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Donnerstag (Nachmittag), 13. Juni 2013 Gesundheits- und Fürsorgedirektion 63 2013.0358 Interpellation 080-2013 Ammann (Meiringen, SP) Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung im Berner Oberland - Kommt der Kanton seinen Aufgaben nach?

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Sitzungstitel7 2013.0358 1

Der Grosse Rat des Kantons Bern

Le Grand Conseil du canton de Berne

Donnerstag (Nachmittag), 13. Juni 2013

Gesundheits- und Fürsorgedirektion

63 2013.0358 Interpellation 080-2013 Ammann (Meiringen, SP)

Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung im Berner Oberland - Kommt der Kanton seinen Aufgaben nach?

Vorstoss-Nr: 080-2013

Vorstossart: Interpellation Eingereicht am: 18.03.2013

Eingereicht von: Ammann (Meiringen, SP) (Sprecher/ -in)

Weitere Unterschriften: 14

Dringlichkeit: Ja 21.03.2013

Datum Beantwortung: 08.05.2013

RRB-Nr: 580/2013

Direktion: GEF

Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung im Berner Oberland - Kommt der Kanton seinen Aufgaben nach?

Die Versorgung im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich im Berner Oberland gibt zu grosser Sorge Anlass. Aktuell hat es etwa 50 Jugendliche auf der Warteliste des KJPD.

Zuweisende Eltern, Schulbehörden und Schulleitungen stellen dabei immer wieder fest, dass Wartezeiten von vier bis acht Monaten die Regel sind.

Im Unterschied zu andern Regionen gibt es im Berner Oberland keine privat praktizieren- den Kinder- und Jugendpsychiater.

An der Dienstleistungsbereitschaft des KJPD liegt es dabei nicht, dass die Versorgung aus Sicht der Betroffenen unzumutbar ist. Der Effort der Mitarbeitenden ist hoch, Arbeitszeiten von 07.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends sind die Regel.

Die Regierung wird daher gebeten, zu folgenden Fragen Stellung zu nehmen:

1. Teilt der Regierungsrat die Auffassung des Interpellanten, dass die Versorgung im kin- der- und jugendpsychiatrischen Bereich im Berner Oberland unzureichend ist?

2. Welche kurzfristigen Massnahmen sieht die Regierung, damit die Versorgung möglichst rasch verbessert werden kann?

3. Welche Massnahmen von mittelfristiger und langfristiger Wirkung sieht die Regierung als Lösung vor?

4. Gibt es andere Regionen im Kanton Bern, für die eine Unterversorgung im angespro- chenen Bereich festzustellen ist?

Antwort des Regierungsrats Vorbemerkung

Die Interpellation nimmt ein Anliegen auf, auf welches der Regierungsrat bereits in den Versorgungsplanungen gemäss Spitalversorgungsgesetz 2007-2010 (S. 154) und 2011-2014 (S. 144) hingewiesen hat. So sah etwa Massnahme 4 der Versorgungsplanung 2007-2010 einen starken personellen Ausbau der regionalen ambulanten Kinder- und Ju- gendpsychiatrie vor. Dieser konnte aufgrund finanzieller Engpässe nur teilweise realisiert werden (plus zehn Prozent, gefordert war eine Verdoppelung der Kapazitäten). In der Ver- sorgungsplanung 2011-2014 sind Massnahmen zur konzeptionellen Neugestaltung und

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Geschäfts-Nr.: 2013.0358 Seite 2/4

Verstärkung der regionalen kinder- und jungendpsychiatrischen Dienste vorgesehen (S.

163). Diese wurden bereits im letzten Jahr in Auftrag gegeben und befinden sich in der Umsetzung. Finanzielle Mittel zum längst geplanten weiteren Ausbau der Versorgung in den dezentralen Regionen wurden ins kantonale Budget eingestellt. Ob die eingeplanten Ressourcen letztlich vollumfänglich zur Verfügung stehen werden, kann der Regierungsrat angesichts der laufenden Angebots- und Strukturüberprüfung (ASP 2014) jedoch im jetzi- gen Zeitpunkt noch nicht zusichern.

