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Entsorgung von Arzneimitteln

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2011 | www.pta-aktuell.de

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is vor etwa zwei Jahren war es gängige Praxis der Apotheken, alte abgelau- fene Medikamente zu- rückzunehmen und sich um deren Entsorgung zu kümmern. Dieser Ser- vice war möglich, da Apotheken die

Altarzneimittel bundesweit unent- geltlich über das Vfw Remedica-Sys- tem abholen und vernichten lassen konnten. Die Vfw-GmbH bot diesen Dienst den Apotheken kostenlos an, da sie von anderer Seite vergütet wur- den. So bezahlte zum einen die Phar- maindustrie, da diese so ihrer Ver- pflichtung aus der Verpackungsver- ordnung zur Entsorgung der -mate- rialien nachkommen konnte. Zum anderen hatte das Recyclingunter- nehmen Einnahmen aus deren Ver- kauf und konnte damit die Kosten für die Verbrennung der Altarzneimittel finanzieren.

Flächendeckender kostenloser Abholservice eingestellt Seit der Änderung der Verpackungsverord- nung Ende Mai 2009 können die Verpackungsmaterialien dem Dualen System zugeführt werden. Dadurch hatten die pharmazeutischen Her- steller kein Interesse mehr an einer branchenspezifischen Entsorgungs- lösung und beteiligten sich nicht mehr an den Kosten. Damit wurde das Rücknahmesystem für das Ent- sorgungsunternehmen unrentabel und als kostenloser Service für die Apotheken eingestellt. Da Hersteller und Apothekerverbände bislang kei- ne neue einheitliche flächendeckende Lösung für die Rückführung und Be- seitigung von Altmedikamenten ge- funden haben, müssen sich die Apo- theken nun selbst um deren Entsor- gung kümmern, wobei verschiedene regionale Konzepte möglich sind.

Haus- oder Sondermüll? Prinzi- piell kann Arzneiabfall in die Rest- mülltonne geworfen werden, denn rechtlich sind die meisten Medika- mente keine gefährlichen Abfälle. Sie gehören bis auf wenige Ausnahmen wie Zytostatika zum Siedlungsabfall und sind damit Hausmüll. Dieser wird normalerweise in Abfallver- brennungsanlagen entsorgt, in denen die Arzneimittel thermisch zerstört werden. Das Verfahren gilt als um- weltverträglich, denn so können die Substanzen nicht mehr schaden. Aus- nahmen bestehen in Regionen, wo der Hausmüll nicht verbrannt, son- dern durch andere Methoden ent- sorgt wird oder auf Deponien landet.

Dort dürfen Altmedikamente nicht in den Hausmüll, sondern müssen gesondert als Problem- oder Sonder- müll gesammelt und damit einer fachgerechten Entsorgung zugeführt werden. Letztendlich hilft ein Anruf beim Umweltamt oder beim Abfall- entsorger, wie der Arzneimüll regio- nal zu beseitigen ist.

Bedenken bleiben Obwohl der Arzneimüll unter der Voraussetzung, dass er verbrannt wird, in den Haus- müll darf, lehnen viele diesen Ent- sorgungsweg aus Sicherheitsgründen ab. Sie befürchten, dass die Medika- mente in falsche Hände geraten: Kin- der können sie für Bonbons halten und sich vergiften oder Unbefugte mit Arzneimittelresten Missbrauch betreiben. So empfiehlt auch das Um- weltbundesamt weiterhin, Medika-

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PRAXIS ENTSORGUNG VON ARZNEIMITTELN

Hauptsache sicher und ökologisch

© HAKOpromotion / www.fotolia.com

Apotheken, die Altarzneimittel annehmen, stehen vor der Frage, wie sie den

Arzneimüll entsorgen können. Der Beitrag stellt mögliche Optionen vor.

