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Primat der Politik in der Konjunktur | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  8–9 / 2019 53 QUELLE DIE SICHT DER CHEFÖKONOMEN

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«Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen» – dieses berühmte Bonmot hat zuletzt noch besser auf die Konjunkturprog- nosen gepasst als meistens während meiner lang- jährigen Beschäftigung mit der Schweizer Kon- junktur. Denn nicht nur die Konjunktur selbst, auch die Konjunkturprognose kennt einen Wech- sel von einfacheren und schwierigeren Zeiten.

Herausfordernde Zeiten für die Prognosen gab es immer wieder. Beispielsweise mit der Finanzkrise 2008/2009, in der die toxischen Verflechtungen der Finanzmärkte, auch mit der Realwirtschaft, sträflich unterschätzt wurden. Daraus haben die Ökonomen jedoch gelernt: Auch bei BAK Economics haben wir die Prognosemodelle weiterentwickelt.

Die aktuelle Herausforderung kommt jedoch von anderer Seite: Es ist die in den letzten Jah- ren ausgesprochen unstetig und sprunghaft ge- wordene Politik. Natürlich hat es immer schon überraschende Entscheidungen in der Politik gegeben. Die Vorhersehbarkeit der politischen Entwicklungen hat jedoch klar abgenommen.

Hinzu kommt, dass wirtschaftspolitische Mass- nahmen zunehmend als Druckmittel für andere Politikfelder eingesetzt werden. Das Paradebei- spiel hierfür ist US-Präsident Donald Trump, welcher zuverlässig entsprechende Beispiele lie- fert. Mit dem Brexit oder der Dauerfehde in der italienischen Politik gibt es aber auch diesseits des Atlantiks reichlich Anschauungsmaterial.

Für die Schweiz ist der lange Weg von der Unter- nehmenssteuerreform III über die Steuervor- lage 17 und die AHV-Steuer-Vorlage (Staf) bis in die kantonalen Umsetzungen exemplarisch.

Mit dem «Primat der Politik in der Konjunktur»

– politische Entscheidungen haben einen erhebli- chen Einfluss auf den Konjunkturgang – hat diese

EINBLICK VON MARTIN EICHLER

Primat der Politik in der Konjunktur

Entwicklung die Schwerpunkte der

täglichen Arbeit als Chefökonom verschoben.

Die Vorhersehbarkeit der politischen Ent- wicklungen hat klar abgenommen.

So nehmen heute Analyse und Diskussion der politischen Rahmenbedingungen bedeutend mehr Raum ein. Eine wesentliche Aufgabe von mir als Chefökonom ist es, abzuwägen, welche politischen Entwicklungen als am wahrschein- lichsten anzusehen sind und somit die Grundlage für die Prognose bilden. Hierzu gehört auch, dass zusammen mit der Prognose immer die zugrunde liegenden Annahmen für die politischen Entwick- lungen intensiver kommuniziert werden müssen.

Noch bedeutender ist die zweite Veränderung:

die Entwicklung hin zum vermehrten Denken in Szenarien. So müssen stets auch alternative Entwicklungspfade im Auge behal- ten werden. De facto gibt es heute ein ganzes Bündel an Prognosen. Mit dem Denken in Szena- rien berücksichtigt man bereits vorab die Sprung- haftigkeit politischer Entscheide und bereitet sich auf die verschiedenen Eventualitäten vor.

Die Prognosetätigkeit hat sich an diese neuen Gegebenheiten angepasst. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die Politik wieder in ruhigere Fahr wasser kommt. Denn – auch dies zeigt die regelmässige Konjunkturanalyse – die Sprung- haftigkeit der Politik bleibt nicht ohne Folgen: Die damit verbundene Unsicherheit bremst die wirt- schaftliche Dynamik aus. Zwar gilt auch hier ein

«Primat der Politik»: Politische Entscheide sollen nicht nur der Ökonomie untergeordnet werden.

Dennoch sind die ökonomischen Konsequen- zen immer zu berücksichtigen. «Unnötig» sollten ökonomische Chancen nicht verbaut werden.

Martin Eichler ist Chefökonom von BAK Economics, Basel.

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