Forum angewandte Forschung 01./02.04.2014 Schwein
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53 Verbesserte Rohfettanalyse - stabilere Rohfettverdaulichkeiten im Verdau- ungsversuch mit Schweinen
P. Stoll
Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften, INT, route Tioleyre 4, CH-1725 Posieux
1. Einleitung
Im Rahmen einer Überprüfung des Nährwertes verschiedener Fette und Öle fielen die Verdaulichkeiten von Satura beim Schwein auf. Satura ist ein kristallines Fett auf Basis von Palmöl. In einer Wiederholung wurde nun der Fokus speziell auf Palmöl und Satura gerichtet.
In diesem Zusammenhang spielt die Fettanalytik eine wesentliche Rolle. In Futtermittel wenden wir am Institut für Nutztierwissenschaften (INT) von Agroscope die Rohfettanalyse nach Berntrop (mit Säureauf- schluss) an. Sie beinhaltet in der Durchführung einige heikle händische Manipulationen, die zu einer erhöhten Variabilität der Resultate führen können. Zusätzlich enthält sie einen Extraktionsschritt von 6 h.
Das INT hat eine Methode entwickelt, die heiklen Manipulationen entschärft und die Extraktion von 6 h auf 80 – 100 Minuten verkürzt. Dies dank einer Extraktion unter Druck mit einem Soxtec Avanti 2050 Gerät. Diese neue Methode erlaubt einen größeren Probendurchsatz und eine geringere Variabilität der Resultate.
Dieser Verdauungsversuch mit Mastschweinen bot sich für einen Methodenvergleich an. Deshalb wurde die Rohfettverdaulichkeit anhand von 3 verschiedenen Methoden der Rohfettanalyse bestimmt. Dabei wurde das Rohfett nach Berntrop (RLB), mit Hilfe des Soxtec Avanti 2050 Systems (RLPS) und nach der im letzten Jahr beschriebenen GC-Methode (RLGC; Stoll 2013) analysiert.
2. Material und Methoden Tiere
Für den Verdauungsversuch mit der Indikatorme- thode wurden 24 Mastschweine verwendet. Es handelte sich um 6 mal 4 gleichgeschlechtliche Wurfgeschwister, die auf die 4 Verfahren verteilt wurden (siehe Kasten). Sie wurden mit 25 kg Le- bendgewicht (LG) eingestallt und in Gruppen bis 100 kg LG gemästet.
Kotsammelperiode
Beim erreichen des Gewichtes von 30, 50, 70 bzw. 90 kg wurden die Tiere jeweils am Freitag bis zum nächsten Mittwoch in Einzelboxen gehalten, die im Gegensatz zu den Gruppenbuchten nicht mit … ein- gestreut waren. Während der letzten zwei Tage wurden die Kotproben gesammelt und tiefgefroren. Für die anschließende Analyse wurden sie gefriergetrocknet und gemahlen.
Futter und Fütterung
Das Verfahren „Palmöl“ ist die Positivkontrolle mit 6 % Palmöl. Es handelt sich um ein Alleinfutter, das auf 60 kg LG angepaßt ist. Damit möglichst wenig andere Fette im Futter sind, wurden Extraktionsschro- te und Kartoffelprotein als Proteinträger verwendet (Tab. 1). Das Kontrollfutter „ohne Fett“ entspricht dem Futter „Palmöl“ ohne Palmölzulage. Die Futter „Satura 3“ und „Satura 6“ entsprechen dem Kontroll- futter mit einer Zulage an Satura von 3 bzw. 6%. Die 4 Futter sind nicht isoenergetisch. Als Indikator für die Ermittlung der Verdaulichkeiten wurde Celite 545 verwendet. Rechnerisch wurde Palmöl und Satura mit 35.5 MJ VES/kg eingesetzt. Die analysierten Gehaltswerte sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Die täglich verabreichte Futtermenge entsprach einer Norm-Wachstumskurve (VES = f[LG, MTZ]) von durchschnittlich 800 g/Tag, mit der die täglich aufzunehmende Menge an VES festlegt (bei 30, 50, 70, 90 kg LG sind es 17.7, 25, 29.9 bzw. 34.2 MJ VES/Tag). Grundlage für die Futterzuteilung war die wöchent- liche Gewichtserhebung der Tiere. Die Futter wurden den Tieren in gewürfelter Form angeboten. In den Gruppenbuchten konnten die Tiere das Futter an Futterautomaten beziehen in den Einzelboxen (Kotsam- melperiode), erhielten sie das Futter täglich in 2 Portionen.
