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Mythos im Sand - imposante Sandskulpturen in Graz

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Nummer 3/2020 Herausgegeben von der Sodalitas September 2020

Mythos im Sand - imposante

Sandskulpturen in Graz

Im Rahmen der Initiative „Summer in the City" wurden vier weltberühmte BildhauerInnen nach Graz geholt, um imposante Sandskulpturen vor dem Grazer Rathaus zu kreieren, die vom 11.

Bis zum 22.8. bewundert werden konnten. Neben den verblüffenden perspektivischen Effekten und dem Detailreichtum der Skulpturen, für die mehr als 80 Tonnen Sand auf den Grazer Hauptplatz geschafft worden waren, fiel besonders auf, dass sich alle Künstler/-innen Motive aus dem antiken Mythos gewählt hatten. Grundthema war die Odyssee. Marielle Heessels aus den Niederlanden, Leonardo Ugolini aus Italien, „Mac David“ David Enguerrand aus Belgien und David Ducharme aus Kanada arbeiteten vor den Augen der staunenden Grazer Bürger, die Skulpturen wurden durch eine Art Zeltdach vor Wind und Wetter geschützt. Für Bürgermeister Siegfried Nagl ist das Thema Odyssee im heurigen Jahr angesichts der COVID-19 Pandemie, in der wir alle auf einer Art Entdeckungsfahrt seien, besonders aktuell. „Auch Odysseus ist auf seiner langen Reise auf viele Probleme und Schwierigkeiten gestoßen, hat aber den Glauben nie daran verloren, dass am Ende alles gut wird.“1

1 https://www.inside-graz.at/kunst-kultur/sandskulpturen-grazer-rathaus.html Marielle Heessels, Poseidon

David Enguerrand, Odysseus bei den Sirenen

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David Ducharme, Riesenkraken (zwischen Skylla und Charybdis)

Leonardo Ugolini, der Kampf um Troia

Was gibt es Neues?

Consensus – Neuauflage

Am 4. und 5.7. tagten die AG-Leiter/-innen, der Vorstand der SODALITAS und das Latein/Griechisch- Team des Bildungsministeriums in Salzburg. Eines der Ziele der Veranstaltung war es, den CONSENSUS 2017 in den Bereichen Kompetenzbeschreibungen und Formate der Arbeitsaufgaben anhand der Erkenntnisse aus den letzten Reifeprüfungen und diverser Empfehlungen der ministeriellen Psychometriker zu adaptieren. Das Konzept des CONSENSUS schreibt im drei Jahres Rhythmus eine Evaluation und allfällige Adaptionen vor. Die wichtigste Änderung, die vorge- nommen wurde, betrifft die Qualität in der Zielsprache, wo es ab sofort vier statt der üblichen drei Kategorien gibt, die mit null, zwei, vier oder sechs Punkten dotiert werden können. Definitionen hat das Team des Ministeriums bereits vorbereitend erstellt. Die Neuauf- lage wird über die AGs versendet werden.

Schularbeiten im Grundkurs

Die Diskussion hat ergeben, dass die Vorgaben zu Schularbeiten im Grundkurs im CONSENSUS dringend einer Überarbeitung bedürfen. Sie erscheinen zu schwammig, die Divergenz in der Gestaltung der Schularbeiten ist daher sehr groß. Bei den Texten stellt sich die Frage, ob eine fast wortidente Abbildung des

Lektionstextes im Sinne der kompetenzorientierten Leistungsfeststellung ein probater Beleg dafür ist, dass die Lernenden den Inhalt unbekannter Texte erfassen und in der Zielsprache wiedergeben können.

Bei den Arbeitsaufgaben wird mancherorts sehr großes Gewicht auf die Formenlehre und hier besonders auf Ausnahmen gelegt, an anderen Schulen dominieren Kreativaufgaben und Fragen zur Realienkunde.

Diesbezüglich wurde beschlossen, neue und konkretere Empfehlungen zu erstellen, die auch den Erfordernissen des neuen Lehrplans für die Sekundarstufe 1 und der kompetenzorientierten Leistungsfeststellung besser entsprechen sollen.

Angedacht wurde auch die Idee eines kurzen ITs für den Grundkurs, anhand dessen mit spezifischen Arbeitsaufgaben Formenlehre, Syntax, die Fähigkeit zur Gliederung von Sätzen und Textverständnis überprüft werden könnten.

Neues Format für Grundkursschularbeiten

Da es bei einstündigen Schularbeiten im Grundkurs und beim Lektüreeinstieg aufgrund der geringen Wortanzahl sehr schwierig ist, die im Standardschema geforderten 12 Sinneinheiten zu definieren und 18 sinnvolle Checkpoints mit möglichst wenigen Fällen von Mehrfachbestrafung zu finden, einigte man sich

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3 auf ein von Mag. Günther Lackner bereits im Unterricht erprobtes Alternativschema in den Consensus aufzunehmen mit acht Sinneinheiten, 12 Checkpoints (je vier aus Lexik, Syntax und Morphologie, vier Punkten zum Ausdruck in der Zielsprache (0/2/4) und 16 Punkten aus Arbeitsaufgaben. Das Schema ist daher 26 : 16, der Notenschlüssel 40 – 36 P. Sehr gut, 35–31 P. Gut, 30–26 P. Befriedigend, 25–20 P. Genügend, 20–

0 P. Nicht genügend. Das Schema wird in der Neuauflage des CONSENSUS abgedruckt.

Reifeprüfung in Corona-Zeiten

Die heurige Reifeprüfung ist bekanntermaßen untypisch verlaufen. Die Kandidat/-innen mussten

unabhängig davon, wie sie sich entschieden hatten, nur drei Klausuren absolvieren. Diejenigen, die vier Klausuren gewählt hatten, durften frei wählen, in welcher Sprache sie eine Klausur ablegen wollten. Für uns war dies natürlich betrüblich, hatten sich doch gerade heuer besonders viele Schüler/-innen für eine Klausur aus den Klassischen Sprachen angemeldet.

Erfreulich ist allerdings, dass sich doch ca. 50% der für Latein Angemeldeten und 1/3 der für Griechisch Angemeldeten freiwillig dafür entschieden haben, eine Klausur zu schreiben. In L4 waren es 625 Kandidat/- innen, in L6 291, in Griechisch sechs.

Renate Oswald

Verdiente Sodales im Ruhestand

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Fritz Lošek online im Gespräch mit Hermann Niedermayr anlässlich dessen Übertritts in den Ruhestand

Fritz Lošek: Lieber Hermann, anknüpfend an meine Würdigung zu deinem Sechziger: Mit der Einladung nach Wien ist es doch nichts mehr

geworden?

Hermann Niedermayr: Die Wiener ARGE hat mich zwar nie als Referent zu einer Tagung eingeladen; weil aber die Wegstrecke von Innsbruck in die Bundeshauptstadt doch recht lang ist, hat mich das keineswegs gekränkt. Ich hatte und habe gute private Kontakte zu mehreren Wiener KollegInnen und wurde bei meinen dreimal jährlich anfallenden Wien- Aufenthalten – Steuergruppensitzung, Standard-Setting, Helpdesk – von allen Mitgliedern des Teams "Klassische Sprachen" des Bifie Wien (bzw.

des Bundesministeriums) immer mit größter Wertschätzung willkommen geheißen.

FL: Du warst längst dienender ARGE-Leiter – 27 Jahre, wie ich von deinem Nachfolger, Werner Walder erfahren habe. Da bist du doch viel rumgekommen. Was sind so deine prägenden Erinnerungen an die ARGEen, in Tirol, in Österreich, an die Sodalitas?

HN: Da Gerhard Reiter, mein Vorgänger als Tiroler ARGE-Leiter, ungern zu Sitzungen nach Wien gefahren ist, habe ich ihn schon drei Jahre zuvor bei derartigen Anlässen vertreten. Damals ging es um die Gestaltung der mündlichen Matura (Kernstoff und Spezialgebiet). Ich kann also tatsächlich auf eine rekordverdächtige 30jährige Tätigkeit in der Landes-ARGE zurückblicken. Wenn ich meine ARGE-Leiter-KollegInnen der anderen Bundesländer Revue passieren lasse, komme ich jeweils auf mindestens drei verschiedene "Gegenüber". Diese lange Funktionsdauer wundert mich selbst am meisten – das Organisieren von Veranstaltungen zählt gewiss nicht zu meinen größten Stärken.

Wahrscheinlich hat mich die Liebe zu den beiden Fächern, gepaart mit einer Portion Pflichtbewusstsein, so lange im

1 Immer wieder wird die Frage an die Redaktion herangetragen, warum die eine oder andere verdiente Persönlichkeit anlässlich eines Jubiläums etc. keine Würdigung im Circulare bekommt. Selbstverständlich ist unsere Auswahl subjektiv, wir freuen uns, wenn uns Würdigungen zugesandt werden, und drucken sie gern ab.

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Amt gehalten. Bei der Kremser Gründungstagung der Sodalitas im Sommer 1991 war ich schon als ARGE-Leiter dabei; ich gehöre also zu den Gründungsmitgliedern unserer Bundes-ARGE. Obwohl ich sicher kein "Vereinsmeier"

bin, halte ich diesen Zusammenschluss für unverzichtbar, um unsere Anliegen nach außen wirkungsvoll vertreten zu können und um den Zusammenhalt nach innen zu stärken.

FL: Ich durfte dich ja, wie erwähnt, schon vor fünf Jahren, zum Sechziger, würdigen. Was hast du denn in diesen letzten fünf Jahren getrieben? Du hast ja unglaublich viel publiziert!

