DÜNGUNG
. . . • . . .
Thomas H ügle und Hartwig Schwieger, Kiel
Punktgenau breit verteilen
Verfahren zur exakten Querverteilung organischer Reststoffe
Bei der flächendeckenden Sammlung von Bioabfällen in Deutschland fallen jährl ich etwa
6Mio. t Bioabfallkompost an. Die Abwasser Technische Vereinigung (ATV) prognostiziert für das Jahr
2000rund
70Mio. t Klärschlamm mit einer Trocken
masse von 3,5 Mio. t. Die beiden organi
schen Reststoffe können in den natürli
chen Nährstoffkreislauf nur integriert werden, wenn sie weitgehend als Sekun
därrohstoffdünger auf landwirtschaftli
chen Nutzflächen verwertet werden.
rohstoffdünger können folglich auf solche Flächen mit der am M arkt befindlichen Streutechnik nur unmittelbar nach der Ernte ga nzflächig aufgebracht werden.
Sind d iese Flächen bereits bestellt und das Fa hrgassenraster angelegt, dann ist die gleichmäßige flächige Verteilung nicht mehr gegeben . Es ist desha l b ein fah r
gassenorientiertes Ausbringverfah ren zu fordern , um gezielt dosiert Sekundärroh
stoffd ü nger auszubringen, den Ausbring
zeitraum zu verlängern und damit d ie Ma
.---.. schinena uslastung zu er-
Fahrtr1clltung drtve dlnoctlon
Spritzblech
Cllch board
höhen .
Die vorhandene Streutechnik
Standardstreufah rzeuge fördern die orga nischen
�"::a.:.lch
Reststoffe über den Kratzboden zu den Streutellern ( Bild 1). Kratzbo
denvorschub und Fräs
walzen sorgen dafür, daß ein möglichst gleich mäs- Streuwtnkel
spreadlng engle siger Massenstrom a uf den Aufga ben bereich der Streuteller gelangt. Die Rotation des Streutellers
�_ ____________________ ______. füh rt zur Zentrifugalbe-
Bild 1: Materialaufgabe bei einem konventio
nellen Feststoffstreuer
Fig. 1 : Material bring up at a conventional solid stuft spreader
D
stoffe erfolgt mit Feststoffstreuern . Sie ie Aufbringung der genan nten Restbesitzen Zwei- oder Vier-Te"ller-B reitstreu
werke. Diese Streuer erreichen Wurfbrei
ten bis zu 20 m, das entspricht Arbeits
breiten bei akzepta blen Verteilq ualitäten (VK unter 15 %) von etwa 10 m [ 1 , 2].
La ndwirtschaftliche Betriebe, die ent
sprechend große Tei lflächen besitzen , le
gen inzwischen Fa hrgassenraster von 18 oder auch 24 m Fahrgassenabstand an.
Die genannten organischen Sekundär-
Dr. agr. habil. Thomas Hügle ist Oberassi
stent, Dr agr. Dip/. -lng. Hartwig Schwieger war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Universität Kiel, (Direktor: Prof Dr. /sensee), Max-Eyth-Straße 6, 241 18 Kiel, e-mail:
thuegle@ilv. uni-kiel.de.
schleun igung der Rest
stoffe. Sie wa ndern dad urch in R ichtung Streutel lerrand. Die aufgebrachten Wu rf
schaufeln nehmen die Reststoffe mit und beschleunigen sie a uf Tellerumfangsge
schwindigkeit Ein halbkreisförmiges, den Streuteller umschließendes Spritzblech sorgt dafür, daß die Reststoffe nur in ei
nem defi nierten Streuwin kel dann den Streuteller verlassen. Der große undefi
nierte Aufgaben bereich führt zu hohen Reibungs
verlusten zwischen Streu
medium und Spritzblech . Außerdem wird das Streu
gut zwischen zwei benach
barten Streutellern hin und her geworfen . Es wird d u rch die gegenlä ufige
Bild 2: Definierte Streuteller
beschickung bei der Ver
suchsantage Fig. 2: Defined spreader feeding at the experimental
Fahrtrichtung - -
Rotation der Streutel l e r abgebremst und muß dann erneut auf Tellerrotationsge
schwindigkeit beschleunigt werden. Es erfolgt somit im Endeffekt eine u ndefi
nierte Besch ickung der Streuteller, die mit einem hohen Leistu ngsbedarf ein her
geht. Eine dem Zufall u nterworfene Streu
qualität kennzeich n et deshalb vielfach die konventionelle, a m Markt a ngebotene Verteiltechnik.
Tellerstreuwerk mit
definierter Tellerbeschickung
Das I nstitut für La ndwirtschaftliche Ver
fa h renstech n i k der U n i versität Kiel hat ei
nen Versuchsstand zur B reitverteil ung or
ga nischer Reststoffe e ntwickelt. dessen variable Einstellmöglichkeiten es erlau
ben , verschiedene Versuchseinstellun
gen vorzunehmen und hinsichtlich Opti
mierung der Verteilqualität der Wurfweite u nd der Leistungsaufnahme zu untersu
chen ( Bild 2) .
