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Karl Sattler war ein Sinto aus Österreich und hat in der Wehrmacht für Deutschland gekämpft

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Academic year: 2022

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– Bitte Sperrfrist 02.08.2017 11 Uhr beachten – Ansprache der Holocaust-Überlebenden Lona Strauß-Dreißig anlässlich der

Gedenkveranstaltung am 2. August 2017 im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

- es gilt das gesprochene Wort -

Guten Tag,

mein Name ist Lona Veronika Strauss geb. Höllenreiner.

Hier in Auschwitz ist es mir nicht möglich, aus meinem Leben zu erzählen, obwohl ich als Kind und auch später viele Diskriminierungen erleben musste.

Denn das was hier mit unseren Menschen geschehen ist, kann man mit nichts vergleichen. Ich möchte nicht näher darauf eingehen, weil es ja weltweit bekannt ist. Ich möchte nur an meine Patentante Lona Veronika Sattler geb. Höllenreiner und ihren Mann Karl und an ihre 5 Mädchen erinnern.

Karl Sattler war ein Sinto aus Österreich und hat in der Wehrmacht für Deutschland gekämpft.

Seine Frau war Hausfrau, und die großen Mädchen gingen in München zur Schule. Karl Sattler wurde aus der Wehrmacht entlassen und mit der ganzen Familie verhaftet. Man brachte sie in das Polizeipräsidium in der Münchener Ettstrasse. Mitnehmen durften sie nichts. Man hat ihnen gesagt, sie werden umgesiedelt und bekommen dort alles, was man zum Leben braucht.

Nach ein paar Tagen im Gefängnis, nachdem fast alle Sinti in München verhaftet waren, wurden die Menschen - ob alt oder jung, ob gesund oder krank - in Güterwagen getrieben und die Türen von Außen verriegelt.

In den Wagen war kein Platz zum Liegen, nur zum Stehen, nichts zu essen, nichts zu trinken, keine Möglichkeit sich zu waschen oder eine Toilette zu benutzen. Auf dieser Fahrt nach Auschwitz hat man den Menschen in voller Absicht ihre Menschenwürde genommen. Denn dann brauchte man nicht mehr mit ihrem Widerstand rechnen.

Aber meine Patentante war eine starke Frau, und als endlich die Türen des Waggons aufgingen hat sie ihrer Familie noch Mut gemacht und gesagt: „Gott sei Dank! Jetzt wird alles gut. Wir

bekommen zu essen und zu trinken. Egal wie schwer wir arbeiten müssen, wenn wir umgesiedelt werden, Hauptsache wir leben und sind zusammen.“

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Aber dann wurde ihnen klar, dass sie in der Hölle angekommen waren. Die Hölle und mit ihr die Teufel in Menschengestalt waren hier in Auschwitz. Hier konnten sie ihre sadistischen

Veranlagungen ungestraft ausleben.

Meine Patentante, ihr Mann und drei Kinder von 9, 10 und 12 Jahren wurden in der Gaskammer ermordet. Ihre Sinti Namen waren Ruzi, Kerscha und Kellermädl. Ebenso die Mädchen von Onkel Konrad: Musla, Weichsla und Lolitschei. Diese Namen werden in meiner Familie weitergegeben und in Ehren gehalten mit dem Versprechen, daß sie niemals vergessen werden .Das sind wir Ihnen und allen anderen die hier ermordet wurden schuldig.

Ich möchte mich noch bei den vielen Menschen bedanken, die in der Vergangenheit und in der Zukunft dafür gekämpft und gesorgt haben, dass wir hier um unsere Menschen trauern können und sie nie vergessen werden .

Danke.

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