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Tierische Rückenschmerzen

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Academic year: 2022

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116 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2018 | www.diepta.de

PRAXIS

H

unde mit Rücken-

schmerzen werden dem Tierarzt regelmä- ßig vorgestellt, wobei es nicht immer einfach ist, die Ursache für die Beschwerden herauszufinden.

Es kann sich um Stauchungen, einen Bandscheibenvorfall oder um Frak- turen der Wirbelsäule nach einem Unfall handeln. Bei einem Großteil der Patienten ist der Grund für die Beschwerden aber nicht offensicht-

lich, daher sind weitergehende Un- tersuchungen und Therapiemaßnah- men nötig.

Belastbarkeit hat ihre Grenzen Grundsätzlich ist die Wirbelsäule des Hundes von der Natur für große Be- lastungen vorgesehen. Trotz dieser natürlichen Robustheit haben Ge- brauchs- und Sporthunde häufig Be- schwerden im Wirbelsäulenbereich, was auf einen Zusammenhang zwi-

schen (Über)-Belastung und Rü- ckenschmerz hindeutet. Oft taucht das Problem bei Deutschen Schäfer- hunden auf, die infolge einer wahr- scheinlich erblichen Veranlagung ge- häuft an Erkrankungen in der unteren Lendenwirbelsäule leiden.

Auch angeborene Missbildungen der Wirbelsäule können Auslöser für spätere Rückenschmerzen sein.

Darüber hinaus kann auch eine Hirnhautentzündung (Meningitis)

TIERE IN DER APOTHEKE

Man denkt es nicht, aber sie gehören zu den häufigen Beschwerden in der Klein­

tierpraxis. Nicht immer liegen Wirbelsäulenerkrankungen zugrunde, vielmehr können Rückenschmerzen durch verschiedene Krankheiten ausgelöst werden.

Tierische

Rückenschmerzen

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2018 | www.diepta.de

zu Rückenschmerzen führen. Betrof- fen sind im Allgemeinen junge Hunde mittlerer bis großer Rassen wie Berner Sennenhunde, Boxer und Retriever sowie Mischlinge. Neben den Schmerzen werden Temperatur- erhöhung und eine mehr oder weni- ger ausgeprägte Teilnahmslosigkeit beobachtet. Ursache sind Verände- rungen in der Gehirn- und Rücken- marksflüssigkeit auf Grund einer starken Vermehrung von Entzün- dungszellen. Krebs kann ebenfalls Rückenschmerzen auslösen. Dank der Fortschritte in der Tumor-Thera- pie werden heute auch Rücken- marks- und Wirbelsäulentumore vielfach mit gutem Erfolg behandelt.

Eine umfassende Abklärung von Rü- ckenschmerzen bezieht nicht nur Wirbelsäule und Rückenmark in die Untersuchung ein. Das beim Men- schen bekannte Phänomen des „Aus- strahlungsschmerzes“ scheint auch bei Tieren zu existieren. Obwohl be- troffene Hunde offensichtlich an Rü- ckenschmerzen zu leiden scheinen, liegt die Erkrankung nicht im Rü- cken selbst, sondern in anderen Or- ganen wie der Prostata oder den Nie- ren. Die Schmerzsignale laufen dabei auf jenen Nervenbahnen, die auch bei Rückenschmerzen stimuliert werden. Durch diesen „Irrtum“ in der Schmerzübermittlung werden die Schmerzen vom Patienten an einer anderen Stelle – zum Beispiel eben in der Wirbelsäule – empfun- den.

Häufig unspezifische Symp- tome Die Symptome bei Rücken- schmerzen gleichen oft denjenigen bei Bauchschmerzen. Deshalb wer- den viele Hunde mit Rückenschmer- zen zuerst als „Bauchschmerz-Pa- tienten“ vorgestellt, da sich Rücken- probleme unter anderem durch Bewegungsunlust, steifen Gang, auf- gekrümmten Rücken, verspannte Rücken- und Bauchmuskulatur, Schmerzäußerungen beim Hochhe- ben oder Streicheln, Verweigerung von Sprüngen und Bewegungsstö- rungen (Lahmheit oder Lähmungs- erscheinungen) auf einer oder meh-

reren Gliedmaßen äußern. Weitere, eher unspezifische Hinweise für das Vorliegen eines Wirbelsäulenpro- blems sind häufiges Hinsetzen bei Spaziergängen oder ein schwanken- der Gang. Im schlimmsten Falle treten akute, hochgradige Schmer- zen zusammen mit Lähmungen der Glied maßen auf. Lähmungen weisen auf eine schwere Beeinträchtigung der Rückenmarksfunktion hin und stellen somit einen absoluten Not- fall dar, der sofort behandelt werden muss. Dazu gehört unter anderem auch der Bandscheibenvorfall.