Ein Serienstreufa h rzeug des Koopera
tionspartners (Firma Bergmann) d ient als Träger des Versuchssta ndes. Kratzboden und Dosierwalzen besch icken die eigent
l iche Versuchseinheit Sie besteht aus Förderschnecke, Sch neckentrog und Streuteller. Die abgefräßten oder durch den Kratzbodenvorschub in den Schneckentrog dosierten Reststoffe transportiert die Förderschnecke i n einen Kon us, der am Ende eine kreisrunde, nach u nten gerichtete Öffn ung mit defi
n iertem Querschnitt a ufweist. Das Streu
gut wird dad u rch gebü ndelt.
U nter d ieser Öffn ung befindet sich der Streuteller, der sowohl in X- und Y-Rich
tung versch iebbar, als a uch in seiner Nei
gung verstellbar ist. Es ist folglich mit die
ser Versuchseinheit möglich, den Mas
senstrom gezielt a uf einen Punkt des Streutellers aufzugebe n , es ka nn außer
dem d u rch Veränderung der Tellernei
gung Flugbahn und Flugrichtung des Streugutes verändert werden. Der Teller wird dabei nicht wie bei ein igen konven
tionellen Streufah rzeugen ü bl ich aus der
Das Vorhaben wird durch die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt gefördert. facility '---'
244 53. Jahrgang LANDTECHNIK 4/98
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Horizontalen q uer zur Fahrtrichtu ng, son
dern längs zur Fahrtrichtung geneigt.
Dies trägt wesentlich zur Vergrößerung der Streu breite bei.
Versuche
Die Streuversuche wurden lediglich mit einem Streuteller durchgeführt. Ein kom
plettes Streubild für ein Zweiteller - Streu
werk erhielt man, indem für einen theore
tischen Streutellera bstand von 1 m das erhaltene Streubild in der Vertika len ent
sprechend gespiegelt wurde. Als Testsub
strat wurde ein Kammerfilterpressenklär
schlamm mit einem Trockenmassegehalt von rund 40 % verwendet. Die Versuche fanden a uf einer Betonplatte statt. Sie wurde vor und nach jedem Versuchs
durchgang mit e inem Schieber mit G um
mileiste sorgfältig gereinigt.
Bei den eigentlichen Versuchen legte das Versuchsfahrzeug eine Strecke von etwa 50 m mit annä hernd gleichbleiben
der Geschwind igkeit zurück. Auf halber Strecke wurden in dreifacher Wiederho
lung senkrecht zur Fahrtrichtung in ei
nem Abstand von 1 m jeweils eine 1 m2 große Fläche aus der bestreuten Fläche ausgekehrt und ausgewogen . Aus den Wiegeergebnissen ergaben sich d ie Streubilder.
Ergebnisse
Die im folgenden vorgestellten Ver
suchsergebnisse resultieren aus einer Tellerneigung von 10° u nd einer Teller
d rehza h l von 720 min-1. Der Aufgabe
punkt befa nd sich im ersten Quadra nten . l n Bild 3 werden d ie Meßer
gebnisse der drei Wiederholungsmessun
gen dargestellt. Da bei wird deutlich, daß zwischen den einzelnen Wiederholungen kau m U nterschiede auftraten. Dies be
weist, daß m it der gewählten M ethod i k re
präsentative und belastbare Ergebnisse gewonnen werden. Es zeigt sich außer
.dem, daß sich d urch d ie Neigung des Streutellers d ie Wurfweite und dad urch die Arbeitsbreite enorm vergrößern läßt.
Aus den Versuchsergebnissen wurde d u rch Spiegelung der Ergebnisse in der Verti kalen das in Bild 4 wiedergegebene Streubild a bgeleitet. Das Verfah ren weist m it den genannten Einstellungen folglich eine Streubreite von ü ber 80 m a uf. Das Streu bild entspricht einer Dreiecksvertei
lung mit sehr flach ansteigenden Flan
ken . Dad u rch ist eine große Ü berlap
pungstoleranz gegeben. Sie garantiert bei unterschied lich großen Arbeitsbreiten ü ber einen großen Anwendungsbereich sehr gute Verteilqualitäten.
