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BUDDHISTISCHEN KOSMOLOGIE

Von Siglinde Dietz, Göttingen

In einem Vortrag anläßlich des XXIII. Deutschen Orientalistentages in

Würzburg habe ich die verschiedenen Versionen der Lokaprajfiapti (fortan:

LP) kurz beschrieben.' Dieser Text, in dem die kosmologischen und kosmo¬

gonisehen Vorstellungen des Hinayäna zusammengefaßt sind, ist uns in acht

Fassungen erhalten geblieben, darunter vier chinesische Übersetzungen des

Dirghägama-Sütra (fortan: DÄ) Nr. 30^, je eine chinesische (fortan:

LPS(chin))3 und tibetische (fortan: LPS(tib))'' Übersetzung des Äbhidharma-

Werkes Lokaprajnaptisastra (fortan LPS) sowie eine birmanische Päli-Kom¬

pilation (fortan: LPS(pa))5 und die Zusammenfassung im Abhidharma¬

kosabhäsya des Vasubandhu. Das Sütra vom Außjau der Welt (DÄ Nr. 30)

ist nur in chinesischer Übersetzung überliefert und fehlt im Päli-Suttapitaka . Die vier Übersetzungen* dieses Sütra sind im Aufbau identisch; die späteren

Übersetzungen des Jnänagupta (oder Jinagupta) (ca. 590—600) (Taishö

Nr. 24) und Dharmagupta (ca. 590—600) (Taishö Nr. 25) sind aber durch

zahlreiche Einfügungen erweitert. Von den Sästra-Versionen gehen das chi¬

nesische LPS (Taishö Nr. 1644) und die kosmologischen Teile der Päli-

Kompilation Lokapafifiatti über mehrere Zwischenstufen letztlich wohl auf

einen gemeinsamen Archetyp zurück, während die tibetische (LPS(tib))

Übersetzung vollständig mit den Sanskrit-Fragmenten aus Gilgit, Murtuq so¬

wie den in Japan aufbewahrten Blättern eines Palmblattmanuskriptes über¬

einstimmt, aber in der Anordnung der behandehen Themen von den anderen

Versionen stark abweicht.

' Die verschiedenen Versionen der Lokaprajhapli. In: ZDIVIG, Suppl. VII.

XXIII. Deutscher Orientalistentag vom 16.—20. September 1985 in

Würzburg, hrsg. E. von Schuler, Stuttgart 1989, S. 489—497.

2 Taishö Nr. 1, Bd. 1, S. 114b—149c: Shih chiching. Vgl. S. Dietz: op.

cU. (Anm. 1), S. 492.

3 Taishö Nr. 1644, Bd. 32, S. 173a—226a: Li shih A wei t'an lun. Vgl. S.

Dietz: od. ch. (Anm. 1), S. 491 f.

'Jig rten gzag pa. In: Peking, Bd. 115, Khu, Fol. 1 — 112al. Vgl.

S. Dietz: op. ch. (Anm. 1), S. 491 f.

' E. Denis: La Lokapanfiatti et les idees cosmologiques du bouddhisme ancien. T. 1.2. Paris 1977.

* Außer dem in Anm. 2 genannten Sütra 30 des DÄ gibt es noch drei Sepa¬

ratübersetzungen: Taishö Nr. 23, Bd. 1, S. 277a—309c: Ta tou t'an

ching. Taishö Nr. 24, Bd. 1, S. 310a—365a: Ch'i shih ching. Taishö

Nr. 25, Bd. 1, S. 365a—420a: Ch'i shih yin pen ching. Vgl. S. Dietz: op.

cit. (Anm. 1), S. 493.

(2)

Alle drei Sästra-Versionen beginnen in der Form eines Sütra, d. h. in LPS(tib) und LPS(pa):

,,Also habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene in Srävasti im Jetavana, dem Park des Anäthapindada."

Dies entspricht dem Anfang des Lokaprajnapti-Sütra. LPS(chin) beginnt

dagegen:

,,Also habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene in der großen Stadt

(Srävasti) im Kloster der Upäsikä Visäkhä, der Mutter des Migära (Migära- mätuh präsäde)."

