Auf dem Weg in die
Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
DHBV – 54. Sachverständigentagung
24. September 2021 Dipl.-Ing. Dirk Klöpper
IWARU FH Münster
Corrensstrasse 25 fon +49 (0)251.83 65 - 0 kloepper@fh-muenster.de D-48149 Münster fax +49 (0)251.83 65-260 www.fh-muenster.de
Agenda
• Einstieg: Kreislaufwirtschaft
• Forschungsstrategie FH Münster: Projekte
• Lehre an der FH Münster: integraler Ansatz – Beispiele
• Diskussion
Einstieg - Kreislaufwirtschaft
Mentimeter- Umfrage:
Variante 1:
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Warum „Kreislaufwirtschaft“?
Ressourcenrelevanz der Bauwirtschaft
4 ha/d Landverbrauch Die Bauwirtschaft steht in Deutschland für… [3]
60 % des Abfallaufkommens 35 % des
Energieverbrauchs 60 % des Ressourcenverbrauchs
Entsorgung
???
[4]
[5]
Kreislaufwirtschaft - Rechtliche Einordnung
Struktur und Hierarchie
[3]
[5]
Kreislaufwirtschaft - Rechtliche Einordnung
Abhängigkeiten
[4]
[5]
EU-Abfallrahmenrichtlinie (2008/98/EG – AbfRRL)
Richtlinie über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien vom 19.11.2008
Änderung durch die Richtlinie (EU) 2018/851 vom 30.05.2018
Mitgliedstaaten sind aufgefordert, die Richtlinie innerhalb von 24 Monaten nach Inkrafttreten in nationales Recht umzusetzen.
In Deutschland seit 2012: Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
Kreislaufwirtschaft - Rechtliche Einordnung
Inhalte
[4]
[5]
EU-Abfallrahmenrichtlinie (AbfRRL) Wesentliche Inhalte
Produktverantwortung
Stärkung der Abfallvermeidung (durch Produktverantwortung und Abfallvermeidungsprogramme) Recycling
Verpflichtung zur Getrennthaltung von Recyclingmaterialien (seit 2015)
Einführung von Recyclingquoten für Papier, Glas, Metall, Kunststoffe (65 % seit 2020) sowie Bau- und Abbruchabfälle (70 % seit 2020)
Pflicht zur getrennten Sammlung von für Bioabfälle, Papier, Glas, Metall und Kunststoffen (seit 2015)
Kreislaufwirtschaft -> Ressourceneffizienz
• Definition Kreislaufwirtschaft § 1 KrWG:
„Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung der Ressourcen“
[1]
[2]
Ziel: Es soll keine Ressource verloren gehen!
Kreislaufwirtschaft - Aktuelle Situation
Verwertungsquoten
[10]
Beispiel:
Bau- und Abbruchabfälle in Deutschland (2014):
202 Mio. Mg [7]
Besteht hier noch Handlungsbedarf?
[6]
Forschungsstrategie
Ressourceneffizientes Bauen
[Zeit]
Anthropogene Lager Identifikation und
Schöpfung der Potenziale
Rückbau- und Entsorgungskonzepte Entwicklung von Lösungs- ansätzen für ein möglichst hochwertiges Recycling sowie
weitere angepasste Entsorgungsoptionen für die
anfallenden Stoffströme
Zukünftige Geschäfts- modelle, Baustoffe und
Konstruktionen Entwicklung von
Lösungsansätzen, die eine ressourcen-effiziente Nutzung ermöglichen
Stoffströme Erkenntnisse Erkenntnisse
Lageraufbau Planung +
Entwicklung
Rückbau
Forschung: Anthropogene Lager
• Systematische Analyse des Gebäudebestandes
• Ermittlung von Kenndaten
• Verifizierung und Validierung an weiteren Gebäuden
• Hochrechnung für Quartier
Erhebung des Ressourcenpotenzials in Gebäuden
[13]
Forschung: Anthropogene Lager
Ressourceneffizientes Stoffstrommanagement
• Hoch- und Tiefbau – Gebäude
– Straßen und Wege – Kanal
• Bauteilebene
• Dynamisch
• Niederschwellig
• Übertragbar
– Open Source
– Standardsoftware – Datengrundlage
[13]
Forschung: Anthropogene Lager
Bauatlas
Nutzen und Ziele
Ermittlung regionaler Potenziale
Kreislaufführung von Bauabfällen optimieren
Einsatz von RC-Baustoffen fördern
Potenzielle Zentren für die Herstellung von R-Beton herausarbeiten
Entscheidungshilfe für
Unternehmen / Kommunen / Politik
[13]
Forschung: Anthropogene Lager
Pilotversuche zur Aufbereitung von WDVS-Abfällen
WDVS - Verwertung
WDVS-Abfälle Sortenreiner EPS-Bruch
Sortenreine EPS-Perlen
Mineralische Fraktion mit EPS-Anteilen
Weitere Herausforderung: HBCD
[13]Forschung: Planung - Entwicklung
Bewertung der Ressourceneffizienz
Punkte
5 Bedingung 5 / Schwellenwert 5 4 Bedingung 4 / Schwellenwert 4 3 Bedingung 3 / Schwellenwert 3 2 Bedingung 2 / Schwellenwert 2 1 Bedingung 1 / Schwellenwert 1
Ressourcen- effizienz
Rohstoff- gewinnung
Ausführung Betrieb
Instand- haltung Demontage
Rückbau
Ressourceneffizienz definieren
Einflussfaktoren ableiten
Indikatoren bestimmen
Worum geht‘s?
