -techniken lassen sich die Gefahren jedoch stark minimieren.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

Ob an steiler, hoher Felswand oder

Indoor und nur wenige Meter über dem

Boden: Klettern macht stolz, glück lich

und stärkt das Selbstvertrauen.

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