• Keine Ergebnisse gefunden

Kläranlagen optimieren ihren Energieverbrauch

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Kläranlagen optimieren ihren Energieverbrauch"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

16 Schweizer Gemeinde 8/09

Kläranlagen optimieren ihren Energieverbrauch

In der Reinigungsleistung sind die Schweizer Abwasserreinigungsanlagen (ARA) weltweit Spitze.

Nun gehen ARA-Betreiber daran, auch den Energiehaushalt ihrer Anlagen zu optimieren.

Die «Schweizer Gemeinde» zeigt das Beispiel der ARA Morgental in Arbon am Bodensee.

Kläranlagen sind grosse Energiever- braucher. Ihr Anteil am Stromver- brauch für die öffentlichen Aufgaben ist grösser als derjenige von allen Schulen und Kindergärten zusammen. Im Pro- gramm EnergieSchweiz des Bundes- amtes für Energie bildet die rationelle Energienutzung auf Kläranlagen daher ein Schwerpunkt. Energieanalysen auf über 200 Anlagen zeigen, dass die meisten ARA über ein erhebliches Ein- sparpotenzial verfügen. Aufgrund die- ser Studien haben viele Betriebe in den letzten zehn Jahren umfangreiche Op - timierungsmassnahmen durchgeführt.

Der Elektrizitätsbezug der Kläranlagen konnte dadurch seit dem Jahr 2000 schweizweit um jährlich 80 Mio. kWh gesenkt werden. Dies entspricht dem Stromverbrauch von rund 50 000 Ein- wohnern und Stromkosten von 12 Mio.

Franken.

Selbstversorgung als Ziel

Roland Boller ist einer von vielen inno- vativen ARA-Betreibern, die nicht auf- geben, bevor die letzte wirtschaftliche Kilowattstunde herausgeholt ist. Für den Betriebsleiter des Abwasserver- bandes Morgental – ein Zusammen- schluss von acht Gemeinden am Boden- see – ist die Devise klar: «Am liebsten wäre uns eine energieautarke Kläran- lage, die weder Strom noch fossile Energien von aussen bezieht.» Zusam- men mit seinen fünf Mitarbeitern ist Boller diesem Ziel in den letzten Jahren schon ein gutes Stück näher gekom- men. Seine Strategie stützt auf zwei Pfeilern: der Reduktion des Stromver- brauchs dank energieeffizienter Pro- zesse und der Maximierung der Strom- und Wärmeproduktion aus Klärgas und aus Abwasser. Das Resultat der syste- matischen Energie optimierung ist ein- drücklich: Seit 2005 sank der jährliche Stromverbrauch der ARA Morgental um 150 000 kWh; der Heizölverbrauch wurde von vormals 26 000 Liter auf Null reduziert und die Stromproduktion aus Klärgas um 300 000 kWh gesteigert.

«Beim Heizenergieverbrauch haben wir

das Ziel, ohne Fremdenergie auszukom- men, bereits erreicht», bilanziert Boller.

Der gesamte Wärmebedarf für die Fau- lung des Klärschlamms kann mit Ab- wärme aus den Gasturbinen gedeckt werden. Soweit ist man in der Elektrizi- tätsbilanz noch nicht. Doch immerhin stieg auch hier der Eigenversorgungs- grad von vormals 20 auf über 40 Pro- zent.

Ein bunter Strauss an Massnahmen

Rund ein Drittel des Erfolgs beruht auf Massnahmen der rationellen Energie- nutzung – beispielsweise den Einsatz von effizienten Antrieben und intelligen- ten Steuerungen. Allein durch die Opti- mierung der Rührwerke in der Faulan- lage und der Sandfangbelüftung konn- ten rund 70 000 kWh eingespart wer- den. Herzstück sind neue Gebläse mit besserem Wirkungsgrad und eine last-

abhängige Sauerstoff-Regulierung, die den Prozess präzise auf die ständigen Schwankungen der Abwassermenge und der Schmutzfracht abstimmt. Durch zusätzliche Massnahmen im Einlauf - bereich der Biologie konnte die Anzahl Rührwerke halbiert werden.

