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VOM VATER UNSER ZUM DREIEINIGKEIT UNSER

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VOM VATER UNSER ZUM DREIEINIGKEIT UNSER

Mit dem Gebet zur Verwirklichung der Welt

Eine trinitarische Weitung

Einleitung

Vom Evangelisten Lukas erfahren wir, dass der Christus einst an einer 'stillen Stätte im Gebet ver- sunken war. Und als er sich dann wieder erhob, sprach einer seiner Jünger zu ihm: `Herr, lehre auch uns den Pfad des Gebetes, so wie ihn auch Johannes seine Jünger gelehrt hat´. Und er sprach zu ihn- en: `Wenn ihr betet, so sprecht die Worte:

Vater,

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Heiliger Geist komme auf uns und läutere uns.

Und vergib uns unsere Sünden,

wie auch wir unseren Schuldigern vergeben.

Und führe uns nicht in Versuchung´'.

Auch der Evangelist Matthäus berichtet vom Sprechen des Christus über das Beten. Diesem waren 'grosse Volksscharen aus Galiläa und Dekapolis, aus Jerusalem und Judäa und aus dem Ostjordan- land nachgefolgt', und er war, 'als er die Menge des Volkes sah, hinauf auf den Berg gestiegen, wo seine Jünger zu ihm traten'. Und er begann diese - sie als 'Salz der Erde und Licht der Welt' be- zeichnend - zu unterweisen; er nahm Stellung zum Gesetz, sprach vom Töten, vom Ehebrechen, vom Schwören, vom Vergelten, von der Feindesliebe, vom Almosengeben und schliesslich eben auch vom Beten. 'Und wenn ihr betet', redete er also, 'sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die es lieben in den Synagogen und an den Strassenecken zu stehen, wenn sie ihr Gebet verrichten, weil sie sich vor den Menschen den Anschein von Frömmigkeit geben wollen. Wahrlich ich sage euch, sie verscherzen sich selber den Gewinn. Wenn ihr betet, so geht ins stille Kämmerlein, in euer innerstes Gemach und verschliesst die Tür und betet zu dem Vater, der den Sinnen verborgen ist, und der Vater, der in das Verborgene sieht, wird euch Genüge tun. Saget in euren Gebeten keine inhaltslosen Worte her, und fasset euch kurz, und glaubt nicht durch die grosse Zahl der Worte Gehör zu finden für euer Gebet. Denn der Vater weiss ganz genau wessen ihr bedürftig seid, noch bevor ihr ihn darum bittet. Darum soll euer Gebet so sein:

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Unser Vater im Himmel.

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie oben in den Himmeln, also auch auf Erden.

Unser alltägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen'.

Dieses, fortan `Vater Unser´ genannte Gebet, ist der Menschheit unverändert durch zwei Jahrtausen- de hindurch erhalten geblieben. Es versteht sich daher von selbst, dass es einem Menschen nicht an- steht, an einem der Menschheit von Gott gegebenen Gebet, leichtfertig und unbedarft Änderungen vorzunehmen. Aber jedem ist es grundsätzlich aufgegeben, als eigenständiger, aber auch den ander- en Menschen und der Mitwelt sich verbunden fühlender Mensch und als ich-bewusster Mitarbeiter Gottes in Dienstbarkeit und in der Bemühung um wahrhaftige Erkenntnis, an der Auf-r(ich)t-ung der Menschheit und an der Verwirklichung der Welt mitzuarbeiten.

Bei meinen persönlichen Erkenntnisbemühungen bezüglich des zur Rede stehenden Gebetes, bin ich mir immer mehr der Tiefe des `Vater Unser´ bewusst geworden, denn dieses ist tief, viel tiefer als es uns erscheint, wenn es wie bisher nur bedacht wird. Dies soll im Folgenden verdeutlicht wer- den.

I. Teil: Grundlagen

Als Grundlagen zur Beschäftigung mit dem `Vater Unser´ beginne ich meine Ausführungen mit zwei trinitarischen Betrachtungen: die erste gilt dem Bild des Menschen und dem Gottesbild, die zweite dem Bösen.

Die Trinität I: Das Bild des Menschen und das Gottesbild

Immer wieder haben sich die Menschen im Verlaufe der Zeiten und ihrer Entwicklung gemäss Vor- stellungen vom Wesen und Aussehen Gottes gemacht. Diese ihre Vorstellungen, das also was sie ge- danklich vor sich hinstellten, waren in Bilder und Gleichnisse gekleidete Annäherungen an etwas un- oder über-sinnliches, welches ja in Wirklichkeit gar nicht sinnlich vorgestellt und sinnlich abge- bildet werden kann. Trotzdem schliesst dieses sinnliche Vorgehen eine Annäherung nicht aus; im Gegenteil: zur wahrhaften Gotteserkenntnis kann der Mensch der Gegenwart durchaus über den Weg der in der sinnlichen Wahrnehmung gründenden Vorstellung gelangen. Der aufgeklärte, fort- schrittlich sich wähnende Mensch, löste sich im Verlaufe der Zeit immer mehr von den lange gültigen Gottes-Vorstellungen, und in dem Masse wie seine inneren Bilder von Gott verblassten, verstärkte sich in ihm das Unanschauliche, an Stelle des Konkreten trat die Abstraktion. Das all-

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einige Ausmerzen bisheriger Gottes-Bilder - wobei es um diejenigen die als bedrohend, ein-

schränkend und beängstigend empfunden wurden, natürlich nicht schade ist - bringen nun aber den Menschen dem Göttlichen keinen Schritt näher, sondern führen oftmals zum endgültigen Verlust einer allfällig noch vorhandenen Gottesnähe und Gottesverbundenheit.

Der Mensch, in anderen Zusammenhängen durchaus im Stande, die Destruktivität und Falschheit gewisser, ihm während seiner Erziehung und seines Werdens von aussen gewordener Werte zu durchschauen, zu verwandeln und zu überwinden, scheint in den uns hier beschäftigenden Zu- sammenhängen nicht in der Lage zu sein zu differenzieren; wie von einer vorübergehenden Be- wusstseinstrübung befallen, verfällt er dem folgenschweren Irrtum, bei der Beseitigung der als falsch erkannten Bildern, gleich auch noch Gott als untauglich auszusondern und beseitigen zu müssen. Gott zu verlieren bedeutet aber auch den Menschen zu verlieren, denn eine Aussage Gottes weist darauf hin, dass der Mensch Gott grundsätzlich nähersteht und ähnlicher ist, als man heute gemeinhin anzunehmen bereit ist. Nachdem Gott in seinem Schöpfungswerk schon weit fort- geschritten war und zuletzt die Tiere des Feldes und das Vieh und das Gewürm gemacht hatte, sprach er nämlich: 'Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich sei, die da' hegen und pflegen 'die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel und das Vieh und alle Tiere des Feldes und das Gewürm das auf Erden kriecht' . Diesen Worten liess Gott Taten folgen, 'und er schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn' was eben besagt, dass der Mensch und Gott grundsätzlich gleich sind.

So wollen wir uns vorerst einmal von Gott abwenden und unser Augenmerk auf den Menschen richten, in der Absicht auf diesem Weg zu einem tieferen Verständnis vom Wesen der Gottheit zu gelangen.