Variante Bezeichnung
Ohne Fett Futter „Palmöl“ ohne Fettzulage Palmöl Versuchsfutter mit 6 % Palmöl Satura 3 Futter „Ohne Fett“ plus 3 % Satura Satura 6 Futter „Ohne Fett“ plus 6 % Satura
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- 46 - Fettanalysen im Vergleich
Neben den Versuchsmischungen wurden auch verschiedene Einzelfuttermittel mit den 3 verschiedenen Fettanalysemethoden untersucht (siehe Kasten).
Auswertung der Daten
Der Verdauungsversuch wurde gemäß Standardverfahren (GfE, 2005) ausgewertet.
Tabelle 1: Zusammensetzung der Versuchsfutter (in kg/Mischcharge)
Variante Ohne Fett Palmöl Satura 3 Satura 6
Gerste 67.5 67.5 67.5 67.5
Weizen 244 244 244 244
Palmöl 30
Satura 15 30
Sojaextraktionsschrot 67 67 67 67
Weizenkleie 49 49 49 49
Diffusionsschnitzel getrocknet 16 16 16 16
L-Lysin-HCl 1.12 1.12 1.12 1.12
DL-Methionin 0.2 0.2 0.2 0.2
L-Threonin 0.56 0.56 0.56 0.56
Dikalziumphosphat 2.96 2.96 2.96 2.96
Futterkalk 5.92 5.92 5.92 5.92
Natriumchlorid 1.69 1.69 1.69 1.69
Pellan (Presshilfsmittel 1.5 1.5 1.5 1.5
Celite 545 7.5 7.5 7.5 7.5
Vitamin- Spurenelement Prämix 2 2 2 2
Natuphos 5000 G 0.05 0.05 0.05 0.05
Tabelle 2: Nährstoffanalyse der Versuchsfutter (in g/kg TS bzw. MJ/kg TS)
Variante Ohne Fett Palmöl Satura 3 Satura 6
Rohasche 77.5 72.8 74.4 72.9
Rohprotein 191.1 173.7 181.7 175.9
Rohfaser 43.3 39.8 39.1 40.3
ADF 57.3 54.8 57.2 52.8
NDF 158.1 155.9 160.0 163.2
Rohfett:
RLB 22.3 79.4 53.3 81.8
RLPS 19.3 85.6 53.9 81.9
RLGC 20.4 97.4 56.8 86.3
Brennwert 16.8 18.3 17.8 18.3
VES aus Futteroptimierung 14.5 15.9 15.1 15.7
Analysierte Einzelfuttermittel:
Gerste, Hafer, Mais, Rispenhirse, Weizen, Haferflocken, Haferfuttermehl, Mühlennachproduktegemisch, Teigwaren, Weizenfuttermehl II, Biertreber frisch, Diffusionsschnitzel getrocknet, Grasmehl, Haferspel- zen, Kornspreu, Luzernemehl, Mais ganze Pflanze getrocknet, Obsttrester, Strohmehl Anipelli, Weizen- kleie, Kartoffelprotein, Leinkuchen, Maiskleber, Rapskuchen, Sojabohnen, Sojakuchen, Sonnenblumen- kerne, Sonnenblumenkuchen, Torulahefe, Weizenkeime, Magermilchpulver, Molkenpulver und Na- Kaseinat
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- 47 - 3. Ergebnisse und Diskussion
Fettanalysen der Einzelfuttermittel
Die Rohfettgehalte der Einzelfuttermittel schwankte zwischen 6 und 500 g/kg TS. Wie die Abbildung 1 zeigt, ist die Übereinstimmung von RLPS und RLB gut. Betrachtet man allerdings nur den unteren Wer- tebereich von 0 bis 100 g/kg TS (Abb. 2), so wird ersichtlich, daß in Einzelfällen doch größere Abwei- chungen vorkommen.
Abb. 1: Beziehung zwischen RLPS und RLB im Bereich 0 bis 500 g/kg TS in Einzelfuttermittel
Abb. 2: Beziehung zwischen RLPS und RLB im Bereich 0 bis 100 g/kg TS in Einzelfuttermittel
Die Beziehung zwischen RLPS und RLGC ist auch eng (R2 = 0.99). Die lineare Ausgleichskurve in Abbildung 3 zeigt, daß RLGC rund 10 % höhere Werte als RLPS liefert. Die mit RLGC auf Trigly- ceride umgerechnete Summe der Fettsäuren ent- spricht einem Reinfett. Das verdeutlicht, daß die Standard Rohfettanalyse mit vorgängigem Säure- aufschluss nicht die gesamten Fettsäuren erfaßt.