Das zweite Drittel des Erfolgs basiert auf einer Steigerung der Faulgasausbeute um über 30 Prozent bei gleich bleiben- der Abwassermenge. Drei Massnah- men trugen zu diesem Ergebnis bei:

eine stärkere Eindickung des Frisch- schlamms, eine Verbesserung des bio - logischen Umwandlungsprozesses durch den Einsatz von Enzymen und eine Zu- gabe von energiereichen Abfallproduk- ten wie Alkohol und Lecithin aus der Arznei- und Nahrungsmittelindustrie in den Faulraum. Boller rechnet damit, die Faulgasproduktion auf diese Weise in den nächsten Jahren um weitere 20 Pro- zent steigern zu können.

ENERGIE

Die Abwasserreinigung erfordert einen hohen Energieeinsatz. (Bilder: zvg)

(2)

Der dritte Teil der Energieoptimierung wurde durch den Ersatz der alten Block- heizkraftwerke durch Gasturbinen er- zielt. Die neuen Aggregate erlauben einen geregelten Teillastbetrieb und er- reichen eine höhere Betriebsstabilität.

Die Stromproduktion konnte dadurch seit 2007 verdoppelt werden. Bollers Ziel ist indessen eine Verdreifachung.

Dank der seit Beginn 2008 geltenden kostendeckenden Einspeisevergütung für Strom aus Klärgas resultiert aus dieser Steigerung sogar ein jährlicher Gewinn.

Strom und Wärme aus Abwasser

Der Abwasserverband Morgental will in Zukunft aber nicht nur aus Klärgas Strom produzieren. Zusammen mit der Stadt St. Gallen ist auch der Einsatz ei- ner Abwasserturbine geplant. Ermög- licht wird dieses Projekt durch eine neue Abwasserleitung, welche die Stadt St. Gallen baut. Die fünf Kilometer lange Leitung soll das gereinigte Abwasser der ARA St. Gallen-Hofen in Zukunft zu- sammen mit dem gereinigten Abwas- ser der ARA Morgental direkt in den Bo- densee einleiten. Die Massnahme dient primär dazu, die Wasserqualität des Flüsschens Steinach zu verbessern. Weil von St. Gallen bis zum Bodensee ein Gefälle von 190 Meter besteht und kons - tant rund 500 Liter Abwasser pro Se- kunde anfallen, ergeben sich ideale Be- dingungen für die Stromerzeugung mit einem Wasserkraftwerk. Auf dem Ge- lände der ARA Morgental wird dazu ein Turbinenhaus erstellt. Die Planer rech- nen mit einer Jahresproduktion von rund 4 Mio. kWh.

Parallel zur Stromerzeugung will man dem Abwasser über Wärmetauscher

auch thermische Energie entziehen.

Grosse Wärmepumpen sollen die Ab- wärme für Heizzwecke verfügbar ma- chen und damit einen Wärmeverbund für ein Wohn- und Gewerbequartier speisen. Durch die Nutzung von Abwas- serwärme und überschüssiger Ab- wärme der Gasturbinen können im End- ausbau rund 500 000 Liter Heizöl im Jahr eingespart werden. Ende Oktober 2008 hat der Abwasserverband Mor- gental dazu einen Planungskredit ge- nehmigt. Im Frühjahr 2009 wurde ein Vertrag mit einem Contractor abge- schlossen, der den Wärmeverbund rea-

lisieren soll. Die Kantone St. Gallen und Thurgau sowie EnergieSchweiz unterstützen das Projekt mit Förder - beiträgen.

