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Archiv "Deutsches Ärzteblatt — Ärztliche Mitteilungen: Ein Rückblick auf dreißig Jahre (1) 1949-1979" (10.05.1979)

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1949 Dreißig Jahre1079

Drei Redakteure begingen das Jubiläum ihrer Zeitschrift DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT — ÄRZTLICHE MITTEILUNGEN auf jour- nalistische Weise: Jeder arbeitete ein Zeitschriften-Jahrzehnt durch, und jeder beschreibt hier, was ihm auffiel. Ein „Gedenk- artikel" in drei Teilen ist das Ergebnis. Keineswegs wissen- schaftlich — Ansätze einer publizistikwissenschaftlichen und medizingeschichtlichen Darstellung der Zeitschrift finden sich in dem 1973 herausgegebenen Buch „1872-1972, Einhundert Jahre DEUTSCHES ÄRZTEBLATT — ÄRZTLICHE MITTEILUN- GEN" von J. F. Volrad Deneke und Richard F. Sperber. Der Rückblick der Redaktion auf dreißig Jahrgänge DEUTSCHES ÄRZTEBLATT — ÄRZTLICHE MITTEILUNGEN aus der Sicht des Jahres 1979 ist eher aphoristisch. Er will nur noch einmal aufzeigen, was die einen nicht wissen können oder die anderen bereits vergessen haben und was für immer weniger Zeitge-

nossen durchlebte Erinnerung ist DA

A

m 15. Mai 1949 erschien erstmals nach dem Kriege wieder ein zentrales Organ der ärztlichen Spitzenorgani- sationen: ÄRZTLICHE MITTEILUN- GEN, herausgegeben im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der West- deutschen Ärztekammern (1946 gebildet) und der Arbeitsgemein- schaft der Landesstellen der Kas- senärztlichen Vereinigungen für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet (1948 gebildet).

„Als am 24. Juni 1933 nach über 30jährigem Bestehen die ,Ä rzt I i- chen Mitteilungen', das offi- zielle Organ des ,Verbandes der Ärzte Deutschlands', ihr Erschei- nen einstellten, um mit dem ,Deut- schen Ärzteblatt vereinigt zu wer- den, glaubten mit größeren Teilen des deutschen Volkes auch viele Ärzte noch an die Zukunft des neuen deutschen Staates unter autoritärer Führung. Die Zeit hat sie bitter enttäuscht. 12 Jahre spä- ter standen sie vor den Trümmern des geliebten Vaterlandes in bit- terster seelischer und köperlicher

Not . " Das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT, von dem hier im Geleit- wort des ÄM-Hauptschriftleiters,

Dr. Carl Oelemann (Bad Nauheim), in Heft 1 der neuen ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN (Abbildung des Titelkopfes auf der gegenüberlie- genden Seite) die Rede ist, hatte im Februar 1945 — mit einem letz- ten Monatsheft von 16 Seiten Um- fang — sein Erscheinen eingestellt.

Erst gut zehn Jahre später, am 11.

Oktober 1955, bilden die beiden Traditionsbezeichnungen (das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT führte ab 1929 die Tradition des 1872 ge- . gründeten „Aerztlichen Vereins- blatts für Deutschland" fort) ge- meinsam den Titel ÄRZTLICHE MITTEILUNGEN — DEUTSCHES ÄRZTEBLATT; wiederum rund ein Jahrzehnt später (ab 1964) in der seither gültigen Reihenfolge DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ÄRZTLICHE MITTEILUNGEN (Ab- bildungen auf Seite 1283 dieses Heftes).

Genau dreißig Jahre sind also seit der Wiederbegründung des Or- gans der heutigen Bundesärzte- kammer und der heutigen Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung ver- gangen. Jenen Ärzten, die nur ei- nen Teil dieser dreißig Jahre als Heranwachsende und Erwachsene

miterlebt haben, mag ein Rück- blick bewußt machen, wieviel vom heutigen Zeitgeschehen seine Wurzeln im Damals hat, wieviel sich im Materiellen und wie wenig sich im Grundsätzlichen geändert hat (wie wenig vor allem auch in der ständigen Bedrohung des ein- mal Erreichten).

Die erste Ausgabe:

Pars pro toto

Die erste Ausgabe der neuen ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN spiegelt bereits das Ganze der ärztlichen Berufspolitik, der ärztli- chen Auffassungen zur Gesund- heits-, Sozial- und Gesellschafts- politik. Die Konstanten der Berufs- politik, immer wieder angespro- chen seit der Mitte des 19. Jahr- hunderts, finden sich fast alle in diesem ersten Heft, ergänzt durch den einen und anderen Grund- satzartikel in den unmittelbar fol- genden Ausgaben.

Gesellschaftspolitik

„Standeskampf als Gesellschafts- vorbild" überschrieb Univ.-Prof.

Dr. med. et phil. Willy Hellpach (Heidelberg) seine Betrachtung des Gegen- und Beieinander von Sozialisierung und Individuation (wobei die Nuance beachtet wer- den muß, die Hellpachs Begriff So- zialisierung von marxistischer Ideologie unterscheidet). Man schreibt 1949, vor der Jahresmitte

— und die Richtung, die das deut- sche Rest-Reich nehmen wird, ist noch völlig offen. Hellpach in sei- nem Rückblick auf die erste Jahr- hunderthälfte:

„Wir haben niemals das großarti- ge, wenn auch mit vielen und nicht nur kleinen Mängeln behaftete so- ziale Versicherungswerk des jun- gen Deutschen Reiches zerstören wollen, das als Bismarcks zweite schöpferische Staatsmannslei- stung ebenbürtig neben seiner Reichsgründung steht und der ganzen Welt draußen schließlich zum Modell geworden ist. Wir ha- ben auch niemals ‚streiken' wollen

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Herausgegeben

im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammern und der Arbeitsgemeinschaft der Lundesstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet

Verenterortlich• Herausgeber: Dr. Carl Oelomann, Bad Nauheim und Dr. Ludwig Sievers, Hannover Hauptschre.iter: Dr, 'Carl Oelennnn, Bad Nauheim Schriftleitung: Bad Neuheim, Medizin. Baln. Institut, Sprudelhof Lloonsie. im Verlag Faninend Enke, Sntbgart-W. • A...igen...wegtun. und Vertrieb: Amen.. Mistellungen, Gieeen. Ber,koserno 3 Songspreis 1Ur telehlmlIgIseders DM 1.20 ...SF. nagt. 7ustellgeld. elle Postanstalten nehmen Bestellungen en. Die Zeihchr. imeheini em 1. o. SS. led. Mts.

