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InternationalerVergleichderApfelproduktion WEINBAU

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Academic year: 2022

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S C H W E I Z E R I S C H E Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B AU 1 5 / 1 0

W E I N B A U

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Internationaler Vergleich der Apfelproduktion

In der folgenden Analyse werden wichtige Unterschiede bezüglich Betriebsstruktur und Apfelproduktion zwischen der Schweiz und verschiedenen Anbauregionen in der Europäischen Union beschrieben. Die Resultate erlauben, mögliche Zukunftsstrategien für die Schweizer Obstbranche abzuleiten.

Esther Bravin, Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW

Markus Leumann, AGRIDEA, Lindau esther.bravin@acw.admin.ch

Der Selbstversorgungsgrad bei der Apfelproduktion in der Schweiz liegt zwischen 90% und 98% (Schweiz. Bau- ernverband 2010). Die geltenden Einfuhrvorschriften für Obst begünstigen die Schweizer Obstproduktion (Verordnung über Ein- und Ausfuhr von Gemüse, Obst und Gartenbauerzeugnissen) und verhindern günstige

Importe während der Inlandsproduktion. Die Importe werden je nach Absatzmöglichkeiten und Inlandsange- bot reguliert. Im Rahmen eines vom Bundesrat ange- strebten Freihandelsabkommens mit der EU würden die Importe völlig liberalisiert. Die inländischen Obstprodu- zenten opponieren dagegen. Sie befürchten aufgrund ei- ner Studie der Universität St. Gallen Marktanteilsverlus- te von 30 bis 40 %.

Im Isafruit-Projekt wurden entsprechende Kennwer- te identifiziert, mit Hilfe von Partnern aus den Nieder- landen, dem Alten Land (Deutschland) und Südfrank- reich zusammengestellt und mit Daten aus der Schweiz verglichen.

Höhere Produzentenpreise

Nach Mouron und Carint (2001) ist der Preis der Qualitäts- klasse I ein Schlüsselfaktor, da hier bereits eine kleine Än- derung überproportionalen Einfluss auf das Arbeitsein- kommen bewirkt. Die durchschnittlichen Produzenten- preise wurden anhand der Klassenanteile und der Preise pro Klasse berechnet. Sind die Ernteergebnisse (Anteil Klasse I) besser, so steigen tendenziell auch die durch- schnittlichen Produzentenpreise. Die durchschnittlichen Produzentenpreise der Sorte Elstar sind in der Schweiz mit 0.78 Fr./kg um 60% bis 70% höher als in Deutschland und den Niederlanden.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Elstar Jonagold Elstar Jonagold Golden Delicious

Granny Smith

Gala Golden Delicious

Deutschland Frankreich Schweiz

%

Niederlande

Abb. 1: Vergleich Sortierergebnisse Schweiz/EU-Re- gionen – wichtigste Sorten.

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Unterschiedliche Sortierergebnisse

Auch bessere Sortierergebnisse beeinflussen die durch- schnittlichen Produzentenpreise positiv. Vergleicht man die zwei wichtigsten Sorten in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und der Schweiz (Abb. 1), so schwanken die Sortierergebnisse zwischen 50% (Granny Smith in Frankreich) und 80% (Elstar und Jonagold in Deutschland sowie Jonagold in den Niederlanden). Die Niederlande und Deutschland (Region Altes Land) wei- sen höhere Anteile der I. Klasse auf. Frankreich (Region Provence Alpes Côtes d’Azur) erreicht gemäss Umfrage kleinere I. Klasse Anteile. In der Schweiz sind die Anteil- werte für die Trendsorte Gala relativ hoch (etwa 75%), für die Standardsorte Golden Delicious allerdings relativ tief (rund 60%).

