Die
Hypothese des UnbewuBten
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W. WfNDELBAND
FESTKEDE
gehaftenin d&rGcnrntutning«hn H«>drlb«rg*r
Akjdwnw
sJsi Wisssftscftaftetiim
2* April I«4Heidelberg 1914
Carl
Winter UntventiUilAbuchhandlung
V?rt«p-7-.r.MSI,
Die
Hypothese des UnbewuRten
von
W. WINDELBAND
FESTREOE
gthcftwiin d*r Gftsamtsilzung der HeWtlbwg.r AkadtmlB
d«Wi6se
n«hi»Ufl•m
24. April 19UVcilap-Nr.10*0,
Heidelberg 1914
Carl
Winters
Utriversitfiisbuchhandlungy
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Ilochansehnliche
Festvcrsammlu
ng!Die Philosopiiie gewinnt
den Grimdstock
ihrerimnier wieder- kehrendenProblem
e aus den groGen Ziigen des Lebcns, dasjedem Denkenden
seine Ralsel auf die Seele driiokt: die besondcre Aus- gestaltung aber dieses allgemeinen Inhalts envachst jederZeit aus den Einsiehtenund
Theorien derbesonderen Wissenschaften. Diese enLwickehi in ihrervon
der Philosophicnkht bestimm
i,enund
nicht gostorten Arbeitan
denTat
sachen stetig neue Erfahrungen, damit aberaudi
neue Begriffeund
neue erklfirende Theorion: sie selbst begntigen sich mit beiden, solange sie znr Vorarbeitung der Tatsachen ausreicben; aber fiir die Philosophiewerden
sie zu Pro- blernen, indern sie sieh in die begrit'iliehen Linien dew bisherigen Weltbildcs einschiehenund
sichnun
zeigenmuB,
wie weit sie da- mit vereinbar sind, ob sie sich als erneErganzung
einlugen oder in dieserOrdming
ihre eigene Steiiung nieht finden konnen.Ein
Beispiel diesesVorgangs
zeigt sich in derHypothese
desUnbewnBten. von
der ieh Sie in dieser Stunde imterhaltenmochte.Sie spielt, wie Sie aile wissen, in der uiodernen Psyehologie eine hervorragende Rolle
und
hat darin soielieBedeulimg
gewonnen,dal3
man
Sorge LragenmuB,
ob sie nieht gewisseGnmdforincn
der bisherigenWe
Itvorsteiiung zu sprengen geeignet ist. Freilieh liegt die Sache in diesem Falln so, daB dieHypothese
in der enipirisehen Wissenschaft nicht aus deren eigenen Bedurfnisseii entsprungen, sondern vielmehr aus philosophischenMotiven und
Interessen in sie emgr.rij.hrIworden
ist:derm
siestammt
ansden
Zeil.en,wo
diePsyehologie
noch
koine eigene solbslandige Erfahrungswissonschaft war, sondern aus allgemeinen philosophischen Motiven heraus ent- worfenund
ausgefiihrt wurde.Die erste bedeutsarne Erscheinungsiorni der
Hypothese
desUnbewuBtcn
tritt nns indem
Streil. (iher die eingeborencn Ideen entgegen, der sichan
die cartesianisehe Philosophie. angeschlossen hal. Mil, einer eigenartigenVermischung
crkenntnistheoreliseherand
psychologischei'GesiehlspunHe
meinte der cartesianische wie1*
4
W.
Windeiband:lie/ wtoiseh-neuplatonisehe Ralitmalismus solche
Wahrhcit
en, dip,im Wesen
des Gcisles selbst enthalten, nicht durch seine einzelnen aus derT'mweltstammenden
Erlehnisse hpgriitmVXwerdon
koimi-ii.als eingeboren bezeichnen zu sollen. l>ie Polemik, welehe sich da-
/
gegert richtete, ging gern darauf ein,
daB
die Seele solehe zu iliremWescn
gehorigeund
ihrvon
Anl'ang aninnewohnenden
Einsichten durehaus nichLimmor
prasent babe, daBmanehe
Seelenvon
diesomihivrri Resitz niytrials el
was
erfiihrenmid
daG deshalb dieBehaup- tung
dereingeborenen Ideen nur uriterderVoraussetzung aufreclit- orhaltenwerden
konne,daB
die Seele violes in sicli habe,ohnc
sie.hdessnn bevufil zu sein. So ungern dicsp,
Folgenmg
zugegebenwurde ~
aus Grunden, auf die ich zuriickkonime-,
sowenig
schien es mfjglich, ihr sieli zu eiUziehen. Vjeliuolu1 nahni Llietsiz, dieKonsequenz
inul.ig aufund
fiihrte sie bis in alle Ausgestal- tunge.n seiner monadologischenMe
Laphysik durch.Nur vermoge
derunbewuBtcn
Vorstellungen konntejedeMonadc
mil, ihren Vor- stelhmgen die gesamteWelt
in sich rnprasentieren,und
der Philo- sopli suchte der Paradoxie ernes-sokhen
Besitzes,der Seele.den
sic sichnoch
niclil,im
BowuJitsnin angeeignet habe, durch einc genialeAnwendung
des Infinitesimalprinzips zu entgehen, indeiu er cineAbnahme
desBpwuBtsems
bis zu unrndlich kleinen lnlensitaten voraussetzte.(ran?, anders sind dieTranszeiulentalphilosophefi au( die
Hypu-
Ihose desUnbewuBten
gestoBen. Ficiites Analyse desSystems
decVenumft
fiihrte auf dieEmp
findun
gen als diegrimdius frrienAkte
des Ir.h, die eben deshalb als solche unbewufjf seien.Zum
ganzenWesen
der Inlelligenz gehortnaeh ihm
ihrdurehweg
reflexiver, sich selbst verdoripelnder Charakter. Siekann
nivhts tun, ohne„sieh sfilbsl zuschauend" zu wissen,
daB
sie es tut: sie gcht uber jeden ihrerAkte in der Ueflexion hinaus.Es
gibt,wloFichte
miikuhner
Paradoxiesagl, garkeinenersten, sondrrn nurtinen zweitenMoment
desBewuBtseins,und
dieganze StrukturMerWissenschafts- lehre bealeht in detnimmer
erne.uleu Verbatims der be.wulltea 7,11den unbewuBten
Funktiunen. Ja,im
BegriHe des SclbstbewuBt-seins, der doeh den
oberstenAusgangspunkt
ffirFrcHTE hildet, ist dieser GegensaLz zvischendem
Selbst alsFunktion mid dem
Selbst als InhalLvon
vornherein angelegL.\iemand
hat das hcsser zur Darelellung gebvaeht &!* Schel- lini; in seinem <„System
dts transzendentalen Idealismus".Wenn
bier dergauzeZusammenliang
der Vernunftim
AstheLischenDie Hypothese des UnbewuRten. 5
gipSelt, so ist. es, weil darin die voile. Ausgloichung des
RewuBien im
d des UnbfiwuBten gesehen wird. In der Produktion des Genies hatte schonKant
die Intelligenz erkannL, ivelche wirkt wie die Nalur, d. h. mil absichtsloser,uubewuBter
ZweckmaBigkeit. BeiSchkllinr
Irat, wie es die Ausltihrung in seiner Philosophic derKunst
zeigt, daskongeniale.Veistandaisvon
derallerrationalen Analyse sicli entziehendenZusammenwirkung bewuBter und
.un- br>\vulHor \^jrgaiige ind<-rsehaftendon TatigkeildesKiinstlers hinzu.Geradp diese Irrationalitat der
unbewuBten
Ijebenssdiiehtenwurde von
den Ptomantikernalsden
prinzipieUfinGegnern
derAuf- klarungund
seanch
von den Naf/urphilosophen derschellingscherv Scliule begierig aufgnnornrneii. In dieserwurden
die Naehtseiton den Seelonlebensund
das dunkle fnoinanderspjelen physiologischerund
psychologist1herProzesse mit besonderer Vorliebe gepflegt,und noch
bei oineru spal.en IVafihsproB dieser Natiirphilosophie, betFtcHNEH,
erfreuen wir unaan
der humorvollen Schalkhaftigko.it, mil der ervon dem
bellen Lichte des bewuBl.en Scelenlebens die Liuien seiner Bctraehtung in dasUnterbewuBfe
ebenso wie in das TjberbewuBte zieht.YVirktc so die full test/he
Anregung
zu einet1 Einfijlirung derHypothese
desUnbewultten
in die einpirischo Psychologicund
ihre erklarenden Theorien, sowar
aueh die Lehre ihres groBen mela- physisehen Antipoden,Schopenhauirs,
erst rncht geeignet, dasWesen
der Seele in dernan
sirhunbcwuGlen
Willo.n ?,u suelion unci dasRewuBtsein
nur als eineErseheimmg
dieses Willens zu betrachton, die sich verhdltnismaBigspatund
indem
engen Kreisc derhohercn organischenWesen
cinslelle,um
sehlieBliehjenen Willenvon
seiner l.'nseligkoitim
reinonWissen und Schauen
desMonsohen
zu erlosen.Der
Wille selbsL aber gall in seiner Ur- sprtmglichkeit als der dunkleTrieb, der aucb in den desBewuBt-
seins nicht ffjhigen Erscheinungen die letzLe Realitat ausmaeht.
