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Hispano-Arabica I. II.
Von C. F. Seybold.
Vorbemerkung. Wie unendlich viel noch für die alte,
mittelalterliche und moderne geographische Nomenklatur, sowie für
die spanisch-arabische politische Literatur- und Kulturgeschichte bei
exakter wissenschaftlicher Forschung und vergleichender Prüfung aus
5 den arabischen Schriftstellern des Westens (und Ostens) zu eruieren und
gewinnen ist, habe ich des öfteren zu betonen Gelegenheit gehabt,
vgl. El rio Serpis (6 de Alcoy) en Ibn Jaldün: Boletin de la Real
Academia de la Historia, Madrid, 40, 553—54 (1902); Monchique
et Arrifana d'Algarve chez les auteurs arabes: 0 Archeologo Por-
10 tugußs VIII, 1903; Otobesa = Abixa == Oropesa y Anixa = el
Puig de Cebolla = Onusa(?): Homenaje ä D. Francisco Codera,
Zaragoza 1904, 115—119; Die geographische Lage von Zalläka-
Sacralias (1086) und Alarcos 1195 in Revue Hispanique XV, 1906;
Zur spanisch-arabischen Geographie: Die Provinz Cadiz 1906 (zu
15 Haupt's Katalog 8), sowie gelegentlich der Besprechung von west¬
arabischen Publikationen in LZ., DLZ., OLZ. Vgl. Gröbers Grundriß
der romanischen Philologie I -, 515—23 Ergänz. XII. Daß die meist
sehr leichtfertigen Identifikationen jedes schwierigen Namens von den
Casiri, Conde, Sousa, aber auch noch von Hammer (1854), Gayangos,
20 Mehren u. a. mehr Spreu als Weizen enthalten und nur mit äußerster
Vorsicht und Skepsis zu benutzen sind , braucht kaum wiederholt
zu werden. Wie viel falsche Etymologien und zufällige Ratereien
von Casiri und Conde überall noch heute selbst nach Dozy 's gründ¬
lich begonnener Reinigungsarbeit passieren, ist nicht zu beschreiben.
25 Hat sich ja selbst der große Dozy je und je von der Pseudowissen-
schaft derselben täuschen lassefi: so ist ihm z. B. wohl unter Ein¬
fluß von Casiri's „Colbera ^Axii ' (Biblioth. Ar.-hisp. Escurial. II, 54 '') noch in den kurz vor seinem Tode 1883 publizierten Corrections (zu seinen Notices 214, 22) die Korrektur von b^aaIs in das selbst-
80 verständliche «jA-kli entgangen, das er doch in Edrisi (1866) p. 192
und 195 schon richtig hatte als Cull era an der Mündung des
Jücar! — Meine hiermit beginnenden Hispano-Arabica sollen Neues,
besonders zur Geograpliie und Geschichte des spanisch-arabischen
Mittelalters (vgl. Dozy's Recherches), aber auch Linguistisches, wie
unten II, bieten.
I.
1. Die Schlacht bei alLugg-Albacete {alhaslt) 5
20. Sa'bän 540 = 5. Februar 1146.
Während die Anales Toledanos (bis 1290 gehend; iu Espana
sagrada 21, 390) die große Schlacht zwischen den doch siegreichen
Ciistiliern Alfonso's VII. und Saifeddaula (spanisch Zafadola, (,'afedola,
(,'ahedola) alMustansir (auch alMusta'In) Ahmed ibn Hüd, dem lo
Sohn des letzten Königs von Saragossa (erobert IIIS) und ephemeren
König von ganz Südostspanien nur ganz obenhin preisen: Era 1184
[= 1146] Lidii) Cahedola [sie] con eristianos e mataronlo en el
mes de Februiirio [Febreroj , malt das Chronicon Adefonsi [=
Alphonsi] Imperatoris (Espana sagrada 21, 393 ss.) das Ereignis is
einseitig in ziemlich legendenhafter Unbestimmtheit aus. Casiri
II, 57'' bringt statt einer genaueren Übersetzung von Ibn al Abbär's
Te.xt (als solche markiert!) einen verwirrenden Mischmasch von
Übertragung und sonstigen Notizen, dei-en Herkunft, wie bei Conde III,
cap. 38 in ilbnlicher Zurechtstutzung unkontrollierbar ist und die 20
sich bei beiden zum Teil direkt widersprechen. Diese 4 Versionen
stellt am besten neben einander Aschbach in seiner Geschichte
Spaniens und Portugals zur Zeit der Herrschaft der Almoraviden
und Almohaden I (1833), 416—20. Madoz hat in seinem Diccio-
nario geognifico 1 , 800'' aus Casiri und Conde 2 Schlachten bei 25
Albacete 1145 und 1146 und zwei Saifeddaula herausgefunden!
Kurz und bündig sagt Ibn alAbbär in alHolla alsijarä (Notices
226) nur: Ibn Hüd und Ibn 'Ijäd von Murcia seien nach Jtitiba
aufgebrochen, nachdem ihnen ihr verbündeter Statthalter von Valencia,
'Abdallah ibn Sa'd, schon dabin zuvorgekommen war, um die plündernd 30
in dessen Gebiet eingefallenen Castilier des Königs Alfons zu
verfolgen :
(j^*^*^ L?^^ ^•i'-**-^ ^ Aji-w Li
jiJÜLj v_i!}j*Ii jäj^XLj (jv.*Jt*v^Il ^1^= »i-^^ oJL^j
^.^Lor..wJ ÄJU-iS- |.j_J &.JLs\> ».^y*^ 1^^^
»lXjiJ vi>_),*»J! ^yJi J>aSj of. ».Lm ^-yA
,Und es fiel als Märtyrer Ibn Hüd und Ibn Sa'd, als die beiden
Heere handgemein geworden waren, während Ibn 'Ijäd entrann.
