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Die Beth-Sche’an-Stele Sethos’ I.

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4. Die Beth-Sche'an-Gedenkste/e Sethos' I.

Daniel A. Werning

Aufbau und Inhalt.

Die ca. 2,45 m hohe Stele aus im Fundgebiet anstehendem Basalt verjüngt sich von der Basis (Breite 76cm, Tiefe 35cm) nach oben hin leicht und ist auf einer geglätteten Seite dekoriert. Das obere Drittel der Schauseite wird von einer Szene mit Beischriften eingenommen, die im oberen Teil mit der Stelenform halb- rund abschließt. Die unteren zwei Drittel enthalten eine 22 Zeilen umfassende, rechts-links-Iäufige, fortlaufende hieroglyphische Inschrift, die das Feld bis auf einen schmalen Streifen an der Basis ausfüllt.

Im Giebelfeld dargestellt ist, mit dem Herrscherkopftuch (Nemes) bekrönt,

Die Vollendete Göttlichkeit, der Herr Ägyptens Minmu"ari'a, Re gleich mit Lebenskraft be- schenkt,

d. i. König Sethos 1.( -Merenptal:t) -

Lebenskraft und all erdenklicher Schutz stützen ihm den Rücken -

beim

Spend(en) von Weihrauch und Trankopfer

an den ihm gegenüberstehenden Sonnengott

Re-lfarachte, den Großen Gott, Herrn des Himmels, der alles Leben gewährt.

Letzterer ist mit anthropomorphem Körper und sonnenbe- kröntem Falkenkopf dargestellt. Zwischen beiden steht ein Opferständer mit einer Nemset-Kanne und einer Lotosblüte darauf. Über beiden schwebt im Stelengiebel die geflügelte Sonne

Be~edeti, Großer Gott, mit farbenreichem Gefieder, Herr des Him- mels.

Der Text im darunter anschließenden Feld läßt bis auf die geschickte Plazierung der Kartuschen der Königstitulatur in der dritten Zeile optisch keine Gliederung erken- nen. Die Inschrift beginnt mit einer Datierung unter Nennung der vollständigen fünf- teiligen Titulatur des Königs Sethos 1.-Merenptal:t (Regierungszeit 1290-1279/78 v.Chr.)!).

Es schließt sich eine Herrscher-Eulogie an, die - unbenommen der Möglichkeit, daß sie vielleicht tatsächlich auch individuelle Züge dieses Königs aufzählt - das of- fizielle Herrscherbild seiner Zeit wiedergibt und verbreitet. Offensichtliche Wortspie- le, Phrasenpaarungen und mögliche Reime lassen erahnen, daß dieser Teil auch künstlerischen Ansprüchen Genüge tat (s. u.). Der zweite Teil der Eulogie leitet mit der Erwähnung von Asiaten und der östlichen Levante zum historischen Teil der In- schrift über.

Dieser beginnt mit einem Teil, der als rahmengebender Hintergrund für den letzten Abschnitt interpretiert werden kann und mit der KlarsteIlung endet, daß es die Macht Gottes (namentlich Amuns) ist, durch die der König seine Stärke bezieht.

2)

Unter sprachlicher Verarbeitung oder stilistischer Imitation eines Tagebucheintrags folgt die vergleichsweise detaillierte Schilderung von Ereignissen, die den Hinter- grund für die Aufstellung der Stele in Beth Sche'an beleuchten. Sie läßt sich in drei

1. Chronologie nach

J.

von Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten, MÄSt 46,

Mainz 1997, 117f.128f.

2. Gleiches zeigt im Neuen Reich auf augenfallige Weise auch die häufige Erweiterung des die funktionierende Staatsgewalt symbolisierenden Emblems des >Erschlagens der Feinde< um einen dem König Kraft übertragenden Gott, mit dem u.a. einige Tempelwände großflächig dekoriert sind.

2005, S. 221-227

(2)

Abschnitte unterteilen: Zuerst wird in wörtlicher Rede ein Aufklärungsbericht an den König wiedergegeben, der von der Okkupation Beth Sche'ans durch eine Allianz um eine nicht benannte Person aus der benachbarten Siedlung I:Iamat erzählt. Der sich anschließende Abschnitt schildert den Befehl des Königs, mehrere Armeedivisionen in das Gebiet zu entsenden. Der Schlußsatz stellt schließlich fest, daß die Kontrolle über die Siedlungen wiedererlangt wurde.