hi ganz anderer
Weise
hat endlichIIeheart
dieHypothese JesI'nbewuBlen
indiePsye.hologie eingefiihrt.Auchbei
ihinberuhtsiewesonflich auf den metaphysischen
Fundamenten
seinerPsycho
1logie. In durehausinLellektualistischer
Wciso
belraehtetor—
darin der voile GegnerSchopenhauer? —
dieVorsteUung
als dieGmndiunktion
des Seeleulebensund
sichtin ihr die Selbslerhaltung der Seele gegen die Storungen durch andere Reale.Aber
er be- handelt dasHewuBtsein
als/eine Eigenschaft der Vorstollungen, welche sie in verschiedenem Maflound
derart besitzen, dafi das6
W.
Windelbsind:BewuBLsein
an den einzelnen Vorslellungen unl.erden
Nullpunkt der Intensilat herabgedriiektwarden
kann. Solclie Vorslellungensmd dann
nichtmchr
eigentlieh ..wirkliche Vorstellungen", abei*doeli
noch
seelische Wirklichkeiten, welche miteinander als un-bewuBte
Strebungenim
Strcit liegen,und
der gauze Meeiianismus des Seelenlebens laufL beiUlrbart
darauf hinaus, daft die Vor- stellungen nach Mafigabe direrIntensitat miteinander urn die Uber- schreitimg der BewuBtseinssehwelle,um
den Eintritt in den hellenRaum
des BewuBlseins ringen.So liefen viele
mid
z. T. sehr versehiedenarLige philosophische Gedankenreihen aul dasgemeinsame
Ergebnis hinaus. der Psycho- logicdiew Hypothcse
desUnbewuBten
bereitzuhaltcn,mid
lange . schon. ehoEduard von Hartmann
alle dieseMomente
eindrucks- voll zu einer neuen idealistisehen Melaplivslk zusaiiirnenfaBte,war
inder Psyehologie,nanientlie
h
se.itihrervorwiegend physiologisehen Orienlierung, dieRede von den unbcwuBten
psycliischniYorgiingen an derTagesordnung,und man
tat sich darauf namentlich indem
Sinne olwas zugutc,
daB man
die Psyehologie daieitvon
materia- listisrhenXeigungen
zu befreien odor fernzuhallen meinle. Da/.uist
dann
endliclinoch
gekonimen,daB
dieseHypothese
in der neueren ZeitHand
inHand
gent mit einer anderen Hypothese, welche gleieiifalls alsErneuerung von Gedanken
aus der grofien mctaphysischenBewegung
nae-hDescartes
iu die Psyehologie hineingezogenworden
ist; ich meine die deni Spinozismus nach- gehildeteAnnahme
des psycb.opb.ysisch.cn Parallelisnius. Scheintdoch
diese mit jener zu stchen oder zu fallen.Denn wemi
jedeniBcwegungszustand
des Leibcs odei*aueh
nurados Nervensystems ein Erlebnis der Seele entsprechen soli, so verstent es siehvon
selbsl,
daB
dnr veil aus groBte Teil dieser ErlebnisseunbewuBlon
Charakters spin imiGlund
daB die Seele nur mil rechlvornchmer Auswahl
eincn sehrgeringenTeildavon
inbewuBle
TaiigkeiterhebtlDer
psychophysiseheParallelismusisLmileinerLchrevon
derSeele, die nurbewuBte und
keineunbewuBten
Zustiinde hatte, menials vereinbar.Und
so ist esdenn
in der Psyehologieund von
ihr ausauch
in der allgemcinen Vorslellungsweise, wio sie sich namentlich in der Lileratur unserer
Tagc
ausspricht, zu der herrschenden Mei-nung
geworden,daB den Grundstock
des Ssejenlebens die breile Schicht desUnbewuBten
bilde,wahrend
nur die oberslen Spitzen dieses ganzenZusam men
hangs im klaren Lichte des BcwuBtsoins.Die
Hypo
these ties Unbcwultten. 7stelien.
Man
schrecktkaum mehr
vor dor unhcimliehen Vorstel- lung zuriiek,daB
zuunserem
soelisehen Lebensbostand Tnbalte,Regungen
unci Slrebungeii gchoren konnen, von denen wir indem
klaren Ablauf unserer
bewuBten
T&tigkcitoniniohLs almen,— daB
wir darauf gefaBt sebxgniisscn, aus dieser dunklen TieleMachte
in unsselbstaufstcigen zu sehen,denen
uuser rationalbewuBlcsWeson
nicht
gowaehsen
isL.Was an
LeidenschalLand
L'nvernunft aus unbekaimleii Grimderiin dasMenschenleben
oinbricht, dasgilt alswillkornmene Bestatigung dicserLebensauf'fassung,
und
alleirratio- naionNeigungen
der heutigenWellansiehtbaben
liior inderdamo-
nischenMacht
dpsUnbewuBten
ihrcnwillkoimnenenSammelpunkt.
Lassen Sie
mich
nur an die Auswiichse dor sogenannten Psycho- Analyseerinnern,um
diebedenklichenFolgerungenzukennzeichnen, dio sich daraus ergobon konnen.Wenn
ich" Sinnund WorL
dieserHypothese
mit Ihncn einer BetracJd.uug zu unterziehen vcrsuche, sowerden
Sie nichtvon
mir erwarten,daB
ich den einzelnenWendungen
oderA.nwendungen
dorHypolhese
nachgohe.Das
ist nicht.moine
Aufgabe,und
ich wiirde als dor Laie. der ich in der heutigen Psychologic bin,kaum
das Reclit dazu
haben
oder ancrkannt fiaden. Ichkann
die Frage des l."nbewuOtonmir andem Punkte
aufnebmen,wo
sieheute—
in deiu eingangs angedeulelen Sinne— von
dor empirisohenWissen- schaft der Philosophie alsProblem
iibergeben wird,und
ichkann von da
aus versuchen, diesProblem
allgemeinen philosophischcnL'berlegungen einzuiugen.
Dazu
gehort in ersLer Linie eine methodologischc Bosinnung, dieaborsogieicbauch,wiees stelsder Fallist, diesachliriieProblem- lage beruhrenmuB. Dcnn man kann
koine melhodologische Unter-suchung
anstellen,ohne von den Dingon
zuredm,
auf weloho die ifethodeangewendet werden
soil.Das
.,UnbewuBle",von dem
in diesemZusammenhange
dieRode
isL, ist niomals eine Tatsachc der Erfahrung, niemals der Inhalt einesWahrnehmungserlebnisscs
:ware
cs dies, soware
cs ja_bewuBt.
Das UnbewuBte, von dem
in der Psychologic dieRede
ist, bedeutet
immer
dieAnnahrne
eines Tatsachlichen, das wir nicht selbst erfahron, also cine. Hypolhese,und^zwar
eine solche, die nicht in dern eigensten Sinne desWortos
verifizierbar ist:denn
ware
cs hinterher erfabrbar, soware
eswiederum
nichtmehr
dasUnbewuBte. Das Moliv
aber derHypothese
besteht indem
Be-, durfnis der Erklafung dor BewuBtseinszuslande, die wir erfahren:8
W.
