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Betriebsklima als Asset beim Mitarbeiter- recruiting

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16 WINGbusiness 1/2013

ToP-THEMA

Interview mit Hubert Knafl, Andritz Gruppe

Betriebsklima als Asset beim Mitarbeiter- recruiting

Sie sind Vice President Human Resources der Andritz Gruppe und somit für das Per- sonalwesen eines Konzerns mit fast 23.000 Mitarbeitern verantwortlich. Dies ist eine sehr verantwortungsvolle Position. Welche Aufgaben zählen in dieser Position zu Ih- ren Hauptaufgaben im Unternehmen?

Als Leiter der globalen Human Resour- ce Aktivitäten der Andritz Gruppe mit derzeit ca. 17.800 Mitarbeitern/innen bin ich einerseits für den reibungslosen Ablauf unterschiedlicher HR Prozesse (z.B. Internes Recruiting, Succession Planning, Expatriate Management,…) zuständig.

Auf der anderen Seite bin ich auch di- rekter Ansprechpartner für HR The- men aus den Business Areas Feed&

Biofuel sowie Separation. Die Haupt- aufgaben unseres Teams bestehen dar- in, über eine strukturierte Entwick- lung unserer Mitarbeiter/innen (Talent Management) dafür zu sorgen, dass Führungskräfte aber auch Spezialisten zeit- und kompetenzgerecht der Orga- nisation zur Verfügung gestellt werden

können. Im internen Recruiting berate ich das Management bei der Besetzung von globalen Schlüsselpositionen. Mit sehr vielen Leitern unserer internati- onalen Standorte arbeite ich intensiv zusammen. Derzeit ist die Einbindung in derartige Aktivitäten in China oder auch in Deutschland besonders hoch.

Das diesmalige Thema unseres WING- Business ist Betriebssoziologie: Wie wür- den Sie aus Ihrer Sicht/der Sicht von Andritz das Thema Betriebssoziologie definieren? Wodurch unterscheidet sich Ih- rer Meinung nach die Betriebspsychologie von der allgemeinen Psychologie?

Für mich ist die Betriebssoziologie ein Teil der allgemeinen Soziologie. Die Betriebssoziologie regelt die Interak- tionen innerhalb einer Organisation und erarbeitet Lösungsvorschläge für zum Beispiel folgende Fragen: Wie agieren Menschen miteinander? Wie beeinflusst die Aufbau – und Ablau- forganisation die Zusammenarbeit?

Wie erkennt man rechtzeitig falsche organisatorische Strukturen, die zu

schlechten Ergebnissen führen? Die Betriebssoziologie hat zum Ziel, den wirtschaftlichen Erfolg einer Organi- sation zu unterstützen und zwischen- menschliche Beziehungen bestmöglich zu gestalten.

Welchen Stellenwert hat für Sie persönlich das Thema der Betriebssoziologie?

Die Betriebssoziologie spielt für mich persönlich eine große Rolle. Sie ist nicht nur für die Organisation an sich von großer Bedeutung, sondern auch für den / die einzelne/n Mitarbeiter/in.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass Mitarbeiter/innen einen großen Teil des Tages am Arbeitsplatz verbringen.

Ein essentieller Bestand eines gesunden Unternehmens ist das Betriebsklima. Wie würden Sie persönlich den Begriff Be- triebsklima definieren?

Das Betriebsklima ist meiner Meinung nach das Ergebnis der Aktivitäten einer Organisation, die innerbetrieblichen Abläufe mit den Bedürfnissen der in

Foto: Fotolia

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dieser Organisation agierenden Men- schen bestmöglich in Einklang zu brin- gen. Für mich setzt sich das Betriebs- klima aus zahlreichen Komponenten zusammen, die sich beispielsweise mit folgenden Fragen beschäftigen:

Wie ist das Vertrauensverhältnis zwi- schen Mitarbeiter und Vorgesetzten aber auch zwischen den Mitarbeitern untereinander?

Wie wird Wissen gesammelt, doku- mentiert, weiter gegeben?

Wie stark ist das soziale Netzwerk unter den Mitarbeitern/innen entwickelt?

Besteht eine positive Konfliktkultur im Falle von Störungen (Mobbing etc….) Wie stark ist die Loyalität der Mitarbei- ter/innen zum Unternehmen und dar- aus abgeleitet, wie hoch ist die Fluktu- ation der Belegschaft?

