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Archiv "Cuba — Ein Vorhang hebt sich" (10.04.1975)

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Hinweise •Anregungen REISE

Auf dem Jose-Marti-Flughafen von Havanna zeigten sich Wetter und Revolution von der Schokoladen- seite. Hijacker und Luftguerilleros waren gerade nicht gemeldet, als wir nach einem 13-Stunden-Flug von Frankfurt über Madrid dort ein- trafen. Das Visum wurde im Hand- umdrehen in die Pässe gestem- pelt, und die Zöllner verrichteten zwar gründlich, aber keineswegs pedantisch ihren Dienst. Freund- lich halfen sie uns, die Koffer wie- der zu packen, in denen sie gerade herumgegraben hatten.

Gastronomie überraschend gut Seit Dezember vergangenen Jah- res dürfen westdeutsche Touristen die Rum- und Rumbainsel Cuba in den Antillen wieder ansteuern. Der Eindruck, den sie gewinnen, ist zwiespältig. Dem Leben in Bedürf- nislosigkeit, Armut und Rationie- rung, das die 9,1 Millionen Cubaner zu meistern haben, steht eine über- raschend intakte Gastronomie ge- genüber, die sich über 16 Jahre Isolation hinweg konserviert hat.

Der Devisenbringer merkt wenig von Mangelerscheinungen und hat dazu noch die Paradestrände von Varadero oder Megano fast für sich allein. Varadero liegt etwa 135 Kilometer östlich von Havanna und war früher ein Dorado der High So- ciety aus Miami. Der gestiegene Weltmarktpreis für Zucker macht es möglich, daß Castro lädierte Hotels wieder aufpolieren und so- gar Neubauten errichten konnte.

Der Globetrotter, der sich nach Cuba verirrt, lebt allerdings noch weitgehend im Getto. Von Vara- dero aus steht höchstens ein Drei- Tage-Trip nach Havanna auf dem Programm oder ein Ausflug in die Karibik-Idylle Trinidad, ein Städt- chen, das als cubanisches Rothen-

burg verkauft wird. Ansonsten ist er an Strand und nähere Umge- bung gefesselt. Erst ab September dieses Jahres werden Rundreisen angeboten, die zumeist von Santia- go de Cuba im Süden ins 1100 Ki- lometer entfernte Havanna führen.

Das ist allerdings nur ein Trip für geduldige Seelen, denn die zwar geräumigen, aber sehr betagten Busse holpern im Schnitt mit 65 Ki- lometer pro Stunde über die Insel- landstraßen. Die Rundreise führt an den Segnungen des sozialistischen Fortschrittes vorbei in die Haupt- stadt, die an vielen Stellen das trostlose Bild des Verfalls zeigt.

Der Tourist wird Trinidad sehen und vom Motel aus einen herrli- chen Blick auf eine Bilderbuch- landschaft genießen. Weiter wird ihm die Stadt Cienfuegos gezeigt, die neben dem Botanischen Garten eine Zuckerverladeanlage zu bie- ten hat. In Santa Clara, der 500 000-Einwohner-Metropole der Mittelprovinz Santa Clara, stehen neuartige Landschulen auf dem Programm, und in der Sierra des Escambray wird der Tourist mit Mi- ni-Landkliniken bekannt gemacht, die ein besonderer Stolz der Re- volution sind.

Nur Gruppenreisen möglich Leider darf die Rundreise nur in Gruppen veranstaltet werden. Solo- gänge sind nicht gestattet; für sie gibt es auch keine Mietwagen. Die cubanische Fremdenverkehrsorga- nisation INIT, bisher an die diszipli- nierten Reisegruppen aus den Ost- blockstaaten gewöhnt, sieht sich erst jetzt der etwas legeren Frei- zeitauffassung westlicher Touristen gegenüber. Man sieht es auch nicht gerne, wenn die Gruppentou- risten wenigstens die Städte, in die sie gekarrt werden, auf eigene Faust zu durchstreifen suchen. Das

gilt vor allem für Havanna, die ehe- malige Kurtisane der Antillen. Wer die Stadt zu Fuß durchstreift oder vielleicht doch ein Taxi vor dem Hotel „Habana libre", dem ehema- ligen Hilton erwischt, kommt schnell in Kontakt mit der Bevölke- rung, die sich äußerst aufgeschlos- sen und gesprächsbereit gibt. Ger- ne posiert man für ein Foto. Über- haupt wird der Umgang mit Filmka- mera, Fotoapparat oder Tonband- gerät überraschend liberal gestat- tet.

Luxus ist teuer

Wörter wie Trinkgeld, Schwarz- markt und Korruption hört das offi- zielle Cuba nicht gerne. Alle drei sind aber präsent. In einem Land mit leeren Läden und strenger Ra- tionierung müssen zusätzliche Be- dürfnisse einfach mehr oder weni- ger illegal befriedigt werden.

Sechs Pfund Reis, sechs Pfund Bohnen, vier Schachteln Zigaret- ten, fünf Pfund Zucker und ein Ka- sten Bier stehen neben 750 Gramm Fleisch auf der monatlichen Le- bensmittelkarte. Ein Cubaner ver- dient im Schnitt 100 Peso, etwa 300 DM. Wer starker Raucher ist, muß für eine zusätzliche Schachtel Zi- garetten sechs Mark bezahlen; an- sonsten kostet sie ihn, wie den Touristen mit Devisenwechselbe- scheinigungen auch, 75 Pfennig.