Dies ist der Ort, an dem z. B. das Aggahha-Sutta (Dighanikäya III 80,

Z. 2—4) gelehrt wurde. Das genannte Sütra ist wohl auch eine der Quellen

für die Schilderung der Entwicklung der Menschheit (s. unten).

In LPS(tib) wird außerdem bei Aufnahme einer neuen Thematik jeweils

mit einem Sütra-Zitat begonnen, z. B. folgendermaßen:

bcom ldan 'das kyis kyan 'di skad du dge sloh dag ...

,,Der Erhabene hat dazu noch folgendes gelehrt: ,Ihr Mönche ..

Trotz der Unterschiede in Umfang und Anordnung dürfte ein dem DÄ-

Sütra entsprechender Lehrtext die Hauptquelle für alle LP-Versionen sein.

Dieses Grundmaterial wurde, besonders in den Sästra-Versionen, durch

zahlreiche Zusätze und Ausschmückungen sowie Zitate aus anderen Sütras

erweitert. So werden z. B. in LPS(tib) folgende Sütra-TiteF angeführt:

1. (Peking, Bd. 115, Khu, Fol. 59b3) Mu khyud brtan luh bstan pa

*Drdhanemivyäkarana, das dem Cakkavatti-Sihanäda-Suttanta des Digha¬

nikäya (III, S. 58—79) und dem *Cakravarti-Sütra (Nr. 70) des Madhyamä¬

gama entspricht.

2. (Peking, Bd. 115, Khu, Fol. 66a3) M ma bdun luh bstan pa *Saptasür-

yavyäkarana, das im Ahguttaranikäya (IV, S. 100—106) und in Taishö Nr.

30 *Saptasüryodayasütra Parallelen hat.

3. (Peking, Bd. 115, Khu, Fol. 76b2) gNas 'jog dah Ba ra dva dza luh

bstan pa '*'VäsisthaBhäradhväja—Vyäkarana, das dem Aggafiha-Suttanta

des Dighanikäya (III, S. 80—98)* entspricht.

4. (Peking, Bd. 115, Khu, Fol. I09al) IHa'ipho da lha luh bstan pa'i mdo

*Pancadevadütavyäkaranasütra, das im Devadütasutta des Majjhimanikäya

(III, S. 178—187) eine Parallele hat.

Diese Sütra-Zitate schließen jeweils zusammenfassend und das Geschilder¬

te bestätigend eine ausführliche Beschreibung ab:

' Zur Bezeichnung vyäkarana statt sütra vgl. S. Dietz: Fragmente des

Dharmaskandha. Ein Abhidharma-Text in Sanskrit aus Gilgit. Göttin¬

gen 1984 (AAWG 142), S. 14.

8 Vgl. K. Meisig: Das Sütra von den vier Ständen. Wiesbaden 1988 (Frei¬

burger Beiträge zur Indologie. 20.).

(3)

1. Das Drdhanemivyäkarana-Zkai steht am Ende der Beschreibung des

ersten Unterkalpa „Schwert", um die Authentizität der Ursachen zu unter¬

streichen, die dazu führen, daß die Lebenszeit der Lebewesen von 10 Jahren

wieder auf 80 000 Jahre anwächst.

2. Das Saptasüryavyäkarana schließt die Schilderung der ,, Rückentwick¬

lung" durch Feuer ab.

3. Das VäsisthaBhäradhväjavyäkarana die Schilderung der Entstehung

der Welt und der Menschen bis zur Wahl des Mahäsammata.

4. Das Pancadevadütavyäkarana steht am Ende der Beschreibung der

Leiden in den Höllen.

Wenn man untersucht, welche Teile der LP besonders stark durch Zusätze

und Erweiterungen verändert wurden, so kann man folgende Beobachtungen

machen:

1. Am wenigsten verändert sind alle Teile, die rein kosmo- oder geogra¬

phisch sind, z. B. die Aufzählung der Sähasralokadhätu, die Beschreibung

der Ringgebirge, des Meru usw.

2. Phantasievoll ausgeschmückt wurden die Beschreibungen von Parks,

Teichen, der Stadt Sudarsana der Träyastriinsa-Götter, des Palastes des Sa¬

kra usw., die als Khschee immer wiederkehren.'