Dies wurde für Arbeitsbreiten von 16 m begin nend bis hin zu 42 m ü berprüft, in
dem das Streubild in einem 2 m Ab
sta ndsraster ü berlappt und d ie jeweils da- 53. Jahrgang LANDTECHNIK 4/98
-+-- Reihe 1 ___. Reihe 2 --+-- Reihe 3
- 1 0 0 1 0 20 30 40 50 Wurfweite (m)
throw width (m) Bild 3: Verteilbild des Versuchsstandes ( 1 Streuteller)
F(g. 3: Distribution of material by the experi
mental facility (1 spreader disk)
::§� � 1000
� .9 0
:q 600
� E 400
Jl ]j 200
�
- 11--''F--t---1--f-ll+--t---it--t--="1---1 -50 -40 -30 -20 -10 0 1 0 20 30 40 50Wurfbreite (m) throw width (m)
Bild 4: Querverteilung bei Zwei- Teller-Streu
werk
Fig. 4: Lateral distribution of a two disk preader
12
3
0 +---�--1--____,1----t---+--�
15 20 25 30 35 40 45
Arbeitsbreite (m) worklng width (m)
Bild 5: Arbeitsbreite und Variationskoeffizient Fig. 5: Warking width and coefficient of variation
zugehörenden Variationskoeffizienten er
m ittelt wurden. Die Ergebnisse sind in Bild 5 zusa mmengestellt. Gezeigt wird der Variationskoeffizient (VK) in Abhän
gigkeit von der Arbeitsbreite.
Es zeigt sich, daß der VK in der Regel u nter 10 % liegt und daß m it Werten un
ter 6 % für bestimmte Arbeitsbreiten zum Teil hervorragende Verteilqual itäten er
zielt werden. Es ist mit dem Verfah ren so
mit zumindest die Klärschlammausbrin
gung· a uf bereits bestellte Ackerflächen auch mit einem 18 m, 24 m oder 36 m Fahrgassen raster möglich.
Ursachen
Die M essu ngen zeigen, daß mit dem ge
wä hlten Versuchsaufbau zum einen eine sehr exakte Querverteilung realisierbar ist. Es zeigt sich anhand der Meßwieder
holungen außerdem, daß ein relativ kon
stanter Materia lfluß gebündelt a uf den Streutel ler a ufgebracht wird .
Die große Arbeitsbreite ist eindeutig a uf die Streutellerneigung zurückzuführen.
Sie führt dazu , daß das Streugut nicht als
. . . . .. . .
kreisförmiges Segment a uf der Acker
fläche a bgelegt wird , sondern eher die Form einer Pa ra bel beschrei bt. Das hat zur Folge, daß es nicht wie bei der kreis
förmigen Aufbringung zu einer hohen Materialdosierung an den Außenrä ndern und som it zu einem M-förmigen Verteil
bild kommt, sondern, wie in B ild 4 d arge
stel lt, zu einer Dreiecksverteilung. Dies ist d ie Vora ussetzung für d ie seh r guten er
zielbaren Verteilqualitäte n . Sie d ü rfen je
doch nicht ü berbewertet werden, da bei den M essu ngen sehr auf optima le Ver
suchsbedingungen geachtet wurde. Es wird jedoch verdeutlicht, d a ß mit entspre
chender, vom Aufwand her vertretbarer Technik ein Variationskoeffizient unter 15 % auch in der Praxis realisierbar ist.
Der gleichmäßige M aterialfluß ist a uf die Materia lzuführung ü ber die Sch neckendosierung zurückzufü h ren.
Das von Fräswa lze und Kratzboden oft
mals stoßartig ausgeworfene Streugut fä llt nicht direkt auf die Streuteller, sondern zunächst in den Schneckentrog.
Schnecke und Konus sorgen dann für d ie gebündelte gleichmäßige Materiala ufga
be a uf den Streuteller. Eine Steuerung des Materia lflusses d u rc h Variation der Schneckendrehzahl ist som it möglich.
Zusammenfassung
Konventionelle Feststoffstreuer für orga
nische Sekundärrohstoffe weisen oftmals geringe Arbeitsbreiten m it nur befriedi
gender Verteilqualität a uf. Sie können bei Fah rgassenabständen von heute übli
chen 18 m und mehr nur auf a bgeernte
ten, unbestellten Flächen eingesetzt wer
den. Das vorgestellte neuartige Verfahren verbindet große realisierba re Arbeitsbrei
ten m it guten Verteilqualitäten. Es ist auch für den Einsatz bei bereits angelegten Fahrgassen geeignet. Es wird demzufolge nicht n u r die Arbeitsqualität verbessert, sondern a uch d ie mögliche Einsatzzeit deutlich erhöht.
Literatur
[ 1 ] Holz, W: Auf die Verteilgenauigkeit kommt es a n . Lohn unternehmer 49 (1994), H. 9, S. 437 -4-39
[2] Kromer, K. -H., H. Re/oe und M. Löbbert: Ver
fahren der Ausbringung aufbereiteter organi
scher Reststoffe zur Vermeidu ng der Erosion - Forschungsbericht Nr. 4 des FS " U mwelt
verträgliche u nd standortgerechte Landwirt
schaft" der Universität Bonn , l nst. f. Land
technik ( 1 993)
Schlüsselwörter
Feststoffstreuer, Verteilqualität Fahrgasse
Keywords
Solids matter spreaders, d istribution qua
lity, tra m l i nes
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