SobrIfIseln fOr den Testfell nur an die SehrillIeltung. Bad Haube.: Sendungen betr Anzeigen u. Vertrieb nur nach Bleken. Illerglisisorno S.

Heft 184. Jahrgang 15. Mai 1949 Postverlagsort Gießen

Um das rechtzeitige Erscheinen der „Ärztlichen Mitteilungen" zu ermöglichen, hat sich der Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart, freundlicherweise bereit erklärt. die Zeitschrift zunächst unter seiner Lizenz erscheinen zu lassen, bis der eigene Verlag lizenziert ist. Wir danken dem Verlag Ferdinand Enke hierfür. Die Schriftleitung

INHALTSVERZEICHNIS

Zum Geleit Seite 1 Hartmannbund und Kassenärztliche Vereinigung . . Seite 8

Slandehkampf als Oesellschaftsvorbild Seile 3 Berulspolitik gestern und heute Seite 11

Verpflichtende Tradition Seite 4 Recht — Pllicht Verantwortung Seite 15

Rlfons Stauder zum Ciedächtn.s Seite lt Bekanntmachungen Seile 19

Kopf der Innentitelseite der ersten Nachkriegsausgabe der neuen „ÄM"

in dem bösartigen Sinne, daß wir die Behandlung von Kranken ver- weigert hätten. Wir wehrten uns nur dagegen, aus einem freien Be- rufsstande in eine Angestellten- schicht umgewandelt zu werden, und diese Abwehr geschah gerade im Sinne des elementaren Funda- mentes alles ärztlichen Ethos, nämlich des persönlichen Ver- trauensverhältnisses zwischen Kranken und Arzt.

Die Klarsichtigsten unter uns sa- hen es unweigerlich kommen, daß immer breitere Schichten in den Genuß des Versicherungsanrech- tes gegen Krankheit und ihre Fol- gen gelangen würden, aber eben darum wollten wir für den breiten Durchschnitt des Alltagsleides durch Erkrankung nicht das ande- re Anrecht der persönlichen Wahl des behandelnden Arztes preisge- geben wissen; die Arztwohnung sollte, drastisch gesprochen, nicht zur Polizeistation werden, der man unausweichlich zugewiesen ist, wenn man in einer bestimmten Straße eines bestimmten Stadtteils lebt, ohne sich eine andere aussu- chen zu können, deren Wachtmei- ster einem vielleicht besser zu- sagt . . ."

Hellpach schien die geschichtli- che Perspektive Losung und Auf- trag auch für das neue Blatt, das sich auf eine so lange und gute Tradition stützt, „sind doch Name und Geschichte dieser Zeitschrift auf das Engste mit dem Kampf der deutschen Ärzte um die Freiheit ihrer Berufsausübung verknüpft", wie es in einer sich in Heft 1 an- schließenden Betrachtung der Ge- schichte der ÄRZTLICHEN MIT- TEILUNGEN heißt, deren Schrift- leiter Willy Hellpach von 1907 bis 1914 und von 1918 bis 1921 war (späterer Badischer Kultusmini- ster und nach dem Tode Eberts Kandidat bei der Reichspräsiden- tenwahl).

Berufspolitik

„Berufspolitik gestern und heute"

ist in Heft 1 der neuen ÄRZTLI-

CHEN MITTEILUNGEN der Artikel von Dr. med. Karl Haedenkamp (Bad Nauheim) überschrieben, der 1923 die Schriftleitung der ÄRZT- LICHEN MLTTEILUNGEN über- nommen hatte. Das Jahr 1949 sieht Dr. Karl Haedenkamp in an- derer Position, als Hauptge- schäftsführenden Arzt der „Ar- beitsgemeinschaft der Westdeut- schen Ärztekammern" und der

„Arbeitsgemeinschaft der Lan- desstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen" in Bad Nauheim.

So sein Rück- und Ausblick im Heft 1:

„Die Geschichte unseres Standes lehrt uns, daß es nur zwei Möglich- keiten der Selbstbehauptung für den Arzt gibt: entweder die gesetz- lich begründete Selbstverwaltung als Mittel zur Verwirklichung von Selbstverantwortung, Selbstzucht und Selbstbestimmung oder die Selbsthilfe durch Machtkoalitio- nen, die sich gewerkschaftlicher Mittel bedienen, um berechtigte Ansprüche zur Geltung bringen und sich nach allen Seiten hin zu behaupten. Mit dem System der Ärztekammern war in Deutschland die Selbstverwaltung auf gesetzli- cher Grundlage unter der Aufsicht des Staates erreicht.

Dieses System muß freilich auf den Prinzipien der demokrati- schen Reife, der Kollegialität und

der Gerechtigkeit beruhen, wenn es sich bewähren soll. Die Ä rzte- k am mer ist nichts anderes als die Gemeinschaft aller Ärzte eines Landes. Ihre Vor- stände und ihre sonstigen Organe sind Beauftragte der Gesamt- heit, nichts anderes. Gebärden sie sich als Standesobrigkeit, so zer- stören sie das System. Betrachten sie sich nicht als die gerechten Sachwalter aller Ärzte und Ärzte- gruppen und bevorzugen sie etwa den einen oder anderen Teil zu Ungunsten der übrigen, so han- deln sie verantwortungslos und graben der ärztlichen Selbstver- waltung das Grab. Der gerechte Ausgleich aller nun einmal ver- schiedenartigen Interessen ver- bürgt allein die Daseinsberechti- gung der Kammer und rechtfertigt allein das Vertrauen aller, ohne das eine solche Institution nicht leben kann ... "