Windelband:wirgreifen zu dieser Erkliirungsweise,
wo
wirindem
Umkreise des BewuBtseins seibsfc die Erklamrigvon
dessen Erlebnissen nicht finden kiinnen. 1st aber so dasUnbewuBte
der Inhalt einer nicht verifizicrbaren Hypothese, so bleibt es unsauch
seinemWesen nach unbekannt und
unaussagbar.Wir
kiinnen es nurandeuten
durch Analogiebezeichmingen zu denbewuBten
Zustanden, die wirdamit
aufirgend cineWeisc
in crkl&rendenZusammenhang
bringcn wollen.Was
einunbewuBtes
Gei'uhi,was
einunbewuBter
Trieb,was
eineunbewuBte
Vorstellung ihrem eigensLenWesen nach
sind,kann niemand
aussagen.Wir konnen immer
nur andeuten, daB wirdamit
ctwas meinen. was,wenn
cs insBewuBtsein
trate, eine Vorstellung, ein Trieb, ein Gefiihl sein wiirde.was
aber dies dockebon
wirklich niclil isl.Zweitens isl, hervorzuhebcn,
daB
der Buckgriff auf dasUn- bewuBte
indorPsychologienurdann
erlaubtist.wenn
dieAnnalime
physischer Zustiindeund
Verhaltnisse zur Erklarung der betref- fendenbewuBten
Erseheinungen in strikt naciiweisbarerWeise
nicht ausrcicliL.Das
ist cine schr wesenllichcund bedeutsame
Restriktion, welche der profusenund
ieichtfertigenAnwendung
der
Hypothese
einen Riegel vorschiebt.UnbewuBt
ist jaan
sicliauch
die gauze korperliche Wirkliehkeit mit EinschluB des orga- nisehen
Lcibes, seinerZustiindeund
Tatigkciten.Aber
gerade dies physischUnbewuBte
ist nicht ^gemeint,wenn von
der psycho- logischenHypothese
desUnbewuBten
dieRede
ist. VielmehrmuB
in jedeni besondorcn Fallc durchaus nachgewiesen wcrden,
daB
zur Erklarung derbewuBten
Zustiinde dieAnnahme
desunbewuBt
Physischen nicht ausreicht, eheman
dazu schxeiten darf,von
unbewuBten
seelisehenZustanden
oder Tatigkcitenauch
nur hypo- thetisch z'u reden.Ein
sehr interessantes Beispieihaben
in dieser Hinsicht die ,,unbewuBten
Schlusse" gebildet, welche lange Zeit in der Theorie derSinneswahrnehrnung
beiden
Physiologenund
den
Psychologen eine wichtige Bolle gespiolt haben. Insbcsondorcwar
es dieEntwicklung
der Raumvorstellung, ihre zweifellose Er- ziehbarkeit durchdieErfahrung, welchedieMitwirkung
der Spuren friiherer Erlebnisse bei derDeulung
des unmitlelbaren Erlebnisses nahclegte.Und
ebenso schienen die ,,Lokalzeichen", die in derRaumauffassung
die cntscheidendenMomente
darbieten, als un-bewuBte Empfindungen
minimaler Bewegungsantriebe i'iir die Ein- slellungdes fixierendenund akkoramodierenden Auges den Wert von
Pramissen inunbewuBten
SchluBtatigkeitcn zu bilden. In derTat
Hie Hypothese des UnbewuBten. 9
handelte es sich dabei urn Scldiisse, weJche gemaeliL
werden
imiiiten,
wenn
derVorgang
ein logisdter ProzeBim
Bewufitsein ware. Alter dasist ornun
ebon nie.lit,und
es ist sehr zu bedenken, ob nicht dieAnnahnie
enies pbyohophysischen Mechanistrms hier geradesu weit zurErklamng
fiihrt, wie bei der Lidirevon
dor ein- la^h^nEm
pSindnng.Wie
durt nainlirli an die oinzelne Kerven- orrognngohne
alio analytischeB^zielmng
rein synthetiseh die besundereEmpfindung
als die psy<_hisehe Uegleilerscheinung (ieh nuiehtemieh
mogliohst kategorial indifferent ausdriicken) gesetz-maBig
gelninden ist, ebenso gehiirt in dent psychophysischenMe-
chanismus zu deni koinplexen Gebilde sensibierund
motoriseher Erregungszustimde der LaslondenHand
oder des ,,in die Forno iastenden"Auges
gesetzmaBig die Vorslellung bestimmterraum-
lichor
Verba
lLnisse.Das
eine ist freiJieh so synthetischund
unbe- greifiicb wio , das andere: alter £iir EinsehiebungunbewuBter
SchhiBtatigkeiten ist darutn aueb in dem? einen'Falle ebensoweniggenugende
Veranlassung wio indem
andern.Eben
deshalb aber behaltnun
drittpns das T'nbewuBte in der psychologischen Hypothese, gerado wciJ sio dessen physischen Cha- rakteraasschlieBt,seme
dauerndeBeziehung
zu derspelisehen Wirk- hobkeit. F,s bedeutet koin physiseh UubewuEUfla; dios letztero istuns ja darcliaus gclaulig
und
iitiRabmon
der geltenden Welt- vorbtellung problemlos.Das Noun
aber in der psyehologisehenHypothese
ist dasseeliscbUnhewuBte, imd obwohl
wir, wie gesagt, nicht wissen.was
es selbstund
an sich ist. so reden wirdoch von unbewuBlen
Vorstellungen, Gefdhbin, Woiiungen.Wir
menie.n, wie gesagt, damit etwas, was,wenn
esbewuBt ware
oder wiirdo, sichim BewuBlsein
alsdiebekannte Erscheinung oinesVorsteliens, Fiihlens oder Wollens zu erkennen geben wiirde,und
sornit etwas,,
was nach
dieser potentiellenBestimmung
allein eharaklerisiertwerden
kann. Insbesondere sind oinzelne unbeSvuBte psyohischeZuslande immer
nurbestimmbar
dnreh die Analogie zubewuBten
psyehischen Zustanden, mit denen sie den Gegenstand, d.h. den seelischen Inhalt gemeinsate liaben. UnsereHypothese
soheint dana<;h vorauszusetzen,daB
die seeliseheiiInhaHe Gegenstand
der psychischenFunktion
mit dorVersehiedenhe.itseinkcinncn,wonaeh
dicso
Funktion
entweder in bewuflLer oder inunbcwuBter
Tatigkeit sich daran entfaltet.Halt
man
sich in diesen metliodologischen Grenzen, so be- schrankt sich der Gcltungsbereich derHypothese
desUnbewuBten,
10
W.
Windclband:soviel ich sehe, auf ein en.geres Gebiet
mid
braucht uns zunachst nicht die Sorgen zumachen,
welclie ausseineruferlosenAnwendung
zu erwachsen drohten. Die GrundLaLsaehe namlich Kir die Amveri-dung
derHypothese
desUnbewuBten
ist derZustand
des erinnor- bai'en VorsLelluTigsirdiulIs in der Zwischenzeil. zwischen seinem ersten Auftretenim
Bewulitseinund
seiner, soi es einmaligen, sei esmehrmaiigen
Reproduktiondarin.Was
sindunsere Erinnerungen in den Zeiten,wo
wir nicht an wiedenken?