HN: Mein Mitwirken an der Neubearbeitung des Stowasser – auf Einladung eines gewissen Fritz Lošek hin (lacht) – weckte bei mir das Verlangen zu ergründen, wie sich die lateinischen Schulwörterbücher im vergangenen halben Jahrtausend zu jenen Hilfsmitteln entwickelt haben, die wir heute ganz selbstverständlich zur Hand nehmen. Daraus sind die "Lexikalischen Schatzhäuser" entstanden, die in der Innsbrucker fachdidaktischen Zeitschrift "Latein Forum"

als Doppelnummer erschienen sind. Auf Drängen der Redaktion dieser Zeitschrift hin habe ich zuletzt ein 180 Seiten starkes Heft "Lateinische Texte zum Islambild des Mittelalters" publiziert.

FL: … als Jubiläumsnummer 100 noch dazu!

HN: Mit dieser Textsammlung lässt sich im Rahmen des Lehrplanmoduls "Religio" zeigen, wie sich die meisten gängigen Vorurteile gegen den Islam bereits im Mittelalter herausgebildet haben - zweifellos ein aktuelles Thema.

Wie man spätestens seit meinem schon 2005 erschienenen Schulbuch "Edle Wilde und grausame Barbaren" weiß, gehören ethnographische Texte zu meinen Lieblingsthemen. Diesem Interessensschwerpunkt ist der Aufsatz "Marco Polo und die Kannibalen" zuzuordnen, der im Sammelband "Die Konstruktion des Kannibalen" erschienen ist. Nicht zu vergessen ist eine ausgedehnte Rezensionstätigkeit auf dem fachdidaktischen Sektor; immerhin entfallen im zweiten Band der "Clavis Didactica Latina" die meisten (Rezensions-)Einträge auf meinen Namen.

FL: Und das alles „neben“ der Schule! Fiel dir der Abschied von der Schule letztendlich schwer?

HN: Da bin ich ein wenig im Zwiespalt. Im Februar 1978 bin ich als Probelehrer an das Akademische Gymnasium Innsbruck zurückgekehrt, an dem ich 1973 meine Matura abgelegt hatte. Daran schlossen sich 42 Unterrichtsjahre an. Wenn man einer Institution ein halbes Jahrhundert die Treue gehalten hat, entwickelt sich zwangsläufig ein gewisser Abschiedsschmerz, wenn man plötzlich nicht mehr den gewohnten Schulweg zurücklegt. Dieser Schmerz wird dann noch verstärkt, wenn man seine Fächer wirklich liebt und gern mit Jugendlichen in direkten Kontakt getreten ist. Das unnatürliche "Distance Learning" im vergangenen Frühling hat mir deshalb den Abschied von der Schule erheblich erleichtert. Im Jahresbericht meiner Schule habe ich – durchaus unüblich – Würdigungen von drei verschiedenen Laudatores bekommen, und zwar vom LSI i.R. Thomas Plankensteiner, von einem Kollegen und von einem ehemaligen Schüler. Außerdem hat mein Ex-Schüler Timothy King, der meine Klassen an der Schule

weiterführen wird, die Idee gehabt, von einigen meiner ehemaligen Griechisch-Schülern Video-Botschaften

einzuholen und auf einem Stick zu sammeln. Das alles hat mich ungemein gefreut. Vielleicht habe ich doch manches richtig gemacht.

FL: Vieles! Latein oder Griechisch – was war eigentlich dein Lieblingsfach?

HN: Mein Herz hat immer für das Griechische geschlagen, auch wenn ich mich in der Praxis mehr mit dem Lateinischen beschäftigt habe. An Latein fasziniert mich seine Rolle, die es als internationales

Kommunikationsmedium durch viele Jahrhunderte gespielt hat. Schon lange vor dem jetzt gültigen Lehrplan habe ich versucht, diese besondere Bedeutung der Sprache im Unterricht sichtbar zu machen. Übrigens habe ich in den letzten 20 Jahren als willkommene Abwechslung zu den beiden Schularbeitsfächern immer wieder auch Ethikgruppen unterrichtet.

FL: Und deine Lieblingsautoren?

HN: Unter den Gräzisten gibt es wohl nur wenige, die nicht Homer die Palme zuerkennen. Zu dieser Fraktion darf auch ich mich rechnen. Von den römischen Autoren schätze ich – ohne etwa Horaz und Ovid abwerten zu wollen – Vergil am meisten: Ich habe immer versucht, möglichst viele Passagen aus der "Aeneis" in meinen Unterricht zu integrieren.

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FL: Du gehörst ja zur – ich nenne sie im Gedenken an unser langjähriges „Schlachtross“, wie sie selbst von sich sagte, einmal so – „Generation Wilma“. Neuer Lehrplan, neue Leistungsbeurteilung (Stichwort Consensus), neue Matura:

Was hat denn die Arbeit in den letzten beiden Jahrzehnten so erfolgreich gemacht?

HN: Am Ende des vergangenen Jahrhunderts befand sich das Fach Latein hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Akzeptanz wieder einmal in einer schwierigen, geradezu bedrohlichen Lage. Mehr denn je traf das bekannte Zitat von G. T. di Lampedusa zu: "Es muss sich alles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist." Eine verschworene Gruppe von Enthusiasten fand sich deshalb an zahlreichen Wochenenden und Feiertagen zusammen (Work-Life-Balance war für uns ein Fremdwort), um Kompetenzmodelle zu erarbeiten, prototypische Aufgabenstellungen für die schriftliche Matura zu entwickeln, diverse Leitfäden zu erstellen, usw. Legendär sind das Salzburger "Bifie-Menü", das

regelmäßig von einem Pizza-Service zugestellt wurde, und ein von schrillen Sirenen begleiteter halbstündiger Alarm, der von einem gewissen Hermann (lacht) ausgelöst wurde. So ist es uns, unter erheblichen persönlichen Opfern, aber auch mit viel Freude und Spaß an der gemeinsamen Arbeit, gelungen, den Turnaround zu schaffen und Latein als schriftliches Klausurfach sowie als beliebtes mündliches Maturafach zu positionieren.

FL: Und wo siehst du die Herausforderung(en) für die kommende(n) Generation(en)?

HN: Sorge bereitet mir – wie anderen auch – der Rückgang der Schülerzahlen im sechsjährigen Latein. Wir alle wissen, dass Latein seine Bildungsaufgabe erst dann so richtig erfüllen kann, wenn ihm dafür genügend Zeit zur Verfügung steht. Noch mehr schmerzt mich freilich der Rückgang des Griechischen. Auch an "meiner" Schule wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, eine Griechisch-Gruppe zustande zu bringen. Die Sodalitas hat, wie ich weiß, die Vordringlichkeit dieser beiden, eng miteinander verwobenen Problembereiche erkannt; es wird freilich schwierig sein, dagegen ein globales Patentrezept zu entwickeln. Letztlich wird es auf die Überzeugungskraft der an den jeweiligen Schulstandorten tätigen KollegInnen ankommen.

FL: Durch deine Hände sind ja Genenationen von Studenten an der Uni und Junglehrer an der Schule gegangen. Was ist dein Resümee aus diesen Begegnungen? Und was würdest du heute einem/r, der/die Latein und/oder Griechisch studieren und unterrichten will, mit auf dem Weg geben?

HN: Ich war 30 Semester lang mit verschiedenen Lehraufträgen an der Innsbrucker Uni betraut: Graecum, Didaktik des lateinischen Lektüreunterrichts, Antike Numismatik. Wie viele junge KollegInnen ich im Schul- und

Unterrichtspraktikum betreut habe, darüber habe ich selbst den Überblick verloren. Über die Begeisterung des

"Nachwuchses" für unsere Fächer und über ihre pädagogische Kompetenz mache ich mir überhaupt keine Sorgen.

Etwas anders stellt sich – zumindest in meiner Einschätzung – die sprachliche Kompetenz dar. Die Reduktion der universitären "Stilübungen" hat bei vielen JunglehrerInnen zu Unsicherheiten in der aktiven Sprachbeherrschung geführt, was sich schon beim Zusammenstellen von Elementarschularbeiten auswirkt. Was die Zukunft unserer Fächer betrifft, bin ich durchaus optimistisch. Daher würde ich niemandem von einem einschlägigen Studium abraten, wenn er/sie wirklich davon überzeugt ist. Es freut mich, dass einige meiner Schüler ein Studium der Klassischen Philologie aufgenommen und abgeschlossen haben.

FL: Pläne für die nächste Zeit: Auf welche Publikation(en) dürfen wir uns freuen? Und wohin werden dich deine Reisen führen – du bist ja als Weltenbummler bekannt?

HN: Eigentlich hätte ich mir vorgenommen, in meinen ersten Pensionsjahren Lücken in meiner touristischen Landkarte zu füllen, wie Algerien, diverse Balkanländer oder die Kaukasusregion. Durch Corona sind diese Pläne vorläufig in den Hintergrund getreten. Gegenwärtig beschäftige ich mich – neben meinem eigentlichen Hobby, der Numismatik – mit der Kommentierung eines neulateinischen Pilgerberichts aus den Jahren 1507/08. In meinen Schubladen bzw. auf dem PC liegt noch einiges Material brach…

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Quam studiosa fuerit…

Zum Eintritt Astrid Hofmann-Wellenhofs in den Ruhestand

Am 17. Dezember des Jahres vollendet Frau Professor Mag. Astrid Hofmann-Wellenhof MA ihr 65.

Lebensjahr. Da heißt es auch für sie Abschied nehmen von ihrer geliebten Schule, dem Akademischen Gymnasium in Graz. Im September wird sie nicht mehr vor ihren SchülerInnen stehen. Viele Jahre hat sie dieser Schule angehört, erst acht Jahre als Schülerin, die mit Auszeichnung maturiert (1974), schließlich als überaus geschätzte Kollegin für die Fächer Latein und Französisch. Lässt man ihre Karenzjahre und die Jahre in Birkfeld unberücksichtigt, dürften es an die 40 Dienstjahre sein, die sie mit der Schule verbunden war.