Berufs- und Honorarpolitik

Für die Kassenärztlichen Vereini- gungen begrüßte der Erste Vorsit- zende ihrer Arbeitsgemeinschaft, Dr. med. Ludwig Sievers (Hanno- ver), der gleichzeitig Präsident der Ärztekammer Niedersachsen war, in Heft 1 das Wiedererscheinen der ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN auf das lebhafteste. Er gab der Hoffnung Ausdruck, „daß durch

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dieses Standesblatt die Beziehun- gen des einzelnen Arztes zu sei- nen Organisationen, nämlich den Ärztekammern und den Kassen- ärztlichen Vereinigungen, wesent- lich gestärkt werden". Dem Auf- trag der Kassenärztlichen Vereini- gungen als Träger der ärztlichen Tätigkeit in der gesamten Sozial- versicherung entsprechend mün- det Sievers' Aufsatz, der die Ent- wicklung vom Hartmannbund zur Kassenärztlichen Vereinigung dar- legte, in kassenärztliche Program- matik, wie sie damals besonders aktuell war:

„Es wird erforderlich sein, für die Gestaltung der Honorare, insbe- sondere in der Krankenversiche- rung, andere Grundsätze als bis- her aufzustellen. Es dürfen bei der Honorarbemessung nicht nur fi- nanzielle Gesichtspunkte der Trä- ger der Sozialversicherung, son- dern die gleichmäßige Berück- sichtigung der Finanzlage beider Teile, d. h. also auch der Ärzte, maßgebend sein. Es wird auch zu erwägen sein, ob an der bisheri- gen alleinigen Bezahlungsart nach Kopfpauschale festgehalten wer- den kann oder ob nicht verschie- dene Bezahlungsarten Platz grei- fen müssen .. .

Bei der Erfassung weiter Bevölke- rungskreise durch die Sozialversi- cherung muß endlich die These fallen, als ob es sich bei den Versi- cherten lediglich um die ,Ärmsten der Armen' handelte. Durch den Zusammenschluß der Versicher- ten und durch die Beitragserhe- bung nicht nur von den Versicher- ten, sondern auch von den Arbeit- gebern, muß mit dieser Fiktion endlich Schluß gemacht werden, und es müssen Mittel und Wege gefunden werden, die dem Ziele dienen, welches unter Berücksich- tigung der sozialen Struktur der Gesamtbevölkerung als absolut gerecht erscheint, daß dem Arzt für seine ärztliche Tätigkeit, gleichgültig für welchen Versiche- rungsträger er sie ausübt, ein Ent- gelt zukommt, das der sozialen Stellung, der theoretischen wie praktischen Ausbildung

und der Verantwortung, die er in seinem Beruf zu tragen hat, gerecht wird."

Ergänzungen im zweiten Heft

Berufsordnung und -organisation

„Die Ärztekammer als Pflicht- oder freiwillige Organisation". Diese Thematik — alt und immer wieder einmal neu — findet sich im zwei- ten Heft der neuen ÄRZTLICHEN

MITTEILUNGEN, dargestellt von Dr. med. Hans Neuffer, damals Präsident der Ärztekammer Nord- württemberg, bald danach bis Mit- te 1959 Präsident der Arbeitsge- meinschaft der Westdeutschen Ärztekammern, der Bundesärzte-

kammer. Historisch wohlbegrün- det trug Neuffer den Lesern, zu denen neben den Ärzten auch da- mals schon zahlreiche Funktions- träger der Kassen und des Staates, Gesundheits- und Sozialpolitiker zählten, die Forderungen des jüngsten Deutschen Ärztetages zur Frage der Berufung des Arztes und seiner Berufsvertretung vor:

Die Ärzteschaft erblickt in der demokratischen beruflichen Selbstverwaltung des ärztlichen Standes die einzige Gewähr für die Erfüllung der Aufgabe, dem Volke einen sittlich und wissenschaftlich hochstehenden Ärztestand zu er- halten. Die auch an der Ärzte- schaft nicht spurlos vorüberge- gangene Beeinträchtigung ein- wandfreier Lebens- und Berufs- auffassung macht die Erhaltung der Einrichtungen zur Überwa- chung des beruflichen Verhaltens notwendiger denn je.

Die Ärzteschaft beansprucht daher für sich das Recht,

1. Berufskörperschaften zu bil- den, die von der Volksvertretung durch Gesetz anerkannt werden und alle Ärzte umfassen,

2. sich selbst eine vom Staate zu genehmigende Berufsordnung zu geben und unter Mitwirkung aller Berufsangehörigen die Erfüllung

der öffentlichen Aufgaben sicher- zustellen, die der ärztliche Dienst erfordert.

3. Sie betont erneut die Unent- behrlichkeit ärztlicher Berufsge- richte, um jeden Arzt zur gewis- senhaften und uneigennützigen Berufsausbildung anhalten zu können.

Der deutsche Arzt lehnt es ab, sich behördlicher Überwachung und Disziplinierung zu unterwerfen und wendet sich mit Entschieden- heit gegen die in letzter Zeit be- merkbar gewordenen Versuche, das freie Vertrauensverhältnis zwi- schen dem Arzt und den Kranken durch obrigkeitliche Regelungen zu stören und den Trägern der Ge- sundheitsverwaltung die Aufga- ben der ärztlichen Berufsvertre- tungen zu übertragen ..."

Berufsprobleme im Krankenhaus Und ebenfalls in Heft 2 der ÄRZT- LICHEN MITTEILUNGEN findet sich eine erste Darstellung der Probleme ärztlicher Tätigkeit am Krankenhaus. „Ein Jahr Marbur- ger Bund" — unter diesem Titel schildert Dr. med. Rolf Schlögell (Bad Nauheim), der spätere Haupt- geschäftsführer der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, Not und Erwartungen der jungen Ärzte-Ge- neration:

„Im Mai 1948 beschlossen die De- legierten der damaligen Arbeitsge- meinschaft der Jungärzte, in je- dem Lande der drei westlichen Be- satzungszonen eine selbständige Organisation der angestellten Ärz- te zu gründen und dieser den Na- men ,Marburger Bund' zu ge- ben. Denn es hatte sich gezeigt, daß eine selbständige, auf freier Mitgliedschaft begründete Organi- sation für eine wirkungsvolle Ver- tretung der Interessen der ange- stellten Ärzte unumgänglich not- wendig geworden war. Die Dele- gierten waren sich darüber klar, daß eine schwierige und zeitrau- bende organisatorische Arbeit vor ihnen liegen würde, aber die gera-

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dezu katastrophalen Arbeitsver- hältnisse der Kollegen an den Krankenhäusern machten eine eindeutige, klare Entscheidung notwendig .. .

