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Wi r, al l e u n d di e Sti m m en des Gan zen

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Wi r, a l l e u n d

di e Sti m m en des Ga n zen

Repräsen tati on u n d Verei n n ah m u n g

Konstru ktion kollektiver I dentitäten u nd die I ntegration der Einzelnen M en sch en treten n icht nu r als I n dividu u m, sondern au ch als Gru ppe au f. N u r in wen igen Fällen jedoch sind diese Gru ppen das Ergebnis freier Vereinbaru n g, also die gleich berech - tigte Einigu n g au f eine gem einsame Organisieru n g u nter Sich eru ng der Au ton omie des Einzeln en. Die meisten Gru ppen basieren au f der äu ßeren Sch affu ng kollektiver I dentität u nd/oder der Erzwin gu ng der M itwirku ng in ein er Gru ppe.

Zu m Verständnis der Au sfü h ru ngen in diesen Texten ü ber Kollektiv, kollektive I dentität u n d

− dazu im Gegen satz − Kooperation , ist eine Definition nötig, wie sie dann h ier gelten soll. Wie bei allen B egriffen, vor allem solch kom plexen I nh alten , existieren au ch an dere B egriffsdefinitionen. Dadu rch werden M issverständnisse produ ziert.

Kol l ektiv m ein t h ier ein en Zu sam m en h an g von Men sch en , der m eh r ist al s die Su m m e der E in zel n en u n d a u ch m eh r a l s die Koopera tion der E in zel n en , d ie ja d an k besserer H a n d - l u n gsm ögl ich keiten , gegen seitiger H il fe u n d E rgän zu n g von F ä h igkeiten bereits ü ber die rein e Su m m e d er B eteil igten h in a u sgeh t.

Kol l ektivitä t m ach t a u s der Su m m e ein e Art eigen er Person . D as Kol l ektiv h an del t n ich t m eh r n u r in Form d er E in zel n en u n d ih rer freien Kooperaiton en , son d ern jetzt sel bst. D abei kom m t es n ich t d ara u f an , ob d as bei n äh erem H in seh en tatsäch l ich stim m t oder ob es n ich t doch weiterh in E in zel n e sin d , die h a n d el n . E n tsch eiden d ist, d ass es so wirkt, dass das Kol - l ektiv h a n del t u n d dieses au ch bei den Mitgl iedern des Kol l ektivs so em pfu n d en wird. D a s

„Wir“ en twickel t sich von der rein en B esch reibu n g („Wir spiel en F u ssba l l “) zu ein er eigen en Persön l ich keit („Wir sin d d er F C X“). D iese ka n n h an del n u n d im zu r Zeit existieren den ka pi- tal istisch en Rech tssta at al s Rech tsperson sogar Verträge u n tersch reiben , die d ie E in zel n en bin den , eben so E igen tu m bil den u sw.

E in e weitere Stu fe erl a n gt das Kol l ektiv − u n d zwa r regel m äß ig − m it ein er I den tität, d ie dem Kol l ektiv zu ged ach t wird. Sie besch reibt Wesen sm erkm a l e des Kol l ektivs u n d tren n t dam it zwisch en I n n en u n d Au ßen . Sie ist − wie d as Kol l ektiv sel bst − im m er da m it verbu n - den , a u ch ged ach t zu werden von den Mitgl iedern des Kol l ektivs (a l l en , d en m eisten oder den prä gen den ). D ie größte kol l ektive E in h eit ist zu r Zeit das Vol k a l s origin äre B evöl keru n g ein er N ation oder n a ch äh n l ich en Kriterien , z. B. geograph isch en Region en , a bgegren zt.