Arbeitskosten

Die Apfelproduktion ist sehr arbeitsintensiv. Die Arbeits- kosten (inkl. familieninterne und externe Arbeitskräfte) machen in der Schweiz über 40% der totalen Produkti- onskosten aus (Abb. 2). Die Abschreibung der Anlage (17%), die Maschinen- (11%) sowie Düngungs- und Pflanzenschutzkosten (10%) betragen zusammen noch- mals fast 40% der Produktionskosten. Dabei sind die Aufwendungen für externe Arbeitskräfte im Obstbau ge- mäss Expertenumfrage ISAFRUIT (siehe S. 13), mit gut Fr. 20.–/Std. etwa 40% höher als in den Niederlanden (umgerechnet Fr. 15.–/Std.) und fast doppelt so hoch wie in Deutschland (Fr. 11.–/Std.). Wobei natürlich auch ge- wisse Abweichungen zwischen Betrieben innerhalb der- selben Region vorkommen.

Weil die Arbeitskosten einen so grossen Teil der Pro- duktionskosten ausmachen, sind Schweizer Obstpro- duzenten aufgrund der höheren Arbeitskosten gegen- über Produzenten in den Niederlanden oder Deutsch- land benachteiligt.

Spezialisierung und Kombination

Im Jahr 2007 gab es in der Schweiz 3000 erfasste Betriebe mit Apfelanlagen (Bundesamt für Statistik 2009 – Betrie- be mit mindestens 300 Bäumen und 30 Aren Obstflä- che). 60% davon betreiben daneben auch Tierprodukti- on (Milchproduktion oder Aufzucht), 10% andere Pflan- zenkulturen und 30% sonstige spezialisierte Dauerkultu- ren (Abb. 3). Gemäss Statistik des BLW (obst.ch) existier- ten 2009 in der Schweiz 220 Obstbaubetriebe, die über ei- ne Fläche von 5 ha Äpfel verfügen (mindestens 300 Bäu- me/ha). Dabei gibt es nur wenige, die ausschliesslich auf

Obst spezialisiert sind. Viele Produzenten sind in der Er- werbskombination Obst- mit Milch- oder Fleischpro- duktion tätig. Vor allem in der Kombination Milchpro- duktion und Obst besteht die Gefahr, zu wenig Zeit in die Obstbau-Vorernte zu investieren. Nach Mouron (2005) sind die erfolgreichsten Apfelproduzenten diejenigen, die hohe und stabile Erträge erzielen. Betriebe, die mehr Stunden in der Vorernte einsetzen, erreichen bessere Er- träge und bessere Qualität (Mouron und Scholz 2007).

Die Situation in den EU-Regionen ist anders: In Südfrankreich, Norddeutschland (Region Altes Land) und den Niederlanden produzieren Obstbaubetriebe fast ausschliesslich Obst oder Obst und gegebenenfalls andere pflanzliche Produkte.

Apfelfläche

Die durchschnittliche Apfelfläche pro Betrieb mit Apfel- anbau (mindestens 1 ha) beträgt in den Niederlanden 9.5 ha, in Südfrankreich 12 ha und in der Schweiz 2 ha (Expertenumfrage ISAFRUIT 2009 und BLW 2009). Im Al- ten Land liegt die durchschnittliche Betriebsgrösse der Obstbetriebe (100% Obst) bei 12.5 ha (Görgens 2009).

In der Schweiz gibt es insgesamt 863 Betriebe mit mehr als 1 ha Apfelfläche (BLW 2009). Von diesen Be- trieben haben lediglich 8% (69) eine Apfelanbaufläche von mehr als 10 ha. In den Niederlanden und Frank- reich liegt der Anteil der Betriebe mit mehr als 10 ha da- gegen bei 30 bis 35%. Innerhalb der Schweiz gibt es je- doch grosse regionale Unterschiede (Abb. 4). Walliser- und Waadtländer Betriebe weisen grössere Apfelanbau- flächen auf als diejenigen in den übrigen Kantonen. Im Kanton Thurgau haben über 70% der Betriebe mit Ap- felproduktion eine Anbaufläche unter 5 ha, im Wallis verfügen über 20% Betriebe über mehr als 10 ha.