Der ,Marburger Bund' hält es für untragbar, daß man in einem Kran- kenhaus Einsparungen am ärztli- chen Personal vornimmt, weil ja letztlich der Arzt der Träger der Aufgaben des Krankenhauses ist.

Der ,Marburger Bund' wehrt sich also dagegen, daß bei dem seit einiger Zeit zu beobachtenden Streben der Krankenhausträger nach einer Steigerung der Renta- bilität ihrer Häuser der Arzt der Leidtragende sein soll, indem man sein Gehalt kürzt oder völlig streicht. Er ist vielmehr der Über- zeugung, daß gemeinschaftliche Lasten auch gemeinschaftlich ge- tragen werden müssen und nicht auf die Schultern des wirtschaft- lich schwächsten Teils abgewälzt werden dürfen . ."

Diese aus dem Zusammenhang gegriffenen Zitate belegen durch- aus, wie klar die Grundzüge der gesamtärztlichen Positionen in den gesundheits- und sozialpoliti- schen Auseinandersetzungen der folgenden drei Jahrzehnte bereits in den beiden ersten Heften der ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN des Jahres 1949 vorgezeichnet sind.

Die Entwicklung von Verlag, Redaktion, Drucktechnik Seitdem also: dreißig Jahre DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT — ÄRZTLI- CHE MITTEILUNGEN im Deut- schen Ärzte-Verlag.

Um ganz korrekt zu sein: Die er- sten Ausgaben in 1949 sind unter der — seinerzeit von der Militärre- gierung vergebenen — Lizenz des Verlages Ferdinand Enke (Stutt- gart) erschienen, der sich dan- kenswerterweise dazu bereit er- klärt hatte, bis die Anfang 1949 gebildete Ärzte-Verlag GmbH (Gießen, Bergkaserne, Block 3;

Verlagsleiter: Willy B. Schlicht) ei- ne eigene Lizenz erhielt.

Nach Überwindung der zeitgemä- ßen Papierbeschaffungsschwie- rigkeiten druckte die Verlagsdruk- kerei Albin Klein (Gießen) die erste Nachkriegsausgabe der Halbmo- natszeitschrift in einer Auflage von 55 000 Exemplaren, im Rotations- druck (wie damals Rowohlt seine Literatur, die berühmten Rowohlt- Rotations-Romane, ro-ro-ro).

Schon ab Januar 1950 erfolgte die Herstellung der ÄRZTLICHEN MIT- TEILUNGEN in Buchdruck durch das Druck- und Verlagshaus GmbH in Frankfurt am Main, die Druckerei der „Frankfurter Rund- schau". Nachdem der Verlag Mitte 1951 von Gießen nach Köln umge- zogen war, druckte schließlich der Graphische Betrieb L. N. Schaff- rath in Geldern die ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN. Und „Schaffrath in Geldern" besorgte und besorgt weiterhin die technische Herstel- lung des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTS — ÄRZTLICHE MITTEI- LUNGEN, heute im Lichtsatz und im modernsten Offset-Rotations- Verfahren. Auflage nahezu 160 000, Woche für Woche.

Parallel zu seiner führenden Zeit- schrift entwickelte sich der Verlag.

Schon 1949 wird eine Abteilung für Drucksachen und Formulare eröffnet; die Abteilung Buchverlag kommt im selben Jahr hinzu.

Nachdem Bonn „vorläufiger" Sitz der Bundesregierung geworden ist, werden die Arbeitsgemein- schaften der Ärztekammern und der Kassenärztlichen Vereinigun- gen (mit ihrem Verlag) nach Köln verlegt.

Auch in der Schriftleitung gibt es eine Veränderung: Dr. med. Bert- hold Rodewald (Kiel, dann Köln) übernimmt am 4. August 1951 die Hauptschriftleitung. Er gibt sie En- de 1958 ab: J. F. Volrad Deneke wird neuer Hauptschriftleiter der ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN — DEUTSCHES ÄRZTEBLATT. Mit ihm geht die Zeitschrift in das zweite Jahrzehnt.

Soweit die Technik, der Verlag, die Redaktion. Sie gaben und geben dem Inhalt Gestalt.

Der Inhalt

der ersten Jahrgänge

Immer wieder sticht in der ersten Hälfte des Zeitschriften-Dezen- niums das Bemühen um die Neu- gestaltung des Kassenarztrechts, die Regelung der Beziehungen zwischen Ärzten und Krankenkas- sen, hervor. Auffällig, wie dabei immer wieder „Einigkeit und Ge- schlossenheit" beschworen wer- den — Begriffe, die heute noch und wieder von Gegnern der Ärzte- schaft bekrittelt und bespöttelt werden, die aber ganz offensicht- lich der Bewußtheit einer Minder- heit zwischen den großen Blöcken

„Arbeitnehmerschaft" und „Ar- beitgeberschaft" entsprechen.

Und der Inhalt der ARZTLICHEN MITTEILUNGEN — DEUTSCHES ÄRZTEBLATT (auch in späteren Jahrgängen) bestätigt immer wie- der, wieviel in Einigkeit und Ge- schlossenheit tatsächlich erreicht werden konnte — und wie wenig in den Phasen der Zersplitterung.

Das Lesen fällt schwer. Die kleinen Schrifttypen der ersten Jahrgänge wirken (für heute?) ermüdend. Um auf knappem Papier möglichst viel unterzubringen, gab es kaum freie Zwischenräume, kaum graphische Gestaltung, keine optischen Lese- hilfen. Welch ein Unterschied zum Heute, da die Forderung nach Les- barkeit, nach Didaktik die Darbie- tung des Inhalts bestimmt.