Wenn wir den Menschen betrachten, so erkennen wir ihn als eine viergliedrige Wesenheit: der Mensch hat, gemeinsam mit dem Mineral und dem Gestein, einen Körper, und mit den Händen dieses Körpers führt er seine Handlungen im Irdischen aus. Des Menschen Körper ist gleich wie derjenige der Pflanze belebt und zu dem Leben gehört das Fühlen, welches ihm in der Seele – die er mit dem Tier gemeinsam hat – bewusst wird. Mit der, gegenüber dem Tier, welches nur seinen Trieben zu folgen vermag, höher entwickelten Seele des Menschen, ist dieser in der Lage, die Welt denkend zu erkennen, so dass er sagen kann worüber er weint und über was er sich freut. Mit dem Ich, das auf Erden nur dem Menschen eignet und diesem durch das Kommen des Christus geworden ist, ist ihm die Möglichkeit gegeben, sein Denken, Fühlen und Handeln eigen-verantwortlich zu gestalten. So ergibt sich vom Menschen das Bild eines ich-bewusst handelnden, fühlenden und denkenden Wesens.

Die vier Wesensglieder waren dem Menschen ursprünglich aus göttlich-geistigen Quellen geworden und mach ihn mit ihrem heilen, harmonischen durchwirkt- und durchwoben-sein eben zum Gleich- nis und Ebenbild Gottes. In der Geschichte vom Sündenfall wird geschildert, wie es der Schlange - bedingt durch die Tatsache, dass es ihr gelang den Menschen dazu zu bewegen von den verbotenen Äpfeln vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen - möglich wurde einzuwirken auf die dem Menschen durch Gott gewirkten Wesensglieder Körper, Leben, Seele und Ich und diese dadurch in Unordnung zu bringen und die gewesene harmonische Verwebung derselben zu entstell-

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en. Auf diese Ver-rück-ung bezieht sich der Christus, wenn er spricht: 'Wie schwach ist doch die in- nere Kraft in euch, und wie entstellt ist euer wahres Wesen'. Die Aufgabe nun, die den Menschen durch die Folgen des Sündenfalls geworden ist, ist grundsätzlich leicht einsehbar: wenn das Wesen- sgliedergefüge des Menschen entstellt ist, muss dieses wieder harmonisch gefügt und geheilt werden.

Bei vielen Menschen ist das Wort Sünde negativ konnotiert, was einem wirklichen Verstehen des- selben nicht gerade zuträglich ist. Das Wort stammt von dem althochdeutschen Wort Sund, was so viel wie Trennung durch einen tiefen Graben bedeutet. Im Hebräischen gibt es mehrere Worte, die dem Begriff Sünde entsprechen, wie zum Beispiel Chata: Bewegung in die falsche Richtung und Pascha: Abirren. Im Griechischen findet sich für Sünde die Bezeichnung Hamartie: nicht treffen, Zielverfehlung. Ich meine deutlicher kann die tiefere Bedeutung des Apfelessens vom Baume der Erkenntnis des Guten und des Bösen nicht bezeichnet werden.

In diesen Zusammenhängen gilt es zu bedenken, dass der Mensch zum Zeitpunkt des Sündenfalls noch nicht in den festen materiellen Körper gebunden war, wie dies in der Gegenwart der Fall ist.

Der Mensch als Ebenbild und Gleichnis Gottes war Geist, da Gott Geist ist. Die Erde vom Acker, aus welchem Gott den Menschen gestaltete, war noch 'nicht irdische Materie, sondern Materia Prima Urstoff also, die erste Urbildliche Form der Schöpfung'. Die Menschheit vor dem Sündenfall ruhte noch geborgen und sich selber unbewusst im Schosse der Gottheit; die unbewussten Ge- danken des Menschen waren die bewusste Weisheit Gottes, die unbewussten Gefühle des Menschen waren die bewusste Liebe Gottes und die unbewussten Handlungen der Menschen waren die be- wussten Schöpfungswerke Gottes, welche den Menschen einhüllten, durchströmten und aus seinem Wesen hervor strahlten. Durch den Sündenfall aber geschah es, dass dem Menschen sein bis dahin unbewusstes Denken, Fühlen und Handeln allmählich bewusst wurde.

Die Entstellung des menschlichen Wesensgliedergefüges hatte drei schwerwiegende Folgen. Erstens stimmte fortan das mit der Seele und dem Kopf verbundene Denken des Menschen nicht mehr mit der göttlichen Weisheitskraft überein, so dass aus dem bewussten Denken des Menschen ein ent- stelltes Abbild der göttlichen Weisheit geworden ist. Zweitens stimmte fortan das mit dem Leben und dem Herzen verbundene Fühlen des Menschen nicht mehr mit der göttlichen Liebeskraft über- ein, so dass aus dem bewussten Fühlen des Menschen ein entstelltes Abbild der göttlichen Liebe geworden ist. Drittens stimmte fortan das mit dem Körper und den Händen verbundene Handeln des Menschen nicht mehr mit der göttlichen Schöpfungskraft überein, so dass aus dem bewussten Handeln des Menschen ein entstelltes Abbild der göttlichen Schöpfungskraft geworden ist.

Aus dem soeben dargestellten geht hervor, dass wir es mit einer Dreiheit bei Gott (Schöpfung, Lie- be, Weisheit) wie auch bei dem Menschen (Handeln, Fühlen, Denken) zu tun haben, so dass wir Gott und die Menschen als trinitarische Wesen bezeichnen können.

Trinität bedeutet: Drei in Eins; die in der Trinität erhalten seiende Drei stellt in sich selbst eine Ein- heit dar. Gott ist also eine Einheit, ein in sich ganzes Wesen. Indem die Einheit Gott gegliedert wird in die Dreiheit: Vater; Sohn und Heiliger Geist, wird auf eine innere Vielfalt und Komplexität ge- wiesen, und nicht auf eine äussere Anhäufung. Der in urfernen Zeiten eine unbewusste Einheit ge-

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wesen seiende Mensch ist zwar durch den Sündenfall aus dieser Einheit gefallen, durch diesen aber auch veranlagt worden, wieder – nun aber ich-bewusst – eine Einheit, ein ganzes Wesen zu werden.

Auch beim Menschen weisen das Denken, Fühlen und Handeln auf seine innere Gliederung und nicht auf eine äussere Anhäufung.

Von den die Trinität bildenden drei Begriffen ist derjenige des Heiligen Geistes aus christosophi- scher Sicht unrichtig gewählt, handelt es sich beim Heiligen Geist doch um die Weisheit, die auf Griechisch Sophia heisst, so dass ich an Stelle des Heiligen Geistes die zwar auch bekannte, aber weniger genannte Heilige Sophia setze, die uns, wenn wir das Heilig weglassen, auch in Be- zeichnungen wie Theo-sophie, Christo-sophie und Philos-ophie begegnet.

Die Heilige Sophia

Da das Wesen der Heiligen Sophia im Gegensatz zu demjenigen des Vaters und des Sohnes eher schwerer zu erfassen ist, soll an dieser Stelle etwas ausführlicher auf diese eingegangen werden.