.Diemanchmal
gewiB zu beklagende, aber im ganzendoeh
sebr gliioklielieHuge
miseres BewuBtsoins bewahrl uns daxor, alias,was
wir als erinnerbar be- siizen,dauernd
prasent zn haben. Die einzelnenMomenLe,
wolche den ,,Se}iatz" miseres Gedaehtnisses ausmacben. sindja nur selten iin BewuBtsein,und
es geliorl zurOkonomie
miseres endlielien Geistes,daB
wir, die wir dasGanze zusammen
niemals bewalligen kiinnten. nurimmer
iiher einen ganz geringen Teil davon zu ver- fiigen imstande sind.Aber was
istnun
dieser ganze Gedachtnis- schatz in der Zwisehenzeit,wo
wirihn nichtiin BewuBtseinhaben
?Er kann
nicht nichts sein, da er sich heijederneuen Reproduktion
ais
vorhanden
erweist. All einwelches istdann
dieArt seinerWirk- lichkeit?Nach
der unsgelautigen Uiuerseheidung oder Allernalivewerden
wir sagen, diese WirklirdikeiL miisse enLweder eine phy-siscfie oder eine psychische, in
dem
letzteren Falledann
natiirlich cine unbewulM. psychische sein. Eigentlich miiStenun
die ganze vcrwiekelte Theorie des G-edaehl-nisses aufgerolll werden, urn diese Alternative zu entseheiden.x
Aber
gerade diese Theorie finden wir in ;jer hier verfolglenRiehLungauchheutenoehbei den
Psychologcn gespalten.indemauf
dereinenSeite die physischen,,Spuren" oder ,,Dispositionen''imGe- hirn, inden
Ganglienzellen der grauen Substanzund
ihrenVerb
in- dungen, kurz alles das.was man
IViiher die ideae maleriales nannto.i'iir ausreichendgellen, dieTalsac-hendesGedachtnissos zuerkiarc-n,
auf der anderen Seito aher dies bcstritten
und
eineunbewuBte
psy- chische Realitat der erinnerbaren Inhalte alsunumganglieh
anzu-nohmen
behauptet wird. Diese KonLrovorso zu entseheiden, traue ich mir nicht zu; aher ichbabe
don Eindruck, daD, solange cs sich nurum
das ruhende oder passiveUnbewuBte
des Gedacht- nisses bandelt,man
notigenfalls miLdem
pbysisehUnbewuBten im
Gehirnauskommen
konnte.Das
ist oft auchvon
solchcn behauptct wordon,diedem
Matcrialismus grundsatzlich fernstehen.Freilich
maehen
schon hier dieVerbindungen
zwischenden
ein-r
Die
Hypo
these iles Lnbewufitcn. 11zelnen' Bestandtcilen des Gedachlnisses reeht sehwer zu iiber-
windcnde
Schwierigkeiten.Dcnn aach
diese beharrenund
sind dieBedingungen
fur diegemeinsame
Reproduktion dor einzeluen rfproduzicrharon Inhalle.Aber
diese Tnhalle gehoren, sofern sicphysiseh lokalisiert sind, untor
Umstanden
verschiodenen weit von- einandor enilcgenen Teilen des Gehirns an.Wenn
also din Ver- bindung. die ihrc spaieregemeinsame
Reproduktion crklart, in ciner physischenSpur
oder Disposition im Gehirn bestehen soil, so ist nicliianzimehmen, daB
jede dieser in unuberschbarerMenge
moglichenYerbindmigen
urspriinglich iin Gehirn angelegt sci; die Nai.urkann
nicht jedeWahrnohimmg,
die wir imLeben machen, von vomherein
in una angclegt haben: vielmelirkann
Tnan der Folgerimg niebf, entgehen,dad
hei jederWahrnehmiing,
die eiue solcheVerbindung
belerogenerMoinente
herstellt,wenn
dieseim
Gedachtnis aufbewahrlwerden und
spalerer Reproduktion i'ahig sein soil, die entsprechendeVerbindung
physisehneu
enlsteht.Wie
das gesehehe-n
und was
es bedeuten soil, ist freiliehaufkeineWeise und
dureh keine rioeh so kiihnePhanl
asie auszudenken. Allcin dieGrenzen
unserer Kenntnis der unendlich feinen Struktur des Gebirns verbieten als einasylum
ignoranliae. aueb bier,von
einer Tjnmoglichkeil zu spreehen.Bedenklicher wird es,
wenn
wir auf die tatsachliche Repro- duktion des unbewufiten Gedaehtnisschaizes acbten: sie vollzieht sich bckannllichnach
alien moglichen Arten der Assoziation.und
diese bestehennicht uurinraumlichen
und
zeithchen Rertihrungon, sondern in alienFormcn
saehlichcrund
sinnvojlerZusamnien-
gehorigkeii. L'nd in dicsen letzteren
Form
en ist dieReproduktion
niemals aus den physischenSpuren
zu erklaren, fur die es kein anderes Prinzip derAnordnung und
desZusammenhangs
geben . kann, als das raumlicbe Yerhaltnis der Lokalisationim
Gehirn.Die raumlosen Reziebungen, worin der iiberwiegende Teil des Zu-
sammenhangs
zwiscbeuden
rnit.einander beharrendenund
repro- du/ierbarcnMomenten
des Seeleniebens hesteht, verlangen eine andere Art ihrer Wirklichkeit zwischen den versebiedenenMo- menten
ibrerRewuBtwerdung, und
diesekann dann
keine andere sein als die derunbewuBien
seelisehen Existenz.Noch
entscbeidender endlich sind diejenigen Tatsaeben, indtmen
uns das Unbewufite nichtmehr ruhend und
passiv, sondernbewegt imd
akliv sich geltend maclit.Wir
kenneri diese Aktivitat desUnbewufiten
aus solchen Fallen,wo etwa
cine Sorge, die wir12
W.
Windclband:dvlrnh unsere bowuBl.e Tal.igkeit los zu werden, aus unsereiu un- mittelbaren
BewuBtsoin
mit Erfolg zu verdrangen suchcn, docli iinrner winder an die Pforte des BewuBtseins poohLund
sich nirht abweisen laBt, -- oder aus solchen Tatsachen,wonach etwa
die Absicht, zu bestimmterStunde
aufzuwachen, die docli writ enL- fornt ist,audi nur dem TraumbewuBtsein dauernd
gegenwartig zu sein, punktlich zur vorgesetzten Stunde sich verwirklicbL,—
oder aus dor hartnackigonWiederkehr
vonWunschen und
AbsiohLen, die wir l'iberwinden wollen und,wenn
wir zeit.weiligvon
ihnon belreit zu sein glaubten, schlieBJiehdnch
winder mit unveranderter Maohl, in unswirksam
vorfinden.Vor
allem abcr zeigt audi unser Vorstelhmgsleben in alien seinen sehopferischen TaLigkeiten dieso stetigeMitwirkung
desaklivUnbewufiten.Wer
redet oderschreibl.dor hat
im BewuBtsein
den dominicrendcn Inhalt dessen,was ihm
zu erzeugen vorsohwebt: aber alles Besondere, desscn or dazu be- darf,muB
ihm,von
derbewuBteh
Absicht gerufen,dann
docli ausdem unbewuBten
Bcstande seiner Vorslellungsinhalte zuflicBen.Wir koimton
fiber diesen ganzenBcstand
nicht mit dermehr
oderminder
vollkommeneii Sinherheii verfugen, wie es tatsachlieh ge- schicht,wenn
diescr nur in tragerBuhe
beharrteund
nicht mit seinerAktivitatan dem
AblautunscrerbcwuBLonTatigkeit
beteiligt ware. Dies IneinanderbewuBter und unbcwuBter Funktionen
istnun
abernurdadurch
moglioh,daB
das,was
wir unser Godaohlnis nennon, nicht bloB einzusammengekehrler Haufen von
einzelnon beharrendenMouienten
ist, sondern viclmchr einnach
Sinnund
Verstand geordnetes System:und
diesSystem
ist aus dor hloflraumlichen Anlage dor
Spuron im
Gebirnwiederum
niemals zu begreifen.Deshalb haben
wir aueh alien AnlaB, die Tatsachen des Ge- dachtnissos in dorRcpTodukLion
dureh dieAnnahme-der
psy- chisehen Existenz iinbowuBt beharrender Vorstellungsinha'te zu erklaren.Und
dastrii'ft nichtetwa
cinegelegentlioheund
bogrenzte Nobcnerseheinungunseres seelischenLebens, sondern desseneignnt- lichstesund
