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Liberalisierung des Erdgasmarktes

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,\~ Top-Thema

YDir. Dl.;

Jg.1946

Studium an der MV Leoben, Fachrichtung Eisenhüttenwesen;

1978 bis 1980 Betriebsassistent GroßschmiedeVEWKapfenberg;

1980 bis 1987 Betriebsleiter Schmiede Eisenwerk Breitenfeld;

seit 1987 Steirische Ferngas,

Abteilungsleiter Energieberatung und Gaswirtschaft;

seitJuli 1998 Mitglied des Vorstandes der Steirischen Ferngas, Direktion Gaswirtschaft, Vertrieb und Marketing;

seit März 2000 Sprecher des Vorstandes

Liberalisierung des Erdgasmarktes

Management Summary

Die Gaswirtschaft befindet sichim völligen Umbruch. Für das mit 10.

August 2000 in Kraft getretene Gaswirtschaftsgesetz steht gerade eine - im Hinblick auf die 100- prozentige Marktöffnung not- wendige - Novellierung in Dis- kussion. Das Ergebnis müssen wettbewerbskonforme Marktre- geln sein, die einen fairen Wettbe- werb unter allen Marktteilneh- mern ermöglichen. Parallel dazu sind die derzeit bestehenden, lang- fristigen Verträge der heimischen Gasversorgungsunternehmen, die ausgestattet mit Take-or-pay-, Ship-or-pay- und Store-or-pay- Klauseln nicht den Anforderungen eines liberalisierten Marktes ent- sprechen, an die neuen Gegeben- heiten anzupassen bzw. neu zu ver- fassen.

Ab1.Oktober 2002 ist die Öffnung des Erdgasmarktes für alle Endverbraucher vorgesehen.

Gasrichtlinie und Gaswirtschaftsgesetz (GWG)

Die Richtlinie des Europäischen Parla- mentes und des Rates vom 22. Juni 1998 betreffend gemeinsame Vorschriften für den Erdgasbinnenmarkt ist am 10.

August 1998 in Kraft getreten. Die Mit- gliedsstaaten sind verpflichtet, diese Richtlinie innerhalb

einer Frist von zwei Jahren in nationales Recht umzusetzen.

Im Juli 2000 wurde

das GWG schließlich in einer Dreipar- teien-Einigung im Parlament beschlos- sen. Markanteste Punkte des GWG sind eine stufenweise Öffnung des öster-

reichischen Erdgasmarktes und ein ver- handelter etzzugang. Im ersten Schritt sind seit 10. August 2000 alle Endver- braucher über 25 Millionen Kubikmeter Erdgasbedarf pro Verbrauchsstätte sowie alle Betreiber von Erdgas-befeu- erten Stromerzeugungsanlagen zugelas- sene Kunden. Nicht nur, dass die Umset- zung in nationa- les Recht mit im Österreich- Durchschnitt von rund 50 Pro- zent Öffnungsgrad weit über das erfor- derliche Ausmaß der EU-Richtlinie hin- ausgeht. Auch der bereits für 1. Oktober 2002 vorgesehene zweite Schritt, der die

Öffnung des Marktes für alle Endver- braucher zum Ziel hat, unterschreitet auch den in der Richtlinie vorgesehenen Zeitrahmen bei weitem.

U

nterschiedliche Kundenstrukturen der Landesferngasgesellschaften bedingen außerdem für Oberösterreich und die Steiermark, wo schwerpunkt- mäßig Österreichs größte und ener- gieintensivste Industrieunternehmen angesiedelt sind, dass bereits mit 10.

August 2000 ein Öffnungsgrad von 80 bzw. 65 Prozent erreicht wurde.