Im jüngsten Jahresbericht (2019/20, S. 18) ist ihr eine namentlich nicht gezeichnete, aber vermutlich direktoriale Würdigung zuteil geworden. Da heißt es im Vorspann: Quam studiose, quam intelligenter, quam eleganter … Das ließe sich vielfach ergänzen, z. B.

docuerit, egerit, laboraverit…, ferner quam formosa, quam venusta fuerit. Und weiter heißt es im Jahresbericht: „Mit Schwung und Energie, mit Leidenschaft, Empathie und Humor betritt sie das Haus, das Lehrer- und das Klassenzimmer. Mit Mag.

Astrid Hofmann-Wellenhof MA verlässt eine souveräne und solide, dabei unglaublich kreative und innovative Lehrerin das Akademische Gymnasium.“ Das ist alles richtig und auch die weitere Charakterisierung würde

ich unterschreiben. Ein wenig stocke ich nur bei der Formulierung „souverän und solide“. Ist das nicht ein Widerspruch, eine Art Oxymoron? Und doch, im Kontext passt es. Hofmann-Wellenhof agierte souverän in Schwierigkeiten und Höhepunkten des Unterrichts. Und war solide im Alltag und in der Routine.

Sie studierte gleich nach der Matura Klassische Philologie (Latinistik) und Romanistik (Französisch) an der Grazer Universität, begann das Probejahr am Akademischen im Februar 1979 bei ihrem geliebten Lateinlehrer Dr. Haidacher (in Französisch bei H.

Radlberger) und erhielt noch vor Ab-schluss des Probejahres eine Stelle am damals neugegründeten BORG Birkfeld. Im Februar 1983 kehrte sie an ihre alte Schule zurück: Ihre neuerliche Epiphanie war beeindruckend (s. o.). Ihr Eifer, mit dem sie sich in das Schulgeschehen stürzte, bewundernswert. Fast hätte man da ahnen können, dass ein bedeutender Hinter- grund im Spiel ist: Als geborene Brandstetter (mit 3 jüngeren Schwestern) stammt sie aus einer alten Grazer Bürgerfamilie. Ihr Vater Herwig, mittlerweile über 90, um den sie sich jetzt rührend kümmert, war führender Wirtschaftsjurist in der damaligen Grazer Handelskammer, ihr Großvater Bruno Brandstetter war Vizepräsident im Landesgericht, ihr Urgroßvater war der bekannte und wohl bedeutendste Bildhauer im Graz des 19. Jahrhunderts, nämlich Hans Brandstetter.

Verfolgt man ihre Linie väterlicherseits noch weiter, landet man schließlich bei keinem Geringeren als beim berühmten Polyhistor Johann Weikhard, Freiherrn von Valvasor (1641 - 1693), jenem Topo- und Geo- graphen, Kupferstecher, Naturforscher etc., dessen Hauptwerk, „Die Ehre des Herzogtums Krain“ (1689) zuerst in lateinischer Sprache erschien. Wegen seiner großen kulturhistorischen Bedeutung liegt dieses Werk heute als Faksimiledruck wieder vor. Beide Persönlichkeiten, sowohl Valvasor als auch der Künstler Hans Brandstetter, der so manches antike Motiv gestaltet hat, werden im dreibändigen Österreich-Lexikon von Ernst Bruckmüller (Wien 2004) gewürdigt.

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7 Familiengründung und Kolumnen-Mitarbeit

Ihr Latein-Lehrer am Akademischen, Helmut Haidacher, hat sie geprägt. Da „saß“ die Schulgrammatik, da glänzte sie im Übersetzen. Kein Wunder, dass ihr dann das Studium der Altertumswissenschaften leicht fiel und sie erfolgreich war. So erfolgreich, dass Erna Diez, Professorin für Klassische Archäologie an der Grazer Universität und damals erste und einzige Ordinaria an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, ihr ein Dissertationsthema anbot (klassische Philologen mussten damals relativ viel Archäologie absolvieren).

Bildende Kunst machte ihr stets Freude. Da mochte ihr Urgroßvater, der Bildhauer, eine Rolle gespielt haben.

Aber mit dem Berufseintritt und vor allem mit der Eheschließung kam alles anders. 1983 heiratete sie den Germanisten und Sportlehrer aus dem Lehrer- kollegium, Dr. Gottfried Hofmann-Wellenhof, und bald darauf brachte sie ihre Kinder zur Welt, insgesamt acht:

Dominik, Benedikt, Nikolaus, Antonia, Klemens, Anna, Jakob und Sophie. Schließlich nahm die Familie noch einen 14jährigen Flüchtlingsbuben aus Kamerun auf und die Eltern adoptierten ihn: Donatien. Da widmete sich Astrid ganz ihrer Familie, mit Hingabe, Umsicht und Klugheit. Und wohl auch mit Demut und Freude am mütterlichen Dienst: Nie werde ich vergessen, wie sie im Fernsehen beim Zwiebelschneiden zu sehen war.

Dazu muss man nämlich wissen, dass ihr Mann seit März 1996 in der Grazer Kleinen Zeitung wöchentlich

„Notizen eines Vaters“ schreibt, die dann in bisher sieben Büchern zusammengefasst wurden. Hier war und ist stets die Großfamilie Hofmann-Wellenhof das Thema, humorvoll, witzig, auch liebevoll und mit viel Augenzwinkern: dass es hier in der Vorzeigefamilie auch nicht immer harmonisch zugeht. Gottfrieds Sonntagskolumnen machten seine Familie schließlich zur bekanntesten in der Steiermark, vielleicht sogar in ganz Österreich. Die Familie hatte nämlich sehr bald ihre Auftritte im Fernsehen des ORF und Astrid spielte hier eine wichtige Rolle. Nicht als strenge Lateinerin und als sprachgewandte Französisch-Professorin, sondern als Vorzeige-Mutti im Campingbus am Toskana-Strand, beim Zwiebelschneiden und Kartoffel- schälen. In Gottfrieds Kolumnen und den daraus erwachsenen Büchern kann man viel über Astrid und ihren Charakter erfahren, auch über ihre Schwächen, die aber meist keine Schwächen sind, sondern nur ihre

weibliche Seite, aus ehemännlicher Sicht dargestellt.

Bisweilen greift auch Astrid selbst in die Tastatur des PC, so z. B. regelmäßig am Muttertag, zuletzt am 10.

Mai 2020. Da erschien nun ihre Kolumne in der Zeitung unter dem Titel: Muttertag anno Coronae. Die reiche Fan-Post, die stets bei ihr, nicht bei ihm eintrudelt, betrifft vermutlich viel öfter sie als vielfache, bewunderte Mutter als den Vater der vielen Kinder.

Rückkehr in den Schuldienst

Am Ende des Jahrhunderts kehrte sie aus der Karenzpause an die Schule zurück und ist seit dem Schuljahr 2000/01 wieder am Akademischen Gymnasium, nun als reife Frau, als erfahrene, vielfache Mutter. Und doch, mit welch jugendlicher Frische sie nun in ihren geliebten Beruf wieder einstieg! Als hätten ihr die eigene Familie, die eigenen Kinder nur Lust, Freude und Vergnügen bereitet. An ihrem Beispiel lässt sich erkennen, dass sich auch lange Karenz positiv auswirken kann. Es muss nur gesundheitliche Kraft, Fähigkeit und das Interesse an gutem Unterricht vorhanden sein. Wohl unzählige Male musste sie die Frage hören: Wie schafft sie das nur? Und mit der Frage im weiblich dominierten Lehrkörper schwang nicht selten ein nicht gerade freundlicher Unterton mit. Ja, sie schaffte es, mit viel Selbstdisziplin. Mit Verzicht, vielleicht auch mit einer Art Kenosis, d. h. Entäußerung.

Ein ursprünglich griechischer Begriff, der hier ausnahmsweise aus dem theologischen Bereich in den profanen überführt werden und ausdrücken soll, dass Astrid bei ihren Fähigkeiten auch höhere Ziele hätte anstreben können, etwa in der Politik. Aber nein, sie verzichtete. Sie liebte nämlich Kinder, ihre eigenen und die in der Schule. Solche Vorlieben und Fähigkeiten reichen weit über das eigene enge Fachgebiet hinaus.

So ist es nicht verwunderlich, ja sogar höchst aner- kennenswert, dass sie parallel zu ihrer vollen Lehrverpflichtung das fakultätsübergreifende Studium

„Angewandte Ethik“ (Philosophie und Theologie) aufnahm und 2015 mit dem akademischen Grad M. A.

(= Magistra artium) abschloss. So unterrichtete sie einige Jahre hindurch anstatt Französisch das Fach IKSL - Interkulturelles soziales Lernen an der Unterstufe (den Schulversuch Ethik statt Religion gibt es nach wie vor nicht an dieser Schule).

So komme ich endlich zu meinem Thema, zu ihren Leistungen für den Latein-Unterricht, nachdem sie nach meinem Abgang das Amt des Latein-

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8 Fachkoordinators an der Schule übernommen hatte.

