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Archiv "Eine Sekunde" (07.05.2004)

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grundstück gezeigt, der zu Lehr- zwecken und zum Anbau verschiedener Heilpflanzen genutzt wird.

Das etwa 200 Kilometer nördlich von Pjöngjang gelegene Kreiskrankenhaus in Hyangsan versorgt mit 70 Ärzten und insgesamt 165 Mitarbeitern sowie 206 Betten ein Einzugsgebiet von 50 000 Einwohnern. Das 60 Kilometer südlich von Pjöngjang gelegene Kangnam- Kreiskrankenhaus wurde gegenüber dem Besuch von 2001 inzwischen reno- viert, die medizinische Einrichtung je- doch kaum erneuert. Das Ärzteteam dieses Krankenhauses übernimmt auch die hausärztliche Versorgung einschließ- lich der Hausbesuche. Im Labor fehlten Reagenzien, der Laborarzt klagte über einen allgemeinen Versorgungsengpass mit Chemikalien. Die Behandlung er- folgte teils nach westlichen, teils nach traditionell koreanischen Prinzipien.

Beim Besuch des Operationssaales fiel ein nur als historisch zu bezeichnender OP-Tisch mit einem ebensolchen Nar- kosegerät auf. Die Augenabteilung konnte wegen geringen Patientenauf- kommens in der Zeit der Herbstferien nicht besucht werden, zumal der Au- genarzt mit weiteren Ärzten in den Wäldern der Umgebung unterwegs war, um Heilkräuter zu sammeln.

Modernere Pharmaproduktion

In der Pjöngjang Pharmaceutical Com- pany fand sich im Gegensatz zu dem Be- such 2001, über den bereits im Deut- schen Ärzteblatt (DÄ, Heft 40/2001) be- richtet wurde, eine vom Diakonischen Werk gespendete moderne Tabletten- herstellungsmaschine neben den alten Geräten aus den 40er- und 50er-Jahren.

Dennoch war eine deutliche Verbesse- rung der maschinellen Ausstattung, der Bausubstanz und der Sauberkeit der Räume festzustellen. Die Geschäftslei- tung berichtete über ein Joint-Venture- Geschäft mit einer Schweizer Firma.

Nach den positiven Ergebnissen der Tagung in Pjöngjang wird die medizini-

sche Fortbildung von koreanischen Ärzten in Deutschland intensiviert. In Vorbereitung sind Fortbildungsaufent- halte für zehn weitere Ärzte (zwei Päd- iater, zwei Laborärzte, zwei Gynäkolo- gen, zwei Internisten, ein Neurochirurg,

ein Orthopäde), die mit finanzieller Un- terstützung der DVRK, des DAAD und der gastgebenden Krankenhäuser er- folgen werden.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. T. S. Lie1 Prof. Dr. med. Hans Koch2 T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 197. Mai 2004 AA1323

D

as Telefon klingelt. „Jemand will Sie sofort sprechen, sie sagt nicht ihren Namen, meint aber, sie könne unmöglich länger warten . . .“ Meine Güte, müssen denn immer alle Anrufer durchgestellt werden, man kommt überhaupt nicht mehr zum Arbeiten . . . „Es würde aber nur eine Sekunde dauern, hat sie gesagt, wirklich nur eine Sekunde . . .“, na gut, wenn dem wirklich so ist . . ., „dann stelle ich durch, Herr Doktor.“

„Hallo . . .“ „Böhmeke, guten Tag.“ „Hallo . . . wer ist dran?“ „Böhmeke.“

„Versteh’ ich nicht, wer ist denn da dran?!“ „Ich.“ „Ach, Sie sind’s, Herr Dok- tor, ich hätt’ Sie gar nicht an der Stimme erkannt!“ Was denn los sei. „Also hören Sie mal . . .“, ja, ich höre, „hören Sie mal ganz genau zu . . .“, tue ich doch

. . ., „mein Blutdruck, der spielt wieder völlig verrückt!“ Wie verrückt? „Was meinen Sie?“ Wie hoch der Blutdruck denn sei. „Was meinen Sie, wie hoch?“

So in Millimeter Hg, falls sie den Blutdruck gemessen haben sollte. „Also Sie sind mir einer! Natürlich habe ich meinen Blutdruck gemessen!“ Schön. Ob sie mir das Ergebnis sagen könnte. „Das kann ich Ihnen nicht so einfach sagen, ich hab’ den aber irgendwo aufgeschrieben. Warten Sie mal . . . Herbert!

HERBERT!“ Während Herbert sich um das Auffinden des Blutdruckes bemüht, gibt meine Arzthelferin mir gestenreich zu verstehen, ich möge das Telefonat straffen, die Wartezimmeratmosphäre nähere sich bedrohlich derje- nigen illegaler Boxkämpfe. „HERBERT! Nu komm schon mit mein Blut- druck!“ Ich höre, wie der Blutdruck schwer atmend des Telefons Nähe erreicht.

„Also ich kann das nicht lesen . . . HERBERT! Hol mir mal meine Brille!“ Der Blutdruckbote entfernt sich schnaufend, kommt als Brillenetui wieder. „Jetzt kann ich das lesen, Herr Doktor!“ Was sie denn lesen würde. „Ach, das ist so undeutlich . . . vierhundertdreißig!“ Systolisch oder diastolisch. „Ach nee, das ist die Miete, warten Sie mal eine Minute nur . . . jetzt hab ich’s: dreiundzwan- zig!“ Könnte das vielleicht das quartalsweise Entgelt für den Hausarzt sein . . .

„Ja, da haben Sie Recht, Herr Doktor, das kann irgendwie alles nicht ganz stim- men . . . wo war der denn nur wieder, mein Blutdruck . . . HERBERT!“

Anwendungen dieser Glosse: 1. Als Trost: Es gibt viele Kollegen, die das Gleiche durchmachen wie Sie. 2. Als Vorlage beim Gericht: Falls Sie wegen unzumutbar langer Wartezeiten belangt werden und man Ihnen keinen Glauben schenken möchte, dass Sie sich in nerven- und zeitaufreibenden Telefonaten verheddert haben. 3. Als Warnung:

Es könnte ein Testanruf der Krankenkasse sein, die niedergelassene Ärzte auf ihre Kooperations- fähigkeit überprüft. Daher: Aufgepasst! Nicht vorschnell den Hörer auflegen, auch wenn die Zumutbarkeitsgrenze schon am Horizont ver-

schwindet! Dr. med. Thomas Böhmeke

Eine Sekunde

1 Generalsekretär der Deutsch-Koreanischen (DVRK) Association für Medizin e.V.

Adolfstraße 9–11, 53111 Bonn

2 (DAAD-Vertreter) Augenklinik Dardene

Friedrich-Ebert-Straße 23, 53177 Bonn

Referenzen

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