L \ \ ' WING-business 11 (2001) 1

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Marktöffnung des Gasmarktes

Abb. 1:Offnung des Gasmarktes

10.Aug.2000 10.Aug.2000 1.0kt. 2002

100

39

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40 20 00

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100 - , - - - -

Steiermark> 25 Mio nm3/a ÖSterreich >25 Mio nm3la alle

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AnzaH der zLgelassenen Ktrden (Betriebe)

Langfristige Verträge hemmen. (iaswirt·

schaft

Erdgas ist ein Naturprodukt, das nur in wenigen Ländern vorkommt. Österreich importiert Erdgas vor allem aus Russ- land, Norwegen und Deutschland. Lang-

fristige Verträge mit Take-or-pay (TOP)- Klauseln bieten den Produzenten die Sicherheit für den Erdgasabsatz. Für die Gasproduzemen sind solche Verträge notwendig, um Investitionssicherheit für die kapitalintensive Erschließung der in diesen Ländern vorhandenen Erdgasfel-

der zu haben. Ebenso wurden aus Grün- den der Versorgungssicherheit von der österreichischen Gaswirtschaft langfri- stige Transport- und Speicherverträge eingegangen. Diese beinhalten gleich- falls Klauseln, die eine Verpflichtung für die Gasversorgungsunternehmen bedeu-