Der textliche Aufbau der Stele stellt ein Beispiel für eine verkürzte Form eines Text- schemas dar, das auf Monumenten vergleichbaren Inhalts mehrfach zur Anwendung gekommen ist.

3)

In jeglicher Hinsicht traditionell ist der Aufbau der Giebelfeldszene.

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen dem Umstand, daß Re- I:Iarachte adressiert wird und der Tatsache, daß Re der Namenspatron derjenigen Armeedivision war, die nach Beth Sche'an geschickt worden war.

Die Grammatik des Textes entspricht in den meisten Abschnitten derjenigen der klassischen mittelägyptischen Literatursprache, die im Neuen Reich anhand von Klas- sikern erlernt werden konnte. Im historischen Teil finden sich einige morphologische und syntaktische Charakteristika der zeitgenössischen neuägyptischen Schriftsprache;

der eingebettete Aufklärungsbericht entspricht letzterer fast vollständig.

Die Stele steht heute im RockefeIler Archaeological Museum in Jerusalem, ehemals Palestine Archaeological Museum (InvNr. S.884).

Geschichtlicher, geographischer und archäologischer Kontext4).

Der syrisch-palästi- nische Raum war für Ägypten auf grund seiner natürlichen und menschlichen Res- sourcen, der ihn kreuzenden Handelswege und seiner Lage sowohl ökonomisch als auch sicherheitsstrategisch interessant. Spätestens seit der erfolgreichen Entschei- dungsschlacht Thutmosis' III. gegen die Allianz um den Herrscher von Kadesch bei Megiddo und den anschließenden Feldzügen bis nach Syrien Mitte des 15. Jh. v. Chr.

war Ägypten die unangefochtene Großmacht in Palästina und im Libanon und sollte es für die folgenden dreihundert Jahre bleiben. Konfrontationen mit den gegneri- schen Großreichen im Norden, zunächst Mitanni, später dem Hethiter-Reich, betra- fen fortan im wesentlichen die Vasallenschaft der syrischen Stadtstaaten und Gebiete östlich und südwestlich des Orontes, namentlich Ugarit, Tunip, Amurru, Nuchasse und Kadesch.

Zur Verwaltung und Kontrolle der beanspruchten Gebiete bediente man sich weit- gehend der vorgefundenen Machtstrukturen. Die ansässigen Machthaber einzelner Siedlungen und lokal begrenzter Territorien waren dem ägyptischen König per Eid

3. Vgl. P. Beylage, Aufbau der königlichen Stelentexte vom Beginn der 18. Dynastie bis zur

Amarnazeit, ÄAT 54, Wiesbaden 2002, 571-574 (Feldzugsnovellen).

4. D. B. Redford, Egypt and Canaan in the New Kingdom, Beer-Sheva: Studies by the Depart- ment of Bible and Ancient Near East 4, Beer-Sheva 1990; ders., Egypt, Canaan, and Israel in Ancient Times, Princeton 1992, Kap. 6-8.10; C. R. Higginbotham, Egyptianization and Elite Emulation in Ramesside Palestine. Governance and Accommodation on the Imperial Peri- phery, Culture and History of the Ancient Near East 2, Leiden; Boston; Köln 2000, 136-138;

W.

J.

Murnane, The Road to Kadesh. A Historical Interpretation ofthe Battle Reliefs ofKing SetyI at Karnak, SAOC 42, 2nd rev. ed., Chicago 21990 ('1985), 39-51.70-72; M. G. Hasel, Domination and Resistance. Egyptian Military Activity in the Southern Levant, ca. 1300-1185 B.C, PÄ 11, Leiden; Boston; Köln 1998, 135f.

(3)

verbunden: sie waren zur Loyalität verpflichtet, mußten Abgaben leisten, durchzie- hende ägyptische Truppen und Botschafter unterhalten, Arbeitskräfte zur Verfügung stellen und auf Abruf in Ägypten erscheinen. Ihre Nachkommen wurden teilweise an den ägyptischen Hof bestellt, dort erzogen und später in ihrem Ursprungsland ein- gesetzt. Bei gegebenem Anlaß versicherte sich der König persönlich der Loyalität;

ansonsten wurden in Abständen Sonderbeauftragte zur Kontrolle und Abgabenerhe- bung geschickt. Wenn nötig, wurden Razzien durchgeführt, und auch Bevölkerungs- deportationen unterschiedlichen Ausmaßes gehörten zu den Instrumentarien ägyp- tischer Herrschaft. In ausgesuchten Siedlungen waren darüber hinaus ägyptische Versorgungs-, Verwaltungs- und Militäreinheiten stationiert.

