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Dr. Michael Hennes Außenwirtschaft. Außenwirtschaft

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Academic year: 2022

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Außenwirtschaft

1. Der Prozess der Globalisierung

Die deutsche Wirtschaft erzielt über 40 Prozent ihrer Einnahmen jenseits der Landesgrenzen. Zwei Faktoren bestimmen weltweit, welche Länder zu wichtigen Außenhandelspartnern werden: zum einen die geografische Nähe, zum anderen die Größe des Auslandsmarktes. Der wichtigste Raum für den deutschen Export stellen auf Grund der Nähe die Länder der Europäischen Union dar.

Außerdem profitiert die EU von ihrem integrierten Binnenmarkt und hier insbesondere vom freien Warenhandel. Hinter der EU kommen die großen Volkswirtschaften der USA und Chinas. Die wichtigsten deutschen Exportbranchen sind der Maschinenbau, die Automobilindustrie, die Elektrotechnik und die Chemie. Die großen und mittelständischen Unternehmen dieser Wirtschaftszweige sind die Gewinner der Globalisierung.

Das klassische Gesetz der komparativen Kosten nach David Ricardo weist Vorteile des Freihandels für jede Volkswirtschaft nach.1 Insbesondere Deutschland zieht aus den offenen Grenzen für den Warenhandel, den Dienstleistungs- und Kapitalverkehr sowie für Direktinvestitionen in aller Welt aus weiteren Gründen enorme Vorteile:

=>Rohstoffzufuhren, denn unser Land hat nur Kohle in ausreichender Menge unter den 24 strategischen Rohstoffen der Welt zur Verfügung (der wichtigste der strategischen Rohstoffe ist das Rohöl und die Schwankungen des Erdölpreises bestimmen maßgeblich unsere Inflationsraten)

=> aus Sicht der Konsumenten eine Vergrößerung des Warenangebots

=> aus Sicht der Unternehmen die Markterweiterung und damit die Kostendegression dank vergrößerter Fertigungsserien

=> die Nutzung der internationalen Arbeitsteilung in weltweiter Beschaffung und Fertigung

Offene Grenzen führen zu mehr Wirtschaftswachstum und dadurch zu mehr Wohlstand für die gesamte Volkswirtschaft. In Deutschland vertreten praktisch alle wichtigen Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft daher die Auffassung, dass der Prozess der Globalisierung (zunehmende Öffnung der Grenzen für Handel, Kapital, Menschen, kulturelle Einflüsse usw.) ebenso alternativlos wie wünschenswert ist. Die Großunternehmen orientieren ihre geschäftlichen Entscheidungen längst an den Bedürfnissen und Entwicklungen des Weltmarktes. Für die Konzernzentral von VW in Wolfsburg ist der chinesische Markt ebenso wichtig wie der deutsche Markt. Ein erheblicher Teil des Welthandels stellen dabei Handel und Investitionen innerhalb verbundener Unternehmen dar, also beispielsweise zwischen VW in Wolfsburg und Skoda in Posen/Polen. Insbesondere multinationale Unternehmen wachsen mit dem Außenhandel, indem sie spezifische Vorteile international nutzen. Hierzu gehören die Nutzung der Skalenerträge, verringerte Transaktionskosten durch weltweite Standorte, die Verlagerung von Produktion in Niedriglohnländer und ein weltweites Branding mit der Sicherung von weltweiten Absatzmärkten.

Die Auswirkungen der weltwirtschaftlichen Entwicklung sind am stärksten bei Unternehmen sichtbar, die ihre Produkte weltweit handeln und häufig auch über einen weltweiten Einkauf von Rohstoffen, Einzelteilen und Modulen verfügen. Sie sind die großen Nutznießer der Globalisierung.

1David Ricardo weist 1817 in einem berühmten Rechenbeispiel mit zwei Gütern und deren Arbeitskoeffizienten nach, dass es für Großbritannien günstiger ist, sich auf die Herstellung von Industrieprodukten mit dem größten Produktivitätsvorsprung gegenüber einem Agrarstaat wie Portugal zu spezialisieren und andere Agrarprodukte aus Portugal einzuführen, auch wenn Großbritannien diese Agrarprodukte dank seiner höheren Arbeitsproduktivität selbst effizienter herstellen könnte. Ebenso profitiert Portugal von der beiderseitigen Spezialisierung durch einen unter dem Strich höheren Konsum als im Falle der Autarkie.

