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Narratives Beschreiben - mit beschreibenden Mitteln einen Vorstellungsraum ausbauen und Erzählwelten erschaffen

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Academic year: 2022

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Narratives Beschreiben –

mit beschreibenden Mitteln einen Vorstellungsraum ausbauen und Erzählwelten erschaffen

Christiane Hochstadt, Heidelberg

B

eschreiben wird in der Schule häufig isoliert und orientiert an fragwürdigen Merkmalen thematisiert. Dabei begegnet es den Schülerinnen und Schülern im All- tag fast ausschließlich kontextualisiert, und hier oft im Zusammenhang mit Erzäh- len – zum Beispiel in Kinderbüchern.

Der vorliegende Beitrag stellt Möglichkei- ten vor, wie Beschreiben und Erzählen didaktisch sinnvoll aufeinander bezogen werden können. Die Schülerinnen und Schüler erleben dabei Beschreibungs- handlungen funktional und führen sie in eigenen Schreibprozessen, z. B. beim Verfassen einer Fantasiegeschichte, aus.

Das Wichtigste auf einen Blick Klasse: 5/6

Dauer: 8 Stunden + LEK Kompetenzen:

– Personen, Räume etc. beim schrift- lichen Erzählen angemessen beschrei- ben

– die Funktion des narrativen Beschrei- bens nachvollziehen

– sprachliche Mittel des Beschreibens kennen

Narrative Beschreibungen lassen Erzählwelten entstehen

© Oliver Wetterauer

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Fachwissenschaftliche Orientierung

Beschreiben – Funktion

Das Beschreiben ist eine grundlegende Sprachhandlung, mit der wir einem Hörer bzw.

Leser ermöglichen, sich ein beschriebenes Objekt vorzustellen. Das kann z. B. ein Raum, eine Person, ein Vorgang oder ein Gegenstand sein. Indem wir jemandem etwas beschrei- ben, strukturieren wir unsere eigene Wahrnehmung und die des Publikums.

Beschreibende Passagen kommen zumeist nicht isoliert vor, sondern im Zusammenhang mit anderen Sprachhandlungen, etwa narrativen oder argumentativen. Diese verschiedenen Passagen ziehen sich wie Spuren durch Texte, weshalb im Folgenden von Beschreibungs- spuren die Rede ist. Beim Erzählen spielt das Beschreiben als narratives Beschreiben für den Ausbau des Erzählraumes eine besondere Rolle.

Form

Wie eine Beschreibung konstruiert ist, hängt unter anderem vom Kontext, vom Beschrei- bungsobjekt und von den Erwartungen des Hörers oder Lesers ab. Ein stereotypes Beschrei- bungsmuster gibt es nicht. Während man etwa bei einer Tierbeschreibung üblicherweise vom Ganzen zum Detail geht, bietet es sich bei einer Raumbeschreibung an, sprachlich durch den Raum zu „wandern“.

Sprachliche Mittel des Beschreibens sind Relativsätze, Partizipialkonstruktionen, Adjektiv - attribute, Präpositionalattribute, Genitivattribute oder Vergleiche. Auch hier ist der Kontext entscheidend für die tatsächliche sprachliche Gestalt beschreibender Passagen. Gegen- standsbeschreibungen in Verkaufsanzeigen etwa sind gewöhnlich im Präsens und in ver- gleichsweise kurzen Sätzen formuliert. Dagegen sind Gegenstandsbeschreibungen in klas- sischen Erzählungen meist im Präteritum und angepasst an die narrative Syntax verfasst.

Didaktisch-methodische Überlegungen

Zur Funktion des Beschreibens

Schülerinnen und Schüler beschreiben ab der Primarstufe meist im Rahmen von Erzählun- gen. Wenn sie Fantasiegeschichten, Märchen oder Nacherzählungen verfassen, sollen sie Personen, Räume usw. beschreiben und den Erzählraum ausbauen, meist ohne dass das narrative Beschreiben gezielt geübt wird. Stattdessen lernen sie Beschreibungen häufig dekontextualisiert und defunktionalisiert (beschreibe deinen Füller) kennen und erhalten Merkmalskataloge, die fragwürdig sind (sei objektiv, verwende kurze Sätze etc.). Dadurch geraten sie in eine paradoxe Situation: Beim Erzählen sollen die Lernenden beschreibende Passagen mit narrativen Teilen verbinden, affektive Markierungen vornehmen und Subjekti- vität und Kreativität in den Mittelpunkt stellen.

Die vorliegende Einheit will Beschreiben von Anfang an als narratives Beschreiben kontex- tuell behandeln, um die Funktion beschreibender Spuren in Erzählkontexten deutlich zu machen und daraus formale Aspekte abzuleiten.

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Reihe 59 S 2

Verlauf Material LEK Glossar Mediothek

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Zur Form des Beschreibens

Sprachliche Mittel des narrativen Beschreibens werden in der Schule oft nicht gezielt geübt, ihre Beherrschung wird vielmehr vorausgesetzt. Das stellt besonders für Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache und für schriftfern sozialisierte Kinder ein Problem dar. Die Einheit zeigt einen Weg auf, wie durch eine kontextuell eingebundene Behandlung narrativer Beschreibungsmuster deren Anwendung gefördert werden kann.

