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Rot, gelb oder blau?

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132 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2015 | www.pta-aktuell.de

E

s dient der Kundenbin- dung, wenn die PTA sich auch in diesen Dingen auskennt: Welche Teile einer Pflanze färben besonders gut, wie stellt man einen Sud her und gibt es Tricks, die Färbewirkung zu intensivieren? Denn es gehört für viele Familien immer noch dazu, an Ostern Eier selbst zu färben und damit Nester zu dekorieren oder

sie zu verstecken; mittels Kratz-, Batik- oder Ätztechnik werden gar kleine Kunstwerke gefertigt. Man- cher möchte dabei nicht auf die zwar praktischen, aber chemisch hergestellten fertigen Farbpulver aus der Drogerie zurückgreifen.

Es muss nicht blass werden Ge- nerell gilt, dass Pflanzenfarben we- niger intensiv sind als die chemisch

hergestellten Pulver. Gibt man Alaun (Aluminiumkaliumsulfat, vorzugs- weise bei gelb) oder Pottasche mit jeweils einem Teelöffel pro Liter in den Sud, erhöht das die Farbwir- kung teilweise gigantisch. Doch auch in den pastellfarbenen Natur- tönen sehen die handgefärbten Eier schön aus; gerade gesprenkelte oder marmorierte Exemplare kommen dann besonders zur Geltung. Es gibt nur wenige Färbemittel, die das Ei für den Verzehr unbrauchbar ma- chen, dazu gehören Blau, Rot- und Gelbholz sowie die Färberröte oder Krappwurzel (Farbton rot). Sie sind als Lebensmittelfarbe nicht zugelas- sen, hier sollten ausgeblasene Eier verwendet werden.

© SG- design / fotolia.com

Rot, gelb oder blau?

PRAXIS OSTEREIER

Auf der Suche nach Naturfarben sind sie alle Jahre wieder gefragt:

Ostereierfarben aus Pflanzenteilen. Sie versprechen Genuss ohne Reue,

denn sie kommen ohne die bedenklichen Azo-Verbindungen aus.

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Für Kundenfragen gewappnet

„Haben Sie schon was da?“ Es ist noch nichts bestellt, die PTA muss sich etwas einfallen lassen. Hier hilft der Blick ins Teeregal und ins Labor:

Die Blätter von Birke, Brennnessel und Holunder sorgen für gelbgrün, Goldrute und Kamille für gelb, Rin- gelblumen für beige. Johanniskraut erzeugt mit sechs Esslöffeln Alaun pro halbem Liter Sud eine leuchtend grüngelbe Schale. Eichenrinde sorgt für dunkelbraune, Wermutkraut, Ysop und Mate für grüne Ostereier und für violett stehen getrocknete Heidelbeeren. Generell gilt: Der Sud wird mit 30 bis 100 Gramm pro Liter aufgesetzt und bis zu einer Stunde gekocht. Dann abseihen.

Die Eier müssen zuvor hartgekocht, die Schale mit Essigwasser abgerie- ben sein. Wenn sowohl die Eier als auch der Sud noch lauwarm sind, entsteht die beste Farbwirkung;

Alaun oder Pottasche nicht ver- gessen.

Nicht die Hände färben Sieben bis vierzehn Tage alte Eier eignen sich am besten, dann ist die Qualität der Schale optimal. Bio-Eier haben die dickste Schale und weiße Eier nehmen natürlich die Farbe unver- fälscht auf. Eichenrinde und andere Wurzelteile wie zum Beispiel Kur- kumawurzel (leuchtend gelb) soll- ten vor Herstellung des Sudes über Nacht eingeweicht werden. Und gegen das Verfärben der Hände ist man mit Einmal-Handschuhen, die jede Apotheke in der Schublade hat, bestens gewappnet. Die Eier werden zum Trocknen auf einen selbstge- bastelten Ständer gelegt. Dazu den Deckel eines Eierkartons entfernen, in die Unterseite jeweils Löcher schneiden. Dann den Karton umdre- hen und die noch feuchten Ostereier hineinsetzen.