'Am Anfang schwebte der Geist Gottes' , die Heilige Sophia 'über den Wassern' und in Paradieses- zeiten über dem Menschen, so dass dieser, wie schon gesagt, unbewusst und in Unschuld und Rein- heit sein Leben in der Schossesgeborgenheit der Heiligen Dreieinigkeit verbrachte. Dann aber ge- schah es, dass der Mensch dazu verführt wurde, selber zu denken und zu erkennen, und er begab sich zum Baume der Erkenntnis, um von ihm zu essen. Daselbst geschah eben das Einwirken der Schlange auf das harmonisch gewirkte Wesensglieder-Gefüge und der Mensch fiel in der Folge aus dem Schosse der Heiligen Dreieinigkeit, so dass die Heilige Sophia - zwar weiterhin über ihm schwebend – immer weniger in sein sich abwendendes und ver-rücktes Wesensglieder-Gefüge hineinwirken konnte. Und immer mehr verstrickte sich der Mensch in die irdischen Belange, so dass er schliesslich ganz dem Untergang geweiht war. Da sandte der Vater den Sohn. Und als der Sohn sich von den Jüngern verabschiedete, um das Mysterium von Golgatha zu vollziehen, ver- sprach er ihnen einen Tröster: 'Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit. Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird dieser Zeugnis geben von mir. Es ist gut das ich weggehe, denn ginge ich nicht fort, würde der Tröster nicht zu euch kommen. Da ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden'. Fünfzig Tage nach Ostern, zu Pfingsten, geschah es dann, dass die Jünger erfüllt wurden von dem Tröster, dem Heiligen Geist, der Heiligen Sophia.

Urprünglich wurde dieser Feiertag Schawuot genannt. Schawuot ist die Mehrzahl von Schawua, was Woche bedeutet und meint die mit dem fünfzigsten Tag vollendeten sieben Wochen nach dem Passah- oder dem Pessachfest. Das Fest hatte aber auch noch andere Namen, so wurde es auch `Fest der Ernte´ und `Tag der Erstfrüchte´ genannt. Mit den letztgenannten Namen wird gewiesen auf die ersten Gaben der neuerwachten Natur, während Pfingsten, von Pentekoste, gleich `Der fünfzigste Tag´ meinend, zum Fest der Erstlingsgabe des Geistes wurde.

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Am Pfingsttag also war es, als die Apostel, die nun wieder zu zwölft waren, nachdem sich Judas, der sich nach seinem Verrat erhängt hatte, durch Matthias ersetzten, 'alle', so der Evangelist Lukas, 'an einem Ort beieinandersassen. Und da geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem mächtigen Wind und erfüllte das ganze Haus, darin sie versammelt waren. Und es erschienen ihrem Schauen Feuerzungen wie Flammen, die sich zerteilten, bis sie auf einem jeden einzelnen von ihnen zur Ruhe kamen. Und sie wurden alle von der' Heiligen Sophia 'erfüllt und begannen in frem- den Zungen zu sprechen; jeder sprach das aus, was der Geist ihm eingab. Es waren damals in Jeru- salem Juden, dem Geist ergebene Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses he- ftige Brausen zu ihnen drang, eilten sie in grosser Zahl zu den Aposteln und bestürzt hörte jeder die- se in seiner eigenen Sprache sprechen. Vor Staunen ausser sich, sprachen sie: `Siehe, sind nicht alle die da sprechen, Galiläer? Wie kann es sein, dass ein jeder von uns sie in der Sprache sprechen hört, in welcher er geboren ist? Wir alle hören sie in unserer Sprache die Grösse Gottes verkünden´.

Denn es waren unter ihnen Parther, Meder und Elamiter, Menschen aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus und Kleinasien, Phrygien, Pamphylien, Ägypten, Libyen und Kyrene, Römer, die hier wohnten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber. Alle waren ratlos und konnten nicht fassen was geschah. Und einer sprach zum andern: `Was soll daraus werden?´. Andere aber spot- teten: `Sie sind wohl trunken von süssem Wein´. Da aber richtete sich Petrus auf, zusammen mit den anderen elf Aposteln und wandte sich mit erhobener Stimme zu den Menschen und sprach:

`Diese sind mitnichten betrunken, sondern vielmehr geht das Wort Joel in Erfüllung, der da ge- sprochen hat: In den letzten Tagen, so spricht der Vater, da giesse ich meinen Geist aus, auf alles irdische Leben und eure Söhne und Töchter werden anfangen Geistworte zu sprechen, eure Jünglinge werden zum Schauen-des Geistes erwachen, und eure Ältesten werden erleuchtete Träume haben. Auf alle die mir dienen, will ich meinen Geist ausgiessen. Und Grosses werde ich bewirken in den Himmeln, und Zeichen werden geschehen auf Erden: Blut und Feuer und eine Wolkensäule von Rauch. Die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut.

Dies alles geht voran dem grossen Tagesanbruch der´' trinitarischen Gottes- '`Offenbarung. Ihr Männer von Israel´', fuhr Petrus zu reden fort, '`Jesus von Nazareth´', der zum Christus wurde, Jesus Christus also, '`habt ihr an das Kreuz geschlagen und getötet. Aber der Vater hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, und er hat dem Tod die Macht über ihn genommen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen; Jesus Christus wurde vom Vater aufgeweckt, dessen sind wir alle Zeugen. Und nun, da der Christus vom Vater empfangen hat den Heiligen Geist, hat er diesen ausgegossen auf uns, wie ihr seht und hört´. Als nun die Menschen mit bewegten Herzen diese Worte gehört hatten, sprachen sie zu Petrus und den anderen Aposteln: `Ihr Männer. Liebe Brüder, was sollen wir nun tun?´. Da sprach Petrus zu ihnen: `Bereuet eure Verfehlungen und ändert euren Sinn. Lasset euch taufen im Namen und der Kraft Jesus Christus, um geheilt zu werden von der Macht der Verfehlungen, und ihr werdet empfangen die Gabe des Heiligen Geistes´'.

Nach diesem Pfingstfest wurde die verwandelnde Kraft der Heiligen Sophia in einigen Menschen, vorab den Jüngern, die durch ihre dreijährige Gemeinschaft mit dem Christus auf dem Weg ihrer Menschwerdung den anderen Menschen ihrer Zeit voraus waren, keimhaft wirksam. Die Herab- kunft der Heiligen Sophia an diesem ersten Pfingstfest nach der Auferstehung war noch nicht die vollständige Offenbarung derselben, sondern eine 'Ankündigung, ein Versprechen, ein Unterpfand' .

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Das Göttliche, in der Christosophie die Heilige Dreieinigkeit genannt, ist seiend ohne Anfang und Ende, und als der schöpferische Vater begann Himmel und Erde zu gestalten und die Liebe des Sohnes in die Finsternis wirkte, die noch in der Tiefe herrschte, schwebte die wahrhaftige Weisheit, die Heilige Sophia wie gesagt über den Wassern. Dennoch 'könnte man sagen, wenn man die Formulierung nicht presst: es gibt einen alten Heiligen Geist und es gibt einen neuen Heiligen Geist', was auf einen Vergangenheits- und Zukunftsaspekt der Heiligen Sophia weist. In seinen Sprüchen lässt Salomo die Heilige Sophia ausführlich zu Worte kommen, die bei ihren Reden vorerst auf die Vergangenheit, dann aber auch auf die Gegenwart und in die Zukunft weist.