Beide Staaten konsumieren durch internationale Arbeitsteilung eine größere Menge Güter als im Falle des Handelsprotektionismus. Bis zum heutigen Tag lässt sich Ricardos Gesetz in der Weltwirtschaft beobachten, denn Exportnationen konzentrieren sich im Außenhandel auf kapitalintensive Güter, Entwicklungsländer

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Für kleine Unternehmen, die nur über einen regionalen Markt verfügen, wirkt sich die Globalisierung weniger sichtbar aus – zum Teil sogar negativ als spürbare Verschärfung der Konkurrenz insbesondere in den Grenzregionen. Dennoch spielt die Globalisierung längst für alle Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen eine wichtige und ambivalente Rolle, wie etwa der Finanzcrash 2008 sowie die Einflüsse der weltweiten konjunkturellen Entwicklung in den letzten 20 Jahren gezeigt haben. Man denke nur an die Verschuldungskrise in Griechenland und den massenhaften Aufkauf von Staatsanleihen südeuropäischer EU-Staaten durch die Europäische Zentralbank. Insbesondere die Europäische Union ist ein wirtschaftlich tief verflochtener Raum.

Unter der Globalisierung wird allgemein diese wachsende weltweite Verflechtung zwischen Staaten insbesondere auf dem Gebiet der Ökonomie verstanden: die Expansion des Welthandels, der globalen Finanzströme und der Direktinvestitionen. Zugleich lässt sich eine verstärkte Wanderung von Arbeitskräften, technologischem Know-How und auch von kulturellen Einflüssen feststellen. Dieser Prozess begann im Grunde bereits mit der industriellen Revolution des 19.Jahrhunderts, hat aber seit dem Zusammenbruch des Kommunismus und der Öffnung Osteuropas für Demokratie und Marktwirtschaft in den Jahren 1989 bis 1991 einen entscheidenden Schub erhalten. Auf Dauer werden die größten Profiteure der Globalisierung die heutigen Schwellenländer sein. Der Aufstieg Chinas hat das bereits deutlich gezeigt. Aus einem rückständigen Entwicklungsland ist innerhalb von drei Jahrzehnten die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt geworden. Eine ähnliche Entwicklung dürfte Brasilien, Indien und Südafrika bevorstehen.

(Ende des Auszugs aus dem Schulungstext) (…)

Übung Nr. 1

Aufgabe 1 (11 Punkte)

Im internationalen Marketing gibt es verschiedene Wege, um Auslandsmärkte zu erschließen. Ein deutscher Hersteller von Medizintechnik plant sein Geschäftsfeld Ultraschallgeräte auszubauen und bittet Sie um Rat bezüglich der Auslandsexpansion.

(a) Nennen Sie drei besondere Vertriebswege des Außenhandels, die für das Produkt in Frage kommen. (3 P.)

(b) Bei Kooperationen mit ausländischen Partnern werden vier Formen unterschieden:

Erklären Sie die horizontale, vertikale, komplementäre und heterogene Kooperation mit je einem Beispiel. (8 P.)

Aufgabe 2 (12 Punkte)

Das Ziel der WTO ist der Abbau von Handelshemmnissen und somit die Liberalisierung des Welthandels. Bei den vertraglichen Vereinbarungen der WTO unterscheidet man in GATT, GATS und TRIPS.

(a) Erklären Sie, was unter tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen zu verstehen ist. (4 P.)

(b) Beschreiben Sie die Zielsetzungen von GATT, GATS und TRIPS. (6 P.) ( c) Worin besteht der Sinn des internationalen Schiedsgerichtes in Genf? (2 P.)

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Aufgabe 3 (24 Punkte)

Sie sind Einkäufer der Firma Lux GmbH, Düsseldorf. Ihre Waren beziehen Sie bislang aus den EU-Staaten. Nun haben Sie von einem amerikanischen Lieferanten zwei Angebote über teilautomatische Schweißmaschinen vorliegen. Die Maschinen sollen in zwei Containern über Rotterdam nach Düsseldorf geliefert werden. Als Lieferzeitpunkt wird Ihnen vier Monate nach Auftragseingang genannt.

Nach eingehender Prüfung haben Sie sich für eines der zwei Angebote zu entscheiden:

Angebot 1:

Preis 240.000 $; FOB Boston

Angebot 2:

Preis 255.180 $; DDP Düsseldorf

Die Firma Lux GmbH ist zum Vorsteuerabzug berechtigt, die Einfuhrumsatzsteuer kann daher als wertneutral betrachtet werden. Nach Rücksprache mit dem Hausspediteur belaufen sich die Transportkosten Boston-Rotterdam auf 1.210 $ pro Container, Terminal Handling Charge nicht eingerechnet.

Für die Nachlaufkosten bis Düsseldorf sind 1.200 € einzurechnen. Die

Versicherungskosten bis Rotterdam betragen 3.200 €. Der Drittlandszollsatz für diese Warenart beträgt 2,7 %. Der Kassakurs beträgt derzeit 1,2373 EUR/USD.

