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126 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2015 | www.pta-aktuell.de

S

äuglinge verbringen etwa 16 Stunden von 24 schla- fend, Erwachsene immer- hin noch acht. Im Schnitt verschlafen wir ein Drittel unseres Lebens. „Ver“schlafen? Nein. Heute ist klar, dass währenddessen wichtige Prozesse ablaufen, ohne die wir nicht existieren könnten. Doch welche und wie genau, ist ein Feld aktiver Forschung und Diskussion.

Zweifelsohne können wir ohne Schlaf nicht auskommen. Das wissen wir aus Erfahrung und das zeigen auch Experimente. Schlafentzug führt dazu, dass Konzentration, Wahr- nehmung und geistige Leistungs-

fähigkeit nachlassen. Bei extremem Schlafentzug drohen Halluzinatio- nen und Psychosen. Aber auch kör- perlich schlägt sich Schlafmangel nieder: Der Kohlenhydratstoffwech- sel wird in Mitleidenschaft gezogen, die Ausschüttung von Hormonen gerät durcheinander und eine ganze Reihe von Körperfunktionen mit ihnen. In Tierversuchen führt dau- erhafter Schlafentzug zum Tod.

Nicht passiv Doch was genau ge- schieht eigentlich, während wir schlafen? Der Brockhaus definiert Schlaf als „beim Menschen und den meisten Tieren auftretenden Zustand

mit Herabsetzung beziehungsweise Aufhebung des Bewusstseins und der Aktivität“. Heute weiß man, dass vor allem unser Gehirn den Schlaf benötigt. Doch dabei ist es keines- falls passiv, nachdem wir die Augen geschlossen haben. Im Gegenteil:

Elektroenzephalografien, also die Aufzeichnung der Hirnströme, sowie bildgebende Verfahren zeigen, dass das Gehirn anders, aber zumindest phasenweise kaum weniger aktiv ist als im Wachzustand.

Wie viel Schlaf wir brauchen, hängt wesentlich von unseren Genen ab.

Für die ganz überwiegende Mehrheit aller Erwachsenen liegt das Schlaf- optimum pro Nacht bei sieben bis neun Stunden – Ausreißer nach unten und nach oben sind möglich.

Frauen brauchen etwas mehr Schlaf als Männer. Während Säuglinge zwei Drittel der Zeit schlafend ver- bringen, sinkt die Schlafdauer bis

Wenn wir ihn in nicht ausreichender Menge oder Qualität

bekommen, werden wir müde und unkonzentriert. Doch was genau passiert eigentlich, wenn wir die Augen geschlossen haben?

PRAXIS SCHLAF – TEIL 1

Still , still, still

NEUE SERIE!

NEUGIERIG?

Über den normalen Schlaf und seine Funktionen, unter- schiedliche Schlafprobleme und ihre Therapien sowie mögliche Auswirkungen unseres west- lichen Lebensstils auf unseren Schlaf und unsere Gesund- heit berichteten wir ab sofort in einer neuen Serie.

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zur Kindheit ab. Jugendliche brau- chen dann wieder eher mehr. Ältere Menschen benötigen etwa eine halbe Stunde weniger als junge Erwach- sene; zudem schlafen sie leichter.

Jugendliche Eulen Auch daran, ob wir Frühaufsteher oder Langschläfer sind, sind hauptsächlich die Gene schuld. Als Lerchen werden Men- schen bezeichnet, die früh am Abend müde werden und einschlafen – um dann ebenfalls früh am Morgen wie- der aufzuwachen. Eulen nennt man dementsprechend Personen, deren natürlicher Biorhythmus sie erst spät müde werden lässt. Sie gehen später ins Bett und schlafen entspre- chend länger. Bei allen Jugendlichen verschiebt sich der Schlafrhythmus übrigens in Richtung Eule. Selbst wenn ihre Eltern sie frühzeitig ins Bett schicken, können sie noch nicht einschlafen. Weil sie aber morgens

wegen der Schule trotzdem früh wie- der raus müssen, häufen sie über die Woche ein immer größeres Schlaf- defizit an – das sie regelmäßig am Wochenende ausgleichen.

