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Campus-management- und Bibliothekssysteme

Eine Abgrenzung von Software

thorsten Spitta und Friedrich Summann Spitta | Summann

Durch die vom Gesetzgeber erzwungene Änderung der Studienstruktur deutscher Hochschulen (Bachelor/Master) hat sich deren Bedarf an Softwaresystemen abrupt ausgeweitet. Überall sieht man Projekte für sog. Campus-Management-Systeme (CMS). Sie treten zusätzlich zur Bibliothekssoftware auf, die eine lange Tradition hat.

Der Beitrag stellt dar, was CMS mit den Teilen Lehr- und Forschungssystem im Kern überhaupt sind, und er klärt deren Beziehung zu Bibliothekssystemen.

Dabei stellt sich heraus, dass das Teilsystem Lehre mit extrem vielen Daten erzeugenden Benutzern für Hochschulen etwas Neues ist, während das Teilsystem Forschung starke Affinitäten zur Bibliothekssoftware hat. Wo immer organisatorisch angesiedelt, im Forschungs- oder Bibliothekssystem, eine Publikations-

Datenbank ist mindestens auf Hochschulebene unverzichtbar. Hand getippte Publikationsverzeichnisse auf Homepages sollten der Vergangenheit angehören.

Due to the changes forced by the Bologna Process we observe a large demand for new information systems supporting the academic processes. Many universities implement so-called Campus-Management-Systems (CMS), added as pilot systems and in parallel to existing library software having a long tradition.

Our paper outlines the characteristics of CMS system‘s components for teaching and research and examines their connections to library systems. One major result is, that the component ‚teaching‘ is in fact a typical administrative software, which is new for universities. It must be based on an integrated database with high transaction rates, caused by the large number of data producing users. On the other hand the component ‚research‘ seems to have larger dependencies to mostly existing library software. One important component for both is a publication database, making publication lists individually presented on personal homepages dispensable. Definitely interoperability between the academic system‘s components will become a key issue in future.

das problem

Der sog. „Bologna-Prozess“ hat eine große Nachfrage nach zentral betriebener Standardsoftware für Hoch- schulen ausgelöst, die als ausgereifte, releasefähige Standardsoftware nicht verfügbar ist. Der Typ die- ser Software wird Campus-Management System ge- nannt (CMS). Es gibt zwar ein marktbeherrschendes System1,2, das aber Ansprüchen an eine integrierte Standardsoftware in keiner Weise genügt3. Das den deutschen Markt beherrschende System HIS (Hoch- schul-Informations-System) setzt nicht auf einer zentralen Datenbasis auf und gilt technologisch als veraltet4,5,6. Es müssen also neue Softwareangebote entstehen, von denen angenommen werden kann, dass sich aus ihnen mit der Zeit Standardsoftware entwickelt.

Andererseits gibt es eine lange und hochwertige Tra- dition von Bibliothekssoftware, die von den „CMS- Entwicklungen“ genutzt werden sollte. In diesem Kontext wollen wir klären, wie die Bereiche

• Lehre

• Forschung

• Bibliothek

von Hochschulen bezüglich ihrer Anforderungen an unterstützende Software zueinander stehen und wie

1 Ernst & Young (2011): Campus-Management zwischen Hoch- schulautonomie und Bologna-Reform. Studie. [24.5.2013]:

http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets .

2 Schilbach, H.; Schönbrunn, K.; Strahringer, S.: Off-the-Shelf Appli- cations in Higher Education: A Survey on Systems Deployed in Ger- many. In: Abramowicz, W.; Flejter, D. (eds.): BIS 2009 Workshop, LNBIP 37, Springer, Berlin et al. 2009, 242-253.

3 Der erste Autor hat 15 Jahre dienstliche Erfahrungen mit dem Prüfungsverwaltungs-Modul HIS-POS für eine Fakultät.

Sein Urteil, drei Jahre nach Dienstantritt, dem 17 Jahren In- dustrietätigkeit voran gegangen waren: Spitta (1997):

http://pub.uni-bielefeld.de/publication/2669574 [11.03.2015].

4 Breitner, M. H.; Klages, M.; Sprenger, J.: Wirtschaftlichkeit aus- gewählter Campus-Management-Systeme – Auftrag der TU9, Institut für Wirtschaftsinformatik, TU Hannover. [02.05.2013]:

http://archiv.iwi.uni-hannover.de/cms/images/stories/upload/

lv/sosem10/Systementwicklung/wacamas_finale_v-1_1kurz.pdf 5 Sprenger, J.; Klages, M.; Breitner, M. H.: Wirtschaftlichkeitsanalyse für die Auswahl, die Migration und den Betrieb eines Campus-Ma- nagement-Systems. Wirtschaftsinfor matik 52(2010) 4, 211-224.

6 TU München: Hintergrundinformationen zum Projekt CM@TUM (19.02.2008), https://portal.mytum.de/iuk/cm/dokumente/00.

allgemein [02.05.2013]

die Interoperabilität dieser Teilsysteme verbessert werden kann, wenn es sie schon gibt.

