232 Erdkunde Band IX Meinung hatte man Dsel und Moon mit derselben
Grenzlinie abtrennen miissen, die der Verfasser fiir
die Kreis- und Oberhauptmannschaftsgrenzen anwen
det. Die Ritterschaft von Dsel, wenn sie auch zahlen mafiig geringer war, nahm ungefahr dieselbe rechtliche
Stellung ein wie die livlandische Ritterschaft. Audi
hat der von Laakmann angefiihrte Olvet-Jensen auf seiner ?Karte zur administrativen Einteilung um
1700" Dsel mit einer abweichenden Farbe hervorge
hoben, um dessen verwaltungsmafiige Sonderstellung
zu markieren. Mit dem Frieden zu Bromsebro (1645)
wurde Dsel von Danemark an Schweden abgetreten.
Wahrend des Nordischen Krieges (1710) ging Dsel
unter russische Herrschaft. Wahrend der Zarenzeit
bildete Dsel eine Landschaft fiir sich, die zeitweilig (1740?1765) eine selbstandige, unmittelbar unter die
Zentralverwaltung gestellte Provinz war. Darnach war Dsel dem Generalgouverneur, bzw. dem Gouver
neur von Riga unterstellt, behielt aber bis zum Ende
der Zarenzeit seine Ritterschaft mit alien entspre chenden Behorden, sein Provinzialkonsistorium und seinen Superintendenten. Deshalb hatte man auf der
Karte JLivland, Estland, Kurland 1783" Dsel mit
einer ebenso fetten Grenzlinie abtrennen miissen, wie
man zwischen Estland und Livland gezogen hat. Auf derselben Karte (1783) macht sich auch eine gewisse Dissonanz bemerkbar in dem Sinn, dafi in Kurland
neben den Kreis- und Oberhauptmannschaftsgrenzen
auch Kirchspielsgrenzen gezogen sind, wahrend sie in Livland und Estland fehlen.
Die Trennung von Dsel und Moon mit einer Gou
vernementsgrenze fehlt auch auf der Karte ?Die
?Deutschen Ostseeprovinzen? Rufilands 1888". Auf
derselben Karte hatten wir auch gern die Gemeinde grenzen gesehen. Die Gemeinden in den russischen
Ostseeprovinzen wurden bekanntlich aus Gutsge
meinden gebildet, nicht aus Kirchspielen wie in Skan
dinavien. Die Gemeinden als Selbstverwaltungsein
heiten wurden geschaffen und organisiert in Estland 1816 und in Livland 1819 mit den Bauerngesetzen.
Diese Einteilung erhielt eine endgiiltige Unterlage mit dem Gemeindegesetz vom 19. Februar 1866. Die Polizeireform von 1888 brachte jedoch eine griindliche Veranderung mit sich. Die umfangreichste Aufgabe
der Bauernkommissare war, die mit dem Gemeinde
gesetz von 1866 ins Leben gerufenen Gemeinden zu vereinigen, wodurch besonders in den Jahren 1890 bis 1892 eine starke Verringerung der Anzahl der Gemeinden erzielt wurde. Das ware aber doch kein Hindernis gewesen, auf der Karte von 1888 die ver
waltungsmafiigen Untereinteilungen hervorzuheben.
Die letzte Karte ? die Freistaaten Estland und Lettland 1920?1940 ? bietet nur die Kreisgrenzen
in beiden Staaten nach dem ?Endergebnis" verschie
dener Veranderungen. Doch sind, wie der Verfasser
selbst zugibt, die in Estland 1938/39 vorgenomme nen Grenzregulierungen nicht mehr beriicksichtigt wor den. Dieses gilt wie fiir die Kreis- so audi fiir die
Gemeindegrenzen. Mit der erwahnten grofien terri
torialen Reform wurden an Stelle der fniheren 365 Gemeinden 248 geschaffen. Diese wurden gebildet
nach den Grundsatzen der modernen Raumplanung (Zentralort, Entfernung davon, die territoriale Ganz
heit der Gemeinde). Zugleich verschwanden jene Ex
klaven, die auf der Karte von Laakmann noch erschei nen, ebenfalls wurde eine Regulierung der Kreis
grenzen vorgenommen. Lettland war bis zum Jahre
1924 in 17 historische Kreise geteilt. Spater wurden zwei neue Kreise, Madona (Modohn) in Livland und Jaunlatgale (Neulettgallien) in NO-Lettgallien hin zugeschaffen. Der letzte Kreis ist bei Laakmann falschlich als Abrene bezeichnet.