Im Rahmen der ISAFRUIT-Studie wurde von Exper- ten geschätzt, wie gross die Apfelfläche eines Betriebs mit hauptsächlicher Apfelproduktion sein muss, um genügend zu verdienen und die Produktion auch in Zukunft weiterführen zu können. In Deutschland sollte ein Betrieb mindestens 20 ha, in den Niederlanden 25 ha und in der Schweiz 10 ha Apfelfläche umfassen. Daraus geht hervor, dass in der Schweiz nur 69 Betriebe vom Ap- felanbau leben könnten.

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0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Deutschland (Altes Land)

Frankreich

(Süd) Schweiz Früchte, Milch- und Fleischproduktion

Früchte und Pflanzenbau Früchte

%

Niederlande

Arbeitskosten (intern und extern) Kapitalkosten

Düngungskosten und Pflanzenschutz Abschreibung Anlage Maschinen

Andere Beiträge 3%

42%

10% 7%

11%

17%

10%

Abb. 2: Verteilung der Kosten der Apfelproduktion in der Schweiz.

Abb. 3: Internatio- naler Vergleich Er- werbskombination Obstproduzenten.

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Sorten

Mit der Wahl geeigneter Sorten könnten die Obstprodu- zenten bessere Erträge, Qualitäten und Preise erzielen.

In Schweizer Betrieben wird eine Verzettelung bei der Sortenwahl festgestellt. Auch in relativ kleinen Betrieben sind bis zu zehn Apfelsorten präsent. In Deutschland haben Obstproduzenten im Durchschnitt acht Sorten, in Frankreich und den Niederlanden hingegen nur vier (Ex- pertenschätzungen ISAFRUIT 2009). Im Rahmen der ISAFRUIT-Umfrage wurden die verschiedenen Sorten vier Kategorien zugeteilt und aufgrund von Statistiken und mit Expertenhilfe, die Verteilung der Sortenkatego- rien bewertet. In den Niederlanden sind die Clubsorten und die «gemanagten» Sorten stark verbreitet, im Alten Land dagegen die Standardsorten (Abb. 5).

Mit Hilfe von Experten wurde für die Schweiz folgen- de Sortenkategorien festgelegt:

Standard-Sorten:Golden Delicious, Maigold, Jonagold- Gruppe, Idared, Gravensteiner, Boskoop, Elstar, Topaz, Cox Orange, Pinova, Summerred und Granny Smith.

Trend-Sorten:Gala und Braeburn.

Clubsorten und gemanagte Sorten: Scifresh (Jazz®), Cripps Pink (Pink Lady®), Delbush (Tentation®), Civni (Rubens®), Nicogreen (Greenstar®), Nicoter (Kanzi®), Milwa (Diwa®), La Flamboyante (Mairac®) und Fuji (Kiku 8®, Fubrax®).

Andere Sorten:Rubinette, Kanada Reinette, Glockenap- fel, Rubinola, Primerouge, Kidds Orange, Arlet und Idu- na.

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Abb. 5: Vergleich Sortenverteilung 2009 Schweiz und EU-Regionen.

Der Vergleich Schweiz – EU

Anhand einesVergleichs mit den wichtigsten Obstbaure- gionen der EU konnten wir feststellen, dass zwischen der EU und der Schweizer Apfelproduktion die grössten Unterschiede bei folgenden Faktoren zu finden sind:

Produzentenpreise

Arbeitskosten

Apfelfläche pro Betrieb

Betriebsstrukturen

Aus der Studie können wir folgende, wichtige Strategieschritte für die Schweizer Obstproduzenten ableiten:

Grössere Anbauflächen: Um erfolgreich neue Apfelanbauflächen bewirtschaften zu können, sind produktionstechnische und organisatorische Fähigkei- ten gefragt. Familieneigenen Arbeitskräfte stossen an ih- re Grenzen und Mitarbeiter müssen angestellt werden. Dadurch gewinnt die Arbeitsorganisation an Be- deutung. Für die Flächenausdehnung sind Manage- ment-Kompetenzen sehr wichtig. Damit können Obst- bauproduzenten Einkommensverluste reduzieren.

Schwerpunkt Apfel: Spezialisierte Obstbaubetrie- be könnten mit einer Rationalisierung der Bewirtschaf- tung versuchen, die Produktionskosten zu senken. Die Chance, die Produktivität zu steigern, haben vorab spe- zialisierte Betriebe, da sie sich besser auf die Anforde- rungen der Obstproduktion konzentrieren können.