Es ist Ziel dieses Beitrags zu vermitteln, welche Funk- tionen zum Kern eines CMS gehören und welche Schnittstellen zu Bibliothekssystemen erforderlich sind. Es wird gezeigt, welche besonderen Anforderun- gen das Teilsystem Lehre stellt und wo das Teilsystem Forschung enge Verbindungen zur Bibliothekssoft- ware hat. Dazu müssen grundlegende Zusammen- hänge zwischen Funktionen und dauerhaft gespei- cherten Daten betrachtet werden. Dies mag Daten- bankfachleuten und Praktikern trivial erscheinen, wird aber in den Grundlagen der Disziplinen BWL und Informatik nicht vermittelt, ist auch nicht Thema der akademischen Softwaretechnik und in Hochschulre- chenzentren weitgehend unbekannt.

Die wichtigsten Anforderungen des Bologna-Pro- zesses waren gestufte Studiengänge (Bachelor und

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Master), studienbegleitendes Prüfen und eine Modu- larisierung des Lehrangebots, um mehr individuelle Profile der Abschlüsse zu ermöglichen. Hierdurch

„explodierte“ die Zahl der Studiengänge und damit buchungspflichtiger Vorgänge, die nicht nur trans- aktionssicher sondern über Zeiträume von mehr als 20 Jahren auch rechtssicher sein müssen, eine Anfor- derung, die Bibliothekssoftware schon lange kennt.

Allein die Zweiteilung der alten Abschlüsse bringt ei- nen Zwang zur Prozessbeschleunigung mit sich, die nur mittels einer Datenbank-integrierten Software geleistet werden kann, weil nur durch sie viele Zeit raubende und Fehler trächtige „organisatorische Ab- stimmungen“ entbehrlich werden.

Das Problem, das sehr viele Hochschulen als Nach- frager von Standardsoftware also haben, lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

• Die Hochschulen brauchen dringend Campus-Ma- nagement Systeme, die aber in ausreichender Qua- lität als Standardsoftware (noch?) nicht vorhanden sind.

• Nur wenige Hochschulen sind organisatorisch und finanziell in der Lage, eine Millionen schwere Soft- wareentwicklung für das Pilotprojekt einer neuarti- gen Software zu bewältigen.

• Die seit vielen Jahren eingesetzten und zum Teil ausgereiften Bibliothekssysteme müssen leistungs- fähige Schnittstellen zu CMS-Systemen erhalten.

Die in wenigen großen Universitäten im Echtbetrieb befindlichen Neuentwicklungen von CMS-Systemen haben den Status von Pilot-Anwendungen noch nicht verlassen. Die „Pioniere“ dieser Pilot-Anwendungen zahlen einen hohen Preis, denn kein Projekt für eine große Hochschule wird sich unter 5 Millionen Euro einführen lassen.

administrative Softwaresysteme und ihre integration

Campus-Management Systeme gehören zu den sog.

Betrieblichen Informationssystemen (auch Administra- tive Systeme), mit denen die Wirtschaft über 30 Jahre Erfahrungen hat7. Solche Erfahrungen müssen Hoch- schulen erst machen und zwar nicht nur durch eine simple Wunschliste von Funktionen, sondern durch die Analyse und sorgfältige Pflege der von einem CMS erzeugten und verwalteten Datenbasis. In ihr steckt die Komplexität Administrativer Systeme, und hier stößt man auf die prägenden Spezifika des Diskursbe-

7 Eine umfassende Darstellung mit aktueller Sicht auf wissenschaft- liche Quellen findet sich in: Spitta / Carolla / Brune / Grechenig / Strobl / vom Brocke: Campus-Management Systeme. Informatik Spektrum 38(2015) 1, 59-68.

reichs Hochschule. Nur durch eine konsistente Daten- bank lässt sich eine Organisation bei vielen Vorgän- gen pro Zeiteinheit so integrieren, dass schnelle und sichere Prozesse möglich sind. Die Integrationswir- kung solcher „Informationssysteme“ kommt nur dann zu Stande, wenn die Daten redundanzfrei entstehen und alle Organisationseinheiten auf dieselben Daten schauen und auf Basis derselben Daten Berechnun- gen erstellen oder Entscheidungen fällen.

datenentstehung und organisation

Administrative Systeme leben von und mit der Orga- nisation, in die sie eingebettet sind. Nicht die Soft- ware erzeugt originäre Daten, sondern menschliche Akteure. Versuche, die Organisation mittels einer zum Standard erklärten Software organisatorisch zu vereinheitlichen, halten wir bei der Vielfalt der Fach- kulturen von Hochschulen für fragwürdig und öko- nomisch riskant. Dies kann allenfalls bei einer Buch- haltungs- oder einer Personalsoftware gelingen, also Modulen, die selbst in einer großen Organisation nur wenige Daten erzeugende Benutzer haben.

Ein CMS hat extrem viele Daten erzeugende Nutzer, insbesondere Dozenten und Studenten. Abgeleitete Daten, gerne auch „Information“ genannt, entstehen durch Programme, deren Korrektheit der Programmie- rer verantwortet. Sie setzen immer auf originären Da- ten auf, wobei die „Ableitung“ mehrstufig sein kann.

