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Die Königin der Nacht

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Academic year: 2022

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2011 | www.pta-aktuell.de

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arl von Linné hielt für die Nachtkerze im 18. Jahrhundert den botanischen Gattungsnamen Oenothera fest, der schon lange zuvor in der Antike vergeben wurde. Er leitet sich von den griechischen Wor- ten oinos = Wein und ther = wildes Tier ab. Man nahm auf den Geruch der Wurzel Bezug und glaubte, dass diese mit Wein benetzt wilde Tiere zu zähmen vermag. Allerdings geht man davon aus, dass damals nicht die Nachtkerze, sondern das heutige Weidenröschen ge- meint war, das ebenfalls aus der Familie der Onagraceae stammt.

Der lateinische Artenname bien- nis verweist auf die Zweijährig- keit der krautigen Pflanze. Im ersten Jahr bildet sie eine am Boden liegende Blattrosette mit fleischiger, rübenförmiger Pfahl- wurzel, aus der im zweiten Jahr ein bis zu zwei Meter hoher Stengel treibt. Im oberen Teil ist er dicht beblättert und an sei- nem Ende sitzt ein traubig ver- zweigter Blütenstand mit zahl- reichen, leuchtend gelben Blüten.

Nächtliche Blütenpracht Ih- ren deutschen Namen hat die Nachtkerze den bemerkenswer- ten Blüheigenschaften zu ver- danken. So öffnen sich die

Blüten erst gegen Abend, wenn es dunkel wird, und sind bis zum nächsten Mittag schon wie- der verblüht. Abend- und Nacht- falter werden von dem intensi- ven süßlichen Duft angezogen und bestäuben die Pflanze. Ob- wohl die einzelnen Blüten so kurzlebig sind, blüht die Pflanze aber praktisch den ganzen Som- mer über, da sich an der Rispe der Nachtkerze ständig neue Blüten entwickeln.

Heilpflanze der Indianer Die Oenothera biennis ist ursprüng- lich in Nordamerika beheimatet.

Die Indianer zerstampften ihre Samen und stellten daraus einen Brei her, mit dem sie Umschläge machten, um Hautauschläge und Geschwüre zu lindern.

Auch setzten sie die Samen bei Husten, verschiedenen Frauen- leiden und zur allgemeinen Kräftigung ein. Anfang des 17.

Jahrhunderts kam die Nacht- kerze nach Europa. Sie konnte sich hier als Neophyt, also neue Pflanze, außerhalb ihres Her- kunftsgebiets, erfolgreich an- siedeln. Zunächst war sie eine beliebte Zierpflanze in Parks und Gärten. Von da verwilderte sie und verbreitete sich als Ruderalpflanze auf trockenem Öd- und Brachland, wo sie auch heute noch anzutreffen ist. Im

PRAXIS HEILPFLANZEN

Das aus den Samen von Oenothera biennis gewonnene Öl hat wegen seines hohen Gehaltes an mehrfach ungesättigten Fettsäuren großes medizinisches Interesse gefunden.

Die Königin der Nacht

© petrabarz / www.fotolia.com

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18. und 19. Jahrhundert pflanzte man sie wieder gezielt in Bau- erngärten an, nachdem man ihren Wert als Nahrungsmittel erkannt hatte. Man kochte die Wurzel und aß sie mit Essig und Öl zubereitet als Gemüse oder in dünnen Scheiben geschnitten als Salat. Der Volksmund nennt die Nachtkerze auch Schinken- wurz, da sich ihre Wurzel beim Garen rötlich verfärbt.

Wirksames Nachtkerzenöl Erst im 20. Jahrhundert galt das Interesse den Samen, die ein an den mehrfach ungesättigten Fettsäuren Linol- und Gamma- Linolensäure reiches Öl, das Nachtkerzenöl, liefern. Mehr- fach ungesättigte Fettsäuren spielen im Stoffwechsel eine große Rolle. Sie sind am Aufbau von Zellmembranen beteiligt und somit als Bestandteil von Hautlipiden für eine intakte Barrierefunktion der Haut not-

wendig. Außerdem wirken sie immunmodulierend und an- tientzündlich als Vorstufen der Arachidonsäure und damit auch der Gewebshormone Prosta- glandin E1 und E2.

In den 1980iger-Jahren unter- suchte man besonders intensiv die Wirkung des Öls bei der symptomatischen Behandlung des atopischen Ekzems, das durch einen gestörten Fettsäu- remetabolismus und einer nach- folgenden Unterversorgung der Haut mit Gamma-Linolensäure gekennzeichnet ist.

Linderung beim atopischen Ekzem Es sind Präparate mit Nachtkerzenöl zur innerlichen Anwendung als Arzneimittel zugelassen, die das Fettsäurede- fizit ausgleichen und die typi- schen Symptome des atopischen Ekzems wie Juckreiz, Rötung, Schuppung und Hautentzün- dung lindern sollen. Um thera- peutische Effekte zu erzielen, sind ausreichend hohe Dosie- rungen über mehrere Wochen notwendig. Zusätzlich profitie- ren Neurodermitispatienten von äußerlichen Zubereitungen mit Nachtkerzenöl. Sie helfen, die geschädigte Hautbarriere zu er- neuern, den gesteigerten trans- epidermalen Wasserverlust zu normalisieren und die Haut- glätte zu verbessern.

Daneben soll Nachtkerzenöl noch bei verschiedenen anderen Beschwerden und Erkrankun- gen helfen, bei denen auch ein Zusammenhang mit einem Man-

gel an Gamma-Linolensäure ver- mutet wird (z. B. prämenstruel- les Syndrom, Diabetes, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, erhöhte Cholesterinspiegel, Auf- merksamkeitsdefizit-/Hyperak- tivitätssyndrom ADHS). Verschie- dene Präparate mit einem un- terschiedlichen rechtlichen Sta- tus (Nahrungsergänzungsmittel, diätetische Lebensmittel) sind erhältlich, wobei ihr Nutzen nicht einheitlich bewertet wird.

p

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

»In der Homöopathie

wird Oenothera biennis

als wirksames Anti-

diarrhoikum gebraucht.«

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