Sicherheitstechnische Probleme bereiteten vor allem nicht seßhafte Clans von Vieh- züchtern, die sich vornehmlich in den Bergen östlich des Jordantals aufhielten ('Api- ru) bzw. sich vom Hochland südwestlich des Toten Meeres in Südpalästina und im Sinai ausbreiteten und offenbar von Zeit zu Zeit Raubzüge in die umliegenden Ge- biete unternahmen (Schasu).

An der Kreuzung zwischen Jordantal, Jezreel-/I:Iarodtal und den östlichen Reisewe- gen nach Syrien topographisch und strategisch günstig gelegen, wurde auf dem hoch aufragenden Tel Bet Sche'an/Tell

el-I:Iu~n,

ägyptisch Bt-S(s)rIZ, nahe des modernen Beth Sche'anlBeisan wahrscheinlich um den Beginn der Spätbronzezeit HB (Anfang des l3. Jh. v. Chr.), d. h. am Ende der 18. oder zu Beginn der 19. Dynastie, ein ägyp- tischer Stützpunkt eingerichtet.

5)

Die Stele wurde zusammen mit dem Großteil einer Stele Ramses' H., den zwei Ste-

5. Im späten 14. Jh. oder eher frühen 13. Jh. v.Chr. wird hier das kana'anitische Stratum IX

durch eine neu konzipierte Wohn- und Sakralbebauung des Stratum VIII abgelöst, dessen (Be-)Funde ägyptischen Einfluß erkennen lassen. Diese Bebauung erhält nach verhältnis- mäßig kurzer Zeit eine Ergänzung u. a. um ein größeres Gebäude mit Silo und ein (Lager-) Gebäude - bisher meist als >Migdol< bezeichnet und als Indiz für die Stationierung einer Militäreinheit interpretiert -, das sich mit anderen ägyptischen Bauten in der Levante verglei- chen läßt (Stratum VII: frühes 13. Jh. bis frühes 12. Jh. v.Chr.). Spätestens unter Ramses

m.

ist die Stationierung eines ägyptischen Beamten gesichert (Gebäude 1500).

Das Ende der ägyptischen Kontrolle in Beth Sche'an fällt in die Mitte der 20. Dynastie (Ramses VI.!Ramses VIIL). Es steht also weder fest, ob die Einrichtung des ägyptischen Stütz- punktes in Beth Sche'an vor oder nach den auf der Stele geschilderten Ereignissen datiert, noch ist sicher, ob bzw. wann neben der wirtschaftlichen Verwaltungseinheit auch nennens- werte militärische Kontingente permanent stationiert waren. Daher bleibt es hypothetisch, ob zwischen der Militäraktion und dieser Einrichtung in der einen oder anderen Richtung ein kausaler Zusammenhang bestand, ob es sich l:lier um die Befreiung eines eingenommenen ägyptischen Stützpunktes handelt oder ob die Einrichtung des Stützpunktes eine Reaktion auf die drohende Veränderung lokaler Machtverhältnisse darstellte.

Siehe F. W. James/P. E. McGovern, The Late Bronze Egyptian Garrison at Beth Shean: a Study of Levels VII and VIII, 2 Bände, University Museum Monograph 85, Philadelphia 1993, 4f.25-28.53-58.70.224f.235-238 [Argumentation zirkulär], 244.247; A. Mazar, Beth-Schean.

Tel Beth-Schean and the Northern Cemetery, in: E. Stern (ed.), The New Encyclopedia of Ar- cheological Excavations in the Holy Land, Jerusalern 1993, 214-223; ders., Four Thousand Years ofHistory at Tel Beth -Schean. An Account of the Renewed Excavations, in: BA 60 (1997), [62-76] 68-73, M. G. Hasel, aaO 133-137, C. R. Higginbotham, aaO 64-67.87-92.129f.;

M. Bietak, Zur Landnahme Palästinas durch die Seevölker und zum Ende der ägyptischen Provinz Kana'an, in: MDAIK 47, FS W. Kaiser, Mainz 1991,35-50, und die Relativierung der Aussagekraft und Neuinterpretation der architektonischen Befunde bei C. R. Higginbotham, aaO 270f.281-286.294-301.