Große Aussprache-Artikel finden sich von Anfang an, Leserstim- men, Meinungsaustausch, immer wieder selbstverständlich die Her- ausstellung, die Hervorhebung der demokratisch gebildeten Mehr- heitsmeinung der Ärzteschaft, ver- treten von den gewählten Reprä- sentanten der Herausgeber-Orga- nisationen, von den ersten Präsi- denten der Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der West- deutschen Ärztekammern), Dr.

Carl Oelemann und Prof. Dr. D.

Hans Neuffer, am Ende des Dezen- niums Dr. Ernst Fromm, sowie den beiden ersten Vorsitzenden der

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Kassenärztlichen Bundesvereini- gung, Dr. Ludwig Sievers (bis 1957) und Dr. Friedrich Voges.

Der Kampf um das Kassenarztrecht Zurück zum „Kassenarztrecht"

und seiner Neugestaltung, die mit dem Kassenarztgesetz von 1955 Wirklichkeit wurde. Offiziell war stets von der Neuregelung der Be- ziehungen zwischen Ärzten und Krankenkassen die Rede, von manchen herabsetzend „Organi- sationsgesetz" genannt. In der Realität ging es um die Festigung und Sicherung der Stellung des einzelnen Arztes und Patienten im System einer übermächtigen Krankenversicherung. Die Reprä- sentanten der Herausgeberorgani- sationen, aber auch Bundestags- abgeordnete, Ministerialbeamte wurden nicht müde, die Problema- tik immer wieder darzulegen, an- gefangen beispielsweise mit Lud- wig Sievers: „Deutsches Kassen- arztrecht in Vergangenheit, Ge- genwart und Zukunft" (Hefte 23-24/1951) bis hin zur Veröffent- lichung (Heft 21/1955) des — end- lich — verabschiedeten Gesetzes über das Kassenarztrecht.

Die Phasen des Kampfes spiegeln sich in den dazwischenliegenden Jahrgängen der ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN. Die Kassenärzte- schaft war „nicht mehr das amor- phe Gebilde von 1948" (Dr. Brau- bach, Köln, 1951), sondern sie war sich der Gemeinschaft bewußt;

der Wille zur Aktivität war gewach- sen. Die Kassenärztlichen Vereini- gungen haben in diesem Kampf, wie später, immer wieder manche These widerlegt, sie müßten der Militanz bei der Wahrung kassen- ärztlicher Belange ermangeln.

Die kassenärztlichen Kundgebun- gen ab 1951, aber auch der (soge- nannte) Berliner Ärztestreit 1952/

1953 sprechen von der Durch- schlagskraft geeinter Organisa- tion. Als am 30. Juni 1952 der in Berlin bestehende Gesamtvertrag zwischen Kassenärzteschaft und Kassenorganisation ohne Erneue- rung abgelaufen war, kam es zu

einem „vertragslosen Zustand"

und zu öffentlichen Auseinander- setzungen, die gelegentlich heute noch in der „kassenpolitischen"

Landschaft Berlins nachklingen:

Nach dem Kriege war in Groß-Ber- lin auf russischen Befehl eine Ein- heitsversicherungsanstalt gebildet worden, die nach Eintreten des

„vertragslosen Zustands" prompt eine Reihe von Ambulatorien ein- richtete, wobei im wesentlichen auf Ärzte zurückgegriffen wurde, die beim Arbeitsamt Unterstüt- zung bezogen; zum Teil wurden auch junge Ärzte ganz kurz nach der Approbation in den Ambulato- rien eingesetzt '(Heft 14/1952). Die Heftigkeit der daraufhin noch ver- schärften Auseinandersetzungen mag man sich vorstellen — zumal die West-Berliner Kassenärzte noch mehr und länger als ihre Kol- legen in den Westzonen unter den Nachkriegsverhältnissen zu leiden hatten (nach der Währungsre- form wurden sie beispielsweise noch zwei volle Quartale mit der wertloseren Ostmark hono- riert ...).

Die nach dem 30. Juni 1952 eröff- neten Ambulatorien mußten auf gerichtliche Anordnung wieder geschlossen werden. Heft 3/1953 meldete die Beendigung des ver- tragslosen Zustandes.

Dieser „Berliner Ärztestreit" war gewissermaßen Begleitmusik zur Verabschiedung der Novelle zu den §§ 368 ff. der Reichsversiche- rungsordnung durch das Bundes- kabinett am 23. Oktober 1952 und ihrer Überweisungen an Bundes- rat und Bundestag, bei dem sie am 10. Dezember 1952 ohne Ausspra- che im Sozialpolitischen Aus- schuß „verschwand". Ein außeror- dentlicher Ärztetag in Bonn hatte sich am 29. und 30. November 1952 demonstrativ und detailliert mit der durch den Gesetzentwurf angestrebten Gestaltung der Be- ziehungen zwischen Ärzten und Krankenkassen befaßt (Heft 23/

1952). Es sollte noch drei Jahre dauern, bis die Neugestaltung des Kassenarztrechts abgeschlossen war.

Die Not der jüngeren Ärzte-Generation Heute den Ausdruck „Notzeit" zu gebrauchen macht Jüngeren die Schilderung wohl fast unglaub- würdig. Die damalige Not mag kommenden Jungärzten wieder vorstellbar erscheinen. Assistenz- arztstellen wurden in Volontärstel- len rückverwandelt. Besser eine unbezahlte als gar keine Stelle?

Der Auslandsdienst der Bundes- ärztekammer vermittelte deutsche Ärzte in alle Welt: deutsche Ärzte in Iran. Indonesien sucht deutsche Ärzte. Australien als Einwande- rungsland. Einwanderung von Ärz- ten nach Argentinien. Deutsche Ärzte für den Irak. Abessinien. Die damals betreuten deutschen Ärzte erinnern sich noch gern des leider so früh verstorbenen Dr. med.

Werner Röken (Stuttgart), Leiter des Auslandsdienstes der Bundes- ärztekammer.

