• Keine Ergebnisse gefunden

Gold und Silber in der Warteschleife

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Gold und Silber in der Warteschleife"

Copied!
10
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Gold und Silber in der Warteschleife

09.06.2014 | Eugen Weinberg

Die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren hat sich in diesem Jahr spürbar abgeschwächt. Dafür

verzeichnen die Gold-ETFs deutlich weniger Abflüsse. Wir rechnen damit, dass sich die zuletzt schwächere physische Nachfrage in Asien im zweiten Halbjahr beleben wird. Dies sollte zu einem steigenden Goldpreis führen, zumal der Gegenwind seitens der ETF-Anleger weiter nachlassen dürfte. Die Schwäche des

Silberpreises erklärt sich mit der niedrigeren Industrienachfrage. Eine Belebung dort sollte zu einem Anstieg des Silberpreises führen. Das steigende Minenangebot stellt dagegen für Silber weiterhin ein

Belastungsfaktor dar.

Während sich der Goldpreis im ersten Quartal noch deutlich von seinem letztjährigen Absturz hatte erholen können und zwischenzeitlich 14% im Plus lag, ist der Aufwärtstrend inzwischen gestoppt. Nach seinem Jahreshoch Mitte März fiel der Preis zunächst innerhalb von zwei Wochen um 8% und befand sich seitdem in einem Seitwärtstrend zwischen 1.280 und 1.320 USD je Feinunze. Dieser wurde Ende Mai deutlich nach unten durchbrochen. Gold handelt inzwischen nur noch bei knapp über 1.240 USD auf einem 4-Monatstief (Grafik 1). Was sind die Gründe für die zunächst erfolgte Preiserholung und den darauffolgenden

neuerlichen Preisrückgang?

Insgesamt zeigte sich die Goldnachfrage im ersten Quartal laut dem im Mai veröffentlichten Quartalsbericht des World Gold Council zu den Nachfragetrends robust. Gegenüber dem relativ starken Vorjahresquartal ist die Nachfrage zwar marginal um 2% zurückgegangen. Allerdings zeigte sie sich stärker als im vierten Quartal 2014 und stieg erstmals seit zwei Quartalen wieder über die Marke von 1.000 Tonnen (Grafik 2, Seite 2). Sie liegt mit 1.075 Tonnen auch deutlich über dem Durchschnitt der letzten Jahre für das erste Quartal von 1.014 Tonnen.

Die Aufteilung der Nachfrage in Investment-, Schmuck-, Industrie- sowie Zentralbankennachfrage hat sich nur wenig verändert. Die Investmentnachfrage insgesamt hat sich mit 283 Tonnen gegenüber dem Vorjahresquartal nur marginal verringert, die Zusammensetzung änderte sich jedoch erheblich: Die Nachfrage nach Münzen und Barren ist gegenüber dem allerdings recht starken Vorjahresquartal um fast 40% auf ein 4-Jahrestief von 283 Tonnen eingebrochen. Verantwortlich hierfür waren vor allem China und Indien. Dafür kam es jedoch zu einer "Erholung" der Gold-ETF-Nachfrage. Denn aus den Gold-ETFs floss zwischen Januar und März allerdings kaum noch Gold ab, während im Vorjahresquartal noch 177 Tonnen Gold aus den ETFs verkauft wurden.

Insgesamt stand ein Rückgang der Investmentnachfrage von knapp 5 Tonnen zu Buche. Da ETF-Abflüsse auf eine geringere Nachfrage in den westlichen Industrieländern hindeuten, schien im ersten Quartal die im letzten Jahr beobachtete Nachfrageverschiebung von den westlichen Märkten nach Fernost und Indien erst einmal gestoppt.