(4)

lenbasen und einer Statue Ramses' II!. in situ secundo in einem Hof westlich des nördlichen Tempels gefunden. Hier waren sie im

(11.

und/oder) 10. Jh. v. Chr.

>ausgestellt< - interessanterweise in einer Zeit, in der die ägyptischen Herrscher die Kontrolle über dieses Gebiet allem Anschein nach bereits verloren hatten.

6)

Darüber hinaus wurden ebenfalls aus sekundärem Kontext zwei Teile einer weiteren, unda- tierbaren Gedenksteie Sethos'

I.

anläßlich der Niederschlagung eines 'Apiru-Aufstan- des, zwei Fragmente mindestens einer vierten königlichen Stele und Fragmente einer ägyptischen Stabträger-Statue gefunden.

Die Unterteilung und genaue Datierung der Kampagnen Sethos'

I.

in der Levante wird noch kontrovers diskutiert,7) wobei sich folgendes Szenario abzeichnet: Der Kö- nig hatte schon als Kronprinz unter Ramses

I.

in der Levante zu tun. Wahrscheinlich hiervon und von der folgenden Kampagne zu trennen ist eine Razzia gegen noma- disierende Clans (Schasu), die die Sicherheit auf Küstenweg zwischen dem Nildelta und Gaza (>Horusweg<) gefährdeten. Diese hätte dann in den ersten Monaten nach dem Tod Ramses'

I.

stattgefunden. Gegen Ende des ersten Regierungsjahrs führte Se- thos'

I.

eine (Antritts-) Kampagne in den beanspruchten Gebieten der Levante bis in den Libanon durch.

8)

Möglicherweise erhielt er die Nachricht von der Eroberung Beth Sche'ans auf dem Küstenweg nach oder von Norden, schickte dann, wie auf der Stele geschildert, zwei Divisionen in die betreffende Region und eine - aus nicht ge- nanntem Grund - nach Jeno'am. Fraglich ist, ob er mit einer vierten Armeedivision weiterzog oder - was die Kampagnenreliefs im Karnak -Tempel nahe legen könnten - mit nach Jeno'am zog und es dort zu militärischen Auseinandersetzungen kam.

Literatur: Erstveröffentlichung: C. S. Fisher, Bethshean, in: The Museum Journal (Museum of the University of Pennsylvania) 14 (1923) 227-248 [Befundbeschreibung und Photo]. - Erste fundierte Textausgabe und übersetzung: A. Rowe, The two royal stelae of Beth-Shan, in: The Museum Journal 20 (1929) 88-98. - Jüngere Textausgaben und Bearbeitungen: J. A. Wilson, in: 'ANET, 253f.; K. A. Kitchen, Ramesside Inscriptions (= KRI) I, Oxford 1975,11,8-12,14;

J.-M. Kruchten, Convention et innovation dans un texte royal du debut de l'epoque rames- side: la stete de l'an 1 de Sethi Ier decouverte

a

Beith-Shan, in: AIPh 26 (1982),21-62 [mit Umzeichnung]; KRI. Translated and Annotated: Notes and Comments I, Oxford 1993, 17 -19, Karte 3; KRI. Translated and Annotated: Translations (= KRITA:T) I, Oxford 1993, 9f.; B. G. Davies, Egyptian Historical Inscriptions of the Nineteenth Dynasty, Documenta Mundi, Aegyptiaca 2, Jonsered 1997, 29-34. - Maßgebliche Textausgabe und Bearbeitung:

J.-M. Kruchten, ebd.

6. C. S. Fisher, Bethshean, 231f.; A. Rowe, The Topography and History ofBeth-Shan, PPSP 1, Philadelphia 1930, xvi-xviii, 24 [Anm. 49], 26.33.36-38; F. W. James, The Iron Age at Beth Shan. A Study of Levels VI-Iv, Museum Monograph, Philadelphia 1966, 34-37.149-153, fig. 81.1; F. W. James/P. E. McGovem, aaO 236.244. Siehe aber A. Mazar, History, 72f.

