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von Dietmar WinkZer I. Notwendigkeit und Voraussetzungen des Studiums der Ostkirchen

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RELEVANZ DES STUDIUMS DER OSTKIRCHEN INNERHALB DER RöM ISCH-KATHOLISCH THEOLOGISCHEN AUSBILDUNG

ZU EINER INSTRUKTION DER SACRA CONGREGATIO PRO INSTITUTIONE CATHOLICA

von Dietmar WinkZer I. Notwendigkeit und Voraussetzungen des Studiums der Ostkirchen Im Frühjahr 1987 erreichte ein Schreiben der Kongregation für das katho- lische Bildungswesen, datiert mit dem 6. Jänner 19871) die für römisch- katholische Studien zuständigen Institutionen. Darnil wird ein Mangel in den derzeitigen Studienplänen aufgezeigt, der trotz bereits verschiedenst erschienener Dokumente nach wie vor besteht.

Bereits Pius XI. hat in seiner Enzyklika "Rerum orientalium" vom 8. Sep- tember 1928 auf die Wichtigkeit ostkirchlicher Studien hingewiesen. Des- gleichen hat er "in seiner am 24.5.1931 vorgenommenen kirchllchen Hoch- schulstudienreform ("Deus scientiarum Dominus") eigens verfügt, daß an allen Theologischen Fakultäten und höheren kirchlichen Lehranstalten eine Pflichtvorlesung über die Ostkirchen (QuaestiOnes theologlCae ad Orien- tales maxime spectantes) zu halten sei"2

).

Vor allem das Zweite Vatikanische Konzil als Durchbruch einer schon vor- angegangenen Entwicklung, die die Gemeinsamkeiten der Kirchen wieder- entdeckte, schuf mit "Unitatis Redintegratio", "Orientalium Ecclesia rum"

und wohl auch "Lumen Gentium" wichtigste Voraussetzungen für einen zu- künftigen offiziellen theologischen Dialog zwischen Orthodoxen und der rö- misch-katholischen Kirche, der schließlich am 30. November 1979 vom Öku- menischen Patriarchen Dimitrios I. von Konstantinopel und Papst Johannes Paul II. angekündigt wurde. Das erklärte Ziel ist die volle sakramentale kirchliche Gemeinschaft beider Kirchen.

Das erste gemeinsame Dokument über das "Mysterium der Kirche und der Eucharistie im Lichte des Mysteriums der Heiligen Dreieinigkeit" wurde in

1) Die deutsche Übersetzung wurde am 10. April 1987 in der Deutschen Aus- gabe des Osservatore Romano publiziert.

2) F.Lakner, Die Bedeutung der ostkirchlichen Studien für die heutige Theo- logie, in: F.Hwnmer (Hg.), Orthodoxie und Zweites Vatikanum. Dokumente und Stimmen aus der Ökumene, Wien-Freiburg-Basel 1966, 212f.

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Fürstenried bei München 1982 und das zweite "Glaube, Sakramente und Einheit der Kirche"3) in Bari 1987 verabschiedet. Dies kann als durchaus ermutigender und sichtbarer Fortschritt ökumenischer Bemühungen betrach- tet werden.

Dennoch besteht die Gefahr, daß derartige offizielle theologische Ergebnis- se vom gläubigen Volk nicht rezipiert werden. "Auf der Ebene des gläubi- gen Volkes dürften die emotionellen Hindernisse gegenseitigen Vertrauens immer noch am größten sein,

den jeweils anderen durch sind."4)

weil Mißtrauen und Verurteilung gegenüber Generationen planmäßig gepflegt worden

Bei ökumenischen Tätigkeiten in der Pfarre konnten wir feststellen, daß unter den Gläubigen und zu einem starken Teil unter den Priestern der Schmerz der Trennung nicht oder kaum vorhanden ist.