Was stand sonst noch im Blatt zwischen 1949 und 1959

Erstaunlich und faszinierend, wie sich die ÄRZTLICHEN MITTEILUN- GEN (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT) kontinuierlich auffächerten, wie die reine Berufspolitik redaktionell sehr bald, allerdings anfänglich sehr sporadisch erweitert wurde um medizinische Thematik, stets auf die Berufsausübung bezogen.

1949:

Auffallend, wie oft und wieviel in den ersten Jahrgängen von Psy- chotherapie die Rede ist („Ein be- deutendes, weites ärztliches Ar- beitsgebiet", Heft 8/1949). Die Le- ser der ÄRZTLICHEN MITTEILUN- GEN wurden in diesem und in fol- genden Heften gründlich über den Stand der modernen Psychothera- pie unterrichtet.

1949, wie überhaupt in den ersten Jahren, liegt das Schwergewicht beim Berufspolitischen. Der So- zialarzt beschäftigte die Leser, der

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INHALT:

58. Deutscher Arztela, Berirlit Die neuen Trager der Paracelsus-Medaille UBentliehe Sitzung des 58. Deutschen Arztetages Ansprache des Ehrenpräsidenten Dr. Matterer Ansprache des Präsidenten des Dis.. Arztetages Ansprache des BundesInnimminislers. . . Arztes.. und Reform der Krankenversicherung

R.chard Hammer MdB

Ansprache des Generalsekretars des Welt-Arzte•

Hundes

Rerirhl über die Hauptversammlung der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung

Die bisherig. Trager dm Paracelsus-Medaille . 877 Dericht Uher die Hauptversammlung des Mar-

burger Bundes 878

Dericht über die VI. ordentliche Hauptversamm- lung des Hartmannbundes

4. ordentliche Jahreshauptvers...1.g des Ver- bandes der niedergelassenen NIchtkassenärzte 8H1 Bericht über die Fortbildungstagung anläßlich des

58. Deutschen Aratetages in Baden•Baden 882 tim das Kassenarairerht in 0 , terreidi

Dr. Rolf Schingell

Ilimdesam.schuß der .Atzte und Krankenkassen . 886 DK•7.ablen und Buchbesprechungen Im ,011i0f,11

Anzeigenteil 89

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376

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iß. Jahrgang Hell 29 II. Oktober 1,155 Postverlagsort Koln

Wie sieht der Arzt von heute aus?

1971

1

68 JAHRGANG 2 JANUAR 1,7I

Zwei Titel-Seiten, die den Wechsel in der Titel-Reihenfolge und die Veränderung der Titel-Gestaltung dokumentieren

Werkarzt, selbstverständlich im- mer wieder der Kassenarzt, dessen Honorarprobleme (in der französi- schen Zone beispielsweise in Heft 2). Steuerfragen (es gab sogar ei- ne „Verärgerungssteuer", die Ge- bührenerhebung nämlich für die Erteilung von Sonntagsfahrgeneh- migungen). Neue Therapeutika wurden erstmals in Heft 2 vorge- stellt, die Uraufführung medizini- scher Dokumentarfilme redaktio- nell angekündigt.

Ob die Leser seinerzeit die begin- nende Verzweigung des ärztlichen Organisationswesens recht ver- standen haben? Fünf Tage nach Erscheinen der ersten Ausgabe der ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN wurde von Hamburger Ärzten der Verband der Ärzte Deutschlands (Hartmannbund) gegründet, vier- zehn Tage später das Präsidium des Deutschen Ärztetages ge- bildet.

Die Hefte vor dem 52. Deutschen Ärztetag in Hannover (2. bis 4.

September 1949) standen im Zei- chen der ersten Bundestagswahl;

die Parteien antworteten auf de-

taillierte Fragen der ärztlichen Spitzenverbände (Hefte 5, 6, 7).

Eine Wartezimmer-Zeitschrift („Du und die Welt") wurde vorbereitet.

Bundesgesundheitsamt, Bundes- gesundheitsministerium, Bundes- ' gesundheitsrat — damals Positiv- begriffe — wurden gefordert und gefördert. Was ist aus den Erwar- tungen geworden .. .

Von „gebundenen Honoraren" ist die Rede (Heft 2). Begriffe wie Aus- gangskopfpauschale, Grundlohn- summe, Grundabschlag kehren immer wieder; sie prägen das Bild von der gesetzlichen Krankenver- sicherung auf lange Zeit.

1950:

In diesem Jahr scheinen vor allem folgende Stichworte auf, hier al- phabetisch geordnet: Arzthonorar und Arztrecht, Aufbauhilfe, Ausbil- dung, Berufs- und Facharztord- nung, Berufsfreiheit und -organi- sation, Einheitsversicherung, Er- satzkassenvertrag, Flüchtlingsärz- te, Fortbildungskurse, Ganzheits-

medizin, Gebührenordnung, Ge- sundheitsdienst und Gesundheits- diktatur, Gesundheitsfürsorge, Gewissensfreiheit, Grundgesetz, Hartmannbund, kassenärztliche Selbstverwaltung (und kassenärzt- liche Gesamtvergütung), Kriegs- vertriebene, Menschlichkeit, Par- lament und Presse, Psychothera- pie und psychosomatische Medi- zin, Rentenversicherung; Schwei- gepflicht, Sexualforschung (ja! — bereits 1950: ein Übersichtsauf- satz von niemand Geringerem als Dr. Dr. Giese), Sozialisierung, So- zialversicherung, Steuern, Stu- dien, Versicherung, Versorgung, Weltärztebund, Wissenschaft, Wohnungsbau, Zulassungsord- nung ...

1951:

Die deutsche Ärzteschaft wurde in den Weltärztebund aufgenommen.

Meldung und Kommentar waren Aufmacher des Doppelheftes 17/

18. — Im Rahmen des 54. Deut- schen Ärztetages in München wur- de der Wissenschaftliche Beirat des Präsidiums des Deutschen

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Ärztetages konstituiert. — Bundes- präsident Prof. Dr. Theodor Heuss hielt eine vielbeachtete Ansprache bei der Bundestagung der Freien Berufe (Heft 31/32). — Die Neuord- nung des Facharztwesens durch Bundesgesetz wurde diskutiert (Heft 34).