H. Laakmann hat sich nicht zur Aufgabe gestellt, jene administrative Neuordnung zu behandeln, die in Estland und Lettland wahrend der russischen Be
setzung des Landes stattgefunden hat, insbesondere
seit der dem Abschlufi der Kollektivierung des bauer lichen Grundbesitzes folgenden administrativen Gleich schaltung mit der ubrigen Sowjetunion (1950), wobei die historischen estmischen und lettischen Verwal
tungseinheiten beseitigt und sowjetmafiige Bezirke (Rajony) eingefiihrt wurden. In dieser Beziehung findet der Atlas eine teilweise Erganzung in der von Dr. Hellmuth Weifi veroffentlichten ?Verwaltungs
karte Estlands" in der Zeitschrift fiir Ostforschung (3. Jg., 1954, H. 2, S. 258?261).
Alles in allem: Die Baltische Historische Kommis sion legt mit dieser Publikation der Fachwelt ein Werk vor, das iiber seinen wissenschaftlichen Wert
fiir die Spezialforschung hinaus auch Bedeutung fiir den geschichtlichen und historisch-geographischen Un
terricht hat. Das drucktechnisch ausgezeichnet ausge
stattete Kartenwerk ? Karten in gleichem Stil mit erfreulich grofiem Mafistab ? bringt ein reichhaltiges Material zur Aufhellung der Entwicklung der Staats
und Verwaltungsgrenzen zwischen der Memel und dem Finnischen Meerbusen. Es ist ein Werk, das freu dig begriifit werden darf, namentlich weil es nicht nur den geschichtlichen Werdegang kleinerer Landes
teile oder Landschaften aufzeigt, sondern auch ein Bild von der Sonderstellung der iBaltischen Lande in
dem nordostlichen Mitteleuropa zu vermitteln sucht.
DIE 51. TAGUNG DER ASSOCIATION OF AMERICAN GEOGRAPHERS VOM 11.-14.4.1955
IN MEMPHIS, TENNESSEE
Im Gegensatz zum zweijahrigen Turnus der deut schen Geographentage findet die Tagung der AAG alljahrlich statt. Im vergangenen Jahr kam man in Philadelphia zusammen, diesmal im Hotel Peabody
in der geschaftigen Baumwoll- und Hartholzmetro
pole Memphis am Mississippi. Jeder der rd. 500 Teil nehmer erhielt bei der Registration ein 83seitiges
Programm, das neben der Liste der Veranstaltungen auch Zusammenfassungen aller Vortrage enthielt ? eine nachahmenswerte Einrichtung, welche dem Be
sucher die Auswahl der Vortrage, die er horen will, sehr erleichtert. Auswahl war unumganglich, da die nahezu 100 Vortrage (in Philadelphia waren es wenig mehr als halb so viel) auf ganze 3 Tage, vom 11. 4.
mittags bis zum 14. 4. mittags, zusammengedrangt waren.
Wie so oft lagen auch hier Qualitat und Quantitat in einem gewissen Widerstreit; eine Beschrankung der Vortragszahl auf die Halfte ? durch Weglassen der
weniger bedeutsamen Beitrage ? hatte zweifellos das
Berichte und kleine Mitteilungen 233
Niveau der Tagung gehoben und langere, fruditbarere Diskussionen erlaubt. Andererseits gab diese Fiille
dem auslandischen Gast einen besseren Oberblick iiber
die gegenwartigen Arbeitsrichtungen der amerikani schen Geographen. Die Vortrage waren teils nach regionalen, teils nach systematischen Gesichtspunkten
auf 18 Sitzungen mit je 4?6 Vortragen verteilt, von denen meist drei zeitlich parallel liefen. Drei Sitzun gen behandelten die USA; Lateinamerika, Europa, Stadtgeographie und Wirtschaftsgeographie waren mit je zwei Sitzungen vertreten, und je eine Sitzung
war der Bedeutung von Memphis, Asien, anderen
Oberseegebieten, der politischen Geographie, der ? an gewandten Geographie" und der Klimatologie ge widmet. Einige Vortrage, die entweder zeitlich oder
thematisch nicht in diese Sitzungen pafiten, wurden
in einer Sitzung iiber ?Verschiedenes" zusammen
gefafit. Die Sitzungsthemen allein geben jedoch ein etwas schiefes Bild dessen, was auf der Tagung be
handelt wurde. Trotz des Oberwiegens ?regionaler"
Sitzungen wurden insgesamt nur drei i. e. S. landes
kundliche Vortrage gehalten. Alle ubrigen Vortrage waren richtiger in die Sachbereiche der allgemeinen Geographie einzuordnen, da sie im wesentlichen allge meingeographischen Einzelproblemen innerhalb be stimmter Gebiete nachgingen, wobei freilich der Ak zent bisweilen mehr auf dem allgemeinen Problem, bisweilen auch mehr auf der regionalen Anwendung
lag.