Auch auf orthodoxer Seite scheint dieses Problem akut zu sein. Stylianos Harkianakis, Erzbischof von Australien, stellt fest: "Die Orthodoxen haben bis heute nichts oder fast nichts unternommen, um das einfache Kirchen- volk aufzuklären, obwohl sie genau wissen, wie verletzt dieses noch ist von den Erinnerungen nicht so sehr an die Trennung und an die damit zusammenhängenden Lehrunterschiede ... , sondern vielmehr an die Kreuz- züge, an die Unia und an den Proselytismus schlechthin. "S)

Für das für die Kirche Christi existentielle Problem der Spaltung gibt es zu wenig Laien und Kleriker, die sich fundiert und verantwortungsbewußt auf breiter Ebene dem Anliegen der Ökumene widmen können. Theologie- studenten sind die Multiplikatoren der Zukunft und jene, denen in Pasto- ral und Religionsunterricht als Förderer der Einheit große Bedeutung zu- kommt, d. h. wenn wir als zukilnftige Religionslehrer, Pfarrer, Pastoral- assistenten etc. den Rezeptionsprozeß nicht aktiv fördern und mitgestal- ten, werden wir die volle kirchliche Einheit nicht erleben können.

Unionsverhandlungen der Vergangenheit scheiterten Immer an der gegensei- tigen theologischen Unkenntnis. Nicht umsonst betont das Zweite Vatikanum mit Nachdruck: "Die Unterweisung in der heiligen Theorie und in ande-

3) Beide Dokumente publiziert in deutscher Übersetzung auch in: Ökume- nisches Forum 5(1982)155-165 und 10( 1987) 335-347.

4) Ph.HarnoncoUPt, Die Notwendigkeit von bleibenden Spannungen in der Öku- mene, in: N.Brox u.a. (Hg.), Anfänge der Theologie. XAPICTEION Johannes B.

Bauer zum Jänner 1987, Graz-llien-Köln 1987, 351.

5) St.Harkianakis, Der offizielle Dialog zwischen der Römisch-Katholischen und der Orthodoxen Kirche, in: A.Kolb (Hg.), Glaube-Wissen-Zukunft, Graz-Wien- Köln 1987, 49f.

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ren, besonders den historischen Fächern muß auch unter ökumenischen Ge- sichtspunkten geschehen, damit sie um so genauer der Wahrheit und Wirk- lichkeit entspricht. Denn es liegt viel daran, daß die zukünftigen Hirten und Priester über eine Theologie verfügen, die ganz in diesem Sinne und nicht polemisch erarbeitet wurde, besonders bei jenen Gegenständen, die die Beziehungen der getrennten Brüder zur katholischen Kirche betreffen.

Von der Ausbildung der Priester hängt ja die notwendige Unterweisung und geistliche Bildung der Gläubigen und der Ordensleute ganz besonders ab." (Unitatis Redintegratio II,10).

Wie bereits eingangs erwähnt, ist jedoch trotz der Forderung des ost- kirchlichen Studiums an römisch-katholischen Lehrstätten durch Papst Pius XI. und vor allem das Zweite Vatikanische Konzil, ein diesbezügliches De- fizit in den Studienplänen festzustellen. Konkrete Hinweise bietet nun die von der Sacra Congregatio pro Institute Catholica publizierte Instruktion.

II. Zum Inhalt der Instruktion

Die von Kardinal William W. Baum, Präfekt der Kongregation für das ka- tholische Bildungswesen unterzeichnete Instruktion richtet sich an alle rö- misch-katholischen Bischöfe, die Rektoren der Seminarien, sowie die Prä- sidenten und Dekane der Theologischen Fakultäten.

