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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Branchenprofil Automobilindustrie in Hessen

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Academic year: 2022

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Branchenprofil

Automobilindustrie in Hessen

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden

www.wirtschaft.hessen.de

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BRANCHENPROFIL

AUTOMOBILINDUSTRIE IN HESSEN

Dr. Claus Bauer Gergana Petkova HA-Report 1034 Wiesbaden 2021

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG

HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT

HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9

65189 Wiesbaden

Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER

Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND

Juli 2021

BILDNACHWEIS Titelbild: Rainer / Fotolia

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Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege- ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwah- len. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe- mittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Un- terrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

DRUCK

Hessisches Statistisches Landesamt BESTELLUNG

Download unter www.hessen-agentur.de/publikationen

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INHALT

VORWORT ... I

AUTOMOBILINDUSTRIE IN HESSEN IM ÜBERBLICK ... 1

BESCHÄFTIGTE ... 3

UNTERNEHMENSLANDSCHAFT ... 5

UMSATZ ... 10

INTERNATIONALES ... 12

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG ... 16

PRODUKTIONSNAHE DIENSTLEISTUNGEN ... 19

INVESTITIONEN ... 20

ENERGIEVERBRAUCH ... 23

CLUSTER UND NETZWERKE ... 24

FACHKRÄFTENACHWUCHS ... 24

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN UND AUSBLICK ... 25

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I

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser, die hessische Wirtschaft ist nicht nur durch einen starken Dienst- leistungssektor geprägt, sondern unser Land ist auch ein wichtiger Industriestandort.

Das Branchenprofil zur „Automo- bilindustrie in Hessen“, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Bedeu- tung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs, für den in Hessen vor al- lem die Namen Opel, VW und Mercedes stehen. Zu den rund 48.000 Beschäftigten der großen Hersteller kommen noch viele weitere bei Automobilzulieferern hinzu.

Steht aktuell noch die Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie im Vordergrund, so bleibt die Klimaerwärmung doch die größte ge- samtgesellschaftliche Herausforderung. Innovative Produkte und Herstellungsverfahren, die darauf Antworten geben, sind darum weltweit gefragt und eröffnen Unternehmen neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte. Das zeigt, dass Ökonomie und Ökologie zu- sammengehören.

Weitere Beispiele dafür finden Sie auch in den übrigen Branchenprofilen, mit denen wir unsere wichtigsten Industriezweige vorstellen. Sie wurden ebenfalls von der Hessen Agentur erstellt und stehen unter www.hessen-agentur.de/publikationen zum Download zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr

Tarek Al-Wazir,

Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

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1

Automobilindustrie in Hessen im Überblick

Beschäftigte Die Automobilindustrie – im Sinne der „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ der amtlichen Statistik – zählte 2020 in Hessen 47.988 Beschäftigte1 (-6,9 % gegenüber 2019). In der Branche haben damit 12,0 % der Beschäftigten der hessischen Industrie ihren Arbeitsplatz.

Unternehmenslandschaft Nicht nur drei große Automobilhersteller – Daimler, Opel und Volkswa- gen – sind in Hessen tätig, sondern auch zahlreiche Zulieferer und Engi- neering-Dienstleister. Bekannte Namen sind u.a. Bosch, Continental, EDAG Engineering, Federal-Mogul / Tenneco, Fritz Winter, GKN Drive- line, Goodyear Dunlop, Magna und Pirelli. Die beiden wichtigsten Stand- orte in Hessen sind Rüsselsheim und der Raum Kassel.

Umsatz Für die hessische Automobilindustrie wird 2020 ein Umsatz in Höhe von 16,4 Mrd. Euro ausgewiesen, was 14,2 % des Umsatzes der hessischen Industrie entspricht. Damit erwirtschaftete die Branche im Krisenjahr 2020 beträchtlich weniger Umsatz als noch im Jahr 2019 (21,4 Mrd. Euro).

Internationales Die Exportquote der hessischen Automobilindustrie lag im Jahr 2020 bei 65,4 %, d.h. 10,7 Mrd. Euro des Umsatzes waren Umsatz mit dem Aus- land. Der Direktinvestitionsbestand ausländischer Investoren in der hessischen Automobilindustrie belief sich zum Jahresende 2018 auf 920 Mio. Euro. Pandemiebedingt ist sowohl der Export (-14,6 %) als auch der Import (-12,6 %) von Kraftfahrzeugen, -teilen und -zubehör 2020 gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen.

Forschung und Entwicklung

Die internen Aufwendungen der Automobilindustrie in Hessen für For- schung und Entwicklung summierten sich 2017 auf 1,9 Mrd. Euro, was dem Rang eins – noch vor der Chemischen und Pharmazeutischen In- dustrie – unter den Branchen entspricht. Vielfältige Aktivitäten der Hoch- schulen und Forschungseinrichtungen ergänzen die hessische For- schungslandschaft im Bereich Automotive.

Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen werden für 2019 mit 652 Mio. Euro ange- geben (2018: 484 Mio. Euro). Die Umweltschutzinvestitionen beliefen sich auf 9,1 Mio. Euro (2018).

Energie Die Branche verzeichnete 2019 einen Energieverbrauch von 3,4 Mio.

MWh – 9,8 % des Verbrauchs der hessischen Industrie insgesamt.

Fachkräftenachwuchs 15.984 Studierende waren im WS 2019/20 in Maschinenbau / Verfah- renstechnik – sozusagen die klassische Fachrichtung für die Branche – an den Hochschulen Hessens immatrikuliert. 2019 beschäftigten die Be- triebe der Automobilindustrie 2.306 Auszubildende.

1 Die Daten der amtlichen Statistik zu Beschäftigten, Betrieben, Umsätzen, Investitionen und Energie- verbrauch im vorliegenden Branchenprofil beziehen sich – soweit nicht anders angegeben – auf Be- triebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hes- sen Agentur.

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2

Automobilindustrie1 in Hessen 2020: Wichtige Indikatoren der Branche im Vergleich mit anderen hessischen Industriebranchen

Automobilindustrie

Zum Vergleich:

Chemie u.

Pharma

Elektro Ernährung Gummi- u.

Kunststoff

Maschinenbau Metall

Beschäftigte 47.988 63.330 49.249 37.697 33.344 45.951 47.486

Betriebe2 65 181 313 342 216 397 421

Umsatz (in Mio. Euro) 16.423 28.137 10.204 8.687 6.300 9.297 19.609 Auslandsumsatz (in Mio. Euro) 10.742 18.752 5.274 2.380 2.484 5.477 10.390 1 Unter der Automobilindustrie wird im Folgenden – in Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilung „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ gemäß der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Vgl. hierzu auch die Anmerkungen zu den Automobilzulieferern auf S. 4 und S. 7. 2 Angaben für 2019.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Automobilindustrie in Hessen 2020: Bedeutung für die hessische Industrie und für die Branche auf Bundesebene – gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Gummi / Kunststoff

Ernährung Maschinen-

bau

Auto Chemie /

Pharma

Metall

Elektro

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0

Anteil an der Beschäftigung der hessischen Industrie in % Anteil am Umsatz der

hessischen Industrie in %

Ernährung Elektro

Maschinen- bau

Auto

Chemie / Pharma

Metall

Gummi / Kunststoff

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0

Anteil an der Beschäftigung der Branche auf Bundesebene in % Anteil am Umsatz der Branche

auf Bundesebene in %

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3

Beschäftigte

Im Jahr 2020 zählte die hessische Automobilindustrie 47.988 beschäftigte Männer und Frauen. Dies entspricht 12,0 % aller Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen und 5,9 % der Beschäftigten der Automobilindustrie in Deutschland. Hessen be- legt damit hinter Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen2 den fünften Rang der Automobil-„Arbeitgeber“ in Deutschland.

Entwicklung der Beschäftigung in der Automobilindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201

1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte).

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Wie hat sich die Beschäftigung in der hessischen Automobilindustrie in den letzten Jah- ren entwickelt? Der Blick auf die Jahre bis 2017 zeigt durchgängig Beschäftigungszu- wächse, die zumeist in der Größenordnung der Automobilindustrie deutschlandweit lie- gen und regelmäßig höher als im Durchschnitt der hessischen Industrie ausfallen. Ent- gegen dem Branchentrend bundesweit fiel die Zahl der Beschäftigten in der hessischen Automobilindustrie 2018 erstmalig seit Jahren niedriger aus als im Vorjahr, wobei sich das Minus in engen Grenzen hielt.