Sie wusste natürlich um die Problematik dieses Faches, auch aus der Erfahrung mit den eigenen Kindern. So bemühte sie sich um ein begabungsförderndes Unterrichten, um ein Eingehen auf verschiedene Leistungsniveaus und um individualisierte Aufgaben- stellungen. Besonderes Augenmerk legte sie auch auf das Weiterwirken des Lateins in den romanischen Sprachen (sie spricht neben Französisch auch gut Italienisch), auf die vielen Fremdwörter im Deutschen und auf die fachsprachlichen Termini in den zahl- reichen Fachwissenschaften. Im Literatur-unterricht war ihr das Weiterwirken antiker Motive in Literatur, Kunst und Musik stets ein Anliegen. Wenige Jahre nach ihrem Wiedereinstieg kam die wohl größte Reform im Latein-Unterricht der letzten Jahrzehnte: neue Korrekturschemata für Schularbeiten und dann vor allem die zentrale Reifeprüfung für Latein. Bewun- dernswert, mit welchem Eifer sie sich da hineinkniete, in eine Materie, die nicht gerade leicht und lustig ist und die so manch älterer Kollege verabscheute. Bei den Schularbeiten bemühte sie sich ausnahmslos, das Ergebnis gleich in der ersten folgenden Stunde zu präsentieren, da sie wusste, wie belastend langes Warten auf die Noten sein kann. Bei der Erstellung von Texten bemühte sie sich auch um die Förderung kreativer Begabungen (z. B. Erfinden einer eigenen Fabel mit Hilfe eines vorgegebenen Epimythions und ausgewählter Stofftiere). Und ein besonderes Anliegen waren ihr die Exkursionen zu den archäologischen Stätten nach Flavia Solva, zum Magdalensberg und nach Carnuntum und dann natürlich Rom. Gemeinsam mit Koll. Elisabeth Glavič (vgl. Circul. 3/2019, S. 21 f.) erstellte sie für die jährliche Rom-Reise sorgfältig gemachte und gebundene Booklets zur eigenständigen Bearbeitung diverser Aufgaben- stellungen vor Ort. Solche Broschüren habe ich gesehen und mich zugleich gefreut, was damit heutiger Computertechnik und Internethilfe an Anschaulichkeit für Schüler geleistet werden kann – besser als jeder Reiseführer! Dass sie ihre eigenen Urlaubsfotos aus der klassisch-mediterranen Welt von Padua bis Korsika, von Euböa und Samos bis Athen und Rom im Unterricht einsetzte, versteht sich. Motive gibt es ja genug, die in den Unterricht passen, von lateinischen Inschriften bis zu antiken und modernen Götter- und Herrscher- Statuen. Als das Wahlpflichtfach Latein noch existierte,

bot sie interessierten Schülern den Kurs „Latein an allen Ecken“ an. Da war das Thema die Fülle klassisch- antiker Reminiszenzen, lateinischer Inschriften, lateinischer Werbeslogans an Haus-fassaden und in Auslagen der Grazer Innenstadt. Einer ihrer Schüler, Lukas Zangl aus einer 6. Klasse, veröffentlichte daraufhin sogar ein launiges Gedicht, abgedruckt im Jb.

2006/07, S.146. Mit Kollegin Glavič erfand sie den Kurs Latin goes Hollywood, in dem Antik-Filme vorgeführt und besprochen wurden und mit mehreren KollegInnen war sie mitverantwortlich für die beliebte Antikenwoche, die jährlich in den 1. Klassen stattfindet. Ein absolutes Novum war ihre Erfindung des „Angulus Classicus“ in der Pausenhalle des zweiten Stocks im Schulgebäude. Hier affichierte sie regelmäßig aktuelle Zeitungsartikel, Karikaturen etc. mit Antike- Bezug, nötigenfalls mit Erläuterungen und gelegent- lichem Einbezug in den Unterricht. Wer wird das nach ihrem Abgang fortsetzen? Dass eine solche Kollegin mit Ideen auch über die Schule hinaus eingeladen wird, anderen KollegInnen Erfahrung und Wissen mitzu- teilen, liegt nahe. So war sie mehrmals, teilweise in Kooperation mit Koll. Glavič, mit Vorträgen in der Lehrerfortbildung tätig (z. B. Medizin in der Antike), sowohl in der Steiermark als auch außerhalb des Bundeslandes. Dass sie selbst an zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen hat, versteht sich von selbst. Für die Zeitschrift IANUS rezensierte sie, für den Band Ovids Metamorphosen im Unterricht, der in Bamberg 2010 in der renommierten Reihe der Auxilia – Hilfen für Lateinlehrer erschien, schrieb sie den vielleicht originellsten Beitrag. Als der Verfasser dieser Zeilen im Kulturhauptstadtjahr Graz 2003 zum Certamen Graecense einlud, war sie sofort bereit, zusammen mit Koll. Glavič poetische Texte über Graz im Franzosenjahr 1809 zu übersetz-en, lateinische Verse, die noch nie das Licht einer deutschen Wiedergabe erlebt hatten. Bei der feierlichen Schlussveranstaltung in der Grazer Helmut-List-Halle im Juni 2003 wurde diese Übersetz-ung auszugsweise dem zahlreich erschienenen Publikum vorgetragen (s.

IANUS 2003 und Circul. 3/2003, S. 8-10). Zu den Höhepunkten in ihrem Dasein als Lateinlehrerin gehört

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9 wohl die Teilnahme ihrer Schüler an internationalen Übersetzerwettbewerben. So begleitete sie Buben und Mädchen 2006 nach Arpino (Certamen Ciceronianum), 2007 und 2008 nach Sulmona (Certamen Ovidianum).

Nun verlässt sie die Schule, ein Abschied, der durch

Corona leider noch beschleunigt wurde. Was von ihr – so hoffe ich - doch für immer bleiben wird, ist der Römerstein im Haupteingang des Akademischen Gymnasium am Grazer Tummelplatz (oder Bürgergasse 15; s. Jb. 2017/18, S. 8-15 und Circul. 2/2018, S. 12-14).

Dort hängt er, der berühmte Reisewagen aus Maria

Saal in Kärnten, eine Replik des wohl bekanntesten

Römersteins aus Österreich. Es war ihre Idee, diese Nachbildung günstig zu erwerben und sie dem Verfasser dieser Zeilen zu schenken. Nun hängt der duplizierte Stein dort, wo er sinngemäß hingehört, in die Eingangshalle eines Gymnasiums. Dieser Stein möge ein monumentum sein an sie, an eine Kollegin, die Intellekt und Emotion, sprachliche Begabung, pädagogisches Geschick und familiären Sinn in hohem Maße besitzt. Sie ist die bemerkenswerteste Lateinerin, die ich je kennenlernen durfte.

W. J. P.

Heiko Sakurai, 23.7.2020 Heiko Sakurai, 14.11.2019

Astrid Hofmann-Wellenhof, S. Elmo mit Blick auf den Golf von Neapel, 2006

Die Kopie des Reliefs im Akademischen Gymnasium

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Archäologie

19 Meter lang: Archäologen entdecken römische Schiffe in Tagebau – Kilometer von der Donau entfernt1

Vor den Toren der ehemaligen Großstadt Viminacium

"fand" ein Tagebau-Bagger im heutigen Serbien drei römische Schiffe, die Archäologen jetzt bergen konnten. Insbesondere in derart gutem Zustand sind diese Funde wirklich selten, so der leitende Archäo- loge.

Als die Sonne Ende Mai über einem Kohletagebau in Ostserbien unterging, bargen Archäologen drei fragmentierte römische Schiffe. Mithilfe eines mobilen Krans entfernten sie vorsichtig die in einer Tiefe von acht Metern liegenden Holzteile aus dem steilen Hang

einer Abbaugrube. Hier waren die Schiffe vor mehr als 1.700 Jahren in einem versandeten Flüsschen gesunken.

1Tim Sumpf, 2. Juni 2020 Aktualisiert: 2. Juni 2020 20:45

Bereits im März dieses Jahres schnitt ein Bagger beim Kohleabbau die schlammigen Hölzer an und zog sie teilweise heraus. Aufgrund der aktuellen Situation rund um das KPCh-Virus musste die Bergung jedoch zunächst warten.

Vor den Toren der Provinzhauptstadt

Die Schiffe lag einst vor Viminacium, einer ausgedehnten römischen Stadt mit 45.000 Ein- wohnern. Dort befanden sich nahezu alle Bauten, die in einer typischen römischen Stadt nicht fehlen durften: Befestigungsanlagen, Forum, Palast, Tempel, Amphitheater, Aquädukte, Bäder und Werkstätten.

Laut dem leitenden Archäologen Miomir Korac stamme das Schiff aus dem 3. Jahrhundert nach Christus. Zu dieser Zeit war Viminacium die Hauptstadt der römischen Provinz Moesia Superior. Außerdem lag sie – anders als heute – ganz in der Nähe der alten Mlava, einem Nebenfluss der Donau.

„Eine römische (Fluss-)Flotte war hier stationiert, um diese Region gegen barbarische Invasionen zu

verteidigen“, sagte er gegenüber „Reuters“. „Römische Schiffe in so guten Zustand, dass man die Bauweise erkennen kann, sind wirklich selten.“

Römische Schiffe bald für die Öffentlichkeit sichtbar Das große Schiff maß ursprünglich 19 Meter in der Länge und maximal 2,70 Meter in der Breite. Heute sind nur noch 9,50 Meter am Stück erhalten. Da jedoch

Eine Luftaufnahme des römischen Schiffes an der Abbaukante des Tagebaus. Foto: Institute of Archaeology

Vorsichtige Freilegung des Holzschiffes.

Foto: Institute of Archaeology

Archäologen bei der Bergung des Schiffes Foto: Institut of Archaeology

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11 nahezu alle abgebaggerten Hölzer eingesammelt werden konnte, können Archäologen das Schiff in Zukunft wieder als Ganzes rekonstruieren. Es hatte einen flachen Boden, sechs Paar Ruder und Beschläge für ein dreieckiges Segel. Neben den neun Meter langen Bug entdeckten die Archäologen die Überreste von zwei Einbäumen.

In Zukunft soll das Schiff zusammen mit einigen der Zehntausenden anderen an der Fundstelle ausge- grabenen Artefakten ausgestellt werden. Die Fundstelle selbst befindet sich nahe der Stadt Kostolac, etwa 70 km östlich von Belgrad. Zu den Funden gehören neben goldenen Kacheln, Skulpturen aus Jade,

Mosaiken und Fresken ebenfalls 14.000 Gräber und die Überreste von drei Mammuts. Aktuell graben die Archäologen ein Gebäude aus, das vermutlich das Hauptquartier eines römischen Generals war.

Begonnen wurden die Ausgrabungen des ehemaligen Viminacium bereits 1882. Dennoch vermuten die Archäologen, dass sie bislang nur vier Prozent des Geländes ausgegraben haben. Schätzungen zufolge war die Stadt 450 Hektar groß – und damit größer als der Central Park in New York City.

