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VARIA FEUILLETON
Brahms kennen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine Freundschaft fürs Leben.
Am 12. Mai 1867 wurde er zum Professor der Chirurgie in Wien, der damaligen Hochburg der Medizin, er- nannt. Billroth betrat in sei- ner Tätigkeit als Operateur chirurgisches Neuland: Er befaßte sich intensiv mit der Chirurgie des Verdauungs- traktes und der operativen Kropfbehandlung. 1872 ge- lang ihm die erfolgreiche Operation der Speiseröhre am Hund. Kurz darauf wagte er am Patienten die erste To- talexstirpation des Kehlkop- fes. Noch heute bekannt und durchaus gebräuchlich sind die nach ihm benannten zwei Methoden der Magensekti- on. Billroth befaßte sich außerdem mit dem Problem der Betäubung und führte an- stelle des Chloroforms, das häufig Narkosezwischenfälle verursachte, das Chloroform- Äther-Alkohol-Gemisch ein.
Musiksaal
In Billroths Haus befand sich ein geräumiger Musik- saal, wo sich die führenden Musiker Wiens zusammen-
fanden. Dort wurden fast alle Kammermusikwerke von Brahms zum ersten Mal auf- geführt. Billroth hat auch komponiert, seine in Zürich geschriebene Werke steckte er jedoch in den Ofen.
In seinen letzten Lebens- jahren versuchte er, sich der Frage zu nähern: „Wer ist musikalisch?". Freilich, ohne dieses sehr komplexe Pro- blem lösen zu können. We- sentlich ist hier seine Er- kenntnis, daß die musikali- sche Bildung auf der bewuß- ten Wahrnehmung der musi- kalischen Formen beruht.
Billroth war der Ansicht, daß der Rhythmus ein „wesentli- ches, mit unserem Organis- mus eng verbundenes Ele- ment des Musikalischen" ist.
Ende 1893 reiste er nach Ab- bazia, um sich dort von einem Herzleiden zu erholen. Von Eduard Hanslick sind die fol- genden Zeilen überliefert, die Billroth wenige Tage vor seinem Tod geschrieben hat:
„Nacht ists; schon lange, lautlose Stille um mich, nun wird's auch hier in mir still."
Am 6. Februar 1894 starb Theodor Billroth in seinem 65. Lebensjahr.
Suzanne Rehm, Antje Müller-Schubert
Compact Disc
Knabenchor singt „h-Moll- Messe"
Johann Sebastian Bach:
Messe h-Moll BWV 232, Windsbacher Knabenchor, Deutsche Kammerakademie Neuss, Trompetenensemble Läubin, Leitung: Karl-Fried- rich Beringer, Hänssler-Ver- lag, Neuhausen, 1994, CD 98.959
„Durchlauchtigster Chur- Fürst, Euer Königlichen Ho- heit überreiche ich in tieffster Devotion gegenwärtige ge- ringe Arbeit von derjenigen Wißenschafft, welche ich in der Musique erlanget mit ganz unterthänigster Bitte, Sie wollen dieselbe nicht nach der schlechten Compo- sition, sonder nach dero welt berühmten Clemenz mit gnä- digsten Augen anzusehen."
Mit diesen Worten über- reichte Johann Sebastian Bach im Jahr 1733 die als
„Missa" bezeichneten Teile der „h-Moll-Messe" seinem Landesherrn, dem sächsi- schen Kurfürsten Friedrich
August II. Mit dem Werk be- warb sich Bach offensichtlich um den Titel eines sächsi- schen Hofkomponisten.
Doch seine übertriebene Be- scheidenheit nutzte ihm zunächst nichts. Der begehrte Titel wurde ihm nämlich erst im Jahr 1836 verliehen.
Wenn heutzutage von der
„h-Moll-Messe" gesprochen wird, ist damit die vollständi- ge Komposition gemeint.
Bach hatte offensichtlich in den beiden Jahren vor sei- nem Tod die „Missa brevis"
zur „Missa tota" erweitert.
Teilweise hat er darin früher entstandene Werke über- nommen. Auf diese Weise ist eine vollständige Messe ent- standen. Die erste Gesamt- wiedergabe fand erst rund 100 Jahre nach ihrer Entste- hung statt, weil sie wohl als zu schwierig galt.
Da mag es zunächst fast anmaßend erscheinen, daß diese „große catholische Messe" von einem Kinder- chor gesungen wird. Doch der Windsbacher Knaben- chor ist den hohen Anforde- rungen durchaus gewachsen.
Und nicht zuletzt tragen auch die Solisten und das Orche- ster zu der hohen Qualität dieser CD bei. Kli
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 8, 24. Februar 1995 (81) A-547