2 Alphabetische Reihenfolge, da für Niedersachsen keine Angaben veröffentlicht werden.

-8 -6 -4 -2 0 2 4

15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 Automobilindustrie

Hessen 48,0 Deutschland 817,0 Beschäftigte 2020 (in 1.000):

in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal

-8 -6 -4 -2 0 2 4

15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 Verarbeitendes Gewerbe

Hessen 399,1 Deutschland 6.253,5 Beschäftigte 2020 (in 1.000):

in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal

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4

Die negative Beschäftigungsentwicklung in der hessischen Automobilindustrie ab dem Jahr 2019 ist vor dem Hintergrund des beträchtlichen Stellenabbaus bei Opel zu sehen, der auch auf die Zahl der Beschäftigten der Branche insgesamt in Hessen durchschlägt.

So lag die Beschäftigung in der hessischen Automobilindustrie im Jahr 2019 um 4,4 % niedriger als noch ein Jahr zuvor. Relativierend ist zu berücksichtigen, dass ein kleinerer Teil der bei Opel abgebauten Beschäftigten zum Engineering-Dienstleister Segula ge- wechselt ist, der allerdings wirtschaftszweigsystematisch nicht der Industrie, sondern dem Dienstleistungssektor zugerechnet wird (vgl. zur Methodik den übernächsten Ab- schnitt). Doch auch auf Bundesebene ist der fast ein Jahrzehnt andauernde Beschäfti- gungsaufbau in der Automobilindustrie im Jahr 2019 (-0,5 %) zum Erliegen gekommen.

Zu dieser – sowohl in Hessen als auch bundesweit – unbefriedigenden Entwicklung kam im Verlauf des Jahres 2020 die Corona-Pandemie hinzu, die die Automobilindustrie mas- siv getroffen hat. So wurde in Hessen die Produktion in allen drei großen Automobilwer- ken und zudem bei einigen Zulieferern für etliche Wochen fast vollständig eingestellt.

Dramatische Umsatzrückgänge in Hessen wie auch in der Branche bundesweit, ja sogar weltweit, gehen naturgemäß nicht spurlos an der Beschäftigung vorbei. Ohne die mas- sive Inanspruchnahme von Kurzarbeit für einen Großteil der Beschäftigten der Automo- bilindustrie wären die Auswirkungen auf die Beschäftigung noch stärker gewesen. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche war in Hessen im Jahr 2020 um 6,9 %, auf Bun- desebene um 3,6 % niedriger als im Vorjahr. Damit hat die Beschäftigung in der hessi- schen Automobilindustrie stärker als im Durchschnitt der hessischen Industrie (-3,3 %) abgenommen, während auf Bundesebene das Minus in der Größenordnung der Be- schäftigungsentwicklung in der Industrie bundesweit (-2,9 %) liegt. Der Blick auf die Quartalsergebnisse des Jahres 2020 unterstreicht den überproportionalen Rückgang der Beschäftigung, wobei das 4. Quartal 2020 erfreulicherweise eine Besserung signalisiert.

Zu beachten ist, dass sich die im vorliegenden Branchenprofil gemachten Angaben der amtlichen Statistik – und somit auch die obigen Angaben zur Beschäftigung – in der Re- gel auf den Wirtschaftsbereich „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ be- schränken müssen. Aufgrund der bekanntermaßen relativ geringen Wertschöpfungs- tiefe3 bei den Automobilherstellern kommt darüber hinaus den Automobilzulieferern4 eine große Bedeutung zu. Diese sind jedoch zum Teil anderen Wirtschaftsbereichen zu- geordnet (z.B. dem Maschinenbau, der Elektrotechnik oder den Ingenieurdienstleistern).

Ein beachtlicher Teil der Beschäftigten dieser Branchen ist ebenfalls für die Automobilin- dustrie tätig.

3 Vgl. hierzu den Abschnitt zu den produktionsnahen Dienstleistungen auf S. 19.

4 Die Zugehörigkeit eines Betriebes oder Unternehmens zur Automobilzulieferindustrie ist nicht eindeu- tig definiert. Eine klare Abgrenzung wird dadurch erschwert, dass in der Systematik der Wirtschafts- zweige der amtlichen Statistik eine solche „Branche“ nicht abgegrenzt ist und Zulieferer in vielen Wirtschaftszweigen der Industrie zu finden sind. Nicht zuletzt kann die Zugehörigkeit zur Automobil- zulieferindustrie an Hand unterschiedlicher Kriterien wie z.B. der Nähe des Zulieferprodukts zum End- produkt Automobil oder dem Anteil des Automobilzuliefergeschäfts am Gesamtgeschäft festgemacht werden.

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5

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen

65 hessische Betriebe zählten gemäß amtlicher Statistik im Jahr 2019 (2018: 66) zur Automobilindustrie im o.g. Sinne. In der Branche kommt großen Einheiten die zentrale Rolle zu: Relativ wenige Großbetriebe, d.h. Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten, vereinen den weitaus überwiegenden Anteil des Umsatzes und der Beschäftigten der Automobilindustrie. So sind in den 21 hessischen Großbetrieben der Branche 93,2 % der Beschäftigten tätig, die 96,6 % des Branchenumsatzes 2019 erwirtschafteten. Damit ist die Automobilbranche in Hessen durch eine sehr hohe Konzentration gekennzeichnet, die klar über dem Durchschnitt der hessischen Industrie (61,3 % bzw. 73,6 %) und über den Vergleichswerten der Branche auf Bundesebene (90,8 % bzw. 95,1 %) liegt.

Anteil der Großbetriebe1 in der Automobilindustrie an Zahl der Betriebe, Beschäftig- ten und Umsatz im Jahr 2019

1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Zwei Hersteller – und damit zwei Standorte – werden ganz besonders mit der Automo- bilindustrie in Hessen verbunden. Diese sind die Volkswagen AG in Baunatal bei Kassel, die dort über 17.000 Beschäftigte zählt, und die Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim.

Die Zahl der Beschäftigten bei Opel in Rüsselsheim ist im Zuge der Übernahme durch die PSA Groupe und des Teilverkaufs des Internationalen Entwicklungszentrums an den Engineering-Dienstleister Segula Technologies um mehrere Tausend gesunken, sodass die Beschäftigtenzahl mittlerweile bei weit weniger als 10.000 Personen liegen dürfte – ein weiterer Stellenabbau wurde bereits angekündigt. Zwar ist ein Teil der Beschäftigten von Segula übernommen worden, doch auch der Engineering-Dienstleister kämpft mit der zurzeit schwierigen Lage in der Branche – und damit mit Überkapazitäten. Opel wie auch VW üben allein durch ihre Größe eine beträchtliche Anziehungskraft aus, weshalb sich darüber hinaus in der Region zahlreiche Zulieferunternehmen befinden.

73,6 61,3

10,9

95,1 90,8 30,0

96,6 93,2 32,3

0 20 40 60 80 100

Umsatz Beschäftigte

Betriebe

Automobilindustrie in Hessen Automobilindustrie in Deutschland Verarbeitendes Gewerbe in Hessen

Anteil in %

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6

Im Stammwerk der Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim findet zurzeit die Fertigung des Mittelklassemodells Insignia statt. Das Insignia-Modell wurde turnusgemäß einem so genannten Facelift unterzogen und hat u.a. neue Scheinwerfer bekommen. Darüber hinaus wird ab Sommer 2021 ein Modell (DS 4) der Schwestermarke DS Automobiles in Hessen vom Band laufen, was mit zusätzlichen Investitionen in das Werk verbunden ist.

Im Herbst 2021 soll zudem die neue Generation des Opel Astra – der Opel Astra L – auf den Markt kommen. Der neue Opel Astra wird neben dem Insignia in Rüsselsheim pro- duziert werden. Bereits das Vorgängermodell wurde von 2009 bis 2015 in Rüsselsheim gefertigt. Im Gegenzug ist jedoch beabsichtigt, den Getriebebau im Laufe des Jahres 2021 einzustellen. Am Stammsitz von Opel befinden sich alle zentralen Unternehmens- bereiche wie die Unternehmenszentrale im Adam-Opel-Haus, das Internationale Techni- sche Entwicklungszentrum, das Design-Center, der Prototypenbau und die zentrale Be- rufsausbildung.

Drei Jahre nach der Opel-Übernahme durch die Groupe PSA steht möglichweise die nächste Umstrukturierung bevor. Die Konzerne PSA und Fiat Chrysler haben im Januar 2021 den Vollzug der Fusion zum weltweit viertgrößten Automobilhersteller bekannt ge- geben. Der neue Konzern mit Standbeinen in Europa und Nordamerika heißt Stellantis N.V. Bezüglich der Zukunft von Opel – Opel ist die einzige deutsche Marke im Konzern – sieht Opel den Stammsitz Rüsselsheim in dem neuen Konzern gut aufgestellt. Ein Be- kenntnis zum Standort ist auch die beschlossene Bündelung der deutschen Konzernak- tivitäten vor Ort: Nachdem die Zentrale von PSA Deutschland bereits im Jahr 2019 von Köln nach Rüsselsheim umgezogen ist, folgt im laufenden Jahr 2021 auch der Zuzug sozusagen des anderen Teils des neuen Stellantis-Konzerns, d.h. von FCA Germany. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich der Zusammenschluss längerfristig auf den Standort auswirken wird.