'Der Herr hat mich schon gehabt, im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fliessen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln war ich geboren, als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über die Fluten der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seine Befehle; als er die Grundfesten auf die Erde legte, da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern. So hört nun auf mich, meine Söhne! Wohl denen die meine Wege einhalten! Höret die Mahnung und werdet weise und schlagt sie nicht in den Wind!

Wohl dem Menschen, der mir gehorcht, dass er wache an meiner Tür täglich, dass er hüte die Pfos- ten meiner Tore! Wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen vom Herrn. Wer aber mich verfehlt, zerstört sein Leben; alle, die mich hassen, lieben den Tod'. Denn merket euch, ergänzt Salomo, 'die Weisheit ist regsamer als alles, was sich regt, sie geht und dringt durch alles, so rein ist sie. Denn sie ist ein Hauch der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des allmächtigen Göttlichen; darum kann nichts Unreines in sie hineinkommen. Denn sie ist ein Ab- glanz des ewigen Lichts und ein fleckenloser Spiegel des göttlichen Wirkens und ein Bild seiner Güte'.

Das Wirken der `alten´ Heiligen Sophia, der wahrhaftigen Weisheit, wurde durch den Sündenfall allmählich verdunkelt und schliesslich von den Menschen vergessen. 'Es ist in der ganzen christli- chen Weltorientierung zu wenig darauf gesehen worden, dass vor allen Dingen das Erkenntnisleben von dem Sündenfall ergriffen worden ist. Man hat zumeist einen Begriff von der Sünde und dem Sündenfall, der sich nur auf die moralische Seite des Menschenwesens bezieht: der Mensch ist schlecht, sündig geworden. Aber in erster Linie ist die Art wie heute die Menschheit denkt Sünde.

Dieses Denken ist Sonderung von Gott, ist herausgefallen aus der Gottessphäre. In vorchristlicher Zeit war die Bezeichnung für jene himmlisch göttliche Macht, die als Weltenseele zugleich die fortwährende Empfängerin des Heiligen Geistes und deshalb Trägerin der Weisheit ist, Isis Sophia.

Dann fiel der Name Sophia weg, und es blieb die Isis, die schliesslich zur Venus wurde. Gerade die Weisheitsgöttin der Vorzeit wird zur Liebesgöttin im Sinne eines Liebeslebens, das nicht mehr paradiesisch ist, sondern ganz in die Niederungen der sinnlichen Liebe herunterfällt', wie es auch von Tannhäuser im Venus-Berg erlebt wird. Dieser weilt im Innern dieses, auch Hörselberg ge- nannten Berges, wo man, wie es der Name Hör-sel-berg besagt, die klagenden Seelen der Ver- storbenen hören konnte. In Richard Wagners Oper `Tannhäuser´ 'liegt' zu Beginn 'im Vordergrund

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Venus. Vor ihr, das Haupt auf ihrem Schosse, die Harfe zur Seite, kniet Tannhäuser. Auf einmal zuckt er mit dem Haupt empor, als fahre er aus einem Traum auf. Venus zieht ihn schmeichelnd zurück, während Tannhäuser die Hand über die Augen führt, als ob er ein Traumbild festzuhalten suche.

'Geliebter, sag wo weilt dein Sinn?

Zu viel! Zu viel! O, dass ich nun erwache!

Sprich, was kümmert Dich?

Im Traum war mir's, als hörte ich - was mir so lange fremd!

Als hörte ich der Glocken froh Geläute: - o, sag! Wie lange hört' ich's doch nicht mehr?

Wohin verlierst du dich? Was ficht dich an?

Nach Freude ach! nach herrlichem Geniessen verlangt' mein Herz, es dürstete mein Sinn:

da, was nur Göttern einstens du erwiesen, gab deine Gunst mir Sterblichem dahin. - Doch sterblich ach! bin ich geblieben, und übergross ist mir dein Lieben;

wenn stets ein Gott geniessen kann, bin ich dem Wechsel untertan;

nicht Lust allein liegt mir am Herzen,

aus Freuden sehn' ich mich nach Schmerzen:

aus deinem Reiche muss ich fliehn, - o Königin, Göttin! Lass mich ziehn!

Was ist's? Worin war meine Liebe lässig?

Geliebter, wessen klagest du mich an?

Dank deiner Huld! Gepriesen sei Dein Leben!

Beglückt für immer, wer bei dir geweilt!

Beneidet ewig, wer mit warmen Trieben in deinen Armen Götterglut geteilt!

Doch ich aus diesen ros'gen Düften verlange nach des Waldes Lüften, nach unseres Himmels klaren Blau, nach unserem frischen Grün der Au, nach unserer Vöglein liebem Sange, nach unserer Glocken trautem Klange:-

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aus deinem Reiche muss ich fliehn,- o Königin, Göttin! Lass mich ziehn!

Zieh hin, Wahnsinniger, zieh hin!

Verräter, zieh, nicht halt ich dich!

Ich geb dich frei, - zieh hin! zieh hin!

Was du verlangst, das sei dein Los!

Hin zu den kalten Menschen flieh,

vor deren blödem, trüben Wahn der Freude Götter wir entflohn

tief in der Erde wärmenden Schoss.

Zieh hin, Betörter! Suche dein Heil, suche dein Heil – und find es nie!

Nie ist dir Ruh' beschieden, nie findest du das Heil!

Kehr wieder, suchst du Frieden!

Kehr wieder, suchst du Heil!

Göttin der Wonne, nicht in dir - Mein Fried', mein Heil ruht in Maria!

Aber nicht nur Tannhäuser gedenkt der Maria. Auch die Menschen, die den Blick zum Himmel noch nicht verloren hatten 'schauten auf die Maria hin als auf eine Isis, die nicht zur Venus ge- worden war. Das heisst, man schaute auf das Bild der Reinheit, die nicht in den Sündenfall, nicht in die Tiefen der irdischen Verstrickungen gesunken ist.

Anfänglich lebte die Weisheit, die Heilige Sophia, oder eben der alte Heilige Geist 'in der Seele des weiblichen Menschen auf. Die Uroffenbarung, die die göttliche Welt der Menschheit als Wegzeh- rung mitgab, kam auf dem Weg über die Frau in die Menschheit hinein'. 'Nur derjenige kann die Entwicklung der Menschheit richtig verstehen, der berücksichtigt, dass die ersten Fortschritte im Vorstellungsleben, von den Frauen gemacht worden sind. Die mit dem sinnigen Vorstellungsleben, mit der Ausbildung des Gedächtnisses zusammenhängende Entwicklung von Gewohnheiten, welche die Keime zu einem Rechtsleben, zu einer Art von Sitte bildeten', die immer auf der Grundlage von Einsicht und Erkenntnis entstehen, 'kam von dieser Seite. Hatte der Mann die Naturkräfte geschaut und ausgeübt; die Frau wurde die erste Deuterin derselben', oder anders ausgedrückt: der Mann schaute die Naturkräfte und die Frau machte sich ihre Gedanken darüber. War der Mann der Hand- elnde, Ausübende, so schwebte die Heilige Sophia über der Frau, und sie empfing und erkannte durch diese die Inhalte der geistigen Welt. Diese Gabe verlockte die Eva schliesslich dazu, Dinge zu erkennen, die zu erkennen ihr nicht frommten, der Sündenfall geschah, welchem die Trennung und Sonderung folgten, die Trennung vom alten heiligen Geist und die Sonderung von der Gottheit. 'Der Erkenntnisvorgang geht in der Folge des Sündenfalls immer mehr in die Vermännlichung. Damit hört er auf jungfräulich zu sein, und die heutige Geistigkeit ist nicht mehr Heiliger Geist – weder im alten noch im neuen Sinne – sondern irdisch gewordene Geistigkeit, unheiliger Geist, der' im Intel- lektualismus 'sogar zum Ungeist', zum Bösen wird. Die fernen, als Matriarchat benannten Zeiten, in

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welchen der Frau noch die Einsicht in die Weisheit der Heiligen Sophia eignete, wurden abgelöst durch die vermeintliche irdische Weisheit des Patriarchats, die nichts gilt in den Himmeln, 'denn, so lässt sich mit Paulus sagen: 'die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott' .