Diese schwere Niederlage der Muslime fand statt an einem Ort,
welcher als aUu<j<j und albnsif bekannt ist, in der Nähe von Gingälla 40
[= Chinchilla] am Freitag, den 20. Sa'bän 540 oder nach andern
nm Samstag darauf."
Zeitschrift der n. M. G. Bd. I.XIII. 23
352 Seybold, Hispano-Arabica.
Sonst heißt die Schlacht nur nach Albacete, Notices 219,16; 215,10,
wonach der gefallene Ibn Sa'd als i_>.»-L»a ,der Herr =
der Held, Märtyrer von Albacete" bezeichnet wird, vgl. hierzu auch
Gayangos, Mohammedan Dynasties, II, 314, Append, p. LIX, wo indes
5 das sonderbare Mißverständnis , after his victory over Ibn Hüd"
zu tilgen ist. Auch alDabbI, Bugjat almultamis (Bibliotheca
arabico-hispana III, 33, 10) spricht nur von der Jax^^jJ! »jjc. Vgl.
noch Codei-a, Decadencia y Desapariciön de los Almoravides en
Espana, Zaragoza 1899, p. 86, 109; Mariano Gaspar Remiro, Murcia
10 musulmana, Zaragoza 1905, 179 ff.
Allu^y (u kommt m. W. nur noch Ende des 6. Jahrhunderts
der Higra bei Ibn al Kardabüs in seinem Kitäb aliktifä fl aljbär
alholafä (vgl. Brockelmann, I, 345) vor, arab. Text bei Dozy,
Abbadid. II, 19, in Übersetzung bei Gayangos, a. a. 0., II, Appendix 15 C. p. XXXII ,he reduced under his sway all the territories which had
once belonged to the Beni Dhi-n-nun, from Guadalaxara to Talavera,
and from the plain of Elche [gJL!l (ja:=i^] to the district of Santa Maria (Albarracin)" ; die Note zu dem vermeintlichen Elche besagt:
,<sJÜt which I believe to be Elche in Murcia"; das palmenreiche (i/
20 Elche heißt aber stets arabisch (jüt EIS, Jäqüt I, 350, Edrisi 175,
192—94 u a. Zudem haben die Benl Dhl'lnün von Toledo nie
Murcia mit Elche beherrscht. Vielmehr sind naturgemäß die
Grenzen des zentralen Königreichs Toledo bezeichnet im Nordwesten
mit der Linie Guadalajara — Talavera, im Osten mit alLugg (etwa
25 = Albacete) — Albarracin. Conde, a. a. 0., gibt die Stelle aus Ibn
alAbbär mit ,fu6 este encuentro en los llanos de Albacite, llamado
campo de Lug, en cercanias de Chingila" ; Casiri läßt bequem al
Lu(j<j ganz weg. Ob nun aber dieses allugy etwas mit dem west¬
lich von Albacete liegenden Lezuza und Rio de Lezuza oder mit
30 dem östlich davon, am Nordabhange der Sierra de Chinchilla liegen¬
den Alatoz zu tun hat (in diesem Palle müßte wohl ,äjJ!(l^ allatu(jg
korrigiert werden) bleibt noch eine offene Frage; ebenso ob es echt
arabisch , Talseite" heißen kann, so daß es begrifflich etwas an
albasit anschließen würde. Die Situation ist etwa so zu denken :
35 Die drei mohammedanischen Generale drängten die beutebeladenen
Castilier von Jätiva zurück , nur bleibt fraglich , ob auf der Linie
des rechten Ufers des Jücar auf Alatoz und Albacete zu, oder in
den von der heutigen Eisenbahnlinie Albacete — Jätiva verfolgten
Einschnitten, also mehr bei Chinchilla; der Ausdruck „in der Nähe
40 von Chinchilla" ist zu unbestimmt, um für das eine oder andere
zu entscheiden. Dies war eben überhaupt der bedeutendste Ort
dieser ganzen Gegend und jedenfalls älter als Albacete.
2 7«
Der Wunsch Dozy's (fast sein Schwanengesang) hinsichtlich
einer definitiven Ausgabe und (kommentierten) genauen Übersetzung
der geschichtlich so wichtigen alHolla alsijarä: Corrections 1883,
VIII : »Je laisse donc la täche de donner une Edition complete
(leider immer noch nach dem defekt beginnenden Escorialer Unicum, 5
geschrieben in Marokko im Jahre 990/1582!), accompagnöc d'un
index des noms propres et d'une traduction qui ne sera nullement
superfine (auch nach Codera's teilweisen, eklektischen Übertragungen
in Decadencia [oben] nicht!), ä un savant d'une autre generation.
[Marc-Joseph] Müller et moi, nous avons fait pour ce livre difficile lo
ce que nous pon vi ons; qu'ä son tour il fasse ce qu'il pourra!"
sollte endlich in Erfüllung gehen, nachdem Casiri's und Conde's
ständige Verwechselungen vmd Mißverständnisse so viel Unheil an¬
gerichtet haben, und noch anrichten, da ja besonders in Spanien,
trotz Dozy's begründetem Verdikt (auch Barrau - Dihigo's wohl- i5
gemeinte Ehrenrettung Conde's im Homenaje ä Codera: .Contribution ä la critique de Conde" p. 551—69 ändert an der Sache nichts) und
Codera's dringenden Warnungen vor Conde , vgl. nur Decadencia
VIII ff. , Conde immer noch ausgeschrieben wird, vgl. nur Andres
Piles Ibärs, Valencia ärabe I, Valencia 1901. Zu welchen Ratten- 20
königen von Verwechselungen dies oft führt, kann im folgenden
Artikel gezeigt werden. (Conde hat III. cap. 34 Schluß in dem
unsinnig übersetzten ganzen Satz auch ein falsches Albacite ein¬
geschwärzt, wo ganz allgemein von Jj>L*Itj JajLx-jJi die Rede ist!
Notices 218, 12.) «5
2. Zur Biographie von Ibn Gubeir s Vater.
Peste MotrnjS.