Der besseren Übersicht halber wollen wir das Schreiben, das in fünfzehn Punkte unterteilt ist, in vier Abschnitte zusammenfassen:

I. Einleitung (1)6)

2. Entwicklung und Relevanz der Ostkirchen in der Gesamtkirche (2-6) 3. Konkrete Schritte und Richtlinien (7-14)

4. Ausblick ( 15).

1. EinLeitung (1)

Punkt I der Instruktion geht darauf ein, daß Papst Johannes Paul I I.

bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten von der Notwendigkeit gegensei- tigen Verständnisses zwischen Katholiken der lateinischen Tradition und den Orthodoxen gesprochen hat. Das fehlende Verständnis sei aus der ge- genseitigen Unkenntnis der geistlichen Überlieferungen und Werte zurück- zuführen. Betont wird die Wichtigkeit dieser Überlieferungen für die ganze Kirche, indem aus der Ansprache des Papstes an die Römische Kurie vom

6) Die Zahlen in Klammer beziehen sieb auf die jeweiligen Punkte der In- struktion.

(4)

28. Juni 1985 der Satz zitiert wird: "Wir müssen wieder mit beiden Lungen zu atmen lernen, mit der des Westens und mit der des Ostens."?)

Aufgrund der häufigen Kontakte zwischen Christen des Ostens und des We- stens in unserem Jahrhundert wird die Notwendigkeil der Reflexion dieser Situation im Leben der Kirche durch die Hirten und die für die intellek- tuelle und geistliche Ausbildung der jüngeren Generation der Kirche Ver- antwortlichen herausgestrichen.

2. E:ntwickLung und ReLevanz der Ostkirchen in der Gesamtkirche (2-6)

Durch d1e massiven Wanderungsbewegungen aus dem Nahen Osten und Ost- europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts v .a. aus wirtschaftlichen Gründen, und der Emigration nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie durch die momen- tane politiSche Situation im Nahen Osten sind Millionen von Christen orientalischer Provenienz aus ihren angestammten Heimatländern in die Diaspora gelangt. Man findet Christen des Ostens nun über Wesleuropa, Kanada, die USA, Australien, über zahlreiche Länder Lateinamerikas und sogar über Indien verstreut. Aufgrund der damit verbundenen Vermischung von Christen aus Ost und West kommt es zu mannigfaltigen pastoralen Problemen, die v. a. durch die Ehe zwischen Christen verschiedener Riten auch die christliche Erziehung und das religiöse Leben der Familie trifft.

An die Adressaten der Instruktion werden die Fragen gestellt: "Wie weH kennt man das liturgische und geistliche Leben der alten chnsllichen Überlieferungen dieser neuen Nachbarn? Gibt man sich ernsthaft Mühe, solche Kenntnis zu erwerben und zu verbreiten und daraus geeignete Fol- gerungen für die Seelsorge zu ziehen?" (2).

Eine erste Kontaktaufnahme mit der Ostkirche ist seit Beginn unseres Jahrhunderts durch die vielfältigen PublikatiOnen von theologischen, li- turgischen und aszetischen Schriften der Palnstik in zahlreichen Spra- chen, sowohl auf wissenschaftlicher Basis als auch in volkstümlicher Form festzustellen. So beten beispielsweise viele abendländische Christen das hesychastische Herzensgebet und zahlreiche westliche Ordensgemeinschaften holen sich Impulse aus östlichen Frömmigkeitsformen.

Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit d1ese Schätze einer gemeinsamen Überlieferung von den Katholiken wirklich verstanden und rezipiert wur-

7) In: L'Osservatore Romano, 29. Juni 1985, 5 und auch in: Am Beginn des theologischen Dialogs. Hg. im Auftrag des Stiftungsfonds Pro Oriente v. Alfred Stirnemann, Pro Griente, Bd. 10, Innsbruck-Wien 1987, 129.

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den, oder nur nach oberflächlicher Aufnahme und einem kurzfristigen Strohfeuer wieder liegen gelassen werden. "So manche, mit Begeisterung initiierte Bewegung und Öffnung auf den christlichen Osten hin ver- schwand wieder sang- und klanglos, weil einfach ein ernsthaftes Streben nach einem gründlichen Studium und Verständnis fehlte."S)