Das Werk der Volkswagen AG in Baunatal ist nach Wolfsburg die zweitgrößte VW-Pro- duktionsstätte in Deutschland. In Baunatal werden Getriebe, Abgasanlagen und Karos- serieteile (auch für den Ersatzteilversand) hergestellt. In der größten Leichtmetall-Gie- ßerei Europas – die 2020 durch einen Späneschmelzofen ergänzt wurde, womit eine bedeutende Lücke im Wertstoffkreislauf vor Ort geschlossen werden konnte – werden die nötigen Gehäuseteile aus Aluminium und Magnesium von VW selbst produziert. Dar- über hinaus befindet sich in Baunatal die Aufbereitung alter Motoren und Getriebe. Als größtes VW-Komponentenwerk durchläuft das Werk Kassel aktuell einen Transformati- onsprozess, der vor allem durch die zunehmende Elektrifizierung der Automobilindustrie und damit dem Wandel von klassischen Schaltgetrieben zur E-Mobilität ausgelöst wurde.

Seit 2014 werden im nordhessischen Werk E-Antriebe entwickelt und in Serie produziert.

Und seit dem Jahr 2016 ist Kassel das Kompetenzzentrum für elektrische Antriebe der Marke Volkswagen. Für die Modelle der ID.-Familie werden in Baunatal neben den E- Antrieben auch 1-Gang-Getriebe und Gussteile sowie tragende Bau- und Karosserieteile gefertigt. Die E-Antriebe für sämtliche Fahrzeuge auf Basis des so genannten Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) für Europa und Nordamerika stammen überwiegend aus Nordhessen. In den kommenden fünf Jahren will der VW-Konzern rund 73 Mrd. Euro in E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung investieren. 1,3 Mrd. Euro davon sollen auf Kassel / Baunatal entfallen.

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7

Auf die Anforderungen der E-Mobilität stellt sich auch das Original Teile Center (OTC) in Baunatal, das größte Logistik-Zentrum Europas, ein. Das OTC wird auf einer Lagerfläche von rund 1,2 Mio. Quadratmetern betrieben und bildet die Basis für den Versand von über 450.000 Teilen in alle Welt. Zu diesem Zentrum gesellen sich noch Nachschub- und Verpackungslager externer Dienstleister z.B. in Volkmarsen und Borken. Im Zuge der E- Mobilitätsoffensive ist am Standort der Bau eines Lagers für Hochvoltbatterien beabsich- tigt. Zu diesem Zwecke wird aktuell eine Pilotanlage zur Ermittlung der optimalen Lager- bedingungen für Hochvoltbatterien betrieben. Nach Abschluss des Projekts soll der Auf- bau entsprechender Lagerkapazitäten stattfinden.

In puncto öffentlicher Aufmerksamkeit steht ein weiterer großer Automobilhersteller mit Produktion in Hessen etwas im Schatten von VW und Opel – und zwar die Daimler AG mit dem Mercedes-Benz Werk Kassel. Das Werk mit insgesamt rund 30 Gebäuden im Kasseler Stadtteil Rothenditmold, in dem seit 1973 Achsen produziert werden, ist das größte europäische Werk für Nutzfahrzeugachsen. Es werden Achsen für Fahrzeuge al- ler Art – vom Transporter über Lastwagen und Omnibus bis hin zum Geländewagen – hergestellt und nicht nur an die deutschen Werke, sondern auch an andere Standorte in Europa, Asien sowie Amerika geliefert. Auch Gelenkwellen, Ausgleichsgetriebe und Radsätze gehören zur Produktpalette. Insgesamt arbeiten im Mercedes-Benz Werk Kas- sel knapp 2.900 Personen. Zudem waren zuletzt über 1.300 Daimler-Mitarbeiter an an- deren Standorten in Hessen überwiegend im Vertrieb tätig.

Hessen ist auch für ausländische Automobilhersteller ein attraktiver Standort. Diese pro- duzieren zwar nicht vor Ort, doch zahlreiche Unternehmen sind insbesondere in Süd- hessen in Flughafennähe mit zentralen Unternehmensfunktionen vertreten (z.B. europä- ische Hauptverwaltung, Deutschlandzentrale, Vertriebseinrichtung oder Forschungs- und Entwicklungszentrum5 ). Der Schwerpunkt liegt dabei auf asiatischen Herstellern:

Honda in Offenbach und Frankfurt am Main, Hyundai in Offenbach und Rüsselsheim, Kia in Frankfurt am Main und Rüsselsheim, Isuzu in Ginsheim-Gustavsburg und Flörsheim am Main, Mazda in Oberursel, Mitsubishi in Friedberg und Trebur, Subaru in Friedberg und schließlich Suzuki in Bensheim. Weitere ausländische Automobilhersteller bzw. Mar- ken, die in Hessen über wichtige Unternehmensstandorte verfügen, sind Ferrari und Ma- serati in Wiesbaden, Jaguar und Land Rover in Schwalbach am Taunus, Seat und Škoda in Weiterstadt, Volvo in Dietzenbach (der Standort wird zurzeit ausgebaut), Chevrolet in Rüsselsheim und schließlich Alfa Romeo, Chrysler, Fiat und Jeep in Frankfurt am Main.

Während etliche der oben genannten Unternehmen bereits seit vielen Jahren in Hessen tätig sind, gilt dies nicht für Great Wall Motors in Dietzenbach, Chery in Raunheim und Zhejiang Geely (ebenfalls Raunheim). Bei allen drei Unternehmen handelt es sich um chinesische Automobilhersteller, die erst kürzlich Hessen als Standort für Forschungs- und Entwicklungs- sowie Designaktivitäten ausgewählt haben.

Die Vielzahl der Automobilzulieferer ist nur zum Teil eindeutig dem Wirtschaftsbereich

„Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ zuzuordnen. Oftmals fällt die

5 Vgl. hierzu ausführlicher den Abschnitt Forschung und Entwicklung auf S. 16.

(16)

8

Zuordnung schwer (vgl. Fußnote 5) oder die Unternehmen gehören zu einem anderen Wirtschaftsbereich (z.B. zur Gummi- und Kunststoffindustrie oder zur Elektroindustrie).

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über große Automobilzulieferer (alphabe- tisch sortiert) in Hessen, die mehr als 1.000 Mitarbeiter in Hessen zählen und bei denen das Automobilzuliefergeschäft einen hohen Anteil am Gesamtgeschäft aufweist.6 Die an- gegebenen Tätigkeitsschwerpunkte vermitteln einen Eindruck des breiten Produktions- spektrums der hessischen Automobilzulieferer.

Große Automobilzulieferer in Hessen

Unternehmen Standort(e) in Hessen Tätigkeitsschwerpunkt Mitarbeiter in Hessen Bosch Gruppe1 Breidenbach (LK Marburg-Biedenkopf)

Frankfurt am Main Erbach (Odenwaldkreis) Lollar (LK Gießen)

Ober-Ramstadt (LK Darmstadt-Dieburg) Wetzlar

Eschenburg-Eibelshausen (Lahn-Dill-Kreis)

Mörfelden-Walldorf (LK Groß-Gerau) Wiesbaden

Kraftfahrzeugtechnik, Industrietechnik, Thermotechnik

4.500

Continental Konzern Frankfurt am Main

Korbach (LK Waldeck-Frankenberg) Karben (Wetteraukreis)

Schwalbach am Taunus

Babenhausen (LK Darmstadt-Dieburg) Bebra

Wetzlar Eschborn

Oedelsheim (LK Kassel)

Elektronische Bremssysteme, Pro- jekthaus Automatisiertes Fahren, Rei- fen, Schläuche u. Schlauchleitungen, Antriebssysteme für Fahrräder und E-Bikes, Fahrzeuginstrumentierung, Ein- und Ausgabegeräte, Displays, Fahrzeugvernetzung und Infotain- ment, elektronische Kfz-Teile und Systeme

16.000

EDAG Engineering GmbH Wiesbaden Fulda Petersberg

Engineering-Dienstleister: Entwick- lung von Gesamtfahrzeugen und Mo- dulen, Elektrik/Elekronik-Entwicklung, Car IT, Elektromobilität, Entwicklung von Produktionsanlagen

1.800

Federal-Mogul Wiesbaden GmbH

Federal-Mogul Deva GmbH Federal-Mogul Friction Products GmbH

Wiesbaden

Stadtallendorf (LK Marburg-Biedenkopf) Bad Camberg (LK Limburg-Weilburg)

Entwicklung und Herstellung von Gleitlagern und Buchsen, Entwick- lung von Bremsbelägen

1.500

6 Zu weiteren Automobilzulieferern in Hessen vgl. insbesondere die Branchenprofile der Hessen Agen- tur zur Metall-, Elektro-, Gummi- und Kunststoffindustrie sowie zum Maschinenbau.