3. Ganz besonders ausführlich und reich an Erweiterungen sind aber alle

die Teile, in denen die ,, kosmische Dynamik", d. h. die Ursachen und bedin¬

genden Kräfte für Vergehen und Entstehen der Wek sowie der Menschen,

für Wiedergeburt in Höllen, die Abhängigkeit von Lebenslänge sowie Wie¬

dergeburtsstätte von den jeweiligen Handlungen, dargestellt wird.

Im folgenden möchte ich dies durch einige Beispiele verdeutlichen: In der

Beschreibung des Sees Anavatapta sowie der aus ihm aus Tierkopfmündun¬

gen strömenden Flüsse Gahgä, Sindhu, Vaksu und Sitä finden wir im Sütra

DÄ Nr. 30 und in LPS (skt/tib)'" beinahe den gleichen Wortlaut. Der einzige

Satz, der in den Sästra-Versionen hinzugekommen ist, betrifft den Anava-

tapta-See, von dem in DÄ Nr. 30" nur gesagt wird:

,, Seine Länge und Breite betragen 50 Yojana. Sein Wasser ist klar, sauber und ohne Verunreinigung."

Als Beispiel für Erweiterungen, die als Klischee immer wieder in derselben

Form auftauchen, möchte ich hier die Beschreibung von Teichen anführen,

zunächst LPS(tib) (z. B. Peking, Bd. 115, Khu, Fol. 33b7—34a5):

,,Zur Rechten und Linken dieser Straße sind Teiche angelegt. Diese Teiche sind mit Ziegeln von viererlei Art ausgelegt, (mit Ziegeln) aus Gold, Silber,

' Zu derartigen stereotypen Beschreibungen von Städten vgl. D. Schling¬

loff: Die altindische Stadt. Eine vergleichende Untersuchung. Wiesba¬

den 1969 (AAWL 1969, Nr. 5), S. 79—83.

10 Z. B. Taishö Nr. 1, Bd. 1, S. 116c, 24—29. Skt. Fragment 1, Fol. 10

V2— 9, LPS(tib) Peking, Bd. 115, Khu, Fol. 19b4—20a2.

I' Z. B. Taishö Nr. 1, Bd. 1, S. 116c, 5—7.

(4)

Beryll und Bergkristall. Auf den vier Seiten dieser Teiche sind Stufen errich¬

tet. Diese Stufen sind folgendermaßen: Sie sind mit Ziegeln von viererlei Art belegt, (mit Ziegeln) aus Gold, Silber, Beryll und Bergkristall. Basis, Quer¬

balken und Stützbalken der goldenen Balustrade sind aus Beryll gefertigt und sind wohlgeformt, ansehnlich und lieblich. Diese Teiche sind außerdem mit

kühlem Wasser und mit honiggleichem Wasser gefüHt. Sie sind ganz von

Utpala-, Padma-, Kumuda- und weißen Lotusblumen bedeckt. Auf diesen

zwitschern verschiedene auf dem Wasser lebende Vögel, die eine schön klin¬

gende Stimme, eine angenehme Stimme, eine liebliche Stimme und jede belie¬

bige Gestalt haben."

In dieser Form sind Teichbeschreibungen in anderen Sütras (Mahäparinir-

väriasütra) und Avadänas (Mahäsudarsana, Mändhätä) immer wieder zu fin¬

den. Noch reicher ausgeschmückt ist die Beschreibung in LPS(chin) (z. B.

Taishö, Bd. 32, S. 182a, 13—24):

,, Zwischen diesen sieben Baumreihen befinden sich überall verstreut Teiche mit zahlreichen Blumen. Sie sind 100 himmlische Bogen(schußweiten) lang und breit und ganz mit himmlischem Wasser gefüllt. Mit Ziegeln aus viererlei kostbaren Materialien sind Boden und Uferrand ausgelegt. Sie sind aus Gold, Silber, Beryll und Bergkristall gefertigt. Auf den vier Seiten dieser Teiche be¬

finden sich Stufen aus Ziegeln in viererlei wertvollen Materialien. In jedem Teich gibt es unermeßlich viele Blumen. Sie sind aus fünferlei kostbaren Ma¬

terialien gefertigt, nämlich aus Gold, Silber, Beryll, Bergkristall und Sma¬

ragd.