Die elementare Unterscheidung der Datenentstehung in originäre und abgeleitete Daten ist in wissenschaft- licher Literatur kaum zu erkennen, wird auch nicht gelehrt8, ist aber in der praktischen Datenverarbei- tung eine Selbstverständlichkeit. Hier erscheinen die Hochschulen auf dem Stand der Wirtschaft der 80er Jahre mit großen organisatorischen, strukturellen und technischen Ineffizienzen9. Sie orientieren sich an Re- chenzentren, selbst wenn diese in „Zentrum für Infor- mationsverarbeitung“ umgetauft wurden. Komplexe soziotechnische Projekte durchführen und die Evolu- tion dieser Systeme zu begleiten; damit haben sie we- der Erfahrung, noch verfügen sie über das notwendige Personal. Sprenger et al. haben wichtige Ergebnisse des TU9-Gutachtens von 2008 publiziert10. Zentral für alle Entscheider in Hochschulen ist die finanzielle Dimension eines Campus-Management Systems. Sie wird über acht Jahre (Projekt- + Betriebskosten) mit rund 70 Millionen Euro (± 20%) angegeben.

Unser Eindruck ist, dass dies vielen Entscheidern in

8 s. z. B.: Mertens / Bodendorf / König / Picot / Schumann / Hess:

Grundzüge der Wirtschaftsinformatik. 9. Aufl., Springer, Berlin et al.

2005.

9 s. Ernst & Young (2011).

10 s. Sprenger / Klages / Breitner (2010).

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Hochschulen nicht bewusst ist und auch die Zusam- menhänge unklar sind. Ähnliche Eindrücke und Be- funde wurden schon 2009 auf einer Tagung in Wien vorgetragen11. Ein Campus-Management System ist organisatorisch und datentechnisch komplex und sollte keinesfalls mit angrenzenden Aufgaben bela- stet werden, die auch über Schnittstellen zu Nachbar- systemen abgewickelt werden können.

Die oben geäußerte Kritik, die auch für die englisch- sprachige Lehrbuchliteratur der Softwaretechnik gilt, hat eine Ausnahme: Das deutschsprachige Buch von Grechenig et al., Softwaretechnik12. Es problemati- siert die organisatorische Einbettung Administrativer Systeme durch eine Tabelle, die zeigt, auf welchem simplen Level von Softwaresystemen Lehre stattfin- den kann und wo reale, große Softwaresysteme an- gesiedelt sind. Die Maßgrößen in Tabelle 1 sind ins- besondere die Zahl der Promotoren und die der User, die Daten erzeugen. Aus diesen beiden Größen wird eine User-Komplexität errechnet, die für das CMS gro- ßer Hochschulen einen beträchtlichen Wert annimmt.

11 Hansen, H.R.; Karagiannis, D.; Fill, H-G. (Hrsg.): Business Services – Konzepte, Technologien, Anwendungen (Bd 2). 9. Int. Tagung Wirtschaftsinformatik, Febr. 2009 Wien:

Janneck, M. et.al.: Von Eisbergen und Supertankern: Topologie eines Campus-Management-Einführungsprozesses, 453-462.

Klug, H.: Erfolgsfaktoren bei der Umstellung von Informationssyste- men an Hochschulen, 473-482.

12 Grechenig, T.; Bernhart, M.; Breiteneder, R.; Kappel, K.: Softwa- retechnik – Mit Fallbeispielen aus realen Entwicklungsprojekten.

Pearson Studium, München 2010.

Dies allein ist ein wichtiger Grund, CMS-Systeme auf einen möglichst kleinen Kern zu beschränken und nicht über „Wunschfunktionen“ aufzublähen, etwa E- Learning.

originäre daten einer datenbasis

Die originären Daten eines Softwaresystems lassen sich in Grunddaten und Vorgangsdaten trennen; die Praxisbegriffe sind Stamm- und Bewegungsdaten13. Wenn wir organisatorische Routineprozesse betrach- ten, bilden die Vorgangsdaten die „Datenspur“ des Prozesses. Sie sind existenzabhängig von den zu- gehörigen Grunddaten und können nicht „gebucht“

werden, wenn der referenzierte Eintrag in den Grund- daten fehlt. So kann eine Prüfung nicht gebucht wer- den, wenn es den Studenten nicht gibt. Diese simple Gesetzmäßigkeit der Datenbanktechnik lässt sich konstruktiv nutzen, um die Abhängigkeit funktionaler Teilsysteme zu ermitteln und damit der Frage nachzu- gehen, was gehört zum Kern eines CMS und was nicht?

Hierzu muss für die Funktionalität eines ergänzenden Teilsystems nur geprüft werden, ob die entsprechen- den Grunddaten verfügbar sind; wenn ja, lassen sich neue Prozesse abbilden, sonst nicht.

Mit der heutigen Technik sollten abgeleitete Daten überhaupt nicht gespeichert, sondern bei Bedarf aktu-

13 s. im Detail: Spitta, T.; Bick, M.: Informationswirtschaft – Eine Ein- führung. Springer, Berlin – Heidelberg et al., 2. Aufl. 2008.