Eine Einteilung der Vortrage nach Sachbereichen zeigt das Dominieren anthropogeographischer Frage
stellungen, denen etwa drei Viertel aller Vortrage
gewidmet waren; davon wiederum beanspruchten
Stadtgeographie, Industriegeographie und Landwirt schaftsgeographie mehr als die Halfte. Physisch-geo
graphische Themen wurden nur von einem Sechstel
der Vortrage behandelt, mit starkem Oberwiegen der
Klimatologie. Kartographie, Landeskunde und Ge
schichte der Geographie teilten sich in den Rest.
Es ist unmoglich, auf dem hier zur Verfugung ste
henden Raum auch nur alle besonders guten Vor
trage zu wiirdigen, zumal iiberdies der Referent schon wegen des Parallellaufens der Sitzungen nicht uberall
zuhoren konnte und die im Programm der Tagung
enthaltenen Zusammenfassungen nicht zur Beurteilung der Vortrage ausreichen. Wenn hier trotzdem einige Vortrage erwahnt werden, so ist die Auswahl natur
gemafi subjektiv und luckenhaft und sagt nichts aus iiber die Qualitat der nicht genannten Vortrage.
Der Ehrenprasident der Association, D. Whittlesey (Harvard) hielt im Rahmen des Festbanketts einen
Vortrag iiber Siidrhodesien, worin er das alte ?lander
kundliche Schema" verliefi und das Gebiet vom Zu sammenspiel der in ihm wirksamen geographischen
Faktoren her darstellte.
Von den physisch-geographischen Vortragen seien genannt: die Untersuchungen von /. F. Woodruff und E. J. Parizek (Univ. of Georgia) iiber den Einflufi der Gesteinsstruktur auf Langs- und Querprofil der Taler
im Piedmont von Georgia, /. H. Vanns (Louisiana State Univ.) Studie iiber rezente Anderungen im Delta des Rio Atrato, und D. H. Brunnschweilers
(Clark Univ.) Versuch einer ?aerosomatischen" Klima klassifikation, die auf der Haufigkeit des Auftretens
verschiedener klimatisch wirksamer Luftmassentypen
beruht.
Aus Themenstellung und Ausfiihrung der anthropo geographischen Vortrage geht ein wesentlicher Un
terschied zwischen der amerikanischen und der deut
schen Auffassung auf diesem Gebiet hervor. In Deutschland steht ? vor allem bei siedlungs- und landwirtschaftsgeographischen Studien ? die Erfor
schung des historisch-kausalen Elements, der zur gegen wartigen Form fiihrenden Entwicklung, zumindest
gleichberechtigt, wenn nicht sogar mit Vorrang neben dem Studium gegenwartiger Funktionsbeziehungen.
In Amerika hingegen konzentriert sich die siedlungs und landwirtschaftsgeographische Forschung vorwie gend auf die gegenwartige Form selbst und ihre Funktionen. Soweit die Entwicklung einbezogen wird, handelt es sich meist um Untersuchungen der Ver
anderungen in jungster Vergangenheit. Eine der Fol
gen ist das Vorherrschen quantitativer, statistischer
Wertung, die auf alien moglichen Gebieten versucht und methodisch immer weiter verfeinert wird. Ein extremes Beispiel dieser Arbeitsrichtung gab R. A.
Harper (Southern Illinois Univ.) in seinem Vortrag iiber eine multifunktionale Klassifikation von Stad ten, der nicht einmal mehr die Art der Funktion bzw.
Funktionengruppe, sondern lediglich die Anzahl we
sentlicher Funktionen (gewonnen aus der Berufsstati
stik) zur Grundlage seiner Einteilung machte und auf
Karten, welche die Verteilung so erlangter Stadt
typen in den USA darstellten, auch die geographische Bedingtheit dieser Typen zeigen konnte.
In der Industriegeographie scheint jedoch ? vor allem bei der Behandlung ?alter" Industriegebiete ? noch das Bediirfnis nach historisch-kausaler Erklarung
starker zu bestehen; Beispiele hierfiir waren H. G.
