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Systeme zur Ertragsbestimmung bei Zuckerrüben

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MESSTECHNIK

150

58 LANDTECHNIK 3/2003

Oliver Schmittmann und Peter Schulze Lammers, Bonn

Systeme zur Ertragsbestimmung bei Zuckerrüben

I

n der Deutschland werden derzeit rund 450 000 ha Zuckerrüben mit einem durch- schnittlichen Ertrag von 570 dt/ha angebaut.

Die Standorte sind weitgehend durch homo- gene Bodenverhältnisse und kleinstruktu- rierten Anbau (die durchschnittliche Anb- aufläche beträgt 9 ha) geprägt.

Diese Voraussetzungen legen nahe, dass auf den Schlägen keine gravierenden Er- tragsunterschiede auftreten. Die Ergebnisse von Untersuchungen mit Ertragsmesssyste- men für Teilfächen [1, 2, 3, 4] zeigen aber deutliche Unterschiede in der Ertragsvertei- lung auf Schlägen.

Um diese teilflächenspezifisch variieren- den Ertragsunterschiede erfassen und hier- aus als Konsequenz pflanzenbauliche Infor- mationen gewinnen zu können, ist der Ein- satz von Echtzeit-Ertragsmesssystemen notwendig. Im folgenden Beitrag werden hierzu verschiedene Ansätze vorgestellt.

Rahmenbedingungen

Als Rahmenbedingungen für eine Messung des Durchsatzes werden folgende Annah- men getroffen:

• Als biotechnische Voraussetzungen gelten Ertragsspannen von:

300 bis 750 dt/ha reine Rüben 1,4 bis 3,5 kg/lfd. m und Reihe

• Erdanteil: 5 bis 20%

• Rodegeschwindigkeiten: 4,5 bis 8 km/h Hieraus lassen sich folgende Grössen für ein Massenstrommodell ableiten (Bild 1).

Systematik

Grundsätzlich kann die Ertragsbestimmung vor, während und nach der Ernte durchge- führt werden. Jedes Verfahren ist durch spe- zielle Vor- und Nachteile gekennzeichnet.

Empirische Ertragsbestimmungen als technisch einfachste Methode basieren auf

der Erfassung von Einzelrüben. Entweder werden stichprobenartig Proberodungen vorgenommen, anhand deren der Ertrag auf die Gesamtfläche umgerechnet wird, oder alternativ wird die mittlere Einzelrübenmas- se bestimmt. Der geschätzte Ertrag ergibt sich dann durch Multiplikation mit der Be- standesdichte (Pesée geometric).

Beide Verfahren sind zur Abschätzung des Ertrags ausreichend geeignet und beziehen sich auf die Masse von Rüben ohne Erdan- hang, liefern aber keinen genauen Ertrag von Teilflächen, vor allem vor dem Hintergrund der hohen Variabilität der Standortfaktoren und des kleinen Stichprobenumfangs. Die Erstellung exakter Ertragskarten ist nur mit sehr grossem zeitlichen Aufwand möglich.

Die Ertragsmesssysteme im Rübenroder erfordern die Bestimmung von drei Grössen:

die Erntemenge, den Erdanteil und den Er- tragsort (Position). Die durchsatzbezogenen Ertragsmesssysteme in Rübenrodern sind in Bild 2 systematisch dargestellt.

Grundsätzlich sollte die Durchsatzmes- sung nach der bestmöglichen Abscheidung der Beimengungen erfolgen, solange keine genauen Echtzeitmesssysteme zur Bestim- mung von deren Anteilen existieren.

Durchsatzmessung durch Bestimmung des Energieflusses

Energieflussbestimmungen können in Form von Drehmoment- oder Kraftstoffver- brauchsmessungen durchgeführt werden.

• Drehmomentmessung

Die Installation von Drehmomentmessein- richtungen an Antriebsaggregaten ist mit ge- ringem Aufwand möglich. Geeignete Mess- orte sind Förderelemente, Siebsterne oder Elevatoren. Da während des Transportes der Rüben zum Bunker kontinuierlich Erde ab- geschieden wird, ist die Drehmomentmes- sung am Ende der Transportkette zu bevor- zugen. Fortsetzung S. 195

Schlagbezogene Ertragsangaben sind im Zuckerrübenanbau durch Wiegung der abgelieferten Ernte- mengen und spätere Angabe der Abzüge für Beimengungen verläss- liche Betriebsdaten. Die Entwick- lung der Technik ermöglicht seit der Verfügbarkeit der Satellitenor- tung diese Betriebsdaten bei der Ernte und mit hoher räumlicher Auflösung teilflächenspezifisch zu ermitteln. Während der Flächenbe- zug durch GPS mit ausreichender Qualität und zeitlich direkt verfüg- bar ist, kann der Durchsatz während der Rübenernte nur an- satzweise ermittelt werden und hat im Gegensatz zur teilflächenspezi- fischen Online-Ertragsermittlung im Getreideanbau noch keinen Ein- gang in die Praxis gefunden.

