• Keine Ergebnisse gefunden

Obstfachleute im Aufwind

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Obstfachleute im Aufwind"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 / 1 3 27 K U R Z - I N F O

rund ums Jahr auf Trab: Nach der Ernte, die während eines Zeit- raums von zirka drei Monaten erfolgt, folgen die Hauptarbeiten des Winters: Das Pressen des Süssmosts, das Schneiden der Obstbäume sowie die Direktver- marktung des Obsts und des Süssmosts.

Ausbildung boomt

Abwechslung in den Arbeitsall- tag von Marco Gut bringt auch der Besuch der Berufsschule am Strickhof, die jeweils montags stattfindet. «Es tut gut, die Kolle- gen und Kolleginnen von ande- ren Obstbetrieben zu treffen», sagt er. Die Ausbildung zum Obstfachmann/-frau findet der- zeit grossen Anklang. Absolvier- ten im Schuljahr 2010/11 zwölf Lernende diesen Ausbildungs- lehrgang, so waren es im Folge- jahr bereits 16. Aktuell sind es so- gar 24, die sich als Obstfachleute EFZ ausbilden lassen. Allerdings sind sie auf fünf Klassen verteilt:

1., 2. und 3. Lehrjahr – und auf zwei Ausbildungsgänge, näm- lich Erst- und Zweitausbildung.

«Ab 40 Lernenden beabsich- tigen wir, den Unterricht in spe- ziellen Obstbauklassen zu füh- ren», gibt Erik Meier, Leiter Grundbildung Landwirtschaft am Strickhof, bekannt. Viel- leicht ist es ja schon bald soweit, denn es fehlen immer noch Fachkräfte im arbeitsintensiven Obstbau. Und am Absatz man-

Obstfachleute im Aufwind

Immer mehr Jugendliche wäh- len den Ausbildungslehrgang Obstbau, so wie Marco Gut.

Trotzdem braucht es noch mehr Interessierte, um in jedem Lehr- jahr eine eigene Klasse mit Obst- fachleuten am Strickhof zu füh- ren.

«Ich lerne viel, denn es wird alles genau erklärt hier auf dem Betrieb», erklärt Marco Gut. Am 6. August 2012 hat er seine Lehre zum Obstfachmann auf dem Obstbetrieb von Christian Bachofen im zürcherischen Maur am Greifensee begonnen.

Die Arbeit gefällt dem 16-Jähri- gen gut, denn «sie ist abwechs- lungsreich und ich bin viel in der Natur». Sein Lehrbetrieb baut auf fünf Hektaren neben Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Erdbeeren, Himbee- ren und Hochstämmern für Mostobst auch noch Tafeltrau- ben, Süssmais, Nüsse, Kürbis, Rhabarber und Pawpaw an. Die aus Nordamerika stammende Frucht, auch Indianderbanane genannt, gedeiht auch am Grei- fensee so gut, dass Bachofen so- gar an Globus Delicatessa lie- fern kann.

Der Apfel, die Nummer eins Die wichtigste Kultur auf Bach- ofens Betrieb ist und bleibt aber der Apfel, vermarktet als Tafel- obst oder Süssmost. Sie hält den Obstbauern und seinen Lehrling

Interpoma 2012: Apfel- markt, Bodenmüdigkeit und neue Sorten

Vom 15. bis 17. November 2012 fand in Bozen die 8. Internatio- nale Fachmesse für Anbau, La- gerung und Vermarktung des Apfels – (Interpoma) statt unter dem Motto «Der Apfel in der Welt». Die über 16 000 Besucher informierten sich bei über 350 Ausstellern über Maschinen, Sorten, Hilfsmittel usw. Viel Auf- merksamkeit zogen die Stände mit Sortenneuheiten auf sich.

Im Rahmen der Messe findet auch regelmässig eine Fachkon- ferenz statt. 2012 haben bekann- te Experten wichtige Themen wie Vermarktung, Bodenmüdig- keit und Apfelzüchtung be- leuchtet.

Wirtschaftlichkeit

Desmond O’Rourke, einer der bekanntesten Ökonomen, der sich mit dem globalen Apfel- markt auseinandersetzt, zeigte neue Tendenzen auf. Für ihn sind in der Wertkette Apfel die Produktions- und Lagerungsef- fizienz sowie die Qualität gestie- gen. Die Zukunft macht aber Sorgen: Der Apfelkonsum sinkt;

die Konkurrenz durch exotische Obstsorten steigt; die Wirt- schaftskrise beeinflusst die Kon- sumlust und die Bevölkerung spart.

Die Sortenvielfalt verursacht mehr Kosten, die von den Produ- zenten getragen werden. Ver- markter müssen sich noch stär- ker profilieren und um Kunden kämpfen. Ausserdem sind die Konsumenten von neuen Me- dien wie Facebook und Twitter beeinflusst. Es fehlen Informa- tionen über Konsumenten und Vermarkter und über die beste Verwendung neuer und alter Medien. O’Rourke empfiehlt, mehr Geld in das Marketing zu investieren und die Messlatte für neue Sorten höher zu legen.

gelt es nicht – Früchte sind bei Konsumentinnen und Konsu- menten beliebt, da sie gesund und fit halten.