Ibn Gubeir's berühmte Orientreise von Granada aus ist durch
C. Schiaparelli's gute italienische Übersetzung 1906 und De Goeje's
neue Textausgabe 1907 wieder in den Vordergrund des Interesses so
gerückt worden; vgl. DLZ. 1907, 1713 — 16, 3001—2. Von dem
Vater desselben erfuhren wir in den biographischen Notizen dort nur,
daß der Sohn auch bei ihm in Sätiba gehört habe, daß er also zu den
Gebildeten und Gelehrten zählte. Ibn al Abbär hat nun zwei sich er¬
gänzende Notizen über ihn, die auch für den Sohn sehr interessant sind, ss
1. Notices 215, 9—13: ^\ ^ yüJl Jj?! (jaö,
^\ tJuüw «yU;olj o^yi vsP^i t:;y*J- ^\ JJl, yp, ^lli ^\
^-j' 0^.5 'HV'*^ J^l^ J**' y.? Lr-A^r^"
- > 3
y^-^s y^'-J »J v-p ^ ^_^Jt ^LiU> ÄiÜj a.-^
\j>CKJi^\i iuLLii ^1 40
23'
354 Seybold, Hispano-Arabica.
„Die Leute von der Grenze ergriffen den Abü Ga'far Ahmed ibn
Gubeir, den Vater des gelehrten asketischen Abul Husein, und ver¬
brachten ihn gefesselt in die Burg Motrnjs, eine der stärksten
Festen Valencias. Hier wurde er gefangen gehalten , bis er sich
mit 3000 Dinar loskaufte, wozu ihm noch seine Bücher und Schätze
geplündert wurden. Freigelassen wandte er sich nach Sätiba , wo
er sich häuslich niederließ." Das folgende bezieht sich nur auf
den gefangenen Emir von Valencia, Merwän, gewöhnlich Ibn 'Abd
al'AzIz genannt (Abführung nach Majorka, Übergang zu den Almo¬
haden , Übersiedelung nach Marokko, wo er erst 578/1182 starb).
2. Ibn alAbbär, Mu'gam (Bibliotheca Arabico - Hispana IV,
p. 192, 11—1(1 in der Biographie des eben genannten Merwän):
.. O- J J
o>''^^ ^'i o- j**^ L?^' Vji L?^^ *^ ü^'J
OJ
yJu ^ai^U«! JvaS, Xm^j^ jS> JJl«wJCs tX^l^Jt ^_.^^!
, }
jÄÄjLs jLäjJ Ä.i'ilj Q,c »jjjj J'^.y^i l5*^ ""t!^
(? l.,J»tj) Ljj'^ vXxJu' ^\ »jS'LL.j iUJb'wi ^it Lä>LXic
Jj*^ ^ -^y ^j^^ ^J! (leg. y_;ly^)
'ooS* j.^) ^.j! ^i! |.Ls!. yvj^il jOjI
,Er (Merwän) und sein Wezir Abü (ja'far ibn (jubeir, der Vater
des gebildeten asketischen Abul Husein [so bei Brockelmann I, 478 zu
berichtigen] wurden ergriffen. Jener konnte zwar aus seinem Gewahr¬
sam entwischen, oder nach anderer Ansicht konnte er sich verbergen,
ohne daß man ihm auf die Spur kam, bis er eines Nachts ausging.
Seinem WezIr aber wurden 3000 Dinäi',. abgezwackt, worauf er sich
nach Sätiba verfügen durfte, wo er den Schutz der Benl Abi Telld in
Anspruch nahm, um sich dann aus ihrer Nachbarschaft in eine sichere
Ecke zu verziehen. Er heiratete von ihnen die Tochfet des Abü 'Imrän,
die die Mutter seines Sohnes Abul Husein wurde und blieb daselbst,
bis er im Jahre 552 [1157] starb". Diese Version,, stimmt für die
Überlieferung, daß unser berühmter Abulhusein Mohammed ibn Ahmed
ibn (jubeir nicht noch 540/1145 in Valencia, sondern später in
Jätiba geboren wurde. Als Probe aufs Exempel führe ich hier den
Passus von Casiri II, 54'' an: es wird einfach alles von Mervän
(auch Abu 'Abdalmalik genannt) ausgesagt; richtige Beziehung der
Pronomina etc. gibt es bei Casiri-Conde nicht: Quare peditum
manu parva comitatus Colberam ^j^i [cfr. oben] confugit; inde
ementito habitu Hispalim [im Text xj^I! Almeria!] transit, ubi
statim atque innotuit, compede vinctus ad munitissimam Valentiae
Arcem Motronios (ji-OjIax hodie Montroy dictam relegatur. Postremo
tercentum aureorura millibus sese redeniit" etc. Nicht ganz so
schlimm diesmal Conde 3, cap. 37: Prendiö su gente d Abu Giafar
Ahmed ibn Gubeir, padre de Abu Husein el Sabio, que delendio
el alciizar del pueblo [woher ?], y le envio en cadenas al Castillo
Maternis y le encerraron en una torre; luego se rescatö por tres 5
mil doblas, y le quitaron sus libros que fue su mayor sentimiento
y se retiro a Jätiva , y alli fue despues segunda vez preso etc.,
vielmehr Merwan (segunda vez hinzugedichtet). Piles Ibiirs a. a. 0.
495 braut nun aus Casiri-Conde folgendes zusammen: Huyö
[Merwän] por Murcia ä Sevilla; pero fue conocido. Se le cargo lo
de cadenas y fue trasladado al fuerte castillo de Montroy ,en el
reino de Valencia* [494 Maternis, ö Motronios, hoy llamado Montroy].
Alli estaba tambien Aben Tähir, el ex-emir de Murcia [woher?].