Dass sie zudem nicht unter einer modernen Stadt begraben ist, ist ein großer Gewinn für die Forscher.

Neue Wege in Pompeji:

Italiens Archäologie blickt in die Zukunft

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Zwischen antiken Tempel und Palästen auf dem Gelände des Forum Romanum und des Palatin-Hügels in Rom merkt man den Wandel sofort. Wegen der Corona-Vorsorge wurde die Zahl der Tickets deutlich runtergeschraubt. Weil sich die Gäste in eine Richtung bewegen sollen, sind Teile des Wegenetzes abgesperrt.

Andernorts ist es ähnlich. In den Grabungsstätten hat die Pandemie den Alltag massiv umgekrempelt.

"Die Archäologie in Italien tastet sich vorsichtig wieder heran an die Normalität", so beschreibt Ortwin Dally die Lage. Dally ist Leitender Direktor der Abteilung Rom beim Deutschen Archäologischen Institut. Wohin die Altertumskunde als Ganzes 2020 und darüber hinaus steuern wird, scheint schwer absehbar. Zu vieles hat gerade zwei Seiten. "Ruinenstätten wie das Kolosseum sind nach wie vor sehr leer. Das ist einerseits schön - die Italiener selber entdecken ihre Kulturschätze gerade teilweise neu. So leer hat man auch Pompeji noch nie gesehen", berichtet Dally. "Andererseits ist diese frappante Leere aber auch Anzeichen dafür, dass die Einnahmen dramatisch weggebrochen sind."

In Rom besuchte die Präsidentin des Senats, Elisabetta Casellati, das Forum Romanum Ende Juli in einer symbolischen Geste. Ihre Landleute sollten diese Schätze vermehrt ansehen, warb die Parlaments-

1Petra Kaminsky/dpa (APA/red), 11.8.2020

politikerin mit nationalem Pathos. Der Stolz auf die antike Größe könne Kraft für die aktuelle Krise geben.

Massimo Osanna leitet die weltbekannte Ausgrabungs- stätte von Pompeji am Fuße des Vesuvs. Knapp vier Millionen Besucher strömten 2019 durch die bei einem Vulkanausbruch verschüttete, antike Stadt. "Jetzt sind die Zahlen sehr stark reduziert", berichtet er. "Die Veränderungen sind epochal." Von März bis Mai waren die italienischen Museen mit im Lockdown. Doch wie andere Museumsdirektoren betont auch der Archäologie-Professor Osanna die positiven Aspekte.

Die Arbeit vieler Mitarbeiter sei auch während der Schließung weiter gegangen.

Wegen der Einnahme-Ausfälle habe die Regierung in Rom viele Millionen Euro bereitgestellt. Für Kultur- Touristen ist auffällig, dass sie sich zum Corona-Schutz in Pompeji an feste Routen auf dem Gelände halten sollen. Manche Ruinen mussten geschlossen werden, weil Eingang und Ausgang identisch waren, sagt Osanna. "Wir mussten unsere Stätten neu denken.

Zwei Zugangswege waren ein Muss. Deswegen haben wir andere Stätten geöffnet, die vorher zu waren", berichtet der Generaldirektor.

Osanna wirbt für Orte, die bisher keine großen Publikumsmagneten waren. Etwa die Ausgrabungen in Oplontis, nahe dem Küstenort Torre Annunziata. Das

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12 2000 Jahre alte Anwesen der Villa Poppaea mit wunderbar bemalten Wänden sei ein Schmuckstück.

Der deutsche Archäologe und Italien-Fachmann Dally sorgt sich denn auch nicht so sehr um die staatlichen Groß-Museen. "Die fehlenden Einnahmen machen sich vor allem in Einrichtungen bemerkbar wie zum Beispiel dem Parco Archeologico di Agrigento, die darauf zwingend angewiesen und nicht zu 100 Prozent staatlich finanziert sind", sagt er.

Große Einschränkungen bei der Forschung

Noch zwei andere Dinge beschäftigen ihn: die Forschung und die Grabungen selbst. "Die Forschung ist zwar weiter gegangen. Aber es gibt große Einschränkungen. Der Zugang zu Bibliotheken und Magazinen, in denen die Exponate lagern, ist weiterhin nur schwer möglich", berichtet er. "Doch Altertums-

forscher sind darauf angewiesen, dass sie die Objekte, zum Beispiel Keramiken, wirklich vor sich sehen. All das ist in der Corona-Phase kaum mehr möglich. Das behindert die Forschung." Auch wenn mancher Fachaufsatz im Home-Office schneller fertig wurde.

Die Grabungen seien je nach Region unterschiedlich gut möglich gewesen: "In der Toskana und am Kapitol in Rom ging für uns nicht viel weiter. Auf Sizilien dagegen konnten wir weiter arbeiten." Geschlossene Universitäten, weniger Stipendiaten aus aller Welt - all das könnte in der Altertumswissenschaft Spuren hinterlassen. Für den Abteilungsdirektor in Rom steht fest: "Insbesondere die Probleme des Nachwuchses sind aus meiner persönlichen Sicht auch eine der zentralen Herausforderungen für die Bewältigung der Krise."

Villa der Poppaea in Oplontis, Foto R. Oswald

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Wolfgang J. Pietsch Auf nach Stainz!

Zur Jagd-Ausstellung und zum Gemälde-Zyklus „Diana und Aktäon“

Werden im heurigen Herbst schulische Lehrausgänge und Exkursionen für SchülerInnen stattfinden dürfen?

Ich weiß es nicht. Trotzdem möchte ich hier auf eine Ausstellung hinweisen und zu ihrem Besuch einladen.

Diese Ausstellung findet im Schloss, d. h. im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift Stainz statt, im

„lieblichen Hügelland“ (so die Tourismuswerbung) der West-steiermark. Ca. 30 Auto-km von Graz entfernt, ist der Ort mit Bahn oder Bus leicht zu erreichen. Die Schau wurde am 1. Juli d. J. eröffnet und bleibt bis 29.

November zugänglich. Der eigentliche Titel der Ausstellung lautet: „Die Jagd ist weiblich. Diana und Aktäon“. Das steirische Universalmuseum Joanneum, unter dessen Ägide (Kuratoren: Karlheinz Wirnsberger mit Eva Kreissl) die Ausstellung eingerichtet wurde, schreibt dazu:

Die Jagd war und ist nicht das alleinige Betätigungsfeld der Männer. Forscht man in der Geschichte, so war die Jagd sehr wohl auch von Frauen geprägt. Diese Art des Zeitvertreibs war ein Mittel, sich aus den Zwängen des adeligen Gesellschaftslebens zu befreien, man konnte etwa lockerer mit Kleidungsvorschriften umgehen, „Frau“ war dabei. Die historische Entwicklung dieses Themas beginnt aber schon in der Urgeschichte, setzt sich in der Mythologie bei der Jagd- göttin Diana und dem von ihr verwunschenen Aktäon fort und zeigt uns anhand von ausgewählten Persönlichkeiten, wie sich die Jagd entwickelt hat. In der Gegenwart wird der Anteil von Frauen in der Jagd von Jahr zu Jahr höher. Wir gehen auch der Frage nach, ob und inwiefern Männer und Frauen aus verschiedenen Motiven der Jagd nachgehen oder ob es keinen Unterschied gibt. Um-rahmt wird diese Sonderausstellung vom Zyklus Diana und Aktäon des steirischen Künstlers Gerald Brettschuh.

Aktuelle Entwicklungen und Diskussionen abseits von Hochsitz und Wildtierlebensräumen, das Reproduk- tionsverhalten von Wildtieren und die sich daraus ergebenden sozialen Konsequenzen in der Tierwelt runden das Thema ab.

Die Ausstellung ist also interdisziplinär angelegt. Hier geht es um wildbiologische, ökologische, vor allem aber um kulturhistorische Phänomene wie eben die weibliche Jagd. Was die Ausstellung auch für Klassische Philologen interessant macht, ist die Einbeziehung des Mythos von Diana und Aktäon. Zwei Räume sind ihm gewidmet, sieht man einmal von den langen Gängen ab, in denen ebenfalls Bilder von Brettschuh hängen, die dem Mythos gewidmet sind, zumeist Skizzen und Entwürfe für die großen Ölgemälde des Zyklus. Die zentrale Gestalt ist die Göttin Diana und ihre Erscheinung in der antiken und späteren Kunst (z. B.

Diana von Versailles, Diana als Allegorie für die Jagd etc.), und die Erzählung von Aktäon nach Ovids Metamorphosen. Dazu das barocke Deckengemälde im Diana-Saal: Dort blicken Diana und der in einen Hirsch verwandelte Aktäon direkt auf die Besucher herab. Es hat also tiefere Bedeutung, wenn just dieser Mythos hier thematisiert wird. Es ist der direkte Bezug zur historischen Ausmalung (was in einem ursprünglichen Kloster verwundern mag. Doch war die Jagd den Augustiner Chor-herren nicht fremd). Mehr am Rande bleiben Diana und Kallisto, ferner noch Artemis von Ephesos mit einigen Darstellungen. Etliche Kupfer-stiche aus Renaissance- und Barockzeit zeigen die Beliebtheit des Mythos, speziell der Diana in der Druckgraphik. Lateinische Distichen, häufig am unteren Rand der Stiche abgedruckt, bleiben unübersetzt.

Die Ausstellung in Stainz

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14 Der Mythos bei Gerald Brettschuh

Beherrschend jedoch in der ganzen Ausstellung ist das Werk des Arnfelser Malers und Grafikers Gerald Brettschuh (geb. 1941). Seine Beziehung zu Ovids Metamorphosen und wie er zum Thema kommt, schildert er in einer dort aufgehängten Texttafel. Da schreibt er u. a.: „Kaum jünger als Aktäon las ich zum 1.