Weitere Informationen über die Ausbildungen Landwirtin/

Landwirt mit Schwerpunkt Bio- landbau und lehrbegleitender Berufsmaturitätsschule, Agrar- praktiker/in, Obstfachmann/- frau, Winzer/in, Weintechnolo- ge/in oder die Lehrstellensuche im Berufsfeld Landwirtschaft sind erhältlich beim Strickhof, 8315 Lindau, Telefon 058 105 98 00, info@strickhof.ch oder www.strickhof.ch.

Brigitte Weidmann, Strickhof Lindau

Der Schnitt von Kirschenbäumen will gelernt sein! Der Auszubil- dende Marco Gut arbeitet unter Anleitung von Berufsbildner Chris- tian Bachofen auf dem Obstbaubetrieb in Maur am Greifensee.

Moderatoren und Referenten der Fachkonferenz an der Interpoma am 17.11.2012: Michael Oberhuber (Direktor Laimburg), Kurt Werth, Terence Robinson, Eva Negri, Ton den Nijs, Markus Bradl- warter, Francois Laurens und Walter Guerra.

(2)

Zürcher Erwerbsobst- bauern und Beeren- produzenten tagten

In einem eher etwas ausserge- wöhnlichen Rahmen fanden am 5. Dezember 2012 in Wülflingen die ordentlichen Generalver- sammlungen der Zürcher Bee- renobstproduzenten (ZBO) und der Zürcher Erwerbsobstprodu- zenten (ZEO) statt: An beiden Anlässen wurden jeweils die gleichen Traktanden behandelt.

«Die Niederschläge haben den Erdbeerenanbau er- schwert», hielt ZBO-Präsident Werner Weidmann fest. Dank des Umstands, dass immer mehr Erdbeeren terminmässig angebaut werden, ist die Pro- duktion mit 753 000 kg erfreu- lich gut ausgefallen. Bei den Strauch- und Stachelbeeren ver- zeichnete man aber leicht gerin- gere Ernten und bei den Brom- beeren konnten als Folge der Fröste nur 75% einer üblichen Ernte eingefahren werden.

«Wir pflegten einen guten Er- fahrungsaustausch im Obstbe- reich und durften feststellen, dass nach den ersten Befürch- tungen die Frostschäden an un-

28

K U R Z - I N F O

Bevölkerung in der EU (EU 27) besser akzeptiert als transgene Äpfel.

Walter Guerra vom Versuchs- zentrum Laimburg ging auf Ap- felsorten mit rotem Frucht- fleisch ein. Er zeigte auf, wie Ant- hocyane sowie Säure und Tanni- ne verantwortlich für die Farbe sind. Anthocyane haben sehr starke antioxidierende Fähigkei- ten und sollen gesundheitsför- dernd sein. Sensorische Tests zeigten, dass die bisher entwi- ckelten Sorten mit rotem Fruchtfleisch säurebetont sind.

Verbesserungen in Bezug auf Grösse, agronomische Eigen- schaften, Textur und Lagerung sind notwendig.

Im Weiteren wurde das EU- Projekt FruitBreedomics (www.

fruitbreedomics.com) vorge- stellt, an dem auch Agroscope beteiligt ist. Ziel des Projekts ist eine verstärkte Anwendung mo- lekularer Marker für Resistenzen, Baumeigenschaften und Frucht- qualität in der praktischen Apfel- züchtung. Damit soll die Züch- tung zielgerichteter und schnel- ler erfolgen. Esther Bravin und Sanzio Rombini, ACW Bodenmüdigkeit und Nach-

bauprobleme

Robert Wiedmer vom Südtiroler Beratungsring und Martin Thalheimer vom Versuchszen- trum Laimburg (I) stellten ihre Resultate vor. Die Variabilität von Bodenmüdigkeit ist sehr gross und deswegen ist eine prä- ventive Untersuchungsmethode notwendig.

Gerhard Baab der DLR Rhein- pfalz beobachtete, dass Pflan- zen, die unter Bodenmüdigkeit leiden, kurze und wenig ver- zweigte Wurzeln haben. Die Bäume sind ungleichmässig, ha- ben kleine Blätter und wenig Er- trag von schlechter Qualität. Ei- ne Kombination von Faktoren verursacht ein Ungleichgewicht von Bakterien und Pilzen, die dann Wurzeln und Baum schädi- gen.

Zur Problemlösung stehen dem Obstproduzenten heute nur wenige Möglichkeiten zur Verfügung. Die beste Methode wäre, die Parzelle zu wechseln oder die Erde auszutauschen.

