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Hermann Reifenberg

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Academic year: 2021

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419 1978 Jahrgang 74 THEOLOGISCHE REVUE Nr. 5 420

Berger,

Blandine-Dominique:

Le drame liturgique de paques du Xe au XIIIe

siecle. Liturgie et theätre. - Paris: Editions Beauchesne (1976).

277

S. (Theologie historique Bd

37)

kart.

Nach einer stark verbalistischen Phase der Liturgie in jüngerer Zeit erwachte seit kurzem wieder mehr das Verständnis auch für die anderen sinnlichen Medien des Gottesdienstlichen, vor allem für das Optische bzw. die Szenische Liturgie. Dabei ist letzteres Genre im Gottesdienst eigentlich gar nicht neu, wurde lediglich immer wieder einmal verschüttet und dann jeweils ausgegraben und neu gewürdigt ,bzw. verbessert. In besonderem Maß Szeni- scher Liturgie verpflichtet war (und ist) näherhin stets der Um- kreis des Osterfestes, speziell die Osternacht. Dabei hat man viel- fach Bestandteile des tageszeitlichen Wortgottesdienstes (Stun- dengebet: Leseoffizium und Morgenlob), der Sakramentenliturgie und des Zeichengottesdienstes (Sakramentalien) zu einem groß- artigen „Kosmos" verwoben. Im Bereich der zuletztgenannten Gat- tung „Zeichenliturgie", wozu auch das Szenische gehört, handelte es sich an Ostern vor allem um die Vergegenwärtigung des Auf- erstehungsgeschehens in Form der Commemoratio dominicae resur- rectionis (gestaltet als Kreuzerhebung bzw. Eucharistieübertragung oder auch als Kombination beider Formen) und den Vollzug des Grabbesuches als Visitatio sepulchri (ausgeprägt als theatrische Darstellung der Belege aus dem NT über die Frauen und Apostel, ergänzt mitunter durch Beiziehung apokrypher Quellen bzw. freie Bearbeitung).

Diesem Komplex versucht das vorlie,gende Buch etwas auf die Spur zu kommen, zu beschreiben und in seinen Auswirkungen zu beleuchten. Vf. kann sich dabei auf Vorarbeiten entscheidender Werke von K. Young und 0. B. Hardison stützen, mit denen sie auch ausdrücklich in Dialog tritt (vgl. 97ff). Im ganzen gesehen sieht sie es näherhin als ihre erste Aufgabe an, das „Liturgische Schauspiel von Ostern" vom 10. bis 13. Jh. historisch zu durch- leuchten. Die zweite im Untertitel genannte grundlegende syste- matische Perspektive erscheint dabei nicht weniger wichtig:

Liturgie und Theater.

Das Buch ist nach einer Einleitung in fünf Kap. geglieder. Dabei werden der Reihe nach behandelt: I. Entwicklung (bzw. die „Verwur- zelung": enracinement] des liturgischen Dramas in musischer (loisir]

und kultischer (culte) Hinsicht. Es folgt II. eine kritische Durchleuch- tung der Positionen von K. Young und

0.

B. Hardison, zweier ver- dienter Pioniere dieses Genre. Die weiteren Partien sind III. Phänomenolo- gische Beschreibung des liturgischen Dramas, IV. Analyse der Texte des „Grabbesuches" (Visitatio sepulchri) und schließlich V. Liturgie und Theater. In einem abschließenden Part werden in geraffter Weise die Folgerungen aus der Detailuntersuchung gezogen. In vier wert- vollen Anhängen kommen folgende Aspekte zur Sprache: I. Chronolo- gische Übersicht zu den Quellen, II. Verzeichnis der Gesänge, III. Tabelle (Nomenclature) der wichtigsten Gegenstände, die bei der Visitatio sepulchri Verwendung finden. Es sind dies die Blöcke

1.

Grab (Monument; Grabmal; Altar),

2.

Gewänder (Albe; Schultertuch; litur- gische Obergewänder; Würdezeichen] und

3.

Spezifische Gegenstände (Grabtücher; Gefäße: Rauchfaß, Salbengefäße, Pyxis]. Der Anhang wird beschlossen mit dem IV. Abschnitt: Texte und Übersetzungen (des Osterspiels). Dabei begegnen uns neben französischen auch deutsche Bereiche (Trier; Augsburg; ein Manuskript von St. Lambrecht, auf- bewahrt in Graz u. a.J.

überschauen wir die Details, zeigt sich, daß das liturgische Drama einen maß.geblichen Strang des Theatrischen darstellt, wie- wohl es nicht die einzige Ausprägung des mittelalterlichen Thea- ters bildet. Außerdem lassen sich zwischen sakralem und pro- fanem Spiel Querverbindungen mancherlei Art konstatieren. Dabei nimmt im Rahmen des Liturgischen die österliche Dramatisierung eine wichtige Stelle ein. Freilich muß sie stets im Zusammenhang mit der Gesamtheit liturgischen Spiels - näherhin der historischen

Stücke des AT über Prophetenspiele bis hin zu den Christusspie- len (Vorbereitung des Messias, Weihnachten, Lehrtätigkeit, Pas- sion) und den „Kirchenspielen" (Heiligenviten usw.) - gesehen werden. Als lebendiges liturgisches Gestaltungselement nimmt die Osterdramatisierung vom 10. bis zum 18. Jh. eine wichtige Stelle ein, Wurzeln und Auswirkungen lassen sich jedoch nach beiden Seiten hin über die ange,gebenen Zeitpunkte hinaus ver- folgen.

Es gehört nicht unbedingt in den Rahmen einer historischen Studie, doch ergibt es sich daraus ohne Zwang: Auch die litur- gische Gestaltung der Gegenwartsliturgie kann aus den Anregun- gen des Werkes manches lernen, und auf die heutige Beziehung (bzw. ,,Nicht-Beziehung") zwischen Theater und Liturgie fällt ebenfalls manches neue Licht. Dies besonders, als das Buch gut dokumentiert und übersichtlich konzipiert ist und aus ihm Theolo- gen und Philologen, Theaterwissenschaftler und Historiker sowie manche andere profitieren können.

Für die Auswirkung im deutschsprachigen Raum wäre freilich eine Übertragung der Abhandlung in die Landessprache sicher dienlich. Rez. hat sie deshalb einem deutschen Verlag bereits emp- fohlen. Ob er - oder ein anderer - es „wagt"?

Bamberg Hermann Reifenberg

https://doi.org/10.20378/irbo-55613

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