mit den realen Belastungssituationen Fremdstoffe in Lebensmitteln, Kör- perpflegemittel, Kosmetika, Schim- melpilze und Haushaltschemikalien an der Spitze. Wie in manchen anderen Untersuchungen wird bei dieser Erhe- bung mit 66 Prozent zu einem hohen Prozentsatz eine psychische Überlage- rung angenommen (Tabelle 3).
Interessanterweise erfolgten dar- über hinaus 76 freie Nennungen. In der Mehrzahl waren sie aber den ge- nannten Noxen zuzuordnen. Häufiger als dreimal fanden Rauchen, Haus- staub/Milben, Klimaanlagen, Lärm und Bildschirmarbeitsplätze Erwäh- nung.
Die Aufschlüsselung der Ein- schätzungen nach Berufsgruppen er- gibt im Grunde statistisch keine rele- vanten Ergebnisse. Auch eine Be- wertung der Befragungsergebnisse nach Städten und Landkreisen ist nur sehr eingeschränkt möglich. Die niedrige Beteiligung von Ärzten aus Ludwigshafen an der Befragung ist wohl einerseits Ausdruck dafür, daß dort das Thema Umwelt ständig und in engem Kontakt mit der Bevölke- rung behandelt wurde und wird. An- dererseits ist darin auch ein Beleg für die umfangreichen Schutzmaßnah- men von seiten der Industrie (BASF) zu sehen. Der hohe Rücklauf aus dem nicht durch Industrie geprägten Stadtkreis Zweibrücken findet eine Erklärung möglicherweise in frühe- ren und jetzigen Industrieanlagen (Stahl, Kraftwerke) des westlich be- nachbarten Saarlandes.
Im Anschluß an die Fragen wur- den in großer Zahl weitere Anregun- gen zur Umweltmedizin gegeben. Die Befragung hat der Arbeit des Aus- schusses für Umwelt und Gesundheit zahlreiche Impulse gegeben und das Interesse an umweltmedizinischen Fragen im Kammerbereich deutlich gemacht.
Dr. med. Christian Dommes Facharzt für Urologie Hauptstraße 18 66953 Pirmasens
Prof. Dr. med. Jürgen P. Großer Facharzt für Hygiene
und Umweltmedizin Marie-Juchacz-Weg 8 67134 Birkenheide/Pfalz A-214
P O L I T I K AKTUELL
(26) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 5, 31. Januar 1997
Das Hessische Zentrum für Klini- sche Umweltmedizin (HZKUM) ist seit Juni letzten Jahres an der Justus- Liebig-Universität Gießen etabliert.
Es verfolgt ein Konzept der ambulan- ten und stationären Betreuung von umweltmedizinischen Patienten und bietet durch seine Organisationsstruk- tur alle Voraussetzungen für eine den heutigen Bedürfnissen angemessene umweltmedizinische Versorgung. Aus strukturellen Überlegungen heraus ergab sich die Notwendigkeit, die umweltmedizinische Zusammenarbeit der verschiedenen klinischen Diszipli- nen zu verstärken, ohne die klassi- schen Methoden der jeweiligen eige- nen Fachgebiete zu vernachlässigen.
Die folgenden Fachgebiete sind im HZKUM strukturell miteinander vernetzt: Hygiene und Umweltmedi- zin, Arbeits- und Sozialmedizin, Der- matologie, Allergologie und Androlo- gie, Psychosomatik, Innere Medizin, Kinderheilkunde, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Psychiatrie, Neuro- logie, Pathologie sowie Rechtsmedi- zin. Die Umweltmedizinische Ambu- lanz (UMA) des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin koordiniert alle Aktivitäten. Sie veranlaßt auch die Grundanamneseerhebung, die Festle- gung sowie mögliche Human-Monito- ring- beziehungsweise Ambient-Mo- nitoring-Untersuchungen.
Festes
Diagnoseschema
Für den umweltmedizinischen Pa- tienten besteht ein festes Diagnose- und Untersuchungsschema. Er wird anhand eines Patientenlaufzettels nach entsprechender Indikation zu den kli- nischen und theoretischen Bereichen geleitet. Fachpsychotherapeutische Erstinterviews erlauben eine differen- zierte Einschätzung psychosozialer (Begleit-)Ursachen der Symptomatik.
Außerdem verfügt das HZKUM über
umfangreiche Kapazitäten der speziel- len Schadstoffanalytik (mit fachlich adäquater Bewertung) in verschiede- nen Umweltlaboratorien. Erforderli- chenfalls können Ortsbegehungen mit externen Schadstoffmessungen, zum Beispiel im häuslichen Umfeld der Pa- tienten, vorgenommen werden. Zu- dem besteht die Möglichkeit, Patien- ten in eigenen, zur Zeit von der Der- matologie zur Verfügung gestellten Betten stationär aufzunehmen.
Regelmäßige
Fallbesprechungen Alle Befunde aus den kooperie- renden Fachbereichen werden von der UMA in einer zentralen Patien- tenakte zusammengetragen. Das wei- tere Vorgehen wird regelmäßig bei in- terdisziplinären Fallbesprechungen koordiniert. Sind alle Untersuchun- gen abgeschlossen und ist das weitere Verfahren festgelegt, findet ein um- weltmedizinisches Abschlußgespräch mit dem Patienten statt.
Das HZKUM strebt an, die Er- fahrungen aus ambulanter und klini- scher Tätigkeit wissenschaftlich zu dokumentieren und zu bewerten. Zu- dem wird eine enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kollegen und auch Experten aus dem Bereich des öffentlichen Gesundheitswesens ge- sucht, um eine fachlich sinnvolle um- weltmedizinische Beratung zu ermög- lichen. In Zusammenarbeit mit inter- nen und externen Kooperationspart- nern sollen darüber hinaus For- schungsvorhaben zur Entwicklung von Kriterien und Standards für die Klinische Umweltmedizin durchge- führt werden.
Prof. Dr. med. Thomas Eikmann Hessisches Zentrum für
Klinische Umweltmedizin Friedrichstraße 16 35385 Gießen