Welche Erfolgs- bzw. Leistungserwar- tungen bestehen im Unternehmen?

Welchen Stellenwert haben die Sorg- faltspflichten des Arbeitgebers gegenü- ber den Arbeitnehmern?

Wie beschreiben Sie das Betriebsklima bei Andritz einem Außenstehenden?

Als langjähriger Mitarbeiter von An- dritz würde ich das Betriebsklima als sehr gut beschreiben. Es herrscht mei- ner Meinung nach eine positive Atmo- sphäre sowie eine starke Verbundenheit der Mitarbeiter/innen zum Unterneh- men. Auch glaube ich, dass die Mitar- beiter/innen untereinander im Regel- fall ein positives Beziehungsgeflecht entwickelt haben. Letztes Jahr haben wir unter den 1772 Mitarbeitern/innen am Standort in Graz eine Befragung – auch zum „erlebten“ Betriebsklima - durchgeführt.

Eine äußert hohe Beteiligung an dieser Umfrage lässt auf ein repräsentatives Ergebnis schließen. Dieses zeigt, dass die meisten Mitarbeiter/innen sehr große gegenseitige Unterstützung und positive Zusammenarbeit feststellten und ein sehr positives Klima wahrneh- men. Auch das Echo auf die Einladung zu unserem 150 jährigem Firmen-Ju- biläum („ANDRITZ Family Day“)

war außerordentlich hoch. Insgesamt konnten wir ca. 4000 Gäste begrüßen.

Ich denke, dies untermauert das gute Betriebsklima und zeigt die Verbun- denheit der Mitarbeiter/innen und auch derer Angehörigen mit dem Un- ternehmen. Auch unser Standort in China hat im Jahr 2012 ein Firmenjubi- läum gefeiert. Belegschaftsaktivitäten im Zusammenhang mit diesem Jubi- läum lassen ebenfalls auf ein äußerst positives Betriebsklima schließen.

Auf welche Punkte betreffend des posi- tiven Betriebsklimas bei Andritz sind Sie besonders stolz?

Stolz bin ich auf den grundsätzlich po- sitiven, auf Erfolg ausgerichteten Spirit in unserer Organisation. Der über viele Jahre hinweg gegebene wirtschaftliche Erfolg macht stolz und beflügelt die Mitarbeiter/innen.

Wodurch unterscheidet sich das Betriebs- klima bei Andritz gänzlich von anderen Unternehmen? Inwiefern gibt es Unter- schiede zwischen dem Betriebsklima bei Andritz Österreich und den anderen welt- weiten Standorten?

„Politische Machtspiele“ zwischen Mit- arbeitern/innen sind aus meiner per- sönlichen Wahrnehmung selten. Der gemeinsame Erfolg wird als wichtiger gesehen als der Erfolg des Einzelnen.

Diese Merkmale kennzeichnen das Unternehmen Andritz. Die zwischen den Ländern bestehenden kulturellen Unterschiede werden meiner Meinung nach sehr erfolgreich überbrückt. An den meisten Standorten ist die Ver- bundenheit der Mitarbeiter/innen zum Unternehmen ähnlich stark ausgeprägt wie hier in Österreich.

Das Betriebsklima eines Unternehmens ergibt sich als Folge zwischen den Erwar- tungen der Mitarbeiter und den objektiv vorgefunden Arbeitsbedingungen. Was sind Ihrer Meinung nach die Faktoren für ein positives/negatives Betriebsklima, wie können Mitarbeiter das Betriebsklima persönlich beeinflussen?

Offenheit, Ehrlichkeit, Spontanität, Kritikfähigkeit aber auch „Courage“

zählen sicherlich zu den Faktoren, die ein Betriebsklima positiv beeinflussen können. Wichtig ist es, bereit zu sein,

auf Menschen einzugehen, Gefühle anderer zu erkennen und zu akzeptie- ren. Ein sachlicher Umgang mit Kritik und Fehlern fördert ein positives Kli- ma. Negativen Tendenzen rechtzeitig entgegen zu steuern ist eine wichtige Aufgabe, die das Betriebsklima positiv beeinflusst.

Welche Erfahrungen konnten Sie mit Wirtschaftsingenieuren machen? Inwie- fern können Wirtschaftsingenieure zu einem positiven Betriebsklima beitragen?

Generell haben wir gute Erfahrungen mit Wirtschaftsingenieuren/innen.