Tabelle 1: Die Komplexität von Softwareprojekten [Grechenig et al., S. 91]

projektkomplexität aus User- und interessens-dynamik

no promotors Core-User User visitors User-Complexity

1 Lehrbeispiel 1 2 10 200 0,01

2 Kleines Projekt 1 10 30 3.000 0,25

3 Mittleres Projekt 4 100 2.000 20.000 1

4 große Hochschule 100 4.000 40.000 1 mio 100

5 Tickets staatl. Bahn 15 8.000 4 Mio 20 Mio 200

6 ID-Paraguay 50 15.000 8 Mio > 8 Mio 400

7 eHealth Germany 1.000 200.000 80 Mio > 80 Mio 4.000

Tabelle 2: Funktionen, originäre und einige abgeleitete Daten eines CMS / Lehre

Funktion --- originäre Daten --- abgeleitete Daten

Verwaltung von ... Grunddaten Vorgangsdaten Beispiele

.. Studierenden Student Rück-/ Anmeldung Studienfortschritt

.. Lehrveranstaltungen Lehrangebot Teilnahme Teilnehmer-Statistik

.. Räumen Raum Belegung Kennzahlen Belegung

.. Studiengängen Studiengang Vorlesungsverzeichnis Studierenden-Statistik .. Prüfungen Leistungs-Regelungen Leistungs-Exemplar Zeugnis

.. individuellen Stundenplänen Stud+La+Stg+Raum Belegung Überschneidungsquote

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ell errechnet werden. Da abgeleitete Daten meist aus Vorgangsdaten ermittelt werden, sind gespeicherte, nicht aktuell abgeleitete Daten tendenziell falsch, weil ständig neue Vorgänge entstehen können.

Mit diesen Erläuterungen sollte Tabelle 2 verständlich sein, die an wichtigen Funktionen eines CMS /Lehre orientiert ist. Die letzte Tabellenzeile zeigt, wie eine komplexe Funktion vier der zuvor genannten Grund- datentypen voraussetzt.

Die Integrationswirkung einer Datenbasis tritt aller- dings nur ein, wenn alle Grunddaten nur genau einmal im Gesamtsystem existieren und von genau einem Teilsystem verwaltet werden. Der methodische Vor- teil einer Trennung der originären Daten ist erheblich, da die Grunddaten sich konkret benennen lassen, während Vorgangs-, insbesondere aber abgeleitete Daten, grenzenlos vielfältig und jederzeit erweiterbar sind. Man spricht auch davon, dass ein Teilsystem Owner eines Datenbestandes ist. Dahinter stehen dann konkrete persönliche oder organisatorische Ak- teure.

integrierte Systeme und grunddaten

Abbildung 1 zeigt die Einbindung von Teilsystemen eines CMS in angrenzende Bereiche. Die Struktur der Teilsysteme folgt den Grunddaten, d. h. ein Name steht auch für einen Grunddatentyp. Ausgewiesen sind wichtige Exportschnittstellen des CMS, an de- nen die Zuordnung von Grunddaten diskutiert wird, die sich über mehrere Bereiche erstrecken. Dies ist insbesondere der Grunddatentyp Person. Der Daten- typ zerfällt in mindestens die Spezialisierungen Do- zent und Student.

Der Typ Student ist ohne Zweifel ein Grunddatentyp, dessen Owner das CMS ist. Beim Anlegen eines Stu- denten muss aber ein Nachbarsystem benutzt wer-

den, das Leistungen für alle Personen erbringen muss, ein Identity-Management System. Für die Zugriffs- rechte auf bestimmte Bestände oder die Ausleihe von Medien muss das Bibliothekssystem die nötigen Grunddaten aus dem CMS-System importieren. Dies sind die für eine Ausleihe nötigen Personendaten.

Der Typ Dozent dagegen darf keinesfalls das CMS als Owner haben. Owner der Personaldaten aller be- schäftigten Personen muss eine Software in Verant- wortung einer Personalabteilung sein, landläufig HR (Human Resources) genannt. Da in deren Verantwor- tung auch die Zahlung von Entgelten liegt, muss HR eng mit einem Buchhaltungssystem verknüpft sein.

Nur dieses darf Zahlungen auslösen.

Weiterhin gibt es personenbezogene Daten, die ausschließlich im Bereich Forschung & Lehre ent- stehen, hier Person-F&L genannt. Dieses Teilsystem ist logisch eine Komponente des HR, physisch aber Element des CMS. Hiermit können dezentral er- gänzte Grunddaten erzeugt und verantwortet wer- den, z. B. in Dekanaten oder auch in Lehreinheiten (Bsp. Sprechstunden). Dies darf aber nur bei bereits angelegten Datenobjekten des Systems HR gesche- hen und muss durch entsprechende Zugriffsrechte geregelt werden. Ein autonomer Datentyp Dozent in einem CMS oder einem Bibliothekssystem wäre inte- grationsfeindlich. Dieselbe Situation entsteht, wenn E-Learning Systeme wie z. B. Stud.IP oder Moodle ohne Importschnittstellen für Personaldaten einge- setzt werden14. Redundante Grunddaten führen fast immer zu organisatorischen Störungen15, behindern

14 SAP-Systeme verfügen für diese Zwecke seit rund 30 Jahren über eine Batch-Input genannte Schnittstelle.

15 vgl. Borgeest, R.; Pongratz, H.: Austausch universitärer Kernsy- steme. In: Bode, A.; Borgeest, R. (Hrsg.): Informationsmanagement in Hochschulen, Springer, Berlin et al. 2010, 13-26.