Der Unterricht läuft dabei auf zwei Ebenen ab: Auf der Reflexionsebene setzen sich die Schülerinnen und Schüler analytisch mit Form und Funktion narrativer Beschreibungsspuren auseinander. Diese reflexiven Prozesse sollen auf der Schreibhandlungsebene durch die Anwendung narrativer Beschreibungsmittel ergänzt werden.

Gliederung der Einheit

Die Einheit ist in vier Teilschritte gegliedert:

1. Narratives Beschreiben kennenlernen (M 1, M 2) 2. Sprachliche Mittel genauer untersuchen (M 3–M 5) 3. Verschiedene Objekte des Beschreibens (M 6–M 9) 4. Selbst narrativ beschreiben (M 10)

Zunächst geht es darum, dass die Schülerinnen und Schüler erste bewusste Erfahrungen mit dem narrativen Beschreiben machen. Sie entdecken durch die Analyse eines Textauszugs, welche Funktion Beschreibungen in Erzählungen für den Leser und die Leserin haben (M 1).

Anschließend sollen die Lernenden auf Spurensuche in literarischen Texten gehen und sich mit der Funktion und der Wirkung der gefundenen Spuren narrativer Beschreibungen aus- einandersetzen. Sie lernen hierbei mögliche Merkmale narrativer Beschreibungsspuren kennen, erfahren aber gleichzeitig, dass Beschreiben eng mit anderen Sprachhandlungen (in dem Fall: Erzählen) verwoben ist und die Merkmale deshalb nur kontextabhängig bestimmt werden können (M 2).

Nun analysieren die Schülerinnen und Schüler die gefundenen Spuren auf sprachliche Mittel hin (z. B. Relativsätze, Präpositionalgruppen) und setzen sich mit diesen explizit aus- einander. Dabei geht es auch darum, nach einer kontrastiven Analyse narrativ beschrei- bende von anderen beschreibenden Textauszügen (z. B. Tierbeschreibung in einer Suchan- zeige) abgrenzen zu können (M 3–M 5).

In einem nächsten Teilschritt, der in Form einer Lerntheke realisiert werden kann, beschäfti- gen sich die Schülerinnen und Schüler intensiver mit verschiedenen Objekten des narrativen Beschreibens: Figuren, Räume und Gegenstände (M 6–M 9).

Am Ende wenden die Lernenden ihr Wissen, das sie in den rezeptionsorientierten Unter- richtsphasen gewinnen konnten, in eigenen Schreibprozessen an. Zur Differenzierung wer- den hier verschiedene Schreibanlässe geboten (M 10).

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Schematische Verlaufsübersicht

Narratives Beschreiben –

mit beschreibenden Mitteln einen Vorstellungsraum ausbauen und Erzählwelten erschaffen

Stunde 1/2 M 1, M 2

Narratives Beschreiben kennenlernen

Stunde 3/4 M 3–M 5

Sprachliche Mittel genauer untersuchen

Stunde 5/6 M 6–M 9

Verschiedene Objekte des Beschreibens

Stunde 7/8 M 10

Selbst narrativ beschreiben

Minimalplan

In den ersten beiden Stunden erarbeiten die Schülerinnen und Schüler die Funktion des narrativen Beschreibens, in der dritten und vierten Stunde dessen sprachliche Mittel. Deshalb sollten diese Stunden wie vorgeschlagen durchgeführt werden.

Die Lerntheke in den Stunden 5/6 kann problemlos durch eine andere methodische Gestaltung ersetzt werden. Außerdem kann die Materialbasis gekürzt und nur ein- zelne der hier vorgeschlagenen Beschreibungen – Raum (M 6) oder Figuren (M 7) oderGegenstände (M 8) – vorgenommen werden.

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Reihe 59 S 5

Verlauf Material LEK Glossar Mediothek

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Materialübersicht

M 1 (Tx, Ab) Ein scheußliches Wesen– wie wird hier beschrieben?

M 2 (Tx) Narrative Beschreibungsspuren in Texten suchen

M 3 (Ab) Wie gefrorener Schaum– sprachliche Mittel entdecken M 4 (Ab, Bd) Vergleiche, Attribute & Co. – sprachliche Mittel anwenden M 5 (Tx, Bd) Ein Tier, zwei Beschreibungen – Texte untersuchen

M 6 (Ab) Fantasiewelten mit Sprache erschaffen – die Raumbeschreibung M 7 (Ab) Eine Figur mit Sprache erschaffen – die Figurenbeschreibung M 8 (Ab) Samtiger Hut, harter Stein – die Gegenstandsbeschreibung M 9 (Ab) In die Rolle des Zuhörers schlüpfen

M 10 (Ab) Stell dir vor … – selbst narrativ beschreiben

Lernerfolgskontrolle

M 11 (Ab, Fo) Narrativ beschreiben – teste dein Wissen!