Ich schätze deren breiten Ausbildungs- horizont. Ich denke aber, dass Beiträ- ge zu einem positiven Betriebsklima eher unabhängig von der Ausbildung sind. Aus diesem Grund legen wir im Rahmen des Auswahlprozesses starken Wert auf die Persönlichkeit der Bewer- ber/innen.

Im Recruitingprozess bewirbt die Firma Andritz aktiv das positive Betriebsklima im Unternehmen. Welche Erfahrungen konnten Sie hierbei bereits in einem frü- hen Stadium der Personalentwicklung machen?

Sehr oft diskutiere ich mit Bewerbern/

innen die Frage, welche Kriterien bei der Auswahl für eine neue Stelle für sie / ihn am wichtigsten sind. Neben einem anspruchsvollem Arbeitsinhalt und der Möglichkeit für persönliche Entfaltung und berufliche Entwick- lung wird das Betriebsklima von Be- werbern/innen sehr oft an oberster Stelle genannt. Elemente wie Standort des Unternehmens, die Branche oder auch das Gehalt werden sehr häufig nicht als entscheidende Auswahlkrite- rien gereiht.

Wo sehen Sie noch weitere Ansatzpunkte bzw. Trends in der Betriebssoziologie?

Menschen suchen Entfaltungsmöglich- keiten, menschlich wie auch fachlich.

Ich merke verstärkt den Wunsch nach einer ausgeglichenen Work-Life- Balan- ce, die Lebensqualität wird heute öfter diskutiert als vor 10 Jahren. Ein weiterer Trend geht in Richtung Diversität. Un- terschiedlichkeit in vielerlei Hinsicht (kultureller Hintergrund, Ausbildung, Geschlecht,…) wird sicherlich an Be- deutung gewinnen.

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ToP-THEMA

Wenn nun ein Bewerber auf Sie zukäme, auf welche wichtigen Punkte betreffend des zukünftigen Arbeitgebers (Personal- entwicklung, Betriebsklima etc.) würden Sie ihn besonders aufmerksam machen dass er/sie darauf achten solle?

Ich empfehle immer eine sorgfältige Abwägung aller Elemente einer ge- planten Zusammenarbeit. Der „Fit“

zwischen eigener Person und dem zukünftigen beruflichen Umfeld ist entscheidend. Auch rate ich den Be- werbern/innen, nicht „kurzfristig“ zu denken, sondern immer eine langfris- tige Perspektive im Auge zu behalten.

Herr Dr. Knafl, ich danke Ih- nen für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Frau Dipl.-Ing. Julia Soos

Dr. Hubert Knafl (Vice President Human Resour- ces ANDRITZ Gruppe)

Mai 1979 bis Okto- ber 1984: Simme- ring-Graz-Pauker AG als Personal- sachbearbeiter am Standort in Wien bzw. als Werks- personalleiter am Standort Graz

November 1984 bis August 1992: Me- tallwerk Plansee GmbH, Reutte in Ti- rol als Personalreferent

Seit September 1992: Andritz AG, Graz

Dr. Hubert Knafl

Vice President Human resources ANDrITZ Gruppe

Bis Dezember 2008: Leiter Hu- man Resources der Andritz AG Seit Jänner 2009: Aktuelle Funktion als Vice President Group Human Resources.

Industriewissenschaftliches Forum anlässlich des 70. Geburtstages von Prof. Josef W. Wohinz,

am 06. Juni 2013, 16:00

Am 6. Juni 2013 findet das „Industriewissenschaftliche Forum“ in der Aula der Technischen Universität Graz statt.

Gefeiert wird dabei auch der 70. Geburtstag von Em. o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing.

Dr.techn. Josef W. Wohinz.

Er war über 30 Jahre lang Vorstand des Instituts für Industriebetriebslehre und In- novationforschung und war ab 2005 Kurator am Institute of Production Science and Management, eines der Frank Stronach Institute an der Fakultät für Maschi- nenbau und Wirtschaftswissenschaften. Prof. Wohinz trug mit seiner jahrzehnte- langer Arbeit wesentlich zur Entwicklung der Techno-Ökonomie an der TU Graz und in Österreich bei.

Im Oktober 2011 übergab er seine Lehrstühle an Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.

Christian Ramsauer.

Die Veranstaltung startet um 16.00 Uhr. Neben dem derzeitigen Rektor der TU Graz, Harald Kainz, tragen ehemalige Mitarbeiter und Partner der Institute vor.

lEUTE/KÖPFE

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