„D ie Schweizer“ werd en a l s m eh r ged ach t a l s das rein e N eben ein an der von Mil l ion en von Men sch en , m it u n tersch iedl ich er Spra ch e u n d n och viel en weiteren U n tersch ieden . D as Ga n ze wu rde h an d l u n gsfäh ig, trat al s Akteu r im gl obal en Maß sta b au f u n d sch u f sich ein e I d en tität, die m eh r da rstel l t a l s die Gren zkon trol l e an ein er eh er zu fäl l igen Gren zl in ie. I m - m erh in ist diese I den tität n ich t m it ein em dera rt ü bersteigerten Gefü h l der Ra ssen ü berl e- gen h eit verbu n den , wie es „d ie D eu tsch en“ sch on ein ige Mal e d rau f h atten u n d d ara u s ei- n en − bl u tig u m gesetzten − An sp ru ch au f Vern ich tu n g verm ein tl ich Min derwertiger abl ei- teten . Koop eration m ein t h in gegen ein en Zu sam m en h an g zwisch en Men sch en , bei den en kein e E igen persön l ich keit d es Gem ein sam en en tsteh t, son d ern d ie Men sch en die n ach au - ßen H a n d el n den bl eiben . D a s sch l ießt weder gem ein sam es E igen tu m n och Koop eration en der Koop eration en au s (im Sin n e von Räten oder Äh n l ich em , soweit d iese n ich t m it kol l ekti- ver I d en tität oder Vertretu n gsm a ch t al s Gem einwil l e au sgestattet sin d ).

I n der Koop eration zäh l t n ich t d ie du rch sch n ittl ich e, m eh rh eitl ich od er h ierarch isch gesch af- fen e Gesa m tm ein u n g, son dern die Viel fal t u n d U n tersch ied l ich keit bl eibt erh a l ten u n d zu r Stä rke des au fein a n d er a bgestim m ten , frei verein barten a ber n ich t verein h eitl ich ten Tätig- keitsp rozesses.

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Ein P roblem ist sch on die kollektive I dentität als solch es. Du rch Festlegu ng sch einbar ge- m einsamer Eigensch aften der zu einer identitären Gru ppe zu samm en gefassten M en sch en entsteht ein Kollektiv. Regelmäßig ist das verbu nden mit einem offen siven B ezu g au f das

„Wir“ im Sinne ein er Kon stru ktion des gem einsamen Sein s u nd des gemein samen Wil- len s. Typisch ist zu dem die Abgrenzu ng gegen das Andere − oft ist diese Abgrenzu ng der H au ptvorgang der B ildu ng kollektiver I dentität. Dah er ist Au sgrenzu ng in einer Gesell- sch aft kollektiver I dentitäten der N ormalzu stand u nd findet au f allen Ebenen der Gesell- sch aft u nd in fast allen Gru ppen u nd Zu samm enh ängen von M ensch en (gesellsch aftlich e Su bräu me) statt. Kollektive I dentität besteht au s der Definieru ng des I dentitäres, also des die M en sch en Verbinden den. H ier können disku rsive H errsch aftselemente wie die Zu richtu ng au f Gesch lecht, sozialer Gru ppe, N ation, Verein u sw. eben so wirken wie die Entwicklu ng bestim mter Verh altens-, Kleidu ngs- oder Sprach codes als verbinden des Element einer identitären Gru ppe. Sympath ie u nd Antipath ie beru h en au f diesen I dentitäten. Abgrenzu ng gegen das „ Andere“ stärkt die Einbildu ng gleich er Eigensch aften von M ensch en, die als ei- genes soziales Umfeld vermu tet werden. Das Kollektive entsteht du rch die Wah rneh m u ng u n d Formu lieru ng des I dentitären als Gleich es u n d Gem einsames. Am h äu figsten ge- sch ieht das du rch den Einsatz des Wortes „Wir“ − verstärkt wiederu m in Verbindu ng m it der Abgrenzu ng gegen ü ber dem Anderen als „ I h r“ oder „ Du “. „Wir“ bezeich n et dann ein e kollektive I dentität, wenn es nicht einen tatsäch lich en Ablau f besch reibt („Wir waren gestern in X-Stadt“ oder „ wir h aben ü berlegt, die u nd die Sach e jetzt zu m ach en“ ), sondern als ver- ein nah m en des Wort genu tzt wird, d. h . du rch die N u tzu ng die Kollektivität h ergestellt wird.