A este le ocasionaron el mas acerbo disgusto priviindole de sus
amados libros. De poco habian de servirle alli, ya que ä los nobles i5
caudillos se los sepultö en prisiön tan oscura, que ni aun distinguian
de la noche el dia. Por fin lograron los egregios reclusos salir de
aquella mazmorra. Uno y otro pagaron un fuerte rescate: tres-
cientas mil doblas 6 monedas de oro cada uno. In der Note werden
dann noch drei von Valencia recht entfernte Montroy angeführt 20
und Casiri's gewagte Identifikation einfach akzeptiert. Montroy ist
von MotrnjS recht verschieden ; zudem würde Mont in Montroy, wie
3
sonst, arabisch i^^vÄ/s sein; auch einen sachlichen Anhaltspunkt für
Montroy gibt es nicht. Ich halte das ^i^^iaj Ihäta
II, 89, 9 (Kairo 1319) für dasselbe. Man kann an das alte gleich 25
im Südwesten Valencias liegende Patraix denken (Madoz s. v. con
2 antiguos palacios casi arruinados) oder an Paterna 'iSjai unweit
von Valencia am linken Ufer des Turia-Guadalaviar; dies wurde
selbst von einem Dozy südlich von Valencia an die Straße nach
Murcia verlegt (Histoire des musulmans d'Espagne IV, 125), statt 30
nach Nordwesten ! Jedenfalls ist Montroy mehr als zweifelhaft. So
wuchern Casiri-Conde's Einfalle und Schnitzer lustig weiter.
Auch die fast enzyklopädische Materialsammlung für spanisch¬
arabische Geschichte und Literatur, welche der Tlemsener Makkarl
1039/1628 im Osten aus uns meist nicht mehr erhaltenen Quellen 35
zusammengeschrieben hat, sollte nach der mangelhaften, ungenauen,
desultorischen und auszugsweisen Übersetzung von Gayangos: ,The
History of the Mohammedan Dynasties in Spain", London 1840
(2 Bünde) , nach der Leidener Textausgabe mit Benutzung aller
Bemerkungen und Korrekturen Dozy's und Fleischer's in wort- 40
geti'euer, präziser Übersetzung mit Kommentar endlich zugänglich
gemacht werden, wobei die sehr vielen poetischen, für Geographie
und Geschichte nicht in Betracht kommenden Zitate zum Teil über¬
gangen werden könnten (wie auch Gayangos sie fast ganz weg¬
gelassen hat). 4:>
356 Seybold, Hispano-Arabica.
V '
3. Sir ha = Serpa und G ulmänij a — Jurmenia =
Juromenha bei Ibn IJaldün nach Ibn Sähib alsalät;
Kaja = Gaia.
Ibn ^^aldün hat in der Berberngeschichte eine kurze Notiz
5 über die Städteüberrumpelungen des ersten portugiesischen Königs
Dom Affonso Henriques ums Jahr 562/1166 im spanischen Estre-
Oi
madura und in Alemtejo und führt an : byL jUjJ^ i^L^^J f^*jJ^
^jyfSlii iujOu« ^ytXV\) Aj\ XjkiUJLa- ^^yaS" Käj^a^^ (*^»
so Slane in Histoire des Berbferes I, 320 (texte arabe), während die
10 schlechte Bulaker Ausgabe VI, 239, 17 die verderbten Lesarten
»AjLj und iOo^xÄ gibt. Gayangos hat in II, Appendix D. p. LVIII
die Stelle übersetzt: ,the city of Truxillo, then that of Ebora, then the fortresses of Sheberinah and Jelmdniyyah opposite to Badajoz, and
lastly, the city of Badajoz itself, mit der Anmerkung: Jelmania,
perhaps a corruption of Germania. Ibn Sähibi-s-salät says that it
15 was a fortress built not far from Badajoz by Alfonso , King of
Portugal, in order to molest from thence the garrison of that city.
Sheberinah thus written 'iSj^jJi, might be Severina, but there is at
present no town of this name. (Gleich darauf ist ^^^äJiil »Jsi!y>.
einfach mit ,the king of Galicia' gegeben, während es doch der
20 bekannte portugiesische Bandenführer Gerando — Geraldo Sempavor
(Ohnefurcht) ist.) Slane, trad. II, 198, übersetzt die Stelle einfach
mit der Note : Le chateau de Chebrina est inconnu, celui de Djel-
mania a disparu ! ohne sich weiter um Identifizierung zu kümmern !
Gayangos gibt uns auch noch die ausführliche Quellenstelle
26 übersetzt aus dem leider immer noch nicht aus dem fragmentarischen
Unikum der Bodleiana herausgegebenen wichtigen Ibn §ähib alsalät :
so ist auch bei Brockelmann I, 339 der Verfasser der Almohaden -
geschichte fSl\ ^ ;U> (j\;«**iiXA»it ^Ji.c iOcLo^b ^\ i-jUi'
^'X^\ |.Lo:il jy^i ÜV;!^'' i*«J^*=?3 (Mak^ari
so I, 648, 6 kurz ^^As^i g^jLj genannt) statt des unsicheren 'Abd¬
allah ibn Mohammed alBägi) zu nennen.
II pag. 522 übersetzt Gayangos: „Alfonse Enriquez, whom he
calls Üj^JLä \_A»"L«3 the Lord of Kolimriah (now Coimbra), — took Santarem and Beja — 554 (1159/60)". [Da Santarem bekanntlich,
S5 wie Lissabon gleich darauf, schon 1147 genommen war, ist statt
^yU-ii Santarem hier jedenfalls etwas anders, etwa jjjirxi Setübar
= Setubal, zu lesen. Beja wird geschleift und wieder aufgegeben.]