Für einen zusätzlichen Kasten Bier muß er gar 45 DM hinblättern.

Ganz katastrophal ist der Mangel an Textilien, und man kann nur staunen, wenn man sieht, was die weißen und kaffeebraunen Schö- nen auf der „23.", dem Flanierbou- levard der Metropole, aus dem we- nigen, das sie bekommen, so alles machen.

Doch die Landeskinder wollen nicht nur, was bei ihnen rar ist, schnorren. Sie freuen sich auch auf den Dialog, der überraschen- derweise zeigt, daß es doch auch noch recht viele Regimegegner gibt. Großzügig wird man in den Kneipen zum Bier eingeladen, und der Gastgeber wäre beleidigt, wür- de man passen. Ungern läßt der

Cuba Ein Vorhang hebt sich

Rundreisen von Santiago de Cuba bis Havanna

1086 Heft 15 vom 10. April 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Cubaner sich aber eine Gegenein- ladung gefallen. Und überschweng- lich, wie viele Cubaner nun einmal sind, wird man als Gast gelegent- lich mit Wangenkuß verabschiedet.

Wem es gelingt, Havanna zu durch- streifen, der erlebt eine viergeteilte Stadt. Am Malecon, der einst be- rühmten Uferstraße, bröckelt der Kalk. Das Kolonialviertel in der Handschrift der ehemaligen spani- schen Herren zeigt ebenso unauf- haltsamen Verfall. Lediglich die modernen Viertel - um die "23."

und das "Habana libre" - wirken etwas weltstädtisch, läßt man den spärlichen Straßenverkehr einmal außer acht. Um den "Platz der Re- volution" wieder, der für eine Mil- lion Besucher angelegt ist, hat sich das sozialistische Cuba mit den Mi- nisterien und den Parteizentralen gelagert.

Internationale Küche

ln den Hotels von Varadero wird jede Propaganda und jedes Trans- parent ansonsten Selbstver- ständlichkeit im Straßenbild ferngehalten. Die Küche weist mitt- leres internationales Niveau auf. Im Vollpensionspreis er ist für Cuba obligatorisch - ist ein ab- wechslungsreiches Frühstück mit Eierspeisen enthalten. Mittag- und Abendessen haben mehrere Gänqe und sind durchaus nicht eintöniq.

Vor allem Fischgerichte, sehr lek- ker zubereitet, und Geflügel wer- den serviert. Gelegentlich gibt es auch Steaks, Gulasch und Hack- braten. Dazu kommen als Vorspei- se Suppe oder Früchte und das Dessert, das allerdinqs noch süßer ist als süß; oft besteht es aus Eis, von dessen Herstellung die Cuba- ner einiges verstehen. Neben dem Espressokaffee gehören auch eine Flasche Bier oder ein Glas Wein zum lnklusivpreis. Wer immer noch Durst hat, der kann sich an den Tresen der stets bis zwei Uhr mor- gens geöffneten Bars beqeben, die dem Devisengast liebend qerne ihr breites Angebot an Lonqdrinks of- ferieren. Neben dem schwächlich eingebrauten Cubaner Bier gibt es

Leserdienst Hinweise ·Anregungen Cuba - Ein Vorhang hebt sich

zeitweise auch Pilsner Urquell, die Halbliterflasche für knappe zwei Mark.

Überall im Angebot sind "Daiquiri", eine köstlich erfrischende Zitro- nen-Rum-Eis-Kombination, "Moji- do", ein Rumgetränk mit Pfeffer- minzbeiwerk und - auch bei uns bekannt - "Cuba libre", eine Le- gierung aus Rum und Cola.

Auch wer es weniger gerne mit den Bars und dafür mehr mit dem

"Trimm dich" hält, kommt in Vara-

dero auf seine Kosten. Fahrräder und Pferde stehen bereit. Darüber hinaus hat das Reiseunternehmen

· INIT dafür gesorgt, daß auch ein Nachtleben zustande kommt. Im Hotel "lnternacional" wird jeden Abend eine recht ansprechende Show - angereichert durch Sket- ches und Pantomime - gezeigt.

Weiter sorgen zahlreiche Bars, die sich zum Teil direkt am Meer befin- den, für nächtliche Kurzweil. Im Programm von "Terramar", Frank- furt, - das Reiseunternehmen, das bisher am besten ins Cuba-Ge- schäft gekommen ist - steht sogar der Besuch des "Tropicana" in Havanna im Pauschalpreis. Die

"Open-Air-Show" vor häufig 1000

Besuchern ist allerdings nur noch ein biederer Verschnitt des Enter- tainments von vor über 16 Jahren.

Erholung am Meer

Wer nach Cuba reist, sollte Spaß an allem Fremden haben und ein waches Interesse für ein Land mit- bringen, das erst jetzt zaghaft sei- nen Zuckerrohrvorhang öffnet.

Trotz aller Herumfahrerei bleibt - das sei zum Trost gesagt - immer auch noch genügend Zeit zum Gril- len in der Sonne oder zum Baden im stets warmen Meer. Neben

"Terramar" bieten noch andere

Reiseveranstalter Cubapakete an.

Vor allem N-U-R, Frankfurt, mit ei- ner achttägigen Cubarundreise. Al- lerdinqs ist diese Arrangement nur über Mexico möglich. Zum N-U-R- Cubatrip gehört also auch noch eine Woche Acapulco oder Mexico

City. D. Zorn

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Arztstempel/Telefon

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 15 vom 10.April1975 1087

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