messen? Was
messen? Wie
[13]
Forschung: Planung - Entwicklung
Kurzlebige Bauteile/Bauwerke
[13]
Forschung: Planung - Entwicklung
RessProKA - Geschäftsmodelle
Aktive Partner
– FH Münster, Institut für Infrastruktur•Wasser•Ressourcen•Umwelt (IWARU), AG Ressourcen
– Betriebswirtschaftliches Institut für Abfall- und Umweltstudien (BIFAS) – Lindner Group KG
Assoziierte Partner
– Re!source Stiftung e. V.
– Schüco International KG
– Technische Hochschule Deggendorf
Forschung: Planung - Entwicklung
RessProKA - Geschäftsmodelle
• Ausbaugewerbe ist der bedeutendste Sektor im ressourcenrelevanten Baubereich
– rd.136 Mrd. Euro Bauvolumen – rd. 1,2 Mio. Beschäftigte
– 252.000 Betriebe [1]
• eingesetzte Bauprodukte im Ausbaugewerbe haben kürzere Umlaufzeiten (≤ 10 Jahre) als z. B. der Rohbau
– Nutzerwechsel
– veränderte Bedürfnisse der Nutzer,
aufgrund gestalterischer Aspekte,
technischer Modernisierungen
oder geänderter Raumnutzungs-
konzepte
Forschung: Planung – Entwicklung
RessProKA - Ziele und Herausforderungen
Schließung von Kreisläufen für mengenrelevante Bauprodukte des Innenausbaus – Optimierung des technischen Kreislaufs
Entwicklung eines Geschäftsmodells
– Hersteller übernehmen „Produktverantwortung“ über den gesamten Lebenszyklus ihrer Bauprodukte
– Hersteller bleiben ggf. Eigentümer und sind nach Gebrauch für Rückführung und Refabrikation oder Recycling ihrer Produkte verantwortlich
systemischer Ansatz
– ermöglicht konzeptionell und instrumentell eine Übertragung des entwickelten Modells auf
andere Bauprodukte
Forschung: Planung - Entwicklung
RessProKA – Vorbereitung zur Umsetzung
[13]
Forschung: Planung - Entwicklung
Zirkuläre Bauwirtschaft - GAIA - X
ZiBa - GAIA-X für die zirkuläre Bauwirtschaft
• Digitalisierung treibt zirkuläres Bauen
Quelle: Bundesstiftung Baukultur 2019
Forschung: Planung – Entwicklung
• Digitale Informationen zu eingesetzten
Bauprodukten sind kaum standardisiert und verfügbar
• Immobilienbesitzer können gebrauchte Bauprodukte nicht anbieten oder einkaufen
• Beschaffung von Rohstoffen wird für Hersteller immer kostenintensiver
• Zweitnutzung und Rückführung von Bauprodukten muss bei der Planung berücksichtigt werden
Eine zirkuläre Bauwirtschaft erfordert eine sichere Bereitstellung, Vernetzung und Nutzung von heterogenen Datenquellen
Quelle: Bundesstiftung Baukultur 2019
Forschungsschwerpunkt: GAIA – X
Planung - Entwicklung
Forschungsschwerpunkt: GAIA - X
• Bereitstellung von verschiedenen Datenquellen zu Baustoffen,
Bauprodukten und Gebäuden
• Verknüpfung von Anbietern von gebrauchten Bauprodukten, Architekten, Bauausführenden, Lieferanten und Betreibern
• Erweiterung und Umsetzung von Bewertungs- und
Planungsdiensten sowie Marktplätzen
Quelle: BASF
Forschung: Planung - Entwicklung
BIM - Bewertungstool für frühe LPH
[14]
Forschung: Planung - Entwicklung
Digitale Möglichkeiten: Beispiel - Madaster
Madaster
• „Abfall ist Material ohne Identität“
• Plattform – Vernetzung der am Lebenszyklus Beteiligten
• Einordnung des Gebäudes mit einem Zirkularitäts – Index (ZI)
[8]
BIM - Bewertungstool für die LPH 3
Beeinflussbarkeit der Planung bei einer DGNB Zertifizierung im Projektverlauf
[9]Forschung: Planung - Entwicklung
Forschung: Planung - Entwicklung
BIM - Bewertungstool für frühe LPH
[11] [12]
[11]
Ausbau – Relevanz
Kurze Mietvertragslaufzeiten
[10]Forschung: Planung - Entwicklung
BIM - Bewertungstool für frühe LPH
[13]
Entscheidungen in der LPH 2/3
• Standardrasterung ja/nein
• Modular ja/nein
• Recyclinggerecht ja/nein
• Verbindungen lösbar ja/nein?