Daher betont die Instruktion mit dem Zweiten Valikanum die Bedeutung gegenseitiger Kenntnis und Wertschätzung, um im Dienst der Wiederherstel- lung der vollen kirchlichen Gemeinschaft Wirksame Arbeit leisten zu kön- nen. Das Konzil hat mit "Orientalium Ecclesia rum" die Wichtigkeit der katholischen Ostkirchen und deren berechtigte Rolle im Leben der Gesamt- kirche hervorgehoben. Ebenso bedeutsam bleibt "Unitatis Redintegratio"

(3. Kapitel, 1: De Ecclesiarum Orientalium peculari consideratione), wo von den "reichen christlichen Schätzen aus einer gemeinsamen Tradition, die die Katholiken weithin mit den Orthodoxen teilen, trotz der Tatsache, daß es im Augenblick keine volle kirchliche Gemeinschaft zwischen ihnen gibt" ( 4) gesprochen wird.

Die katholischen Theologen und Lehrer werden ermuntert, im Sinne eines echten und gründlichen Studiums der Über! ieferung der Kirche Christi, nicht von den besonderen Überlieferungen der verschiedenen christlichen Kirchen abzusehen. Bei einem Rückgriff auf die wesentlichen Quellen des Glaubens findet der Theologe nicht nur persönliche Bereicherung durch die Erfahrungen der Einzelkirchen, sondern auch seine eigenen Grundlagen.

In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung der ersten christlichen Jahr- hunderle hervorgehoben 9), in denen es zwar eine Vielfalt von Ausdrucks- formen und sprachlichen Formulierungen gegeben hat, jedoch zugleich eine wunderbare geistliche Übereinstimmung, "sodaß die hauptsächlichen Be- griffe für den Glauben in den Sprachen der verschiedenen Völker in einer Weise ausgedrückt wurden, die als Beispiel für die ganze Christenheit dienen kann." (5)

Dazu verweist die Instruktion auf die weit zurückreichenden Erfahrungen der Ostkirchen im Bereich der Inkulturation, mit der die orientalischen Kirchen von Beginn an konfrontiert waren. Sie verkündeten das Christen-

8) J.Madey, Die Bedeutung des Studiums der Ostkireben beute. Zu einer In- struktion der Kongregation für das katholische Bildungswesen, in: Catbolica 41( 1987)239.

9) Vgl. zuletzt auch: W.Löser, Lehrverurteilungen - Kircbentrennend? Über- legungen zu einer kirchlichen Rezeption des Dokuments 11Rechtfertigung, Sakra- mente und Amt im Zeitalter der Reformation und heute", in: Catholica 41(1987)193.

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tum in der jeweiligen Landessprache, ohne dabei Wesentliches zu verän- dern, zu vermischen oder vermissen zu lassen. "Das Studium dleses Vor- ganges kann als Beispiel und Wegweisung für jene dienen, die heute ei- nen ähnlichen Prozeß durchmachen. Es kann jene Wege aufzeigen, die die Erfahrung der Jahrhunderte als glücklich erwiesen hat, und sich von oberflächlichen Anpassungen unterscheiden, die diesen Prozeß nur stören und vielleicht sogar den Glauben selbst entstellen können." ( 6)

Dieses vergleichende Studieren kann auch für andere theologische und pastorale Disziplinen nützlich sein: Liturgie, Kanonistik, Kirchengeschich- te etc., um besonders jene Punkte herauszustellen, die die Christen einen bzw. jene, die zu ihrer Spaltung geführt haben oder sie noch aufrecht erhalten.

3. Konkrete Sclwitte und RichtLinien (7-14)

In der Folge stellt die Instruktion die Frage: Welche konkreten Schritte sind möglich, wenn man auf die o.g. Entwicklungen positiv reagieren möchte, um

- Spannungen zwischen lateinischen und ostkirchlichen Christen zu ver- mindern bzw. zu vermeiden und letzteren jene Rolle in der Communio Ecclesiarum zukommen zu lassen, die ihnen zusteht,

- die Entwicklung auf die volle kirchliche Gemeinschaft zwischen Katho- liken und Orthodoxen zu fördern, indem katholische Studenten mit dem interkonfessionellen Dialog vertraut werden

- und um die ganze Kirche bei ihrem Bemühen um Erneuerung und Anpas- sung an die Bedürfnisse der Gegenwart aus den Erfahrungen der Ver- gangenheit und aus der Vielfalt christlicher Überlieferungen lernen zu lassen.

