A 1040 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 20|
18. Mai 2012KULTURKALENDER
Der Aufbruch der Malerei
Alle vier Wochen stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
BERLIN Bis 1. Juli:
Aufbruch. Malerei und realer Raum Mit einem Locheisen durchstieß Lucio Fontana um 1960 die Leinwand (Bild:
„Concetto Spaziale“). Ellsworth Kelly er- fand seine rahmenlosen Bildobjekte. Fran- çois Morellet versah weiß gestrichene Bildtafeln mit sich wiederholenden Struk- turen. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts widersetzten sich immer mehr Künstler den Grenzen des traditionellen Tafelbilds und schufen Arbeiten mit Bezug zum rea- len Umraum. Die Ausstellung untersucht die verschiedenen Ansätze, die Geschlos- senheit des Bildes mit Hilfe der Malerei aufzubrechen. Außer von Fontana, Kelly und Morellet sind unter anderem Werke von Yves Klein, Bridget Riley, Gotthard Graubner, Frank Stella, Emil Schumacher und Günter Uecker zu sehen.
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Di.–So. 11–20 Uhr
DRESDEN 26. Mai bis 26. August:
Die Sixtinische Madonna
Ein Kultgemälde feiert seinen 500. Ge- burtstag. 1512 erhielt Raffael in Rom den Auftrag für die Sixtinische Madonna.
Fast 250 Jahre blieb das Meisterwerk an seinem ursprünglichen Ausstellungsort in Piacenza, ohne von der Öffentlichkeit be- sonders bemerkt zu werden. Das änderte sich erst 1752/1754, als August III. das Bild für die Dresdener Gemäldegalerie ankaufte. Die Ausstellung stellt die „Sixti- nische Madonna“ im Kontext der römi- schen Arbeiten Raffaels und der Werke anderer Künstler vor und erzählt die Ge- schichte ihres Exils während des Zweiten Weltkriegs bis zu ihrer Rückkehr 1955 nach Dresden.
Gemäldegalerie Alte Meister, Semperbau am Zwinger, Theaterplatz 1, tgl. 11–18, Do./Sa. 10–21 Uhr
HANNOVER 17. Mai bis 19. August:
Made in Germany Zwei
Bevor in Karlsruhe am 9. Juni die Docu- menta 100 Tage lang wegweisende inter- nationale Künstler vorstellt, präsentieren in Hannover das Sprengel-Museum, die Kestnergesellschaft und der Kunstverein Werke einer jüngeren, in Deutschland ar- beitenden Generation. Die von den drei Museen gemeinsam kuratierte Ausstel-
lung untersucht, welche Bildsprachen der Nachwuchs entwickelt und welche Ten- denzen sich daraus ablesen lassen.
Sprengel-Museum/Kestnergesellschaft/Kunst- verein, Kernöffnungszeit: Di.–So. 12–18 Uhr;
weitere Infos: www.madeingermanyzwei.de
HERFORD Bis 16. September:
Atelier + Küche = Labor der Sinne Dass sich die Beziehung zwischen Kunst und Küche keineswegs nur auf das Gen- re des Stilllebens beschränkt, zeigt eine fesselnde Übersichtsschau mit circa 150 hochkarätigen Arbeiten, die das Künstler- atelier und die Küche als kreative Pro- duktionsstätten in Beziehung setzt. Ein Gang durch die Kunstgeschichte, der mit alten Holzschnitten der Berufsstände aus dem 16. Jahrhundert beginnt, illustriert den Wandel, dem beide Orte unterlagen:
von handwerklichen Meisterwerkstätten über die Ateliers einzelner genialer Schöpfer bis hin zum fabrikartigen Multimediastudio für Kunst oder Gaumengenüsse.
Marta, Goebenstraße 2–10, Di.–So. 11–18, jeden 1. Mittwoch im Monat 11–21 Uhr
NÜRNBERG
24. Mai bis 2. September:
Der frühe Dürer
Die mit mehr als 200 Exponaten „größte Dürer-Ausstellung in Deutschland seit 40 Jahren“ ist dem Frühwerk und der Bio- grafie des jungen Malers aus Nürnberg gewidmet. Konkret geht es um die Zeit bis 1505, als der 34-Jährige zu seiner zweiten Italienreise aufbrach und schon seinen berühmten Feldhasen aquarelliert hatte. Die Schau verspricht wegweisende neue Erkenntnisse, die durch ein inter- disziplinäres Forschungsgroßprojekt er- möglicht wurden: Kunsthistoriker, Physi- ker, Chemiker und Techniker hatten drei Jahre lang die frühen Gemälde und Zeichnungen des Renaissancegenies unter die Lupe genommen.
Germanisches Nationalmuseum, Kartäuser- gasse 1, tgl. 10–18, Mi./Do. 10–21 Uhr
Sabine Schuchart
Gesichter der Forschung
Die Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften ist die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt. Seit ihrer Gründung 1652
durch vier Mediziner wurden circa 7 500 Wissenschaftler, darunter 168 Nobelpreisträger, aufgenommen.
Die Ausstellung zeigt anhand von 350 Mitgliederporträts aus dem reich- haltigen Archiv, wie sich zwischen 1652 und 1935 das „Antlitz der Wis-
senschaft“ vom konventionellen Porträt bis hin zum privaten, sehr persönlichen Foto veränderte (Bilder: Der Mediziner Robert Doerr, Professor für Hygiene und Mikrobiologie an
der Universität Basel, 1932; Albert Sebia, Apotheker und berühmter Naturaliensammler, 1731).
DER BESONDERE TIPP
© 2012
© Archiv Leopoldina
„Das Antlitz der Wissenschaft.
Gelehrtenporträts aus drei Jahrhunderten“: Stiftung Moritzburg, Friedemann-Bach- Platz 5, Halle (Saale), Di. 10–19, Mi.– So. 10–18 Uhr (bis 8. Juli)
© Archiv Leopoldina