hedeutsamstcsWesen, Denn
auf derVerbindung
dor injedem Momente neu
auftrotondon Inhalle mil,dem-
jenigen,
was
aus den friiheren Erlebnissen zu ihrcrAufnahme und Bestimmung
ilmenentgegenkommt, —
auf diesenVorgangen
der Apperzeption beruht schlieBlich dieEigenaH
des seelischen Ge- schehens.An dem Element
der Korpcrweltmag
dieBewegung,
din os erlahrt, abllieBen, ohne seine Substanz zu andern oder an
Die Hypothese desUnhewuGten. 13
iiim zu beharren:
—
das seelischeGesehehen
beruhtimmer
auf einev Verkniipfung zwischen derGegenwart und
der ganzen Ver- gangenheil des psychisehen Systems, andem
es slaltfindct.So dtiri'en wir uns in dor Tat der
Annahmc
des psyehisehUnbewuBten
mil Riirksicht auf diese Tatsachen den Gedachlnisses nichtentzivheii.Aber wenn
wirgenau
zusehen,was damit
bowiesenist. sofindon wir
immer
einUnbevvutttesals einNicht.niehrbewuiJtes.Es
istimmer
etwas,was
einmal,wenn auch
noch so fluchlig, irgendwie durck unsor Bewufltseingegangcn
ist. Dies I'nbewuBteisl, also niohts Frcmdes, das mil dfimonischer
Unbegr
ciflichke.itan
uns haftete, sondem
stel.s ein cigones, das in uns sclbst weiterlebl.Befremdend
isl 1111s nvir unter Ibnslanden
die Intensitymid
Be- d"TilsiJ)rikcil dbses Weiterlebens.Wir
erstaunen viellricht tiber die Leuehtkraft finer Eriimerung. die nach langen, Langen Juhren plotzlich ZLim erstenmal wiede.r in iinscremBewuGtsein
uuftauehl.-
Oder
wir ersehreekeniibfti' dieKrafteinesWo
liens, das wir erlosehen glaubtenund nun
auf einmalneu
in uns lebendigwerden
fiihien.Aber
so lebhalt unsereVerwunderung
dartiber sein niag, so istdoch
aliosUnbewuBte,
das wir aufcliosemWege
inunsanzunehmen
veranlaBt sind, ein einst Bewu01.esund
uns VertrauteK.Ein zweiler, ganz andersartigfr Bczirk
unbewuGLtr
soedheher Rcalital seheint indem
weitenUmfang
dessen vnrzulLcgeii,was
wir in imserern iirspriinglichbewnBten
Lebensinbalt hinterher als implicit?, entbaltenund notwendig
zugehorig entdecken, olinc es vorberbemerkt und
ausdriicklich.im
Bewulitsein gehabt zu haben.Wir
erortnrn dasam
besten an derHand
der Untorscheidung von
klarenund
deutlkhen Vorstollungen, wie sie nainenlliehvon
Leibniz glucklirh durchgefuhrtwarden
ist.Danach
gelton als klar solcbe \'orslellung<~>n, wek'Iie I'iir dii"1Wiedererkennung
ihres Gegon- standesund
seine Unterseheidung von alien andern ausreichen, als deullich dagegen diejenigen, welcheaueh
inbezug
auf ibre einzel-nen
Tcileund
deren Verbindungsweisc klar sind. Somitkonnen
Vorstellungen zwar klar, miisscn aberdeswegen
nocli nichl deut- lieh sein.Wenn
ieb z. B. einen Menschen, der mir gelegcntlieh bogegnet ist, soweil aufgefaBt habe.daB
ich ihn anafinerMenge
underer herauszufinden vermag, so habe ieb vonibm vmn
klareV'orslellufig.
Aber
dainit ist es schr gut. verelnbar,daC
ich nicht imstande ware, die einzeitien Ziige seines Gesichts, dieFarbe
seinerAugen
odor llaareund
ahnliclies anzugeben.Dann
ware meine Vorstellungvon ibm
zwar klar, aber nicht14
W.
Windelbarul:deullieb.
Nun konneu
wir abor in solohen Fallen oder ahn-Ik'iiTHdie. KrFaluunguiachen,
daS
wir bei gojfbavfter A\ifmorks»am- keit ohflf* Zubilfenabme irgend weleber anderon zur Yptgleichuug horangezogenen Vorstellungfiri inunserem
anl'anglioh undeutlicben .Erinnerungsbilde mil der ZoiL die oinzelnen Restandleilc beraus-zubeben
land inlialtlich zubostimmen
imstandf: 'und. Erne sob-be Vordeutlichung dor anfangsimr
klaren Erlebnisse ist doeh riurdadurch
bcgreiflich, daB senon in der urspriinglichen Vorslel'ung alio jone Besonderlieitcu mitenllialton war^n. die wir erst naeb- traglieb in das BewuBtsein emporaibr-boTi vonnocbten. In soicbeui Falle stockL tatsachlich indem
Erlebnis mebr, als wir zimachsl bewuBl.aufnahmen. Wor
sioh gogen dieHypothose
dcsUnbc-
widiten no woit wie moglk'h sperren will, wiril vielloiobt difS'-n Talsacbon gegonijber,w
ie boi den sog.Naobwalirnehmungen
dio i'berlegung geltend
machen,
dab alles dasjenige.was
wir hintecber in unsercrVorstelbingaufzufindnn vermogen,doeb
beidorWaUriiehmung
s<jlion, wfjin audi nui' ganz ibiehtig,dunh
dasBe- wufiUrin gelaiil'on seinmnB,
urndann
nur scbnell wiedervergessen understiniihsamzur Keproduktiongebracbl,zuwordsn.WollLeman
sit'h diese ErklRrung zu eigon
maehon,
so braueliteman
ja froilbh iiiibtanzunebmen, daB
bei dor"Waiirnehmimg
melir in uns ge-sebeben is!,, als wir
im
BewuBtsoin iiaben: abordann
batten wir darir. ja nur einen Fall dos Gedaeblnissosund kamen
<iuf unsere fruboro Betracbtung desnnbowuBten
Bebarrens dor zoil.weilig ver- gessenenMomonle zurmk.
Indom
Job os dabingeslellt soiu lasso, obman
damit gogen- tiber jenorVerdeutliebung dorWahrnehmunge
n uberallauskommL, mochto
iobim
Sinne von LtiB^iz auf andercAn
perzeptioneiL hin- weisen, die sii'h in derWabrneiHimngvollziehenunddeTii IJnbewuB- ten eino neueBodoulung
zu geben gi?eignet sirid.Wir
selzon bairnWalirnebmon
selbst die raumlichenund
zoitliobenKomplexe von
Empfiiulungon atots /.yiglekb in b'ozielmng Ta den naLiirlu-hcn Kalegorien dor Inbaronzund
der Kausalitat.Wir
gbedern die Fulle desEmpfundenen
jonaeb
Hirer raumliobenund
zeitliobenOrdnung
in die Vorslellungen von "Dingen mit iKren Eigonsohaftonund von Vorgangen
dosWeebsels soluhrr Eigcn^obaTten. Bei diesnrFor7imng
des Erlobten zu denDingen und dem
zwisebon ilmen stattfindenden Gosohehen sind wir uns aber dicsor Katogorien selbst als dor abstraklenFormen
der Vorkniipt'ungkemeswegs
bowuBt. Dieso ganze Goslaltung derEmpfindungen
zurUmwelt
Die HypoLliese des UnbewulHcn. 15
pragL sich in den spraddichen Verhaltnissen des Substantias
zum
Adjoktiv
und zum Vorbum
aus,und audi
diese Spraehfornien.wenden
wir an, olinc uns ihrer als soldierund
in der Abgelostheitvon dem
.EmpfindungsinbalL, dor diirch sie verkniipft wird. be- wufJt zu sein.Wenn
wirmm
hinterher in dor Reflexion auf das,was
wir beiniWahrnehmen
geLan baben, uns diese KaLogorien,sei es in ibrer aufieren sprachliehcn oder ihrer iimeren logisohen Gestalt ausdrucklich
zum BewuBtsein
bringen, so verdeutliehon wir uns daniiL wiser eigenesTun und
bringen uns etwaszum
Be- wulHsein,was
darin enthalten. aber nichtzum gesondeHen
Be- wnRLseingekommen
war. In diesem Falle ist aueh nichL die Kin- rede moglich,daB
diese ursprunglichunbewuBLen Formbesland-
teile der
Wahrnehmung
indem Momenl.e
des ErlcbensbewuBt gewesen und dann
nurvorgessenwaren, bis die Reflexion sie neuer- dingshewuBt
machte. Tlier imissen wir viehnehr anerkennen,daJJ tatsachlich in der
Wahrnehmung von
vornhereinunbewuBt
die logisehe Struklur enthalten war, die wir uns erst
im
wisson-scliaftlichen IJenken deutlich
machen.