Auszeichnung mit

«Médaille d’eau»

Für die eindrücklichen Leistungen der ARA Morgental in Sachen effizienter und umweltfreundlicher Energienut- zung konnte Boller 2008 die Auszeich- nung «Médaille d’eau» entgegenneh- men. Sie wurde vom Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfach- leute und der Aktion EnergieSchweiz für Infrastrukturanlagen schweizweit an 25 vorbildliche Kläranlagen vergeben.

Boller freut sich über diese Anerken- nung; als Grund, auf den Lorbeeren auszuruhen, sieht er das Diplom aber nicht. Im Gegenteil: Ein Benchmarking, das er im Jahr 2007 auf seiner Kläran- lage durchführen liess, hat gezeigt, dass noch weitere Optimierungspotenziale vorhanden sind. «Solange diese nicht ausgeschöpft sind, haben wir unseren Job noch nicht vollständig gemacht», schmunzelt der sympathische Ost- schweizer. Um gezielt vorgehen zu kön- nen, lässt er deshalb bis Ende Jahr eine Energiestrategie ausarbeiten. Das Geld für die weiteren Taten nimmt er aus den Einsparungen, die er bereits realisiert hat.

Felix Schmid, EnergieSchweiz für Infra- strukturanlagen

ENERGIE

17

Schweizer Gemeinde 8/09

Beratung für ARA-Betreiber

In Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizer Abwasser- und Gewässer- schutzfachleute und den Kantonen will EnergieSchweiz die Energie - optimierung auf Kläranlagen syste- matisch umsetzen. Das Programm

«EnergieSchweiz für Infrastrukturan- lagen» unterstützt ARA-Betreiber da- her mit kostenlosen Vorgehensbera- tungen und informiert über Finanz- beiträge an Energieanalysen und Vorstudien.

Kontakt: EnergieSchweiz für Infrastruktur- anlagen, Gessnerallee 38a, 8001 Zürich, Tel. 044 226 30 98, mueller@infrastruktur- anlagen.ch, www.infrastrukturanlagen.ch

Der Ersatz der abgebildeten 35-jährigen Gebläse für die Biologie durch neue Aggregate mit Leistungsregulierung brachte beträchtliche Energieeinsparungen.

Betriebsleiter Roland Boller wurde für seine Anstrengungen ausgezeichnet.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zudem können Interessierte beim zubereiten der Teige auch auf die »dicke Berta« des Backhüsle-Vereins zurückgreifen: Da- hinter versteckt sich eine Rührmaschine, in der Teig für

Suche Oldtimer: Motorrad, Moped, Mofa oder Hilfsmotor von Horex, Adler, Nsu, Dkw, Zündapp, Hercules, Kreidler, Maico, Lutz, Honda, Yamaha, Vespa, Benelli und andere, auch

Sie sind vor Beginn eines jeden Teils der Prüfung über die jeweils zur Verfügung stehende Zeit, über die während der Prüfung zugelassenen Arbeits- und Hilfsmittel sowie über die

Fracht- gruppe 418303 Steuerung SanoClean d-pac V4.XX für classic/activline mit Druckmessung 425,00 90 705507 Steuerung SanoClean easy mit Druckmessung als Ersatz für Steuerungen

Die Zutaten für den Teig mit einem TL kaltem Wasser verkneten und in Folie gewickelt in den Kühlschrank stellen.. Den Teig zwischen Folie ausrollen und Kreis ausstechen, die

Hier ist noch einmal sehr schön der Kühlkörper mit den vier MOSFETs zu sehen. Bei der Platine darunter handelt es sich um das Board für die Stereoendstufe. Es ist

www.konsum-bringts.de Bestellen Sie jetzt direkt in unserem Onlineshop oder kontaktieren Sie unser Team telefonisch oder per E-Mail. Bei Ihrer Bestellung können Sie das Zeitfen-

Kann der Termin aufgrund von schlechten Witterungsverhältnissen nicht eingehalten werden, so verschiebt sich der Belagseinbau um jeweils einen Tag.. Die