In allen diesen Teichen schwimmen Schiffe aus viererlei kostbaren Mate¬

rialien, nämlich aus Gold, Silber, Beryll und Bergkristall. Außerdem gibt es acht Arten von Wasserspielen, nämlich folgende: (1) einen Turm, von dem man ins Wasser springt, (2) (eine Vorrichtung) aus sieben kostbaren Materia¬

lien, unter der Wasser über den Körper geschüttet wird, (3) ein Gerät, mit dem man das Wasser schlägt, um Musik zu erzeugen, (4) (ein Gerät), mit dem man zum Spiel das Wasser spritzen läßt, (5) ein Wagen mit Wasserrädern, (6) ein schwimmendes Haus, (7) ein Pelikan mit Rädern aus kostbaren Materia¬

lien, (8) ein Turm mit Seilen, die von selbst herunterhängen, sich kreisförmig bewegen und (das Wasser) schlagen, so daß es sich kräuselt. In diesen (Tei¬

chen) fahren Gottheiten beiderlei Geschlechts in Schiffen umher und amüsie¬

ren sich. Eben diese Schiffe schwimmen schnell oder langsam, je nach

Wunsch. Wenn in den Gottheiten der Wunsch aufkommt, das Schiff möge

dorthin (schwimmen), so schwimmt es sofort dorthin."

Besonders auffällig sind hier die acht Wasserspiele. Auch in LPS(pa) wer¬

den Wasserspiele aufgezählt; es sind allerdings nur sieben'^. E. Denis, der

12 Der Text lautet in LPS(pa) I 31, 18—19: tattha pakkhhtä udakamälikä

valikä uddharanakä khatakhatakä hamiyäni udakanandiyävattä (Hrsg.

trennt udakanandiyä vattä) udakasovatdkä. Zur Beschreibung der Was¬

serspiele vgl. auch E. Drescher: Mechanische Vorrichtungen (Yantra)

im Ahen Indien. Diss. München 1982, S. 18—22, S. 82—100 S 117—

128, S. 140—144.

(5)

Bearbeiter der Lokapanfiatti, hält diese Stelle für verderbt (II, S. 45, Anm.

12), weist aber darauf hin, daß der Päli-Wortlaut an beiden Belegstellen im

Text und in beiden Manuskripten derselbe ist. Wenn die Annahme von E.

Denis zutrifft, dürfte schon der der Päli- und der chinesischen Version zu¬

grundeliegende Sanskrit-Wortlaut unklar gewesen sein. In diesem Fall könn¬

ten hier ursprünglich die sonst klischeehaft aufgeführten acht Eigenschaften des Wassers" gemeint gewesen sein. M. E. ist aber auch nicht auszuschlie¬

ßen, daß auch im Sanskrit eine der Päli-Version entsprechende Liste von

acht Wasserspielen angeführt war, die dann im Chinesischen in ähnlich inter¬

pretierender Weise umgesetzt wurde wie z. B. die Aufzählung von Bauten in

der Beschreibung von Sudarsana, der Stadt der Träyastriinsa-Götter.

In allen LP-Versionen nimmt die Schilderung der drei Unterkalpa

,, Schwert", ,, Krankheit" und ,, Hungersnot", der drei Kalpas der Rückent¬

wicklung durch Feuer, Wasser und Wind sowie die anschließende Entwick¬

lung der Menschen einen breiten Raum ein." Allerdings wird in LPS(tib) von

den drei Kalpas der Rückentwicklung nur die durch Feuer ausführlich darge¬

steUt.

Im folgenden möchte ich mich auf die unterschiedlichen Überlieferungen

bei der Darstellung der Entwicklung der Menschen beschränken, die außer in

DÄ Nr. 30 in den übrigen Versionen jeweils auf die Beschreibung der Zeit¬

alter der Rückentwicklung folgt. In DÄ Nr. 30 sind die drei Zeitalter der

Rückentwicklung schon in Kapitel 9 behandelt, während die Kosmo- und

Anthropogonie in Kapitel 12 an die Beschreibung der drei Unterkalpa an¬

is Vgl. z. B. Abhidharmakosabtiäsya (Hrsg. P. Pradhan), S. 160,14—15:

tad dhi päniyam s'ilalam ca svädu ca laghu ca mrdu cäccham ca

nispratikam ca pibatas ca kant harn na ksirioti pilarn ca kuksirn na vyäbä- dhate. ,, Dieses Wasser ist kühl, süß, leicht, weich, rein, frei von üblem Geruch, schadet der Kehle des Trinkenden nicht, und das getrunkene (Wasser) quält den Magen nicht."