Ahnlieh
kbnnen
wir psyehologiseh eines der Argunienle deuten, welche K.\nt fiir die Apriorital derR
aumansc naming und
der Zeilansehauungins Fcid gefuhrt bat: daB namlichin jeder einzelnenWahrnehmung von Raum-
oder Zoitverhaltnissen bereitsimmer
die Vorsteilung des einen unendlichenRawnes
oder der einen unendliehen ZeiL als Voraussetzung enLhallen sei. Jedc erlebLeRaumgroBe
oderRaumbeziehung
ist endliebund
desbaib durch andereRaumgebilde
begrenzt, die mit ihrzusammen
als Teile demselben einenRaum
angehoron.Aber von
diesem einen unendliehenRaum
wissen wir in derWabniebmung
nichl.s, erselbsL isL niemals ein
Gcgenstand
desWahrnehmens, und
er ist auch nicht durch nine endloseZusammensctzung
aus den endlichenRaumen zusammenzufheken;
er ist nur die in allemRaumwahr- nebmen
gleichmaBig zugrunde liegende Voraussetzung. Desbaibist die Vorsteilung dieses einen unendlieben
Raumes
(zu deraudi
durehaus nicht alleMensehen
gclangen)wiederum
nichts anderes ais diebewuOte VerdeuLlidumg
eines in denWahrnehmungen
•unbewuBL
enthalLenen Bcstandteils.Aber
das Gebict dieser zweiLen ArtunbewuBt
psychischer Realitat ist noc.h viel wnfangreicher.Es
erstreckt sich auf alles dasjenige,was
wir aus irgend welchen gegebenen oder geseLzlen VorstTellungsinhalten alsnotwendig damit
gegebenund dazu
16 '
W.
Windelband:gehorig abzuleiten imstande sind.
Wenn
wir den Begriff des ebenen Drriecks definierthaben. so gehort zn seinen Eigcnsehaftonimplicilc,
obwohl
nicht in donMomenten
dor Definition ausgespro-chi'ii, die1 Gleichheit seiner
Winkel
mit zwei Reehten.Indem
ich die Figur konstruiere, babe iohunbewuBt
alle die Eigensehaften uiid Gesetzmafligkciten mitgr-s*jlzt, welcbe in Hirer Eigenart ent- JlalLen sind,und
die matheinatisfhe Untersuchung, welehe diese GeselzmaBigkeiten auseinanderlegtund
oinzeln ausspricht, istniihts als die Verdeutlicbung alles desjenigen,
was
in der zwarklareti, aber noeh undeutlielien Ivonstruktum des Begrdfes sacli-
lich gegeben war.
Damit
beriibren wir cine auRerordeutticbbedeutsame
Art des VerhaJtnisses zwischendem BmvuBtcn und dem UnbewuBteii
inunserm
Seelenleben.Es
zeigt sirb, dafl dessen Tatigkeiten a)s be- wulitean
saeblicheZusammenhonge gebunden
sind, die ersl,von
der gereiftcn Reflexion aus der ursprunglichunbewuBten
Art,worm
wir sic vnllzinhori, in dasBewuBlsein
erhobeti werden. Die Bnispieln, die icb anfiilu-te, geboren zudem
Tjmkreise dessen, vrahman
in der ErkenntnisLheorie aeit Leibnizund Kant
als das-Apriori bezeichnrt. Philosophiscli betrachtet,werden
diese ZusatnmotiKiiiigi"! aa*-;Llifli«r NotweudigkriL als tin Ingische.s ,.Gri- ten" bezeirbnet, beidem
nach der Art seines mntaphysisrhen Bestandes nicbt gefragtwerden
soil: psychologisch beLraebtet—
und aucb
diese Betrachlung ist neben der1 philosophisehen
notig, weii die Erkennlnisse sehliefllieb eben dnr.h als seelise.be. Tat- saeben wirklieh sind—
psyehologisch betracbteL, ist das a priori Geltendein alienFalleneinunbewu
literBesLandteil de* empirisehen EHebnisses, derorsL dureh diebewuBle
Reflexion herausgearbeiLetwerden
mulj.Damit
aber zeigt sieh,daB
diesim
Erlebnis implicit^a priori Enthaltene
dem
individuellenBewuBtsein
nur deshalb angenoren kann, weil dieses eine hiihereund
allgemeinere Geselz- mafiiglceit, eben die dei1 sao.hlichen Notwend
igkeitcn. in ftich tragi.Fragen
wir nun, wie ein suU.hes Verhaltnis zudonken
ist,so wrist uns die empirische Betrachtung auf das soziale Leben;
hier erwaebst das individuelle BewuBtsein iminer nur auf
dem Grunue
ernes seelisehen Gesamtiebens indem
engcron oder wei- Leren sozialen Verbande,dem
es rnit seiner ganzenEntwiekhmg
angehort. In alien Lebensformen, in die das
Individumn
binein- wariistund
die es ausdem Gesamtleben
ubemimnit, sleeken jene saebliehen Nulwendigkeiten als der ErLrag vielerbewuBter
Tatig-Die Hypytliose ties UiibfiwuBUiu. 1J
keiten in ciner
unbewuBten
Kanzeutrafcion, die erst injedcm
ein-zemen
Fallcimmer
wiedervon dem
individuellenBewuBtsein
aufgcrollt
werden muB. Der
groficHerd
i'iir diese gan/.e Entwiek-lungj'ist die .Sprache,
und
sic ist deshalbaudi
diejenige Erschei- nung, worin^das eigenartige Verballixis des Bewulltenzum
L'n-bewuBIrn
seinen starkstenAusdruck
fiiidct. Aile ein/elnenWorter und
alle Forinen der Sprache sind gctrankt mit einer Fiillevon Bestimmungen, von
feinen Bezielmngeu, die durchaus nicht alle beidem
jed^smaligenGebrauch
zurLewuBlen Anwcndungkommen.
Uberall
achwebon
Obertoneund
Untertcino, feincAnklange
be- aondororBcdcutung
mit, die implicit?,zum
Sinnc derRede
gehuren,und obwold
es vollig ausgesehlosson ist,daB
alles Einzelne das'on Beinen gesonderlenAusdruck
fando, so istdoch
dies der gewaltigoEindruck
des Sprachlebens,daB
die derselben Sprache Zugehorigen sich gegense^tig vollstandig zu verstehen vermogen.Es
ist nur moglieh dadurch,daB
in der Sprache ihrgemcinsames
Gesaint- leben seinen Ausdruck
gei'undenhaL,und daB
injedem
Individuuiu dieseunbewuBten
Zugehorigkeilen desbowuBten Ausdrueks
auigleiche
Weise
hervorgerufenund
derBewuBtwerdung
entgegen- geiuhrl werden.(jber dies spiaehlieh ausgeprkgte G^samtbcwuGtscin^hinau.'!
liaben wir empirisch keine VorsLellung
von dem
Verhiiltnis des individuellen. BewuBtseins zu jenenunbewuBten
Notwendigkeiten, diees mit seinerReflexion aufdom Grunde
seinereigenenbewuBten Funktionen
aufzufindenvermag.Wenn
dielogisclie odor transzen- dentale Betrachtung das Gelten jener sachliehen Notwendigkeiten aufein„BewuBtsein
uberhaupt" zurtickfiihrt, soistdas nichtmebr
eine psychologische
und
darf atich nicht einemetaphysischcHypo-
l.hese sein. Freiiich liegt es den
GewohnheiLen
des empirischen IJenkens naho, solcbc sachliehen I\"olwendigkciten, die sich alsunbnwnBte
Bcstandteile des empirischen EinzclbewuBtseins mit einer in alien gleichenGeae^maBigkeit
aufweisen, auf ein uho.r- individuelles BewuBtsein zu boziohi'n, das sich zu alien nuigliehim individuellen Seelen almlieh verlialten oolite wie das sozialeGesamtbcwuBtsein zum
IndividualbewuBtsein.Aber
zu dieser metaphysischenAusdeutung
derHypothesc
desUnbewuBten
feldenunserem
empirischenDenken
zureiehendc Grunde.Wir
durfeneine solche Betrachtung nur als eineAnalogie ansehen, mil der wir die.Ratsel des logisehen Geltens uns einigermaflenvorstelligzu mac-hen versuchen.
Sitiunssbrrichte d. Heidelb. Akademie, phi! -hist. KJ. 1914. 4,Abh. 2
18
W.