Ein solch es „Wir“ sch afft erst den gem einsamen Willen . Dah er ist es ein typisch er Teil do- m inanten Sprach stils, als „Wir“ zu sprech en u nd damit eine Entsch eidu ngsfindu ng oder ein e Vielfalt selbstbestimmter M einu ngen du rch eine kollektive I dentität zu ersetzen . Aller- dings sind au ch andere Sprachform en als das „Wir“ möglich , z. B. der Verweis au f Traditio- nen („ Es ist sch on im mer so gewesen“ u .ä. ). Au ch h ier wird Einh eitlich keit dadu rch h erge- stellt, dass sie besch rieben wird. Ein kollektiv-identitäres „Wir“ u ntersch eidet sich vom be- sch reiben den „Wir“ also dadu rch , dass der zeitlich e Ablau f u mgekeh rt ist. Das besch rei- bende „Wir“ versu cht, einen P rozess im N ach h inein zu besch reiben . Das kollektiv-iden- titäre „Wir“ sch afft die Ein h eitlich keit du rch die B enu tzu ng des „Wir“.

I n diese kollektiven I dentitäten werden M ensch en oft u ngefragt h ineingesteckt, es entste- h en also erzwu n gene M itgliedsch aften. Teil eines Kollektivs zu sein, oh ne gefragt zu wer- den oder sich dazu frei entsch eiden zu können, ist H errsch aft. Solch er Zwang entsteht da- bei nicht erst du rch N ötigu ng zu m B eitritt, sondern bereits du rch ein e Definition der Zu ge- h örigkeit oh ne Einverstän dn is, oft gar oh ne I nformation der Ein gem eindeten . Das ge- sch ieht bei der Festlegu n g von N ationalität, Gesch lecht, die Anmeldu ng an ein er Sch u le, oft au ch in einem Verein oder du rch die nicht lösbare B indu ng in ein er Fam ilie. Vor allem fü r jü ngere M ensch en ist diese Erfah ru ng von Zwang alltäglich . Eben so entsteht Zwang, wenn es keine Alternative zu r M itgliedsch aft in ein er Gru ppe gibt oder ein Verzicht m it er- h eblich en N achteilen verbu nden wäre. Sch ließlich fü h ren Vermisch u ngen mit an deren Ty- pen von H errsch aft zu Zwängen , z. B. die Zu richtu ng du rch Erzieh u ng, M edien u sw. in ei- ner Weise, die M ensch en so kon ditioniert, dass sie sich zu m Teil einer Gru ppe mach en.

Kollektive I dentitäten u nd erzwu n gene M itgliedsch aften erfordern die Existenz von Perso- nen, die die I dentität (das „Wir“ ) definieren oder einen Zwang au sü ben. Sie sind n iemals Ergebn is eines gleich berechtigten Ein igu ngsprozesses, also einer Organ isieru ng von u n-

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ten . Diese wü rde im mer klären, dass die sich organisierenden M ensch en je nach Fragestel- lu ng u ntersch iedlich e Au ffassu n gen h aben u n d niemand in der Lage wäre, oh ne Kläru ng der Au ffassu n gen in einem Sprach stil des „Wir“ au fzu treten.

B eispiele fü r kollektive I dentitäten :

• Volk u nd Vaterland: B eide entsteh en du rch die Konstru ktion einer kollektiven I dentität ü ber die B esch reibu n g sch ein barer gleich er Eigensch aften , Traditionen , Umwelt, Fä- h igkeiten u sw. sowie die Abgren zu n g gegen das Andere, was von au ßen kom mt u nd das „Wir“ direkt oder zu mindest in der völkisch en Reinh eit bedroht. Ein Volk entsteht n ie du rch die Einigu n g der M ensch en darau f, ein Volk sein zu wollen, sondern du rch B enennu n g des Kollektivs u nd der B enu tzu ng des „Wir“ als kollektive I dentität. „Wir Deu tsch en“ ist das nicht Ergebnis einer Selbstorganisieru n g von M ensch en zwisch en Flensbu rg u nd Konstanz, sondern eine Form u lieru n g, die die I dentität erst sch afft.