Verwaltung &

IT-Dienste

Person-ID Student

Person (HR) Buchhaltung

Wissens-Service (Bibliothek) Forschung & Lehre

(CMS)

Person-F&L („Dozent“)

Raum

Studium

Projekt Produkt

Publikation

Legende:

Export-Schnittstelle Nachricht

Bestand mit Recherche

Abbildung 1: Teilsysteme und Grunddatentypen mit wichtigen Schnittstellen

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also eine Integration von Softwaresystemen. Es darf nicht möglich sein, in verschiedenen Systemen die- selben Grunddaten redundant zu pflegen. Dies gilt nicht nur für die originären Tabellen, sondern auch für Attribute (Spalten) wie z. B. eine Adresse. Dagegen sind automatische Schnittstellen mit Datenreplika- tion16 unschädlich.

Dies gilt auch für die Schnittstellen zum Bereich Bi- bliothek. Das wichtigste Produkt von Forschern ist die Publikation, erstellt im Bereich Forschung. Eine einheitliche Publikations-Datenbank17 gehört in die fachliche Expertise einer Bibliothek, wo immer die Software gepflegt wird. Die Datenerzeuger und damit Owner von Einträgen müssen über eine Exportmög- lichkeit des CMS verfügen.

Die Importschnittstellen des CMS zeigt Abbildung 1 nicht. Das sind insbesondere die Recherche-Möglich- keiten, über die jeder Wissensspeicher (Bestand) ver- fügen muss. Je nach Lizenz der gespeicherten Daten werden viele Zugriffe öffentlich sein und einige auf die Mitglieder der jeweiligen Hochschule beschränkt.

Das Ausleihsystem einer Bibliothek darf keine redun- danten Grunddaten von Personen pflegen, allerdings muss es Daten von Personen verwalten können, die nicht Mitglied der Hochschule sind.

Zu dem sehr komplexen Grunddatentyp Studium hier nur wenige Hinweise. Dahinter stehen 11 miteinander verknüpfte Datentypen, die in weitere 30 Rollen und

16 Automatisches Kopieren bei Änderungen.

17 Leser können sich davon überzeugen, wie eine Homepage aus- sehen kann, die kein Publikationsverzeichnis mehr enthält, son- dern nur noch aus der gerade erwähnten Datenbank selektiert:

http://www.wiwi.uni-bielefeld.de/lehrbereiche/emeriti/th- spitta/publikationen

19 Beziehungstypen zerfallen18. Primärquelle ist eine Dissertation von Carolla, in der ein Referenzmodell für diesen Kern der Datenbasis eines CMS konstru- iert und an 30 Studiengängen großer Hochschulen validiert wurde19.

18 s. Spitta et al (2015), Abb. 2, S. 65.

19 Carolla, M.: Ein Referenz-Datenmodell für Campus-Management- Systeme in deutschsprachigen Hochschulen. Diss. Universität Bielefeld, Fak. Wirtschaftswissenschaften Nov. 2014. Erschienen:

Baumöl, U.; vom Brocke, J.; Jung. R. (Hrsg.): Series Advances in Information Systems and Business Engineering. Springer Gabler, Wiesbaden 2015.

http://www.springer.com/de/book/9783658093464 [15.04.2015]

Die Forschungsdaten sind öffentlich zugänglich und allgemein verständlich dargestellt in: Carolla / Spitta: Validation Data of a Reference Model for Campus-Management Systems.

http://pub.uni-bielefeld.de/data/2698627 [12.03.2015]

Abbildung 2: Ergänzung der Grunddaten durch Vorgangsdaten des Prozesses Lehre

Student

Abgeleitete Daten (Beispiele) Originäre Daten

Dozent

Raum

Termin Leistung Studium

Abschluss Grunddaten Vorgangsdaten

Transkript Prüfungen Veran-

staltung

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vorgangsdaten des prozesses lehre

Ein CMS bildet in der Komponente Lehre im Kern des- sen administrativen Teil ab, der unabhängig von wis- senschaftlichen Disziplinen ist. Schematisch lässt er sich als Sequenz darstellen:

Organisation  Ankündigung  Durchführung  [Prüfung]  Bewertung,

wobei nicht alle Ausprägungen von Lehre geprüft wer- den müssen (eckige Klammer). Veranstaltungen wer- den in einem für alle Studierenden sichtbaren Ver- zeichnis gezeigt, dem sog. „Vorlesungsverzeichnis“.

Abbildung 2 ist eine grobe Sicht auf wichtige Vor- gangsdaten, die im CMS-System gepflegt werden müssen, damit etwa eine Prüfungsverwaltung funk- tionieren kann. Es versteht sich, dass ergänzende Vorgangsdaten in einem E-Learning-System nur dis- junkt zum CMS-System gehalten werden dürfen.