— ,560/1164 he surprised the city of Jbs-Ji' Truxillo — and
1165 s,^L Yeburah (Ebora). He also took (jiyoLi Cäzeres in
Safar 561 (Dec. A. D. 1165) and the castle of ji^LXÄ/« Muntajesh
(Montanches) in Jumäda the first (March, A. D. 1166). [Hier ist
natürlich ^ji_#?'LXu« Montänchez, südlich von Cäceres, zu lesen; vgl. 6
Tekmila p. 231. 458]. JÜjAaä (Severina?) or jÜjjOää (Sant-lrene)
and äjoLJL?- Jelmäniyyah (Germania), were the next to fall into
his hands, the former having surrendered to him on the last day
of Jumäda the first of the same year (April 1166).* Von der
Lesart Ihn IJaldün's xäj^aä könnte nun als Verderbnis auf ver- lo
schiedene Orte konjiziert werden, so auf Suzanna oder Terena öst¬
lich von Ebora, Barbacena, nordwestlich von Badajoz und Elvas,
selbst auf Jer6z de los Caballeros südlich von Badajoz, das arabisch
heißt, im Unterschied von ^jijyi = Jer^z de la Prontera,
da bei H. Schäfer, Geschichte Portugals, Affonso's Wegnahme von i5
Alconchel unweit von diesem Jer6z bezeugt ist. Ebenso ließe
>
sich an Verderbnis aus Mertola, der stärksten Festung am
untern Guadiana. denken. Alle diese sind ausgeschlossen durch das
historische Zeugnis im Chronicon Conimbricense (Espana sagrada 23):
1166: In Era MCCIIII Dedit Dominus Civitatem Elbore et Mouram 20
et Serpam ad Regem Ildefonsum (ebenso Schäfer a. a. 0. 1166,
Evora, Moura, Serpa, Alconchel [woher?], Elvas). Dies stimmt einzig
dafür, daß das MjiJ^ Ibn IJaldün's Verderbnis ist aus »^j^J^
Sirbia = Serpia, das im Mittelalter neben der alten und neuen
Form Serpa vorkommt (vgl. Aschbach 11,353), während die bei 25
Sähib alsalät stehende Form geradezu für die richtigste Lesart
> o
icijAÄ stimmt, vgl. iUlj^ (seltener iüjy«, iCJOpU) = Mörtola, das
alte Myrtiiis. Es bleibt also kein Zweifel, daß hier die Festung
Serpa gemeint ist.
Für Juromenha scheint allerdings die christliche Überlieferung 30
zu versagen, dagegen kommt ja da die geographische Bestimmung
Ij-^aÜw t!j! .gegenüber, vis-ä-vis Badajoz* zu Hilfe; es liegt ja
unterhalb Badajoz am rechten Ufer des Guadiana als fester Platz
diesem gegenüber , und später wird es als Neueroberung unter
Sancho IL (1223—1248) neben Elvas, Aljustrel, Serpa, Mertola ss
und Tavira genannt, vgl. Rodericus Toletanus VII, c. 6 (Aschbach
II, 353: Hujus temporibus Hei vis (= Elvas), Jurmenia, Serpia et
358 Seybold, Hispano-Arabica.
multa alia castra Maurorum Christianorum victoriis accesserunt).
Eine latinisierte Form für Juromenha kommt in Schott, Hispania
illustrata II, 1237, 21 vor: in Jurismoenia Fortugaliae oppidum
in Regnorum confinio, ab Ebora longe distans, venit.
Bei Gayangos II, 522 ist die Stelle, wo Alfonso Henriques dem
König Ferdinand von Leon vor Badajoz in die Hände fiel, ,a place
in the neighbourhood called xjLüj Bekäyah", vielmehr ein Ort Caia
oder Caya nordwestlich von Badajoz am Rio de Caia; arabisch heißt
es etwa xjLäj Sjj«» i^yw ^Jlt oder üjyitb oder v_oys ^^_y>
(vgl. oben die klassische Stelle für allutjij — albasit). Gayangos hat also die Präposition v_j zum Namen geschlagen. Spruner-Menke
hat auf der Karte des arabischen Spaniens ein Caya.
Auch ist in einer aus dem Boletin de la R. Acad. de la Hist.
XXVII, 148 ff. (nach Codera) aus dem Cairiner Unikum von Ibn
Sa'ld's Mugrib von David Lopes im Archeologo Portugu6s I (1895),
277 zitierten Stelle über (S.)W. Andalus: ,Fol. 192. — vjLüÜ!
XjJLs f^yta»- i^j-ILs» i5 «ji^l, Livro 4''. Do castello de Calana?" nicht c >
mit Lopes ,Leia-se iJÜis, Colna, i. e. Coina" zu ändern, sondern
meines Erachtens üjLi zu lesen. Ebenda hat nun freilich Lopes
S. 278 in dem Passus „Fol. 197 ^^^^ ^^L> j. ^^LJ! ljüüG;
ÄAiUJLs., Livro 7*'. Do castello de Chelmenia" in der Note das
3 )
richtige, indem er sagt: „Leia-se iC-öLJb»-, Julumenia, Juromenha".
4. Weiteres zu Alarcos.
Als Belegstellen für Alarcos führe ich noch zu meinem Auf¬
satz „Die geographische Lage von Zalläka - Sacralias (1086) und
Alai-cos 1195' (s. oben) an die Makkarl I, 289 zugrundeliegende
Ibn Haidünstelle (mit dem falschen Bataljös) IV, 167, 1. 2 iJj^i^
U^yjlLaj (_5'^|y o^i während 183, 1 nur nackt ui^t^! steht;
alDabbi hat besser in Bugjat alMultamis, Bibl. Ar. Hisp. III,
35,9 ioiiä i^yw ^^^ic jvijbi! . Ihn alAtlr, Annales du
^Maghreb et de l'Espagne, trad, par Fagnan, 611 hat für das Schlacht¬
feld von Alarcos westlich von Ciudad Real gegen den Guadiana nur
die Bezeichnung J*_juXil _yi „Eisenwiese", wofür bei 'Abdalwäljid
alMarräkuSi 205 iXjiXil steht.
II.
Eätsel in Pedro de Alcala und Dozy's Supplement.