(17)

9

Unternehmen Standort(e) in Hessen Tätigkeitsschwerpunkt Mitarbeiter in Hessen FFT Produktionssysteme

GmbH & Co. KG

Fulda

Mücke (Vogelsbergkreis)

Systemanbieter von automatisierten Produktionsanlagen und System- lösungen für die Automobilindustrie

1.200

Fritz Winter

Eisengießerei GmbH & Co.

KG

Stadtallendorf (LK Marburg-Biedenkopf) Laubach (LK Gießen)

Gussteile wie Bremsscheiben und -trommeln, Zylinderblöcke und -köpfe, Schwungräder

3.700

GKN Driveline Deutschland GmbH

Offenbach am Main Gelenkwellen und Antriebssysteme 1.400

Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH

Hanau Fulda

Reifen 2.900

HÜBNER-Gruppe Kassel Gelenksysteme und -steuerung,

Faltenbälge, Einstiegs- und Tür- sicherungssysteme, Fahrwerktechnik, Dichtungen, Gummi- und Kunststoff- teile für die Innenausstattung und die Außenverkleidung von Bussen und Schienenfahrzeugen

1.000

KAMAX Holding GmbH & Co.

KG

Homberg/Ohm (Vogelsbergkreis) Alsfeld (schließt Herbst 2021)

Hochfeste Verbindungselemente für die Automobilindustrie (vor allem Stahlschrauben für PKW und Nutz- fahrzeuge)

1.100

Magna Gruppe Obertshausen Raunheim

Stoßfänger, Engineering 1.100

Pirelli Deutschland GmbH Breuberg (Odenwaldkreis) Reifen 2.600

Schunk Group Heuchelheim Wettenberg

Reiskirchen (alle LK Gießen) Grävenwiesbach (Hochtaunuskreis)

Kohlenstofftechnik und Keramik, Umweltsimulation, Klimatechnik, Sintermetall, Ultraschallschweißen, Optikmaschinen

3.800

STANLEY Engineered Fastening / Tucker GmbH

Gießen Linden

Befestigungs-, Verbindungs- u. Mon- tagetechnik für Automobilindustrie

1.100

TE Connectivity Germany GmbH

Bensheim Darmstadt

Intelligente Lösungen für Verbin- dungstechnologie und Sensorik

1.300

Vacuumschmelze GmbH &

Co. KG

Hanau Magnete und Magnetsysteme,

Halbzeug, Elektronische Bauteile

1.300

Veritas AG Gelnhausen Fluidtechnik (z.B. Kraftstoff-, Luft- und Hydraulik-Systeme), Emissionsreduk- tion, Leichtbaukomponenten

1.200

1 Nur ein kleiner Teil der Aktivitäten der Bosch Gruppe in Hessen ist im Bereich der Automobilindustrie angesiedelt. Da Bosch einer der weltweit größten Automobilzulieferer ist, wurde das Unternehmen dennoch in die Tabelle aufgenommen.

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021).

(18)

10

Umsatz

Die Automobilindustrie in Hessen erzielte 2020 einen Umsatz von 16,4 Mrd. Euro. Dies entspricht 14,2 % des Umsatzes der hessischen Industrie und 4,3 % des Umsatzes der deutschen Automobilindustrie. Hessen ist damit nach Baden-Württemberg, Bayern, Nie- dersachsen und Nordrhein-Westfalen7 nicht nur bezogen auf die Beschäftigung, sondern auch auf den Umsatz der fünftwichtigste Produzent von Kraftwagen und Kraftwagentei- len in Deutschland.

Umsatzentwicklung in der Automobilindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201

1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte).

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Wie hat sich der Umsatz der Branche in den letzten Jahren entwickelt? In den Jahren 2015 und 2016 war der Umsatz rückläufig, was maßgeblich auf den schwachen Aus- landsumsatz zurückzuführen war, den die Zuwächse im Inland nicht vollständig zu kom- pensieren vermochten. In den Jahren 2017 und 2018 wird für die hessische Automobil- industrie ein kräftiger Anstieg ausgewiesen – erheblich mehr als in der Branche bundes- weit und im Durchschnitt der hessischen Industrie. Diesem Plus in der hessischen Auto- mobilindustrie liegt jeweils eine massive Zunahme des Umsatzes mit dem Ausland zu- grunde. Hinsichtlich des Umsatzes der Automobilindustrie ist allerdings grundsätzlich –

7 Alphabetische Reihenfolge, da für Niedersachsen keine Angaben veröffentlicht werden.

-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30

15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 Automobilindustrie

Hessen 16,4 Deutschland 380,4 Umsatz 2020

(in Mrd. Euro):

in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal

-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30

15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 Verarbeitendes Gewerbe

Hessen 116,0 Deutschland 1.774,3 Umsatz 2020 (in Mrd. Euro):

in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal

(19)

11

wie bereits erwähnt – die ausgesprochen hohe Bedeutung einzelner Großunternehmen zu beachten. Ein Umsatzanstieg oder -rückgang bei einem dieser Großunternehmen kann durchaus auf den Umsatz der Branche insgesamt durchschlagen.8

An diese positive Entwicklung konnte das Jahr 2019 nicht anknüpfen, denn weder vom Inlandsumsatz (-5,5 %) noch vom Umsatz mit dem Ausland (-2,4 %) gingen expansive Impulse aus, sodass für 2019 für die hessische Automobilindustrie ein Umsatzrückgang von 3,3 % zu Buche steht. Der Umsatz der Automobilindustrie bundesweit nahm hinge- gen um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr zu, der Umsatz im hessischen Verarbeitenden Gewerbe um 1,9 %.

Während in zahlreichen Branchen noch bis in den März 2020 hinein weitgehend sozu- sagen Normalbetrieb herrschte, sah sich die Automobilindustrie bereits sehr früh mit dem Corona-Virus konfrontiert. In Anbetracht der ausgesprochen global aufgestellten Auto- motive-Branche kann es auch nicht verwundern, dass die ersten bestätigten Fälle einer Covid19-Infektion in Deutschland bei einem Automobilzulieferer aufgetreten sind. Im Zuge der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus wurden im Laufe des März sukzes- sive eine Vielzahl von Automobilwerken vorübergehend geschlossen – keineswegs nur in Hessen, sondern in ganz Deutschland, ja in weiten Teilen Europas. In Hessen war die Fertigung bei Opel in Rüsselsheim, bei VW in Baunatal und bei Daimler in Kassel sowie in einigen Produktionsstätten von Zulieferern für mehrere Wochen weitestgehend einge- stellt. Die Gründe hierfür reichten von Lieferengpässen bei Teilen und Corona-Infektio- nen in der Belegschaft über die Notwendigkeit, die Produktionsprozesse und -gegeben- heiten an die Abstands- und Hygieneregeln anzupassen, bis hin zu schlicht und ergrei- fend fehlender Nachfrage nach Fahrzeugen. So mussten nicht nur in Deutschland im Zuge des Lockdowns die Autohäuser – und damit der Hauptvertriebskanal – schließen.

Ein Umsatzeinbruch in beispielloser Höhe ist das Resultat der Auswirkungen der Corona- Pandemie auf die Automobilindustrie, wie der Blick auf den Konjunkturverlauf anhand der Quartalswerte zeigt. Insbesondere ist das 2. Quartal 2020 zu nennen, in dem der Branchenumsatz in Hessen um 65,0 % und bundesweit um 46,0 % unter dem Vorjah- resniveau liegt. Zwar präsentiert sich das 3. Quartal und vor allem das 4. Quartal wieder freundlicher, doch für das Jahr 2020 insgesamt steht für die hessische Automobilbranche ein massiver Umsatzrückgang um 23,3 % gegenüber dem Vorjahr zu Buche. Dabei nahm der Umsatz mit dem Ausland (-28,1 %) doppelt so stark wie der Inlandsumsatz (-12,4 %) ab. Im Vergleich zur hessischen Industrie insgesamt (-6,2 %) und zur Automobilbranche bundesweit (-13,3 %) ist der Umsatz in der hessischen Automobilindustrie im Krisenjahr 2020 überdurchschnittlich stark gesunken.