War in urfernen Zeiten Erkenntnis und Empfängnis des Seelischen dem weiblichen Menschen vor- behalten, so ist dies seit der Begabung des Menschen mit dem Ich, grundsätzlich eine Angelegenheit der Frau wie des Mannes, das Ewig-Weibliche wie das Ewig-Männliche eignet beiden, was ein Blick auf die Wesensglieder Körper, Leben, Seele und Ich zu verdeutlichen vermag. Das erste men- schliche Wesensglied, welches die Belange des Körpers und des Willens beinhaltet, zeigt die biolo- gische Geschlechtlichkeit an, welche im Falle einer Frau weiblich und im Falle eines Mannes männlich ist. Das zweite menschliche Wesensglied, welches die Belange des Lebens und des Fühlens beinhaltet, ist im Falle einer Frau männlich und im Falle eines Mannes weiblich. Der Inaugurator der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung sprach bezüglich des Unbewussten, in dem auch all das vom Menschen Vergessene sich findet und das ebenfalls zum Wesensglied Leben gehört, dass dieses Unbewusste beim Manne weiblich und bei der Frau männlich sei. Auch in der Anthroposophie Rudolf Steiners gilt der Aether- oder Bildekräfteleib, der dem Wesensglied Leben entspricht, im Falle des Mannes als weiblich und im Falle der Frau als männlich. Das dritte men- schliche Wesensglied, welches die Seele und das Denken, oder eben die Belange des wahrhaftigen Erkennens beinhaltet, ist bei der Frau wie beim Manne weiblich. Das vierte menschliche Wesens- glied, das Ich mit dem Bewusstsein ist beim Manne wie bei der Frau männlich. Somit sind die männlichen und die weiblichen Anteile bei jedem Menschen gleich, und es ist ihm somit aufge- geben, daran zu arbeiten, dass sich diese weiblichen und männlichen Anteile harmonisch durch- gliedern und durchweben, wie das bei dem Christus der Fall war, so dass Pontius Pilatus von diesem eben nicht sagte: Siehe das ist der Mann, sondern: Ecce Homo, 'siehe: das ist der Mensch'.

Die vordergründig an Weihnachten gemahnenden Darstellungen der Madonna mit dem Kinde, sind in Wirklichkeit immer auch Darstellungen der menschlichen Seele und des im Menschen zur Ver- wirklichung drängenden Ich, sind Annäherungen an die Weltenseele und die Weltenliebe, auch wenn dies den Schöpfern dieser Darstellungen gar nicht immer bewusst war. Viele Menschen aber haben 'im Stillen das wahrhaftige Geheimnis der Maria sehr wohl gekannt. Man hat es vor allem gekannt als innig verwandt mit dem Geheimnis des Heiligen Geistes und hat hinter der Maria die Welten-seele, die Sophia gefühlt' . Aber dieses Geheimnis ging mehr und mehr verloren und an die Stelle des Erfühlens der Heiligen Sophia trat mehr und mehr der Marienkultus, der Glaube an

`unsere liebe Frau´ und die Verehrung der `Gottesmutter´, wobei gefliessentlich übersehen wird, dass der Maria kein Gott, sondern der Mensch Jesus geboren wurde, in den sich dann später der Gott Christus inkarnierte. 30 Jahre nach seiner Geburt 'kam Jesus an den Jordan zu Johannes', beschreibt der Evangelist Matthäus dieses wahrhaft welt-be-wegende Ereignis, 'um sich von ihm taufen zu lassen. Und als Jesus getauft war und aus dem Wasser stieg, da tat sich der Himmel auf und der Heilige Geist senkte sich in der Gestalt einer Taube nieder und umschwebte ihn. Und vom Himmel herab hatte die Stimme des Vaters gesprochen: `Dies ist mein Sohn, den ich liebe,´'.

Mit der Inaugurierung des Madonnen-Kultes, mit der zunehmenden Verehrung der `Gottesmutter´

und `Jungfrau´ und mit dem Aufkommen des Marianismus und der aus diesem entstehenden Maria- nenbewegungen geriet der wahre Zusammenhang des Marien-Geheimnisses mit der Heiligen

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Sophia dann endgültig in Vergessenheit.

Zu den Menschen, die den Blick in den Himmel noch nicht verloren hatten, gehörte auch der italienische Maler Raphael, und was er bei seinem Schauen in den Himmel sah, verbildlichte er, unter anderem in seine Madonnen-Darstellungen die er mit der Sixtinischen Madonna abschloss.

Auf diesem Gemälde Raphaels wird der Schleier, der die sinnliche von der übersinnlichen Welt trennt, beiseitegeschoben, so dass sich der Himmel unserem Blick öffnet. Die Wolken bereiten eine Strasse für eine weibliche Gestalt. Nicht mehr die Maria mit dem Jesusknaben erscheint jetzt, sondern die Weltenseele, der Heilige Geist, das urmütterliche Prinzip, das Ewig-Weibliche, eben:

die Heilige Sophia. Auf ihren Armen und Händen trägt sie das Geistes-Kind, den Geistes-Keim, die Anlage zum höheren Ich für jeden Menschen. In den kosmischen Weiten, die sich unseren Blicken hinter der Heiligen Sophia erschliessen, sehen wir die im Geistigen webenden Wesenskerne der Menschheit: die Iche. Der Blick der Heiligen Sophia ist auf die Erde gerichtet, ein Blick der nicht auf den Erscheinungen des Irdischen haften bleibt, sondern diese durchschaut und in ihrem tiefsten Wesen erkennt und deshalb ein Blick des mitfühlendsten heiligen Ernstes ist, während das

Geisteskind tief in das Innere des Betrachters schaut. Durch das Betrachten der sixtinischen Madonna werden wir Zeuge der Gabe des Geisteskindes durch die Heilige Sophia an den

Menschen, dem es nun anheimgestellt ist, diese Gabe anzunehmen und aus seinem Inneren heraus zur Geburt zu verhelfen.