Windclband:Kehren
wirvon
diesemphilosopmVhfn
Ausblick zudem
empi-j-ischen BewuBtsoin
und
seinein Verhaltniszum UnbewuBten
zu- riiek, so sehen wir hi diesem zweiten Reiche des UnbewulSten, das wir anzunehnien genoLigt sind, jedenfallsmehr
ein UberbewufSL-sein. d. ii. etwas.
worm
dan liewuBtsein iiher sioh selbst hinaus- deutet zu Beziehungenund Zu
sammenliaugoii, dieihm
selbst als letzteVoraussctzungen zugrundeliegen,wahrend
in dererstertReihe der Tatsaehen. die ich Ihnen vorfuhren durfte, dasUnbcwutde mehr den
Charakl^rdesUnlerbewuBt^eiiis an sicli trug, d. U. riiverMasse
sccJiicher RcahLat, die, insprungliehim BewuBtsein
erzcugl.zeilweilig in den
unbewuBten Zustand
herabgesunken isLum
nur gelegcnLhch wieder die anfangliehe Helligkeitzuruckzugewmnen.
Glcicliviel ahpr.ub alai.iherbcwuPi.sein odei
ah
Gnterbewul't-sein, jedeni'alls
muB
dasUiibewuBLe
alsem
bedpuLsanier, die ganzeBewegung
des BewuBLseins durehziehender Bcstandteil des Seelenlebensangenmnmen
wenien,und wenn
gerade die Psytlm- lugie als empii'iK'lie Wiasenschafl nirht ohne die.^eHypolhese auskommon
kann, so iragt es sieh, wie diese niit unseren BegrifJenyon
der Seelcund dem
seebschenLeben
sirbvertriigt.Wir
brauchen dabei niclit auf die metaphysisehen Schwierigkeitenim
Bcgrilfe des Seek-nweseris oder der Seelensabstanz f.'Jnzugehen; die cmjii- riscbe Wisscnsehaft bat sich ja langsl daran gewohnt, cine,,Psy-
chologic ohne Seele" zu sein.
Aber
sie bedarf deshalbum
somehr
einer genauen Bcgrifi'sbcslinnrmng der seelisehen Erseheinungen, wekihe den
Gegcnsland mrcr Fursclnmg
bilden solien: denn mit der bloBenVcnvandl
uiig aus der substantivischen in die adjekti- viseheAusdrucksweise ist ihrnicht geholfen.Nun war
abergerade das Ergebnis der geschichllkben Umgestaltungen, welche der Seelenbegriff in der euiopaisrbon Wissensehait geflinden Iial. die GleicbscLzung der seeliselienPhanomene
milden
..Talsachcn des BewuBtseins".Die uralLe animistische Yorstellung
von
der Seele, die wir hoi alien Viilkem finden, bedeutele die Zusarumenfassung einer Lebenskraftund
ehies Tragers der BewuBLheitsfunkLionen.Der
gespenjstigc
DoppelgSnger
des Leibes, der diescnvorubergehendim
Schlafund dauernd im Tode
zu veriassten sehien,nahm
mil well ebensoschr die spontanenBewcgimgen
des Leibes wie die Anzei- ehenvon
jenenVergangen
des Vorstellens, des Fiililensund
des Woilcns—
zweiGruppen von
Tatigkeilen. die indem
Cliarakter des Sinuvollenund
desZweckmaBigen zusammenkamen.
DieseDip Hypothc-si- dr-s UnbewuUten. 1?
Verkniiofung der beiden
Moment
i* des Seelenbegrifl's, die wir z. B.not-lt lii'i
Platon
in gaii/.naUvr
'WoiHeskh
darsLellen solion, istmm
abcr unit der genaueren F.rl'orhehnngund
begrilfbelienK
la-rung iiK-hr unci ineh)' auseinandirgrgangen.
Schon
din aristnte- iische Cireileilung von vcgetativer, animalerund humane?
Seelp zcigt diese Tendetu,obwuhl
indem
Mittelghede. der animalen Seole,noeh
dieGcmeinsamkeit
dry beiden M/jmonte sjiontaner licwc^nngund
sinnlieher YorsLethmgsfahigkeit aufrerliterhalten ist, walirend die vegetative Sctlf bloO- noeh Lebenskraftund
diphumane
lodigli^h BewuBtseinhfunMii'ii bedeutet. Zut voliki-ni-memm Tivnmms:
ist e^dann
miINeuplalomamus
gh-kummen,wn
die niivlrr* Seelf vollig der Korperwelt anyehort
und
die habere,der- Gehfoswell 2u«ekelirt(\ ledigllb ans BcwuBtseinslatigkciton bestehl. Mit allerSehroffheil ist endli'b dieScbeidung
von
Lcbims- kraftund
Seefe als BewuRiseisistriiger in der mittelaHei-liehen Psycl10logic, besondersvon den
Mystikernvon
St. \rict**r, ilurch- gefiihrt worden. Sie bildet hierden
seharfstenAusdrwk
des meia- physischen Dualisnrusvon
K_6rpe.rmid
Geist.und
die Vorbindfingvon
Lejhmid
Se^leim
\Vesen des Mensehe.n gilt, deshalb als. das unbenvii'lKhsIr allerWunder
dnreh dan Gott bewiesen babe,daG ihm
nilItL=nnmo^beh
«ei.Genau
in dirsen Verhalhiisseu hatUl&cartls den
Bedrid dec Sec[i.' aIs deshewuBten
WescTis in diemoderne
Philosophic eingofuhvt,Er
Kheidet bekarmtli' h die gnnzeWelt
der endliihen SubslanzeninzweiprinzinieiJvcilligvnneinandergotrennlcSpharen:die res cxtensac.
und
die res cogitanies,und
die Beg)tindung
seiner Erkermtnisthe.orieund Metaphysik
gebt von der Grundfatfiarhe der Selbstgewiflheit der SecleaU
res cogitans aus.Es
verleitel, /m lrrtiimern.wenn man Descartks'
Begiiif der cogitatio (oder des prnsrr)im JMit^eben
mit ,,Denb:nL' libersptzt.was
fine vie] engeivund
zDpcsnil/l"3 BedeutnnL* hal. \Vn<Descartes
unier cogitatiovecstanden liaboit wolite, hat er inebriV'h dureh
Aufzahhmg
derei(i7':!rL^ri Bdspiele wie Zwvifrin, B^jahen, Verncinen. Begreifen,
Wuiien, \'i?rabsiiujucti, Kmbildez).
Mmpfinden
usf. umsebrioben.Llbet- das Gemeinsanie. abor, das all*: diese Mannigfaltigkeiicn im
Begrii'li: des cogitare zusainineiizufasscn erlaubt, sagte ev: cagi- tationis
nomine
intellego ilia omnia, quae nobis consciis in nobis fiunt,qaatmus
eorum, in nobis conxcinitia est,und
dafiirhaben
wir ebenim Dputschen
kein andferasWort
als Bewulitsein.Obwohi nun
der vorsiohtigemid
wnsjchtjge Pbilosoph in d-n letztena*
20
W.
Wiiulelbaud:Worten
dieser Definition {qualenus usw.) sich die Mciglichkeit nffenzubalten sebcint.daG
in .,uns!', d. li. den aua See.Ieund
Leibzusammengesetzten Wesen,
jene einzelnenFunktionen auch
als nk'ht
bewuBte vorbanden
sein koimlen, an giltibm doch
fiir die Scele (mens odev anima) die cogitatio derarl. als dasGrund-
atti'ilmt, d&IJ
m
ihr keinZustand und
keine Taligkeit inoglich ist.die nii'ht cine Modification der cogitatio ware: geradeso wic
am
Korpci, der ausgedebnten Snbstanz, kein
Modus vmkommt,
der niebt seinem eigentliehenWesen narh
ausgedehnlerNatur
ware.Dies
war nm)
der Grand, weshalb dieCarLesianerindem
Streitliber die eingeborenen Ideen sich so ungern zu der Zuflueht auf die
Annabme vnn
derenunbewnBter
Exislenz verstanden:denn
damilwar
en der Seele Zustando zugesohrieben, die ihrem Atlribul,dem
BewuBtsoin, widersprikdicn.