Die Kongregatwn für das katholische Bildungswesen ruft zur effizienten Beantwortung dieser Fragen auch andere zuständige Dikasterien des Heili- gen Stuhles und die jeweiligen Organe der verschiedenen katholischen Einzelkirchen auf, Eigeninitiative zu entwickeln, um selbst neue Ideen, Möglichkeiten und Wege zu finden. Für den Bereich des Bildungswesen gibt die Instruktion mehrere Richtlinien an:

a) Aufgrund der Mankos an gut ausgebildeten Fachleuten werden die Bi- schöfe und Ordensoberen dringend aufgefordert, besonders qualifizierte Laien und Kleriker an das "Päpsttiche Institut für höhere OrientaLische Stw:lien", das vor fast 70 Jahren in Rom unter Papst Benedikt XV. instal- liert wurde, zu entsenden, sie während ihres Studienaufenthaltes zu un-

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terstützen und nach ihrer Ausbildung w1rksam 1n dltizesanen und ordens- eigenen Institutionen einzusetzen.

Das Päpstliche Institut für Ostkirchliche Studien bietet einführende und wellerführende Programme in Theologie, Liturgie, Spiritualität und Ge- schichte an und besitzt auch eine eigene Fakultät für das Kirchenrecht der Ostkirchen.

"Seminarien, Institute zur Ausbildung von Diakonen oder Religwnslehrern und Lehrerbildungsinstitute sind Be1sp1ele für Schulen, deren Arbeit wirk- samer sein würde, wenn sie auf die regelmäßige Hilfe von Leuten zählen könnten, die aufgrund ihrer akademischen Ausbildung als Fachleute für Studien über den christlichen Osten ausgewiesen sind." ( 9)

b) An TheoLogischen Fakuttäten und Seminarien sollten konkret vermittelt wer- den:

- Grundkenntnisse über d1e Ostkirchen, ihre theologischen Lehrer, sowie über 1hre liturgischen und geistlichen Überheferungen,

- eine volle und wirkliche Kenntnis der Kirchenväter aus Ost und West, - das bedeutsame theologische Erbe des Ostens, das in att.m Fächern ei-

nen wesentlichen Teil bilden soll,

um nicht nur Studenten des lateinischen Ritus zu bereichern, sondern auch eine größere Wertschätzung der Ostkirchen zu vermitteln. Im beson- deren werden aufgehstet: Die Lehre über die Trinität, Christologie, Pneu- matologie, das Verhältnis zwischen Natur und Übernatur, Fihoque, die eucharistische Natur der Kirche und das Mysterium, das in der Liturgie gefeiert wird.

D1ese Kenntnisse sollen von wirkhchen Fachleuten verm•ttelt werden und die Studenten auf den Interkonfessionellen Dialog und die konkreten pa- storalen Probleme vorbereiten, d1e beim Zusammenleben der verschiedenen Ortskirchen entstehen können. "Wo es möghch ist, soll diese Ausblldung d1rekten Kontakt mit Gemeinschaften von Christen der Ostkirchen und ih- rem hturgischen Leben e1nschheßen." ( 10)

c) An den Fakultäten für Kirchenrecht, und wohl auch an den entspre- chenden Instituten der Theologischen Fakultaten, sollen das Kirchenrecht der kathohschen Ostkirchen und die Hauptelemente der heute geltenden Gesetzgebung der Orthodoxen entsprechend berücksichtigt werden. Die Kenntnis des Ostkirchenrechts ist nicht nur für jene, die es einmal unter- nchten sollen von Bedeutung, sondern auch für die Mitarbeiter m diöze- sanen Kurien, Seelsorgeämtern etc.

d) Im StudienpLan an den kathoLischen Universitäten und Kollegien soll die

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Behandlung der Christenheit des Ostens vorgesehen sein. Sollte eine er- hebliche Zahl von Lehrern und Studenten aus den Ostkirchen sein, so ist nicht nur ihre pastorale Situation zu berücksichtigen, sondern auch eine ausreichende akademische Ausbildung in ihren religiösen und kulturellen Traditionen zu gewährleisten.