Dr. Oliver Schmittmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Prof. Dr. Peter Schulze Lammers Leiter des Bereiches Systemtechnik in der Pflanzenpro- duktion am Institut für Landtechnik der Universität Bonn, Nussallee 5, 53115 Bonn; e-mail:landtech- nik@uni-bonn.de

Schlüsselwörter

Teilflächenspezifische Landbewirtschaftung, Zuckerrübenerntetechnik, Ertragssensorik

Keywords

Site-specific farming, sugar beet harvesting technology, yield sensoring

Literatur

Literaturhinweise sind unter LT 03221 über Internet http://www.landwirtschaftsverlag.com/ landtech/lo- cal/fliteratur.htm abrufbar.

Bild 1: Massenstrommo- dell für die Zuckerrüben- ernte (für eine Reihe) Fig. 1: Mass flow model for sugar beet harvest (for one row)

(2)

• Kraftstoffverbrauchsmessung

Entscheidend für die Güte der Kraftstoffver- brauchsmessung ist die Differenz zwischen dem Leerlauf und dem Gutstrom. Ist die Dif- ferenz klein, so können Unterschiede im Durchsatz nicht exakt erfasst werden, da Be- einflussungen durch die Fahrt am Hang und variierende Bodenverhältnisse die Aussage- kraft der Kraftstoffverbrauchsmessung ver- schlechtern.

Durchsatzmessung durch Bestimmung des Masseflusses

Massestrommessungen werden den direkten Messungen zugeordnet.

• Verwiegung

Kontinuierlich oder absätzig kann der Gut- strom auf Förderelementen (auch Entlade- bändern), Sammelbunker oder der gesamten Maschine verwogen werden. Vertikale Schwingungen des Roders und der einzelnen Baugruppen beeinflussen das Messergebnis.

• Impulsmessung

Impulsmessungen sind an Übergabe- und Stossstellen möglich. Unter Einbeziehung der Gutstromgeschwindigkeit kann der Durchsatz bestimmt werden. Zur störungs- freien Messung muss der Gutstrom sowohl ungehindert zum Sensor hin, als auch nach dem Auftreffen vom Sensor weg gefördert werden.

Durchsatzmessung durch Bestimmung des Volumenstroms

Volumenstrommessungen sind indirekte Verfahren, bei denen der Massestrom durch Multiplikation mit ermittelter oder ange- nommener Schüttdichte errechnet wird.

• Profilmessung

Durch Einbeziehung der Fördergeschwin- digkeit wird der Volumenstrom bestimmt.

Damit die Profilmessung möglichst exakt durchgeführt werden kann, ist die Installa- tion solcher Systeme an Stellen sinnvoll, an denen der Gutstrom ruhig und gleichmässig verläuft. Aufspringende Rüben verfälschen die Profilmessungen. Die Schüttdichte auf dem Band variiert bei ungleichmässigem Gutstrom. Die auf der Messung des Volu- menstroms beruhenden Prinzipien weisen zudem das Problem der schwankenden Gut- stromdichte auf. Periodische Kalibrierungen führen lediglich zu einer geringfügigen Re- duzierung der Ungenauigkeit.

• Messung der Bunkerfüllung

Die kontinuierliche Veränderung der Bun- kerfüllung steht im direkten Zusammenhang mit dem Durchsatz. Die sensortechnische Erfassung des Füllzustandes ist aufgrund der grossen Oberfläche der vom Elevator abge- worfenen Rüben oder der Existenz einer Bunkerverteilschnecke schwierig. Zudem ist der Volumenzuwachs (etwa pro Sekunde) gemessen am Gesamtvolumen gering.