Zirkadian Normalerweise folgt unser Schlaf-Wach-Rhythmus dem Tagesverlauf von 24 Stunden: Ge- steuert wird dies von einer inneren Uhr, die Informationen über die Lichtverhältnisse vom Nucleus su- prachiasmaticus im Hypothalamus erhält, der wiederum mit der Netz- haut verbunden ist. Abends, wenn es dunkel wird, steigt die Produktion des müde machenden Melatonins in der Epiphyse – wir schlafen ein.

Ab circa drei Uhr nachts nimmt die Melatoninkonzentration wieder ab, dafür produziert die Nebennieren- rinde nun vermehrt Kortisol, bis seine Konzentration in den frühen Morgenstunden ihr Maximum er- reicht hat – wir werden wieder wach.

Daneben hat eine Vielzahl weiterer Signalmoleküle Einfluss auf unseren Wach- beziehungsweise Schlafzu- stand und den Übergang zwischen beiden.

Phasenweise durch die Nacht Aber Schlaf ist nicht gleich Schlaf.

Forscher unterscheiden zwischen REM-Schlaf, bei dem sich die Augen hinter den Lidern rasch hin und her bewegen (REM = Rapid Eye Move- ment) und Non-REM-Schlaf, der sich wiederum in je zwei Leicht- und zwei Tiefschlafstadien unterteilen lässt. Normalerweise durchlaufen wir während einer Nacht vier bis sechs aus diesen Stadien zusammen- gesetzte Schlafzyklen, von denen jeder etwa 90 Minuten dauert. Dabei überwiegen in der ersten Nachthälfte die Tiefschlafphasen, in der zweiten nehmen die REM-Schlafphasen zu.

Warum muss ich schlafen? Eine endgültige Antwort auf diese Frage steht noch aus. Offenbar nutzt das Gehirn die Zeit, um Informationen, die wir am Tag aufgenommen haben, zu sortieren und sich die wichtigeren zu merken. Neuere Untersuchungen

weisen darauf hin, dass es zudem vor allem nachts Stoffwechselmüll entsorgt. Doch auch für den Rest des Körpers ist der Schlaf essenziell wichtig: Er nutzt die Zeit, um sich zu regenerieren. Für das Immunsystem spielt ausreichend Schlaf ebenfalls eine große Rolle. Noch immer nicht klar: Welche Funktion haben eigent- lich Träume?

Schlafstörungen Dass dies alles – und möglicherweise noch viel mehr – reibungslos funktioniert, setzt vo- raus, dass wir gut und ausreichend schlafen. Tun wir dies nicht, sind wir tags darauf nicht voll leistungsfähig.

Dies kann soziale und berufliche Beeinträchtigungen zur Folge haben.

In diesen Fällen sprechen Fachleute von einer Insomnie. Davon sind laut einer Befragung des Robert Koch- Instituts etwa sechs Prozent der Er- wachsenen in Deutschland betroffen.

Über Ein- und Durchschlafstörun- gen (ohne gravierende Folgen für den nächsten Tag) berichtete sogar ein Drittel der Teilnehmer.

Exkurs – Schlafen im Tierreich Während wir Menschen uns zum Schlafen in aller Regel hinlegen und die Muskeln sich entspannen, existieren im Tierreich unterschied- liche Variationen: Fledermäuse und Faultiere schlafen beispielsweise kopfüber hängend, Elefanten und Pferde im Stehen, Flamingos sogar auf einem Bein. Manche Vogel- arten können während des Fliegens schlafen. Delfine, Wale und Robben schlafen beim Schwimmen im Was- ser – und zwar nur mit einer Gehirn- hälfte. Die andere Seite bleibt wach, das Auge offen, die Flosse schlägt – das Tier schwimmt schlafend im Kreis. Nach einer Weile ist die an- dere Seite dran. Mit nur einer Ge- hirnhälfte schlafen auch Enten, die in einer Gruppe außen sitzen, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen.

Auf dieser Außenposition wird re- gelmäßig abgewechselt. ■

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

© Arman Zhenikeyev / fotolia

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2015 | www.pta-aktuell.de

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