Verkehrs-
wert Bauteilwert Rohstoff-
wert Entsorgungs
-kosten Betriebswirtschaftliche Einschätzung
- Mehr-/Minderkosten Erstellung
- Entwicklung des Verkehrswertes
- Entwicklung des Bauteilwertes
- Entwicklung des Rohstoffwertes
- Prognose Entsorgungskosten
Forschung: Schwerpunkte
Weitere Aktivitäten
Thema Partner
Ressourcenplan kommunaler Tiefbau Stadt Münster, RU Bochum, HS Karlsruhe, Ingenieurbüro Bökamp, Dallmann Straßen- und Tiefbau Start: 02.2021
Entwicklung von Recyclingtechnologien und
–systemen zur Rückgewinnung, Aufbereitung und Wiederverwendung der Mineralik von Verbund- konstruktionen mit Geokunststoffen
Naue, Doppstadt, TU Clausthal
Netzwerk Zirkuläre Wertschöpfung :metabolon BAV, RWTH Aachen
Lehre
Grundlagen Kreislaufwirtschaft
[13]
Lehre
Grundlagen Kreislaufwirtschaft – demontagegerechter Entwurf
Der demontagegerechte Entwurf ist in ein Modell mit vier Ebenen zu unterteilen
• Tragstruktur
• Ausbau
• Installation
• Raumabschluss
Das Ziel der Trennung unterschiedlicher Funktionen mit unterschiedlicher Lebensdauer auf Grundlage des Schichtenmodells führt zu dem in der Abbildung dargestellten Aufbau der vier
Ebenen, die demontierbar miteinander verbunden werden müssen [Graubner et al 03]
Lehre
Grundlagen Kreislaufwirtschaft – demontagegerechter Entwurf
• Ziel: Sortenreine Erfassung des Dämmmaterials für Recycling
• Realisierung: Putzträger mittels Klett an der Dämmung befestigen
• Rückbau: Wärmedämmung, Mauerwerk, Putzplatte sortenrein trennbar
• Recycling: Dämmmaterial (+ ggf. Mauerwerk)
• Weitere nötige Schritte:
– Recyclingverfahren Putzträgerplatte Bsp.: Trennbare WDVS -> „Klett statt Kleben“
Lehre
BIM im Bestandsbau
Das Modul durchläuft einen Großteil der wesentlichen Prozesse des
modellbasierten Arbeitens im Bestandsbau.
• 1. Bestandsaufnahme der
Sporthalle mittels Laserscanning und Photogrammmetrie zur
Erzeugung eines digitalen Abbilds
[13]
Lehre
BIM im Bestandsbau
1. Bestandsaufnahme der
Sporthalle mittels Laserscanning und Photogrammmetrie zur
Erzeugung eines digitalen Abbilds
Laserscan des Gebäudes und daraus resultierende 3D-Punktwolke
[13]
Lehre
BIM im Bestandsbau
Drohnenaufnahme des Gebäudes und daraus resultierendes 3D-Photogrammmetrie-Modell
[13]Lehre
BIM im Bestandsbau
2. Überführung der 3D-Bestandsaufnahme in ein BIM-Modell
Weitere Informationen notwendig (z.B.
Wandaufbau)
[13]
Lehre
BIM im Bestandsbau
3. Erweiterung des BIM-Modells: Fachplanung
Ressourcenmanagement und Ableitung eines
modellbasierten Ressourcenpasses
Vielen Dank!
Corrensstrasse 25 fon +49 (0)251.83 65-256 kloepper@fh-muenster.de