i-» LPS(skt) Fragment 2, Fol. 18 VI— 2: ,,Den Dachpavillons, Spitzgiebel¬

häusern, Häusern, Palästen, Sommerhäusern, Belvederes, Galerien ist

durch Frauengruppen Glanz verliehen." Dieser Text ist in Taishö, Bd. 32, S. 183a8 —12 folgendermaßen wiedergegeben: ,,(ln) dieser gan¬

zen Götterstadt gibt es einige Wohnsitze mit vier angemessenen Räumen;

einige Wohnsitze sind spitzgiebelige Häuser; einige Wohnsitze sind hohe Türme mit vielen Stockwerken; einige Wohnsitze sind Wolkenkratzer mit Belvederes; einige Wohnsitze sind ringsherum aus allen kostbaren

Materialien, entsprechend dem Glück und den Vorzügen (ihrer Bewoh¬

ner), vollkommen gefertigt."

'5 In den Sästra-Versionen haben diese Beschreibungen z. B. folgenden

Umfang: LPS(tib) Peking, Bd. 115, Khu, Fol. 54bl—82a6 (= ca. 25 %

des Gesamtumfangs). LPS(pa) I, S. 177—220 (= ca. 19%). LPS(chin)

Taishö Nr. 1644, Bd. 32, S. 215bl—226a7 (= ca. 20%, wobei der Text

am Schluß wohl unvollständig ist).

(6)

schließt. Alle Versionen enthalten eine der Aggaüfia-Kosmogonie"' entspre¬

chende Entwicklung der Welt und der Menschheit bis zur Wahl des Mahä¬

sammata und der Erklärung des Namens ksatriya.

In den Sütra-Versionen folgt darauf eine Säkya-Genealogie, d. h. eine Li¬

ste von Königen nach Mahäsammata bis Rähula, dem Sohn des Buddha Sä¬

kyamuni, mit dem die Dynastie erlischt. Die Entstehung der übrigen Stände

bildet den Abschluß der Sütra-Fassung der LP. Am Schluß des LPS{chin)

fehk die Beschreibung ab der Wahl des Mahäsammata. Wahrscheinlich ist

schon das Paramärtha vorliegende Sanskrit-Original unvollständig gewesen,

da auch die Rückentwicklungen durch Wasser und durch Wind fehlen und

anzunehmen ist, daß der Aufbau dem des LPS(pa) entsprach.

In LPS(pa) wird die Entwicklung der Menschheit bis zur Wahl des Mahä¬

sammata (I, S. 204,6—212,22) dargesteUt und danach die Entstehung der

Stände khattiya (I, S. 212,22—213,3), brähmana (I, S. 213,4—19), vessa (I,

S. 213,19— 214,1). Diese Ätiologien werden jeweils mit einem Satz abge¬

schlossen, der dem jeweiligen Schlußsatz im Agganha-Sutta ganz ähnlich ist.

So heißt es z. B. (I, S. 213,1—3):

evam kho imassa pathamassa khattiyamandalassa abhinibbati hoti agganhe-

neva puränena dhammena no adhammena lesam yeva sattänain ananhesam.

dhammo settho janatänarn.

,,So fürwahr kommt es zur Entstehung dieses ersten Ksatriya-Kreises, nach dem urzeitlichen, alten Weltgesetz, nicht gegen das WeUgesetz dieser Wesen gerade, nicht anderer. Das Weltgesetz ist das beste für die Menschen."

Es folgen ätiologische Worterklärungen für caridäla und für verschiedene

Bohnensorten (muga, mäsa). Daran schheßt sich noch die Beschreibung der

Rückentwicklung durch Wasser und Wind an.

In LPS(tib) wird nach der Erklärung der Wörter ksatriya und räjan zur

Bestätigung der Kanonizität dieser ganzen Kosmogonie ein Zitat aus dem

dem Agganha-Sutta entsprechenden VäsisthaBhäradhväja-Vyäkarana ge¬

kürzt angeführt. Das Zitat endet mit dem Satz (Peking, Bd. 115, Khu, Fol.