Ähnlich wie die aggregierte Investmentnachfrage zeigte sich auch die globale Schmucknachfrage im ersten Quartal recht stabil (Grafik 2). Gegenüber dem bereits starken Vorjahresquartal, welches bis zu diesem Zeitpunkt das höchste Quartalsergebnis seit dem ersten Quartal 2011 darstellte, stieg die

(2)

Schmucknachfrage noch einmal um 3% an. Die Schmucknachfrage lag zudem 5% über dem

Durchschnittsniveau für das erste Quartal der sechs vorangegangenen Jahre. Es ist allerdings zu beachten, dass aufgrund des stark gefallenen Goldpreises der Dollarwert des weltweit für Schmuckzwecke

nachgefragten Goldes, trotz der in Tonnen gemessenen stabilen Nachfrage, gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken ist (von 29 Mrd. USD um rund 18% auf 24 Mrd. USD).

Haupttreiber der Schmucknachfrage waren asiatische Länder inkl. des Mittleren Ostens: In China stieg die Schmucknachfrage um 10% auf rund 203 Tonnen, was das Reich der Mitte zum mit Abstand größten Nachfrager in diesem Segmant vor Indien mit 146 Tonnen (-9%) macht. Die Länder des Mittleren Ostens konnten noch stärker zulegen, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau (+13% auf 55 Tonnen). Leichte Zuwächse gab es ebenfalls in Italien/Großbritannien und den USA (+10% auf 6 Tonnen bzw. +5% auf 19 Tonnen), während die Schmucknachfrage in der Türkei um 12% auf 14,5 Tonnen zurückging. Dies dürfte vor allem auf den starken Verfall der Türkischen Lira zu Jahresbeginn zurückzuführen sein, welcher Gold in heimischer Währung erheblich verteuerte.

Die Nachfrage der Industrie verharrte auf einem Niveau von rund 100 Tonnen. Die Zentralbanken kauften zwischen Januar und März mit 122 Tonnen geringfügig weniger Gold als im Vorjahresquartal, was

angesichts der Währungsturbulenzen in den Schwellenländern aber noch immer eine beachtliche Menge ist.

Mit Blick auf die Zentralbanken ist außerdem erwähnenswert, dass die Europäische Zentralbank, die 18 dem Eurosystem angeschlossenen nationalen Notenbanken, die schwedische Riksbank und die Schweizerische Nationalbank im Mai ein Nachfolgeabkommen (CBGA IV) für das im September auslaufende dritte

Goldabkommen der Zentralbanken geschlossen haben. Darin bekräftigen die unterzeichnenden Zentralbanken ihren Willen, während der Laufzeit des Abkommens ihre Goldbestände stabil halten zu wollen. Zwar verzichteten die unterzeichnenden Zentralbanken im Gegensatz zu den vorangegangenen CBGA I-III auf ein explizites Verkaufslimit (bisher 400 Tonnen, zuvor zwischenzeitlich 500 Tonnen).

Allerdings haben die teilnehmenden Banken ihr vereinbartes Verkaufslimit letztmals im Vertragsjahr 2007/08 annähernd ausgenutzt und seit 4 Jahren so gut wie gar kein Angebot mehr dem Markt zugeführt (Grafik 3).

Der Abschluss des CBGA IV deutet darauf hin, dass sich dies nicht so bald ändern wird.

Für das laufende Quartal scheint sich die positive Nachfrageentwicklung aus den ersten drei Monaten des Jahres erst einmal nicht fortzusetzen: So kam es im bisherigen Verlauf des zweiten Quartals wenn auch in geringem Maße wieder zu ETF-Abflüssen: Nach einem nahezu unveränderten ersten Vierteljahr (-0,2 Tonnen nach WGC-Abgrenzung, -3,4 Tonnen nach Bloomberg-Abgrenzung), sind im bisherigen Verlauf der zweiten Dreimonatsperiode 40 Tonnen nach Bloomberg-Abgrenzung aus Gold-ETFs abgezogen worden.

Nichtsdestotrotz ist dies natürlich immer noch ein sehr geringer Wert im Vergleich mit den rekordhohen Abflüssen im zweiten Quartal 2013 von rund 400 Tonnen.