E-Learning sollte sich, mit Bezug auf die konkrete Ver- anstaltung im CMS, auf den Prozess Lernen während der Durchführung einer Veranstaltung beschränken, die im Gegensatz zum Prozess im CMS nicht standar- disierbar ist. Ein E-Learning-System sollte in der Ver- antwortung der Dozenten für die jeweilige Veranstal- tung konfigurierbar sein, wohingegen das CMS Fach neutrale Leistungen für die Administration anbieten muss. Hier kann es zu Überschneidungen kommen, z. B. das Bereitstellen von Lehrmaterial oder die Ein- teilung bis zur Bewertung von Gruppen in großen Veranstaltungen20. So lange keine konkurrierenden Grund- und Vorgangsdaten gepflegt werden, ist es nicht schädlich, wenn spezielle Vorgänge in einem E- Learning-System verwaltet werden.

das teilsystem Forschung eines CmS Es gibt einen sehr einfachen Grund, warum ein For- schungssystem Teil eines CMS sein sollte und kein ei- genständiges: Die „Einheit von Forschung und Lehre“:

Dieselben Personen tun beides und auch die Akteure des Grunddatentyps Student können an beiden Pro- zessen beteiligt sein.

Die Prozesse eines Forschungssystems sind sehr ver- schieden von denen der Lehre. Es gibt kein Problem hoher Mengengerüste und die Kernprozesse sind prinzipiell nicht standardisierbar. Viele Ergebnistypen (Texte mit Grafiken und Tabellen) sind mit einfachen Werkzeugen (z. T. Office-Systemen) beherrschbar.

Aus den originären, gerade auch beschreibenden Daten eines Teilsystems Forschung müssen sich Be- richte generieren lassen. Wenn Universitäten zuneh- mend wettbewerbliche Anreize erhalten, müssen sie

20 Ein Beispiel: http://www.wiwi.uni-bielefeld.de/lehrbereiche/eme- riti/thspitta/lehre/Einfuehrung_in_die_Informatik [11.03.2015]

in der Lage sein, ihre Forschungsleistungen im Ver- hältnis zu den insgesamt verfügbaren Forschungsres- sourcen einheitlich und effizient darzustellen.

Das Teilsystem Forschung eines CMS ist über die Da- tenbasis zwar mit dem Teilsystem Lehre integriert, erfordert aber nicht zwingend ein transaktionales21 Datenbanksystem. Es bewegt sich „in Richtung“ auf Bibliothekssoftware22 und könnte personell auch vom

„Wissens-Dienstleister“ Bibliothek betreut werden.

In Deutschland wurden bereits 2008 138 Publikati- onsserver (sog. Repositories) gezählt, von denen sehr viele Eigenentwicklungen sind23. Dies ist umso ver- wunderlicher, als es für die Forschung, im Gegensatz zur Lehre, ein allgemein akzeptiertes Datenmodell für diese Domäne gibt, den CERIF-Standard für CRIS- Systeme24.

Unabhängig von Fachdisziplinen standardisierbar dürften die folgenden Daten der Administration von Forschung sein:

• Antrags-Templates für Drittmittel

• Dokumentation zu Projekten

• Kalkulations- und Berichtsschemata für Projekte

• Schnittstelle (!) zur Projektbuchhaltung: Dies lei- stet bei entsprechender Konfiguration jedes gute Standard-Buchhaltungssystem

• Forschungsergebnisse auf verschiedenen Be- richtsebenen (Lehrstuhl, Institut, Fachbereich, Sonderforschungsbereich u.a.). Zur Publikations- Datenbank, die diesen Kontext berührt, siehe den folgenden Abschnitt.

Zwei Beispiele seien kurz angeführt. Die Universität Münster hat als fünftgrößte deutsche Hochschule zwar die Komponente Lehre eines CMS noch zurück gestellt, aber ein Forschungsinformationssystem ein- geführt, das schnell verfügbar war und hohe Nutzen- Potentiale hatte25. Auch die FU Berlin berichtet über eine in die dortige SAP-Installation integrierte For- schungs-Datenbank, die aus einer Drittmittelprojekt- Datenbank und einer Profil-Datenbank für die nicht

21 Für viele konkurrierend schreibende Benutzer eingerichtetes.

22 s. auch: Horstmann, W.; Jahn, N.; Schmidt, B.: Der Wandel der Informationspraxis in Forschung und Bibliothek. ZfBB 62 (2015) 2, 73-79.

23 Scholze, F.; Summann, F.: Forschungsinformationen und Open Access Repository-Systeme. Wissenschaftsmanagement 15 (2009) 3, 41-42.

24 www.eurocris.org, s. auch: Asserson, A.; Keith, J.: Current Research Information Systems (CRIS): Past, Present, Future. Wissenschafts- management 15 (2009) 1, 41-44.

25 Herwig, S.; Becker, J.: Einführung eines Forschungsinformations- systems an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster – Von der Konzeption bis zur Implementierung. In: Bittner, S.; Hornbostel, S.; Scholze, F. (Hrsg.): Forschungsinformation in Deutschland: An- forderungen, Stand und Nutzen existierender Forschungsinforma- tionssysteme. Workshop iFQ Berlin, Mai 2012, 41-53.

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fremdfinanzierte Forschung besteht26.

Während das wichtigste „Produkt“ des Forschungs- prozesses traditionell schon lange beachtet wird, die Publikation, weitet sich heute das Interesse an For- schungsinformationen auf Forschungsevaluation aus.