77al— 2):

gNas jog 'di ni rgyal rigs kyi cho rigs jig rten du byuh ba 'i gtan tshigs kyi mchog yin te / de yan chos bzin du byed pa yin gyi chos ma yin pas ni ma yin no // de la 'di ni rgyal ba 'i dbah po mchog rnams kyi chos so /

,,Dies, Vasistha, ist der vorzüglichste Grund für das Entstehen der Gruppe der Ksatriya in der Welt. Dies ist dem Wehgesetz entsprechend, nicht aber dem Weltgesetz widersprechend. Dabei ist dies das vorzüglichste Weltgesetz der ersten unter den Siegreichen.""

1« Vgl. K. Meisig: op. cit. (Amn. 8), S. 104—145.

" Im Sanghabhedavastu (hrsg. von R. Gnoli) I, S. 11,28—12,2 lautet der entsprechende Sanskrit-Text: ayampuräno 'gränih ... lokeprädurbhävo

bhavati / yatas ca dharmena nOdharmena / taträyarn dharmah srestho

jinendränäm /.

(7)

Darauf folgt die Säkya-Genealogie, für die der Abhidharma als Quelle an¬

gegeben wird. Eine wesentlich längere Liste mit ca. 150 Königsnamen von

Mahäsammata bis Rähula ist dem Vinaya entnommen. Tatsächlich gibt es

für die ganze Kosmogonie bis zum Ende der Säkya-Genealogie eine wörtliche

Parallele im Sanghabhedavastu I, S. 7—32 des Vinayavastu der Mülasarvä¬

stivädin. Mit dieser Säkya-Genealogie ist das 11. Kapitel des LPS(tib) been¬

det.

Für die weitere Entwicklung dieses Kapitels ist bemerkenswert, daß in

einem Sanskrit-Fragment aus Gilgit, das noch die letzte Seite des 11. Kapitels

und den Beginn des 12. Kapitels enthält, eine fragmentarische Genealogie

der Maurya-Dynastie'* den Abschluß des 11. Kapitels bildet.

Im Abhidharmalcosabhäsya, in dem die Lehren der Lolcaprajriapti, des

Abhidharma-Werkes der Sarvästivädin, im dritten Kapitel zusammengefaßt

sind, fehlt die Genealogie des Säkya-Geschlechtes, und die Beschreibung

hört mit den Etymologien von /(satriya und räjan auf.

Wir haben also in Abhidharmalcos'abhäsya, LPS(pa) und eventuell

LPS(chin), die Überlieferung der Kosmogonie, die mit der Wahl des Mahä¬

sammata und der Entstehung der Stände abgeschlossen ist, in den Sütra-Ver-

sionen und LPS(skt/tib) die Kosmogonie, die mit der Säkya-Genealogie en¬

det. In diesem letzten Teil finden wir die stärksten Erweiterungen der LP-

Kosmogonie. Denn während die erste Königsliste in LPS(tib) noch etwa die¬

selbe Länge wie die der Sütra-Versionen", d. h. ca. 50 einzelne Namen, auf¬

weist, enthält die zweite Liste schon dreimal so viele Namen, und schließlich

wurde diese Liste noch um eine Maurya-Genealogie erweitert. Allerdings

scheint die Säkya-Genealogie ein alter Bestandteil der LP zu sein, da sie nicht

nur in den ältesten Sütra-Fassungen schon enthalten ist, sondern auch in

LPS(tib) auf eine Abhidharma-QueWe hingewiesen wird. Soweit bekannt, ist

eine solche Säkya-Genealogie in keinem anderen Abhidharma-'^erV. enthal¬

ten. So kann man nur annehmen, daß das LPS der Mülasarvästivädin hier

auf die LP aus dem Abhidharma der Sarvästivädin verweist. Man muß dabei

aber im Auge behalten, daß das der Sarvästiväda-Schule nahestehende Abhi¬

dharmakosabhäsya des Vasubandhu die Königsliste nicht enthält.

Im Rahmen dieses Vortrages konnte ich leider nur ganz oberflächlich auf

die Tendenzen in der Tradierung der buddhistischen Kosmologie eingehen.

Schon in den frühesten LP-Sütra-Versionen liegt uns das voll entwickelte

buddhistische kosmologische System mit dem Weltbild der ,, jüngeren

S. Dietz: Remarks on a fragmentary list of kings of Magadha. In: Wie¬

ner Zeitsehrift für die Kunde Südasiens Ilm Druck. Erscheint

demnächst |.