Dass die physische Nachfrage nach Münzen, Barren und Schmuck auf Quartalssicht stark genug ansteigt, um dies zu kompensieren scheint eher fraglich. Darauf deuten u.a. die verhaltenen Münzabsätze in den USA hin, die im April und Mai nochmals unter dem bereits recht niedrigen Durchschnittsniveau des ersten

Quartals lagen. Der WGC rechnet zudem damit, dass sich die Schmucknachfrage im Laufe des zweiten Quartals wieder dem langfristigen Durchschnitt annähert, dies impliziert einen Rückgang gegenüber dem

(3)

Niveau des ersten Quartals von rund 50 Tonnen. Die Nachricht eines merklich nachgelassenen

"Goldhungers" Chinas kann bereits ein Indiz dafür sein. Das weltgrößte Goldnachfrageland hat im April deutlich weniger Gold aus Hongkong importiert hat als in den Vormonaten. Die Einfuhren fielen dabei auf Nettobasis auf 67 Tonnen, den niedrigsten Stand seit 14 Monaten (Grafik 4). Offensichtlich sitzen die chinesischen Banken nach den starken Importen der Vormonate auf hohen Beständen, was die Importdynamik vorerst bremst.

Auch Meldungen aus Indien sprechen nicht für eine Erholung der Nachfrage in diesem Quartal. So scheint die neu gewählte Regierung einer schnellen Lockerung der Goldimportrestriktionen kritischer

gegenüberzustehen, als dass dies zunächst den Anschein hatte. Die Vorgängerregierung und die Zentralbank hatten vor etwa einem Jahr als Reaktion auf die deutlich gestiegenen Goldeinfuhren u.a. die Importsteuer auf 10% angehoben und zudem verfügt, dass 20% des importierten Goldes für den Re-Export zurückbehalten werden müssen. Ziel dieser Maßnahmen war es, das rekordhohe Leistungsbilanzdefizit einzudämmen und damit den Verfall der Indischen Rupie zu stoppen. Auch wenn diese Ziele mittlerweile erreicht sind (Grafik 5), möchte die neue Regierung unter Premierminister Modi mit einer Entscheidung über die Restriktionen offenbar noch bis zur Verabschiedung des neuen Haushalts im Juli warten. Denn es wird befürchtet, dass nach einer Lockerung der Beschränkungen die o.g. Probleme der indischen Wirtschaft wieder aufbrechen.

Der jüngste Preiseinbruch ging vor allem vom Futures-Markt aus. Der Druck von dieser Seite dürfte zunächst noch anhalten. Denn durch den Preisrückgang seit Ende Mai hat sich das charttechnische Bild deutlich eingetrübt (Grafik 1, Seite 1), was weitere spekulative Anleger auf fallende Preise setzen lassen könnte. Auf Sicht der kommenden Wochen überwiegen daher die Abwärtsrisiken für den Goldpreis, sodass ein erneuter Test der Tiefstände von Mitte und Ende letzten Jahres bei 1.180 USD je Feinunze nicht ausgeschlossen werden kann. Wir tragen dem Rechnung und revidieren unsere Goldpreisprognose zum Jahresende um 50 USD auf 1.350 USD je Feinunze nach unten. Wir gehen davon aus, dass die Goldnachfrage in Indien nach der von uns erwarteten Lockerung der Importbeschränkungen im Vergleich zum ersten Halbjahr und zum Vorjahr merklich anziehen wird.

Auch China dürfte nach der gegenwärtigen Schwäche in den kommenden Monaten wieder mehr Gold nachfragen, sobald die Lagerbestände bei den Banken abgebaut sind. So rechnet auch der WGC für 2014 mit einer chinesischen Goldnachfrage, welche nur knapp unter der des Vorjahres liegt. Dies setzt merklich höhere monatliche Importe als im April voraus. Seitens der ETFs sollte der Gegenwind weiter nachlassen.

Deutliche Zuflüsse sind angesichts der gegen Jahresende absehbaren Zinserhöhungsspekulationen in den USA allerdings nicht zu erwarten. Wir prognostizieren daher auch für das nächste Jahr nur noch einen Goldpreisanstieg auf 1.400 USD je Feinunze.