Fettanalysen in Kot
Die Übereinstimmung zwischen RLB und RLPS ist auch im Kot gut (Abb.4, R2 = 0.94). Der Ver- gleich mit RLGC (Reinfett) zeigt, daß vor allem im unteren Wertebereich die Rohfettfraktion wesentliche Anteile (ca. 30 %) Nicht-Fette enthält (Abb. 5).
Deshalb ist RLGC im Verdauungsversuch nur für Futtermittel verwendbar.
Abb. 4: Beziehung zwischen RLB und RLPS im Kot
Abb. 5: Beziehung zwischen RLB und RLPS (●) bzw. RLGC (■) im Kot
Verdaulichkeiten
Der Versuch verlief störungsfrei. Alle Tiere konnten in die Auswertungen einbezogen werden. Im vorlie- genden Versuch wurden Rohfett-Verdauungskoeffizienten berechnet, die auf RLB und RLPS bezie- Abb. 3: Beziehung zwischen RLPS und RLGC im
Bereich 0 bis 500 g/kg TS in Einzelfuttermittel
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hungsweise auf RLGC im Futter und RLPS im Kot basieren. In Tabelle 3 sind die Standardabweichungen der Verdauungskoeffizienten aufgeführt. In 14 von 16 Fällen ist die Standardabweichung mit RLPS ge- ringer als mit RLB (P des Vorzeichentests ist < 0.001). RLGC im Futter und RLPS im Kot ergibt die geringste Standardabweichung (P < 0.001).
Tabelle 3: Standardabweichung der Verdauungskoeffizienten (n = 6)
Gewicht ohne Fett Palmöl Satura 3 Satura 6
RLB RLPS RLGC RLB RLPS RLGC RLB RLPS RLGC RLB RLPS RLGC1 30 5.5 4.5 4.3 2.8 2.0 1.8 11.5 4.7 4.5 7.2 7.9 7.5 50 12.5 12.1 11.4 4.3 4.6 4.0 2.2 1.7 1.6 7.9 3.3 3.1 70 5.5 4.0 3.8 3.5 2.4 2.1 6.4 5.6 5.3 5.2 3.6 3.4 90 8.4 5.2 4.9 2.3 2.0 1.7 9.1 5.8 5.5 2.5 1.9 1.8 RLGC1: Verdaungskoeffizient berechnet mit RLGC-Analyse im Futter und RLPS im Kot
Der Vergleich des Gehaltes an verdaulichem Roh- fett mittels RLB- bzw. RLPS-Analyse ergibt eine sehr gute Übereinstimmung der beiden Analyse- methoden (Abb. 6). Werden die Werte mit RLGC1 (RLGC im Futter und RLPS im Kot) berechnet, so ist das Bestimmtheitsmass mit 0.95 immer noch gut (Abb. 7). Es ist auch ersichtlich, daß die Diffe- renz im Gehalt an verdaulichem Rohfett zwischen RLB und RLGC1 mit zunehmendem Rohfettgehalt zunimmt. In Abbildung 8 tritt dieser Umstand noch deutlicher zutage.
Abb. 7: Beziehung zwischen dem Gehalt an ver- daulichem Rohfett im Futter mit RLB- (VRLB) bzw. RLGC1-Analyse (VRLGC1)
Abb. 8: Beziehung zwischen dem Gehalt im Fut- ter an verdaulichem Rohfett mit RLPS- (VRLPS) bzw. RLGC1-Analyse (VRLGC1)
4. Fazit
Im Rahmen dieses Versuches konnte gezeigt werden, daß die Rohfettbestimmung nach Berntrop durch die Bestimmung von RLPS ersetzt werden und dabei die Variabilität der Resultate verringert werden kann.
Die RLGC-Analyse im Futter ergibt deutlich höhere Fettgehalte, was sich auch in einem höheren Gehalt an verdaulichem Rohfett wiederspiegelt.
5. Literatur
GfE [Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (2005): Bestimmung der Verdaulichkeit zur energetischen Futterbewertung für Schweine, Proc. Soc. Nutr. Physiol. 14, 207- 213
Abb. 6: Beziehung zwischen dem Gehalt an ver- daulichem Rohfett im Futter mit RLB- (VRLB) bzw. RLPS-Analyse (VRLPS)