8 Zudem ist die Verflechtung der Automobilindustrie mit ihren unternehmensinternen und unterneh- mensübergreifenden, teils grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten sehr komplex. Beides zu- sammengenommen bewirkt, dass der Umsatz der Branche sehr sensibel auf Veränderungen reagie- ren kann. Hierzu zählen etwa Modellwechsel oder Änderungen im Vorleistungsbezug, aber auch Ei- gentümerwechsel. Da der Verkauf von Opel durch GM an die Groupe PSA in den Untersuchungs- zeitraum fällt, könnten auch Umstrukturierungen im Zuge dieses Eigentümerwechsels zur gezeigten Umsatzentwicklung beigetragen haben.

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12

In Anbetracht der geringen Anzahl von Unternehmen und der dominierenden Rolle von Großunternehmen sind einer Differenzierung des Umsatzes nach Sparten aufgrund der Geheimhaltung von Einzelangaben enge Grenzen gesetzt. Innerhalb des Wirtschafts- zweigs „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ kommt der Herstellung von Teilen und Zubehör für Kraftwagen eine nachgeordnete Bedeutung zu, wie die Sparten- gliederung zeigt. Von den 21,4 Mrd. Euro Gesamtumsatz im Jahr 2019 entfielen 4,0 Mrd.

Euro bzw. 18,8 % auf die Produktion von Teilen und Zubehör für Kraftfahrzeuge. Auf Bundesebene ist der entsprechende Anteil nahezu gleich groß (18,6 %). Zu beachten ist, dass die Herstellung von Motoren nicht zu dieser Gruppe zählt.

Umsatz der Automobilindustrie nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2019

Herstellung von …

Hessen Deutschland

in Mio. Euro in % in Mio. Euro in %

Kraftwagen und Kraftwagenmotoren n.a. n.a. 344.093 78,4

Karosserien, Aufbauten und Anhängern n.a. n.a. 13.122 3,0

Teilen und Zubehör für Kraftwagen 4.019 18,8 82.617 18,6

Insgesamt 21.421 100,0 438.832 100,0

n.a. Zahlenwert geheim zu halten

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen Hessen Agentur.

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse

10,7 Mrd. Euro bzw. 65,4 % des Gesamtumsatzes der Automobilindustrie in Hessen des Jahres 2020 entfallen auf den Auslandsumsatz. Damit liegt die Exportquote, d.h. der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, erheblich über dem Vergleichswert für die hessische Industrie insgesamt (53,4 %) und etwas über der Exportquote der Auto- mobilbranche bundesweit (64,0 %).

Die hessische Wirtschaft exportierte im Jahr 2020 Erzeugnisse der Automobilindustrie für insgesamt 4,0 Mrd. Euro – darunter Kraftwagenteile und -zubehör für 2,2 Mrd. Euro sowie Personenkraftwagen und Wohnmobile für 1,5 Mrd. Euro. Damit ist der Export ge- genüber 2019 beträchtlich zurückgegangen (-14,6 %), was angesichts mehrwöchiger Produktionsstopps und dem Nachfrageeinbruch infolge der Pandemie nicht verwundern kann. Der wichtigste Exportmarkt der Branche im Jahr 2020 war Österreich, das damit die viele Jahre lang wichtigste Exportdestination, nämlich das Vereinigte Königreich, knapp auf den zweiten Rang verwiesen hat. Die Bedeutung des UK hat in den letzten Jahren sukzessive abgenommen – im Jahr 2016 lag der Anteil noch bei 19,7 %. Der Brexit wird hierbei eine Rolle gespielt haben. Auf den Rängen drei bis fünf der wichtigsten Exportmärkte der hessischen Automobilindustrie folgen Polen, Frankreich und Italien, wobei bei den Exporten gen Polen – abweichend von den anderen genannten Absatz-

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märkten – Fahrzeugteile dominieren. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, d.h.

die USA und die VR China, nehmen 2020 die Ränge sieben und elf ein. Insgesamt be- trachtet waren 7,7 % der hessischen Ausfuhren von Fertigwaren des Jahres 2020 Kraft- wagen und Kraftwagenteile, wozu zu einem geringen Teil auch andere Fahrzeuge wie Busse, Lastkraftwagen und Spezialfahrzeuge gehören.

Hessischer Außenhandel mit Kraftwagen und Kraftwagenteilen1 im Jahr 2020: Export- und Importvolumen2 sowie wichtigste Handelspartner

1 Umfasst die folgenden Fertigwarengruppen: Personenkraftwagen und Wohnmobile; Busse; Lastkraft- wagen und Spezialfahrzeuge; Fahrgestelle, Karosserien, Motoren, Teile und Zubehör für Kfz und derglei- chen; Fahrzeuge anderweitig nicht genannt.

2 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Im Gegenzug importierte Hessen 2020 Erzeugnisse der Automobilindustrie im Wert von insgesamt 7,7 Mrd. Euro. Darunter fielen PKW (und ferner Wohnmobile) für 4,8 Mrd.

Euro sowie Kraftwagenteile und -zubehör für 1,7 Mrd. Euro. Auch für die Importe steht ein Minus gegenüber dem Vorjahr zu Buche (-12,6 %), denn die Auswirkungen der Pan- demie beschränkten sich naturgemäß nicht nur auf die einheimischen Hersteller. Auch auf der Importseite konnte das UK seinen Spitzenplatz aus dem Jahr 2019 nicht behaup- ten. Wichtigstes Bezugsland im Jahr 2020 war Frankreich vor der Tschechischen Repub- lik. Es folgen das UK, Spanien und die Republik Korea. Aus den drei Letztgenannten wur- den nahezu ausschließlich komplette Fahrzeuge importiert, bei den hessischen Importen aus Frankreich und der Tschechischen Republik spielen auch Fahrzeugteile und -zubehör mit einem Anteil von jeweils rund einem Viertel eine Rolle.

Insgesamt betrachtet waren im Jahr 2020 9,7 % der gesamten hessischen Fertigwaren- einfuhr Kraftwagen und Kraftwagenteile – etwa zu zwei Dritteln aus kompletten Fahrzeu- gen (nicht nur PKW) und zu einem Drittel aus Fahrzeugteilen und -zubehör bestehend.

8,7 10,3

11,5 13,3

16,5

0 5 10 15 20 25

Rep. Korea Spanien UK Tschech. Rep.

Frankreich

Import

Anteil an insgesamt in % Import insgesamt:

7.689 Mio. Euro

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14

Beim Außenhandel der heimischen Automobilindustrie spielen konzerninterne Verflech- tungen eine wichtige Rolle. Bspw. befinden sich Produktionsstätten, in denen Fahrzeuge der Marke Opel gefertigt werden, u.a. in Ellesmere Port und in Luton im UK, im spani- schen Zaragoza sowie in Gliwice (Polen). Komponenten werden u.a. in Tychy (ebenfalls Polen) sowie im österreichischen Aspern produziert. Und das Stammwerk von Škoda – zum VW-Konzern gehörig mit deutscher Zentrale in Weiterstadt – befindet sich im tsche- chischen Mladá Boleslav. Ein Modellwechsel geht des Öfteren mit Veränderungen der räumlichen Strukturen von Absatz und Beschaffung einher und hat damit auch Auswir- kungen auf die Import- und Exportbeziehungen der Branche insgesamt.

Neben dem Außenhandel stehen auch die Direktinvestitionen9 für die Integration einer Branche in das weltwirtschaftliche Geschehen. Die Motive für derartige Investitionen im Ausland – bzw. umgekehrt für ausländische Investoren in Hessen – sind zahlreich und vielfältig. Sozusagen die klassischen Motive für Direktinvestitionen sind die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor Ort oder die Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzie- ren zu können. Aber auch z.B. die Übernahme eines Konkurrenten im Ausland oder die Beteiligung eines ausländischen Finanzinvestors an einem hessischen Unternehmen sind Direktinvestitionen. Der Direktinvestitionsbestand ausländischer Investoren in der hessischen Automobilbranche belief sich Ende 2018 auf 920 Mio. Euro, wobei – auf- grund der Übernahme von Opel durch Groupe PSA – Frankreich der größte Investor ist.

Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen geben ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Autoproduktion in Hessen. Die der nachfolgenden Tabelle vorangestellten Flaggen vermitteln einen ersten optischen Ein- druck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutschem und ausländischem Ei- gentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Am häufigsten sind die USA unter den ausländischen Investoren bei den nachfolgend aufgeführten Unterneh- men vertreten.

Die zum Teil komplexen Verflechtungen – z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Dritt- länder gehalten oder ein Unternehmen befindet sich im Eigentum mehrerer anderer Un- ternehmen – erschweren allerdings bisweilen eine eindeutige Aussage. Zu dieser Per- spektive des investiven Engagements in Hessen tritt naturgemäß noch die Gegenrich- tung: Zahlreiche Unternehmen der Branche sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstätten.

9 Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen berechnet.

Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank.

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Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Automobilindustrie1 in Hessen

Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw.