Das weltweite Silberangebot ist im letzten Jahr laut Thomson Reuters GFMS und Silver Institute um 2% auf ein 4-Jahrestief von 978,1 Mio. Unzen (30,4 Tsd. Tonnen) gesunken (Grafik 6). Ausschlaggebend hierfür war ein Einbruch des Angebots an Altsilber, welches weltweit um 24% auf 191,8 Mio. Unzen (6 Tsd. Tonnen) zurückging. Dies war der stärkste Jahresrückgang seit mehr als 30 Jahren und das niedrigste Niveau von Altsilber seit dem Jahr 2001. Hauptverantwortlich hierfür war das deutlich gesunkene Preisniveau, wodurch die Wiedergewinnung von Silber weniger attraktiv wurde. Dies gilt vor allem für die Industrieländer in Europa und Nordamerika, wo es zu merklichen Rückgängen bei Altsilber kam. Besonders augenfällig ist allerdings der Einbruch von Altsilber in Indien um knapp 80%. Eine Rolle hierfür könnten neben dem Preisrückgang auch die staatlich eingeführten Importrestriktionen bei Gold gespielt haben. Juweliere und Haushalte haben statt auf Gold anscheinend verstärkt auf Silber zurückgegriffen und waren somit weniger bereit, Altsilber zu

(4)

verkaufen.

Die globale Minenproduktion stieg dagegen um 3,4% und erreichte 819,6 Mio. Unzen (25,5 Tsd. Tonnen) ein neues Rekordniveau. Dies war der zugleich elfte Jahresanstieg in Folge. Sowohl die Primär- als auch die wichtigere Sekundärminenproduktion verzeichneten 2013 Anstiege. GFMS und Silver Institute führen dies auf die Inbetriebnahme neuer Silberminenprojekte und eine steigende Kupferproduktion in Südamerika zurück, wo Silber als Nebenprodukt anfällt. Der starke Preisrückgang von Silber hat die Primärproduktion somit ebensowenig beeinträchtigt wie die gesunkenen Preise für Kupfer, Gold und Zink die

Sekundärproduktion. Trotz eines leichten Rückgangs hat Mexiko seine Position als weltgrößter

Silberminenproduzent mit deutlichem Vorsprung verteidigt. Peru konnte seine im Vorjahr an China verlorene Position als zweitgrößter Produzent zurückerobern. Das Reich der Mitte ist trotz eines erneuten Anstiegs der Minenproduktion knapp hinter Peru auf Platz drei zurückgefallen.

Die globale Silbernachfrage stieg im letzten Jahr laut GFMS und Silver Institute um 13% auf ein Allzeithoch von 1.081,1 Mio. Unzen (33,6 Tsd. Tonnen, Grafik 7). Haupttreiber war eine sehr robuste Nachfrage nach Münzen und Barren, welche um 76% auf ein Rekordhoch von 245,6 Mio. Unzen (7,64 Tsd. Tonnen) zulegte.

Begünstigt wurde dies durch eine eine gestiegene Barrennachfrage in Indien, u.a. weil indische Haushalte durch die Engpässe bei Gold aufgrund der staatlichen Importrestriktionen auf Silberbarren umstiegen. Auch die Schmucknachfrage stieg auf ein Rekordniveau, während die Nachfrage nach Silberwaren ein

3-Jahreshoch erreichte. Schwächer entwickelte sich dagegen die industrielle Nachfrage, welche nichts desto trotz der wichtigste Nachfragesektor bleibt (siehe auch Kasten auf Seite 5). Diese fiel um 1% auf 586,6 Mio.

Unzen (18,2 Tsd. Tonnen) und verzeichnete damit den dritten Jahresrückgang in Folge.