Und
so ist es bisaufden
heuligcnTag
liberal! da,
wo man
indom
BewuBtscin dasGatlungsmerkmal
des Seelisehen zu besi(/en meint. Diese identifikationvon
Seeleund
BewuBtsein, die au<-U in uiiscrer ulll.aglk.heu Sprat-be mis voilig gelaufig ist, wird fiirden
Psyehologcn fast unvenneidHch,wenn
er das Gtbiet seinerFoivchmig
gegen die iibrigen Wissen- sehaften ab/ustecken versucht. Die in dor berrschonden Welt- voiiil.elliii)g bi'istehcadf Auffassufigvon
der lotalen Versi'liiedcn- beit der beiden ErfalmrngsgebieLe, des Korperliehenund
des Sreiiseben, nuiB doch dabei aus ibrer Unbestimmtheil. zur begrifl'- liihen Klarheit gebracht werden.Man
tut dasgem, indem man,
wie es zuerstLocke
iiac-hDescartes
geLan bat, jene beidenWelt
on der cogitatiound
dor vxtemio auf zwei verschiedene Ei- kenntnisweiscn, die inrioreund
die auiJere Erfabrung, benefit.Abcr
wie willman
diese voneinander anders als wiederuni dun.-h ibre Gegcnslande untersoheiden '.' Hier empfiehlt sich din Iruher vnti FoRTLAor:und
neur-rdingsvon
Mi'^stfrbebg
beloute Tal- saehe,daD
die Erfaiirungen desjnneren Shines, die seebsclien Er- iebnisso, bonier nur fur cut Subjekt. die Erfabvvnigenvun
der korperliehenAuBenwelf
dagegen (irn Prnizip) fiir pine Vielbeil,vrm
Subjeklfii gegeben bind.Von
uteinem Jnnenlcben kijmiwi alle anderen Subjekte nur aufdem TJmwege
dureh auBere, ieiblicbe Ei-fanning etwas wjssen.Das
scheinl, zu hedeuteii, dalldem Gegenstand
der inneren Erfabrung, der soelischenWirklicb- keh, cine unniittrlbareund
direkte, dagegen der Kiirperwelt nur eine miLlelbareund
indirekte Beziehungzum
BewuiJLsein zu-kommt. So
ist csdenn auch
die gelaufige Vorstellungsweiae,daB
Die Hypothese des Unb«wuBten. '21
die Gegenstiinde der iiuBeren Erfahrung, die Korper, eine
Wirk-
lichkeit besilzen, die vorn
BcwuBtsein
nicht abhangig 1st,daB
dasBewuBtwcrdm
fiir sie etwas Zufalligcs ist. Sie sind wirklirh (sodenkl man), auch
wcnn
sie nicliL Itihalt eines Bewufltseins sind;dagegen
die Inhalte der inneren Erfahrung.denen
die Bcziehung zuinBewuBtsein
wesentlirh ist, sindnur
wirklich, insofcrn sie be-wuBt
sind.Das
ist einenooh
lieute in weiteslen Kreisen geltende Vor- stcllungsweise.Von
ihr aus bestinvmtman
die Psychologie als die Lehrevon den Zustanden und den
Tatigkeiten des Bewufltseins,mid wcnn man
diesc methodologische Definition, wic es sich leicht einstdlt, in fine metaphysisehe verwandell, so hestinmi!man
da- mit das Seetische als das co ipsoBewuBLe. Zur
Aufrechterhaltung dieser Auffassungsweise tragt viel dorUmstand
bei.daB
der car- iesianisrhcDualismus
trotzmancher Wandlungp.n
seiner meta- jiliysischennnd
seiner erkenntnistheoretisehenBedeutung
in der uns alien gelaufigen Utiterscheidungvun Natur und
Geist nochunmer Beslaud
hat.Er
isLauch
der kritisf:hen Philosophic in ihrerEntwicklung
dureh denEinbruch
des Spinozismus aufgeimpffc worden,und obwohl
wirsrhon beiGoethe
lesen: ,.Naturund
Grist, so s[jriulit.man
nicht zu Christen"', mj is!, uns doch. dies "Wurlpaarin
den
mannigfaehsten Vcrhaitnisseri gclanfig.Noch immor
reden wir-!.. B.von dem
Gegensatzvon
Natur-und
Geisteswissensehaften,obwohl
die Unzulanglichkeit dieser antiquierlen Einteilung jedes-mal neu
eiwicspu wird,wenn man
zpigi,daB
nine Wissensfliaft, die gewohnlii'h der einenGruppe
zugctcilt wird. mil nic;ht minder gal-cm Reehteauch
der andern zugewiesenwerdan
kann.Wer
ahpr diese duaUstisehe Vovstelhmgsweise, die uns alien liefim
Bhilp steckt. mil. voller Koiiseqnenz aufrprhlerhalt. der darf dieHypothese
des IjnbewuGton nicht mitina<ihcii.Er
k«unl nurbewuBto
Seelenzustande,und
die unbewufilpn Zustande, zu dercnAnnahme
ihn die Erklarung derbewuBLen
notigt, sind fiirihn nur Lr-iheszustimde, Hirnzustandp. So finden wir es z. B. bei
dpm
kiirzlifh verstorbenen KniLijRicn Jodl. der npbenTheodob Lipps
der sehitrfsleDenker
unter unsern PsyclmUigcn war,uud
dor in seinemLehrbueh
das gewaltige Material derheutigen empirischen Psychologic mit der groBLen Klarheit begrifflieh durchgearbei- Irt hat.VVenn
man
aher, wie es beiden
Psychologenmehr und mehr
aich durchzusetzen scheint, die Beweiskraft der
Argumente, von
22
W.
WindPlband: Die Hypothese (ies UnbevniBten.dcnen
ich die hauptsachlichslen entwiekelt habe, anerkennLund
sk'hzu dec
Aimahme
unbewutllei' welisehtir Px^alitatiin beqiivml,
so wird
man
liiernaeh nichtumhin
konncn, die ubcrlitderten Bcgriffsliestimmmigen dos Seelischenund
die nietaphysiselien VorausscXzungen, unlerdenenMe
stehen, zu rcvidiercn. Die Glfich- s-o.tzung dr-r Gegensatzpaare einrrseils desBewuBlen und
de^Un- bewuBten und
audererscils des Seelisrhenund
desKbrperbehen muB
aufgegeben werden, soliaid die Exislenz desunbewuBt
See-lisi.'hen zugegeben wird. l'reilim bleibt, wie wir gesr.hen habon, das seebsch T,"nbe\vuBLe
aU
ein Kirhtphysisdipsdoch
hi einer gewissen Analogie zudem
BewutSten, ps ist ein pnLentiell Bfswufi- tes, ein nichtmnhr
odernoch
nicht, BewuBtns. JOeshalb wirdman
nicht daran den
ken
durfeu, diesUnhewuBte
etwa. wie c-n andeu- tuiigsweisf;wohl auch
solum versuchtwurden
ist, alu etwas Drittes, als ein Zwisebenreich zwischen Korpcrwellund
BewuBtseinswelt einzuschieben odor beiden in sogenannt monisLischerWeise
unter- zuschiebe.n.Es
gerriigt uiir, Sic bis an die Sehwelle dieser metaphysischen oder,\\ennSicwolU'ii,nietapsyehisclienFragcnzu fuhrcn.Fur
ihreLosung
wird es vor allem daraufaukummen,
dieStclhmg
des individin?'k'ii BewuliUeins, das, fin- mis dwiAnsgang^pmiki
ilieser Li'ntcrsuihungeri zu bilden pftVgte. einerseils zu der leiblielienWirk- liehkeit,anderersciU/.urnGesamthewuBtsein,d.li.zumFnterbewuB-
ten
und znmUbcrbowuGfeTi,
mitRiioksicbt aufdm
ganzenUnikreis der seeiische.nErfahrung von nenem
zu analysier-en.Das
aberkann
nur inallgememen
philnsophiscben Theorienund
zulel/t ans erkeiintnistheoretifi'heTi Gesiohtspimklen geschehon. Gerade dies Beispiei aber ist gcoignnl, die ititime Slellung zur Philosophic er-kennen
zu lassen, welche die Pnyehologieaudi nach
direr Yerselb- standigungzu einer empirischon Wissenschaftniimimmt und
innnereinnchmen
wird. IhreAblosung
ausdem
Mutterhause erfolgl.am
spiUeslpn und,wie e^S''heint.auisrhmPLY-haftesten; aber unleralien
besondercn WissenschafLen isl sie dicjrnige, welche durdi ihre eigpnen