Sitz Konzernmutter

Bosch Gruppe Robert Bosch Stiftung Deutschland

Continental Konzern börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler Gruppe Deutschland

Daimler AG börsennotiert, überwiegend Streubesitz Deutschland

EDAG Engineering GmbH ATON GmbH (Familienbesitz) Deutschland

Federal-Mogul Gruppe Tenneco Inc. USA

FFT Produktionssysteme GmbH & Co. KG Fosun International Limited VR China

Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland GKN Driveline Deutschland GmbH Melrose Industries PLC Vereinigtes Königreich Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH Goodyear Tire & Rubber Corp. USA

Hübner GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

KAMAX Holding GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

Magna Gruppe Magna International Inc. Kanada / Österreich

Opel Automobile GmbH Stellantis N.V. Niederlande

Pirelli Deutschland GmbH Pirelli & C. S.p.A. Italien

Schunk Group Ludwig-Schunk-Stiftung e.V. Deutschland

TE Connectivity Germany GmbH TE Connectivity Ltd. Schweiz

Tucker GmbH Stanley Black & Decker Inc. USA

Vacuumschmelze GmbH & Co. KG Apollo Global Management, LLC USA

Veritas AG Familienbesitz Deutschland

Volkswagen AG börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz Deutschland

1 Ohne die gleichnamigen Vertretungen / Forschungszentren ausländischer Automobilhersteller und die produktions- nahen Dienstleister (vgl. hierzu den Abschnitt Produktionsnahe Dienstleistungen auf S. 19).

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021).

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Forschung und Entwicklung

Innovationen sind von herausragender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit von Un- ternehmen. Dies gilt ganz besonders für eine global aufgestellte Branche wie die Auto- mobilbranche, die zudem vor der Herausforderung steht, zum einen das (nach wie vor) Hauptgeschäft mit Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb zu betreiben und zum ande- ren in die Elektromobilität – oder allgemeiner formuliert: in die nachhaltige Mobilität – zu investieren.

Die Dimensionen des quantitativen Umfangs der FuE-Aktivitäten der Branche kann die zweijährliche Erhebung des Stifterverbandes Wissenschaftsstatistik vermitteln. Gemäß den aktuellen Angaben dieser Untersuchung wurden in den Forschungsstätten der Au- tomobilindustrie in Hessen im Jahr 2017 über 1,9 Mrd. Euro für FuE aufgewendet.10 Auf den Wirtschaftsbereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen entfallen damit 37 % der gesamten FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie – mehr als in der Che- mie- und Pharmabranche (1,6 Mrd. Euro bzw. 31 %). Die jährlich durchgeführte Innova- tionsbefragung des ZEW11 für Deutschland unterstreicht die Innovationskraft der Auto- mobilindustrie, denn 48 % des Umsatzes der Branche 2019 wurde mit Produktinnovati- onen erwirtschaftet. 41 % der befragten Unternehmen der Branche deutschlandweit ha- ben Produktinnovationen und 45 % Prozessinnovationen durchgeführt. Hieraus resultiert eine Innovatorenquote von 55 %, d.h. gut die Hälfte der Unternehmen hat mindestens eine Produkt- oder Prozessinnovation eingeführt.

Eine herausragende Rolle in der FuE-Landschaft der hessischen Automobilindustrie spielt nach wie vor das Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim. Trotz eines er- heblichen Stellenabbaus in den letzten Jahren (im Zuge des Eigentümerwechsels von GM zu Groupe PSA und des Teilverkaufs des Entwicklungszentrums an den Enginee- ring-Dienstleister Segula Technologies) arbeiten noch einige Tausend Beschäftigte an der Entwicklung der künftigen Opel- und Vauxhall-Modelle und sind für die konzernweite Entwicklung der leichten Nutzfahrzeuge sowie einer neuen Motorenfamilie zuständig.

Wie sich die Rolle des Entwicklungszentrums unter dem neuen Dach von Stellantis dar- stellen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass die Zahl der Entwicklungszentren innerhalb des neuen Konzerns durch die Fusion auf vier gewachsen ist – Detroit, Paris, Rüsselsheim und Turin.

Neben weiteren deutschen Automobilherstellern und zahlreichen Zulieferern ist Hessen bzw. vielmehr das Rhein-Main-Gebiet auch ein beliebter Standort für die FuE-Aktivitäten asiatischer Automobilhersteller mit einer beachtlichen Zahl von Arbeitsplätzen. So sind allein im gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungszentrum von Hyundai und Kia in Rüsselsheim rund 300 Mitarbeiter beschäftigt.

10 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen.

11 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Automobilbau, Mannheim 2021.

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FuE-Zentren asiatischer Automobilhersteller in Hessen

Unternehmen Standort Zentrum

Chery Europe GmbH Raunheim Entwicklungszentrum / Designstudio (im Aufbau befindlich) Geely Auto Technical (Deutschland) GmbH Raunheim Forschungs- und Entwicklungszentrum

Great Wall Motor Europe Technical Center GmbH

Dietzenbach Forschungs- und Entwicklungszentrum (im Aufbau befind- lich)

Honda Research Institute Europe GmbH

Honda R & D Europe (Deutschland) GmbH Offenbach am Main das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum Hyundai Motor Europe Technical Center

GmbH (zusammen mit Kia Motors Deutsch- land GmbH)

Rüsselsheim das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum das europäische Designzentrum von Hyundai

Kia Motors Deutschland GmbH Frankfurt am Main Europäisches Designzentrum Frankfurt (unabhängig von Hyundai)

Isuzu Motors Germany GmbH Ginsheim-

Gustavsburg das europäische Entwicklungs- und Servicezentrum Mazda Motor Europe GmbH (Mazda

Research Europe) Oberursel das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum

Mitsubishi Motor R&D Europe GmbH Trebur das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum das europäische Designzentrum

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021).

Nicht nur hessische Unternehmen betreiben Forschung und Entwicklung in Sachen Kraftfahrzeuge, sondern selbstverständlich sind auch zahlreiche universitäre und außer- universitäre Forschungseinrichtungen in diesem vielfältigen Forschungsgebiet tätig. Die nachfolgend angeführten Einrichtungen aus Hessen und ihre Forschungsfelder können deshalb nur Beispiele darstellen – zumal sich mit der Elektromobilität in den letzten Jah- ren die Forschung beträchtlich ausgeweitet hat. Es gibt kaum ein Institut, Fachgebiet oder eine Arbeitsgruppe, das bzw. die nicht Aspekte der Elektromobilität in das For- schungsportfolio aufgenommen hat.

Der Forschungsverbund Fahrzeugsysteme an der Universität Kassel forscht im Ver- bund mehrerer Fachgebiete (u.a. Fahrzeugsysteme und Grundlagen der Elektro- technik; Mechatronik mit dem Schwerpunkt Fahrzeuge; Elektrische Maschinen und Antriebe) u.a. in den Bereichen Elektromobilität einschließlich Energieversorgung, hybride Antriebstechnik und Leichtbau. Die Universität Kassel ist zudem Kooperati- onspartner von Opel im Rahmen des Projekts „E-Mobility-LAB Hessen“. Gemeinsam mit weiteren Partnern (u.a. House of Energy in Kassel) wird mit dem Projekt in Zu- sammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft die Ladeinfrastruktur der Zukunft erforscht.

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18

Das fachbereichsübergreifende Kompetenzzentrum für Automotive, Mobilität und Materialforschung der Technischen Hochschule Mittelhessen forscht u.a. auf den Gebieten Antrieb und Fahrwerk, Leichtbau (z.B. Strukturen aus additiver Fertigung), Crash- und Insassensicherheit, Sensorik und Aktuatorik (z.B. 3D-Stereo-Kamera- messtechnik) sowie Elektromobilität (u.a. energiesparende E-Motoren).

Das Institut für Automatisierungstechnik und Mechatronik des Fachbereichs Elektro- technik und Informationstechnik der Technischen Universität Darmstadt forscht u.a.

zum elektronischen Antriebsstrangmanagement, zu Fahrdynamikregelungen und zu kognitiven Fahrerassistenzsystemen.

Ebenfalls an der Technischen Universität Darmstadt besteht der interdisziplinäre Forschungsverbund Fahrzeug 5.0, in dem zehn Institute mit weiteren Partnern an neuartigen Methoden der Fahrzeugentwicklung forschen. Ziel des Verbundes ist es, die revolutionären Ansätze aus den Bereichen Big Data und Machine Learning mit der klassischen evolutionären Entwicklung von Fahrzeugen zu vereinen.