Roepkes (Univ. of Illinois) Vortrag iiber Erzversor gung und Standort der britischen Eisen- und Stahl industrie und 7V. G. Pounds' (Indiana Univ.) fundier ter Vergleich der Ruhr und des oberschlesischen In dustriegebiets; Pounds kommt allerdings von der eng lischen Geographie her und ist deshalb nur bedingt
reprasentativ fiir die amerikanische Arbeitsweise.
Die politisch-geographische Sitzung war der Aus einandersetzung mit McKinders Auffassungen gewid met, wobei R. Hartshorne (Univ. of Wisconsin) in
einer Analyse die Unhaltbarkeit der . Heartland
Theorie nachwies.
Von den verkehrsgeographischen Vortragen diirf
ten zwei die deutschen Geographen besonders inter
essieren: R. S. Thomans (Univ. of Chicago) Studie iiber die Freihafen des nordlichen Europas (Hamburg und Bremen inbegriffen) und G. G. Weigands (Rut gers Univ.) Abhandlung iiber die Begriffe-Hinterland und Vorland (?foreland") in der Geographie der Hafen, welche im wesentlichen auf einer Untersuchung
der Verkehrsbeziehungen Hamburgs basiert.
Eine reizvolle Erganzung der deutschen Humboldt forschung bildete der Vortrag von R. L. Stevens (Uni versidad Nacional Autonoma de Mexico) iiber
?Mexiko und Humboldt, 150 Jahre spater". Stevens hat, mit A. v. Humboldts ?Essai Politique sur le Royaume de Nouvelle Espagne" in der Hand, Hum
boldts mexikanische Reisen wiederholt, seine Beobach
234 Erdkunde Band IX tungen und Folgerungen nachgepriift und fiir ausge
zeichnet und vielfach noch heute giiltig befunden.
Neben dem Vortragsprogramm wurde eine Anzahl
von Diskussionszusammenkiinften abgehalten, in
denen es oft zu echten Gesprachen uber ein zentrales Problem kam. Die Diskussionen standen unter den
folgenden Themen: Lateinamerika, Westeuropa, So
wjetunion, Ostasien, geographische Gelandearbeit, Klimatologie, natiiriiche Vegetation, Kartographie, geographische Luftbildauswertung, Technologie und Weltwirtschaft.
Drei halbtagige Autobusexkursionen in die Umge bung von Memphis studierten die Stadt selbst sowie die Kulturlandschaften der Mississippi-Schwemmland
ebene und des hoherliegenden Gebietes ostlich von
Memphis.
Wenn man den Gesamteindruck der Tagung in
einem Satz zusammenfassen darf: sie gab einen guten
Querschnitt durch den gegenwartigen Stand der amerikanischen Forschung, und sie bot daneben die wichtige Moglichkeit zur Aufnahme bzw. Aufrecht
erhaltung personlicher Kontakte unter den Geogra
phen der USA, was aufierhalb soldier Meetings in diesem Land begreiflicherweise viel schwieriger ist als
in Deutschland. Frank Ahnert.
JAPANISCHER GEOGRAPHENTAG
ZU TOKYO (1.?4. Mai 1954)
Das Fruhjahrstreffen des Verbandes der Japani schen Geographen (AJG) fand im neuen Gebaude der
Meiji-Universitat, im Zentrum Tokyos, statt, wie es auf dem Yamagata-Treffen im vergangenen Herbst beschlossen worden war. Von den Teilnehmern waren
300 Mitglieder der AJG und etwa 400 Nichtmitglie der. Den Erfolg dieses Treffens haben wir zum gro fien Teil dem eifrigen Bemiihen von Misao Watanabe, Professor fiir Geographie der Meiji-Universitat, zu verdanken, der zugleich Schatzmeister des AJG ist.
Es wurden diesmal keine offentlichen Vortrage ge halten, dagegen aber 71 wissenschaftliche Abhandlun
gen gelesen.
