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Ein arabischer Vers im Chazari-Buche.
Von Ignaz Goldziher.
Im Chazari-Buche HI, cap. 38 (ed. Hirschfeld 188, 11)
folgt auf die Worte Nibsp nbno (hebr. Übers. a-iTOiN T'n sbTn )
ein arabisches Citat, das bereits in dieser Zeitschr. XLI, 701 metrisch hergestellt worden ist:
jJLJI jj!r> L*s ÜL>jii\ ü!
Da der arabische Text des Buches in jüngster Zeit wieder
Gegenstand kritischer Behandlung war (Horovitz, in der Monatsschr.
fiir Geschichte und Wissenschaft des Judenthums), möchte ich hier
auf jene Stelle zurückkommen, um ihre Quelle nachzuweisen. Die
von Jehüdä hal-LöwI citierten Worte bilden den zweiten Halbvers
einer Zeile des Mutanabbi (Diwän ed. Kairo 1308, H, 65), welche
einem der vielen Ruhmgedichte an Sejf al-daula angehört. Das
Gedicht galt als eine der berühmtesten Leistungen des Dichtere
und besondere die betreflFende Verezeile als eine der schönsten des
Gedichtes ; als solche wird sie von Abü-l-mahäsin (Annales,
ed. Juynboll H , 65) in seiner Notiz über Al-MutanabbI besonders
hervoigehoben. Die Berühmtheit des Verees verschaflFte der einen
Hälfte desselben auch Eingang in das Chazari - Buch , wo sie fast
wie ein Sprichwort eingeleitet ist.
Der in dem Citat ausgedrückte Gedanke wird in ganz volks¬
tümlicher Weise in einer Erzählung der Tausend und einen
Nacht (Büläk 1279, H, 63) angewendet:
„Er warf ibn gebunden ins Heer und sagte ihm: Gieb Ächt, dass du nicht feucht werdest."
Diese Worte sind eine Paraphrase jenes auch von Jehüdä hal-
Lßwl citierten Halbverees; ein Beweis mehr für die Popularität des
Spruches.
Dass der Redaktor der TEN die Gedichte des Mutanabbi kannte
und benutzte, folgt übrigens aus IV, 152, 19.20. Dort wird die
an seinen ergrauenden Scheit«! gerichtete Anrede des Dichters:
£ ..
|JL£Jl yM j Jy-wt v^bl f,^:^ ^ cS^'jJ ^-ä*^
(ed. Kairo H, 300) zusammen mit dem daniuffolgenden Verse
anonjan citiert.
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Savitar.
Von Hermaim Oldenberg.
In meiner „ReUgion des Veda' (S. 64 fg.) schrieb ich: „Das
Wesentliche an der Conception des Savitar ist nicht die Vor¬
stellung der Sonne, auch nicht die Vorstellung der Sonne in einer
bestimmten Richtung, insofem sie nämlich zu Leben und Bewegung
antreibt: sondem das Wesentliche ist der abstrakte Gredanke dieses
Antreibens selbst. Er giebt sozusagen den Rahmen her, welcher
die den Savitar betreffenden Vorstellungen umfasst'. Diese Sätze
haben Widerspmch erfahren; mehrere Forscher haben ihnen gegen¬
über erklärt, an der altverbreiteten Vorstellung vom vedischen
Savitar als einem Sonnengott festzuhalten. Zuletzt hat Professor
M. Müller in einem schönen Abschnitt seiner Contributions
to the Science of Mythology (S. 819 fgg.) diese VorsteUung
mir gegenüber eingehend verteidigt. So wolle man mir gestatten,
hier auf die principiell nicht imwichtige Frage zurückzukommen
und meine Begriindung für die früher in der Form einfacher Be¬
hauptung aufgestellten Sätze vorzulegen. Ich beschränke mich dabei
durchaus auf das indische Untersuchmigsgebiet , so nahe es auch
läge — man denke etwa an die Gedankengänge Useners in
seinen , Göttemamen' — sich auf weitergehende Betrachtungen
vergleichender Natur fühi-en zu lassen.
M. Müllers Ansicht sei hier überwiegend mit seinen eigenen
Worten wiedergegeben: ,It is quite trae that the name of Savitr»,
Uke eveiy other name , is derived from a root which conveys a
general concept, and that Savitr^ means enlivener; but that predi¬
cate presupposed as its subject one object only, namely, the sun,
and would for that veiy reason have never been applied to any
other enlivener. whether the i-ain, or the moon, or the wind"
(S. 822 fg.). AUerdings gebe es SteUen im Rgveda, ja ganze
Hymnen, in welchen der solare Charakter des Savitar wenig hei-vor-
tritt. Aber so sei ja auch stellenweise bei Agni, bei Mitra*)
1) Der Gott Mitra giebt übrigens M. Müller (S. 821) Gelegenbeit, als Zeugen gegen meinen Glauben an abstrakte Gottheiten mich selbst aufzurufen.
Even Prof. O. , while maintaining tho existence of deities , abstract from tho 31*