So forscht z.B. das Fachgebiet Fahrzeugtechnik u.a. zu den Themen Automatisier- tes Fahren und Anwendung von künstlicher Intelligenz. Das Fachgebiet ist auch ei- ner der Partner des Projekts UNICARagil, das vollständig fahrerlose elektrische Fahrzeuge auf der Grundlage eines modularen und skalierbaren Fahrzeugkonzepts entwickelt. Ebenfalls ist es Partner des Projekts „Automated Driving Darmstadt for Students“, mit dem eine Fahrzeugplattform fachgebiets- und fachbereichsübergrei- fend zur Verfügung gestellt werden soll, auf der Studierende Algorithmen für Fahrer- assistenzfunktionen und automatisierte Fahrfunktionen entwickeln und anwenden können.

Das Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Fahrzeugantriebe befasst sich z.B.

mit der Abgasnachbehandlung (z.B. durch Katalysatoren), der Elektrifizierung und mit CO2-neutralen Kraftstoffen. Das Institut ist in diesem Kontext auch einer der Part- ner des Projekts C3-Mobility, das auf Methanol basierende Kraftstoffe hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Herstellungs- und Verbrauchsketten, Wirkungsgrade sowie von Markteinführungsszenarien untersucht.

Und das Institut für Mechatronische Systeme widmet sich in einem seiner For- schungsschwerpunkte den Fahrzeug-Systemen, u.a. der Antriebs- und Getriebe- technik (z.B. Hybridgetriebe) und der E-Mobilität (z.B. Konzeption und Entwicklung eines rein elektrischen Antriebsstrangs mit zwei Hochdrehzahlmaschinen).

Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt be- schäftigt sich in einem eigenen Kompetenzfeld Automotive Security mit Sicherheits- und Datenschutzaspekten im Automotive-Umfeld (z.B. mit der Entwicklung von Si- cherheitsarchitekturen für Steuergeräte und Bordnetze oder der Entwicklung von Verfahren zur Absicherung von Kommunikationsverbindungen).

In allen vier Forschungsschwerpunkten des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestig- keit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt – Betriebsfestigkeit, Adaptronik, Kunststoffe und Systemzuverlässigkeit – spielt die anwendungsorientierte Automo- bilforschung eine Rolle. So wird u.a. die Betriebsfestigkeit von Fahrzeugteilen unter Umwelteinflüssen untersucht, an der Reduzierung von Schwingungen und Lärm (z.B.

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durch aktive Lagerung) geforscht, an Gewichtseinsparungen durch den Einsatz von Faserverbundwerkstoffen (z.B. Batteriegehäuse) gearbeitet und im Bereich „Sys- temzuverlässigkeit Future Mobility SZFM“ stehen Traktionskomponenten von E- Fahrzeugen im Fokus.

Die Hochschule Darmstadt verfügt über einen Forschungsschwerpunkt Elektromobi- lität (fsemo), in dem unterschiedliche Fachbereiche vertreten sind. Die Schwer- punkte liegen dabei insbesondere auf der Bereitstellung regenerativer Energien für Mobilitätsanwendungen, der Reduktion von Ressourcenverbrauch und Umweltbe- lastungen bei der Herstellung und Nutzung von Fahrzeugen, der intelligenten Ver- netzung über smarte Informations- und Kommunikationssysteme sowie auf Konzep- ten für ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten.

Produktionsnahe Dienstleistungen

Die Automobilindustrie zählt zu den Branchen mit der niedrigsten Wertschöpfungstiefe.

Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) werden im Fahrzeugbau rund drei Viertel der Bruttoproduktion bereits in den Vorstufen, d.h. nicht beim eigentli- chen Fahrzeughersteller, erzeugt. Neben typisch industriellen Vorprodukten wie Kraftwa- genteilen, elektronischen Bauteilen und Baugruppen oder Verbindungstechnik entfällt ein beträchtlicher Teil dieser Wertschöpfung auf den Dienstleistungssektor.

So ist etwa die Logistik ein untrennbarer Bestandteil des Herstellungsprozesses gewor- den und der Anteil der Logistikprozesse an der Wertschöpfung in der Automobilindustrie steigt seit Jahren. Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Gewährleistung von Just-in-time- und Just-in-Sequence-Produktion bis hin zur Gestaltung und Koordination der weltweiten Lieferketten – und dies unter Berücksichtigung verschiedener Beschaf- fungsstrategien wie „Local Sourcing“ oder „Best Cost Country Sourcing“. Dies stellt sehr hohe Anforderungen an die logistischen Prozesse in der Automobilindustrie. So wird die

„intelligente Fabrik“ zunehmend zum Maßstab. In diesem Kontext werden z.B. immer mehr Teile und Lieferungen mit RFID-Tags ausgestattet, sodass ihre Position permanent verfolgt werden kann.

Zu einem der größten Automotive-Logistik-Dienstleister in Hessen zählt die Rudolph Lo- gistik Gruppe mit Sitz in Gudensberg (Schwalm-Eder-Kreis), die einen Großteil ihrer welt- weit 4.500 Mitarbeiter an mehreren Standorten in Hessen beschäftigt. Die Schenker Deutschland AG – mit Hauptsitz in Frankfurt, einem Zentral-Hub in Friedewald und wei- teren Standorten in Haiger, Kassel und Kelsterbach – bietet ebenfalls maßgeschneiderte Logistik-Lösungen für die Automobilindustrie an. Frankfurt ist zudem deutscher bzw. eu- ropäischer Hauptstandort weiterer großer Logistikkonzerne, die im Bereich der Automo- tive-Logistik weltweit und in Hessen tätig sind – und zwar der Ceva Logistics Gruppe und von GEODIS. In Mörfelden-Walldorf befindet sich zudem der Sitz GEFCO Deutschland.

Zu den bedeutenden Automotive-Logistikunternehmen in Hessen zählen auch DHL, DSV und Rhenus Logistics. Reifenlogistik ist einer der Schwerpunkte der Fiege Logistik, deren Zentralreifenlager in Dieburg ist. Von dort und von einem weiteren Lager in Breuberg aus werden primär Pirelli-Reifen vertrieben.

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Zu den Aufgabenstellungen der Logistik in der Automobilbranche zählt auch die Entwick- lung neuer Konzepte zur Effizienzsteigerung (bspw. im Rahmen von Industrie 4.0). Hier besteht eine Schnittstelle zu einer weiteren Dienstleistungsbranche, die für die Automo- bilindustrie mittlerweile eine essenzielle Rolle spielt – und zwar die Entwicklungsdienst- leister. Diese übernehmen zunehmend vormals von den Automobilherstellern selbst ausgeführte Entwicklungsarbeiten. Der Tätigkeitsbereich der Branche umfasst die Pro- duktentwicklung von Bauteilen, Modulen und Systemen eines Fahrzeugs bis hin zur Ent- wicklung von kompletten Fahrzeugen und die Erprobung von Prototypen – aber auch die Entwicklung von Produktionsfabriken sowie -anlagen und deren Prozesse.

Ein typisches Beispiel eines derartigen „Allround-Entwicklungsdienstleisters“ aus Hes- sen ist EDAG mit Hauptsitz in Wiesbaden und weiteren hessischen Standorten in Fulda und in Petersberg bei Fulda. EDAG beschäftigt allein in Hessen rund 1.800 seiner über 8.300 Mitarbeiter weltweit. Seit dem Herbst 2019 befindet sich in Rüsselsheim ein neuer großer Player in diesem Bereich – und zwar der französische SEGULA Technologies Konzern. Den Großteil der noch rund 800 Mitarbeiter (Stellenabbau angekündigt) vor Ort hat SEGULA vom Opel-Entwicklungszentrum übernommen. Weitere auf Engineering und technische Dienstleistungen im Bereich Automotive spezialisierte Dienstleister sind u.a. der Bertrandt-Konzern mit über 12.000 Mitarbeitern weltweit, der in Hessen in Fuldabrück bei Kassel vertreten ist, die IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Ver- kehr mit 8.000 Mitarbeiter deutschlandweit (Standorte in Hessen: Frankfurt und Kassel), die Brunel GmbH mit über 3.000 Mitarbeitern deutschlandweit (Standorte in Hessen:

Frankfurt und Kassel), die FERCHAU Engineering GmbH mit rund 7.000 Mitarbeitern weltweit und mehreren Standorten in Hessen, die ASAP-Gruppe mit über 1.200 Mitar- beitern in Deutschland (Standorte in Hessen: Rüsselsheim und Kassel), Invenio mit Stammsitz in Rüsselsheim und einer Niederlassung in Nauheim und nicht zuletzt Altran Deutschland in Frankfurt am Main.

Investitionen

Ohne Investitionen können bestehende Produktionskapazitäten weder erhalten noch modernisiert werden – geschweige denn erweitert. Investitionen sind somit wesentlich für Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Nachfolgend werden zunächst die Brut- toanlageinvestitionen, eine wichtige Kennziffer für die Investitionstätigkeit, thematisiert.

