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K VB FORUM 10/2013

tIteltheMA 12

W

ie zuletzt im Jahr 2011 grassieren die Masern auch 2013 in Deutsch- land und insbesondere in Bayern.

Bis Mitte August wurden bundes- weit mehr als 1.400 Masernfälle nach Paragraf 6 Infektionsschutz- gesetz gemeldet. Über 40 Prozent der Erkrankten waren älter als 20 Jahre, mehr als 30 Prozent muss- ten stationär behandelt werden.

Fast die Hälfte der Erkrankungen traten in Bayern auf, besonders betroffen ist der Regierungsbezirk Oberbayern. Die aktuelle Situation ist epidemiologisch gekennzeich- net durch regionale Ausbrüche wie in der Region München seit Mitte April oder im Landkreis Landsberg am Lech seit Ende Juli des Jahres.

So ist es beispielsweise ausgehend von einer Schule mit einem hohen Anteil ungeimpfter Kinder und Ju- gendlicher zu fast 100 Maserner- krankungen gekommen.

Risiken bei Masern

Masern sind eine Infektionskrank- heit mit einem äußerst hohen Kon- tagionsindex. Bereits ein kurzer Kontakt zu einem Masernkranken führt bei einem nicht Immunen fast hundertprozentig zur Infektion und zur eigenen Erkrankung. Von einer absichtlich herbeigeführten Expo- sition zu Masern – die sogenannte Masernparty für Kinder, die Impf- kritiker zum Teil propagieren – ist

mit aller Entschiedenheit abzura- ten. Dies kann rechtlich als vor- sätzliche Körperverletzung ange- sehen werden, denn Masern sind alles andere als eine harmlose Kin- derkrankheit und können zu ge- fährlichen Komplikationen und so- gar zum Tod führen. Der Infektion folgt eine transitorische Immun- schwäche mit einer Dauer von et- wa sechs Wochen. Deshalb kann es nach Masern zu bakteriellen Superinfektionen kommen, am häufigsten zu einer Otitis media, Bronchitis oder Pneumonie. Be- sonders gefürchtet ist die Masern- Enzephalitis mit dem Risiko von 1 auf 1.000 Masernfälle, 2013 wur- den bereits zwei solche Erkrankun- gen gemeldet. Zu zehn bis 20 Pro- zent endet diese Enzephalitis töd- lich, zu 20 bis 30 Prozent treten Residualschäden am Zentralen Ner- vensystem auf. Die subakute skle- rosierende Panenzephalitis (SSPE) manifestiert sich nach im Durch- schnitt vier bis zehn Jahren nach Masern und führt immer zum Tod, wie auch im Juni bei einem 14-jäh- rigen Betroffenen aus Nordrhein- Westfalen. Diese Spätfolgekrank- heit tritt häufiger auf als bisher an- genommen. Nach aktueller Aus- wertung der Universität Würzburg ist das SSPE-Risiko in Deutsch- land 1 zu 1.700 bis 1 zu 3.300 für Kinder mit Masern im Alter bis zu fünf Jahren (31 nachgewiesene Fälle von 2003 bis 2009). Nach

Todesursachenstatistik gab es in Deutschland seit 2000 fast in je- dem Jahr ein bis zwei Masernster- befälle.

Impfempfehlungen der StIKO Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt für Kleinkinder im Alter von elf bis 14 Monaten die erste Immunisierung mit einem Kombi- nationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) im Rah- men der Früherkennungsuntersu- chung U6. Diese erste MMR-Imp- fung kann bereits bei neun Monate alten Kindern durchgeführt werden, wenn sie zum Beispiel in einer Krip- pe oder Tagesstätte aufgenommen werden sollen oder Kontakt zu ei- nem Masernkranken hatten (Imp- fung dann innerhalb von drei Ta- gen). Vorgesehen bis zum Ende des zweiten Lebensjahres (emp- fohlen im Alter von 15 bis 23 Mo- naten) ist dann die zweite Masern- impfung. Diese ermöglicht den Aufbau der Immunität bei den et- wa fünf Prozent Non-Respondern auf die erste MMR-Impfung. Es handelt sich dabei also um eine wichtige „Auffangimpfung“, nicht um eine Auffrischung der Immun- antwort. Versäumte MMR-Impfun- gen sollten möglichst rasch (bis zum Ende des 17. Lebensjahres) nachgeholt werden.