Zu Frage 1

Die institutionelle ambulante kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung des gesamten Kantons steht unter der Verantwortung der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitä- ren Psychiatrischen Dienste Bern (KJP-UPD). Strukturell ist das Kantonsgebiet in vier Re- gionen aufgeteilt, die jeweils durch einen leitenden Arzt oder Oberarzt mit leitenden Funk- tionen geführt wird. Die ambulante Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychi- schen Störungen wird in Zusammenarbeit mit den regionalen Erziehungsberatungsstellen, den niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatern und Kinder- und Jugendpsycholo- ginnen sichergestellt.

In allen dezentralen Regionen praktizieren sehr wenige niedergelassene Kinder- und Ju- gendpsychiater (siehe Tabelle 1). Die aktuelle Versorgungsleistung von niedergelassenen Therapeuten ist schwer abzuschätzen, da keine Daten zu den effektiven Arbeitspensen und zum Anteil der erwachsenen Patient/innen in deren Praxen vorhanden sind. Es ist davon auszugehen, dass ein grosser Teil der niedergelassenen Therapeuten zu einem Teilzeitpensum arbeitet. In der Region Interlaken gibt es keine kinder- und jugendpsychiat- rische Praxis. Daher obliegt die ambulante kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in den dezentralen Regionen praktisch komplett der KJP-UPD. Tageskliniken gibt es nur in den Regionen Biel und Bern. In den beiden anderen Regionen fehlen solche Angebote nach wie vor, was die Versorgungsleistung insgesamt zusätzlich beeinträchtigt.

Nebst der kinder- und jugendpsychiatrischen Grundversorgung leisten die leitenden Ärz- te/Oberärzte der KJP-UPD Führungsaufgaben für die Region, die Oberärzte sind in der Weiterbildung der Assistenzärzte engagiert. Ihnen obliegt ausserdem die Triage, die ober- ärztlichen Belange aller Notfälle wie auch die Netzwerkarbeit mit relevanten Partnern der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung (Heime, Erziehungsberatungsstellen, Sozi- aldienste, Kinderspitäler, psychiatrische Dienste an den Regionalen Spitalzentren).

Die Assistenzärzte sind im Präsenznotfalldienst-Pool für die kinder- und jugendpsychiatri- sche Klinik Neuhaus involviert, was ca. 20 Prozent der Arbeitszeit am eigentlichen Versor- gungsstandort in den Regionen abzieht; zudem sind sie zu ca. 10 Prozent in der externen fachlichen Weiterbildung; dazu kommt die Weiterbildungszeit, die innerhalb der verblei- benden Arbeitszeit durch Fallbesprechungen Supervision etc. anfällt. Schlussendlich blei- ben für die eigentliche Patientenarbeit der Assistenzärzte noch ca. 50 bis 60 Prozent übrig.

Generell, ähnlich wie in der Erwachsenenpsychiatrie und speziell unter diesen Bedingun- gen, ist die Rekrutierung neuer Mitarbeiter für die dezentralen Regionen schwierig.

Die KJP-UPD prüft derzeit, ob die Verfügbarkeit der ärztlichen und psychologischen Mitar- beitenden in den Regionen durch geeignete organisatorische und/oder strukturelle Mass- nahmen erhöht werden kann.

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Geschäfts-Nr.: 2013.0358 Seite 3/4

Tabelle 1: Ambulante kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung im Kanton Bern1

Ambulante Ver- sorgungs- Regionen KJP- UPD:

Personal und niedergelassene Therapeuten

Total Einwohner (2010) davon Kinder und Jugendliche unter 18 J. (2010) Leitende Ärzt/innen KJP-UPD Oberzt/innen KJP-UPD Assistenrzt/innen KJP-UPD Psycholog/innen KJP-UPD Total med. & psy. Personal KJP-UPD ambulant (2012) Niedergelassene Kinder und Jugendpsychiater/innen Kinder- und jugendpsychiatri- sche Therapeuten total (2012) Anzahl Kinder und Jugendliche pro 100% Therapeutin (Schätzung, da Einwohner auf 2010 basieren)

Bern 388'546 65'274 0.6 2.2 2.4 0.7 5.9 8.4 14.3 4‘565

Oberland 206'583 36'932 1 1 1 3 6.0 0.9 6.9 5‘352

Oberaargau/ Em- mental

170'858 32'591 0.8 0.5 0 2 3.3 1.6 4.9 6‘651

Biel/Seeland/Ber ner Jura

213'815 39'730 0.3 2.3 1.7 3 7.3 1.7 9.0 4‘414

Kanton Bern 979'802 174'526 22.5 35.0 4‘972

Die Wartelisten im Berner Oberland sind sehr lang, wie der Interpellant richtig festhält (Pa- tienten, die nicht in einer Notfallsituation sind, warten häufig sechs Monate oder länger).