Mal von seinem Schicksal. Jahrzehnte später schenkte mir meine Frau ein Bändchen mit Ovids Metamorphosen, eine Ausgabe mit Radierungen von Picasso5. Ferner heißt es bei Brettschuh: „Das Büchlein [von Ovid/Picasso]

begleitete mich; immer wieder las ich diese altmodisch wie zeitlosen, aus dem Latein übertragenen Texte, erfreute mich an den picassischen Zeichnungen. Anno 2006 malte ich mein erstes Bild zum Thema: 232 x 175 cm, Öl auf Leinwand, dem im Laufe der Jahre weitere folgten. Spätere Radierungen, danach ein 70-blättriger Zyklus, mit Pinsel und Ölfarben auf Papier gezeichnet, geworfen, geschleudert, befördert.

Geschenke der Götter. Ich widme sie den Unsterblichen:

Homer, Naso, Mozart, Joyce, Picasso u.a. Aber auch euch, sterbliche Zeitgenossen!

Soweit also Brettschuh. Sein Zyklus hier ist zumindest aus zwei Gründen höchst bemerkenswert. Zum einen ist er der einzige zeitgenössische Maler in der Steiermark, der sich ein mythologisches, aus Ovid geschöpftes Thema für ein so facettenreiches, neues Werk gewählt hat. Zum anderen überzeugt sein farbenreicher, voller Lebendigkeit erfüllter Stil, der die Statik so manch anderer, vor allem früherer Maler zum Thema weit hinter sich lässt. Bewegung und Dynamik zeichnen seine Bilder aus, die ganz auf die zwei Hauptpersonen Diana und Aktäon ausgerichtet sind und z. B. das grausame Ende des Aktäon ausklammern.

Die Bilder leben vom Kontrast, vom Kontrast zwischen dem Weiß der Leinwand (oder des Papiers) und den Farben der zwei Figuren. Und immer wieder – und nur das erinnert an Ovids Text – das Hirschgeweih des Aktäon und Pfeil und Bogen der Diana. Das Begleitbuch zu diesem Zyklus spricht von einer „aufregenden künstlerischen Synthese“. Der hirschkopftragende Aktäon sei sowohl Tier alsauch Mensch, Diana sowohl erotische Urkraft als auch schöne Frau, die Natur sei zugleich sinnlich als auch übersinnlich.

5[Vermutlich handelt es sich hier um die TB-Ausgabe: Ovid, Metamorphosen, in der Über-tragung von Johann H. Voß. Mit den

Was andere Künstler und Werke zum Thema betrifft:

Hier hätte man reicher aus den Joanneums-Schätzen wählen können. Allein schon die Alabaster-Skulptur Diana, die Göttin der Jagd von Johann G. Dorfmeister (1736 - 1786) oder das durchkomponierte, auch in seiner

Raumwirkung beeindruckende Gemälde Diana und Aktäon von Cornelis de Vos (ca. 1620) wären eine schöne Ergänzung der Ausstellung gewesen. Man hätte die beiden Kunstwerke nur vom Schloss Eggenberg in Graz nach Stainz bringen müssen (eine Abb. beider Werke bei Biedermann/ Gmeiner-Hübel/ Raben- steiner, Bildwerke. Gemälde und Skulpturen aus der Alten Galerie des Joanneums in Graz, Klagenfurt 1995).

Eine seinerzeitige Ausstellung zum Thema im Kunst- palast von Düsseldorf (2008/2009) zeigte an die 300 (!) Bildwerke zu Diana und Aktäon, von der Antike bis zur Gegenwart.

Der Mythos bei Ovid und bei Hölty

Aber kehren wir zu Ovid zurück, zum Ausgangsort so vieler Mythen in seinen Metamorphosen. Die klassische Darstellung steht in Buch III, V. 131 – 252.

Da wird erzählt, wie Aktäon, der Enkelsohn des Kadmos, Gründers von Theben, sich mit seinen Gefährten auf der Jagd befindet. Nachdem sie reiche Beute erlangt haben, ruft Aktäon seine Kameraden zur Mittagspause auf. Doch just zur gleichen Zeit, am gleichen Ort findet sich auch die Göttin Diana mit ihren Nymphen als Begleit-erinnen ein, in einer Grotte mit einer sprudelnden Quelle. Hier pflegt die Göttin ein

Radierungen von Pablo Picasso und einem Nachwort von Bernhard Kytzler. Frankfurt a. M. 1990 (= itb 1237). Der Abschnitt über Diana und Aktäon ist hier allerdings nicht illustriert]

(15)

15 Bad zu nehmen und die Nymphen bedienen sie. Doch als sie merkt, wie sie von Aktäon unbekleidet („sine veste“, V. 185) erblickt wird, steigt in ihr Zornesröte auf, wirft ihm die zynischen Worte zu „nunc tibi me posito visam velamine narres, si poteris narrare, licet“

(V. 192f.), bespritzt ihn mit Wasser und verwandelt ihn so in einen Hirsch, den daraufhin die eigenen Jagdhunde zerfleischen.

Die Episode gehört, was die Wirkungsgeschichte in der späteren Kunst betrifft, zu den fruchtbarsten Texten in den Metamorphosen. Der Text selbst ist allerdings heute seltener in Schulausgaben abge-druckt. Z. B. bei R. Henneböhl, Ovids Meta-morphosen, 2. verb. Aufl.

Bad Driburg 2007 (= Latein kreativ, Bd. 1) oder bei Christian Zitzl, Alles bleibt anders. Ovids

Metamorphosen, Bamberg 2008 (= Transfer. Die Lateinlektüre, H. 4). Empfehlenswert die Interpretation von M. von Albrecht: Interpretationsvorschläge zu Ovids Metamorphosen, Göttingen 1989 (= Consilia, Bd.

7. In die Neuauflage wurde Diana und Aktäon nicht aufgenommen). In Österreichs Lektüre-Ausgaben gibt es den Text nur bei Renate Oswald, Unsterblicher Mythos. Antike Dichtung und ihr Fortwirken, 3. Aufl.

Wien 2016 (= Latein in unserer Zeit). Gerade in Hinblick auf die Stainzer Ausstellung wäre die Lektüre dieser Passage wieder empfehlenswert. Wenn das im Original nicht möglich ist, sollte man die Erzählung zumindest in einer guten Übersetzung vorlesen und als Kontrast dazu die Romanze von Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748 – 1776):

Aktäon

Auf einem alten Rittersitz, den seine Ahnen sich erlasen, Regierte einst Herr Aktäon, ein Wütrich gegen Hasen.

Erstaune Nachwelt, welch ein Geist Herr Aktäon gewesen!

Er konnte schon im zwölften Jahre Den Abendsegen lesen.

Mama zerfloß in Freude schier, als ihm von seinem Bogen

Tief in des schönsten Fuchses Herz die ersten Pfeile flogen.

Papachen lobte sein Talent, Und pflegte oft zu sagen, dies Söhnchen sei ihm sicherlich Nicht aus der Art geschlagen.

Er sollte Fräulein Adelheid In wenig Wochen freien.

An ihrem Busen dacht er sich Der Liebe recht zu weihen.

Du armer Junker Actäon!

Die Grausamkeit der Götter Versagt dir ihren Nektarkuß, Und Hymens Myrtenblätter.

Ihm winkte einst ein Silberbach, Der durch ein Wäldchen hüpfte,

als er ermattet von der Jagd In kühle Schatten schlüpfte.

Er trippelt hin, und staunt zurück – Napäen, Oreaden,

Und selbst Dianen sah er sich In diesem Bache baden.

Die Damen wurden feuerrot Und sanken rauschend nieder.

Mit beiden Händen tappten sie Nach ihrem Rock und Mieder.

Diana aber, Wut im Blick, Nahm Wasser und bespritzte den Junker, dem die Lüsternheit aus beiden Augen blitzte.

Man seh einmal! Ein Hirschgeweih Von mehr als sechzehn Enden Bekrönt sein Haupt; ein braunes Fell Umhüllet seine Lenden.

Mit langen Beinen setzet er Durch Büsche und durch Hecken, Gafft furchtsam um sich her und will Im Walde sich verstecken.

Er tanzet saufzend durch den Hain;

Hier liegen seine Hunde;

Die springen zu und töten ihn Durch manche tiefe Wunde.

(Text nach: Der Göttinger Hain. Hrsg. von Alfred Kelletat.

Stuttgart 1979 (= Reclam UB 8789), S. 9-11.)

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Renate Oswald Antike Mythen in Niederösterreich

Die COVID-19-Pandemie motiviert dazu, Urlaub in Österreich zu machen. Bei Besichtigungstouren in den zauberhaften Städten des Wald- und Weinviertels und deren Hauptpätzen fallen sofort Sgraffito-Häuser auf.

Nun ist eine Sgraffito-Fassade an sich schon beeindruckend, vor allem wenn sie sich im gleißenden Sonnenlicht prä- sentiert. Dass aber die Häuser in Niederösterreich neben biblischen Motiven auch eine Vielzahl von in der Form von Emblemen gestalteten Szenen aus antiken Sagen und Mythen und den Fabeln des Aesop präsentieren, freut das Philologenherz natürlich umso mehr.

Sgraffito (vom ital. sgraffiare oder graffiare), eine Technik, bei der die obere, helle Mörtelschicht so ausgekratzt wird, dass die darunter liegende, mit einem licht- und kalkechten Pigment durchgefärbte Mörtelschicht sichtbar wird und durch den Farbkontrast ein Bild erzeugt wird, ist ebenso eine Erfindung der italienischen Renaissance wie die Emblematik.

In der Renaissance zeigten auch Bürger in unseren Gegenden gern ihren Reichtum und vor allem ihre

humanistisch-klassische Bildung an den Hausfassaden und schmückten die Häuser mit Motiven aus der klassischen Antike.

