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Infektionsrisiko künstlicher Gelenke nie vergessen

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ARS MEDICI 14–16 | 2019

MEDIEN, MODEN, MEDIZIN

Die menschliche Anatomie kann auf- merksame Beobachter immer noch über- raschen: Forscher der Universitätsklinik

Balgrist haben ein neues Band im Kniege- lenk entdeckt: das «Accessory Iliotibial Band-Meniscal Ligament», kurz AIML.

Das AIML ist ein schmaler Faserzug, der zwischen dem Tractus iliotibialis (einem Sehnenstrang entlang der Aus- senseite des Knies) und dem Aussenme- niskus verläuft (s. Abbildung). Das AIML ist eine anatomische Variante der Aufhängung des Aussenmeniskus.

In einer Analyse von MRI-Untersu- chungen bei über tausen Personen war das AIML in 13 Prozent der Fälle vor- handen.

Personen mit AIML haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Risse des Aussen- meniskus. Ein Riss im Vorderhorn des Aussenmeniskus wurde bei 1,2 Prozent der Personen ohne AIML gesehen, je- doch bei 23,5 Prozent der Personen mit einem AIML. Die an der Studie betei- ligten Ärztinnen und Ärzte erklären dies mit einer reduzierten mechani- schen Belastbarkeit, wenn ein AIML vorhanden ist. RBO/Balgrist Medienmitteilung der Universitätsklinik Balgrist vom 5. Juli 2019.

Zu steter Wachsamkeit bei Infekten und kleinen Verletzungen rät die Deut- sche Gesellschaft für Endoprothetik (AE) Trägern von künstlichen Gelenken.

Die Infektion eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks gehört zu den am meisten gefürchteten Komplikationen in der Endoprothetik. Als unmittelbare Komplikation infolge einer periprothe- tischen Infektion während der Opera- tion kommt sie bei zirka 0,5 bis 2 Pro- zent der Patienten vor.

Eine Infektion der künstlichen Gelenke kann aber auch noch Jahrzehnte nach der Implantation auftreten, nämlich dann, wenn Erreger aus einem Infekt- herd über die Blutbahn auf das Implan- tat gelangen und sich dort vermehren.

Auslöser können grössere Infektionen sein, zum Beispiel ein Harnwegsinfekt oder eine Lungenentzündung. Als wei-

tere mögliche Ursachen kommen auch Bakterienquellen wie offene Beine, eine invasive Zahnbehandlung, eine Darm- spiegelung, bei der Polypen abgetragen werden, oder auch eher unscheinbare Verletzungen im Alltag, zum Beispiel bei der Gartenarbeit oder beim Heim- werken, infrage.

Träger von Gelenkprothesen und ihre Hausärzte sollten deshalb jede (!) In- fektion und Entzündung ernst nehmen.

Die Fachgesellschaft rät, auch kleinste Wunden (z.B. durch Nägelschneiden, Gartenarbeit, Kratzer eines Haustiers) immer sofort fachgerecht zu desinfizie- ren und im weiteren Heilungsverlauf im Auge zu behalten. Treten Beschwer- den wie Rötung und Schwellung des Gelenks und vor allem anhaltende Be- lastungsschmerzen auf, sollten diese umgehend vom Arzt abgeklärt werden.

Da das Immunsystem grosse Teile künstlicher Gelenke nicht erreichen kann und sich die Keime auf der künst- lichen Oberfläche relativ ungestört ver- mehren und einen Biofilm bilden kön- nen, sind schon verhältnismässig we- nige Keime in der Lage, eine ernsthafte Infektion auszulösen. Eine realistische Chance, die Infektion durch Antibio- tika in den Griff zu bekommen, bestehe deshalb nur in den ersten drei Wochen nach Beginn der Symptome, heisst es in einer Medienmitteilung. Umso wichti- ger sei es, schnell eine Behandlung ein-

zuleiten. RBO/AE

Medienmitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik vom 9. Juli 2019.

Orthopädie

Infektionsrisiko künstlicher Gelenke nie vergessen

Orthopädie

Neues Band am Knie entdeckt

A:Das neu entdeckte Band (accessory iliotibial-band-meniscal ligament [AIML]) bei einem 41-jährigen Mann mit Schmerzen seitlich vorne am Kniegelenk, mit schematischer Darstellung des AIML (gelb), welches zwischen dem so- genannten Tractus iliotibialis (semitransparente Struktur) und dem Aussenmeniskus (weiss) verläuft. B: Das korre- spondierende Arthroskopiebild zeigt das AIML (Pfeile) mit Insertion am Aussenmeniskus (*) (Abbildung:Balgrist).

A B

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ARS MEDICI 14–16 | 2019

Vor 10 Jahren

Organisierte Sterbehilfe

Die Sterbehilfeorganisation Exit und die Oberstaatsanwaltschaft im Kanton Zürich unterzeichnen eine Vereinbarung über die or- ganisierte Suizidhilfe. Damit wird exakter als bis anhin definiert, unter welchen Bedingun- gen die organisierte Sterbehilfe legal ist. Die Vereinbarung facht eine bereits laufende Dis- kussion um die Sterbehilfe in der Schweiz weiter an. Schlussendlich, nach Vorschlägen für neue Gesetze und jeweils mit grosser Mehrheit von der Bevölkerung abgelehnten Initiativen, die das Verbot der organisierten Sterbehilfe zum Ziel hatten, wird der Bundes- rat zwei Jahre später beschliessen, auf eine ausdrückliche Regelung der organisierten Suizidhilfe im Strafrecht zu verzichten.