Gute Wirkung zeigt die chemi- sche Behandlung, die aber nicht erlaubt ist. Die thermische Steri- lisation funktioniert, ist aber sehr teuer. Nur gegen Nemato- den wirkungsvoll sind die biolo- gische Bodendesinfektion, die Fumigation sowie die Flutung der Parzelle. Antagonisten zei- gen in Kombination mit organi- schem Substrat und Bodenakti- vator Wirkung. Mehr Forschung ist aber nötig. So haben For- schende aus verschiedenen Län- dern (auch Agroscope ist betei- ligt) das Projekt Bio-Incrop ge- startet, in dem untersucht wird, wie natürliche Ressourcen ein- gesetzt werden können, um die Bodengesundheit zu steigern.

Züchtung

Ton den Nijs von der Universität Wageningen (NL) zeigte, dass es mit Cis-Gentransfer möglich ist, neue Apfelsorten mit multigener Resistenz, basierend auf bereits bekannten Handelssorten, zu züchten. Cisgene Äpfel, bei de- nen nur apfeleigene Gene trans- formiert wurden, werden nach Angaben von den Nijs von der

unter einer Auswahl von drei Vorschlägen von den Konsu- mentinnen und Konsumenten ausgewählt worden.

Aus 1379 Sämlingen ausgewählt

Die neue ACW-Sorte ist eine Kreuzung zwischen den Sorten Topaz und Fuji. Sie ist ausgewo- gen süss-säuerlich, saftig und hat ein ausgesprochen fruchti- ges Aroma. Die Bewertung bei der ersten Degustation war aus- gezeichnet. Ladina ist schorfre- sistent und feuerbrandrobust.

Die Kreuzung zwischen To- paz und Fuji erfolgte 1999 an ACW durch das Team von Mar- kus Kellerhals. Aus 1379 Sämlin- gen dieser Kreuzung ist Ladina als erste Sorte ausgelesen wor- den. Ladina ist also erst 13 Jahre alt, was für eine Apfelzüchtung noch sehr jung ist.

FORUM LADINA Der Spatenstich am 19. Novem-

ber 2012 beim Apfelproduzen- ten Ruedi Obrist in Hettenschwil im Aargau war der Auftakt zu ei- ner Reihe von Erstpflanzungen in der Saison 2012/13 an sechs Standorten in den Kantonen Zü- rich, Aargau, Luzern, Thurgau und St. Gallen.

FORUM LADINA

Im Herbst 2010 trafen sich zum ersten Mal die kantonalen Fach- stellenleiter Obst auf Einladung von VariCom, der Schweizer Ge- sellschaft für das Obstsorten- marketing, an der Forschungs- anstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW in Wädenswil, um die Äpfel zur Erntezeit am Baum zu besichtigen. Daraus ist das FORUM LADINA entstan- den, das zum Ziel hat, die Markt- einführung von «Ladina» in der Schweiz vom sortenechten Ede- lauge über die ersten Pilotanla- gen unter Praxisbedingungen bis zum Grossverteiler zu beglei- ten.

1200 Bäume gratis

Die VariCom hat im Sommer 2011 in einer Baumschule auf ei- gene Kosten 1200 Bäume von La- dina veredeln lassen. Diese Bäu- me stellt VariCom den Apfelpio- nieren kostenlos zur Verfügung, um gemeinsam diese erste Pha- se der Markteinführung einzu- läuten.

Der Sortenname «Ladina»

war anlässlich der Zuger Messe im Oktober 2011 als Favorit

Neupflanzung von Ladina

Die neue feuerbrandrobuste Ap- felsorte «Ladina» hat gute Chan- cen, sich ab 2015 auf dem Schweizer Markt durchzusetzen.

Spatenstich «Ladina» auf dem Betrieb von Ruedi Obrist (links) in Hettenschwil (AG). In der Mitte der Aargauer Obstbauberater Oth- mar Eicher, rechts Apfelzüchter Markus Kellerhals von Agroscope.

(Foto: Michael Weber, VariCom)

S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 / 1 3

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

of urban agglomerations and city regions. Since the war, the emphasis in urban geography has increasingly moved from monograph-type studies to problem-oriented

Zylbersztajn weist aber darauf hin, dass die Expansion der globalen Landwirtschaft nur möglich wurde, indem natürliche Gebiete durch die Landwirt­.. schaft

Jedes Mal, wenn man eine Resistenz (zum Beispiel gegen Feuerbrand oder Schorf) eines Wildapfels in ein Züchtungs- programm einführen will, müs- sen nach der ersten Kreuzung

Die Tatsache, dass die Schweizer we- niger Gemüse verzehren, als es für eine ausgewogene Ernährung not- wendig wäre, macht deutlich, dass noch Potenzial für eine Absatzsteige-

hat eine grundsätzlich andere Qualität, hat andere Stofflichkeit als das hochsprachliche Wort, so, wie Kuckucksruf und Nachtigallenschlag andersartige Qualität haben als

In diesem Vortrag werden die technischen Ei- genschaften der ersten beiden Satelliten, die speziell für den Zweck der Messung der Bodenfeuchtigkeit entwickelt wurden, vorgestellt

Schreibe 5 Sätze und zeichne dazu.. Der Apfel

Fazal, State Death: The Politics and Geography of Conquest, Occupation, and Annexation (Prince- ton: Princeton University Press, 2007).. residents and citizens. Such goods then