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Hormonstörende Chemikalien

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Academic year: 2022

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116 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2021 | www.diepta.de

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as Hormonsystem ist

für die Gesundheit von Mensch und Tier von großer Bedeutung. Es steuert die Produktion und Aus- schüttung von Botenstoffen, die wiederum an Prozessen des Wachs- tums, des Stoffwechsels, des Im- munsystems, der Fortpflanzung oder des Verhaltens beteiligt sind.

Endokrine Disruptoren werden

auch als Umwelthormone bezeich- net und kommen vorwiegend in synthetisch hergestellten Materia- lien vor. Es handelt sich hierbei um Chemikalien, die wie Hormone wir- ken. Sie stören hormonelle Prozesse in menschlichen und tierischen Or- ganismen und fördern daher Er- krankungen der Schilddrüse, Krebs, Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen oder Adipositas. Da-

rüber hinaus können sie zu Un- fruchtbarkeit oder Schädigungen der Keimbahn führen. Die Auf- nahme in den Körper erfolgt über Hautkontakt (etwa durch Kosmetika oder Textilien) sowie durch das Einatmen von schädlichen Substan- zen. Auch über Nahrungsmittel und Trinkflüssigkeiten gelangen endo krine Disruptoren in den Orga- nismus.

Hormonstörende Chemikalien

Endokrine Disruptoren haben nicht nur einen gefährlich klingenden Namen, sie greifen

in das Hormonsystem der Menschen ein und verursachen eine Reihe von Krankheiten.

Die Stoffe befinden sich in verschiedenen Alltagsprodukten.

PRAXIS ENDOKRINE DISRUPTOREN

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2021 | www.diepta.de

Lange Liste Sie sind in Pflanzenschutz- mitteln, Kunststoffen, Kosmetikprodukten, Fertignahrung und vielem mehr enthalten.

Auch in Auskleidungen von Tetrapaks und Dosen sowie in Elektronikartikeln kom- men sie vor. Zu den endokrin aktiven Sub- stanzen zählen Dioxine (sie bilden sich bei Verbrennungsvorgängen), Bisphenol A (BPA) und Phtalate (Weichmacher in Plas- tik), polychlorierte Biphenyle (PCB) (sie wurden früher als Hydraulik- oder Isolier- öle verwendet), DDT (es wurde einst zur Insektenbekämpfung genutzt) sowie Para- bene (zur Konservierung von Kosmetika).

Einige davon, wie DDT, sind bereits seit Jahren verboten, treten jedoch sowohl in der Umwelt als auch in der Nahrungskette noch immer auf.

DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) wurde bereits 1939 entdeckt und weltweit als Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Anfang der 1970er Jahre wurde es aufgrund seiner hohen Schädlichkeit wieder verboten. Al- lerdings wird das Gift sehr schlecht abge- baut, sodass es in nahezu jedem Organis- mus nachgewiesen werden kann. Die Substanz beeinflusst die Geschlechtshor- mone und führt durch die Verstärkung des Estrogens zu einer Verweiblichung des Körpers.

Bisphenol A ist die bekannteste Substanz unter den Umwelthormonen. Es kann sich beim Kontakt mit Lebensmitteln aus dem Produkt (zum Beispiel Plastikflaschen oder Beschichtung von Konservendosen) lösen und über die Speisen in den mensch- lichen Organismus gelangen. Die Substanz greift bereits in den geringsten Mengen in den Hormonhaushalt ein. BPA steht im Verdacht, Schilddrüsenerkrankungen, Di- abetes und Unfruchtbarkeit auszulösen.

Seit 2011 darf es in der EU nicht mehr in Babyflaschen vorkommen, seit 2020 ist die Verwendung in Thermopapier (zum Beispiel Kassenbons) verboten.

Triclosan findet man in Seifen, Zahnpasta und in einigen Deodorants. Die Substanz soll ähnlich risikobehaftet sein wie Bisphenol A und verursacht vermutlich verschiedene Störungen beim Menschen wie Tumoren, Entzündungen der Leber, eine Abnahme der Fertilität, Asthma und Allergien. Außerdem zeigte sich in Tier- versuchen, dass Triclosan den Darm schädigen und Darmkrebs begünstigen kann.

Polychlorierte Biphenyle wurden durch die Stockholmer Konvention im Jahre 2001 weltweit verboten. Zuvor waren sie in Transformatoren, in Hydraulikanlagen

als Hydraulikflüssigkeit, in Lacken, in elektrischen Kondensatoren oder in Kunststoffen enthalten. PCB stehen im Verdacht, kanzerogen zu sein, außerdem fördern sie die Unfruchtbarkeit des Man- nes, schädigen das Immunsystem oder verzögern die geistige und körperliche Entwicklung.

Auch Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Quecksilber gehören zu den schäd- lichen Chemikalien. Insgesamt gibt es in der EU etwa 22 000 Chemikalien oder na- türlich vorkommende Substanzen, die vermarktet werden – davon werden 1000 als endokrin aktiv eingestuft.

Berührungspunkte meiden! Die endo- krinologische Fachgesellschaft Endocrine Society empfiehlt verschiedene Maßnah- men, um den Kontakt mit endokrinen Dis- ruptoren möglichst auszusparen. Sie kön- nen diese Ratschläge im Beratungsgespräch an Ihre Kunden weitergeben:

auf Tabakrauch verzichten,

kein Spielzeug und keine Flaschen und Aufbewahrungsbehälter aus Kunststof- fen verwenden,

Bio-Lebensmittel bevorzugen, da diese nicht mit Pestiziden behandelt wurden,

beim Einkauf auf die Inhaltsstoffe der Produkte achten und solche mit endo- krinen Disruptoren nicht kaufen,

Kosmetikprodukte ohne synthetische Duftstoffe wählen,

beim Einkauf eine App wie „Codecheck“

nutzen, um detaillierte Informationen über die Inhaltsstoffe der Produkte zu erhalten.

Wie greifen endokrine Disruptoren in das Hormonsystem ein? Die „Um- welthormone“ stören die Wirkung der kör- pereigenen Hormone auf verschiedenen Ebenen. Sind die endokrinen Disruptoren den natürlichen Hormonen chemisch ähn-

lich, binden sie an die Rezeptoren und schwächen die Wirkung der körpereigenen Hormone ab. Außerdem verändern die Schadstoffe unter Umständen die Stärke der Rezeptoraktivität. Sie sind außerdem in der Lage, den Abbau der natürlichen Bo- tenstoffe durch die Hemmung von Enzy- men zu beeinflussen. Zusätzlich können sie die Herstellung der körpereigenen Hor- mone in den endokrinen Drüsen aus dem Gleichgewicht bringen.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

© gpointstudio / iStock / Getty Images

Die sogenannten Umwelt‑

hormone stören hormonelle

Prozesse bei Mensch und Tier.

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