Farbe aus der Küche Zwei Hände voll Zwiebelschalen ergeben eine ganz wunderbare dunkelbraune Schalenfarbe. Wer so klug war und die Schalen der geknackten Weih- nachts-Walnüsse aufgehoben hat,

verfügt jetzt über ein großes Reser- voir eines schwarz-braunen Färbe- mittels. Und wer sich erinnert, wel- che Flecken Rotkohl und rote Beete im Tischtuch hinterlassen haben, wird verstehen, dass sich beide Ge- müsesorten hervorragend für blau- rote Schalen eignen. Rotbuschtee ergibt orange Eier. Hier gilt beson- ders, dass die Schale vor dem Färbe- vorgang mit Essigwasser behandelt wird, dann haftet die Farbe besser.

„Ich suche ein tolles, sattes Rot“ Hier gibt’s nur eine Antwort:

Cochenillepulver, gewonnen aus Dactylocius coccus, der südamerika- nischen Schildlaus. Die spanischen

Könige wussten, warum sie sich ihre Roben mit dem damals selte- nen leuchtenden Karminrot einfär- ben ließen, nachdem ihre Seefahrer die (getrocknete) Laus nach Europa gebracht hatten. Der Maler Peter Paul Rubens stellte aus der pulver- isierten Form ein besonderes Rot her. Cochenille-Rot gilt als das oxi- dationsbeständigste aller natürlichen Farbstoffe und schlägt damit sogar seine synthetischen Geschwister; es ist als Lebensmittelfarbe offiziell zugelassen. Zwei Gramm Cochenil-

le-Pulver auf einen halben Liter Wasser, 30 Minuten gekocht, rei- chen, um weißen Eiern ein leuchten- des Pink, braunen ein an Purpur grenzendes Rot zu verleihen. Wer sehr empfindlich ist, kann allerdings auf Cochenille allergisch reagieren.

Zwei Tipps zum Schluss Da Säu- ren für die Farben eine aufhellende Wirkung haben, kann man dies nutzen, indem man vor dem Färben Ornamente oder Schriftzüge mit einem Wattestäbchen, getränkt mit Zitronensaft oder Essig, auf die Schale anbringt. Wer Muster will, kann das Ei mit Zwiebelschalen umwickeln und es mit einem ab-

geschnittenen Nylonstrumpf fixie- ren. Im Farbbad entsteht dann die Zeichnung. Ist das Ei fertig gefärbt, kann man es mit einer Scheibe Speck oder mit Pflanzenöl abreiben, das gibt der Schale Schutz und leuch- tende Farben. ■

Alexandra Regner, PTA und Journalistin WOHER STAMMT DER BRAUCH?

Es gibt verschiedene Erklärungsversuche:

+ In vorchristlicher Zeit brachte man der Fruchtbarkeitsgöttin „Ostara“ im Frühjahr Opfergaben dar. Eine der Kultgaben: rot gefärbte Eier. Sie sollten die Göttin sowohl für die Ernte auf dem Feld als auch für den mensch- lichen Kindersegen gnädig stimmen.

+ Katholiken war der Verzehr von Eiern während der vierzigtägigen Fastenzeit verboten. Hühnereier galten als „flüssiges Fleisch“. Also wurde sie gekocht, um sie haltbar zu machen. Um sie von den rohen Eiern zu unterscheiden, färbte man sie bunt.

+ Am Gründonnerstag war Zahltag für die Bauern: der „Zehnte“ wurde fällig. Manche bezahlten den Grundherrn in Naturalien (Zinsei) – die Hühner legten im Frühjahr wie verrückt, es gab einen Eierüberschuss. Als später die Naturaliengaben wegfielen, erhielt sich der Brauch, Eier zu verschenken. Diese wurden bunt gefärbt oder reich verziert.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2015 | www.pta-aktuell.de

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