• N ation: I m Gegensatz zu m Volk sch afft die N ationalität eine erzwu n gen e M itglied- sch aft du rch formalen Akt in der Regel bei der Gebu rt. Sie ist h errsch aftsförm ig, weil kraft Gebu rt oh ne Einwilligu ng du rch die betroffene Person. Äh nlich wirkt die Zwan gszu geh örigkeit zu Fam ilie, Religion, Gesch lecht u .ä. , die oft au ch bereits bei der Gebu rt entsch ieden wird u nd ab dan n das Leben prägen.

• I dentitäre Gru ppen: Die meisten Cliqu en , religiösen oder politisch en Gru ppen sind identitäre Kollektive, den n ih re M itglieder u nterwerfen sich m eh r oder weniger deu tli- ch en Codes an Verh alten , Sprach e u nd m anch m al sogar Au sseh en (Kleidu n g, Fri- su r). Zu dem gibt es meist ein „Wir“, das ü ber ein besch reibendes Wort h in au sgeht, u nd klare Untersch iede darin , wer dieses „Wir“ wie einsetzt u nd damit die I dentität der Gru ppe prägt. Es ist Standard au ch u nd gerade in politisch en Zu sam menh ängen , dass einige M en sch en privilegiert sind, Verh alten, Organisieru ngsform u nd politisch e

Position der Gru ppe zu defin ieren − n ach au ßen u nd nach innen. Stän - dige Au s- u n d Abgrenzu ngen gegen ü ber dem „ Anderen“ sind die wen ig

ü berrasch ende B egleitersch ein u ng u nd zeigen n icht n u r die h errsch afts- förmige Organisieru ng, son dern sind fü r diese au ch wichtig.

Repräsentation

Gänzlich u nm erklich ist die B eh errsch u ng du rch Verein nah m u ng. Ein zelne können im N amen Vieler oder Aller sprech en, oh ne die, fü r die sich sprech en, zu fragen oder ü ber- h au pt nu r zu inform ieren. Die Fäh igkeit, im N am en aller zu sprech en u nd dabei au ch als legitim eR Sprech erI n wah rgen omm en zu werden, ist ein P rivileg. Es ist u n gleich verteilt.

Das gilt sowoh l in B ezu g au f Staaten , wo irgen dwelch e M ächtigen im N am en ih res Volkes oder, äh nlich gem eint, der B ü rgerI n nen sprech en, als au ch in allen gesellsch aftlich en Su bräu m en, in den en stän dig privilegierte Person en ih re Familie, Vereine, Firmen oder so- gar rein inform elle Zu samm enh änge wie soziale B ewegu ngen nach au ßen vertreten. Die Repräsentation sch afft erst das „Wir“ u nd h au cht diesem dan n die M ein u ng der P rivilegier- ten als Gesamtwille ein.

Die Entmü ndigu ng wird offen eingefordert. Das Zu sam menspiel zwisch en M asse u n d Sprech erI nnen fu nktion iert zu einem von beiden Seiten erwü n schten Ereignis. Die ein en erh öh en ih r Gestaltu n gspotential, d. h . ih re M acht, die an deren empfinden einen sch einba-

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Kol l ektivität in anarch isti-

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sch en Kreisen: Sieh e unter www. projektwerkstatt.de/

anarch ie/a_kol l ektiv. htm l

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ren B edeu tu ngsgewinn , wenn − wo sie selbst sch on so kleine Lichter sind u nd oh nm äch - tig in der Welt steh en − wen igsten s ih re Fü h ru ngsperson en Einflu ss zu h aben sch ein en.