(a) Erklären Sie den Begriff Terminal Handling Charge. (2 P.) (b) Ermitteln Sie das kostengünstigere Angebot. (10 P.)

( c) Beschreiben Sie zwei Faktoren, die außerdem Ihre Entscheidung für eines der beiden Angebote beeinflussen können. (4 P.)

(d) Erläutern Sie das in beiden Angeboten enthaltene Währungsrisiko und drei Möglichkeiten es abzusichern. (8 P.)

(Ende des Auszugs aus den Übungsaufgaben) (…)

Lösungshinweise Aufgabe 1

(a) Zum Beispiel Lizenzierung; Franchising; Joint Venture; Direktinvestitionen (3 P.) (b) horizontale Kooperation: mehrere Unternehmen auf der gleichen Produktionsstufe wie z.B. die Star Alliance // vertikal: vor- und nachgelagerte Fertigungsstufen wie z.B.

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gemeinsamer Einkauf von Nissan und Renault // komplementär: Unternehmen mit sich ergänzenden Produkten arbeiten auf einem Auslandsmarkt zusammen, z.B. Microsoft und Sony beim Notebook Vaio // heterogen: verschiedenartige Unternehmen

kooperieren aus gleichem Interesse auf einem Auslandsmarkt wie z.B. Bank of China mit chinesischen Exportunternehmen. (8 P.)

Aufgabe 2

(a) Tarifäre Handelshemmnisse sind monetär wie Zölle; Verbrauchssteuern;

Exportsubventionen. Nichttarifär sind andere Handelsbeschränkungen wie Importquoten; Gesundheits-/Umweltbeschränkungen; Zollformalitäten. (4 P.) (b) Das GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) ist ein multilaterales Handelsabkommen, das die Sicherung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Liberalisierung des Welthandels anstrebt. Das GATS (General Agreement on Trade in Services) versucht den Freihandel auf private Dienstleistungen auszuweiten. Dabei kommt es zu Abgrenzungsproblemen mit öffentlichen Dienstleistungen, die weder zu kommerziellen Zwecken noch im wettbewerb erbracht werden (z.B. im medizinischen Sektor). Das TRIPS-Abkommen (Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights) fordert die WTO-Staaten zu einem Minimalstatus des Schutzes geistigen Eigentums auf (z.B. automatische Entstehung von Urheberrecht; 50 Jahre Urheberrechtsschutz über den Tod des Autors hinaus; Gleichstellung der Schutzrechte von Software und

Literatur). (6 P.)

(c ) Z.B. die Regeln und Verfahren der WTO zur Beilegung von Handelsstreitigkeiten zwischen den Mitgliedsstaaten sorgen dafür, dass Handelskriege mit negativen Konsequenzen für das Wirtschaftswachtsum nicht stattfinden. (2 P.)

Aufgabe 3

(a) THC ist die Umschlagsgebühr für einen Container im Hafen. (2 P.) (b) Angebot 1 FOB Boston

Preis 240.000 $

+Fracht 2.420 $

Summe 242.420 $ umgerechnet in € 195.926,61 € +Versicherung 3.200,-- €

= Zollwert 199.126,61 € +2,7% Zoll 5.376,42 € +Fracht bis Ddf 1.200,-- €

Gesamtkosten 205.703,03 € Angebot 2 DDP Düsseldorf

Preis 255.180 $

umgerechnet in € 206.239,39 €

damit ist das Angebot 1 um 536,36 € günstiger.

( c) Das Transportrisiko des Importeurs ist bei DDP geringer und beginnt erst mit der

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unentladenen Bereitstellung der Ware in Düsseldorf. Außerdem entfallen für die Firma Müller die Transport- und Einfuhrabwicklung, die einen Verwaltungsaufwand

bedeuten.(4 P.)

(d) Das Währungsrisiko ergibt sich aus den möglichen Wechselkursschwankungen von Euro und Dollar in dem Zeitraum zwischen Vertragsschluss und Zahlungsabwicklung.

Möglichkeiten der Absicherung: Abschluss des Kaufvertrages in Euro;

Devisentermingeschäft, d.h. Zusicherung eines festen Wechselkurses zum Zeitpunkt der vorhergesehenen Zahlungsabwicklung; Devisenoptionsgeschäft, d.h. Recht zum

Währungsumtausch zum Zeitpunkt der vorhergesehenen Zahlungsabwicklung;

Aufnahme eines Fremdwährungskredites mit Fälligkeit zum vorgesehenen Zahlungstermin mit sofortigem Umtausch des Kreditbetrages in die eigene Landeswährung. (8 P.)

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