Um die Ausbildung auf d1esem Gebiet sicherzustellen, können an den Fa- kultäten besondere Institute eingerichtet werden.

In Österreich gibt es lediglich in Wien ein Institut für Patrologie und Ostkirchenkunde und nur in Graz einen griechisch-orthodoxen Professor an einer römisch-katholtsehen Fakultät. lO)

e) Die o.g. Institutionen sollen mit den entsprechenden BibLiotheken und anderem für das Studium der Ostkirchen notwendigen Material ausge- stattet sein.

f) In Übereinstimmung mit den Weisungen des Ökumenischen Direktoriums Teil II, Kap1tel IV, das die institutionelle und personelle Zusammen- arbeit zwischen Katholiken und anderen Christen im Sinne eines Austau- sches von Professoren und Studenten der verschiedenen Kirchen, sowohl während des Studiums als auch als postgraduale Ausbildung vorsieht, wird auch hier d1ese Koopei'ation z.ri.schen orthodoxen und kathoLischen Auto- 1'itäten und Getehl'ten empfohlen.

4. Auabtick (15)

Im letzten Abschnitt wird trotz des bisherigen Fortschritts im Bezug auf die Kenntnis der Völker, Überlieferungen und Kirchen des christlichen Ostens bei den Christen der lateinischen Tradition ein noch großer Nach- holbedarf diagnostiziert. "Die Anregungen und die Zeichen, die Papst Be- nedikt XV. und nach ihm Papst Pius XI. gesetzt und d1e die späteren Päpste aufgegriffen haben, haben nichts von ihrer Aktualität verloren, im Gegenteil, sie dürfen nicht länger toter Buchstabe bleiben, sondern müssen mit Leben erfüllt werden. "ll) Diesem Anliegen widmete sich d1e Kongregation für das katholische Bildungswesen, 1ndem sie nun die ange- botenen Überlegungen und Richtlinien vorlegte; sie hofft, daß sie bei den

10) Weiters im deutschsprachigen Raum: In Münster und Würzburg je ein In- stitut für orthodoxe Theologie unter römisch-katholischen Ordinarien, wobei in Münster auch ein griechisch-orthodoxer Professor tätig ist. In Hüneben ein Institut für orthodoxe Theologie an der römisch-katholischen Fakultät mit ei- nem griechisch-orthodoxen Ordinarius.

11) J.Madey, a.a.o., 245.

(9)

zuständigen Organen, Professoren und Studenten, die gewünschte Aufnahme finden und die entsprechenden Früchte tragen wird.

III. Überlegungen und Aufgaben

Der offizielle theologische Dialog zwischen Ost und West ist also voll im Gange, jedoch dürfen wir ihn nicht allein lassen, sondern müssen in Mit- verantwortung in unseren Bereichen mitwirken. D.h., daß wir uns nicht nur über den "Stillstand" des ökumenischen Gesprächs beklagen sollten, sondern auch um die Umsetzung theoretischer Gebilde, w1e diese Inslruk- tlon, 10 praktisches Hanoeln I ordern mussen. Htezu e1n1ge Anregungen!

a) Die Studienkommission der Österreichischen theologischen Fakultäten und kirchlichen Hochschulen beschäftigen sich derzeit mit einer Revi- sion der Studienpläne. Obwohl die Überarbeitung noch einige Jahre benö- ligen wird, sollte man schon jetzt diese Instruktion für die kommenden Gespräche ins Auge fassen, um das Fach 'Ostkirchenkunde' entsprechend zu fundieren.

