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1 Einleitung: Bildung als Zentralbegriff

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1 Einleitung: Bildung als Zentralbegriff

Der Bildungsbegriff stellt die übergeordnete Rahmung der Schulpädagogik im All- gemeinen und der Schultheorie als einem konstitutiven Teilgebiet im Speziellen dar. Er bildet – nicht nur aus der Tradition heraus begründet, sondern auch im aktuellen Diskurs – die zentrierende Kategorie der wissenschaftlichen Disziplin Schulpädagogik. Unzweifelhaft gilt, dass Wilhelm von Humboldt den Grundan- satz neuzeitlicher Bildungstheorie mitbegründet hat. Er konzipiert „Bildung weder als Herrschaft des Menschen über die Welt noch als Anpassung des Menschen an vorgegebene Weltinhalte“ sondern stellt die Wechselwirkung von „Mensch und Welt“ in den Mittelpunkt (Benner 1990, 33). Der Bildungsbegriff ruht auf dem Begriff der Bildsamkeit auf, den Herbart als den Grundbegriff der Pädagogik aus- weist. Unter Bildsamkeit versteht Herbart ein „Uebergehen von der Unbestimmt- heit zur Vestigkeit“ (Herbart 1835, 1): Wird der Mensch als zunächst unbestimmt verstanden, dann ist er zum einen offen für mannigfaltige Eindrücke, also lern- fähig, zum anderen ist damit zu rechnen, dass er nicht unabhängig von äußeren Einwirkungen, denen er ausgesetzt ist und die ihn so gesehen auch zu bestimmen vermögen, gedacht werden kann. In der Definition ist ein wesentlicher Anspruch dessen auszumachen, was die Schulpädagogik und die Schultheorie ungeachtet ihrer erfolgten Wandlungen konturiert: Im Bildungsbegriff ist einerseits die Seite des Subjekts angesprochen, also die Person des Zöglings, bzw. Schülers sowie die Person des Erziehers bzw. Lehrers, andererseits die Seite der Welt, also der Kultur und des gesellschaftlichen Systems in ihrem zeitlich bedingten Wandel. Die wis- senschaftliche Disziplin Schulpädagogik steht im Spannungsfeld zwischen „Ich“

als den subjektiven Ansprüchen des Individuums (z.B. nicht als durch biologische Anlagen oder gesellschaftliche Verhältnisse in seinem Erleben und Verhalten immer schon bestimmt gedacht zu werden) und „Welt“, als Inbegriff dessen, worin sich das Individuum stets schon vorfindet. Im Feld der Schule kann „Welt“ zum einen die Fülle an menschlichen Lebensäußerungen bedeuten, wie z.B. Kunst und Technik, sie kann sich jedoch auch als System bzw. als Institution manifestieren, durch die sie als von Sachzwängen und Notwendigkeiten durchwaltet erscheint und dem In- dividuum (obwohl durch Menschen hervorgebracht) in Form eines verselbständig- ten mitunter „stahlharten Gehäuses“ (Weber) gegenübertritt, dem es sich nicht zu entziehen vermag. Die Schulpädagogik sucht beide Pole aufeinander zu beziehen.

Dementsprechend vielfältig sind ihre Zugänge, die vom subjektwissenschaftlichen Ansatz gleichsam auf der einen Seite bis zur Steuerungsforschung auf der anderen Bohl / Harant / Wacker, Schulpädagogik und Schultheorie

ISBN 978-3-8252-4180-3

Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2015

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Einleitung: Bildung als Zentralbegriff

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Seite, um nur zwei Beispiele unter vielen anzuführen, angesiedelt sind. Im Bestre- ben, den divergenten Bezugspunkten und daraus resultierenden Ansprüchen ge- recht zu werden, nimmt sie in Kauf an ihren Rändern unscharf zu werden. Im Kern aber wird sie von pädagogischen Theorien bestimmt, die sich auf Schule, Lehrplan, Unterricht und das professionelle Handeln in der Institution Schule beziehen und die in ihrem Zusammenwirken und Ineinandergreifen von etlichen pädagogischen Teiltheorien die Disziplin konstituieren (Apel/Grunder 1995). Die Schultheorie, die von keiner weiteren Disziplin ebenfalls bearbeitet wird, ist als zentrale Theorie hier ansässig, die freilich um Theorien pädagogischen Handelns unter institutio- nellen Bedingungen zu ergänzen ist. Mit dem doppelten Bezugspunkt von Ich und Welt als einem zentralen Bezugspunkt der Theorie werden nachfolgend wesentliche Kernthemen der Schulpädagogik als einer Rahmung, und daran anschließend der Schultheorie, als einem wenngleich wichtigen aber in der Geschichte immer wieder vernachlässigten Gebiet veranschaulicht.

Bohl / Harant / Wacker, Schulpädagogik und Schultheorie ISBN 978-3-8252-4180-3

Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2015

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