" Vgl. G. Tucci: Note indologiche. In: Opera Minora. Roma 1971 (Uni¬

versitä di Roma. Studie Orientali pubblicati a cura della Scuola Orienta¬

le. VI). I, S. 259—265.

(8)

Zeit"2o vor. Wir finden die Idee von den Ringgebirgen und Ringmeeren mit

Meru im Zentrum. Ihre Höhe und Entfernung voneinander nimmt nach in¬

nen hin in geometrischer Progression zu. Das gleiche gilt für die Höhe der

Gipfel, die Tiefe der Terrassen usw., die auf dem Meru gelegen sind. An der

Aufzählung der Sähasralokadhätu am Anfang der LPS-Versionen wird die

Systematisierung deutlich. Die rein kosmographischen Teile wurden nicht

oder kaum geändert, doch die übrigen Teile wurden entweder durch phanta¬

sievolle, klischeehafte Bilder oder entsprechend den buddhistischen religiö¬

sen oder auch dynastischen Vorstellungen erweitert. Die klischeehaften Bil¬

der sind schon in den frühen Sütras des Päli-Kanons nachzuweisen, z. B. bei

stereotypen Stadtbeschreibungen wie der von Dipavati oder Sudassana. Ein

Beispiel für die Erweiterung nach dynastischen Prinzipien, um ein bestimm¬

tes Herrschergeschlecht zu verherrlichen, wurde angeführt. Die langen Be¬

schreibungen der Zeitalter, der Höllen, der Folgen von guten und schlechten

Taten in den Sästra-Versionen, in denen diese etwa die Hälfte des Textes aus¬

machen, zeugen davon, daß nicht nur die Systematisierung bis ins kleinste

Detail, sondern auch die religiöse Belehrung und Ermahnung ein Hauptan¬

liegen auch der kosmologischen Texte ist.

Vgl. W. Kirfel: Die Kosmographie der Inder. Bonn 1920, S. 185.

(9)

SIVÄGRAYOGIN'S COMMENTARIES

ON THE SIVAj5rÄNABODHAM

By Jayandra Soni, Innsbrucic

The Sivajmnabodham (SJB) is a text that has the special status of being a

sruti for the religio-philosophical system of Saiva Siddhänta in the form in

which it still survives today, especially in South India. On the basis of this

text the paper discusses the major concepts of the system — the entire text

and translation of the Sivajmnabodham are given at the end and the survey

is based on Sivägrayogin 's commentaries on it; I pointed out at the meeting that his brief gloss (laghutiliä) provides an excellent overview of the entire sy¬

stem — for reasons of space, the full text of the gloss together with a trans¬

lation cannot be included here. This paper therefore limits itself to a discuss¬

ion of a few points about the origin of the Sivajhänabodham, about the

commentator Sivägrayogin, and then provides a brief summary of the main

tenets of Saiva Siddhänta thought on the basis of Sivägrayogin's commen¬

taries.

About the Sivajhänabodham (SJB)

It has not yet been conclusively established whether the Sivajmnabodham is a text that is originally in Sanskrit and part of the Raurava Ägama or whe¬

ther it is an independent work and, possibly, originally in the Tamil lan¬

guage. As regards this problem it is interesting to read what the editor Pandit

N. R. Bhatt says with authority in the Preface (pp. ii — iii) to his two-

volume edition of the Rauravägama:^

"There exists a work of 12 s'lolcas, the Sivajhänabodham. This is the fun¬

damental text which is the most important authority of the Saivite philoso¬

phy which is called Saivasiddhänta. Two commentators of these sülras, Sivä¬

grayogin and Sadäsiva Siväcärya claim that these 12 s'lolcas are taken from the Rauravägama. Certain Tamil commentators even claim that it belongs to

the 12th adhyäya of the 73rd patala called päsavimocana-patala, of the

Rauravägama ...

Published by the Institute Francais d'Indologie in Pondichery, 1961 — 1972. The English translation of the French given here is taken from the manuscript of my forthcoming book Philosophical Anthropology in Sai¬

va Siddhänta with Special Reference to Sivägrayogin. Delhi: Motilal Ba¬

narsidass.

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