Die Trinität I: Das Bild des Menschen und das Gottesbild (Fortsetzung)

Die Menschen wie auch Gott, um nun wieder auf das Menschen- und das Gottesbild zu sprechen zu kommen, sind also trinitarische Wesen. Das menschliche Denken ist, so habe ich gesagt, ein ent- stelltes Abbild der göttlichen Weisheit, ein Abbild der Heiligen Sophia also, das menschliche Fühlen ist ein entstelltes Abbild der göttlichen Liebe, ein Abbild des Christus also und das menschliche Handeln ist ein entstelltes Abbild der göttlichen Schöpferkraft, ein Abbild des Vaters also und die Aufgabe die zur Menschwerdung des Menschen führt, besteht, darin, das anlässlich des Sündenfalls entstellte menschliche Wesensgliedergefüge wieder harmonisch zu fügen und zu heilen. Die

Heilung setzt dann ein, wenn der Mensch an der Läuterung seiner Seele und seines Denkens, seines Lebens und seines Fühlens und seines Körpers und seines Handelns zu arbeiten beginnt.

Während der ich-bewussten Arbeit an der Läuterung seiner Seele und an der Verwandlung seines intellektualistisch erkalteten Denkens in wahrhaftiges Erkennen, öffnet sich der Mensch immer mehr hin zur Heiligen Sophia, was es dieser - die sich zwar immer den Menschen zuneigt, sich aber diesem gegen seinen Willen nicht aufdrängt - ermöglicht mit ihm in Beziehung zu treten, weil sie in dem sich ihr öffnenden Ich ein Tor findet, durch das sie eintreten kann.

Während der ich-bewussten Arbeit an der Läuterung seines Lebens und an der Verwandlung seines selbstsüchtigen Fühlens in Liebesfähigkeit, öffnet sich der Mensch immer mehr hin zu dem Chris- tus, was es diesem - der sich zwar immer dem Menschen zuneigt, sich aber diesem gegen seinen

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Willen nicht aufdrängt - ermöglicht, mit ihm in Beziehung zu treten, weil er in dem sich ihm öffnenden Ich ein Tor findet, durch das er eintreten kann.

Während der ich-bewussten Arbeit an der Läuterung seines Körpers, damit dieser Tempel zu sein vermag für das Leben, die Seele und das Ich während der Dauer seines irdischen Lebens, und an der Verwandlung seines egoistischen Handelns in wahrhaft liebevolle schöpferische Taten, öffnet sich der Mensch immer mehr hin zu dem Vater, was es diesem - der sich zwar immer dem Menschen zu- neigt, sich aber diesem gegen seinen Willen nicht aufdrängt - ermöglicht, mit ihm in Beziehung zu treten, weil er in dem sich ihm öffnenden Ich ein Tor findet, durch das er eintreten kann.

Der Begriff `Heil-(ig)-ung´ beschreibt anschaulich sowohl den Weg, den der Mensch bei dieser Ar- beit geht, als auch das Ziel das er zu erreichen sucht; den Weg insofern, als auf diesem der denken- de, fühlende und handelnde Mensch mit Hilfe des Vaters, des Sohnes und der Heiligen Sophia, an seiner Heilung wirkt und das Ziel insofern, als das nach vollständiger Heilung der Mensch ein Heil- iger, ja mehr: ein Gott sein wird. Dieses Ziel wird dann erreicht sein, wenn der Mensch im Verbund mit der HeiligenSophia seine Seele vollständig geläutert und sein Denken vollständig zur wahr- haftigen Weisheit gewandelt hat, wenn also seine Seele und sein Denken selbst Heilige Sophia geworden sind, wenn er weiter im Verbund mit dem Christus sein Leben vollständig geläutert und sein Fühlen vollständig zur wahrhaften Liebe gewandelt hat, wenn also sein Leben und sein Fühlen selbst ganz Christus geworden sind und wenn er letztlich auch, im Verbund mit dem Vater seinen Körper vollständig geläutert und sein Handeln vollständig in wahrhaft liebevolles schöpferisches Tun gewandelt hat, wenn also sein Körper und sein Handeln selbst Vater geworden sind. Dann wird der Mensch wieder sein wie Gott und das Bild des Menschen und das Bild Gottes werden das gleiche Bild sein.

Die Trinität II: Das Böse

Neben der Trinität Gottes und der Trinität des Menschen, gilt es in unserem Zusammenhang noch einer weiteren Dreiheit Erwähnung zu tun, einer Dreiheit, für die die Menschwerdung des Mensch- en der grösste Alptraum ist und die sich daher vehement dieser Menschwerdung entgegensetzt. Es ist dies die Trinität des Bösen. Es gibt unter den Menschen nicht wenige, die die Existenz des Bösen leugnen und die durch diese Leugnung genau dasjenige fördern, was das Böse anstrebt, denn je mehr die Existenz des Bösen verneint und negiert wird, desto ungehinderter und uneingeschränkter vermag das Böse immer mehr Bereiche des menschlichen Lebens zu durchdringen und zu besetzen.

Immer mehr bewahrheiten sich die Worte Johann Wolfgang von Goethes: 'Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte'. Der Weg des Menschen ist ein Weg, der geprägt ist von andauernden Versuchungen durch das Böse, Versuchungen die oft subtil und unscheinbar und daher nicht immer als solche erkannt in Erscheinung treten und mit denen das Böse danach trachtet, den Menschen von seinem Weg der Menschwerdung abzubringen. Es ist für den Men- schen, der in diesen Versuchungen bestehen will, respektive der diesen Versuchungen widerstehen und diese überwinden will, unumgänglich, das Böse als gegen das Göttliche und gegen den Menschen gerichtete Wirkkraft zu erkennen und zu durchschauen.

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Die Trinität des Bösen besteht aus Ahriman, Sorat, Luzifer und deren Heerscharen.

'Bevor irgendetwas existierte', erfahren wir aus dem persischen Schöpfungsmythos, 'sagen sie, weder Himmel noch Erde noch Geschöpfe, die auf Erden sind, war einer, namens Zwarn, was Schicksal oder Glücksglanz bedeutet. Tausend Jahre verrichte er Opfer, dass ihm ein Sohn würde, dessen Name Ormuzd wäre, der Himmel und Erde und alles, was an ihnen ist, erschaffen sollte.

Nach tausend Jahren des Opferverrichtens setzte sich Zwarn nieder, um nachzudenken. Er sagte:

`Wozu soll das Opfer, das ich verrichte, eigentlich nützen, oder mag ich mich umsonst mühen?´.

Und während er dies überdachte, wurden Ormuzd und Ahriman im Mutterschoss empfangen:

Ormuzd infolge des Opferverrichtens und Ahriman infolge des Zweifels daran' .

Ahriman, ein mittelpersisches, arger Geist bedeutendes Wort, entspricht dem uns bekannteren Satan der wiederum gleichbedeutend mit dem in Johann Wolfgang von Goethes Faust vorkommenden Mephistopheles ist. Satan bedeutet Widersacher, Verfolger, Feind, böser Engel, während Mephisto- pheles auf verschiedene Herkunftsmöglichkeiten und Bedeutungen weist. So gibt es das griechische Wort Mephostophiles, gebildet aus me: nicht und phos: Licht und das als: der das Licht nicht

Liebende gedeutet wird. Das Wort Mephistophiles ist eine lateinisch-griechische Wortverbindung aus mephitis und philos: der den Gestank liebt, während die Verbindung der zwei hebräischen Worte mephir: Zerstörer, Verderber und Thopel: Lügner, die Bedeutung: lügenhafter Verderber und Zerstörer ergibt. Das Wirken Ahrimans und der ihm dienenden gefallenen Engelscharen, ist ein Wirken gegen den Vater und entsprechend ein Wirken gegen die Heilung des menschlichen Körpers und des menschlichen Willens. Ahriman trachtet danach, die Schöpfung des Vaters in eine Gegen- schöpfung zu pervertieren, in welcher die die Erde schonungslos ausgebeutet wird, verbunden mit der Zerstörung der Mitwelt und der Verhärtung des menschlichen Körpers und des menschlichen Willens. Den mit dem Vater verbunden seienden Menschen, eignet eine unerschütterliche Festigkeit und Gelassenheit aus der heraus sie beharrlich und unbeirrbar schöpferisch tätig sind. Die mit Ahriman sich verbindenden oder sich von diesem ergreifen lassenden Menschen hingegen, ergeben sich immer mehr dem Materialismus und verfallen dabei in eine niederziehende Erdenschwere. Sie tendieren zur Verhärtung und Erstarrung und neigen entsprechend zu sklerotischen Krankheiten.