1952:

Dr. med. Konrad Bihl meldete für Württemberg-Hohenzollern als er- sten Landesteil „eine vollwertige Altersversorgung" (Heft 11). — Ein Gesetzentwurf über die Schweige- pflicht des Arztes wurde einge- hend erörtert (ab Heft 13). — Auf der Hauptversammlung des Ver- bandes der niedergelassenen Nichtkassenärzte fordert dessen Vorsitzender Dr. med. Hans Wolf Muschallik (Köln) die freie Zulas- sung zur Kassenpraxis zur Ver- wirklichung der freien Arztwahl unter ungeschmälerter und unbe- dingter Erhaltung der Freiberuf- lichkeit des deutschen Arztes (Heft 15). — Mit mehr als einem halben Dutzend Artikeln wurde ein Ge- setzentwurf zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten disku- tiert, der das ganze Spektrum der Reglementierung enthielt: Reihen- untersuchungen, Zwangsbehand- lung, Meldezwang, Durchbre- chung der ärztlichen Schweige- pflicht. — Die 1. Weltkonferenz über ärztliche Ausbildung wurde für 1953 angekündigt (Heft 21). — Jahrelang gefordert, wurden end- lich die Gebührensätze der Amtli- chen Gebührenordnung (Preugo) angehoben, völlig unzulänglich, ein fast peinliches Weihnachtsge- schenk 1952 zum 1. Januar 1953.

1953:

Verstärkt findet sich Werkärztli- ches im Blatt. — Die Bekämpfung der epidemischen Kinderlähmung nahm mehr und mehr Raum ein. — Zunehmend beschäftigten sich die ÄM mit der Problematik „Presse und Medizin". — Und zunehmend findet sich Medizinisches in den ÄM: über Prophylaxe und Be-

kämpfung von Seuchen und Epi- demien, insbesondere über die Kinderlähmung, auch zur Tetanus- Prophylaxe.

1954:

Deutsche Ärzte für die Goldküste.

Welche Möglichkeiten bieten _sich dem deutschen Arzt in der Süd- afrikanischen Union? — Andere Themen: Insemination, Präventiv- medizin, die neue Losung: Volks- gesundung. — Der Dachauer Kas- senarzt Dr. Hans Joachim Sewe- ring trat hervor, den Öffentlichen Gesundheitsdienst scharf gegen- über der freien Praxis begrenzend;

es ging auch darum, die Gesund- heitsvorsorge dem freipraktizie- renden Arzt zu erschließen (Heft 14). — Mit einer Entschließung mußte die Gesetzesvorlage der Koalitionsparteien zum Kassen- arztrecht wieder etwas vorange- trieben werden (Heft 13).

E 605, ein Musterbeispiel für die Verantwortung der Presse. Infolge der Berichterstattung über einen Giftmord in Worms, bei der immer wieder das Pflanzenschutzmittel E 605 genannt wurde, fand eine Reihe von Selbstmorden mit die- sem Mittel statt; nach einer wohl- begründeten Mahnung der Pres- sestelle der deutschen Ärzte- schaft, das Mittel nicht mehr zu nennen (Heft 7), flaute die Erwäh- nung tatsächlich ab — und die Selbstmordwelle. Rheinland-Pfalz hat damals sogar angeordnet, bei Giftmorden und -selbstmorden das benutzte Präparat nicht mehr bekanntzugeben (Heft 27).

Ortskrankenkasse und DGB in Berlin verursachten einen Skandal vor der Uraufführung des Stückes

„Kassenarzt" von Hans J. Rehfisch in einem Berliner Theater. Den Kassen- und den Gewerkschafts- funktionären war die Tendenz „zu arztfreundlich". Es war die Zeit, in der auch ein Illustrierten-Roman wie „Weil Du arm bist, mußt Du früher sterben" ankam. Das seit- dem anhaltende Bemühen der Ortskrankenkassen dem schlech-

ten Ruf entgegenzuwirken, be- stimmt bis heute manche ihrer Handlungen gegenüber der Ärzte- schaft, besonders aber gegenüber

„konkurrierenden" Kassenarten.

Rehfischs Stück allerdings fiel durch, zumindest bei der profes- sionellen Kritik (Heft 24).

1955:

Ein Gesetzentwurf über die Kran- kenversicherung der Rentner wur- de vorgelegt (Heft 13, dazu eine Stellungnahme der KBV). Immer noch: Volontärarztprobleme (Heft 8), und immer wieder auch Zulas- sungsprobleme! Debatte über die Stellung der Ärzte in den kommen- den Streitkräften. Die Denkschrift der Professoren Achinger, Höff- ner, Muthesius und Neundörfer über die Neuordnung der sozialen Leistungen wurde vorgestellt.

Es ist das Todesjahr von Haeden- kamp und Hellpach (Nachrufe in Heft 21). Die Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammern erhielt eine neue Satzung; sie trägt seither den Namen „Bundesärzte- kammer (Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammern)".

Schwesternprobleme (Heft 28).

Ein Aufsatz über Atomschäden (Heft 23 — siehe auch 1956)! Ein perorales Antidiabeticum? (Heft 34, noch mit Fragezeichen).

Die ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN führen jetzt auch DEUTSCHES ÄRZTEBLATT im Titel (ab Heft 29).

Der Verlag firmiert ab 28. Septem- ber 1955 als Deutscher Ärzte-Ver- lag GmbH.

Immer wieder, wie gesagt, das Kassenarztrecht. Unmittelbar nach seiner Verabschiedung begann die große, jahrelang anhaltende Diskussion über die Reform der sozialen Leistungen in der Bun- desrepublik Deutschland, insbe- sondere auch zur Reform der ge- setzlichen Krankenversicherung (Heft 21); eine völlig einheitliche Stellungnahme des Deutschen Ärztetages (in Heft 29), Dr. med.

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Richard Hammer MdB „Ärzte- schaft und Reform der Kranken- versicherung" (ebenfalls in Heft 29); Dr. med. Friedrich Voges über die vertraglichen Beziehungen zwischen Ärzten und Krankenkas- sen nach dem Gesetz (Heft 32), Dr.

med. Kaspar Roos: Die jüngere Ärztegeneration und das Kassen- arztrecht (Heft 31); und (in Heft 33) schließlich Dokumente zur Reform der sozialen Krankenversiche- rung.