Vor 50 Jahren

Mondlandung

Am 21. Juli 1969, um kurz vor 4 Uhr mitteleu- ropäischer Zeit betreten zwei Menschen den Mond: Neil Amstrong und Edwin Aldrin. Der dritte Astronaut der Apollo-11-Mission, Michael Collins, bleibt mit dem Raumschiff in der Umlaufbahn. Amstrong und Aldrin verbringen rund 2¼ Stunden in Raumanzü- gen im Freien auf dem Mond; insgesamt hal- ten sie sich mit der Raumfähre 21½ Stunden im «Meer der Stille» auf, ihrem Landeplatz.

Vor 100 Jahren

Röntgen

schädigt den Embryo

In der Wiener Frauenklinik behandelt man 370 Frauen mit verschiedenen Gebärmutter- leiden mit der sogenannten Röntgentiefen- therapie. In zwei Fällen war die behandelte Frau schwanger. Während eines der Kinder keine offensichtlichen Schäden aufweist, ist dies bei dem anderen klar der Fall. Es wird von einer «überaus dürftigen Entwicklung der Frucht» berichtet und von dem Verdacht, dass eine Schädigung des Embryos durch Röntgentiefentherapie wohl sicher anzuneh- men sei.

RBO

Rückspiegel

Die Beratung per Telefon kann Personen bei der Aufnahme eines körperlich aktiven Le- bensstils unterstützen. Dies zeigt eine Studie von Sportwissenschaftlern der Universität Basel.

Die Studie dauerte sechs Monate. 288 zuvor inaktive Erwachsene wurden in drei Grup- pen eingeteilt: Während eine Gruppe nur eine einmalige schriftliche Empfehlung erhielt, wurden die beiden anderen alle zwei Wochen mit telefonischen Coachinggesprächen unter- stützt. Eine der Telefongruppen empfing zu- sätzlich zu den Anrufen zwei SMS-Nachrich- ten pro Woche.

Am Ende der Intervention war die körperli- che Aktivität bei den Probanden mit Telefon- unterstützung um 250 Minuten pro Woche gewachsen. Diese gesteigerte Aktivität wurde beibehalten: Ein halbes Jahr danach lag der Wert immer noch 200 Minuten höher als zu Beginn des Programms. Aufforderungen

per SMS liessen die Aktivität nicht weiter ansteigen.

Eine einmalige schriftliche Empfehlung be - wog die Probanden zwar auch zu etwas mehr Aktivität. Die Gruppen mit telefonischer Un- terstützung bewegten sich aber deutlich mehr, wie die Angaben der Teilnehmer und die Daten von Trackingsensoren zeigten.

Nun interessieren sich offenbar auch zwei Krankenkassen für Motivation per Telefon und führen mit der Basler Forschergruppe ein Projekt mit telefonischem Ernährungs- und Bewegungscoaching durch. RBO/Uni Basel

Medienmitteilung der Universität Basel vom 24. Juni 2019.

Als erste Klinik in der Schweiz wendet das Universitätsspital Zürich (USZ) eine neue Therapie zur Behandlung von Analfisteln an, bei der Stammzellen ins Gewebe gespritzt wer- den, um die Abheilung der Fisteln zu fördern.

Die Stammzellen werden aus dem Fettge- webe fremder Spender gewonnen und im Labor vermehrt. In einem etwa 40-minütigen ambulanten Eingriff in Narkose verabrei- chen Viszeralchirurgen dem Patienten dann vier Injektionen der Stammzellpräparation, die insgesamt 120 Millionen Zellen enthal- ten. Die Idee: Die Stammzellen senden Boten- stoffe in das umliegende Gewebe aus, die die

Entzündung hemmen und das Immunsystem unterstützen. Bei einer erfolgreichen Thera- pie wird dadurch die Bildung von neuem Ge- webe gefördert, und die Fisteln heilen ab.

Hergestellt wird das Produkt für die Zürcher Patienten in Spanien und wird von einem Ku- rierdienst per Flugzeug als Handgepäck in die Schweiz gebracht. Seit Februar 2019 wurden fünf Patienten am USZ mit der neuen Methode behandelt. Die ersten Ergebnisse seien vielver- sprechend, heisst es in einer Medienmittei- lung (1). In der Schweiz zugelassen ist die Be- handlung für Patienten, die an Morbus Crohn erkrankt sind, an komplexen Analfisteln leiden und unzureichend auf eine medikamentöse Therapie angesprochen haben. Aus Studien ist bekannt, dass die Chance einer Abheilung der Analfisteln mithilfe der Stammzellthera- pie etwa 50 Prozent beträgt (2). RBO/USZ 1. Medienmitteilung des Universitätsspitals Zürich vom

9. Juli 2019.

2. Panés J et al.: Expanded allogeneic adipose-derived mesenchymal stem cells (Cx601) for complex peria- nal fistulas in Crohn’s disease: a phase 3 randomised, double-blind controlled trial. Lancet 2016; 388:

1281–1290.

Proktologie

Neuer Therapieansatz bei Analfisteln

Bewegungsförderung

Gut zureden hilft doch

Analfisteln verbinden den Analkanal mit der Körper- oberfläche am After (Grafik: USZ).

Referenzen

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