Selbst dem Scharfsinn des großen Dozy, der sich doch jahr¬
zehntelang mit dem Spanisch-Arabischen beschäftigte, sind viele
der oft rätselhaft entstellten Transkriptionen arabischer Worte in .5
Pedro de Alcala s reichhaltiger Arte para ligeramente saber la lengua arauiga und besonders in seinem Vocabulista arauigo en letra castellaua,
Granada 1505, entgangen, wie namentlich die Liste von fast 100
ungedeuteten Worten beweist im Supplement aux dictionnaires
arabes I, XXX—XXXII : Liste des mots arabes chez Pedro de Alcala lo
dont l'orthographe est incertaine. Einige ganz evidente Druckfehler hat Lagarde in seinem verdienstlichen Neudruck des äußerst seltenen Werkes : Petri Hispani de lingua arabica libri duo Pauli de Lagarde
studio et sumptibus repetiti, Gottingae 1883 (vgl. meine Anzeige
ZDMG. 39, 1885, S. 710—12; „Zum arabischen Dialekt von Granada' 15
Actes du Congrfes de Genfeve III, 129 f. und Lagarde's Selbstanzeige in Mitteilungen 1, 169—171) gesehen und verbessert, im allgemeinen
lagen ihm aber (wie er in der lateinischen Vorrede selbst bekennt)
diese cosas de Espana doch allzufern, als daß er viele von den
rätselhaften Entstellungen hätte richtigstellen können. An der 20
Lösung einiger jener 97 Worträtsel (welche von Dozy nur mehr
willkürlich herausgegriffen sind) hat sich mit meist verfehlten
Deutungen Asin im Boletin de la Real Academia de la Historia
1901, Band 38, S. 276 versucht. Allemeuestens glaubte auch der
kühn alles wagende Brockelmann im Grundriß der vergleichenden 25
Grammatik der semitischen Sprachen I, 1908 in die unbezwinglich
scheinende Festung dieser rätselhaften Wortliste leicht und rasch
Breschen schießen zu können ; soweit ich bis jetzt sehe, ist er aber
jedesmal in die Irre gegangen, wo er sich von den deutlich an der
Oberfläche liegenden, kaum zu verfehlenden Transkriptionen bei 30
Alcala entfernt und sich auf schwierige Rätsellösung eingelassen hat
welche einer doch nur flüchtigen und desultorischen Beschäftigung
mit dem bloßen Alcala für das Spanisch - Arabische nicht gelingen
kann. Nur allzuhäufig kommen in dem Druck von 1505 (in gotischer
Schi-ift) und in Lagarde's Neudruck (auch mit neuen Druckfehlern !) 35
graphische Entstellungen, Verschreibungen im Original und Druck¬
fehler in Betracht, deren richtige Erkenntnis sehr oft das einzige
Mittel zur Lösung der Rätsel bildet. Die Lösung der meisten in
Dozy's Liste steckenden Rätsel werde ich nächstdem vorlegen In¬
dessen hat Dozy außer jener zufälligen Liste in den Kontext seines 40
übrigens unschätzbaren Supplement aux dictionnaires arabes selbst
noch manche zweifelhafte Dinge und Rätsel, der Vollständigkeit
halber und fast aus allzugroßer Gewissenhaftigkeit, mit verfehlten
Deutungsversuchen aufgenommen, die in einem arabischen Ideal-
Lexikon der Zukunft, einem Thesaurus linguae arabicae, natürlich 45
wieder verschwinden müssen. Für jetzt nur einige Beispiele.
360 Seybold, Hispano-Arabica.
1. hilnce'^) ist vielmehr himse K .»♦.'>•.
Des Rätsels Lösung habe ich seit Jahren bereit, wenn ich auch
nicht zur Veröffentlichung kam. Soeben haben mich wiederum
daran erinnert die kurzen, guten Andeutungen von Koll. Streck
5 über das uralte Handsymbol in ZDMG. 62, 758. 772 f., wozu
ich noch Notizen und Bilder in ZDPV. VHI (1885), 335—37 und
das bekannte Bild der Hand an der Puerta de la Justicia am
Eingang der Alhambra in Granada notiere, sowie allemeuestens
Doutte's schönes und umfassendes Buch Magie et religion dans
10 l'Äfrique du Nord, Alger 1909, besonders S. 183, 325—27; vgl.
Rev. Archeol. 1909, I, 190. Darum möchte ich nicht länger mit
der so einfachen Lösung des Rätsels zurückhalten.
Dozy hat nämlich im Supplement I, 408'', 3—8 die sonder¬
baren, freilich mit Bedenken vorgetragenen Zeilen:
16 „(j.JL^. Le pl. ^J^*li»•, les planfetes. C'est peut-6tre ce mot
qu'Alc. a en vue, lorsqu'il traduit (senal de la palma) les lignes de
la paume de la main par hunce 'i^y^ et par 'ijyo hunce. On
sait que la chiromancie avait de grands rapports avec l'astrologie".
Dozy's Gedanken an Planeten und Chiromantie sind ganz abzuweisen,
20 da es sich einfach um das besonders im arabischen Westen so ver¬
breitete Handsymbol (gegen bösen Blick usw.) handelt. Schon
die Übersetzung Dozy's von spanisch sefial de la palma mit ,les
lignes de la paume de la main' ist falsch; senal heißt vielmehr:
Bild, Abbildung, Sinnbild, und das Arabische stellt die gute, ge-
26 treue Übersetzung dar , sobald wir in dem rätselhaften hunce die
Vei-schreibung oder Entstellung aus htmce erkannt haben; Dozy
und Lagarde haben die Identität von J^tm^a und ]iünce nicht er¬
kannt , obwohl erstere identische Porm ja richtig unter manezilla
= kleine Hand, Händchen (wozu Schiaparelli's Vocabulista mit
- 0 - J
so = manus zu vergleichen ist) steht und von Dozy drei Seiten
vorher 405» verzeichnet ist. »jy^ „abgebildete Hand*
- o
und Ä.*u^i- äjyo „Bild einer Hand' ist also vollständig klar
das bekannte Handsymbol, worüber kein Wort weiter zu ver¬
lieren ist; vgl. noch Beaussier, Dictionnaire pratique arabe-fran9ais
% ^ o >
35 KaM4.^, 'X^*^.Am6>.
1) bei ÄIc. li (oder k), Lagarde k gebe ich mit uuserem.^.