7. Siehe die Zusammenfassung der Ansätze bei M. G. Hasel, aaO 119-124.

8. W. J. Mumane, aaO 45-50.

(5)

Datierung9)

(1-3) Regierungsjahr 1, dritter Monat Schemu, Monatstag 10.10)

(Es lebe) Horus: Starker Stier;11) Epiphanie in Theben, Lebensspender Ägyptens; Her- rinnenpaar: Wiedergeburt,12) mit gewaltiger Anmeskraft, der die Feindländer zurück- drängt; Goldfalke: Wiedererscheinung. mit wirkungsvollen Bögen überall auf der Welt;

Großkönig und Herr Ägyptens: Minmu"ari'a, rErbel ReS;13) Nachkomme Res, Gebieter der Kronen: Sutchaj-Marinapeta~;14) den Re-f:1arachte, der Große Gott, in sein Herz geschlossen hat.

Eulogische Herrschercharakterisierung (4-10)Vollendete Göttlichkeit, Durchsetzungsfähig durch seine Armeskraft,

Voll Tatendrang und tapfer wie Month, Einer; der reiche Menschenbeute macht, Der seine Hand zu gebrauchen

(st-grt.D

weiß, Mit schalfen Sinnen, wo auch immer er ist

(st.f -nb),

Einer; der mit seinen eigenen Worten spricht (gd(w)

m-r.D,

und eigenhändig agiert Gr(w) m-'(wj).D,15)

9. Die Zwischenüberschriften sind ein Zusatz des übersetzers.

10. König Sethos I. hat aller Wahrscheinlichkeit nach Anfang Juni 1290 v. Chr. den Thron bestie- gen (s. J. von Beckerath, ebd). Das genannte Datum entspricht folglich dem 16. Mai 1289 v. Chr. (julianisch) - gut zwei Wochen vor Ende des ersten Regierungsjahres des Königs.

11. Bei der Bezeichnung lG nbt liegt ein Wortspiel mit dem Wort lG ("Ku') Ka vor, das einen potentiell Generationen verbindenden Wesenszug von Lebewesen bezeichnet, der sich in so- zialer Interaktion zeigt. Die Bezeichnung wurde bei fast allen Königen von der Zeit der frü- hen 18. bis zur späteren 22. Dynastie (Thutmosis I.-Schoschenq III./Osorkon m.) in den Horus-Namen aufgenommen (vgl. auch folgende Anm.).

12. Die hier mit »Wiedergeburt« (wördich: »der (die) Geburten wiederholt (hat)«) und »Wieder- erscheinung« (wörtlich: »der (die) Erscheinungen wiederholt (hat)«) übersetzten Phrasen können verschieden gedeutet werden. Sie sind auf dem Hintergrund zu sehen, daß das ägyp- tische Königtum theologisch als unendliche Kette von Reinkarnationen des göttlichen Horus aus Osiris im jeweils regierenden König begriffen wurde. Gleichzeitig klingt die wiederholte (göttliche) Erscheinung an die allmorgendliche Epiphanie der Sonne an. Des weiteren wurde vermutet, daß die erste Phrase - als >,Wiederholung der >Geburten«< übersetzt - eine renais- sanceartige Ära proklamieren soll.

13. A. F. Rainey bestätigte mir freundlicherweise, daß die Zeichenspuren an dieser Stelle, wie J.-M. Kruchten vermutet hat, in der Tat - wie in den Thronnamen auf der 'Apiru-Aufstand- GedenksteIe aus Beth Sche'an (KRl I: 16.3,16) - >,Erbe des Re« gelesen werden könnten (Sep- tember 2003). Der Thronname Minmu"ari'a bedeutet »Beständig ist die Schöpfungs ordnung Res«.

14. D. i. Sethos (I.) -Merenptai,J.. Der zweite Namensbestandteil bedeutet >,den Ptai,J. in sein Herz geschlossen hat«.

15. Nach klassisch mittelägyptischer Morphologie würden die Formen 4dw und jrw auf Nomina agentis oder passive Partizipien hindeuten. Letztere Möglichkeit würde - wenn man ver- nachlässigt, daß neutrisch-kollektiver Sinn normalerweise mit dem Femininum ausgedrückt wird - eine übersetzung als »(Was) mit seinem Mund gesagt (wird, entspricht dem, was)

(6)

(Genauso) tapferer Anführer (f:!~wtj

qnj)

seiner Armee, (wie) tapferer Kämpfer (,f:!~wtj

qnj)

inmitten des Schlachtgetümmels,

- >die< Zornesmächtige 16) Bastet in der Schlacht- Der in eine Masse von Asiaten

(S!J:G)w)

eindringt und sie zu Niedergestreckten (f:!dby(w)) macht, Der die Machthaber der Levante

(R/L!nw)

niedertrampelt, und

die letzten Winkel eines (Landes) heimsucht, das ihm in die Quere

(m!nw.D

kommt.

