MEDIZIN
Epidemiejahren kann der Anteil der M.-pneumoniae-Infekte an den nicht nosokomialen („ambulan- ten") Pneumonien 20 Prozent be- tragen (2).
Wegen der wenig charakteristi- schen und leicht mit banalen Virus- infekten zu verwechselnden An- fangssymptomatik werden die Pati- enten, häufig Kinder, oft verspätet beim Arzt vorgestellt. Der Auskul- tationsbefund beeindruckt meist wenig, das Ausmaß der Pneumonie wird in der Regel erst im Röntgen- bild deutlich. Die Laborparameter haben, mit Ausnahme der BSG, we- nig Bedeutung. Spezifische Anti- körper treten erst in der späten Akutphase (7) oder — bei Immun- suppression — gar nicht auf, der kul- turelle Erregernachweis dauert zu lange.
Nur der Einsatz moderner Me- thoden wie der Direktnachweis von M.-pneumoniae-Antigen (5) oder
KURZBERICHT / FÜR SIE REFERIERT
DNA-Amplifikationsverfahren (8) erlauben eine für die Therapienent- scheidung zeitlich relevante Dia- gnose. Die Behandlung mit Erythromycin (oder auch Tetracy- clin bei Erwachsenen) sollte minde- stens 14 Tage dauern. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Risiko- patienten mit ungeklärten interstiti- ellen Pneumonien gelten.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1995; 92: A-197-200 [Heft 4]
Literatur:
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4. Döller G, Tjhen KY, Schuy W, Gerth H-J:
Schnelldiagnose von Influenzavirusinfek- tionen aus Nasen-Rachen-Sekreten. Mo-
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5. Kleemola M, Räty R, Karjalainen J, Schuy W, Gerstenecker B, Jacobs E: Evaluation of an antigen-capture enzyme immuno- assay for the rapid diagnosis of Mycoplas- ma pneumoniae infection. Eur J Clin Microb Infect Dis 1993; 12: 872-875 6. Jacobs E: Serological diagnosis of Myco-
plasma pneumoniae infections: A critical review of current procedures. Clin Infect Diseases 1993; 17 (Suppl. 1): 79-82 7. Kenny GE, Kaiser GG, Cooney MK, Foy
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Anschrift für die Verfasser:
PD Dr. med. Enno Jacobs Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Klinikum der Universität Hermann-Herder-Straße 11 79104 Freiburg
Helicobacter-pylori- Eradikationstherapie bei blutendem Ulkus
In vier Studien konnte gezeigt werden, daß eine Heilung der Helico- bacter-pylori-Infektion beim bluten- dem Ulkus weitere Rezidive und da- mit Rezidivblutungen zu verhindern vermag. Probleme bereitet die Beob- achtung, daß eine Omeprazol- Vorbe- handlung die Eradikationsrate nach- haltig senkt.
Die Autoren berichten über ihre Erfahrungen bei 20 blutenden Ulze- ra, bei denen die Blutung durch eine endoskopische Injektionstherapie zum Stillstand gebracht worden war.
Sie wurden anschließend über einen Zeitraum von zwei Wochen mit drei- mal 40 mg Omeprazol und dreimal 2 g Amoxicillin intravenös für drei Tage nach einer Bolusinjektion von 80 mg Omeprazol, gefolgt von einer elftägigen Therapie mit zweimal 20 mg Omeprazol und zweimal 1 g Amoxicillin per os behandelt.
Unter diesem Regime lag die Eradikationsrate bei 100 Prozent; alle
Ulzera waren vier Wochen nach The- rapieende abgeheilt.
Adamek RJ, Freitag M, Opferkuch W, Rühl GH, Wegener M: Intravenous ome- prazole/amoxicillin and omeprazole pre- treatment in helicobacter-pylori-positive acute peptic ulcer bleeding. A Pilot Stu- dy. Scan J Gastroenterol 1994; 29:
880-883.
Medizinische Klinik der Ruhr-Univer- sität, St. Josef Hospital, Gudrunstraße 56,44791 Bochum
Silikonimplantate und Bindegewebs- erkrankungen
Immer wieder ist in den letzten Jahren die Behauptung aufgestellt worden, daß zwischen Silikonim- plantaten und dem Auftreten von Bindegewebserkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Lupus ery- thematodes, Sjögrensen-Symptom, Dermatomyositis, Polymyositis, sy- stemischer Sklerose, ankylosieren- der Spondylitis, Polymyalgia rheu- matica, Vaskulitis und Polychondri- tis ein kausaler Zusammenhang be-
stehen konnte. Daneben sind auch andere Autoimmunerkrankungen wie Hashimotostruma, primäre bi- liäre Zirrhose sowie die Sarkoidose mit Brustimplantaten in Beziehung gebracht worden. Die Autoren führten eine umfangreiche Analyse bei allen Frauen aus Olmstedt County durch, bei denen eine Brust- implantation zwischen 1. Januar 1964 und 31. Dezember 1991 durch- geführt wurde. Als Kontrolle fun- gierten zu jedem Implantat zwei Frauen gleichen Alters aus dersel- ben Bevölkerungsgruppe. Insge- samt wurden 749 Frauen, bei denen ein Implantat vorgenommen wor- den war, durchschnittlich 7,8 Jahre nachbeobachtet. Es ergab sich kein erhöhtes Risiko für die oben aufge- führten Erkrankungen. Lediglich beim Symptom Morgensteifigkeit lag ein um den Faktor 1,81 erhöhtes Risiko vor.
Gabriel SE, O'Fallon M, Kurland LT et al. Risk of connective-tissue disease and other disorders after breast implantation Engl J Med. 1994; 1697-1702.
Division of rheumatology and internal medicine the department of health sci- ences research, Mayo Clinic and Mayo Foundation, Rochester, Minnesota
A-200 (38) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 4, 27. Januar 1995