Bei den biblischen Motiven lässt sich oftmals erschließen, dass die Bauherren protestantischer Gesinnung waren. Grundsätzlich sollten die Bilder wohl zur Belehrung, Mahnung geistigen Erbauung der Mitbürger dienen.

In Gmünd dienen am Haus Stadtplatz 33 die Mythen aus Ovids Metamorphosen als Vor- bild für die Darstellung.

Die Bilder sind vermut- lich um 1563 nach einer Buchillustration und Musterbildern des Vir- gilius Solis aus Deutsch- land gefertigt.

Zu sehen sind Actaeon, Aeneas, der seinen Vater trägt, der stürzende Ikarus, Lykaon, Hercules und Niobe.

In Weitra finden sich auf einem Haus am Haupt- platz Szenen aus Livius

wie Verginius, der seine Tochter tötet, Horatius Cocles oder Marcus Curtius, ebenfalls mit emblematischer

Sgraffito-Haus Gmünd

Medea, Gmünd

Sgraffitohaus in Weitra Hercules (Gmünd),

alle Fotos R. Oswald

(17)

17 Deutung. An der Seitenfront des Hauses Nr. 9 (in der Nähe des Stadttors) sind noch zwei Bilder erhalten:

eine Taufe Christi und darunter eine spinnende Frau, höchstwahrschein- lich Arachne, auf die das Spinnennetz links oben hinweist.

Die umfangreichste Bilderfolge bietet zweifellos das 1575 vom Stadtrichter am Hauptplatz von Retz erbaute Sgraffito- Haus, das leider in sehr schlechtem Zu- stand ist. Die

Hauptplatzseite zeigt antike Themen, jene in der Kremser Straße biblische. Die lehrhaften Bilder aus der antiken Mythologie, ergänzt mit dazugehörigen Sprüchen, stellen gute und schlechte Eigenschaften dar. Zu sehen sind Aias, wie er sich ins Schwert stürzt, Progne, Actaeon und Niobe, Aglauros, die von Mercur in einen Stein verwandelt wird, und vieles mehr. Weiters eine Reihe der Lebensalter des Mannes. In der Kremser Straße beginnen die Bilder mit den Lebensaltern der Frau, gefolgt von Darstellungen aus dem Alten Testament; neben der Josephslegende sind es vor allem Szenen vom Auszug der Israeliten aus Ägypten.

In Horn wurden 1899 am Haus Kirchenplatz Nr. 3 Sgraffiti entdeckt, in der Zwischenzeit mehrfach restauriert. Neben einer Darstellung der Planeten und der Lebensalter des Menschen wie in Weitra oder auch Retz sind Fabeln des Äsop zu sehen, ebenso Motive aus dem Alten Testament – der Josephslegende und dem Opfer Abrahams. Auch das große und das kleine

Sgraffitohaus in Krems zeigen Aesop-Fabeln, das große auch Szenen aus Livius.

In Eggenburg zeigt das Eckhaus Hauptplatz Nr. 1/

Kremser Straße reichen Sgraffitoschmuck, leider nur schwer zu deuten wegen des bräunlichen Farbtons.

Hier sind u.a. Darstellungen der Planeten zu finden – Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur, die Stichen von Burgkmair nachempfunden sind, und großflächige Szenen aus dem Alten Testa- ment nach dem Vorbild der Genesisbildern von Lukas Cranach.

Schöne Sgraffiti sind auch in Zwettl auf dem Rathaus (z.B.

ein Jüngstes Gericht nach

einem Dürer-Holzschnitt) oder in Langenlois zu sehen.

Gmünd, Actaeon

Gmünd, Atlas Horatius Cocles, Weitra

Verginia, Weitra Arachne (Weitra)

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BUCHNER:

- Karl-Wilhelm Weeber: Der Circus Maximus ist ihr Tempel. Sport und Sportstätten im Alten Rom, Bamberg: Buchner 2020, 64 S., € 11,80.

adeo

- Luise Rißmann/Eva von Scheven: adeo 500.

Illustrierter Grundwortschatz nach

Sachgruppen, Bamberg: Buchner 2020, 100 S.,

€ 12,90.

Campus neu:

- Clement Utz/Andrea Kammerer: Campus neu.

Ausgabe B1. Bamberg: Buchner 2017, 272 S., 24,80 €.

- Clement Utz/Andrea Kammerer: Campus neu.

Ausgabe B2. Bamberg: Buchner 2018, 244 S., 27,80 €.

- Clement Utz/Andrea Kammerer: Campus neu.

Ausgabe B3. Bamberg: Buchner 2019, 232 S., 27,80 €.

- Clement Utz/Andrea Kammerer: Campus neu.

Ausgabe C2. Bamberg: Buchner 2019, 288 S., 25,80 €.

- Clement Utz/Andrea Kammerer: Campus neu.

Ausgabe C. Lehrerheft. Bamberg: Buchner 2019, 83 S. + CD-ROM, 31,00 €.

didaxis:

- Hans-Joachim Häger: Motivation im Lateinunterricht. Kompetenzorientiertes Unterrichtsmaterial zu den Briefen Ciceros, Senecas und des jüngeren Plinius. Mit Materialien auf CD. Bamberg: Buchner 2017, 64 S. + CD-ROM, 22,40 €.

- Henning Horstmann: Der Konjunktiv im Lateinunterricht. Wege einer sprachbildenden Einführung, Wiederholung und Vertiefung.

Bamberg: Buchner 2018, 48 S. + CD-ROM, 22,90 €.

prima

- Clement Utz/Andrea Kammerer (Hrsg.):

prima. Band 1. Lektion 1–14. Bamberg:

Buchner 2020, 208 S., € 20,80.

prima.brevis:

- Clement Utz/Andrea Kammerer (Hrsg.):

PRIMA.BREVIS. Unterrichtswerk für Latein als dritte und spätbeginnende Fremdsprache.

Textband, Bamberg: Buchner 2014, 175 S., 22,40 €.

- Clement Utz/Andrea Kammerer (Hrsg.):

PRIMA.BREVIS. Unterrichtswerk für Latein als dritte und spätbeginnende Fremdsprache.

Lehrerheft, Bamberg: Buchner 2016, 240 S., 27,80 €.

- Roswitha Czimmek/Antje Sucharski/Andrea Weiner: PRIMA.BREVIS. Unterrichtswerk für Latein als dritte und spätbeginnende Fremdsprache. Arbeitsheft, Bamberg:

Buchner 2015, 88 + 24 S.

ROMA:

- ROMA. Bildergeschichten, Bamberg: Buchner 2018, 24 + 4 S., 8,90 €.

- Frank Schwieger: ROMA. Reise in die Römerzeit. Ausgabe A, Bamberg: Buchner 2020, 64 S., € 9,50.

Sammlung ratio:

- Stephan Flaucher: Ein durchkämpftes Leben.

Nepos, Hannibal. Bamberg: Buchner 2014, 48 S., 10,00 €. (+ Lehrerkommentar, Bamberg:

Buchner 2014, CD-ROM, 24,50 €) Studienbücher Latein:

- Peter Kuhlmann (Hrsg.): Perspektiven für den Lateinunterricht II. Ergebnisse der Dresdner Tagung vom 19./20.11.2015. Bamberg:

Buchner 2017, 91 S., 19,50 €.

ratio express:

- Benjamin Färber u.a.: Mission: Rom. Vergil, Aeneis Buch 1. Bamberg: Buchner 2019, 48 S., 11,00 €.

- Karin Haß/Michael Mohr: Der Gemeinschaft verpflichtet. Cicero, De officiis. Bamberg:

Buchner 2018, 48 S., 11,00 €.

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19 KARTOFFELDRUCK-VERLAG

- Mirjam Daum: Wortschatz und Lehrbuch. Ein Kriterienkatalog für die Wortschatzkonzeption in Lateinlehrwerken. Speyer: Kartoffeldruck- Verlag 2016, 132 S., 6,00 €.

NÜNNERICH-ASMUS

- Matthias Pausch/Corina Brutscher: Römer.

Macht. Umwelt. Landschaftsveränderung rund um eine Limessiedlung. Oppenheim am Rhein: Nünnerich-Asmus 2019, 120 S., € 12,00.

- Florian Haymann/Stefan Kötz/Wilhelm Müseler: Runde Geschichte. Europa in 99 Münz-Episoden. Oppenheim am Rhein:

Nünnerich-Asmus 2020, 292 S., € 29,90.

OVID VERLAG

- Rudolf Henneböhl: Apuleius,

Metamorphosen. Bad Driburg: Ovid Verlag 2018, 168 S., 15,00 €.

- Rudolf Henneböhl: Ovids Amores und die römische Liebeselegie. Bad Driburg: Ovid Verlag 2017, 144 S., 15,00 €.

- Rudolf Henneböhl: Seneca, Philosophische Schriften. Bad Driburg: Ovid Verlag 2016, 184 S., 15,00 €.

- Rudolf Henneböhl: Seneca, Philosophische Schriften. Lehrerkommentar. Bad Driburg:

Ovid Verlag 2016, 227 S., 30,00 €.

- Friedrich Maier: Imperium. Von Augustus zum Algorithmus – Geschichte einer Ideologie. Bad Driburg: Ovid Verlag 2019, 224 S., 10,00 €.

RECLAM:

- Marc Aurel. Selbstbetrachtungen, hrsg. u. üs.

v. Gernot Krapinger. Mit einem Begleittext

von Helmut Schmidt, Stuttgart: Reclam 2019, 272 S., 24,00 €.

- Carmina Anacreontea, hrsg. u. üs. v. Silvio Bär u.a., Aktualisierte Neuausgabe Stuttgart:

Reclam 2020, 162 S., € 6,80.

- Enea Silva Piccolomini. Cinthia, hrsg. u. üs. v.

Aaron Ammann, Stuttgart: Reclam 2020, 111 S., € 4,40.