Insbesondere die industrielle Nachfrage in den westlichen Industrieländern war rückläufig, wofür GFMS und Silver Institute neben der schwächeren Wirtschaftsentwicklung Substitutions- und Einspareffekte bei den elektronischen und elektrischen Anwendungen verantwortlich machen. Die höhere Industrienachfrage in Asien und hier insbesondere in China konnte diese Schwäche nicht vollständig ausgleichen. Die

ETF-Nachfrage leistete keinen nennenswerten Beitrag zur gesamten Silbernachfrage. Die Netto-Zuflüsse von auf 1,6 Mio. Unzen bzw. 48 Tonnen reichten nicht einmal aus, um den Rückgang der Industrienachfrage auszugleichen.

Obwohl die physische Nachfrage das Angebot laut Thomson Reuters GFMS und Silver Institute deutlich übertraf, ist der Silberpreis im letzten Jahr stark gefallen, was auf dem ersten Blick überraschend ist. Dieser Widerspruch erklärt sich größtenteils damit, dass das ausgewiesene Angebotsdefizit eine direkte Folge des Preisrückgangs ist. Ohne diesen wäre das Angebots von Altsilber kaum so stark gesunken und die

Nachfrage nach Münzen und Barren sowie Silberschmuck kaum so stark gestiegen.

Die jeweils wichtigsten Komponenten von Angebot und Nachfrage, nämlich das Minenangebot und die Industrienachfrage, haben sich dagegen weiter zu Ungunsten des Preises verschoben. Dies wird nicht nur bei der Betrachtung der gegensätzlichen Vorjahresveränderungen deutlich (Minenangebot gestiegen, Industrienachfrage gefallen). Im letzten Jahr übertraf die globale Minenproduktion die Industrienachfrage um mehr als 200 Mio. Unzen (gut 7 Tsd. Tonnen, Grafik 9). Bis vor wenigen Jahren hielten sich Mineproduktion und Industrienachfrage noch weitgehend die Waage. Der daraus resultierende "Überschuss" musste durch andere Angebots- oder Nachfragekomponenten geschlossen werden, was im letzten Jahr nur aufgrund niedrigerer Preise gelang.

(5)

Damit sich der Silberpreis erholt, müsste sich daher entweder das Minenangebot abschwächen oder die Industrienachfrage beleben. Ein Rückgang der Minenproduktion ist unwahrscheinlich. So weisen GFMS und Silver Institute darauf hin, dass die durchschnittlichen Cash-Kosten für die Primärproduzenten trotz eines leichten Anstiegs 2013 bei weniger als 10 USD je Feinunze lagen. Die Primärproduzenten, welche im letzten Jahr 29% des weltweiten Minenangebots stellten, dürften also bei derzeitigen Marktpreisen von knapp 20 USD je Feinunze noch immer Gewinn machen, selbst wenn man die Fixkosten mit einbezieht. Auch bei der wichtigeren Sekundärproduktion, welche Silber als Nebenprodukt bei der Produktion von Gold, Kupfer, Blei und Zink liefert, sind keine Einschnitte zu erwarten. Hier trägt die Silberproduktion sogar zu einer Senkung der durchschnittlichen Produktionskosten bei. Durch die Ausweitung der Minenproduktion der oben genannten Metalle dürfte das Silberangebot aus diesen Quellen eher weiter steigen.

Entsprechend liegt der Schlüssel für eine Erholung des Silberpreises bei der Industrienachfrage. Dort sollte der Trend zur Substitution und Einsparung von Silber bei vielen Anwendungen allmählich auslaufen. Der weiteren Rückführung des Silbergehalts sind Grenzen gesetzt, um nicht die Qualität und Funktionalität der Anwendungen zu gefährden. Auch das deutlich gesunkene Preisniveau sollte einer weiteren Verdrängung von Silber zugunsten günstigerer Metalle wie bspw. Kupfer entgegenstehen.

Die Photovoltaik-Industrie als wichtigster Bereich der Industrienachfrage sollte nach den zuletzt

schwächeren Jahren wieder wachsen. Denn die Überkapazitäten vor allem in China dürften weitgehend abgebaut sein. Andere Länder wie z.B. Saudi-Arabien planen zudem den Aufbau von Photovoltaik-Anlagen.

