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Archiv "Pädiatrie: Gegen jede Form von Gewalt" (14.11.2008)

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A2468 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 46⏐⏐14. November 2008

B R I E F E M E D I E N

Patient, der kein DMP wollte ), nur um Kasse zu machen mit DMP-Ein- schreibungen und um ihren Chroni- keranteil zu erhöhen wegen des Risi- koausgleichs. Dafür ist Geld da, aber um eine Slipeinlage „zur Teilnahme am öffentlichen Leben“ muss gekämpft werden. Wir alten Füchse können den jungen Hasen das Feld überlassen. In die Falle müssen diese selbst laufen. Ob’s was ändert?

Glaub ich nicht, es herrscht keine Ei- nigkeit.

Wilhelm Schütte,An der Paulikirche 3, 38102 Braunschweig

GEORGIEN

Der Fünftagekrieg mit Russland hat das kleine Land Georgi- en mit einer neuen Flüchtlingswelle überschwemmt (DÄ 38/2008: „Georgien:

Kaum Hilfe für traumatisierte Opfer“ von Annette Blettner).

Unausgewogen

Voller Befremden las ich den Artikel von Frau Annette Blettner über die schrecklichen Zustände im Kauka- sus. Der Artikel gehört mit seinem einleitenden Foto „Stop Russia“ eher in ein Kampf- oder PR-Blatt der Bundesregierung als in eine ärztliche Fachzeitschrift. Er ist außerdem un- ausgewogen, ohne auf die Verbre- chen der Gegenseite einzugehen, die von einem Abenteurer zum Teil mit deutschen Sturmgewehren ausge- führt wurden, über deren Vertriebs- weg nichts bekannt werden darf. Un- ter einem Krieg leiden immer die Unschuldigen. Dieser Artikel gießt jedoch Öl ins Feuer.

Dr. med. Bernd Bielau,Anger 13, 96482 Ahorn

Anmerkung:

Unsere Autorin hat über die Lage der Ver- letzten, der Traumatisierten, der verge- waltigten Frauen und der Flüchtlinge in Georgien berichtet. Sie hat ausdrücklich offengelassen, welche Seite die größere Schuld an dem Krieg trifft. Humanitäre Katastrophen wie den Georgienkrieg – gleichgültig, von wem verursacht – wird das Deutsche Ärzteblatt auch künftig nicht verschweigen. Die Redaktion

PÄDIATRIE

Gegen jede Form von Gewalt

Der Misshandlung und Vernachläs- sigung von Kindern sind die Men- schen zu allen Zeiten und in allen Kulturen mit Erschrecken, Unver- ständnis und dem Ruf nach Bestra- fung begegnet. Jenseits dieser emo- tionalen Reaktionen fanden Fragen nach den Ursachen, dem Erkennen, der Behandlung und der hieraus not- wendig folgenden Prävention sehr viel weniger Interesse. Der Frank- furter Pädiater Gert Jacobi hat sich auf der Basis seiner langen berufli- chen Erfahrung als Herausgeber der Monografie dieser Thematik gewid- met. Er wird dabei unterstützt von Spezialisten aus der Medizinge- schichte und -ethik, der Neuroradio- logie, Kinderchirurgie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Rechtsmedizin, Rechtswissenschaft und einer Di- plom-Sozialpädagogin als Vertrete- rin der Jugendämter.

Jacobi führt den Leser nach einer umfassenden Darstellung der theo- retischen Grundlagen, Begriffsbe- stimmungen und Folgen (er unter- scheidet neurologische, mentale, psychoemotiona- le und Gedeihstörungen) anhand detaillierter Fallstu- dien aus einem Fundus von 234 eigenen Patienten durch alle Phasen der Dia- gnostik und Differenzial- diagnostik. Dabei bleibt er niemals bei der Erfassung von Symptomen und Zei- chen stehen, sondern be- trachtet das Kind immer in seinem sozialen Umfeld.

Für die Diagnostik ist neben dem pädiatrischen-neurologischen Be- fund die neuroradiologische Unter- suchung von besonderer Bedeu- tung. Typische Verletzungsmuster des Skeletts, der Weichteile und/

oder des Zentralnervensystems wei- sen auf eine nichtakzidentelle Schä- digung des Kindes hin. Erschre- ckend sind die angegebene Häufig- keit von mehr als 150 000 Fällen pro Jahr in Deutschland und die zu ver- mutende hohe Dunkelziffer. Die meisten stationär behandelten Kin- der sind jünger als drei Jahre, wobei

das Schütteltrauma besonders Säug- linge betrifft. Zwölf bis 15 Prozent der misshandelten Kinder verster- ben, 40 Prozent erleiden bleibende physische Schäden, vor allem als Folge von Hirnblutungen und Ver- letzungen.

Das Münchhausen-by-Proxy- Syndrom wurde erst in den 70er- Jahren als besondere Form der Kin- desmisshandlung identifiziert: Die schädigende Person (in 95 Prozent der Fälle die Mutter) verursacht Krankheitssymptome, für die es kei- ne echte Erkrankung als Erklärung gibt. Die oft bizarren Krankheitsbil- der sind häufig Anlass für zahlrei- che risikobehaftete diagnostische und therapeutische Maßnahmen. Ja- cobi beschreibt das Krankheitsbild anhand mehrerer Fallbeispiele sehr ausführlich.

Wichtig und hilfreich ist die Dar- stellung der Rolle einzelner Berufs- gruppen bei der Versorgung miss- handelter Kinder. Sie zeigt sehr ein- drücklich die oft vermeidbaren Feh- ler und Unterlassungen auf allen Ebenen, die für die Betroffenen töd- lich sein können. Die Kapitel „Pro- blemfelder des Rechts“ und das

„Handeln des Jugendamtes“, ge- schrieben von erfahrenen Fachleu- ten, ergänzen die Problematik in vorzüglicher Weise.

Beeindruckt wird der Leser von der Leidenschaftlichkeit, mit der Ja- cobi für das Wohl der Kinder und gegen jede Form von Gewalt ein- tritt. Die Monografie informiert auf 528 Seiten über alle wichtigen Aspekte der gewählten Thematik.

Mehr als 1 100 Literaturzitate ge- statten dem Leser Zugang zur inter- nationalen Literatur. Zahlreiche, oft farbige Abbildungen illustrieren diese schwierige, oft bedrückende Thematik der Medizin. Detailliertes Wissen zur Früherkennung, Be- handlung und Prävention der Kin- desmisshandlung und Vernachlässi- gung sind für den Arzt und alle Be- teiligten notwendiges Rüstzeug. Die Monografie vermittelt es in ganzem Umfang. Gemessen an Umfang, Ausstattung und Inhalt ist das Buch für 79,95 Euro eine lohnende An- schaffung. Es sollte in keiner kin- derärztlichen Praxis fehlen.

Folker Hanefeld Gert Jacobi (Hrsg.):

Kindesmiss- handlung und Vernachlässigung.

Epidemiologie, Dia- gnostik und Vorgehen.

Huber, Bern, 2008, 528 Seiten, gebunden, 79,95 Euro

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