M 8

M 9

Samtiger Hut, harter Stein – die Gegenstandsbeschreibung / Auswahl eines Gegenstandes und Sammeln narrativer Beschreibungsspuren, die zum Gegen- stand passen (EA); Verfassen einer narrativen Gegenstandsbeschreibung zu einem vorgegebenen Textanfang (EA)

In die Rolle des Zuhörers schlüpfen / Vorstellen der eigenen Texte in Vorlese- gruppen (GA); Anschlusskommunikation über die verwendeten sprachlichen Mittel (GA/UG)

Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler wenden sprachliche Mittel des narrativen Beschrei- bens in Bezug auf verschiedene Beschreibungsobjekte an und reflektieren darüber.

Stunde 7/8: Selbst narrativ beschreiben

Material Verlauf

M 10 Stell dir vor … – selbst narrativ beschreiben / Schreiben einer eigenen Geschichte mit narrativen Beschreibungsspuren zu einem vorgegebenen Erzähl- anfang oder einer von drei vorgegebenen Überschriften (EA); Korrektur des Manuskripts durch die Lehrkraft, Überarbeiten des eigenen Textes durch die Ler- nenden (EA); Unterstreichen der selbst gelegten Beschreibungsspuren (EA); Vor- lesen und Besprechen der Texte (UG)

Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler gewinnen Sicherheit bei der Verwendung sprach- licher Beschreibungsmittel im eigenen Schreibprozess.

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I/B

Reihe 59 Verlauf Material S 7

LEK Glossar Mediothek

M 4

Vergleiche, Attribute & Co. – sprachliche Mittel anwenden

Inzwischen hast du sprachliche Mittel in Erzähltexten aufgespürt. Hier sollst du sie nun selbst anwenden.

Aufgaben

1. Vervollständige die Sätze unten so, dass sie Teil der Beschreibung der Höhle aus M 2 sein könnten. Folgende Wörter können dir helfen: Licht, nass, Wassertropfen, Diamanten, geheimnisvoll, spiegelte, spitz aufra- gend, Farben, wie die Zähne eines Raubtiers, weit, klamm, unheimlich.

An der hinteren Höhlenwand _____________________________________________________________________________________________. In der Höhle erklangen ______________________________________________________________________________________________________. Das Licht in der Höhle war _________________________________________________________________________________________________. Bei längerem Hinsehen wirkten die Steine wie __________________________________________________________________. In der Ecke entdeckte Ben etwas Glitzerndes, das ______________________________________________________________

___________________________________________________________________________________________________________________________________________. 2. Der Beschreibungstext aus M 1 ist unvollständig. Fülle ihn mit eigenen Ideen so aus, dass

er zu der Gestalt im Bild unten passt.

Es sah aus wie _______________________________________________________________________________________________________________, mit

__________________________________________________________________________ und _______________________________________________________

Beinen. Die Augen des Scheusals waren __________________________________________________________und auf dem

________________________________________________________Kopf trug es _______________________________________________________. Sein Schwanz _________________________________________________________________________________________ und an seinem Ende

____________________________________________________________________________________________________________________________________________.

Aus: Basiliskenbild aus dem Serpentum et draconum historiae von Ulisse Aldrovandi 1640.

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I/B

M 8

Samtiger Hut, harter Stein – die Gegenstandsbeschreibung

Gegenstände lassen sich erzählend zum Leben erwecken – probiere es hier aus.

Aufgaben

1. Wähle einen der folgenden Gegenstände aus und markiere ihn farbig.

2. Sammle Beschreibungsspuren, die du in der Beschreibung des ausgewählten Gegen- stands verwenden möchtest. Trage sie in die Tabelle ein.

3. Beschreibe nun deinen Gegenstand erzählend, indem du den folgenden Textauszug weiterführst.

Tipp: Achte darauf, dass deine Beschreibungsspuren immer wieder durch Erzählspuren ergänzt werden (z. B. Das Mädchen befühlte [den Gegenstand] behutsamoder Da fing die alte Frau leise an zu weinen).

M 9

In die Rolle des Zuhörers schlüpfen

Aufgaben

1. Bildet zu dritt eine (Vor-)Lesegruppe. Lest euch gegenseitig eure Texte vor, die ihr mithilfe von M 6–M 8 verfasst habt.

2. Während ein Gruppenmitglied vorliest, notieren sich die anderen die sprachlichen Mittel des Beschreibens, die sie wahrnehmen.

Vergleich Sinneseindruck Relativsatz

Präpositionalattribut Adjektivattribut

„Komm“, sagte die Großmutter ruhig, „öffne die Kiste.“ Das Mädchen zögerte. Sie spürte, welche Bedeutung der Moment für die alte Frau hatte. Schließlich beugte sie sich nach vorne, blickte ihre Großmutter an und hob langsam den Deckel der Kiste …

Buch Teppich Hut Stuhl Stein

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I/B

Reihe 59 Verlauf Material LEK S 3

Glossar Mediothek

© Dressler Verlag GmbH

VORSC

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Referenzen

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