Reguläre Abklärungen und Therapien werden durch die Behandlung von Notfällen regel- mässig gestört. Diese Situation erhöht die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter im Oberland massiv, da Triage und Notfallmanagement unter grossem Druck einen Hauptteil der Ar- beitsrealität ausmachen und die übrigen Interventionen, z. B. reguläre Abklärungen und Psychotherapie, kaum angeboten werden können, obwohl der Bedarf und die Nachfrage besteht.

Der Regierungsrat teilt die Auffassung des Interpellanten, wonach die kinder- und jugend- psychiatrische Versorgung im Berner Oberland unzureichend ist. Dies liegt – wie oben ausgeführt – an den geringen alternativen Versorgungsangeboten sowie den mangelnden personellen Kapazitäten. Die personellen Engpässe sind unter anderem auf die schwierige Personalrekrutierung und die Aufgabenstruktur der Ärztinnen und Ärzte zurückzuführen.

Zu Frage 2

Gemäss Angaben der KJP-UPD wäre in den Jahren 2013 und 2014 ein Aufbau der ambu- lanten Angebote um etwa zwanzig Prozent möglich. Dieser Aufbau steht jedoch unter dem Vorbehalt von zusätzlichen finanziellen Mitteln. Die erforderlichen Mittel sind budgetiert.

Aufgrund der aktuellen Sparbemühungen sind diese Ressourcen jedoch bedroht, was den dringend notwendigen Ausbau der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgungsange- bote in den Regionen gefährdet.

Zu Frage 3

Mittelfristig soll ein Ausbau von Tageskliniken gemäss Versorgungsplanung 2011–2014 in den am wenigsten versorgten dezentralen Regionen (Oberland, Oberaargau/Emmental) umgesetzt werden, die nötigen Mittel wurden in den Finanzplan 2015-2017 eingestellt.

Zudem hat die KJP-UPD vom Gesundheits- und Fürsorgedirektor den Auftrag erhalten, per Ende 2013 ein Versorgungskonzept für die kinder- und jugendpsychiatrische Grund- versorgung im Kanton Bern zu erstellen. In diesem Rahmen werden langfristige Strategien und Massnahmen zur Verbesserung der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung dargestellt. Auch die Umsetzung von mittel- und langfristigen Strategien steht jedoch unter dem Vorbehalt der finanziellen Mittel.

Zu Frage 4

Die ambulante kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung ist im gesamten Kanton un-

1 Verwaltungsregionen, Bevölkerungszahlen der FIN

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Geschäfts-Nr.: 2013.0358 Seite 4/4

zureichend (siehe Tabelle 1). Am akzentuiertesten ist die Unterversorgung im Berner Oberland und im Oberaargau/Emmental.

Präsident. Der Interpellant ist teilweise befriedigt. Er gibt eine Erklärung ab.

Christoph Ammann, Meiringen (SP). Ich bin sogar sehr zufrieden – nicht, was die Antworten auf meine Fragen betrifft, jedoch was die Art und Weise angeht, mit der die Regierung die Fakten auf den Tisch legt: ausführlich, schonungslos, aber auch mit dem Blick auf die Massnahmen, die vorge- sehen wären, wenn die nötigen Mittel bereitgestellt würden. Ich werde diese Thematik im Auge be- halten und sehen, was nach dem ASP-Kahlschlag noch übrig bleibt. Würde ich feststellen, dass die Massnahmen nicht umgesetzt werden können, würde ich erneut einen Vorstoss einreichen. Die Antwort zeigt auf: Die Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist gerade im ländlichen Gebiet und speziell im Berner Oberland katastrophal. Wenn wir dort die jungen Menschen nicht rechtzeitig mit der nötigen Unterstützung erfassen können, hätte das katastrophale Auswirkungen, die weitaus höhere Kosten zur Folge haben könnten – vielleicht nicht im Budgetposten Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber ganz sicher in einem Posten der Gesundheitsdirektion. Dies ganz abgese- hen von den menschlichen Schicksalen, vom Leid und von der Not aller Betroffenen.

Präsident. Ich überspringe Geschäft 2012.1400, es wird verschoben. Wir fahren mit dem Geschäft 2012.1528 weiter.

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