Masern sind äußerst ansteckend und führen nicht selten zu gravierenden Komplikationen und Folgekrankheiten. Seit April 2013 sind in Bayern die Masern erneut auf dem Vormarsch, es erkranken vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Besonders gefährdet sind aber auch Säuglinge und Kleinkinder.

Grund dafür sind zu niedrige Impfquoten. Was ist zu tun?

MASeRn eRnSt nehMen –

IMPFQUOten eRhöhen!

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Empfohlen durch die STIKO ist auch eine einmalige Impfung für alle nach 1970 Geborenen (ab dem 18. Le- bensjahr) mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit nur einer Impfung in der Kindheit, insbeson- dere bei gehäuftem Auftreten von Masern wie derzeit in Bayern so- wie bei Tätigkeit im Gesundheits- dienst, in der Betreuung von Im- mundefizienten/-supprimierten oder in Gemeinschaftseinrichtun- gen. Diese Impfung ist für den Er- wachsenen wichtig, der Masern nicht selbst durchgemacht hat und somit nicht immun ist, aber auch für den Schutz der Säuglinge, die selbst noch nicht geimpft werden können („Herdenimmunität“). Auch bei Erwachsenen soll vorzugswei- se MMR-Impfstoff verwendet wer- den (Lebendvakzine: Impfung wäh- rend einer Schwangerschaft ist kon- traindiziert). Bei unklarer Immuni- tät wird empfohlen, vorab keine Antikörpertiter-Bestimmung, son- dern gleich die Masernimpfung durchzuführen.

Ziel: Impfquote 95 Prozent Die Elimination der Masern als impf- präventable Erkrankung ist mög-

lich, dies ist zum Beispiel in ganz Nordamerika heute bereits erreicht.

Um Masern auszurotten, müssten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein – insbesondere die Kleinkinder zweimal innerhalb der ersten beiden Lebensjahre. Dies ist auch ein erklärtes Ziel der deut- schen Gesundheitspolitik. Der Weg dahin ist allerdings noch weit, wie die aktuelle Masernsituation als Folge der in vielen Altersgruppen bestehenden Impflücken zeigt. In der im Juli veröffentlichten Studie des Versorgungsatlas aus dem Zen- tralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland wur- den die Quoten der ersten und zweiten Masernimpfung des Ge- burtsjahrgangs 2008 ausgewertet.

Während bundesweit knapp 86 Prozent der Kinder bis zum Ende des zweiten Lebensjahres mindes- tens eine und 62 Prozent zwei Ma- sernimpfungen erhielten, erreichte Bayern deutlich geringere Impf- quoten und stellte im Vergleich der Bundesländer das Schlusslicht dar (siehe auch KVB INFOS 9/2013).

Es besteht also dringender Hand- lungsbedarf.

Appell: Beraten und mehr impfen

Niedergelassene Ärzte sind wichti- ge Ansprechpartner für eine über- zeugende Aufklärung und Beratung ihrer Patienten, der Eltern und auch von Frauen mit Kinderwunsch zum Thema Masern und Impfschutz.

Bitte nehmen Sie sich dieser Auf- gabe an und wirken Sie Vorurtei- len oder auch Fehlinformationen von Kritikern der Masernimpfung entgegen.

Die KVB hat unter www.kvb.de in der Rubrik Praxis/Praxisführung/

Infektionen/Masern eine eigene Seite zum Thema eingerichtet.

Hier finden Sie Fachinformationen, Flyer für Ihr Wartezimmer, direkte Verlinkungen auf hilfreiche exter- ne Internetseiten und Literaturhin- weise zu diesem Beitrag.

Dr. Lutz Bader, Esther Scherpf (beide KVB)

Masern sind al- les andere als eine harmlose Kinderkrank- heit. Impfungen bringen effekti- ven Schutz.

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