Von hier aus löst sich auch glatt und mit einem Schlag das
vermeintliche Rätsel der von Dozy nicht verstandenen Makkarl-
stelle (I, 71, 6) ebendort im Supplement I, 405», 1—5:
. ^jZ^[> 'iSyiLfiji ^Lil! j^-wJLi iU<5^ 4 ^J.JL^JIi' byLb xliLai
„Mögeu seine Vorzüge immer strahlen wie die Sonne, geschützt 6
durch die (Zauberkraft der) sieben Verse (der Fätiha), gefeit durch
die (magische) Hand", wo zagend für ^j».*s> vermutet wird: ,peut-
6tre: cinq chapitres du Coran" (wohl wegen j,mt j^Jl) ,qui
servent de pröservatifs centre les maladies, le mauvais oeil etc."
Wir haben vielmehr auch da das wirksame Bild oder Symbol der lo
o ..
Hand; zur Aussprache ^j^*,s> vgl. Doutte a. a. 0. 326 kliams,
khoms für ,die Hand der Fatme'.
2. haml ist vielmehr = hamj = hamg =
Allzugroße Vorsicht und übertriebenen Zweifel entwickelt Dozy
im Supplement I, 407", 14 — 18, wo er sich durch die ungenaue, i5
mangelhafte spanische Transkriptionsweise zur Annahme einei- sonst
unerhörten neuen Wurzel für schimmlig werden, Schimmel,
Moos, verleiten läßt:
ou ? mousse, moisissure, Ale. Au premier abord
on serait porte ä croire que c'est une faute d'impression pour 20
gsli>, qui a ce sens; mais il n'est pas ainsi, car Ale. traduit moho
de arbol 0 fuente par liaml et aussi par 'xifL^ et ensuite il donne
de nouveau: mohoso desta manera balhaml."
Vielmehr enthält hami (auch in balhami) nur eine nachlässige
Schreibung i =j und ist deshalb identisch mit der andern Schrei- 2.5
bung hamg: arab. wird ja mit g, j, as, ch wiedergegeben; vgl.
c, . ^ t, ,
hamg rf^.«^, hamje ä^su-s»; nahmSx, kamixt, akmix
(tf _ ,
podrecerse ; nikamich, kamixt, hamich ,a^ts> prodrecer; halkamj
c. " " " <^ . .
^ös^J-b. Die neue Wurzel Dozy's ^^t~>- (= .i^^^-) ist also wieder
t. ■ t-? l:^ ,
zu streichen. 30
362 Seybold, Hispano-Arabica.
3. Einige Erklärungen zu Dozy's Liste.
Supplement XXX* und XXXII» 1 lesen wir : juhe refrenamiento
und anha refrescar; beides erscheint sowohl im Spanischen wie im
Arabischen absolut verschieden, und doch kann ich beweisen, dali
6 beide Worte und Begriffe zusammengehören. Juh^ ist nämlich Ver-
ü
ketzerung aus inhe = t\.:^\ ( ^\ Freitag: avertit) und refreSCar
t
ist Schreib- oder Druckfehler für refrenar: es ist Ale. 367, 22 an
die falsche Stelle geraten unter das vorhergehende refrescar, statt
unter das gleich folgende andere synonyme refrenar; 377, 9, 10
10 sind die beiden refrenamiento evidenter Beweis dafür; nanhi, anhiit,
anht ist also refrenar und refrenamiento jmA^ ist inhe zu lesen.
Dedt cometa muß Entstellung aus (kaukab) denSb sein ; dendb
Schwanz vergleiche unter cola.
Dia sacrilegio stelle ich mit xjj homicidium in Voc. zusammen.
15 Mezqueria {bi) flacamente ist einfach wie miserablemente bi-
me'zquena; dies beweist die Verschreibung ri = n; fjJi>M.A mizquena V. lazeria, mesquindad, miseria.
Qivta mencion enthält zwei Fehler : ^avia 1. (^a'aia = '».jjlm
und mencion 1. mendicacion = mendiguez q. v.
20 Tazhir saneamiento Gewährleistung, Bürgschaft, ist verderbt
aus tazbit = tatbit, wie sanear Dozy, Suppl. s. v. zeigt.
Chirni plazer, leg. ^urur cfr. gozo cirr, Qurür; placen-
teramente = plaziblemente bi^urür.
Queceb raygar, leg. queceb oqSI = ^ya\ ^^f.
25 Ancu'a dezir bien en dicha leg. an<;d'ad uV.«^i- "'I (cf. aventurarse).
Mana'abin dotado por (Dozy falso per) gracias und S. XXXII**
mana'avin mandado de palabra ist nicht, wie Brockelmann, Grund¬
riß I, 391 unten und 392 Mitte (dotato per leg. dotado por) ver¬
mutet, aus ganz vereinzelt anzunehmendem man'amän entstanden,
. o J
30 sondern ist einfach wieder Verschreibung aus muna'am =
oder wohl noch besser aus dem im Spanischen so sehr überhand¬
nehmenden Partie. Passivi der I maf'id : mana'aom Das
Überhandnehmen von maf'ül (auch gegenüber den Partie. Pass, der
abgeleiteten Verbalstämme, vgl. JsjJLL/o = oiiia/i) und die eigen-
tümliche Mischform j^_Lua/o „gejagt' in Schiaparelli's Vocabulista
s. V. venari, erwähnt Brockelmann gar nicht, da er eben nur Ale.
rasch durchgenommen hat, und Voc. und L. = Glossarium Latino-
Arabicum gar nicht zu kennen scheint.
O J
Midbi consiguiente ist aus mutbi' j^jXc verderbt. 5
MezSle consequencia ist wohl mec^le iCii^/i question, pregunta.
