24. SEPTEMBER 2010
B
A U E R NZ
E I T U N G19
BERN ■ Seit der Einführung der Totalmischrationsfütterung (TMR) hat aufgrund der erfor- derlichen Mischgenauigkeit in den 90er-Jahren die Verbreitung des Futtermischwagens in der Schweiz stark zugenommen, nachdem diese Technik zu- nächst bei den italienischen Viehhaltern starke Verbreitung gefunden hatte.
Fräsmischwagen mit Selbstbefüllung
Ende der 90er-Jahre kamen zunehmend Fräsmischwagen mit Selbstbefüllung auf den Markt, und elektronische Wiege- systeme tragen zur Portio - nierung für unterschiedliche Füt terungsgruppen bei. Beim Fremdbefüller muss während des Mischvorgangs ein zweiter Traktor mit Frontlader, ein Teles - koplader oder ein Kran für die Befüllung vorhanden sein. Wäh- rend des Füllens kann die Futter- menge laufend mit der Waage überwacht werden. Abweichun- gen von maximal fünf Prozent sind tolerierbar, wenn Konzen- trate eingesetzt werden, liegt die Toleranz bei einem Prozent.
Selbstbefüller kämpfen hier mit einem Nachteil, denn das Wie- gen kann erst nach der Entnah- me erfolgen. Einmal zu viel ent- nommenes Futter wird kaum wieder herausgeschaufelt. Noch 1999 sind über die Hälfte der ver- kauften Futtermischwagen mit horizontalen Mischschnecken ausgestattet worden. Inzwischen hat sich das geändert. Nach und nach verschwinden die alten, niedrigen Stalldurchfahrten. Da- mit kann das vertikale Mischsys- tem auch mit einer höheren Bau- art Einzug halten. Geringere Anschaffungskosten je Kubik- meter Fassungsvermögen, weni- ger Verschleissteile als beim Ho- rizontalmischer, die Möglichkeit der Rundumbeladung der ova-
len Füllöffnung, die konstruktiv leichtere Möglichkeit der beid- seitigen Futterausbringung und das leichte Verarbeiten von ge- pressten Ballen mit der stehen- den Schnecke gehören zu den Hintergründen des Siegeszugs vom Vertikalmischer. Jetzt gehö- ren nur noch 20% des Markts den Mischsystemen mit ein bis zu vier Horizontalschnecken.
Greiferanlagen sind beliebte Hilfsmittel
Wie die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Land-
wirtschaft (BUL) schreibt, sind landwirtschaftliche Greiferanla- gen nach wie vor beliebte Hilfs- mittel für innerbetriebliche Transporte. Sie lassen sich so- wohl in Scheunenneubauten einplanen, als auch nachträglich in bestehende Gebäude integrie- ren. Gerade wegen der vielseiti- gen Einbau- und Einsatzmög- lichkeiten lauern aber auch Gefahren.
Landwirtschaftliche Greifer- anlagen müssen die grundlegen- den Sicherheitsanforderungen der EG-Maschinenrichtlinie
(89/392/EWG «Maschinen») er- füllen. Der Lieferant muss die Einhaltung dieser Vorschriften in der so genannten Konformitäts- erklärung bestätigen. Sicher- heitsfachleute aus Süddeutsch- land, Österreich, dem Südtirol und der Schweiz haben ein Grundlagenpapier mit den spe- ziellen Anforderungen an land- wirtschaftliche Greiferanlagen ausgearbeitet. Es wird noch die- sen Herbst erscheinen und v. a.
den Herstellern als Hilfsmittel dienen. Wer eine Greiferanlage auf dem Hof einsetzt, muss sich
bewusst sein, dass den Sicher- heitsaspekten eine grosse Be- deutung zukommt. Der Absturz von Maschinenteilen oder einer ganzen Anlage kann verheeren- de Folgen haben.
Hält das Gebäude der Belastung stand?
Vor dem Einbau einer Greifer- anlage muss abgeklärt sein, ob das Gebäude den Belastungen standhält. In Neubauten lässt sich das in der Planung leicht be- rücksichtigen. Bei bestehenden Gebäuden muss eine Fachper-
son die Gebäudestatik beurtei- len und allfällige Verstärkungs- massnahmen einbauen lassen.
Zur Kabine soll ein sicherer Trep- penaufstieg erstellt werden. Der Hersteller muss dazu notwendi- ge, der Gebäudesituation ange- passte Anleitungen geben. Die Sicherheitsabstände zwischen erreichbaren festen Gebäudetei- len (Balkenkonstruktion, über- fahrene Lagerböden usw.) und der Kabine oder anderen Anlage- teilen muss mindestens 50 cm betragen. Dies gilt unter ande- rem auch bei Heustockeinwan- dungen. Ein vertikaler Sicher- heitsabstand von 30 cm ist nur im Bereich des Aufstiegs zuläs- sig. Diese Sicherheitsabstände müssen auch bei späteren Ände- rungen im Gebäude eingehalten werden.
Sicherheitsausstattung in der Kabine
Die Kabine selber muss mit Ausnahme des Zugangs rundum mit Geländern (Brustwehr, Knie- und Fussleiste) umwehrt sein.
Quetschstellen, insbesondere auf der Seite des Greiferarms, müssen z. B. mit Schutzgittern unzugänglich gemacht werden.
Dies gilt auch für den Dachbe- reich. Dort zog sich ein Landwirt tödliche Verletzungen zu, als er zwischen Kabinendach und An- lagenkonstruktion den Kopf ein- klemmte.