Historischer Rahmen1?)

(10-14) Er hat die Machthaber Kana'ans

(Charu)

zurückweichen lassen,18) in deren Sprü- chen so viel an allen möglichen Prahlereien gewesen war.19) Alle fremden Länder am hintersten Ende der Welt - ihre Machthaber fragten sich:

»Wo sollen wir nur hin?«.

In seinem Namen verbrachten sie die Nacht zu rpferdel und schalten sich innerlich:

»Da siehst du's! Da siehst du's!«.20)

Es ist die Kraft seines Vaters Amun, die ihm Tapferkeit und Stärke verleiht.

mit seinen Händen getan (wird)« denkbar machen. Ein plausibler Ausweg ist es, die w-Schreibungen als ,Stützgrapheme< zu betrachten - obgleich darauf hinzuweisen ist, daß solche an keiner anderen Stelle in diesem Text auftauchen.

16. Es handelt sich um ein Wortspiel mit sbm.t (Determinativ: )aktiv<) »mächtig [fern.]« und Sbm.t (Det.: )Göttin<) »Sachmet«. Die Göttinnen Sachmet und Bastet verkörpern zwei Seiten der Macht(entfaltung): die strafende, gewalttätige Macht (des Zorns) bzw. Milde und Gna- 17. Hier beginnt die mit neuägyptischen Merkmalen durchsetzte Sprachform (präteritales de.

stim.n.

Die bisherigen Bearbeiter analysieren diesen Abschnitt als eine Fortsetzung der Eulo- gie im Präsens (Generalis).

18. Die Verbalform bty ist hier sicherlich Subjunktiv. Das folgende n geht wohl auf eine Ver- lesung des hieratischen Zeichens Nr. 84 nach Möller (vgl.

J.

Assmann, Eine Traumoffenba- rung der Göttin Hathor, in: RdE 30 [1978] [22-50] 33[y]) in Nr. 83 &331 zurück. Da für das hier geschriebene btj »schauen, erblicken« kein Objekt vorhanden ist, nehme auch ich eine Verwechslung mit intransitivem

btj

»zurückweichen« an, das in einer ähnlichen Textpassage auch in der 'Apiru-Aufstand-Gedenkstele Sethos' 1. aus Beth Sche'an belegt ist (KR! I: 16.7).

Alternativ wäre eine übersetzung »Er hat es den Machthabern ... gezeigt« zu erwägen.

19. Es könnte sich hier um eine Anspielung auf eine Kampagne handeln, die Sethos I. vor seiner Libanon-Reise - möglicherweise noch unter Ramses' I. - durchgeführt hat. Die Prahlerei der kana'anitischen Machthaber wird u.a. in den Karnak-Reliefs der Schasu-Kampagne (KRI I:

7.12) und etwas verallgemeinert im Kontext der Libyen-Kampagne Sethos' I. (KR! I: 23.10) erwähnt und findet sich auch in Texten unter Ramses 11. (KRI 11: 166.8) wieder.

20. Diese schwierige Stelle ist bisher sehr verschieden interpretiert worden, u. a.: »They spend the night giving testimony in his name, saying: 'Behold it, behold it!' in their hearts.« (2 ANET, 253), »[ ... ] et descendant de char, ils se couchent (rien qu')

a

son nom, en pensant «protege nous! protege nous », [ ... ]« (J.-M. Kruchten, Beith-Shan, 29 [diese Analyse mit Aktantenver- schiebung würde neueren Erkenntnissen zufolge indirekte Rede implizieren]), »They spend nights, 13made witness(?) in his name, frantic(?) in their minds.« (KRITA:T I: 10), »[ .•. ], sie verbringen die Nacht auf dem Wagen 13 1 in seinem Namen, wobei sie (sagen): ,Schütze sie!