Damit werden Vorgangsdaten aus Forschungsprojek- ten öffentlich relevant, die bisher „privates“ Wissen von Forschern und Instituten waren.

Funktionen und pflege von Bibliothekssystemen

Abbildung 1 auf Seite 244 zeigt Funktionen von Bi- bliothekssoftware aus Sicht der Schnittstellen eines CMS nur sehr kursorisch. Die Grundfunktionen von Bibliotheks-Software sind auf der einen Seite interne administrative Bereiche wie Bestell- und Rechnungs- abwicklung, Bestandserfassung und Ausleihe und an- dererseits die öffentliche Komponente Nachweis und Recherche.

Die Recherche-Systeme entwickeln sich immer mehr zu spezialisierten Suchmaschinen. Ein transaktiona-

26 Lewerenz, A.: Forschungsdatenbank der Freien Universität Berlin.

In: (Bittner et al., 2012), 79-89.

les DB-System ist nicht erforderlich. Eine Bibliotheks- software verlangt tief gehende bibliothekarische Expertise, um die variantenreiche Datenbasis einer

„Bestands-Datenbank“ realitätsgerecht und konzep- tionell voraus schauend an internationale Anforde- rungen anzupassen.

Im Bereich der Hochschulbibliotheken haben die di- gitalen Umwälzungen der Gegenwart schon seit län- gerer Zeit Einfluss auf deren Selbstverständnis und Service-Ausrichtung27. In der Vergangenheit bestand das Kerngeschäft aus dem Nachweis und der Be- reitstellung von Publikationen als Mittel der wissen- schaftlichen Kommunikation (Monographien insbe- sondere für die Lehre, Periodika für die Forschung).

Heute manifestieren sich im Cloud-Kontext zentrale (Bibliotheks-ferne) Nachweisdienste, die nur noch die Ergänzung des Bestandsnachweises im lokalen Kon- text (Standort, Klassifikation) erforderlich machen.28 Hinzu kommen elektronische Lizenzen, die zwar noch lokal verwaltet werden müssen, aber auch in koope-

27 Ceynowa, K: Digitale Wissenswelten – Herausforderungen für die Bibliothek der Zukunft. ZfBB 61 (2014) 4/5, 235-238.

28 s. Horstmann et al. (2015)

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rativer Weise zentral nachgewiesen und dann lokal ein- oder ausgeschaltet werden können. Zudem än- dert sich die Erstellung und Kommunikation von For- schungsergebnissen und Publikationen fundamental.

Sie werden heute zunehmend kooperativ in neuen Kommunikationsstrukturen erstellt (Open Science);

ebenso flexibel und offen kann auch ihre Publikation (Liquid Publication) erfolgen.

Durch viele Entwicklungen bedingt, findet eine Neu- ausrichtung der lokalen Informationsversorgung durch die Bibliotheken statt. Cloud-Dienste wie Such- maschinen (Google, Google Scholar) und Fachdiszi- plin-orientierte Dienste (CiteSeer, ArXiv) bieten sich global in Konkurrenz zu Suchmaschinen der Hoch- schulen an. Kommerzielle Angebote wie die Discovery Services erlauben die Bündelung lokaler Bestands- nachweise und der Inhalte von Fachdatenbanken. Sie ermöglichen damit moderne integrierte Suchumge- bungen, die eine Recherche in weiter gefassten, teil- weise heterogenen Suchräumen erlauben.

Generell bleiben als lokale Betätigungsfelder:

lokale einbettung: Einrichtungen, Personeninfor- mationen und deren Verbindungen, Integration der Bestände mit ihrem lokalen Kontext in Suchumge- bungen, lokale Bestandsstrukturen wie Standorte und Klassifikationen.

lokale produktion wissenschaftlich relevanter Dokumente und Objekte: Quellenmaterial, Open Access Bereitstellung, Publikationsproduktion von Zeitschriften und Monographien, Bereitstellung von Forschungsdaten.

globale Sichtbarkeit lokaler Objekte: Linked Open Data Bereitstellung, Suchmaschinenoptimierung.

publikations-datenbank der Institution: Hochschul- bibliographie inklusive extern integrierbarer Publikati- onslisten von Personen und Untereinrichtungen.

verfügbarkeitsermittlung: Nachweis von Print- bestand, Dokumentlieferung, Online-Bereitstellung unter Berücksichtigung der Lizenz- und Kostenmo- dalitäten.

Gerade im Bereich der Informationsdienste bilden sich immer mehr frei verfügbare Schnittstellen her- aus, die lokale Informationen (z. B. aus Forschungsin- formationssystemen), kommerzielle oder fachspezifi- sche Datenquellen und globale Informationen wie Au- toren- und Organisationsidentifikation anbieten und zur Datenanreicherung lokaler Informationssysteme in sinnvoller Weise genutzt werden können. Umge- kehrt ist die offene Bereitstellung lokaler Informatio- nen der Bibliotheken (z. B. via OAI-PMH-Protokoll)29

29 Open Archives Initiative – Protocol for Metadata Harvesting

eine inzwischen etablierte Kommunikationsform.