Anschließend wird auf die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen – eine spezielle Kategorie der Bruttoanlageinvestitionen – näher eingegangen.12

12 Die Angaben zu den Umweltschutzinvestitionen (Berichtsjahr 2018) sind im Vergleich zu den Bruttoan- lageinvestitionen (Berichtsjahr 2019) erst später verfügbar. Somit ist der Vergleich der jeweils aktuellen Daten nur eingeschränkt möglich.

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21

Die Bruttoanlageinvestitionen13 der hessischen Automobilindustrie im Jahr 2019 sum- mierten sich auf einen Wert von 652 Mio. Euro, womit diese erneut gegenüber dem Vor- jahr (484 Mio. Euro) angestiegen sind. Dies trifft auch für die Investitionsquote – definiert als Bruttoanlageinvestitionen im Verhältnis zum erwirtschafteten Branchenumsatz – zu, die 2019 bei 3,1 % lag und damit nahezu dem Durchschnitt der hessischen Industrie (3,2 %) entspricht. Die außergewöhnlich hohen Bruttoanlageinvestitionen der hessi- schen Automobilindustrie des Jahres 2016 mit 1,2 Mrd. Euro (Investitionsquote: 7,4 %) können sicherlich nicht als Maßstab dienen.

Bruttoanlageinvestitionen der Automobilindustrie in Hessen 2015 bis 2019

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Ein wichtiger Indikator des Engagements in Sachen Umweltschutz stellen die Investiti- onsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen dar.14 Diese Investitionen sind jedoch nicht nur aus dem Blickwinkel eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt zu sehen, sondern nachhaltiges Wirtschaften steht auch zunehmend für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit einer Branche. So profitiert etwa von Investitionen in die Energieeffizi- enz nicht nur die Umwelt, sondern sie stellen über die Kostenseite auch einen Wettbe- werbsfaktor dar.

13 Erfasst wird der Wert der im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen, d.h. Ersatz- und Neuinvestitionen. Aktivierte Großreparaturen und geringwertige Wirtschaftsgüter sind ebenso einbezogen wie selbst erstellte oder in Bau befindliche Anlagen sowie Leasing-Güter, die beim Lea- sing-Nehmer zu aktivieren sind. Nicht berücksichtigt werden insbesondere Investitionen in Zweignie- derlassungen im Ausland, Zugänge durch den Kauf ganzer Betriebe oder Unternehmen, der Erwerb von Finanzanlagen sowie der Erwerb von immateriellen Vermögensgegenständen (z.B. Patente).

14 Zu den Umweltschutzinvestitionen gehören alle Investitionen in Sachanlagen, die eine Verringerung oder Vermeidung von schädlichen Emissionen in die Umwelt bewirken bzw. den Einsatz von Res- sourcen reduzieren. Es kann sich hierbei zum einen um additive Maßnahmen handeln, d.h. in der Regel separate, vom übrigen Produktionsprozess getrennte Anlagen, die dem Produktionsprozess vor- oder nachgeschaltet sind (z.B. Kläranlage). Zum anderen werden integrierte Maßnahmen er- fasst, die dadurch charakterisiert sind, dass die Umweltbelastung direkt im Produktionsprozess redu- ziert wird (z.B. durch geschlossene Prozess- und Kühlwasserkreisläufe oder durch Maschinen mit niedrigen Lärmemissionen).

776

1.182

381 484 652

4,7

7,4

2,0 2,2 3,1

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0

0 400 800 1.200 1.600

2015 2016 2017 2018 2019

Bruttoanlage- investitionen im Verhältnis zum Umsatz

in % Bruttoanlage-

investitionen in Mio. Euro

(30)

22

Im Jahr 2018 summierten sich die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen in der hessischen Automobilindustrie auf 9,1 Mio. Euro, womit 1,9 % der gesamten Brut- toanlageinvestitionen des Jahres 2018 der hessischen Automobilindustrie – im Sinne der

„Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ der amtlichen Statistik – auf Investi- tionen zum Schutze der Umwelt entfallen. Zum Vergleich: Die Quote im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes lag 2018 bei 4,4 %. Die relative geringe Umweltschutzinves- titionsquote steht im Einklang mit den Produktionsverhältnissen, denn von größerer Re- levanz sind Emissionen – deren Vermeidung oder Verminderung entsprechende Investi- tionen erfordern – in vorgelagerten Teilen der automobilen Wertschöpfungskette (z.B. in der Metallindustrie oder der Gummi- und Kunststoffindustrie).

2018 wurden mehr Umweltschutzinvestitionen getätigt als ein Jahr zuvor, wobei insge- samt betrachtet die Investitionstätigkeit im Zeitverlauf schwankt und auch die Aufteilung nach Umweltbereichen sich von Jahr zu Jahr deutlich ändern kann. 2018 investierte die Branche in Hessen u.a. 2,8 Mio. Euro in Maßnahmen aus dem Bereich Abwasserwirt- schaft und 2,2 Mio. Euro für Klimaschutzmaßnahmen. Erstere sind Maßnahmen zur Ver- minderung der Abwassermenge bzw. Abwasserfracht und zum Schutz der Oberflächen- gewässer und des Grundwassers. Letztere sind Maßnahmen zur Vermeidung und Ver- minderung der Emission von Kyoto-Treibhausgasen (u.a. CO2), Maßnahmen zur Nut- zung erneuerbarer Energien sowie Energieeffizienz steigernde Maßnahmen und Ener- giesparmaßnahmen (z.B. Isolierung von Anlagen und Produktionsgebäuden, Wärme- rückgewinnung mittels Wärmetauscher

)

. Selbstverständlich beschränkt sich das Enga- gement der heimischen Automobilindustrie in puncto Umweltschutz nicht auf diese In- vestitionen in Sachanlagen. Der weitaus größere Beitrag ist in verbesserten bzw. neuen Fahrzeugen zu sehen, die sich durch einen geringeren Energieverbrauch und einen ge- ringeren Schadstoffausstoß auszeichnen.

Umweltschutzinvestitionen der Automobilindustrie in Hessen 2014 bis 2018

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

5.891

9.449 10.025

7.886

9.095

0,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 2,4

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000

2014 2015 2016 2017 2018

Anteil der Umwelt- schutzinvestitionen an

den Bruttoanlage- investitionen in % Umweltschutz-

investitionen in 1.000 Euro

Abfallwirtschaft Luftreinhaltung Klimaschutz Sonstige

(31)

23

Energieverbrauch

Wie stellt sich der Energieverbrauch15 der hessischen Automobilindustrie dar? Die Bran- che verbrauchte im Jahr 2019 rund 12,4 Mio. Gigajoule (GJ) bzw. 3,4 Mio. Megawatt- stunden (MWh) Energie – 9,8 % des gesamten Energieverbrauchs der hessischen In- dustrie. Der wichtigste Energielieferant für die Branche in Hessen war 2019 Erdgas (57,0 %). Strom (33,4 %) deckt weitgehend den restlichen Energiebedarf der heimischen Automobilbranche ab.

Energieverbrauch der Automobilindustrie in Hessen im Jahr 2019 differenziert nach Energieträgern

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die Kennziffer Energieverbrauch je Beschäftigten – die so genannte Energieintensität – erlaubt einen Vergleich der Branche mit anderen hessischen Industriezweigen sowie mit der Automobilindustrie bundesweit. In Hessen verbrauchte die Branche im Jahr 2019 je Beschäftigten gut 230 GJ Energie (Deutschland: 170 GJ). Damit liegt die Energieinten- sität unter dem Durchschnitt der hessischen Industrie (knapp 310 GJ). Da die Automo- bilindustrie viele der für die Fertigung benötigten Teile von Zulieferern bezieht, finden zahlreiche energieintensive Produktionsprozesse eben bei diesen Automobilzulieferern statt, die zu einem Teil anderen Branchen zugeordnet sind (z.B. der Metallindustrie mit einer Energieintensität von fast 340 GJ je Beschäftigten). Ein Beispiel für eine sehr ener- gieintensive Branche in Hessen ist die Chemische und Pharmazeutische Industrie (über 770 GJ je Beschäftigten), ein Bereich der hessischen Industrie mit ausgesprochen ge- ringer Energieintensität stellt der hessische Maschinenbau dar (nur 60 GJ pro Beschäf- tigten).

15 Soweit Energieträger als Brennstoffe zur Stromerzeugung in eigenen Anlagen eingesetzt werden, enthält der Gesamtenergieverbrauch Doppelzählungen, die sowohl den Energiegehalt der einge- setzten Brennstoffe als auch des erzeugten Stroms umfassen. Der Gesamtenergieverbrauch enthält ebenfalls den nichtenergetischen Verbrauch von Energieträgern, wobei diesem in den meisten Bran- chen (Ausnahme: Chemische Industrie) keine Bedeutung zukommt.

57,0%

33,4%

9,6%

Erdgas Strom Sonstige

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