Die Kabine muss in allen Stel- lungen über einen Notabstieg verlassen werden können. Es sollen auch geeignete Fluchtwe- ge aus geschlossenen Heuräu- men vorhanden sein. Geeignete Notabstiege, zum Beispiel aus- ziehbare Leitern oder Abseilge- räte, sind in der Kabine mitzu- führen. Die Evakuierung in Ernstfallsituationen (Brand, Stromausfall usw.) muss peri- odisch geübt werden.
Peter Fankhauser/pd
Die Mechanisierung hält Einzug
Fütterungstechnik / Studien beweisen es immer wieder: Je Milchkuh müssen jährlich vierzehn Tonnen Futtermasse bewegt werden.
POSIEUX■Kondensierten Tan- nine (KT) können im Pansen komplexe Verbindungen mit dem Rohprotein (RP) bilden, was dieses vor dem Abbau durch die Mikroorganismen schützen kann. Dieser Schutz trägt zur Verminderung der Ammoniak- produktion bei, wodurch die Le- ber entlastet wird, da weniger Ammoniak entgiftet und zu Harnstoff umgewandelt werden muss. Desweiteren wurde bei der Verfütterung von KT beob- achtet, dass mehr RP im Darm zu Verfügung steht.
Verwendung in der Gerberei und Önologie
Die kondensierten Tannine sind ausschliesslich pflanzlichen Ursprungs und besitzen keine für die Pflanze lebensnotwendi- gen Funktionen. In tropischen Pflanzen, in denen die Tanninge- halte hoch sind, spielen sie eine antinutritive Rolle und schützen die Pflanzen vor Pflanzenfres- sern. Tannine kommen in Ei- chen, Akazien, Tee und nicht zu- letzt in roten Trauben vor. Der Mensch verwendet die Tannine bereits seit sehr langer Zeit, ins- besondere für die Behandlung von Leder oder um Wein in Ei- chenfässern zu verbessern.
In unseren Futterpflanzen fin- den sich KT z. B. in der Esparset-
te. Die Gehalte können in Ab- hängigkeit von Schnitt und Sorte stark schwanken. Die KT befin- den sich vor allem in den Blättern. In den von der For- schungsanstalt Agroscope Lie- befeld-Posieux (ALP) durchge- führten Versuchen variierten die Gehalte zwischen 45 und 120 g pro kg Trockensubstanz (TS).
Welche Versuche durchgeführt wurden
Die komplexen Verbindun- gen, die das RP schützen, lösen sich normalerweise in saurem Milieu. Im Labmagen soll sich das RP von den KT trennen, um im Darm absorbiert zu werden.
An der ALP durchgeführte Ver - suche zur Abbaubarkeit zeigen, dass das RP der Esparsette weni- ger schnell und weniger stark ab- gebaut wurde als bei anderen einheimischen Futterpflanzen, die keine Tannine enthalten.
Abbaubarkeitsversuche ver- folgen den Abbau von Nähr - stoffen (vornehmlich von Roh- protein im Pansen von Wieder- käuern). Durchlässige Nylon- säckchen, die das Futter bein- halten, werden in den Pansen fistulierter Kühe gegeben. In de- finierten Intervallen (2, 4, 8, 16, 24 und 48 Std.) werden die Säck- chen herausgenommen und ihr Inhalt analysiert. Die analysier-
ten Gehalte geben im Zusam- menhang mit der Inkubations- zeit Aufschluss über die Abbau- kinetik; der Abbaubarkeits- koeffizient wird durch Berech- nung abgeleitet.
Um zu untersuchen, wie gut das RP bei der Verfütterung von Esparsette im Darm verdaut werden kann, wurden an der ALP Versuche durchgeführt, um die Differenz zwischen dem aufge- nommenen und dem ausge- schiedenen RP über den Kot zu ermitteln. Die Ergebnisse zeig- ten, dass die Verdaulichkeit um- so geringer war, je höher die KT-Gehalt in der Ration war.
Bei der Verfütterung von Mischrationen aus Esparsette und Luzerne wurde deutlich, dass die Verdaulichkeit des RP in der Ration bei weniger als 33 Pro- zent Esparsette nicht allzu stark beeinträchtigt wurde, sich bei höheren Anteilen in der Ration jedoch rapide verschlechterte.
Welche Schlüsse gezogen werden können
Kommt es zu einer vorteilhaf- ten Wirkung im Pansen? Ja, und zwar zu einer Ammoniakreduk- tion, die in den Versuchen an der ALP nachgewiesen wurde. Diese Reduktion entlastet die Leber, da weniger Ammoniak in Harnstoff umgewandelt werden muss.
Ausserdem scheiden die Tiere weniger Stickstoff über den Harn aus, was ein Vorteil für die Um- welt ist.
Liess sich eine bessere Nut- zung des RP im Darm feststellen?
Nein, wenn man die weniger gu- te RP-Verdaulichkeit des tannin- reichen Futters betrachtet.
Was der Futterwert von Esparsette ist
Bei Anwendung der experi- mentell bestimmten Verdaulich- keits- und Abbaubarkeitskoeffi- zienten weist die Esparsette mittlere Werte von 5,3 MJ NEL, 5,3 MJ NEV, 102 g APDE und 102 g APDN auf. Diese Werte können je nach Schnitt, Stadium und Art der Konservierung va - riieren.
Seit 2003 wird auch am For- schungsinstitut für biologischen Landbau über KT im Zusammen- hang mit der Bekämpfung von Magen-Darm-Parasiten bei klei- nen Wiederkäuern geforscht. Die Idee war, auf Biobetrieben Syntheseprodukte durch Espar- sette ersetzen zu können. Im Wallis und in Graubünden wer- den derzeit interessante, viel versprechende Ansätze ausge- wertet.
Yves Arrigo, ALP [www]www.agroscope.ch