Aus der Systemanalyse der Ansätze zur Erfassung von Erntemengen im Roder wer- den die folgenden wesentlichen Probleme offensichtlich:

1. Der Gutstrom im Roder (Masse- oder Vo- lumenstrom) enthält immer ein Gemisch aus Rüben, Kopf- und Schmutzanteilen.

Es ist zurzeit noch nicht möglich, die ein- zelnen Fraktionen differenziert zu bestim- men. Hieraus ergeben sich aufgrund der Variabilität der Bestandteile Fehler bezüg- lich der absoluten Masse und damit auch Fehler bei der Bestimmung teilflächen- spezifischer Ertragsunterschiede.

2. Die Messungen auf der Erntemaschine werden wesentlich von äusseren Faktoren beeinflusst. So führen die Maschinen- schwingungen und Hanglage zu einer Ver- fälschung von Echtzeitmessergebnissen.

3. Die Messung des realen Rübenertrages hängt von der Köpf- und Rodequalität ab.

Rübenköpfe und abgebrochene Wurzel- spitzen verbleiben auf dem Feld und wer- den massenmäßig nicht erfasst.

Erträge lassen sich auch nach dem Erntepro- zess ausserhalb des Roders ermitteln.

1. Feldverwiegung der Überladefahrzeuge 2. Vermessen der Feldrandmiete

3. Durchsatzmesseinrichtungen auf dem Rü- benreinigungslader

4. Verwiegen von Transportfahrzeugen auf dem Feld oder in der Zuckerfabrik Die Verwiegung der Transportfahrzeuge lie- fert die genauesten Ergebnisse. Eine Teil- flächenspezifität lässt sich nur erreichen, wenn die Masse dem ursprünglichen Wuch- sort der Rüben zugeordnet werden kann.

Positiv zu beurteilen ist die nachträgliche Korrektur durch den Erd- und Kopfanteil.

Die Verwiegung der Transportfahrzeuge in der Zuckerfabrik ist üblich, so kann die er- mittelte Transportmenge auch zur Kalibrie- rung und Korrektur teilflächenspezifischer online-Messverfahren dienen.

Kombination aus Ertragsschätzung und Echtzeitmessung

Aus den diskutierten Vor- und Nachteilen der Lösungen ergibt sich der Ansatz einer einzelrübenbezogenen Ertragsmessung im Rübenroder (Bild 2).

Dazu müssen biotechnische Stoffwerte gewonnen werden, mit deren Hilfe die Ein- zelrübenmassen geschätzt werden können.

Aus der Addition der Einzelrübenmassen unter Einbeziehung der Standräume ist eine teilflächenspezifische Ertragsmessung in Echtzeit möglich.

Rübenzählung

Bei der Rübenzählung wird die Anzahl der Rüben während des Rodens ermittelt. Mit

bekanntem Reihenabstand und zusätzlich er- mittelter Fahrstrecke kann unter Annahme einer einheitlich verteilten Einzelrübenmas- se auf den teilflächenspezifischen Ertrag ge- schlossen werden. Die zugrunde gelegte Einzelrübenmasse kann durch Stichproben- nahme ermittelt oder nach der Ablieferung durch die tatsächliche durchschnittliche Ein- zelrübenmasse korrigiert werden.

Rübenvermessung

Die Einzelrübenvermessung ist eine Weiter- entwicklung der Rübenzählung. Anstelle ei- ner Zählung werden die geschätzten Einzel- massen addiert. Der maximale oberirdische Rübendurchmesser dient dabei der Abschät- zung der Einzelrübenmasse.

Fazit

Für die teilflächenspezifische Ertragsermitt- lung stehen vielfältige Ansätze zur Verfü- gung. Die Ertragsdaten enthalten jedoch Un- genauigkeiten, da die Rüben mit der aufge- nommenen Erde in das Ergebnis einfliessen oder die reinen Rüben mit einer Ungenauig- keit der Schätzung des Gewichtes der Ein- zelrübe behaftet sind. Das auf der Zählung der Rüben und Schätzung der Einzelrüben- masse basierende System hat jedoch den Vorteil, dass neben den teilflächenspezifi- schen Ertragsunterschieden auch weitere In- formationen zu den Ertragsstrukturen (Ver- teilung der Bestandesdichte, Rübengröße und Scheitelhöhe) gegeben werden.

58 LANDTECHNIK 3/2003

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Bild 2: Prinzip der Rübenzählung und der Rüben- vermessung

Fig. 2: Principle of counting beets and measuring beets

Referenzen

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