M onika Kappu s beklagte sich am 23. 9. 2005 in einem Kom mentar der FR n ach der B u n- destagswah l, dass die Parteien zu zögerlich wären: „ Der Wäh ler h at seine Stimm e abgege- ben, damit andere fü r ih n sprech en.“ Wah len sind oh neh in eine bemerkenswerte M i- sch u ng versch iedener Formen der B eh errsch u ng. Die Wäh lerI nnen werden zu M asse oh ne Differenz − alle h aben genau den gleich en, aber nu r als Ein zelperson au sfü h rbaren Einflu ss, der nicht m eh r m essbar ist. I mm er wieder verschwin den Wah lu rnen, was jedoch nicht zu r Ungü ltigkeit der Wah l fü h rt, weil selbst ein ganzer Stim mbezirk keinen statistisch m essbaren Einflu ss au f das Ganze h at. Die Wäh lerI n nen können weder Fragestellu ng noch Entsch eidu ngsm odu s bestim men. Un d sie werden alle vom späteren Ergebnis repräsentiert

− u nabh ängig davon, was sie gewäh lt oder ob sie ü berh au pt m it abgestim mt h aben . Der totalen Vereinnah mu ng der späteren Wah lsiegerI nnen als legitime Vertretu ng aller M en- sch en kann sich niem and entzieh en .

Au s Agn ol i, J oh an n es/B rü ckn er, Peter (1 967), „D ie Tra n sform ation d er D em okratie“, Vol taire Verl a g in B erl in (S. 2 8)

. . . in der Gesellschaft vorhandene, teils sich hart widersprechende Kräfte sollen parlamen- tarisch und durch das Parteiensystem nicht reproduziert und damit politisch potenziert, son- dern repräsentiert, und in ihrer Widersprüchlichkeit entschärft werden.

E rkl äru n g au f der Kin d er-D em okratieseite der B u n d eszen tral e fü r p ol itisch e B il du n g (www. h an isau l an d.de)

In der Schulklasse können nicht alle gleichzeitig reden und ihre Meinung durchsetzen. Da- für braucht man einen Klassensprecher oder eine Klassensprecherin, der oder die mit der Mehrheit der Mitschüler und Mitschülerinnen gewählt werden. Sie versuchen, die Interessen derjenigen, die sie gewählt haben, richtig zu vertreten, zum Beispiel gegenüber Lehrerin- nen und Lehrern oder in der Schulversammlung.

I n der Politik ist es äh nlich . I n bestim mten Zeitabständen wäh len die Wah lberechtigten (in Deu tsch land ab 1 8 Jah ren) ih re Vertreterinn en u n d Vertreter au s bestimmten Parteien , von denen sie glau ben, dass sie von ih nen am besten vertreten werden . Diejenigen, die gewäh lt sin d, werden in die Volksvertretu ng, das Parlament, gesch ickt. I n Deu tsch land ist das der Deu tsch e B u n destag. Dort versu ch en die Volksvertreter u nd Volksvertreterinnen, die Abge- ordneten, das B este fü r ih re Wäh lerinnen u nd Wäh ler zu erreich en . Wichtig ist, dass bei den Wah len jeder fü r sich geh eim in einer Kabine eine Partei u nd seine Vertreter u n d Ver- treterinnen wäh len kan n. N ieman d soll dabei von au ßen beeinflu sst werden , n ieman d brau cht Angst zu h aben, wegen seiner Wah l N achteile zu erleiden.

M asse, Repräsentation u nd P rivileg

Am 4. Oktober 2008 wu rde bekannt, dass der Telekom (der zu dieser Zeit fü h rende Tele- komm u nikationsan bieter in Deu tsch lan d) M illionen von Ku ndI nnendaten geklau t wu rden.

Dabei waren au ch P rom inente − in den H örfu nkn ach richten wu rden die N am en von Gü n- ter Jau ch (Fern seh -Unterh alter) u nd Franz B eckenbau er (Ex-Weltfu ßballer) ben annt. Die N am en der M illionen Unbekannten feh lten. Die B u n desregieru ng ordnete ein e Untersu - ch u ng an, wie die Daten fü h render PolitikerI nnen u n d Wirtsch aftsfu nktionärI nn en in Zu - ku nft besser gesch ü tzt werden kön nten. Die Daten anderer waren gleich gü ltig.