Import = 85 %

~~~~ 16 regionale Gasversorgungsunternehmen

Abb.2:Derzeitige Struktur der Osterreichische Gaswirtschaft (Quelle: Wiener Stadtwerke)

\\' WI NG-business 33 (2001) 3 _ _

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Top-Thema

ten, Mengen bzw. Leistungen zu bezah- len, unabhängig davon, ob diese auch tatsächlich bezogen oder in Anspruch genommen wurden. Diese Tatsache in Verbindung mit den langen Vertrags- laufzeiten auf der Einkaufsseite und des durch die Öffnung des Marktes ent- standenen generellen Preisdruckes auf der Verkäuferseiteführtzu einer überaus schwierigen und wettbewerbsverzerren- den Situation für die "alten" Gasver- sorger.

Die österreichische Gaswirtschaft im Überblick

Noch haben die heimischen Gasversor- ger in Österreich das Sagen. Für immer mehr neue Anbieter rückt der öster- reichische Erdgasmarkt jedoch zuneh- mend in den Blickwinkel des Interesses.

Man muss sich daher die Frage stellen, wie lange die unten dargestellte - der- zeitige - Struktur noch in dieser Form bestehen wird.

Steirische Ferngas - Erdgasversorger der Steiermark

Damit aber nun die "alten" Gasversor- ger gegenüber den neuen Marktteilneh- mern die gleichen Wettbewerbsbedin- gungen vorfinden, ist vorrangig eine Anpassung der bestehenden TOP-Ver- träge notwendig. Dies zeigt sich am Bei- spiel der Steirischen Ferngas besonders deutlich: Für unser Unternehmen bedeu- tete (wie oben schon erwähnt) bereits der erste Liberalisierungsschritt auf

Das steirische Erdgasleitungsnetz

FERNGAS

bestehende Leitungen _ Leitungen geplant oder in Bau _ Trans-Austria-Gasleitung .TAG"

Süd-Ost-Leitung "SOL"

Obernahmestation • Ortsgasversorgung bestehend • OrtsgaSYl!rsorgung geplant • nur Industrieversorgung • Standorte der Steirischen Ferngas !!!!!!!i-

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Sund: Septefllbtr 2001

Abb.3: Über ein rd. 2.900 km langes Versorgungsnetz beliefert die Ferngas ihre Kunden

\\' WING-business 33 (2001) 3

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DieGaswirtsc:haftbefindet sich durch den zusätzlichen Gas-zu-Gas-Wettbe- werb im völligen Umbruch.

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Grund der historisch gewachsenen Kun- denstruktur einen Öffnungsgrad von 65 Prozent - rund 88 Prozent unserer Erd- gasabgabemenge von rund 1,05 Milli- arden Kubikme-

tern Im Jahr 2000 ging an Kunden in den Bereichen Indu- strie, Kraftwerke

und Stadtwerke. Ein Faktum, das auf Grund der bestehenden Mindestbezugs- verträge und deren derzeit geringe Über- deckung auf der Abgabeseite bereits bei Verlust der ersten Großkunden sehr rasch zu einem betriebswirtschaftlichen Problem für die Steirische Ferngas führen kann.

D

ie Liberalisierung des Erdgasmark- tes stellt demnach auch für die Steirische Ferngas eine besondere Her- ausforderung dar. War man bisher ge- wohnt, sich dem Wettbewerb mit ande- ren Energieträgern erfolgreich zu stei- len, so sehen wir uns durch den Gas-zu- Gas-Wettbewerb mit dem größten Um- bruch in der Unternehmensgeschichte, aber auch der Gaswirtschaft insgesamt konfrontiert.

Neuorientierung erforderlich

Um auch die neuen Gegebenheiten erfolg- reich meistern zu können, sind eine Reihe von Maßnahmen und eine Neu- positionierung notwendig. Die beste- hende Bezugs-, Transport- und Spei- chervertragsstruktur ist nicht auf den liberalisierten Markt abgestellt - eine entsprechende Modifizierung bzw. Neu- gestaltung ist daher rasehest erforder- lich. Verstärkte Kooperationen mit dem Vorlieferanten OMV - beispielsweise gemeinsames Vorgehen am Markt, um Kunden wettbewerbsfähige Angebote legen zu können - sind dabei ebenso möglich, wie eine engere Anbindung an den Mutterkonzern Energie Steiermark Holding AG (ESTAG) unter Einbezie- hung einer starken Kooperation mit dem strategischen Partner Gaz de France.

G

enerell soll durch weitere Koope- rationen oder Beteiligungen im strategischen und operativen Bereich die Schlagkraft der Ferngas im neuen Markt gestärkt wer- den. Bereits im be- nachbarten Ausland bestehende bzw.

neue Beteiligungen sollen im Hinblick auf Ertragskraft noch ausgeweitet und intensiviert werden - beispielsweise Ak- tivitäten im Rahmen der Adriaplin d.o.o. Laibach für den Auf- und Aus- bau der Erdgasversorgung in Slowenien mit Blickrichtung Kroatien oder im Rahmen der Ende 2000 in der Slowakei gegründeten Thermoservice s.r.o. (eine Gesellschaft zur Abwicklung von Con- tracting-Projekten im Kommunalbe- reich). Das allumfassende straffe Kos- tenmanagement umfasst naturgemäß auch den Personalsektor; notwendige Rationalisierungsmaßnahmen stehen hierbei allerdings im Widerspruch zum erforderlichen Aufbau von Personalka- pazitäten für die Bewältigung neuer Aufgaben auf Grund der Liberalisie- rung. Auch hier kann die Konsequenz nur lauten, durch Eingehen von Part- nerschaften, Allianzen oder Koopera- tionen Synergieeffekte zu schaffen und zu nutzen.

GWG-Novellierung (GWG 11) in Diskussi- on

Die Realisierung des ersten Schrittes der Marktöffnung hat gezeigt, dass es der Schaffung von Marktregeln im Hinblick auf die 100-prozentige Liberalisierung bedarf. Derzeit steht eine von der Bun- desregierung in Auftrag gegebene Novel- Iierung des Gaswirtschaftsgesetzes in Diskussion. Wesentliche Eckpunkte sind dabei der Nerzzugang, die Installierung eines Regulators, ein neues Transport- Tarifsystem sowie eine Regelung für die Aufteilung der Ausgleichsenergie.

S

eitens der Gaswirtschaft wurde dem Bundesministerium für- Wirtschaft .

Top-Thema

und Arbeit (BMWA) ein Positionspa- pier im Hinblick auf die 100-prozentige Marktöffnung und die hiefür zu erstel- lenden Marktregeln übergeben. Auch seitens der vom BMWA beauftragten Gutachter und des zukünftigen Regula- tors liegen dem BMWA diesbezügliche Positionspapiere bzw. Gutachten vor, die als Basis für die Novellierung des GWG herangezogen werden sollen.

D

ie naturgemäß kontroversiellen Standpunkte werden noch zu in- tensiven Diskussionen führen, um ent- sprechende Lösungen zu finden. Eine endgültige Aussage darüber zu treffen, wann diese Lösungen vorliegen und wie sie aussehen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt daher völlig unmöglich.

Kontaktadresse:

YDir. DI Peter Köberl Tel.: 0316/476-58300

peter.koeberl@steirische.ferngas.at www.steirische.ferngas.at

\V. WING-business I I (2001) l

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