- Michael Felten: Unterricht ist

Beziehungssache, Stuttgart: Reclam 2020, 112 S., € 6,80.

- Gunter Gebauer, Olympische Spiele (= Reclam 100 Seiten), Stuttgart: Reclam 2020, 100 S., € 10,00.

- Katharina Evelin Perschak/Markus Pissarek:

Sophokles, Antigone. Sachanalysen, Stundenverläufe, Arbeitsblätter (= Reclam Literaturunterricht), Stuttgart: Reclam 2020, 94 S., € 22,00.

- Kurt Wallat, Archäologie (= Reclam 100 Seiten), Stuttgart: Reclam 2020, 100 S., € 10,00.

- Karl-Wilhelm Weeber, Vorsicht, Arzt!

Medizin(er)kritisches aus dem Alten Rom, Stuttgart: Reclam 2020, 112 S., € 6,00.

SCHÖNINGH

- Michaela Heer / Ulrich Heinen (Hrsg.): Die Stimmen der Fächer hören. Fachprofil und Bildungsanspruch in der Lehrerbildung.

Paderborn: Ferdinand Schöningh 2020, VIII + 440 S., 89,00 €.

(Stand: 16. 8. 2020)

Redaktionsschluss für das Circulare 4/20 ist der 15. November 2020!

Unformatierte Beiträge bitte an renateoswald@aon.at

Es wird ersucht, Bilder in hoher Auflösung und getrennt vom Text als eigene Dateien zu übermitteln!

Bitte vergessen Sie nicht, der Redaktion allfällige Adressänderungen mitzuteilen!

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Nachrufe

Sehr geehrter Herr Hofrat Dir. Dr. Schmetterer! Lieber Viktor!

Ein langer ge- meinsamer Weg in dieser Welt ist für uns zu Ende gegangen. Dieser Weg war exem- plarisch für den Weg, den viele Weggefährt/innen mit dir gegangen sind. Dass wir jetzt nicht an einem Ende, sondern nur an einer Weg- gabelung, an der wir vorübergehend in verschiedene Richtungen gehen – du in eine andere, ewige, vielleicht bessere Welt, wir weiterhin in die Zukunft dieser irdischen Welt - angelangt sind, entspricht deinem und meinem Glauben und der Überzeugung vieler deiner Begleiter/innen.

Dass in der Ewigkeit am Ende alles gut wird, daran bestand für dich nie ein Zweifel. Dennoch hast du auch diese irdische Welt für gut und schön gehalten und ihr durch deine Lebensführung, deine Vorlieben und deine Haltungen jene Schönheit verliehen, die das Leben nun einmal lebenswert macht.

Noch viel mehr als jene Menschen, die beruflich mit dir verbunden waren, konnte diese positive Lebenshaltung von deiner großen Familie, deiner Frau, deinen vier Kindern und deinen Enkelkindern wahrgenommen werden!

Dass von dir sehr viel Optimismus und Kraft ausgegangen ist, haben aber auch wir Kolleg/innen aus deinem Berufsumfeld gespürt!

Unsere Wege haben sich erstmals in den 80-er-Jahren des vorigen Jahrhunderts gekreuzt, als wir – du damals schon ein etablierter und angesehener Lehrer, ich ein Junglehrer – gemeinsam an einem großen Fest der klassischen Sprachen – dem „spectaculum Latinum“ – im Alten Rathaus in Wien mitgearbeitet haben.

Wenn man dich als „Mister Lateindidaktik“ bezeichnet hat, so hatte das schon seine Berechtigung, weil du

immer zu den Protagonisten eines modernen zeitgemäßen Unterrichts in den klassischen Sprachen gehört hast; aber es dabei zu belassen, wäre nur ein Teil der Wahrheit.

Ebenso wie in Latein warst du nämlich Zeit deines Berufslebens immer tief in der Community jener Anglist/innen verankert, die sich darum bemüht haben, den Englischunterricht so zu gestalten, dass er den uns anvertrauten jungen Menschen wirklich weiterhilft.

Moderne und klassische Sprachen standen in deinem weltoffenen Verständnis von Bildung nie in Konkurrenz zueinander, sondern du hast sie immer als Ergänzung gesehen. Du warst überzeugt, dass die Beschäftigung mit der „Mutter aller Sprachen“ eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, sich souverän und gewandt in vielen anderen (Fremd)sprachen bewegen zu können!

Eine wesentliche Rolle in deinem Leben hat immer die Musik gespielt. Nicht nur, dass du ein sehr guter Musiker warst, konntest du, wenn du in die Welt der Musik eingetaucht bist, auch sehr gut entspannen und neue Kräfte für viele operative Notwendigkeiten des Lebens sammeln.

Das war nämlich eine deiner so wunderbaren Charaktereigenschaften, dass du mitten im Leben gestanden bist und dennoch auf einer Metaebene dein tägliches Tun zu reflektieren verstanden hast.

Diese Reflexionsfähigkeit war auch ein Garant dafür, dass du deine Funktion als Schulleiter der Neulandschule Laaerberg, der du während deines gesamten Lehrerdaseins eng verbunden warst, so würdig und erfolgreich ausführen konntest. Ich erinnere mich gut an ein Gespräch, im Zuge dessen du mir gesagt hast, dass du dich nie an einer anderen Schule um die Position eines Direktors beworben hättest und dich eigentlich gar nicht als „-Typ“ siehst.

Aber alle von dir Geführten haben es erlebt, wie du Klarheit mit Wertschätzung verbunden und im Sinne von Anselm Grün (den wir gemeinsam in einem Seminar in Münsterschwarzach erleben durften)

„Menschen führen“ als „Leben wecken“ verstanden hast.

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21 Persönlich durfte ich dich als Direktor aus drei Perspektiven erleben: als Lehrer, als Direktoren- kollege und zuletzt als Landesschulinspektor. In keiner dieser Rollen standen wir in einer formalen Hierarchiebeziehung, weil weder du jemals mein Direktor, noch ich jemals dein LSI waren, aber gerade aus dieser Distanz konnte ich gut nachvollziehen, warum Menschen gerne bereit waren, sich von dir führen zu lassen!

Gegen Ende deiner Berufslaufbahn ist unsere Zusammenarbeit noch einmal sehr intensiv geworden, als du ein wichtiger Partner bei der Umsetzung der neuen Reifeprüfung warst. Deine Autorität und dein Ansehen in der Gruppe der klassischen Philolog/innen haben dabei geholfen, die verschiedenen Widerstände gegen diese Entwicklung so zu analysieren, dass wir gut unterscheiden konnten, wo es sich um berechtigte Einwände gehandelt hat und wo um Justament- standpunkte des Dagegenseins! Gerade dein Einfluss war ein wesentlicher Parameter, warum die stan-

dardisierte Reifeprüfung in Latein (und Griechisch) ein Erfolgsmodell geworden ist!

Dass bei deiner Verabschiedung als Direktor der Neulandschule unter den so zahlreichen Gästen auch vier (!!) Landesschulinspektoren waren, ist auch ein Hinweis darauf, wie angesehen du als Direktor, als Didaktiker, als Mensch warst!

Bald nach deiner Versetzung in den Ruhestand ist diese Krankheit ausgebrochen, die letztlich zu stark war, um sie zu besiegen. Aber du hast diese Krankheit mit jener Würde ertragen, mit der du dein ganzes Leben gelebt hast. Das schafft nur ein Mensch, der tief in einem Glauben verwurzelt ist und die Weisheiten der Philosophie nicht nur theoretisch gelernt, sondern verinnerlicht hat. Auch darin, lieber Viktor, wirst du uns allen immer ein Vorbild sein!

Danke für alles, was wir gemeinsam erleben durften, danke für alles, was du im Sinne der dir anvertrauten Menschen in das Schulwesen eingebracht hast…

„atque in perpetuum, Viktor, ave atque vale!“

SQM Mag. Michael Sörös, Wien

Hofrat Dr. Michael Wurz, verstorben am 21.7.2020

Hofrat Dr. Michael Wurz wurde 1930 in Wien-Sievering ge- boren, sodass er noch den Ausklang des Weltkriegs miterleben konnte:

1945 wurde er zusammen mit einem seiner Brüder als Flakhelfer einge- zogen, kam jedoch nicht zum Einsatz. In der Not der Nachkriegsjahre schloss er seine Schulbildung am Wasagymnasium ab (damals ausweichhalber im Schottenstift untergebracht), wo er 1948 die Reifeprüfung mit Auszeichnung ablegte.

Nach dem Studium der Klassischen Philologie wurde Michael Wurz eine Stellung in der Administration des Stadtschulrats für Wien angeboten, die er als überzeugter Realpädagoge ablehnte; und infolgedessen musste er seine Lehrtätigkeit –bei

drastischem Arbeitsplatz-Mangel in den klassischen Fächern Latein und Griechisch- am privaten Herz Jesu- Gymnasium in Salzburg-Liefering aufnehmen, wo er von 1954-63 wirkte. Diese seine „westliche“ Karriere setzte er noch 1963-67 im Werkschulheim Felbertal (auch als Erzieher) fort, wo damals im Rahmen des Schulversuchs Lehre mit Matura angeboten wurde.

Wieder zurück in Wien, überbrückte der überzeugte Altphilologe ein Jahr im Gymnasium der Stiftung theresianische Akademie, bevor er schließlich seine Anstellung am Piaristengymnasium erhielt und dort bald zum Administrator aufstieg.

1977 bewarb sich Michael Wurz um die Direktion des Albertus Magnus-Gymnasiums und füllte diese Stelle bis zu seiner Pensionierung 1995 aus. Unter seine Ägide als Direktor fallen zahlreiche Neuerungen an diesem renommierten Schulstandort (damals der Marianistischen Gesellschaft), deren räumliche, inhaltliche und organisatorische Auswirkungen noch heute andauern: Neue Turn- und EDV-Säle wurden eingerichtet, und da das Gymnasium ständig wuchs, bis

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