Richtige Sorte:Mit der Wahl der richtigen Sorte könnten bessere Erträge und Qualitäten erzielt werden. Mit Club- und/oder gemanagten Sorten oder sogar einer exklusi- ven Schweizer Sorte («Swissness Bonus») könnten sich Schweizer Produzenten am Apfelmarkt profilieren und höhere Preise erzielen. Wenn die Produzenten aufgrund von Remontierungen oder Neuanlagen vor der Sorten- wahl stehen, sollten sie sich für diesen Entscheid genü- gend Zeit nehmen und umfassende Informationen zu- sammentragen. Die Sortenwahl hat Konsequenzen für dieWirtschaftlichkeit der Betriebe während der nächsten zwanzig Jahre.

5–10 ha

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

SG (195 ha) TG (1308 ha) VD (643 ha) VS (1170 ha) ZH (183 ha)

Kanton(totaleApfelfläche)

1–5 ha 10–20 ha > 20 ha

Trend Andere

Standard Club und Managed

Niederlande

Altes Land Schweiz

Abb. 4: Apfelan- baufläche pro Be- trieb nach Kan- ton.

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Ausblick

In Zukunft wird die Forschung noch mehr gefordert sein, die Obstproduzenten mit Wissen im produktionstechni- schen und betriebswirtschaftlichen Bereich zu unter- stützen. Im Rahmen des Interreg IV-Projekts «Betriebs- management Obstbau» wird von Beratung und For- schung in Deutschland und der Schweiz nach Strategien gesucht, um die Managementkompetenzen der Obst-

produzenten zu stärken. Im Fall einer Liberalisierung des Markts will die Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW mit dem Forschungsprogramm «Profi- crops» Wissen erarbeiten, bewerten und bereitstellen, um dem Pflanzenbau in der Schweiz eine Zukunft zu si- chern und das Vertrauen der Konsumenten in einheimi-

sche Produkte zu stärken.

Dank

Für die fachliche Unterstützung bedanken wir uns bei Michael Gölles, Simon Egger und Anna Crole-Rees (alle ACW) und für die Bereitstellung der Daten der Experten- umfrage ISAFRUIT bei Peter Roelofs, Applied Plant Re- search University (WUR-PPO), Wageningen/NL; Karin Fricke, Obstbauversuchsring (OVR), Bavendorf/D; Guil- laume Niewjaer, Direction Régionale de l’Alimentation, de l’Agriculture et de la Forêt de la région Provence Alpes Côte d’Azur (DRAAF PACA), Marseille/F, und François Warlop, Groupe de recherche en agriculture biologique (GRAB), Avignon/F .

Literatur

Verzeichnis bei den Autoren erhältlich.

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R É S U M É

Dans le cadre du projet ISAFRUIT d’importants facteurs relatifs à la technique de production et aux structures ont été identifiés et saisis dans différentes régions de l’Union européenne et comparés avec les données suisses. Le prix au producteur et les coûts du travail sont plus hauts en Suisse. La surface de pom- miers par exploitation en Suisse est plus petite que

dans les autres régions analysée. De plus, beaucoup d’exploitations sont mixtes et sont en même temps actives dans la production de lait, viande et fruits. Les producteurs de pommes doivent trouver dans le future des stratégies telles que la spécialisation, l’intensifica- tion et le bon choix variétal production et trouver le bon choix variétal pour son entreprise.

Comparaison internationale de la production de pomme

ISAFRUIT ist ein Projekt, finanziert durch die Europäische Kommission unter der thematischen Priorität 5 – Lebensmittelqualität und -sicher- heit im 6. Forschungsrahmenpro- gramm (Vertrag No. FP6-FOOD–CT- 2006-016279).

Der Artikel entspricht nicht einer offiziellen Sicht der Europäischen

Kommission, sondern allein jener der Autorinnen und Autoren.

Apfelanlage in Jork (Altes Land, D).

Referenzen

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