Am ersten Tag, dem 1. Mai, hielten die neuge
wahlten oder -ernannten Mitglieder1) des Nationalen
Komitees fiir Geographie ihre erste Versammlung im Gebaude des Rates fiir Wissenschaft in Japan (SCJ)
im Ueno-Park ab. Die neuen Herausgeber des ?Ja
panese Journal of Geology and Geography" wurden gewahlt 2) und ein Unterausschufi fiir den kommen den Internationalen Geographen-Kongrefi in Rio de
*) (1) Gewahlt wurden: E.Fukui, H.Sato, K.Tanaka, G. Imamura, J. Katabira, S. Kiuchi, T. Yazawa, N. Iimoto, M. Hoyanagi, K. Iizuka, H. Simomura. (2) Als Stellver
treter fiir verschiedene Ausschiisse wurden ernannt: A. Wa tanabe, T. Oda, Y. Tomita, T. Isida, T. Matui, Y. Isikawa, J. Hanai. (3) Beirat: T. Yosikawa, T. Nob, T. Sekiguchi, I. Kobori. (4) Vom SCJ wurden automatisch F. Tada, T. Aono iibernommen. Das Komitee besteht aus 24 Mit
gliedern. Vorsitzender ist F. Tada.
2) G. Imamura, S. Kiuchi, F. Tada, T. Okayama, E. Fu kui, T. Murata, T. Noh, T. Sekiguchi.
Janeiro zusammengestellt 3). Alle Mitglieder stimm ten der Meinung von Prof. G. B. Cressey zur Stellung der Geographie in der ICSU zu. Der Verfasser hegt die Hoffnung, dafi die neuen Mitglieder des Aus
schusses zur internationalen Zusammenarbeit der Geographen beitragen werden.
Die dann folgende Vorstandssitzung der AJG in der Meiji-Universitat druckte den Wunsch aus, die
nachste Generalversammlung im kommenden Herbst in Hiroshima, der atombombardierten Stadt, abzu halten.
2. Mai: Am Morgen wurden in vier Sektionen wis senschaftliche Abhandlungen verlesen. Der Verfasser hat in der Sektion I die Vortrage iiber Geomorpho
logie gehort und ist der Auffassung, dafi diese Diszi plin in Japan schnelle Fortschritte macht.
Am Nachmittag wurde die Generalversammlung
zwanglos fortgesetzt, ohne dafi ein wichtiges Problem
besprochen worden ware. Am Abend fanden unab hangig voneinander 6 Ausschufi-Sitzungen statt, und
zwar: iiber die Oberflutung von Siedlungen durch den Bau von Talsperren, iiber den Wert historischer Do kumente, iiber Industriegebiete, iiber Fragen der Agrargeographie, iiber Fischerei und iiber Fragen der
Medizinalgeographie. Der Verfasser nahm am Aus
schufi fiir Medizin und Geographie teil und hat trotz der kurzen Berichte den Eindruck gewonnen, dafi die Zukunft dieser Disziplin vielversprechend ist, unter der Voraussetzung, dafi die Wissenschaftler sich nicht nur auf Statistiken und theoretische Abhandlungen
stiitzen.
3. Mai: Es standen wissenschaftliche Vortrage auf dem Programm. Der Verfasser nahm an der physi
schen Geographie teil und gewann den Eindruck, dafi die Berichte im allgemeinen hervorragend waren.
Seltsamerweise war die Abhandlung iiber Erdbeben verhaltnismafiig schlecht, wo doch Japan eines der wenigen Lander der Erde ist, in denen Seismik be
deutende Fortschritte gemacht hat.
Am Nachmittag wurden drei franzosische Filme vorgefiihrt, die schon fast etwas zuviel des Guten
boten, nach den zahlreichen geographischen Vortra
gen. Am Abend fand eine Festlichkeit statt, an der
auch 13 amerikanische Gaste teilnahmen.
4. Mai: Es fanden drei Exkursionen statt: zum Mittellauf des Flusses Katura, zur Oogoti-Talsperre
und zur Stadt Tiba und deren Umgebung. An der letzteren nahmen mit dem Verfasser 65 Kollegen teil.
Wir fuhren um 9.20 Uhr mit einem Bus von der Meiji-Universitat ab und besuchten zunachst das
Geographische" Vermessungs-Institut nahe Tiba, wo
die Herstellung von Landkarten gezeigt wurde. Dann fuhren wir weiter nach den Kawasaki-Eisen- und Stahlwerken, die noch im Bau sind. Den Hafen von Tiba iiberquerten wir in einem kleinen Dampfboot
und beschlossen die Exkursion mit einem Essen, das die Stadtverwaltung von Tiba fiir die Teilnehmer gab. Diese Exkursion war nicht so sehr geographisch ausgerichtet wie die nach Okitama anlafilich des
Yamagata-Treffens.
3) G. Imamura, A. Watanabe, N. Iimoto, K. Tanaka.
Aufierdem wurden noch 2 SCJ-Mitglieder, 4 Beirate und T. Yazawa und /. Hanai ubernommen.