Maniok enechado (= expositus, supposititius) ist zu lesen
manbod ^yjj^i cfr. L. adulterinus, Voc. expositus.
Moäguaja : Qora modguaja escorche (schiefe Stellung) en la
pintura, ist natürlich einfach X.s>yt/c 'ijyo, vgl. esteuado mudguex lo muagueßn.
YaiQ arraya favorecedor del pueblo ist einfach üac^J! ^j.
Maguil : (^uf bile maguil lana suzia ist ^3J-«*»^ ^ ^y^t ^Iso
maguil aus magQiil verschrieben; Lagarde hat auch einmal ,scr.
magsülf". 15
Tazett pega de pez (Verpichung) ist natürlich aus tazfit =
iii..*sjj verschrieben , wie enpegar verpichen zefit = i.^^ satt¬
sam zeigt.
AguSm robar los enemigos — saltear ä los enemigos ist nicht
wie Brockelmann, Grundriß I, 609^ rasch konjiziert ,= altar, 'agära 20
mit Dissimilation rm (vgl. § 84d 1, wo dies nachzutragen, von
Dozy I, XXXII nicht erkannt)'. Brockelmann's Schluß ist sehr vor¬
schnell und die neue Dissimilationsregel auf Grund des einzigen
Beispiels wäre auch dann abzuweisen, wenn seine Identifikation
richtig wäre. Brockelmann durfte nur Verschreibung in der lateinisch- 25
spanischen Schrift oder Druckfehler im gotischen Drucktypus an¬
nehmen , also {naguAm , agu6mt ,) aguem verderbt aus aguir oder
vielmehr wegen g und r : agdr etc. /• > m wäre ganz unerhört
und ist sicher falsch, da ja aguim etc. nur Korruption aus agnSni
= agnem etc. ist = fJJAi wie ja Ale. 381, 8 robador de enemigos so
gdmin [Druckfehler Lagarde's für gdnim] ganimin = («JLc, i'obo
de armados ganima^) , ganäiin ^^JJ^ allein schon sattsam
1) Ale. 17 6, 17 ist gantba robo nur Verderbnis aus ganimal Dozy II, 228 Ka-v»^!
2 8
364 Seybold, Hispano-Arabica.
beweist; vgl. Dozy, Suppl. ^^j^t. IV = I; Voc. hat nebeneinander
s. V. predari I, IV, VIII, X; an letzter Stelle hat Voc. ibid. auch
^Lc III, IV, das bei Ale, soviel ich sehe, überhaupt nicht vorkommt.
Noch weitere sprachliche Studia Hispano-Arabica werden zeit-
.1 gemäß folgen, besonders zu Pedro de Alcala, Schiaparelli's Vocabulista
und meinem Glossarium Latino -Arabicum (= L.), sowie zu Ibn
Quzmän's Diwan u. a. ; besonders auch zu Dozy's Supplement , das,
wie gezeigt, auch nach dieser Seite hin genau revidiert und er¬
gänzt werden muß , um so mehr als seit Dozy sich niemand ein-
10 gehender mit dem Spanisch - Arabischen beschäftigt hat , und da
auch die reichen Anmerkungen in Thorbecke's und Socin's Hand¬
lexiken, wie Pleischer's Beiträge zum Supplement, nichts Spanisch-
Arabisches enthalten.
Talmud-Handschriften der Vatikanischen Bibliothek
mit besonderer Berücksichtigung der Mischna.
Von Sch. Ochser.
Für das von der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft
des Judentums geplante Corpus Tannaiticum hatte ich die Mischna-
texte der Vatikanischen Bibliothek in Rom zu untersuchen. Bei
dieser Gelegenheit kollationierte ich die Mischna von 28 Traktaten
der babylonischen Talmudhandschriften. Die Ergebnisse dieser 5
Untersuchung möchte ich hier niederlegen, da die Arbeiten von Asse-
mani (Bibliotheca orientalis Clementine -Vaticana, Roma 1719—28,
3 Bde.) und Rabbinovicz (Variae Lectiones in Mischnam et in
Talmud Babylonicum, Pars XI, Monachii 1881, p. 12—20) einer¬
seits nicht jedem leicht zugänglich sind, andererseits manchen Fehler lo
enthalten. Meine Aufgabe erstreckte sich nur auf die Mischnalese-
arten, und da meine Zeit nicht einmal hiefür ausreichte, habe ich
zum Talmudtexte selbst nur zwei Randglossen , die mir besonders
aufgefallen waren, notiert, die ich an geeigneter Stelle wiedergebe.
Cod. 108. 15
Folio, Pergament; enthält 125 Blätter, Assem. zählt aus Ver¬
sehen Blatt 82 zweimal, Rabh. zählt falsch 123 Bl. Der Cod. ent¬
hält die Traktate Sabbath und MoSed Qa^an. Öabbat ist unvoll¬
ständig ; beginnt mit den Worten der Gemara (Druck fol. 43 b)
NrT'N NniW, und schließt fol. 94 a des Ms. MoSed Qatan ist voll- 20
ständig. Der letzte Paragraph der Drucke , der mit den Worten
baNn rr^ab T^D-^bw l-t* beginnt, schließt im Ms. bereits mit den
Worten D''3'nfl nN T'Iüidi. Am Rande zugeschrieben ist der zweite
Teil desselben Paragraphen der Drucke: n:3Wn TN V'^"'-'^ V^*
[masn obis-b 0^12:3 bm sbi ncon] nbaiwiu ^:ei2 ainna. Der 25
dritte Teil des Paragraphen beginnend mit den Worten n3»TO3 C'Xi
m:yTn steht als Postskriptum in rabbinischer Schrift. Darunter
steht gleichfalls in rabbinischer Schrift: nn^wn cn:tt -S-a -nS''
UIDb d""i n:iBa nsown nwb •|t:p p^T'"'». ,Isak, Sohn des R. Menahem
genannt Eisik der Kleine, lernte den Traktat (Moäed Qatan) im so