Dadurch soll der steigende Bedarf an Rohöl und Erdgas zur Stromerzeugung eingedämmt werden, damit diese Energieträger für den Export zur Verfügung stehen. Dies spricht neben der Aufhellung der

Wachstumsaussichten in den USA und Europa für eine Erholung der industriellen Silbernachfrage. Denn gerade in den westlichen Industrieländern war die Silbernachfrage für industrielle Zwecke in den letzten Jahren rückläufig (Grafik 10).

Der Silberpreis ist in den letzten Wochen noch stärker als der Goldpreis unter Druck geraten. Mit 18,6 USD je Feinunze war Silber Ende Mai so billig wie zuletzt vor elf Monaten. Das Gold-Silber-Verhältnis erreichte Anfang Mai mit 68 sogar das höchste Niveau seit August 2010 (Grafik 11). Auch bei Silber waren

(Leer-)Verkäufe spekulativer Finanzanleger für den Preisverfall mitverantwortlich. Bestanden im März bei dieser Anlegergruppe noch beträchtliche Netto-Long-Positionen, so setzen die spekulativen Finanzanleger mittlerweile mehrheitlich auf einen fallenden Silberpreis (Grafik 20, Seite 9). Dies war in den letzten acht Jahren nur in sieben Wochen der Fall. Die Netto-Short-Positionen erreichten Ende Mai sogar das höchste Niveau seit Beginn der Datenreihe im Juni 2006. Der hohe Pessimismus der Finanzanleger spricht dafür, dass der Preisverfall nahezu abgeschlossen ist. Denn häufig stellen extreme Positionierungen dieser Investorengruppe Wendepunkte bei der Preisentwicklung dar.

Wir haben zwar analog zu Gold auch unsere Preisprognose für Silber nach unten angepasst, gehen aber weiterhin von steigenden Preisen aus. Für Ende 2014 rechnen wir mit 21 USD je Feinunze (bislang 24 USD). Im Verlaufe des nächsten Jahres erwarten wir einen Anstieg auf 23 USD je Feinunze (bislang 27 USD). Wie oben geschildert sehen wir eine Erholung der Industrienachfrage. Dadurch sinkt das

Silberangebot, welches für die Investmentnachfrage zur Verfügung steht. Die Investmentnachfrage bei Silber stellte sich im Vergleich zu der bei Gold schon im letzten Jahr stabiler dar. Diese Tendenz hat sich im laufenden Jahr bislang fortgesetzt. So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs seit

Jahresbeginn Zuflüsse von 275 Tonnen (Grafik 21, Seite 9). Die Absätze von US-Silbermünzen lagen in den ersten fünf Monaten nur knapp unter dem außerordentlich hohen Vorjahresniveau.

(6)

Die industriellen Anwendungen von Silber

Aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften kommt Silber in so zahlreichen industriellen Anwendungen zum Einsatz wie kaum ein anderes Metall. Dank seiner herausragenden Leitfähigkeit ist Silber für die

Elektroindustrie und elektronische Industrie unentbehrlich. Hier ist insbesondere der Bereich Photovoltaik zu nennen, dessen rasante Expansion den industriellen Bedarf von Silber bis zum Jahr 2010 maßgeblich getrieben hat. Allerdings ist der Silberanteil pro Solarzelle in den letzten zehn Jahren um 77% reduziert worden. So erklärt sich auch der Nachfragerückgang der letzten Jahre (Grafik 8). Weitere wichtige

Anwendungen im Bereich Elektrik und Elektronik sind elektrische Leiter, Schalter, Kontakte und Sicherungen sowie die Beschichtung von Datenträgern wie DVDs.