1956:

Der Entwurf einer Bundesärzte- ordnung wurde diskutiert. Vertei- digungsminister Theodor Blank empfing Prof. Dr. D. Neuffer zum Gespräch über das Sanitätswesen in den neuen deutschen Streitkräf- ten (Heft 5). Immer wieder: Tuber- kulose-Bekämpfung.

Das Präsidium des Deutschen Ärz- tetages wandte sich gegen „be- rufspolitische Extratouren" (Heft 16, überhaupt ein unerfreuliches Kapitel innerer ärztlicher Ausein- andersetzungen, Stichwort „Ver- bandsegoismus", ausgeweitet zur Frage „Wer vertritt die Gesamtärz- teschaft?", Hefte 6, 9, 13, 14, 16, 18). Spätheimkehrer! Assistenten- probleme! Mehr als zehn Jahre nach Kriegsende.

In diesem Jahr erschien die erste Fortbildungsserie in den ÄRZTLI- CHEN MITTEILUNGEN — DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT: Aktuelle Probleme der Kernmedizin (Hefte 21, 22, 23, 25).

1957:

Immer häufiger findet sich in den Spalten der Zeitschrift das Stich- wort „Selbstbeteiligung"; damit kündigten sich die Auseinander- setzungen der folgenden Jahre um die Neuregelungspläne des neuen Bundesarbeitsministers Theodor Blank an ... Vereinzelt weitere (kleinere) medizinische Beiträge;

aber der Fortbildung dienten vor allem die „Balneologischen Bei-

blätter" und die „Merkblätter des Bundesgesundheitsamtes'

1958:

Eine neue Rubrik „Zur Fortbildung

— Aktuelle Medizin" entfaltete sich auf wenigen Heftseiten. Der erste Medizinisch-Wissenschaftliche Schriftleiter, Prof. Dr. med. Dr. rer.

nat. Emil Heinz Graul (Marburg), verfügte über nur geringen Text- raum, dennoch: Chirurgie, Gynä- kologie, Pathologie, Therapeutik machten einen vielbeachteten An- fang zur (mittlerweile im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT umfassend ausgebauten) systematischen Fortbildung durch Lektüre.

Die Diskussion zum Arzneimittel- gesetz beginnt (Heft 27). Mittel- deutschland: Die Ärzte fliehen!

(Heft 35). Die Diskussion über die

„Reform" der sozialen Kranken- versicherung wurde heftiger („Dienstordnung für Kassenärzte",

„Reformieren, aber nicht revolu- tionieren", „Reform — für wen?").

Die ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN

— DEUTSCHES ÄRZTEBLATT er- scheinen von nun an mit 48 Aus- gaben statt 36 pro Jahr.

Mehr als nur „Personalia"

Es ist wahrhaftig kein Personen- kult, wenn hier ein paar Namen nachgetragen werden: Sie müssen jedem auffallen, der auch nur die Inhaltsverzeichnisse der zehn Jahrgänge durchblättert.

Allein an diesen Verzeichnissen abgeschätzt, waren im ersten Jahrzehnt Dr. jur. Arnold hiess, der Justitiar der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Bun- desärztekammer, sowie Dr. med.

Ferdinand Oeter, Hauptschriftlei- ter der ärztlichen Wartezimmer- zeitschrift „Du und die Welt" (Vor- gängerin von „medizin heute") und einer der Schriftleiter der ÄM, die meistgedruckten Autoren.

Selbstverständlich meldeten sich neben den schon namentlich auf- geführten „Gewählten" auch die

„Hauptamtlichen" der Herausge-

berorganisationen zu vielen The- men sachverständig zu Wort: ne- ben und nach Dr. med. Karl Hae- denkamp sein Nachfolger Dr. med.

Josef Stockhausen, ursprünglich Vorstandsmitglied, dann ge- schäftsführender Arzt der Arbeits- gemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammern, später Hauptge- schäftsführer der Bundesärzte- kammer; der Hauptgeschäftsfüh- rer der Arbeitsgemeinschaft der Landesstellen der Kassenärztli- chen Vereinigungen, später der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung, Dr. med. Rolf Schlögell; die geschäftsführenden Ärzte Dr.

Sperling, Dr. Kühn, Dr. Röken (BÄK); Dr. Petersilie, Dr. Nienhaus (KBV). Neben dem langjährigen Hauptschriftleiter der ÄM, Dr. med.

Berthold Rodewald, und neben Dr.

Oeter prägte sich in den fünfziger Jahren noch ein Schriftleiter-Na- me dem Leser ein: J. F. Volrad Deneke, der — ursprünglich als Leiter der Pressestelle der deut- schen Ärzteschaft in Bonn — mit einer Reihe maßgeblicher Publika- tionen zu freiheitlicher Gesund- heitspolitik und über die freien Be- rufe hervortrat.

Mancher glanzvolle Name aus Wissenschaft und Politik findet sich unter den Autoren des ersten Zeitschriften-Dezenniums nach dem Kriege; doch unter all den vielen seien hier nur noch die ärzt- lichen Bundestagsabgeordneten genannt, die ihre Politik immer wieder auch in den ÄRZTLICHEN MITTEILUNGEN vertreten haben, Ärzte, die sich seinerzeit nicht nur um ihre Kollegen, sondern um die gesamte Bevölkerung verdient ge- macht haben („Das Hohe Haus un- ter dem Äskulapstab", Heft 17/

1955):

Dr. Siegfried Bärsch (Bremen), Dr.

Richard Hammer (Darmstadt), Dr.

Ellinor Hubert (Göttingen), Dr.

Siegfried Moerchel (Salzgitter-Le- benstedt), Dr. Willy Reichstein (Landau/Isar), Dr. Viktoria Stein- biss (Bielefeld). DÄ/roe

• Die Fortsetzung im nächsten Heft ist den Jahrzehnten 1959 bis 1979 gewidmet.

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