Diese gewachsenen Informationskanäle haben dazu geführt, dass die in der Vergangenheit entstandenen Informationssysteme den bis dahin vorherrschenden Charakter als Datensilo überwinden konnten. Vieles spricht dafür, dass diese Entwicklung weiter gehen wird und damit der Ansatz der Interoperabilität30 eine wachsende Relevanz erfährt.

Fazit

CMS sind Administrative Systeme, für die sich Stan- dardsoftware erst entwickeln muss, die marktlichen Belastungen standhält. Diese Systeme unterstützen die eng miteinander verflochtenen Funktionen Lehre und Forschung einer Hochschule. Dies ist aber nur eine organisatorische Sicht. Sieht man sich die tech- nischen Anforderungen der entsprechenden Teilsy- steme genauer an, könnte ein Forschungssystem ebenso von einem intra-organisationalen Dienstlei- ster Wissens-Service betreut werden, dem wir zu- nächst nur die Bibliothek zugeordnet hatten. Die fach- lichen und technischen Bezüge eines Forschungssy- stems zur Bibliothek sind stärker als die zur Lehre.

Beim Teilsystem Publikations-Datenbasis sind sie sogar zwingend.

Das Teilsystem Lehre ist wegen großer Mengenge- rüste bei Usern und hoher transaktionaler Spitzen- lasten auch technisch anspruchsvoll, das Teilsystem Forschung, eher fachlich spezifisch, hat nur relativ wenige standardisierbare Funktionen zu unterstüt- zen. Die Forschung selbst kann es sicher nicht stan- dardisieren oder gar „rationalisieren“.

Es steht zu erwarten, dass die Berührungspunkte zwi- schen CMS und Bibliothek, die sich zur Zeit auf einen engen Rahmen im Kontext von Personen und Einrich- tungsinformationen und auf administrative Grund- funktionen beschränken, zunehmen werden und hier auch Kommunikationsszenarien auftauchen, wie sie im Verhältnis Forschung und Bibliothek31 deutlich werden. Das wird die bisher eher traditionell geprägte Praxis deutscher Bibliotheken stark verändern32. Ein damals zukunftsweisender Ansatz zur Verbindung von Lehre und Bibliothek ist seit dem Bau der Universität 1975 in Bielefeld durch eine intensive Unterstützung von physischen „Lernräumen“ als integrierten Arbeits-

30 s. dazu aus der Sicht der Bibliotheken: Summann, F.;Shearer, K.:

COAR Roadmap Future Directions for Repository Interoperability, Göttingen: COAR Confederation of Open Access Repositories, 2015.

31 De Castro, P.; Summann, F., 2014. CRIS-Systeme und Institutio- nelle Repositorien – Modelle und Möglichkeiten der Zusammen- arbeit an europäischen Hochschulen. Presented at the 103. Deut- scher Bibliothekartag, Bremen.

32 Tochtermann, K.: Der Inhalt muss zum Nutzer. BuB 65 (2013) 2, 115-117.

(9)

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plätzen im Bibliotheksbestand Wirklichkeit. Sie muss allerdings auch dort zu einer modernen digitalen Ver- sion erweitert werden, die eine nahtlose Verbindung von Lehre und Informationsdiensten der Bibliothek verfolgt.

Insbesondere wegen des schwergewichtigen Teilsy- stems Lehre ist es nicht ratsam, ein CMS durch an- grenzende Funktionen wie Bibliothek oder E-Learning noch komplexer zu machen als es ohnehin schon ist;

auch beim Forschungs-Teilsystem ist diese Frage zu beantworten. Wir gehen als abschließendes Ergebnis sogar noch weiter:

Auch wenn die Forschung organisatorisch zusammen mit der Lehre in den Dezentralen einer Hochschule angesiedelt ist (Fakultät, Fachbereich, spezielles For- schungsinstitut), könnte es sein, dass ein Forschung- Teilsystem eher dem Dienstleister Wissens-Service als einem Rechenzentrum zuzuordnen ist. Das würde aber bedeuten, dass der Begriff Campus-Manage- ment-System eher in die Sphäre organisatorische Machterhaltung von Rechenzentren gehört als die der sachorientierten Dienstleistung und deshalb den Täuschwörtern33 unserer Sprache zuzurechnen ist, wie etwa „ERP-System“.

Wenn man für belastbare Schnittstellen und red- undanzfreie Grunddaten zwischen allen Teilsystemen einer Hochschule sorgt, dabei auch die Benutzerober- fläche der verschiedenen Nutzertypen im Auge be- hält, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Begriff für das Teilsystem Lehre, um das es angesichts des ge- setzlichen Drucks geht (BA/MA-Umstellung), schlicht Lehr-Administrationssystem oder einfacher, Lehr-Un- terstützungs-System heißen könnte.

33 Wolf Schneider: Deutsch! – Das Handbuch für attraktive Texte.

3. Aufl., Rowohlt, Hamburg 2005, 245ff.

Prof. (em.) Dr.-Ing. Thorsten Spitta Angewandte Informatik/

Wirtschafts informatik, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Universität Bielefeld thSpitta@uni-bielefeld.de Friedrich Summann

Leiter der LibTec-Abt. - Bibliotheks- technologie und Wissensmanagement der Universitätsbibliothek Bielefeld friedrich.summann@uni-bielefeld.de

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