Schütze sie!' in ihren Herzen, [ ... ]« (e. Maderna-Sieben, Der König als Kriegsherr ... , in:

R. Gundlach/e. Raedler (Hg.), Selbstverständnis und Realität. Akten des Symposiums zur

(7)

Zu kommemorierendes Ereignis

(14-22)An diesem Tag:21 ) Man kam und berichtete Seiner Majestät folgendes:

»So

ein22)

elendiger Verbrecher aus der Siedlung f-:lamat - der hat

sich eine

große Anzahl von Leuten zusammengesucht; er hat

die

Siedlung Bet-Sche'al eingenommen und

sich

da- zu noch

mit

denen von Pahil zusammengetan. Den Machthaber von Rel:ob hat er unter Arrest gestellt.«23)

Daraufhin ließ Seine Majestät die Oberste Armeedivision des Amun >Mit wirkungsvollen Bögen< zur Siedlung f-:lamat ziehen, die Oberste Armeedivision des Re >Mit großer Tap- ferkeit< zur Siedlung Bet-Sche'al und die Oberste Armeedivision des Seth >Mit starken Bögen< zur Siedlung Jeno'am24).

Und nachdem ein Zeitraum von einem Tag vergangen war, waren sie zu Fall gebracht durch die sich verwirklichende Macht Seiner Majestät, des Großkönigs Minmu"ari'a, Nachkomme Res Sutchaj-Marinapeta~ beschenkt mit Lebenskraft.

ägyptischen Königsideologie in Mainz 15.-17.6.1995, ÄAT 36.1, Wiesbaden 1997, [49-79], 61) und »They shall be inactive, bearing witness to his name, protecting it weil with their hearts, [ ... ]« (E. G. Davies, Inscriptions, 31).

Strittig ist, ob hier slsml{r} (t)l »Streitroß« zu lesen ist oder ob in sl{s}m[trl »untersuchen, verhören« emendiert werden sollte. Das fehlende Determinativ, die höchst ungewöhnliche Schreibung ohne das Zweikonsonantenzeichen mt und der Umstand, daß eine übersetzung

»Sie waren ständig dabei 'Beteuerungen zu machenl ... « oder passiv »Während sie dabei wa- ren, verhört zu werden ... « - mit s4r als Funktionsverb - semantisch ebenfalls nicht abge- sichert werden kann, rechtfertigen die verlockende Emendation nicht wirklich.

21. Das auf der Stele genannte Datum könnte einem realen Feldtagebucheintrag entsprechen, der die Grundlage für den Stelentext bildete.

22. Der ),Verbrecher, Feind« ist grammatisch zwar deutlich determiniert (pL .ntj), hier muß je- doch nicht unbedingt von der Bekanntheit der Person ausgegangen werden (siehe F. Junge, Neuägyptisch. Einführung in die Grammatik, Wiesbaden 11996, 212.215).

23. Zur Lage der Siedlungen: 1:1amat: Tell el-l:Iammah (Nr. 1919.6 in: T. 1. Thompson, The Sett- lement of Palestine in the Bronze Age, BTAVo.B 34, Wiesbaden 1979 und ders., Südliche Levante-Bronzezeit [BII 10], Spätbronzezeit [1004], in: Tübinger Atlas des Vorderen Orients [TAVO], hg. vom SFB 19 der Universität Tübingen, Wiesbaden 1982), ca. 14km südlich vom Tel Bet Sche'an; Bet-Sche'al: Tel Bet Sche'aniTell el-Husn (1921.23), ca. 31km östlich von Megiddo; P~il: Tabaqat F~ (2020.16), Pella, ca. 13bn 'südöstlich vom Tel Bet Sche'an, öst- lich des Jordan; Rehob: Tell es-Sarem/Tel Rehov (1920.13), Rehob, ca. 5km südlich vom Tel Bet Sche'an (S. AJ:.tit"uv, Canaa~J.iie Toponyms in Ancient Egyptian Documents, Jerusalern; Lei- den 1984, 164 [Rehob (3)]). Siehe auch M. G. Hasel, aaO 124-129.133-138.

24. Die zweifelsfreie Identifizierung steht noch aus. Die bisher mehr oder weniger plausibel vor- geschlagenen Kandidaten sind Tel Yin'am/Tell en-Na'am (T. 1. Thompson, aaO, Nr. 1923.07) und Tell el-'Abeidiyehl'Ubediyah (2023.14) südwestlich des Sees Genezareth und Tell esch- Schihab (2423.02) im oberen Yarmuk-Tal (siehe M. G. Hasel, aaO 146-150).

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