Die „Dackellähme“ Bandschei- benvorfälle entstehen als Folge von degenerativen Veränderungen der Bandscheiben, das heißt, dass es durch die normalen Alterungsvor- gänge, durch Überbelastung, Über- gewicht oder durch Rasseprädis- position zu einer Schwächung des Bandscheibengewebes kommt. Oft reicht bereits ein geringes Trauma aus, wie beispielsweise der Sprung ins Auto, damit bei einer vorgeschä- digten Bandscheibe ein Vorfall aus- gelöst wird. Dies gilt besonders für Rassen wie Dackel: So weist die Be- zeichnung „Dackellähme“ bereits auf das häufige Vorkommen dieser Er- krankung bei der Rasse hin. Dane- ben sind auch Cocker Spaniel, Peki- nese, Malteser, Shi-Tzu und generell viele Zwerg- und Kleinhunderassen davon betroffen. Bereits im Alter von einem Jahr können Degenerationser- scheinungen im Röntgenbild ersicht- lich sein. Welche Symptome ein Bandscheibenvorfall verursacht, hängt von der Kompression des Rü- ckenmarks ab. Ist die Halswirbel- säule betroffen, sind ein steifer Hals, Laufen mit gesenktem Kopf oder Aufjaulen bei bestimmten Kopf- be wegungen typische Anzeichen.

Auch Berührungen werden oft als schmerzhaft empfunden. Ein auf- gekrümmter Rücken wird ebenfalls beobachtet. Bei stärkerer Kompres- sion des Rückenmarks können un- terschiedlich schwere Lähmungser- scheinungen auftreten.

Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach dem Schweregrad. Bei einem leichten Bandscheibenvorfall ohne Lähmungserscheinungen und mit normaler Blasen- und Darm- funktion ist eine Behandlung mit schmerzstillenden Medikamenten und Ruhighaltung meist ausreichend.

Bei Lähmungserscheinungen, Harn- oder Kotabsatzstörungen und starken Schmerzen ist eine Operation sinn- voll. Die Prognose hängt davon ab, wie stark das Rückenmark geschädigt ist. Leichte Fälle, die rasch behandelt werden, haben eine bessere, Blasen- oder Darmlähmungen dagegen eine schlechte Prognose.

Reha auch für Hunde Vorausset- zungen für eine Heilung sind eine ra- sche und exakte Diagnose, adäquate Behandlungsmaßnahmen, operative Eingriffe und die richtige, oft lang- wierige Versorgung des Patienten nach der Operation. Operiert wer- den sollte immer dann, wenn Aus- fälle der Nerven- und Rückenmarks- funktion festgestellt werden. Zwar können sich Hunde mit schweren Lähmungen auch ohne Operation wieder erholen, aber dies ist im Ein- zelfall nicht vorauszusehen. Ein ab- wartendes Verhalten kann zudem zu irreversiblen Schäden am Nervenge- webe führen, sodass auch eine Ope- ration nicht mehr zu einer Erholung führt. Ist die Schmerzempfindung an den gelähmten Gliedmaßen länger als 48 Stunden erloschen, besteht nur noch eine geringe Aussicht auf eine Heilung des gelähmten Tieres. Je nach Schweregrad und Dauer der Lähmung erholen sich die operierten Patienten mehr oder weniger rasch.

Sind die Patienten gelähmt und ist eine längere Erholungszeit zu erwar- ten, hat sich ein „Rehabilitationspro- gramm“ aus physiotherapeutischen Übungen, Schwimmtraining und Massage als erfolgreich erwiesen.

Weitere Maßnahmen wie entzün- dungshemmende Medikamente und Akupunktur können die Genesung unterstützen.  n

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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