b) Schon jetzt sollte das bedeutende theologische Erbe des Ostens ein we- sentlicher Teil aHer Fächer sein (vgl. Pkt. 10 der Instruktion). Kir- chenrecht, Patrologie und Kirchengeschichte ( v. a. der ersten Jahrhunder- te) werden expressis verbis hervorgehoben, wie auch entsprechende The- men der Dogmatik, der Pastoraltheologie und der Liturgiewissenschaften.

c) Bei aller Euphorie für die Ostkirche dürfen wir aber die Ökumene mit unseren Brüdern von den verschiedenen evangelischen, anglikanischen und altkatholischen Kirchen nicht vergessen. Ein "Rundbrief an die Bi- schöfe über einige Aspekte der ökumenischen Unterweisung an den katho- lisch-theologischen Lehranstalten" des Sekretariates für die Einheil der Christen vom Dezember 1986 sagt u. a.: "Die normale theologische Unterwei- sung durch die katholischen Professoren an den akademischen theologi- schen Lehranstalten sollte der ökumenischen Dimension der katholischen Theologie Rechnung tragen. Daher müßte jeder katholische Dozent bei der Darlegung und Erläuterung der verschiedenen Studienfächer die darin im- plizierten ökumenischen Aspekte voll und ganz hervorheben."

d) Graz zählt zu jenen wenigen Fakultäten, in denen Vorlesungen aus or- thodoxer Theologie in Selbstdarstellung regelmäßig seit 1970 angeboten werden. Auch die anderen Theologischen Fakultäten und Hochschulen könn- ten sich diese Möglichkeit überlegen. Man sollte aber auch Fachleute an- derer Konfessionen regelmäßig zu Gastvorlesungen einladen, um einen ent- sprechenden interkonfessionellen Austausch zu ermöglichen.

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Es liegt dann natürlich dar an, dieses Angebot auch wahrzunehmen und davon Gebrauch zu machen.

e) Studienaufenthalte an Theologischen Fakultäten Versehtedenster Konfes- sionen (wie bereits im Okumenischen Direktorium Teil II, Kapitel IV vorgeschlagen) könnten durch speziell eingerichtete Stipendien von den Diözesen unterstützt werden.

f) Durch eine derartige Ausbildung könnte objektive Information ohne emotionellen Fanatismus sichergestellt werden und eine zukünftige öku- menisch-denkende Generation heranwachsen, die ihre eigenen Traditionen nicht verleugnet.

g) Der derzeitig kaum vorhandenen Zahl an Fachleuten für ostkirchliche Studien kann man durch entsprechende Ausbildung Abhilfe leisten, je- doch muß ihnen dann auch die Möglichkeit zum Einsatz gegeben werden.

h) Schon jetzt könnten die Ortsordtnarien thre Mitarbeiter 10 Pfarre und KellgJOnsunterncht durch Kundschreiben uber t.rgebmsse des öl<ument- schen Utalogs tntormieren und Anwetsungen tur dte prak.ttsche Umsetzung geben, damit diese wiederum in ihrem Bereich als Multiplikatoren wirken können. Nur dann kann das gläubige Volk religiöse Differenzen verstehen und überwinden. Nur wenn ein gegenseitiges Verständnis entwickelt wor- den ist, können auch entsprechende Ergebnisse der theologischen Kommis- sionen vom gläubigen Volk rezipiert werden.

Auch 1m gemeinsamen Kommunique, das von Papst Johannes Pau1 11. und dem Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. am 7. Dezember 1987 in Rom unterzeichnet wurde, wird von beiden Oberhirten die Berücksichtigung des offiziellen Dialo~~;s in der theologischen Ausbildung gefordert. lZ)

So bleibt zu hoffen, daß diese Instruktion der Kongregation für das ka- tholische Bildungswesen, einerseits durch die Realisierung der "konkreten Schritte und Richtlinien" und andererseits als Anstoß und Anregung zum Entdecken neuer Möglichkeiten und Wege zur Einheit, auch die notwendige Aufnahme findet und ernst genommen wird.

12) Vgl. L'Osservatore Romano, 7.-8.12.1987, 1.

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