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Plötzlich auftretender Stridor ...

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Blickdiagnose

Bayerisches Ärzteblatt 3/2015

69

unkontrollierbaren Asthmas behandelt worden waren, und konnte auch die paradoxe Bewe- gung der Stimmlippen nachweisen. Mittler- weile sind mehr als 1.400 Fälle in der Literatur nachzulesen.

Die Epidemiologie der Erkrankung ist unklar, ebenso eine Assoziation mit Asthma. In der Literatur wird beschrieben, dass dieses Krank- heitsbild bei jungen Erwachsenen und im mi- litärischen Bereich deutlich erhöht ist, Frauen seien gehäuft betroffen.

Das Behandlungskonzept ist vielfältig und reicht von der Gabe von Benzodiazepinen und Heliuminhalation bis zur Logopädie, Psycho- therapie und Hypnose, Biofeedback, Inhalation von Anticholinergika und CPAP-Beatmung.

Bei jedem inspiratorischen Stridor muss auch das Krankheitsbild PVCM in die differenzial- diagnostischen Überlegungen miteinbezogen werden.

Das Literaturverzeichnis kann bei der Verfasserin angefordert oder im Internet unter www.blaek.de (Ärzteblatt/Literatur- hinweise) abgerufen werden.

Verlauf

Gaben von Epinephrin, Salbutamol, Atrovent und Prednisolon waren wirkungs- los. Zur Linderung der subjektiven Dys- pnoe wurden 25 mg Promethazin und 5 mg Morphin intravenös verabreicht. Die ar- terielle Blutgasanalyse zeigte folgende Werte:

pO2 199 mmHg, pCO2 22 mmHg und pH 7,54, alle anderen Parameter waren normwertig.

Bei bestehender Hyperventilation erhielt die Patientin schließlich 1 mg Lorazepam, worun- ter die Symptomatik vollständig reversibel war.

Die arterielle Kontroll-Blutgasanalyse zeigte nun einen pO2 von 104 mmHg, einen pCO2 von 38 mmHg und einen pH-Wert von 7,40.

Fazit

In der Zusammenschau der erhobenen Befunde der paradoxen Stimmlippenbewegung und des erniedrigten pCO2 handelte es sich am ehesten um das Krankheitsbild „Paradoxical vocal cord motion“ (PVCM).

Dieses Krankheitsbild wurde bereits 1842 von Dunglison beschrieben und als „Hysteric croup“

bezeichnet. Erstmalig wies Mackenzie 1869 die paradoxe Bewegung der Stimmlippen während der Inspiration nach. 1970 berichteten Patter- son et al. von einer 33-jährigen Frau, die mit dieser Symptomatik 15 Mal in ein Krankenhaus eingewiesen worden war, und nannten diese Er- krankung „Münchhausen-Stridor“. 1980 berich- teten Christopher et al. im New England Jour- nal of Medicine von fünf Patienten, die wegen

Plötzlich auftretender Stridor ...

Anamnese

Eine 18-jährige Patientin, die als Soldatin ar- beitet, stellte sich in der Ambulanz der Hals- Nasen-Ohrenklinik mit einem seit dem mor- gendlichen Erwachen bestehenden massiven inspiratorischen Stridor vor.

In der flexiblen Endoskopie durch einen Hals- Nasen-Ohrenarzt zeigte sich kein Hinweis auf ein anatomisches Atemwegsproblem oder einen Fremdkörper. Auch ein Ödem konnte ausgeschlossen werden, allerdings fiel ein pa- radoxer Schluss der Stimmlippen in Inspiration auf. Die Standardlaborwerte waren komplett unauffällig. Der Hals-Nasen-Ohrenarzt ver- abreichte 500 mg Prednisolon und zwei Hü- be Reproterol unter dem Verdacht auf eine asthmatische Genese. Wegen der Gefahr einer respiratorischen Erschöpfung wurde die Pati- entin auf die Intensivstation aufgenommen.

Körperliche Untersuchung

Bei Aufnahme auf die Intensivstation bestand bei der jungen Frau ein eindrucksvoller inspi- ratorischer Stridor, der weit zu hören war. Der Blutdruck betrug 140/60 mmHg, die Herzfre- quenz 110/min. Auskultatorisch stellte sich eine

„silent chest“ dar. Das Röntgenbild des Thorax zeigte keinen pathologischen Befund. Die Pati- entin war nassgeschwitzt, hatte große Angst, weinte und klagte über zunehmende Atemnot.

Vorerkrankungen wurden verneint. Es bestand eine Allergie auf Ibuprofen, dessen Einnahme ebenfalls verneint wurde.

Autorin

Bettina Dietl, Fachärztin für Anästhesio- logie, Abteilung Anästhesie und operative Intensivmedizin, Klinikum St. Elisabeth Straubing, St.-Elisabeth-Straße 23, 94315 Straubing

Die Zeichnung zeigt das Aussehen der Stimmbänder bei der Einatmung (a) bei einem gesunden Menschen und (b) bei einem Patienten mit „Vocal Cord Dysfunction“.

Man kann gut den paradoxen Verschluss der Stimmbänder (b) erkennen. Charakteristisch ist die mit einem Kreis gekennzeichnete, diamantförmige Spalte.

© MediDesign Frank Geisler

a b

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