Einst, so berichtet uns die Legende, entfaltete 'der Herr den Geistern seines Reiches den Plan der irdischen Schöpfung und er tat diesen kund, dass unter allen Geschöpfen dem Menschen eine be- sondere Stellung zukommen werde. Der Mensch solle', wie an anderer Stelle schon erwähnt, 'als ein Gleichnis nach dem ewigen Bilde des Schöpfers gestaltet werden und die Engel sollten ihm dienst- bar sein. Doch dieser Plan empörte den mächtigsten der Engel, den Lichtbringer Luzifer. Er, der Glänzende, glaubte sich dadurch von Gott zugunsten des Menschen zurückgesetzt. Von da an begann Luzifer an der Weisheit Gottes zu zweifeln und Hass gegen das Menschengeschlecht ent- brannte in ihm. Von Neid erfüllt beschloss er, dem Herrn nicht mehr zu gehorchen, und in seinem Stolz begann er, auch die anderen Engelscharen zum Abfall gegen den Herrn aufzustacheln. Und ein Drittel aller Engel folgte ihm' und so gab es neben den guten Engel auch böse Engel, neben den Lichtgewalten auch Gewalten der Finsternis. 'Der Herr aber wusste wohl um die Gedanken seines einstmals liebsten Engels und er beschloss, den Stolzen und seinen Anhang aus dem Himmel aus- zustossen'.

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Der Ausschluss aus dem Himmel kam Luzifer so ungelegen nicht, konnte er doch dadurch vor die, ihm ein Dorn im Auge seiende Menschheit treten, um in der Gestalt der Schlange auf diese Einfluss zu nehmen, indem er, wie schon aufgezeigt, die dem Menschen durch Gott gewirkten Wesensglied- er Körper, Leben, Seele und Ich in Unordnung brachte, und die gewesene harmonische Verwebung derselben entstellte. Luzifer trägt im Deutschen auch die Bezeichnung: der Teufel. Dieses Wort wurde entweder aus dem gotischen diabaulus aufgenommen oder direkt aus dem Kirchenlateini- schen diabolus entlehnt. Das griechische Wort diabolos ist eine Bildung aus dia-ballein, was aus- einanderwerfen bedeutet, eine bezüglich der Geschehnisse des Sündenfalls, wahrhaft sinnige Be- zeichnung.

Das Wirken Luzifers und der im dienenden gefallenen Engelscharen, ist ein Wirken gegen die menschliche Seele und das menschliche Denken. Luzifer trachtet danach, die wahrhaftige Weisheit der Heiligen Sophia in ein unwahrhaftige Schwärmerei zu pervertieren, die sich in einer verzerrten, verblendeten Scheingeistigkeit manifestiert, wie denn auch alles Rauschhafte und alle Süchte in Luzifer ihren Ursprung haben. Den mit der Heiligen Sophia verbunden seienden Menschen eignet ein unerschütterliches wahrhaftiges Erkenntnisstreben, welches geprägt ist von Offenheit, Vor- urteilslosigkeit, Aufmerksamkeit und liebevoller Anteilnahme. Die mit Luzifer verbunden seienden oder von diesem sich ergreifen lassenden Menschen, ergeben sich immer mehr einem verblendeten Denken und verlieren sich dabei in eine von Eitelkeit und Selbstverliebtheit geprägten Schwärme- rei. Sie tendieren zur Intoleranz, zum Abheben, zu Wahnvorstellungen und zur Auflösung und neigen entsprechend zu entzündlichen Krankheiten.

Bevor ich auf Sorat zu sprechen komme, möchte ich das Augenmerk zuerst auf die ihm dienenden Heerscharen, die Asuras richten.

Surya ist eine Bezeichnung für den hinduistischen Sonnengott, dem im griechischen der Gott Apol- lon entspricht und bedeutet im Sanskrit Lichtwesen. Durch die Vorsilbe a wird die Verneinung, aber auch die Bezeichnung des Gegenteils ausgedrückt. Das dem Surya entsprechende Sura wird durch die Vorstellung des a zu dem Wort Asura. Das Wirken der Asuras ist ein Wirken gegen den Sohn, und entsprechend ein Wirken gegen das menschliche Leben und Fühlen. Die Asuras trachten danach die Liebe des Sohnes in einen, gegen jegliches Leben gerichteten Hass zu verwandeln. Der Mensch ist von der göttlichen Trinität darauf angelegt, ein Liebender zu werden. So spricht den auch der Christus: 'Ein neues Weltenziel stelle ich vor eure Seelen hin: Liebet einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr einander lieben'.

Diese Zielsetzung nun ist es, die die Asuras bekämpfen. Ich habe bei der Darstellung der

menschlichen Wesensglieder auch vom Ich als dem nach dem Körper, dem Leben und der Seele vierten Wesensglied des Menschen gesprochen. Wie das Leben und das Fühlen ist nun auch das Ich und das Bewusstsein mit dem Sohn verbunden, denn dieser lässt nicht nur die Liebe in die Mensch- heit fliessen, sondern er hat dieser mit seinem Kommen auch das Ich und das Bewusstsein gebracht.

Dadurch ist mit den Fähigkeiten der Menschen eine grosse Veränderung vorgegangen. Bis zu Kom- men des Christus leitete der Mensch seine Begabungen aus dem ab, was ihm von dem Vater und der Mutter durch die Vererbung zugeflossen war. Dieser Vererbungsstrom wirkt auch heute noch auf die Wesensglieder Körper und Leben, mit dem Ich aber wurde in den Menschen ein Keim gelegt, der

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nicht aus der Vererbung, sondern aus der göttlich geistigen Welt stammt. 'Das Ich ist das Wesent- liche, das Zentrum in der gesamten menschlichen Wesenheit, in das Ich läuft alles zusammen, was heute Menschennatur ist'. Mit dem Ich ist es dem Menschen möglich, bewusst auf seinen Körper und seinen Willen zu wirken und die, gegen die Schöpfungs-kraft des Vaters gerichteten ahrimani- schen Einflüsse in sich zu verwandeln und zu heilen; mit dem Ich ist es dem Menschen möglich, bewusst auf seine Seele und sein Denken zu wirken und die, gegen die wahrhaftige Weisheit der Heiligen Sophia gerichteten luziferischen Einflüsse in sich zu verwandeln und zu heilen und mit dem Ich ist es dem Menschen möglich, bewusst sich der Einflussnahme der assurischen Kräfte auf sein Herz und sein Leben, sein Ich und sein Bewusstsein zu entziehen.