Auch in Batterien kommt Silber zum Einsatz. Aus Umwelt- und Sicherheitsaspekten ersetzen

Silberoxid-Batterien zunehmend Lithiumionen-Batterien in mobilen Geräten und Laptops. Dank seines außerordentlich guten Reflexionsvermögens kommt Silber außerdem in Spiegeln und Glasbeschichtungen zur Anwendung. Seine speziellen Eigenschaften im flüssigen sowie festen Aggregatszustand prädestiniert Silber auch zur Mischung mit anderen Metallen über das Lötverfahren (brazing, soldering). Die daraus gewonnenen Legierungen (silver brazing alloys) werden in der Ausstattung von Klimaanlagen, Kältetechnik und der Stromversorgung verwendet.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Silber ist die chemische Industrie. Dort kommt Silber v.a. als Katalysator bspw. zur Produktion von Ethylenoxid zum Einsatz, welches ein wichtiges Vorprodukt bei der Herstellung von Polyesterfasern, Textilien und Plastikverpackungen ist. Da Silber Bakterien und Algen abtötet, spielt es auch bei der Wasseraufbereitung, Oberflächenbehandlung und Desinfektion eine wichtige Rolle. Silber kommt außerdem in der Fotoindustrie zur Anwendung, u.a. für Röntgenaufnahmen und für analoge Fotographie. Letztere verliert aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung aber seit Jahren kontinuierlich an Bedeutung.

Neben diesen herkömmlichen gibt es auch einige neue Anwendungsbereiche. Nennenswerte Beispiele sind die Festkörperbeleuchtung (SSL) mit Hilfe von Silberelektroden, die Touchscreen-Technologie, wo Silber die Standfestigkeit von Glas erhöht, und die drahtlose Übertragung von Daten (RFID-Chips). Zusätzliche Impulse könnte die Silbernachfrage durch den zwar noch kleinen aber schnell wachsenden Markt der antimikrobielle Beschichtungen erfahren. Hier wird Silber u.a. zur Vermeidung von Geruch und Verfärbung in Textilien sowie in Bandagen und hygienischen Kunststoffen verwendet.

Auf einen Blick

(7)
(8)
(9)

© Eugen Weinberg Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG

(10)

Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen

Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.

Dieser Artikel stammt von GoldSeiten.de Die URL für diesen Artikel lautet:

https://www.goldseiten.de/artikel/209339--Gold-und-Silber-in-der-Warteschleife.html

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw.

bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!

Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2021. Es gelten unsere AGB und Datenschutzrichtlinen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das Management erwartet jedoch, dass die Betriebskosten im dritten Quartal aufgrund der Kostensenkungen niedriger als im zweiten Quartal sein sollten, und dass

Salopp formuliert: Physisches Gold (wie auch Silber) wird allmählich knapp. Käufe am Markt würden den Goldpreis geradezu explodieren lassen. Das wäre für die Leerverkäufer

Wenn Sie hingegen in Ihrem Unternehmen Gold oder andere Edelmetalle erwerben möchten, um diese ins Betriebsvermögen fließen lassen, haben Sie eine deut- lich größere Verantwortung

Für Mitarbeiter/innen, die in der vergangenen Beurteilungsperiode bereits eine leistungsbezogene Zulage („Performance Zulage“) erhalten haben, erhöht sich diese schon

Tabakrauch hat mindestens zwei für Nichtraucher unangenehme Komponenten: er ist gesundheitsschädlich und er stinkt. Wer seine Freizeit früher rauchfrei gestalten wollte, musste

Diese beinhalten, ohne Einschränkung, Aussagen bezüglich: möglicher Ereignisse, Bedingungen oder finanzieller Leistung, die auf Annahmen über zukünftige wirtschaftliche Bedingungen

Die Betriebskosten der Minibagger der neuen Genera- tion sind deutlich niedriger, denn Sie brauchen weniger Zeit und Geld für Wartungsarbeiten, Reparaturen und Treibstoff.. Wie

Da für den Sportunterricht dieses Schuljahr der Schwerpunkt Jonglieren ausgewählt wurde, konnten die Schüler an diesem Aktionstag sich nicht nur selbst jonglierend