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Archiv "Auch jenseits der documenta: Experimente in Kassel" (14.12.2007)

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A3446 Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 5014. Dezember 2007

P O L I T I K

se dabei auf das derzeitige Vergü- tungsniveau und den neuen EBM 2008. Berücksichtigt würden auch spezielle Anforderungen, die aus dem Vertrag resultieren. Doch den teilnehmenden Ärzten drohe mit dieser Festlegung, von Vergütungs- erhöhungen abgekoppelt zu wer- den, wie sie die Orientierung an der Morbidität der Versicherten ab 2009 verspricht. „Wir haben über Jahre dafür gekämpft, das Morbi- ditätsrisiko zu den Krankenkassen zu verlagern“, erklärte Köhler.

„Jetzt ist dieses Ziel greifbar nahe.

Und nun wird in diesen Verträgen die Morbidität für die Dauer der Laufzeit des Vertrags zementiert, und zwar von den Ärzten selbst.

Das ist für mich wirklich nicht mehr nachvollziehbar“, kritisierte der KBV-Vorstand.

Dazu komme, dass die AOK nicht verpflichtet sei, mit allen Hausärzten zu kontrahieren. Wenn sie über den Vertrag eine genügend hohe Zahl an Hausärzten an sich gebunden habe, brauche sie die anderen einfach nicht mehr. In Ballungsgebieten, die ten- denziell überversorgt seien, könne dieses Instrument dazu missbraucht

werden, die Zahl der Hausärzte deut- lich zu reduzieren.

„Solche Verträge ohne Beteili- gung der KVen und mit Bereinigung der Gesamtvergütung sind der An- fang vom Ende des KV-Systems und des Kollektivvertrags – mit gra- vierenden Auswirkungen auf die

Versorgungssicherheit und die Ver- sorgungsdichte in Deutschland“, warnte Köhler. Die Vertreterver- sammlung beschloss deshalb, die Versicherten, die Vertragsärzte, die Politik und die Öffentlichkeit über die Folgen solcher Einzelverträge zu informieren – „damit bei einer

AUCH JENSEITS DER DOCUMENTA: EXPERIMENTE IN KASSEL

„In der Region Kassel und Schwalm-Eder erleben wir zurzeit hautnah, wie rasant sich unsere Versorgungslandschaft ändert“, hat Dr. med. Margita Bert, die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen, kürzlich angemerkt. „Denn ausgerechnet diese Region ist es, die sich der VdAK als Spielwiese und Testregion in Sachen § 73 c ausgesucht hat.“ Der Paragraf regelt die besondere ambulante ärztliche Versorgung.

Am 7. November teilte der Ersatzkassenverband VdAK knapp mit, man werde in besagter Region in Hessen 2008 neue Wege gehen, sprich: sich aus der bisher über die KV sichergestellten ambulanten Ver- sorgung ausklinken. Im Rahmen eines Pilotprojekts habe man „eine am- bulante ärztliche Rundumversorgung“ ausgeschrieben. Nach Sichtung der Angebote sollen die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) Medi- kum in Kassel und Baunatal Vertragspartner werden.

Die Ersatzkassen bieten ihren Versicherten die Teilnahme am Pilot- projekt an und rechnen offiziell mit 1 000 bis 2 000 Interessenten. Sie würden dann ausschließlich von den Ärztinnen und Ärzten in den MVZ versorgt sowie von „Kooperationsärzten“, die die Ersatzkassen noch ge- winnen wollen. Gelockt werden Versicherte mit Versprechen: Es werde für berufstätige Patienten gesonderte Praxis- oder Präventionstermine geben, kurze Wartezeiten, eine besondere Kunden- und Patientenbera- tung. „Dazu gehören Samstagssprechstunden, ein 24-Stunden-Telefon- service oder die schnelle Terminvermittlung“, heißt es beim VdAK.

Was das Pilotprojekt den beteiligten Ärzten der MVZ bringen wird, muss man abwarten. „Wir zahlen im neuen Projekt nicht mehr und nicht

weniger als für die von der Kassenärztlichen Vereinigung sichergestellte Versorgung“, betont Dr. Werner Gerdelmann, Vorstandsvorsitzender der Ersatzkassenverbände. KV-Vorstand Bert warnt dagegen: „Mittels dieses Versuchsballons soll unter dem Deckmäntelchen des Wettbewerbs ein Prozess in Gang gesetzt werden, an dessen Ende ärztliche Leistung wahrscheinlich zum Dumpingpreis eingekauft wird.“ Die Vertreterver- sammlung der KV Hessen hat in einer Resolution ebenfalls Kollegen ge- warnt, auf das Angebot einzugehen: „Mit diesem Vertrag sollen die nie- dergelassenen Ärzte langfristig zersplittert und so erpressbar gemacht werden“, heißt es. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Ersatz- kassen in Hessen in ihrem Pilotprojekt für ärztliche Leistungen „deutlich mehr Geld“ zur Verfügung stellen.

Vermutlich hat jeder auf seine Weise recht. Mehr Geld wollen die Kas- sen meist nicht ausgeben, wenn sie spezielle Versorgungsverträge schließen. Sie können die Ärzte aber besser bezahlen, weil sie durch kla- re Vorgaben für Arzneimittelverordnungen oder die Chronikerversorgung Geld einsparen. Das macht wiederum die Teilnahme für niedergelassene Ärzte attraktiv.

KV-Vertreter warnen davor, dass Patienten im Kasseler Pilotprojekt auf die freie Arztwahl verzichten müssen und völlig ungeklärt ist, wie und zu welchen Konditionen sie ambulant versorgt werden, wenn sie außer- halb ihres MVZ-Einzugsgebiets erkranken. Auch die Bereinigung der ärztlichen Gesamtvergütung um den Anteil, den die Ersatzkassen nun di- rekt an zwei MVZ zahlen, gilt als schwierig und manipulierbar. Rie

Mit der Teilnahme am AOK-Vertrag begibt sich der Versicherte in ein hermetisch abgeriegeltes System.

Andreas Köhler

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