Die Asuras wirken also nicht nur auf das Leben und Fühlen des Menschen, sondern sie versuchen auch sein Ich zu ergreifen und sich an dessen Stelle im Bewusstsein des Menschen festzusetzen. Die Asuras 'gaukeln dem Menschen vor, dass sein Ich nur ein Ergebnis der blossen physischen Welt ist'.

Es ist die Absicht der Asuras, 'durch die wüsten Leidenschaften der Sinnlichkeit dem Menschen den Blick gegenüber den geistigen Wesenheiten und geistigen Mächte zu umdunkeln. Der Mensch' soll immer weniger 'wissen von der geistigen Welt' . Dabei soll er aber dem Irrtum anheimfallen, 'dass die höchsten sittlichen Ideen des Menschen nur höhere Ausgestaltungen der tierischen Triebe sind und das der Mensch nicht bloss seiner Gestalt nach dem Tier verwandt ist, sondern dass er auch seiner ganzen Wesenheit nach vom Tiere abstamme, und mit dieser Anschauung soll der Mensch ernst machen und so leben', fühlen, denken und handeln. 'Richtiger noch wäre zu sagen, die Me- nschen geraten mit ihren Handlungen unter das Niveau des Tieres'. Die Grundhaltung die sie dabei leitet, ist die der Menschenverachtung. 'Sie beginnt bei der Manipulation von Menschen, etwa durch wirtschaftliche Zwänge und sie endet bei der Lust am Mord' und diese Lust 'am blossen Mord ist dem Tier fremd. An der Qual des anderen Menschen wird die eigene vermeintliche Persönlich- keitssteigerung erlebt. Es ist bezeichnend, dass die Asuras ihre Angriffe auf das' menschliche Fühlen und 'auf das Ich richten', denn an die Stelle der Liebe soll der Hass treten und das Ich 'soll geknechtet und seiner möglichen Herrschaft über' die Wesensglieder 'beraubt werden'. Wo der Mensch aus purer Lust vergewaltigt, quält, foltert, tötet und vernichtet, erliegt er dem Einfluss der Asuras. Den Grundintentionen der Asuras fühlte sich auch Winston Churchill verpflichtet, wie dies in 1924 von ihm geäusserten Worten zum Ausdruck kommt: 'Ich bin dafür, methodisch bereitete Bazillen absichtlich auf Menschen und Tiere loszulassen. Mehltau, um die Erde zu zerstören, Anthrax, um Pferde und Vieh zu vertilgen, Pest, um damit nicht nur ganze Armeen, sondern auch die Bewohner weiter Gebiete zu töten.

Oberster der Asuras ist Sorat, der Dämon der Sonne. Er ist der direkte Gegner des auch `Geist der Sonne´ genannten Christus. Wir begegnen Sorat in der Apokalypse des Johannes als das 'aus der Erde aufsteigende Tier, das zwei Hörner hat wie ein Lamm' - auch hier das Gegenbild zu dem Christus, der ja auch das mystische Lamm genannt wird - und dessen 'Sprache war wie die eines Drachens. Die Zahl des Tieres ist sechshundertsechsundsechzig und es ist dies die Zahl des Menschen'.

Diese Zahl symbolisiert die vier menschlichen Wesensglieder, welche von Sorat zur völligen Ver- härtung getrieben werden sollen. 'Nach der aramäischen Geheimlehre ist diese Zahl so zu lesen:

400, 200, 6. 60. Diesen vier Zahlen entsprechen die hebräischen Buchstaben Taw, Resch, Waw und

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Samech. Durch Samech wird das Wesensglied Körper ausgedrückt, durch Waw das Wesensglied Leben, durch Resch das Wesensglied Seele und durch Taw das in der Egoität verhaftete Ich, dass sich nicht zum höheren Ich zu erheben vermag. Diese vier hebräischen Buchstaben Taw, Resch, Waw und Samech ergeben, von rechts nach links gelesen, wobei das Waw als o gesprochen wird:

Sorat'.

Im Spannungsfeld der Trinitäten

Der Weg der Menschwerdung des Menschen ist ein Weg der vom wir zum ich, vom man zum ich, bildlich gesprochen vom Kind zum Erwachsenen führt. Voraussetzung zur Ich-Werdung ist das Sich-selbst-annehmen des Menschen in seinem gegenwärtigen Sosein, ist die Liebe zu sich selbst, die viele so schwer ankommt. Die Ich-Werdung ist der dem Menschen zugedachte Prozess der zur verantwortungsbewussten Freiheit und damit zur Entscheidungsfähigkeit für das Gute oder Böse, für die Lüge oder die Wahrhaftigkeit führt. Der Entscheid zur Liebe und zur Wahrhaftigkeit und die daraus sich ergebenden schöpferischen Handlungen führen zur Menschwerdung des Menschen.

Auf diesem Weg der Menschwerdung sieht sich der Einzelne im Alltag mit seinem eigenen, vom Denken und Fühlen geprägten trinitarischen Spannungsfeld unablässig verbunden und verwoben mit dem Spannungsfeld der Göttlichen Trinität und deren Wahrhaftigkeits-, Liebes- und Schö- pfungskraft und dem Spannungsfeld der trinitarischen Wirkkraft des Bösen, die durch Ahriman, Sorat und Luzifer hervorgerufen wird.

Ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben möge das gesagte verdeutlichen. Es geht um den menschli- chen Umgang mit Geld.

Das Vater-Prinzip zeichnet sich aus durch Festigkeit, Standhaftigkeit und Beharrlichkeit. Es ist das Fundament, der tragende Grund, auf dem alles andere ruht, es ist das Sein. Das Sohnes-Prinzip ist Beweglichkeit, Vermittlung, Verlebendigung, Ich-haftigkeit, Bewusstsein, ist Werden. Das Prinzip der Heiligen Sophia ist Löslichkeit, Weitung, Erkenntnis, Vergeistigung, ist Wesensoffenbarung.

Das Festigende des Vaters und das Lösende der Heiligen Sophia werden in der goldenen Christus- Mitte ausgewogen und ausgemittelt.

Im Spannungsfeld der göttlichen Trinität handelt es sich im Bezug auf das Geld nun darum, die situativ erforderliche Sohnesmitte zwischen väterlicher Zurückhaltung – also Sparsamkeit – und sophienhafter Weitung – also Freigiebigkeit und Grosszügigkeit – zu finden. Bei diesem Tun werden wir dauernd belauert und versucht von den Wirkkräften des Bösen. Ahriman will bezüglich des Geldes, die Festigkeit des Vaters in uns in die Verhärtung pervertieren und uns dem Geiz zu- treiben, während Luzifer danach trachtet, die Gelöstheit der Heiligen Sophia in uns in die Auf- lösung, in die Verflüchtigung zu pervertieren und uns zur Geldverschwendung zu verführen. Sorat bemüht sich nun in Gegensatz zu dem Christus in uns nicht um einen Ausgleich, sondern er ist darauf bedacht, die bösestmögliche Absicht zu befördern, die am Beispiel des Geldes eben entweder zum Geiz oder in die Verschwendung führt.

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