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mentenreste nicht über den Haus- müll zu entsorgen, sondern sie bei Apotheken oder Schadstoffsammel- stellen direkt abzugeben, damit sie si- cher vernichtet werden. Diesen Be- denken schließen sich auch einzelne Länderministerien an, andere wie- derum fordern zur Entsorgung über die Restmülltonne mit dem Tipp auf, Arzneimittel durch Einschlagen in Zeitungspapier für Unbefugte un- kenntlich zu machen. Gemeinsam ist der Hinweis, Medikamente nicht in die Toilette oder in den Ausguss zu kippen, um eine unkontrollierte Ab- gabe der Stoffe aus dem Abwasser ins Grundwasser zu vermeiden.

Was macht die Apotheke mit dem Müll? Zum einen können Apo- theken Altmedikamente selbst zum Recyclinghof bringen, wo der Arz- neimüll dem Haus- oder Sondermüll und damit zugelassenen Abfallver- brennungsanlagen zugeführt wird.

Dieses Vorgehen ist aber oftmals mit Kosten verbunden, da der Arznei- müll dann in der Regel als Gewerbe- müll angenommen wird. Eine andere

Möglichkeit ist weiterhin die deutschlandweite Rücknahme der Medikamente über die Vfw GmbH, welche das Entsorgungssystem auf- rechterhält – jetzt allerdings kosten- pflichtig. Überdies existieren viele regional unterschiedliche Optionen.

So können beispielsweise die Apothe- ken in einigen Regionen (z. B. Nie- dersachsen) die Altmedikamente in einer Kunststoffbox (abox) sammeln, die sie bei ihrem Großhändler gegen eine Gebühr bestellen und abholen lassen. Andere Städte wie Berlin bie- ten den Apotheken große abschließ- bare Sammelbehälter (MEDI-Tonne) an, die regelmäßig von der Stadtrei- nigung gebührenpflichtig geleert werden. In manchen Städten (z. B.

Leipzig, Lübeck) können Apotheken den Arzneimüll unentgeltlich von den städtischen Entsorgungsbetrie- ben beseitigen lassen. Hintergrund dafür ist, dass es dort keine Müllver- brennungsanlage gibt, die eine um- weltschonende Verwertung erlaubt, sodass Arzneimittel nicht im Haus- müll entsorgt werden können.

Tipp Unterschiedliche Empfehlun- gen zur Entsorgung von Arzneimüll bringen eine große Verunsicherung der Bevölkerung mit sich. Nicht nur die Frage, ob es sich um Hausmüll für die Restmülltonne oder um Sonder- müll für die Schadstoffannahmestelle handelt, führt zu Irritationen. Auch die ungleiche Handhabung der Apo- theken bezüglich der Rücknahme von Arzneimitteln verwirrt. Daher sollten die Apotheken zur Beseiti- gung der Unsicherheit beitragen: In- formieren Sie Ihre Kunden, wie in Ihrer Region die Entsorgung von Alt- arzneimitteln gehandhabt wird und erläutern Sie auch Hintergründe für die jeweilige Vorgehensweise. Besser noch, bieten Sie die Annahme von Altarzneimitteln an – auch wenn Sie dabei nicht immer um Kosten he- rumkommen. Die Kunden werden es

„ihrer“ Apotheke sicherlich mit Kun- dentreue danken.

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Gode Meyer-Chlond, Apothekerin ABGABE

IN DER APOTHEKE

Rechtlich ist der Apotheker nicht verpflichtet, alte oder nicht mehr benötigte Arznei- mittel zurückzunehmen. Theo- retisch kann er deren Annahme verweigern und den Kunden bitten, seine Arzneimittelreste selbst zu entsorgen. Dieser Weg wird nach der Aufkündi- gung des kostenlosen Abhol- service der Vfw Remedica auch von vielen Apotheken gegan- gen. Andere stellen sich aber ihrer Aufgabe als Arzneimittel- fachmann und sorgen durch Annahme des Arzneimülls für dessen sichere und ökologische Entsorgung. Zudem stellt diese Serviceleistung ein gutes Mittel zur Kundenbindung dar.

Referenzen

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