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Der Vorgan g zeigt das Dilemma der Repräsentation. Die jeweils Entsch eidu ngsmächtigen

− h ier in M edien bzw. in Regieru ngen − bevorzu gen I h resgleich en. Dabei geht es nicht m eh r u m Parteizu geh örigkeiten oder Sippsch aften, wie sie in alten u nd ganz alten Zeiten wichtig waren. Sondern es geht u m die Zu geh örigkeit zu den Deu tu ngs- u nd Fu n ktionseli- ten . Die Personen dort mögen zu gu ten Teilen au stau sch bar sein , doch in ih rer Fu nktion erken nen sie sich an .

Wü rde sich das bei an deren Form en von Repräsentation ändern? Wie säh e das au s z. B. in einem Rätesystem? Wer die P rinzipien von Repräsentation begreift, wird sch nell erkennen:

Kau m verän dert. Waru m sollten diejenigen , die in einem Rat sitzen, ih re darau s resu ltieren- den P rivilegien selbst in Frage stellen, in dem sie gen au diese P rivilegien bei anderen An- geh örigen der Räte kritisieren? Folglich wird jeder Rat kraft sein er Existenz zu r Elite. Die B eteiligten stü tzen sich gegenseitig u nd bestimm en den Disku rs.

Die Überlegu ngen, imperative M andate einzu fü h ren oder Delegierte jeder- zeit abwäh len zu können, sin d naiv. Sie geh en von einer objektiven B eob- achtu ngsm öglich keit der Räte au s. Doch diese bestim men die Wah rneh m u ng ih rer Tätigkeit. Sie steu ern den Disku rs ü ber sich selbst.

Sch l u ssgedan ke

An dieser Stelle endet sie Darstellu n g der versch ieden en Formen von B eh errsch u ng, M achtverteilu n g u nd Steu eru n g von Gesellsch aft. Es soll in den weiteren Texten nu n u m die th eoretisch en Gru n dlagen h errsch aftsfreier Gesellsch aft, also der freien M en sch en in freien Vereinbaru ngen geh en, bevor dann praktisch e Strategien u nd Sch ritte dargestellt werden .

Vorh er aber n och ein e wichtig begrifflich e Klarstellu ng. Es m u ss u ntersch ieden werden zwisch en den B egriffen „ H errsch aft“, „ M acht“ u nd „ M öglich keit“. Der B egriff ist ge- bräu ch lich zu r B esch reibu ng eines zwisch enmensch lich en Verh ältnisses, näm lich der Fä- h igkeit zu r direkten Au sü bu ng von Zwang gegenü ber anderen M ensch en. Von M acht wird dann gesproch en, wenn sie diese nicht kontin u ierlich au f besteh enden Rah m en bedin gu n- gen beru ht, son dern au f das konkrete Verh ältnis zwisch en den M ensch en bzw. einzeln en Gru ppen. Verfestigt sich dieses M achtgefälle du rch institu tionalisierte Regeln , Disku rse, P rivilegien oder Du rch setzu ngsmittel, so sprech en wir von H errsch aft.

Davon deu tlich zu u ntersch eiden ist die B edeu tu ng von „ M acht“ im Sinn e von M öglich kei- ten : „ I ch h abe die M acht zu . . .“ sowoh l im allgemeinen Sinne von „ ich kann . . .“ oder als M öglich keit des H andeln s in sozialen B ezieh u n gen . Letztere mu ss n icht gegen an dere M en sch en gerichtet sein mu ss u nd wäre dann eh er der Gegenbegriff zu Oh nm acht. Dabei wird n icht meh r zwingend von ein em Verh ältn is zwisch en M ensch en au sgegangen, son- dern in dieser B edeu tu ng äh nelt M acht dem B egriff „ Fäh igkeit“. Fü r eine emanzipatorisch e Debatte ersch eint das Wort „ M öglich keit“ zielgenau er. M it „ gleich berechtigten M öglich - keiten“ z. B. zu r Reprodu ktion oder Roh stoffnu tzu ng ist dann gemeint, dass die M ensch en au f alle gesellsch aftlich en Ressou rcen gleich gu t zu greifen können, d. h . die Vielfalt der Welt u nd die u ntersch iedlich en Lebensentwü rfe entsteh en du rch freien Willen − nicht m eh r du rch soziale H erku nft, Reichtu m u sw.

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